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GET – GREEN EFFICIENT TECHNOLOGIES DE 1/23

„GET – GREEN EFFICIENT TECHNOLOGIES“ ist die neue unabhängige Medienplattform für Energie­versorgung, Effizienzsteigerung und alternative Energieträger und -speicher. In der Industrie gibt es nach wie vor ein hohes Potential, Energie einzusparen. Effizienz ist nicht nur für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens wichtig, sondern zielführend und ressourcen­schonend. Die Bedeutsamkeit von Effizienz, vor allem in der Energieerzeugung, welche Rolle dabei Wasserstoff, Industrieprozesse, die Ressourcen- und Kreislaufwirtschaft spielen, wie Energie gespeichert werden kann und vieles mehr finden Sie in der neuen GET. „GET – GREEN EFFICIENT TECHNOLOGIES“ ist eine Publikation der PuK. Das Fachmedium wird 2023 in deutscher Sprache am 25. Mai und 7. November als Print- und Digitalausgabe und am 5. Juli und 29. November in englischer Sprache ausschließlich als digitale Ausgabe erscheinen.

„GET – GREEN EFFICIENT TECHNOLOGIES“ ist die neue unabhängige Medienplattform für Energie­versorgung, Effizienzsteigerung und alternative Energieträger und -speicher.

In der Industrie gibt es nach wie vor ein hohes Potential, Energie einzusparen. Effizienz ist nicht nur für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens wichtig, sondern zielführend und ressourcen­schonend.

Die Bedeutsamkeit von Effizienz, vor allem in der Energieerzeugung, welche Rolle dabei Wasserstoff, Industrieprozesse, die Ressourcen- und Kreislaufwirtschaft spielen, wie Energie gespeichert werden kann und vieles mehr finden Sie in der neuen GET.

„GET – GREEN EFFICIENT TECHNOLOGIES“ ist eine Publikation der PuK. Das Fachmedium wird 2023 in deutscher Sprache am 25. Mai und 7. November als Print- und Digitalausgabe und am 5. Juli und 29. November in englischer Sprache ausschließlich als digitale Ausgabe erscheinen.

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<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong><br />

1/20<strong>23</strong><br />

Wasserstoff und Prozesstechnik<br />

Energieversorgung<br />

Industrieprozesse Kreislaufwirtschaft Ressourcen<br />

Dezentralität<br />

Energie- und Wärmenetzwerke<br />

Logistik<br />

RESSOURCEN-ERHALT<br />

MIT MAGNETGEKUPPELTEN PUMPEN<br />

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Editorial<br />

Gut gelaunte Goldgräber<br />

Vor wenigen Wochen fand in Frankfurt die Weltleitmesse ISH für Wasser, Wärme, Luft statt. Epizentrum der allgemein<br />

guten Laune war ohne Zweifel die Halle 12. Dicht an dicht schob sich eine bunte Mischung von Fachbesuchern aus<br />

Handwerk, Handel, Industrie und Dienstleistern wie Architekten oder öffentlichen Kommunen durch die allenthalben<br />

von Wärmepumpen in allen Bauarten und Größenklassen dominierten Messestände.<br />

Auffällig war die spürbar pulsierende Aufbruchstimmung unter allen Anwesenden <strong>–</strong> kein Wunder angesichts des staatlich<br />

verordneten Investitionszwangs in regenerative Gebäudetechnik, auch Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG)<br />

genannt. Etwas weniger präsent als das überall propagierte Allheilmittel Wärmepumpe, fanden sich an den fast schon<br />

verschämt ausgestellten Gasthermen mit „H 2 -ready“ erste Hinweise auf die bis 2045 angepeilte vollständige Dekarbonisierung<br />

des Gasmarktes. Spätestens dann zischt nur noch Wasserstoff aus der Gasleitung, und praktisch alle gasverbrennenden<br />

Geräte müssen dann kostspielig erneuert oder <strong>–</strong> falls von der Industrie überhaupt angeboten <strong>–</strong> umgerüstet<br />

werden. Das dürfte irgendwann im Zeitraum bis 2045 für Kleinverbraucher recht disruptiv geschehen, denn auf der<br />

letzten Meile gibt es kein entweder Erdgas oder H 2 .<br />

Zwar sah sich die Bundesregierung genötigt, mit einigen Klarstellungen und auch Abschwächungen der angekündigten<br />

Maßnahmen des Bundeswirtschaftsministers die sich unter Bestandsimmobilienbesitzern verbreitende Panik etwas<br />

abzuschwächen. Erste Auswirkungen des inzwischen reichlich unübersichtlichen Gesetzentwurfs zeigen sich bereits <strong>–</strong><br />

die Preise von Bestandsimmobilien der Endenergiebedarfsklassen D bis G geraten aktuell massiv unter Druck.<br />

Hohe Investitionsausgaben<br />

Ursache dafür: Wärmepumpen sind unbestritten der effizienteste Weg aus grün erzeugtem Strom Wärme (zumindest<br />

für Gebäude) zu erzeugen. Allerdings unterscheiden sich die erzielbaren Energiegewinne stark je nach Energiegüte<br />

des Hauses und der gewählten Energiequelle. Besonders effizient sind Grundwasser- und Erdwärmepumpen. Deutlich<br />

schlechter ist leider die gängigste Variante, die sich aus der Umgebungsluft bedient. Diese enthält gerade im Winter,<br />

wenn es darauf ankommt, recht wenig Energie. Grundwasser- und tiefreichende Erdwärmepumpen sind leider aus<br />

geo logischen Gründen nicht überall möglich oder erlaubt, Flachkollektorpumpen benötigen ein vergleichsweise riesiges<br />

Grundstück <strong>–</strong> und sind so keine Alternative in Großstädten.<br />

All die optimistischen Berechnungen mögen sich auch verschlechtern, falls dann noch eine Vielzahl von Wärmepumpen<br />

um die sich durchaus nicht unendlich schnell regenerierende Tiefen- oder Umgebungswärme konkurrieren. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass sich der Wirkungsgrad einer Wärmepumpe umso mehr verschlechtert, je höher die Vorlauftemperatur<br />

der im Haus verbauten Heizkörper sein muss. Unterm Strich bleibt damit eine umfassende Notwendigkeit,<br />

Bestandsimmobilien energetisch mindestens auf den Status „Effizienzhaus 100“ zu verbessern. Die Umsatz-Party wird<br />

also weitergehen.<br />

Goldrandlösung in Sicht?<br />

Viele Industriebetriebe, Institutionen, Kommunen und Forschungsinstitute haben die Herausforderungen der<br />

Dekarboni sierung angenommen. Ob sich Wasserstoff als rein lokale Speicherlösung oder weltweit transportierter Energieträger<br />

etabliert oder doch Strom aus Netz und Akku die gesamten gut 2.400 Terawattstunden bundesdeutscher<br />

End energie schultern muss, ist derzeit noch nicht abzusehen. Einige Beispiele von besonders energie- und rohstoffsparenden<br />

Fertigungstechnologien sowie Spannendes rund um den Wasserstoff finden Sie auf den folgenden Seiten.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Ottmar Holz<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

3


<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Titel<br />

Ressourcen-Erhalt mit<br />

magnet gekuppelten Pumpen<br />

Steigende Energiekosten und ein<br />

zunehmendes Bewusstsein für die<br />

Begrenzung der CO 2 -Belastung durch<br />

die Produktion führen in vielen<br />

Bereichen zu einer zunehmenden<br />

Besorgnis darüber, wie der Energieverbrauch<br />

gesenkt werden kann.<br />

Natürlich sind Pumpen und deren<br />

Antriebe einer der größten Energieverbraucher,<br />

die es zu berücksichtigen<br />

gilt und zwar direkt (Stromverbrauch<br />

der Antriebe) wie indirekt<br />

(andere Energieverbräuche und<br />

Wartungsanforderungen).<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Gut gelaunte Goldgräber 3<br />

Leitartikel<br />

Konzeptionierung integrierter Wasserstoff produktions- und Verteilungsanlagen 6<br />

Ausblick<br />

Energieeffizienz als Gesellschaftsziel 12<br />

Titelgeschichte<br />

Energie- und CO 2 -Einsparung durch nicht-metallische Spalttöpfe in magnet gekuppelten Pumpen 16<br />

Energieträger H 2<br />

Wasserstofftransport <strong>–</strong> Technologien und Herausforderungen 22<br />

(Kaum) Wasserstoff aus Wunsiedel 26<br />

Heiz und Prozesswärme mit klimaneutralem Wasserstoff 30<br />

Energieeffizienz<br />

Zweistufige Druckluftaggregate mit Wärmerückgewinnung 34<br />

Staatliche Fördergelder für energiesparende Trocknungstechnik 60<br />

Aus der Forschung<br />

Genau hingehört 38<br />

Die gewachsene Form <strong>–</strong> ILU lässt aus Pilzmyzel Verpackungen entstehen 64<br />

Effiziente Fertigung<br />

Riesengroß und trotzdem präzise 42<br />

Dekarbonisierung<br />

Tschüss Reichweitenangst 44<br />

Schieben und Sparen 48<br />

Schwerlast und Güterverkehr sicher, verlässlich und effizient dekarbonisieren 52<br />

Klimafreundlicher U-Turn mit der Uthörn 56<br />

Messen und Veranstaltungen<br />

DIAM & DDM 20<strong>23</strong> 66<br />

Unternehmen <strong>–</strong> Innovationen <strong>–</strong> Produkte 68<br />

Markenzeichenregister 72<br />

Inserentenverzeichnis/Impressum 74<br />

4<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


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Leitartikel<br />

Konzeptionierung integrierter Wasserstoffproduktions-<br />

und Verteilungsanlagen<br />

Christian Perplies<br />

Es klingt mit Blick auf die aktuellen<br />

Strompreise fast wahnsinnig, aber<br />

es war notwendig: 4 Terrawattstunden<br />

Strom (!) aus erneuerbaren<br />

Energien gingen im vergangenen<br />

Jahr in Deutschland ganz bewusst<br />

und kontrolliert verloren.<br />

Im Jahr 2020 sogar deutlich mehr.<br />

Netzwerkbetreiber mussten diese<br />

Leistung wegen Spitzenlasterzeugung<br />

und Netzstabilisierung abregeln.<br />

Die fluktuierenden Energieerzeugungsprofile<br />

passten nicht zu<br />

Ort und Zeit der Energienachfrage.<br />

Spitzenlasten aus wind- und sonnenreichen<br />

Stunden übersteigen<br />

zeitweise den Bedarf und das Stromnetz<br />

in Deutschland ist nur begrenzt<br />

in der Lage, große Strom-Mengen<br />

aus dem Norden zu energieintensiven<br />

Verbrauchern im Süden der<br />

Republik zu leiten. Im Jahr 2021<br />

mussten für entsprechende Stabilisierungsmaßnahmen<br />

1,4 Mrd. €<br />

eingesetzt werden. Diese Ausgaben<br />

sowie die Ausfälle für Windkraftbetreiber<br />

werden schlussendlich auf<br />

den Strompreis umgelegt.<br />

Bewegen wir uns mit dem massiven<br />

Ausbau erneuerbarer Energien in<br />

eine Sackgasse? In einen Zustand, in<br />

dem ein weitreichender Zubau von<br />

Erzeugungskapazitäten nur für Spitzenlasten<br />

vorgehalten werden muss?<br />

Was passiert mit dem Strompreis,<br />

wenn schlussendlich eine Mischkalkulation<br />

anhand der Verbrauchsprofile<br />

und immer größerer verlorener<br />

Stromerzeugung entsteht?<br />

Abb. 1: Konzept „grüner Wasserstoff“<br />

Die Antworten auf diese Fragen<br />

liegen in der Erkenntnis, dass der<br />

Ausbau erneuerbarer Energie nur<br />

der erste Schritt ist. Die absehbare<br />

Überschusserzeugung kann und<br />

muss einer vernünftigen Verwertung<br />

zugeführt werden.<br />

Der nächste Schritt nach Installation<br />

von Windanlagen und Photovoltaik<br />

ist grüner Wasserstoff. Mit Hilfe<br />

des Elektrolyseprozesses können wir<br />

diese Energie umwandeln, speichern,<br />

verwenden und in einem wachsenden<br />

Markt verkaufen.<br />

Für grünen Wasserstoff wird der<br />

Ausbau eines europaweiten Pipelinenetzwerkes<br />

geplant. Die Keimzellen<br />

hierfür liegen in zwei lokalen Wasserstoffversorgungsnetzwerken<br />

und<br />

der Ertüchtigung des Erdgasnetzes.<br />

Jedoch ist der Anschluss für viele Regionen<br />

erst in einigen Jahrzenten (!)<br />

zu erwarten.<br />

Das Wasserstoffnetzwerk erlaubt<br />

die Einspeisung aus großen zentralen<br />

Erzeugerstandorten sowie den Import<br />

von Wasserstoff über küstennahe Terminals.<br />

Darüber hinaus stellt es einen<br />

erheblichen Pufferspeicher dar, der für<br />

die saisonale Speicherung unverzichtbar<br />

wäre. Mit Blick auf den Zeitplan des<br />

Ausbaus sowie eine flächendeckende<br />

regionale Versorgung fragt man sich<br />

jedoch: Wird der Aufbau einer europaweiten<br />

Wasserstoffinfra struktur vom<br />

Ausbautempo der Pipelines bestimmt?<br />

Wer wird an dieses Netz angeschlossen?<br />

Wer wird einspeisen? Welche<br />

kommerziellen Modelle kommen hier<br />

zum Einsatz?<br />

Dezentrale Wasserstoffproduktionsund<br />

Verteilungsanlagen<br />

Diese Fragen lenken den Blick auf ein<br />

alternatives Standbein der Wasserstoffinfrastruktur:<br />

Dezentrale integrierte<br />

Erzeugungs- und Verteilungsanlagen.<br />

Hierbei handelt es sich um<br />

Anlagen mit einer Erzeugungskapazität<br />

bis zu 5 Tonnen Wasserstoff pro<br />

Tag, bestehend aus standardisierten<br />

Modulen, welche sämtliche Aggregate<br />

zur Erzeugung, Verdichtung,<br />

Speicherung, Nutzung und weiteren<br />

Verteilung des Wasserstoffs abdecken.<br />

Idealerweise werden die<br />

Anlagen in unmittelbarer Nähe der<br />

Strom erzeugung aufgestellt und belasten<br />

somit nicht das Stromnetz. Außerdem<br />

werden sie in unmittelbarer<br />

Nähe der Wasserstoffverwendung<br />

installiert und minimieren damit die<br />

Kosten des Gastransports.<br />

Abb. 2: Dezentrale H 2 -Produktion und Verteilung<br />

Indem sie über eine geeignete Logistik<br />

miteinander verbunden sind, ergänzen<br />

sich diese Anlagen untereinander<br />

und sorgen so für eine robuste zuverlässige<br />

flächendeckende Versorgung<br />

und Abnahme aller verbundenen Verbraucher<br />

und Erzeuger. In Summe erzeugen<br />

sie so ein erhebliches Angebot<br />

am Wasserstoffmarkt und stellen<br />

damit eine Alternative zu den existierenden<br />

großen Erzeugungsanlagen<br />

im Raffinerieumfeld dar. Die lokale<br />

Erzeugung und Verteilung in einem<br />

kleineren Radius bietet eine andere<br />

Kostenstruktur und kann damit potentiell<br />

günstiger Gas bereitstellen als<br />

6<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Leitartikel<br />

Abb. 3: Redundanz in dezentraler H 2 -Infrastruktur<br />

in den heutigen Versorgerverträgen<br />

der großen Gaslieferanten.<br />

Der modulartige Aufbau und die<br />

zunehmende Standardisierung unterstützen<br />

zudem den notwendigen<br />

graduellen Aufbau „Schritt für Schritt“<br />

und damit eine Transformation der<br />

Energie und Gasversorgung.<br />

trationsprojekten zu lernen und das<br />

Potential weiter auszuloten. Behörden<br />

sind damit beschäftigt, die Zulassungsthematik<br />

aufzunehmen und<br />

europaweit abzustimmen.<br />

Das Umfeld der wenigen qualifizierten<br />

Lieferanten ist geprägt von<br />

Spezialwissen rund um Wasserstoff,<br />

Hochdruckverdichtung, Speicherung<br />

Konzeption der Anlagen<br />

und ist noch vergleichsweise klein.<br />

Ein erheblicher Aufwand wird aktuell<br />

Zunehmend werden Projekte dezentraler<br />

in die Erweiterung von Produktion<br />

Wasserstofferzeugungs- und und Leistungsfähigkeit investiert. Insbesondere<br />

verteilungsanlagen thematisiert, entwickelt<br />

und ausgeschrieben. Viele Kunden<br />

fragen sich, welchen Beitrag kann<br />

Wasserstoff für mein Geschäftsmodell,<br />

für ihre Energiesicherheit leisten.<br />

Erste Pilotprojekte befinden sich<br />

in Realisierung. Die frühen Investoren<br />

und Betreiber der Anlagen verfolgen<br />

vorrangig das Interesse, in Demonskräften<br />

die Gewinnung von Fach-<br />

und der Aufbau zuverlässiger<br />

Lieferketten spielen hierfür eine zentrale<br />

Rolle.<br />

Es ist eine Zeit des Aufbruchs mit<br />

viel Pioniergeist und Gestaltungspielraum.<br />

Umso wichtiger ist es, die beteiligten<br />

Partner in einem Projekt zu<br />

erweitern und aufeinander abzustimmen.<br />

Eine frühzeitige gemeinsame<br />

Besprechung zu den Einflussfaktoren<br />

für die Konzeption dieser Anlagen<br />

kann wertvolle Zeit sparen, Fehlschläge<br />

vermeiden und damit zum Erfolg<br />

dieser ersten so wichtigen Projekte<br />

beitragen.<br />

Aus Erfahrung bisheriger Projektentwicklung<br />

können 3 Hauptkategorien<br />

der Einflussfaktoren auf das<br />

Anlagenkonzept betrachtet werden:<br />

Energie <strong>–</strong> Anlage <strong>–</strong> Wasserstoffverbrauch.<br />

Wir beginnen mit Energie.<br />

Abb. 5: Kategorien der Konzeption<br />

Energie:<br />

Ca. 55 bis 60 kWh werden benötigt,<br />

um mittels Elektrolyse 1 kg Wasserstoff<br />

zu erzeugen. Dieses 1 kg Wasserstoff<br />

repräsentiert dann max. 40 kWh<br />

Energie (Brennwert). In diesem Zusammenhang<br />

wird immer wieder die<br />

technische Effizienz des Elektrolyseprozesses<br />

heftig diskutiert.<br />

Im industrietauglichen Maßstab<br />

existieren heute im Wesentlichen<br />

zwei Elektrolyseverfahren: alkalische<br />

Elektrolyse und PEM Elektrolyse. Großer<br />

Vorteil der PEM Elektrolyse liegt<br />

Abb. 4: integrierte H 2 Produktions- und Verteilungsanlage<br />

Abb. 6: Strombedarf<br />

Als eine der wenigen qualifizierten Anbieter<br />

ist die Firma FEST GmbH in Verbindung<br />

mit der Schwesterfirma MAXIMATOR<br />

Hydrogen GmbH auf die Konzeption<br />

und Lieferung mittelgroßer Wasserstoffproduktions-<br />

und verteilungsanlagen<br />

spezialisiert. Beide Unternehmen sind<br />

Teil der Schmidt-Kranz Gruppe, einem<br />

familiengeführten mittelständischen<br />

Firmen verbund. Im Hause FEST werden<br />

unter der Marke greenH2systems containerisierte<br />

Elektrolyseanlagen gebaut.<br />

FEST <strong>–</strong> mit Sitz in Goslar <strong>–</strong> blickt auf eine<br />

lange Tradition in Automatisierungstechnik<br />

und Anlagenbau zurück und bietet die<br />

Anlagen als Generalunternehmer an.<br />

Die MAXIMATOR Hydrogen GmbH <strong>–</strong> mit<br />

Sitz in Nordhausen und Wien ist Marktführer<br />

für Wasserstoff-Hochdruckverdichtung<br />

und -Tankanlagen. Die Mutterfirma<br />

MAXIMATOR ist bereits seit vielen Jahren<br />

Marktführer bei Hochdruckkomponenten<br />

und Spezialanlagen für Gas.<br />

in hoher Teillastfähigkeit. Das System<br />

kann damit auf Schwankungen der<br />

Strombereitstellung weitgehend reagieren.<br />

Diese Eigenschaft ist für die<br />

„Abschöpfung“ von günstigen Spitzen<br />

im Energieprofil entscheidend.<br />

Genau diese Systemeigenschaft<br />

hilft dabei, das Schlüsselelement<br />

einer wettbewerbsfähigen Wasserstoffproduktion<br />

zu heben: Maximale<br />

Nutzung günstiger Energie!<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 7


Leitartikel<br />

Aus diesen Überlegungen ergeben<br />

sich die entscheidenden Eingangsinformationen<br />

für ein Anlagenkonzept:<br />

Abb. 7: H 2 -Erzeugerkosten zu Systemauslastung und Strompreis<br />

1. Eines oder mehrere Profile verfügbarer<br />

Energie mit zugehörigen<br />

Kosten in einem Best-Case und<br />

einem Worst-Case-Szenario.<br />

2. Informationen zur elektrischen<br />

Anbindung (Netzanbindung oder<br />

Direktkopplung)<br />

3. Anforderungen an die Teillastfähigkeit<br />

und Steuerung der<br />

Elektrolyse<br />

Bei Gestehungskosten von 5 ct pro kWh<br />

(*wie vom ISE im März 2018 ausgeführt)<br />

ist 1 kg Wasserstoff für Energiekosten<br />

von 3 € zu erzeugen. Bei einer Auslastung<br />

des Elektrolyseurs von > 50 % ließe<br />

sich somit für ca. 6 € 1 kg Wasserstoff<br />

Bis zu einem nächsten echten Technologiesprung<br />

der Elektrolyse geht es<br />

weniger um Trimmung technischer<br />

Effizienz, sondern vielmehr um die<br />

Frage: Wieviel günstigen Strom kann<br />

ich mit dem System in Wasserstoff<br />

umsetzen?<br />

Hier setzt der weitere Ausbau<br />

erneuerbarer Energie zweckmäßig<br />

an. Es macht Sinn, die Erzeu-<br />

produzieren. Bei 10 ct pro kWh sind<br />

es schon über 9 €. Diese Überschlagsrechnung<br />

verdeutlicht, wie sensitiv<br />

die Wasserstoffproduktionskosten auf<br />

Stromgestehungskosten und Systemauslastung<br />

reagieren.<br />

gungskapazitäten massiv zu erhöhen.<br />

Die erneuerbare Energie<br />

sollte soweit wirtschaftlich sinnvoll<br />

in das Stromnetz eingespeist<br />

werden. Das verbleibende Profil<br />

der Überschussenergie steht dann<br />

für die Wasserstoffproduktion zur<br />

Verfügung. Es ist nicht verloren,<br />

lässt sich speichern und weiter vermarkten.<br />

Wasserstoffverbrauch<br />

Neben der Energieseite ist eine planbare<br />

Abnahme des Wasserstoffs zu<br />

einem bestimmten Preis oftmals der<br />

Kern der Investitionsentscheidung.<br />

Es gilt hier, den Fokus auf die Vielzahl<br />

der neuen und bestehenden Anwendungen<br />

von Wasserstoff zu lenken<br />

um einen Grundbedarf und damit die<br />

Gegenfinanzierung der Anlage abzusichern.<br />

Ob als Reduktionsmittel, in Syntheseprozessen,<br />

Raffinerie und Beschichtungsprozessen;<br />

Wasserstoff<br />

wird seit vielen Jahrzenten als Grundchemikalie<br />

eingesetzt. Wasserstoff<br />

besitzt einen Marktpreis, welcher<br />

Abb. 8: Energieaufteilung für grünen Wasserstoff<br />

8<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Leitartikel<br />

heute v. a. im Rahmen von Versorgerverträgen<br />

mit den großen Gasfirmen<br />

deutlich wird. Unternehmen erkennen<br />

zunehmend, dass sie bei einer<br />

lokalen Versorgung von einer deutlich<br />

besseren Kostenstruktur profitieren<br />

könnten. Sie sind geeignete<br />

Partner, welche für die Sicherung<br />

des Wasserstoffverbrauchs, also eine<br />

planbare Abnahme des produzierten<br />

Wasserstoffs bei der Konzeption einbezogen<br />

werden sollten.<br />

Ein zunehmend wichtiger Verbrauch<br />

ergibt sich aus Mobilität,<br />

denn klar ist: Fossile Energieträger<br />

haben dort keine Zukunft mehr. Ein<br />

aktueller Brennstoffzellen-Pkw mit<br />

Elektroantrieb kann mit 1 kg Wasserstoff<br />

ca. 100 km weit bewegt werden.<br />

Vorteile liegen in kurzer Betankungsdauer<br />

und relativ hoher Reichweite.<br />

Im Vergleich mit batteriebetriebenen<br />

Fahrzeugen zeigt sich häufig, dass die<br />

technische Effizienz als Kriterium zu<br />

kurz greift. Es geht schlicht um die<br />

Frage: Welcher Antrieb in welcher Anwendung<br />

transportiert in Summe aller<br />

Kosten günstiger? Hierbei zeigt<br />

sich, dass sowohl Batterie als auch<br />

Wasserstoff in bestimmten Anwendungsfällen<br />

die Nase vorn haben.<br />

Für die Fahrzeugbetankung haben<br />

sich zwei Druckniveaus etabliert.<br />

Bei 350 bar Druck werden heute v. a.<br />

Busse und mittlere Lkw betankt. Auch<br />

für Züge oder Schiffe wird dieses<br />

Druckniveau verwendet. Bei 700 bar<br />

Druck werden heute v. a. Pkw betankt.<br />

Jedoch kommen auch erste<br />

Nutzfahrzeuge mit dieser Druckstufe<br />

auf den Markt. Die Anzahl der verfügbaren<br />

Fahrzeugtypen wächst rasant<br />

und mehr und mehr große Hersteller<br />

bekennen sich zu Wasserstoffmobilität.<br />

Viele Akteure gehen heute davon<br />

aus, dass zukünftig insbesondere der<br />

Schwerlastverkehr mit Wasserstoff<br />

bei 700 bar betrieben wird. Ein klassischer<br />

40 t Lkw kombiniert in maximaler<br />

Weise Anforderungen an hohe<br />

Nutzlast, hohe Reichweite, hohe Auslastung.<br />

Wasserstoff passt hier voraussichtlich<br />

besser als Batterie.<br />

U. a. dank der Initiative ‚H 2 Mobility‘<br />

existiert bereits ein Netzwerk von Wasserstofftankstellen<br />

in Europa. Für eine<br />

flächendeckende Nutzung wasserstoffbetriebener<br />

Fahrzeuge muss dieses<br />

Netzwerk noch erheblich wachsen.<br />

Und hier liegt die Chance, zusätzlichen<br />

Verbrauch, zusätzliche Abnehmer für<br />

den lokal produzierten Wasserstoff zu<br />

gewinnen. Die meisten heute installierten<br />

Wasserstofftankstellen werden<br />

extern beliefert, d. h. sie verwenden<br />

in den meisten Fällen grauen Wasserstoff<br />

aus Erdgas, welcher über große<br />

Distanzen geliefert wird.<br />

Hingegen kann eine Wasserstofftankstelle<br />

in direkter Nachbarschaft<br />

einer lokalen Produktionsanlage den<br />

neuen Treibstoff ohne zusätzliche<br />

Kos ten des Transports anbieten.<br />

Im Ergebnis ist hier mit einer guten<br />

Nachfrage zu rechnen. Aus diesem<br />

Grund sollte die Integration einer<br />

Tankstelle unbedingt bei der Konzeption<br />

der Anlage erwogen werden.<br />

Nicht zuletzt aus aktuellem Anlass<br />

wird eine thermische Verwendung<br />

von Wasserstoff zunehmend<br />

interessant. Wasserstoff stellt die einzige<br />

Alternative zum Ersatz von Erdgas<br />

in Hochtemperaturbrennern dar.<br />

Ein Vergleich der Kosten pro kWh für<br />

Erdgas und Wasserstoff zeigt, dass<br />

sich der neue Rohstoff lohnen kann.<br />

Dreh- und Angelpunkt sind auch hier<br />

die Kosten der Energie für den Elektrolyseprozess.<br />

Zahlreiche Projekte<br />

widmen sich den notwendigen Qualifizierungen<br />

an Brennertechnik und<br />

den Schmelzprozessen, um diesen<br />

Weg im größeren Maßstab einzuläuten.<br />

Eine weitere oft erwogene Anwendung<br />

für Wasserstoff ist die Rückverstromung,<br />

d. h. die Nutzung als<br />

saisonaler Stromspeicher. Es bleibt<br />

hier noch offen, wie sich alternative<br />

Stromspeicher entwickeln und ob<br />

die Mengen und insbesondere der<br />

Marktpreis des Wasserstoffs für eine<br />

marktgerechte Rückverstromung verfügbar<br />

werden. Dies scheint wahrscheinlicher,<br />

sobald Infrastruktur in<br />

großem Maßstab aufgebaut ist. Vorher<br />

stellt sich die Frage: Warum den<br />

wertvollen Wasserstoff zerstören?<br />

Die Bandbreite der Anwendungen<br />

verlangt geradezu danach, im Vorfeld<br />

der Anlagenkonzeption den Fokus<br />

auf potentielle lokale Abnehmer stark<br />

zu erweitern. Je mehr Anwender in<br />

Nähe der Anlage, je mehr planbarer<br />

Bedarf an Wasserstoff, umso sicherer<br />

kann eine Investitionsentscheidung<br />

getroffen werden. Das Potential über<br />

einen Kernbedarf hinaus kann für Erweiterungsschritte<br />

und weitere mittelgroße<br />

Anlagen in der Nähe gesammelt<br />

werden.<br />

Für die Erarbeitung des Anlagenkonzepts<br />

ergeben sich aus diesen<br />

Überlegungen:<br />

1. Anforderungen an Vor-Ort-Verwendung<br />

des Wasserstoffs<br />

a. Verbrauchsplan [kg in 24/7]<br />

b. Schnittstelle zum Verbraucher, insbesondere<br />

Druckniveau<br />

c. Anforderungen an Kompensation<br />

von Spitzenlasten<br />

2. Anforderungen an eine Wasserstofftankstelle<br />

a. Füllmengen [kg] und Betankungsplan<br />

[Tankungen in 24/7]<br />

b. Druckniveau 350 bar oder 700 bar<br />

c. Leistungsfähigkeit der Betankung,<br />

s. g. back-to-back-Betankungen<br />

und maximale Betankungsdauer<br />

3. Anbindung an Logistik<br />

a. Welche Transportspeicher werden<br />

für die lokale Verteilung des<br />

Wasserstoffs gewählt?<br />

b. Nach welchem Zeitplan soll die Anlage<br />

in die Logistik abfüllen?<br />

[kg in 24/7]<br />

c. Welche Anforderungen an Qualitätssicherung<br />

und Analytik gibt es?<br />

Im Ergebnis erhält man für die Konzeption<br />

der Anlage eines oder mehrere<br />

Verbrauchsprofile, inkl. der<br />

vorzusehenden Schnittstellen und<br />

technischen Anforderungen. Für eine<br />

Betrachtung von Szenarien ist auch<br />

hier eine Erfassung von Best Case<br />

und Worst Case hilfreich.<br />

Anlage<br />

Nach den beiden externen Einflussfaktoren<br />

zur Konzeption blicken wir<br />

nun auf Anforderungen rund um die<br />

Anlage selbst.<br />

Zunächst betrifft das die Frage,<br />

wo die Anlage errichtet werden<br />

kann. Zu beachten ist hier eine geeignete<br />

Fläche und Zugänglichkeit<br />

für Errichtung, Betrieb und Wartung<br />

der Anlage. Für die Aufstellung werden<br />

Fundamente benötigt. Zuwegung<br />

und evtl. Rangier räume müssen<br />

beachtet werden. Welche weiteren<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 9


Leitartikel<br />

Bedingungen ergeben sich aus dem<br />

Umfeld? Gibt es besondere Anforderungen<br />

an Lärmbelastung, Abwasser,<br />

Umweltverträglichkeit, Sicherheit?<br />

Ein weiterer Punkt ist die Betrachtung<br />

der erforderlichen Redundanz<br />

und Anlagenverfügbarkeit. Auf<br />

Basis einer Risikoanalyse sollte eine<br />

Einschätzung getroffen werden, bis<br />

zu welchem Grad eine Autarkie angestrebt<br />

wird. Was würde passieren,<br />

wenn die Bereitstellung von Wasserstoff<br />

ge plant oder ungeplant unterbrochen<br />

wird? Wie lange könnte eine<br />

Nichtverfügbarkeit oder begrenzte<br />

Leistung toleriert werden? Welche<br />

Anforderungen ergeben sich daraus<br />

an einen Pufferspeicher oder Notversorgung?<br />

Obwohl klein und modular aufgebaut,<br />

handelt es sich bei der Anlage<br />

um eine sicherheitsrelevante<br />

Gasproduktionseinrichtung mit entsprechenden<br />

Pflichten zum Betrieb.<br />

Wartung und Service werden durch<br />

den qualifizierten Lieferanten der Anlage<br />

abgedeckt, jedoch müssen die<br />

Pflichten nach Betriebssicherheitsverordnung<br />

durch den Betreiber der<br />

Anlage erfüllt werden. Wie und v. a.<br />

mit wem ist geplant, diese Betreiberverantwortung<br />

abzudecken? Wäre es<br />

ggf. sinnvoller, sich mit einem Partner<br />

zusammenzuschließen, der geeignete<br />

Ressourcen und Fähigkeiten<br />

einbringen kann?<br />

Ist die Einbindung der Anlage in<br />

eine übergeordnete Einrichtung am<br />

Standort vorzusehen? Welche Prozeduren<br />

oder Steuerungsschnittstellen<br />

ergeben sich daraus?<br />

Schließlich lohnt sich der Blick<br />

auf die Anforderungen und das Verfahren<br />

des Genehmigungsprozesses.<br />

Ergeben sich hieraus bestimmte Einschränkungen<br />

oder Schwellen, welche<br />

sinnvollerweise eingehalten werden<br />

sollten, um beispielsweise die<br />

Einstufung als Störfallanlage zu vermeiden?<br />

Gibt es bestimmte ortsspezifische<br />

Limits zu Lärmentwicklung<br />

oder konkrete Sicherheitsauflagen?<br />

Bestehen bereits Kontakte und Erfahrungen<br />

mit der Genehmigungsbehörde?<br />

Welcher zeitliche Ablauf des<br />

Verfahrens zu Bau- und Betriebserlaubnis<br />

ist absehbar?<br />

Mit dem Verständnis zu diesen<br />

Fragen zeichnet sich ein Rahmen ab,<br />

in dem das Anlagenkonzept als Teil<br />

des gesamten Projektes sinnvoll geplant<br />

werden kann.<br />

Zum Anlagenkonzept<br />

Die Kernfunktion der Anlage besteht<br />

darin, einerseits „günstige“ Energie<br />

maximal auszunutzen und andererseits<br />

den geforderten Bedarf an<br />

Wasserstoff zu decken. Es müssen<br />

also die im Vorfeld ermittelten Profile<br />

‚Energie‘ und ‚Verbrauch‘ optimal<br />

miteinander verbunden werden. Die<br />

Anlage muss das mit passenden Produktions-,<br />

Speicher- und ggf. Kompressionsprofilen<br />

erreichen.<br />

In der nun folgenden Entwicklung<br />

eines Anlagenkonzeptes müssen<br />

hierfür die geeigneten Module<br />

gewählt und miteinander verbunden<br />

werden. Hierfür kombiniert der qualifizierte<br />

Anlagenlieferant Standardkomponenten<br />

der elektrischen Einspeisung,<br />

Elektrolyseure, Speicher<br />

verschiedener Druckniveaus, Kompressoren<br />

und Anlagentechnik für<br />

die Abgabe des Wasserstoffs. Unter<br />

Berücksichtigung zukünftiger Erweiterungsoptionen<br />

entsteht so ein<br />

Block-Fließbild der Anlage, welches<br />

die Massenströme zwischen den Modulen<br />

erfasst. Mit dieser Übersicht<br />

der Hauptkomponenten ist dann bereits<br />

eine erste Einschätzung zum Flächenbedarf<br />

und die Ableitung eines<br />

generischen Aufstellplans möglich.<br />

Hiermit kann wiederum geprüft werden,<br />

ob die zur Verfügung stehende<br />

Fläche und die Zugänglichkeit ausreichen<br />

oder anzupassen sind. Sofern<br />

alles passt, erhält man ein valides<br />

technisches Konzept der Anlage.<br />

Mit diesem Konzept kann dann<br />

eine erste Aufteilung der Liefer- und<br />

Leistungsgrenzen zwischen Lieferant<br />

und Kunden getroffen werden. Darüber<br />

hinaus können etwaige Anforderungen<br />

aus dem Betrieb der Anlage,<br />

Anforderungen an Wartung und<br />

Service abgestimmt werden, welche<br />

den Lieferanten schlussendlich in die<br />

Lage versetzen ein Budgetangebot<br />

für das Projekt abzugeben.<br />

Die Leistungsfähigkeit der Anlage<br />

in Verbindung mit dem Budget<br />

und etwaigen Eigenleistungen<br />

erlaubt sodann eine wirtschaftliche<br />

Abb. 9: Anforderungsprofile in der Konzeption<br />

10<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Leitartikel<br />

Abb. 10: Anlagenkonzept auf Basis der Hauptausrüstung<br />

Bewertung des Vorhabens. Es können<br />

in dieser Phase mit Blick auf die<br />

vorher ermittelten Worst-/Best-Case-<br />

Betrachtungen sowie potentielle Erweiterungen<br />

der Anlage verschiedene<br />

Szenarien verglichen werden.<br />

Der Weg zur Realisierung<br />

Am Ende dieser Bewertung steht eine<br />

Entscheidung: Der Entschluss, mit<br />

einer konkreten Projektskizze, einem<br />

abgestimmten Anlagenkonzept den<br />

weiteren Weg der Realisierung einzuschlagen.<br />

Auf diesem Weg bietet es sich an,<br />

das Thema Förderung in Betracht zu<br />

ziehen. Das Zukunftsthema Wasserstoff<br />

wird auf verschiedenen staatlichen<br />

Ebenen mit Fördercalls unterstützt.<br />

Der Staat unterstützt den Mut,<br />

trotz Risiken und ersten Kinderkrankheiten<br />

der neuen Technologie, in neue<br />

Geschäftsmodelle zu investieren. Eine<br />

Bewerbung um Fördermittel setzt<br />

ein überzeugendes Anlagenkonzept<br />

voraus. Umso wichtiger ist es, diesen<br />

Antrag erst nach Betrachtung aller<br />

Einflussfaktoren und bewussten Entscheidung<br />

zu einer Projektskizze zu<br />

stellen. Ein qualifizierter Antrag, u. a.<br />

auf Basis vorliegender Budgetangebot<br />

von Lieferanten hat hohe Aussichten<br />

auf einen Förderbescheid.<br />

Nach Beantragung der Förderung<br />

kann eine weitere Detaillierung<br />

der Anforderungen im Austausch<br />

mit dem Lieferanten vorangetrieben<br />

werden. Sobald dann eine vorläufige<br />

Förderzusage erteilt ist, kann ohne<br />

weiteren Zeitverzug eine Beauftragung<br />

an den Lieferanten erfolgen.<br />

An dieser Stelle sollte neben der Beschaffung<br />

der Anlage auch die Beschaffung<br />

der Wartungs- und Serviceleistungen<br />

beachtet werden.<br />

Der Lieferant unterstützt dann<br />

bei der Ausfertigung der technischen<br />

Dokumentation, welche für den<br />

Genehmigungsantrag eingereicht<br />

werden müssen. Dieser Genehmigungsantrag<br />

auf Bau und Betriebserlaubnis<br />

der Anlage muss vom späteren<br />

Betreiber an die zuständige Behörde<br />

gestellt werden. Der Lieferant<br />

steht für technische Rückfragen und<br />

Abstimmungen mit der zuständigen<br />

Behörde zur Verfügung und muss in<br />

dieser Phase etwaige Auflagen aus<br />

dem Verfahren einarbeiten. Eine<br />

Vor abstimmung mit der Behörde<br />

kann hier böse Überraschungen vermeiden.<br />

Mit Erteilung der Baugenehmigung<br />

und vorläufigen behördlichen<br />

Abstimmung zu Betrieb der Anlage<br />

ist sodann der Weg frei für eine<br />

vollständige Auslösung der Beschaffung.<br />

Es folgt die Projektrealisierung.<br />

Qualifizierte Lieferanten werden<br />

hier mit professionellem Projektmanagement,<br />

anhand der Verträge und<br />

Abstimmungen entlang des Zeitplans<br />

das weitere Engineering vorantreiben,<br />

die Anlagenmodule beschaffen<br />

und vormontieren, dann aufstellen,<br />

montieren, verrohren, verkabeln und<br />

schließlich in Betrieb setzen.<br />

Autor:<br />

Christian Perplies<br />

Business Development Manager<br />

Hydrogen Technology<br />

greenH2systems (FEST GmbH)<br />

Seit Juni 2022 entwickelt Christian<br />

Perplies bei greenH2systems integrierte<br />

grüne Wasserstoffprojekte. Als<br />

studierter Wirtschaftsingenieur für<br />

Maschinenbau bekleidete er in der<br />

Vergangenheit verschiedene Positionen<br />

im Projektmanagement und<br />

Vertrieb in der Erneuerbare-Energien-<br />

Branche, bei Linde Engineering und<br />

VON AR<strong>DE</strong>NNE in Dresden.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 11


Ausblick<br />

Energieeffizienz als Gesellschaftsziel<br />

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schlücker<br />

Die Auswirkungen der Wärmeproduktion<br />

auf das weltweite Klima<br />

führten bei uns für lange Zeit gedanklich<br />

ein Stiefkinddasein. Egal<br />

ob Öl, Erdgas, Kohle oder Brennholz<br />

<strong>–</strong> alle Brennstoffe waren praktisch<br />

immer in ausreichender Menge vorhanden<br />

und preisgünstig verfügbar.<br />

Die Folgen der ungehemmten<br />

CO 2 -Freisetzung in die Atmosphäre<br />

hatten wir bisher kaum auf der<br />

Rechnung. Die Quittung dafür wird,<br />

global gesehen, heftig ausfallen.<br />

Es ist bedenklich, was gerade passiert.<br />

Bei vergleichsweise wenig erscheinenden<br />

zwei Grad Celsius Erderwärmung<br />

(derzeit sind wir global<br />

noch unter 1,5°C) dürfte der grönländische<br />

Eisschild abgeschmolzen<br />

sein. Allein für das Schmelzen dieser<br />

Gletscher ist eine Wärmemenge<br />

nötig, die der ganzen wärmebedürftigen<br />

Menschheit etwa 10.000 Jahre<br />

behagliches Heizen ermöglichen<br />

würde. Dieser Prozess ist natürlich<br />

nicht auf Grönland beschränkt<br />

<strong>–</strong> weltweit tauen Nord- und Südpol<br />

und sämtliche Gebirgsgletscher. Das<br />

verschlimmert die Situation weiter.<br />

Den Hauptteil daran haben CO 2 -produzierende<br />

Verbrennungsprozesse<br />

aus fossilen Stoffen, sie sind das<br />

Klimaproblem Nummer Eins. Trotzdem<br />

steht die Wärmeerzeugung auf<br />

der weltpolitischen Agenda nicht an<br />

erster Stelle.<br />

Eine durchschnittliche deutsche<br />

Familie mit vier Köpfen verbraucht<br />

ca. 15.000 KWh pro Jahr an Wärmeenergie<br />

(ca. 77 %), hat aber nur einen<br />

Strombedarf von ca. 4.500 KWh/Jahr<br />

(ca. <strong>23</strong> %). Und auch mit der Hälfte<br />

dieser Energiemenge erzeugt sie<br />

direkt Wärme, beispielsweise um zu<br />

duschen oder Nahrungsmittel zuzubereiten.<br />

Das heißt nur ca. 11,5 Prozent des<br />

Stromverbrauches entfällt auf Haushaltsgeräte<br />

wie Staubsauger, Spülmaschine<br />

oder elektronische Kommunikationsgeräte<br />

und Beleuchtung.<br />

Bei der Industrie ist dieses Verhältnis<br />

branchenabhängig etwas anders,<br />

aber die Wärmeenergie wird wohl<br />

ohne Ausnahme der Hauptteil sein,<br />

und meist über 60 % liegen. Trotzdem<br />

reden wir nur über die „Edelenergie“<br />

Strom. Erst als die Wärme<br />

teuer wurde, fiel uns auf, wie kostbar<br />

sie ist. Doch warum ist das so? Nun,<br />

Wärme kann man praktisch nicht verlustfrei<br />

speichern oder transportieren,<br />

denn sie diffundiert durch alle<br />

Wände. Je nach Isolationsgrad mehr<br />

oder weniger schnell.<br />

Sie ist schlecht handhabbar, und<br />

man kann mit dem Transport kein<br />

großes Geld verdienen. Aus Effizienzgesichtspunkten<br />

sollte man Wärme<br />

daher möglichst dort erzeugen, wo<br />

sie auch gebraucht wird. Fernwärmenetze<br />

machen daher nur dann Sinn,<br />

wenn die Wärmeenergie dafür z. B. in<br />

industriellen Prozessen als Abfallprodukt<br />

entsteht und sonst nicht genutzt<br />

werden würde. Nahwärmeversorgung<br />

im Sinne eines Wärmezentrums<br />

für mehrere Häuser ist dagegen<br />

durchaus sinnvoll, weil größere Strukturen<br />

meist effizienter als individuelle<br />

Heizthermen sind. Besser als die effizienteste<br />

Erzeugung und Verteilung<br />

ist jedoch die Isolation der Wohn-<br />

Die Wärmeerzeugung verursacht den Löwenanteil des Primärenergieverbrauchs der Haushalte<br />

12<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Ausblick<br />

und Gewerbeeinheiten. Wenn man<br />

es der Wärme schwer macht zu diffundieren,<br />

muss man auch weniger<br />

Wärme erzeugen.<br />

Strom, die einzige Energieform<br />

der Zukunft?<br />

Da die Dekarbonisierung nun politisch<br />

beschlossene Sache ist, sind alle<br />

fossilen Brennstoffe zukünftig nur<br />

noch in Ausnahmefällen zulässig. Erlaubt<br />

und gewünscht ist die Sekundärenergie<br />

Strom. Mit ihr müssen wir<br />

in absehbarer Zukunft alles betreiben,<br />

sogar die (Heiz)-Wärme erzeugenden<br />

Geräte. Das ist jetzt vordergründig<br />

nichts Neues <strong>–</strong> Haartrockner,<br />

Heizlüfter und Infrarotstrahler finden<br />

sich in fast jedem Haushalt. Doch die<br />

direkte Rückverwandlung der „Edelenergie“<br />

Strom in Wärme ist zwar vor<br />

Ort emissionsfrei und sauber, insgesamt<br />

aber alles andere als effizient.<br />

Effiziente Umwandlung in<br />

Bewegungsenergie<br />

Zukünftig wollen wir zusätzlich auch<br />

die bisher ausschließlich fossil erzeugte<br />

Bewegungsenergie des Verkehrssektors<br />

in Höhe von 600 Terawattstunden<br />

mit Strom substituieren.<br />

Dafür gibt es einen guten Grund:<br />

Elektromotoren sind die effizienteste<br />

Antriebsform. Doch das bedeutet in<br />

letzter Konsequenz, dass wir zukünftig<br />

fünf- bis achtmal mehr Strom als<br />

heute produzieren müssen, wenn wir<br />

auch noch ca. 50 Millionen E-Fahrzeuge<br />

laden wollen.<br />

Derzeit produzieren wir aber nur<br />

etwa die Hälfte unseres Stroms regenerativ.<br />

Also brauchen wir in Zukunft<br />

10- bis 16-mal mehr regenative<br />

Quellen. Dies ist in unserem Land<br />

schon allein aus Platzgründen nicht<br />

möglich. Glücklicherweise verfügen<br />

andere Länder durch ihre geographische<br />

Lage über große Potentiale<br />

von Wind- und oder Sonnenenergie<br />

und könnten uns mit Energie beliefern.<br />

Die Belieferung mit Strom über<br />

große Distanzen ist aber schwieriger<br />

als beispielsweise der Transport von<br />

Wasserstoff in Form von Ammoniak.<br />

Dies legt nahe, dass wir Wasserstoff<br />

für unsere Wärmeerzeugung verbrennen.<br />

Doch dafür ist Wasserstoff<br />

eigentlich zu schade, denn bei seiner<br />

Erzeugung durch Elektrolyse ging<br />

bereits viel von der eingesetzten Primärenergie<br />

verloren. Wasserstoff ist<br />

ein wertvoller Grundstoff für die chemische<br />

Industrie und für die Stromspeicherung.<br />

Daher sollte man ihn<br />

nur in Ausnahmenfällen in Heizungen<br />

direkt verfeuern.<br />

Strom effizienter nutzen<br />

Die Elektrolyse hat einen relativ<br />

schlechten Wirkungsgrad. Daher ist<br />

es aus energetischer Sicht immer<br />

besser, direkt den Strom anstatt<br />

Wasserstoff zu nutzen. Zusätzlich<br />

sollten wir diesen Strom veredeln,<br />

wenn er für die Wärmeerzeugung<br />

dienen muss. Dies heißt<br />

Methoden nutzen, mit denen mehr<br />

Wärmeenergie entsteht als Strom<br />

investiert wurde. Entsprechende<br />

Techniken nutzen Wärmepumpen<br />

oder in der Industrie beispielsweise<br />

auch Brüdenverdichter. Sie<br />

verdichten Dampf und nutzen die<br />

Kompressionserwärmung, um industriell<br />

nutzbare Prozesswärme<br />

weit über dem Siedepunkt des Wassers<br />

bereitzustellen. Die Wärmepumpen<br />

(WP) sind aber die effizientere<br />

Variante, und sie werden auch<br />

schon im industriellen Maßstab hergestellt<br />

(1 MW Wärmeleistung kosten<br />

ca. 300.000 €). Grundsätzlich unterscheidet<br />

man die verschiedenen<br />

Typen anhand ihres Coefficient of<br />

Performance (COP-Wert, Steigerungsfaktor<br />

der Energieausbeute).<br />

Dieser Wert reicht von 3 (Luft-WP) bis<br />

zu 7 (Wasser-WP). Letztere sind deswegen<br />

so effizient, weil die Wärmeübertragungsfläche<br />

ständig umspült<br />

wird und daher dort immer fast die<br />

gleiche Temperatur herrscht. Besonders<br />

deutlich wird dieser Effekt bei<br />

großen Fluss- oder Gewässerwärmepumpen.<br />

Derzeit wurden/werden<br />

einige, mit zum Teil mehreren Megawatt<br />

Wärmeleistung, installiert.<br />

Technik der Wärmepumpen<br />

Im Prinzip sind WP ähnlich Kühlschränken.<br />

Das kalte Kältemittel (gasförmig)<br />

wird komprimiert und dabei warm<br />

und verflüssigt, diese Wärme wird im<br />

Kondensator genutzt, die abgekühlte<br />

Flüssigkeit durchströmt danach ein<br />

Expansionsventil und verdampft dabei.<br />

Da vorher Wärme abgezogen wurde,<br />

ist der Dampf kälter als die Umgebung.<br />

Er nimmt daher im Verdampfer<br />

Wärme aus der Umgebung auf und<br />

wird danach wieder komprimiert. Entscheidend<br />

für den Temperaturhub ist<br />

das Kältemittel und die Technik. Mit<br />

klassischen WP erreicht man 40 - 50 °C<br />

über der Außentemperatur. Daher wird<br />

in Zusammenhang mit WP immer eine<br />

Flächen-, meist eine Fußbodenheizung<br />

empfohlen. Will man höhere Vorlauftemperaturen<br />

erzielen (z. B. 80 °C) dann<br />

empfehlen sich zwei stufige Typen.<br />

Wärmepumpe ist nicht gleich<br />

Wärmepumpe<br />

Ein möglichst hoher COP-Wert ist<br />

das Ziel. Das gelingt leichter mit Wasser/Wasser<br />

oder Sole/Wasser-WP.<br />

Natürlich gibt es damit auch einige<br />

Probleme: Zumindest die Erd-WP<br />

könnte den Wärmeentnahmepunkt<br />

unterirdisch vereisen. Ein geologisches<br />

Gutachten im Vorfeld ist hier<br />

Pflicht. Die gängigste Bauart, die Luft-<br />

WP, besitzt dagegen ein grundlegendes<br />

Problem. Genau dann, wenn<br />

sie am meisten leisten muss, ist ihr<br />

Energiereservoir Außenluft am kältesten.<br />

Zudem kühlen sie ihre Umgebung<br />

ab, respektive aus der kühleren<br />

Abluft des Nachbarn möchte<br />

man erneut Wärme gewinnen. Ein<br />

Ausweg aus diesem Dilemma könnte<br />

mehrfach wiederholte Wärmegewinnung<br />

mit anschließender Veredelung<br />

aus den Innenräumen sein.<br />

Erst dämmen <strong>–</strong> dann heizen<br />

Zweifellos geht das Unterstützungsangebot<br />

des Wirtschaftsministeriums<br />

für Wärmepumpen in die richtige<br />

Richtung. Leider aber eignen sich Wärmepumpen<br />

nur für relativ gut isolierte<br />

Häuser, sonst ist der Stromverbrauch,<br />

trotz Energieveredlung der Wärmepumpe,<br />

sehr hoch. Daher sollte das<br />

Angebot für die Förderung bilateral<br />

sein. Die Besitzer eines gut isolierten<br />

Hauses rüsten auf Wärmepumpe um.<br />

Wer kein solches Haus besitzt, isoliert<br />

dieses im ersten Schritt. Beides würde<br />

dem Klima nützen und eine gerechte<br />

Lösung für alle darstellen. Innenstadt-<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 13


Ausblick<br />

lagen und Altbauten, die eventuell zusätzlich<br />

noch unter Denkmalschutz<br />

stehen, brauchen maßgeschneiderte<br />

Konzepte. Davon mehr in der nächsten<br />

Ausgabe der <strong>GET</strong>.<br />

Grenzen der Fernwärme<br />

Die eingangs erwähnten großen<br />

Flusswärmepumpen sind in der Regel<br />

in Fernwärmesysteme eingebettet.<br />

Soweit die studierbaren Informationen<br />

es zeigen, ist die Länge der angeschlossenen<br />

Fernwärmeleitung nicht<br />

sehr groß. Für den Autor stellen diese<br />

Systeme einen Kompromiss zwischen<br />

der möglichen Anlagengröße, der<br />

Effizienz der Wasser-WP, den Schwierigkeiten,<br />

Alternativen für die zu versorgenden<br />

Wohngebiete zu finden<br />

und der Entfernung dar und scheint<br />

sinnvoll zu sein.<br />

Fernwärme muss immer strömen,<br />

denn wenn jemand morgens<br />

um 3 Uhr duschen möchte, dann<br />

muss dies möglich sein. Also baut<br />

man Ringleitungen, in denen das<br />

Warmwasser ständig zirkuliert. Das<br />

heißt, wir verlieren über die gesamte<br />

Rohrfläche, auch bei guter Isolierung,<br />

immer Wärmeenergie, die an<br />

einem Punkt (Heizzentrum) ständig<br />

ergänzt werden muss. Dies gilt<br />

auch, wenn niemand duscht. Bestenfalls<br />

erniedrigt man die Strömungsgeschwindigkeit,<br />

dann reduziert sich<br />

auch der Verlust. Daher ist es immer<br />

besser, wenn die Wärme dort erzeugt<br />

wird, wo sie auch verbraucht wird.<br />

Wärmepumpen für die Industrie<br />

Mehrere Firmen entwickeln derzeit<br />

Wärmepumpen für die Industrie.<br />

Manche sind schon im Verkauf.<br />

Es handelt sich um vergleichbare<br />

Typen wie für den Privatbereich. Das<br />

Preis-Leistungsverhältnis ist aber<br />

deutlich besser. Eine Amortisationsrechnung<br />

mit 26,5 Cent/KWh für den<br />

Strom zeigt eine Amortisationszeit<br />

im Bereich von einem Jahr. Leichter<br />

kann man keine Energiekosten sparen.<br />

Ist eine Firma in der Nähe eines<br />

Fließgewässers, so sollte man versuchen,<br />

dieses für die Wärmeentnahme<br />

nutzen zu dürfen. Der COP-Wert<br />

von 7 wäre sicher. Dies wäre auch im<br />

Sinne der Notwendigkeit des Wassersparens,<br />

denn kaltes Wasser verdampft<br />

weniger schnell.<br />

Wasserstoff für die Wärmeerzeugung<br />

Wie schon weiter oben beschrieben,<br />

ist mit Strom zu heizen, effizienter<br />

als Wasserstoff zu verbrennen. Wenn<br />

man aber einen Wasserstoffgasanschluss<br />

und eine Brennstoffzelle z. B.<br />

des Typs SOFC hat, dann kann man<br />

aus Wasserstoff Strom und Abwärme<br />

gewinnen. Letztere ist dazu geeignet,<br />

Heißwasser zu erzeugen. Möchte<br />

man zusätzlich auch noch heizen,<br />

dann müsste die Brennstoffzelle (FC)<br />

sehr groß dimensioniert sein. Dann<br />

produziert sie jedoch mehr Strom<br />

als nötig. Daher sollte man hier mit<br />

dem Nachbarn zusammen planen.<br />

Ein Haus wird per Brennstoffzelle beheizt<br />

und im anderen nutzt eine Wärmepumpe<br />

den Strom.<br />

Energieautarke Gebäude mit H 2<br />

Auf der Basis von Wasserstoff kann<br />

ein Haus oder auch eine Firma komplett<br />

energieautark werden. Für einen<br />

Privathaushalt erfordert dies einen<br />

Photovoltaikanlage (PV) mit etwa 10<br />

bis 12 KWp sowie ein Gerät, das Wasserstoff<br />

wahlweise erzeugen oder<br />

verstromen kann. Das könnte beispielsweise<br />

eine Festoxid-Brennstoffzelle<br />

(SOFC) sein, denn sie kann reversibel<br />

auch als Festoxid-Elektrolyseur<br />

(SOEC) arbeiten. Im Sommer würde<br />

man mit Hilfe des Überschussstroms<br />

von der PV Wasserstoff erzeugen und<br />

diesen in LOHC einspeichern (absolut<br />

feuerfest und sicher). Die entstehende<br />

Abwärme reicht gut für Warmwasser<br />

oder auch noch für die Beladung<br />

eines Sandwärmespeichers. Dessen<br />

Wärmeinhalt überbrückt wolkenverhangene<br />

Tage. Im Winter würde die<br />

SOFC dann den Wasserstoff aus dem<br />

LOHC herauslösen und verstromen.<br />

Dabei entsteht immer Abwärme, die<br />

für das Warmwasser eines Haushalts<br />

reicht. Die Heizung benötigt zusätzlich<br />

noch eine Wärmepumpe (WP), die<br />

ihren Strom von der Brennstoffzelle<br />

bezieht. Hochhäuser mit zu wenig<br />

PV-Nutzfläche könnten im Sommer<br />

autark sein und im Winter beladenes<br />

LOHC kaufen. Entsprechende Anlagen<br />

sind bereits im Markt erhältlich,<br />

auch hier gibt es weitergehende Informationen<br />

in den nächsten Ausgaben<br />

der <strong>GET</strong>.<br />

Sauerstoff zur Wärmeerzeugung<br />

für die Industrie<br />

In der kommenden Wasserstoffgesellschaft<br />

werden überall lokale<br />

Elektro lyseure arbeiten. Sie erzeugen<br />

quasi als Abfallprodukt sehr viel<br />

reinen Sauerstoff. Nutzt man diesen<br />

für Verbrennungsprozesse, so<br />

sind die Verbrennungstemperaturen<br />

deutlich höher als wir es mit der<br />

Verbrennung mit Luft kennen. Durchschnittlich<br />

sind ca. 600 °C mehr zu erwarten.<br />

Verbrennungsprozesse mit<br />

Reststoffen wie beispielsweise Altholz<br />

könnten besonders die für die<br />

Hochtemperatur-Industrie erforderlichen<br />

Temperaturen erzeugen. Dieser<br />

Sauer stoff dürfte recht preisgünstig<br />

zu bekommen sein.<br />

Strom aus Wärme<br />

In vielen Industriebetrieben fällt Abwärme<br />

an, deren Temperatur durchaus<br />

über 100 °C liegt. Sobald Dampf<br />

da ist, kann damit Strom erzeugt werden.<br />

Den Dampf einfach durch eine<br />

Turbine mit Generator laufen lassen.<br />

Der damit maximal erreichbare Wirkungsgrad<br />

ist der Carnot-Wirkungsgrad,<br />

der sich nach Gleichung eins<br />

berechnen lässt.<br />

η C =<br />

T 2 - T 1<br />

( <strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong> )<br />

T 2<br />

(T2 obere Temperatur, T1 untere Temperatur,<br />

η C<br />

Carnot-Wirkungsgrad, bitte alles in<br />

°Kelvin rechnen).<br />

Diese Technik kann sogar so weit gehen,<br />

dass man mit Überschussstrom<br />

Wasser verdampft und bei Strombedarf<br />

wieder verstromt. Das Ganze<br />

nennt man Carnot-Batterie. Der Wirkungsgrad<br />

ist nicht besonders gut,<br />

aber wenn man es mit Heizen koppelt,<br />

dann kann man, sofern immer<br />

Wärme nachströmt, auch die niedrigeren<br />

Temperaturen ausnutzen.<br />

14<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Ausblick<br />

Hier gilt auch wieder, je größer ΔT,<br />

desto effizienter.<br />

Kälte aus Wärme<br />

Im Sommer haben wir vielfach Wärme,<br />

die wir nicht nutzen können. Diese<br />

können wir, vereinfacht gesagt,<br />

nach dem umgekehrten Kühlschrankprinzip,<br />

allerdings mit 2 Lösungsmitteln,<br />

in Kälte wandeln. Solche<br />

Absorptionskältemaschinen nutzen<br />

z. B. Ammoniak (Kältemittel) und Wasser<br />

(Lösungsmittel). Wichtig dabei:<br />

Ammoniak wird von Wasser absorbiert<br />

und beide verdampfen bei unterschiedlichen<br />

Temperaturen. Folgende<br />

Stufen werden durchlaufen:<br />

• Erhitzung der Lösung (Abwärme).<br />

Die beiden Stoffe trennen sich.<br />

• Ammoniak wird abgeschieden und<br />

Wärme entzogen und verflüssigt<br />

(Verflüssiger, ggf. Gebläsekühlung)<br />

ten, denn damit steigt der Wirkungsgrad.<br />

Diesen möglichst hoch zu treiben<br />

und dann zu halten, sollte ein<br />

gesellschaftliches Ziel sein. Die Wärmeerzeugung,<br />

-nutzung und -versorgung<br />

sollte daher ganz nach oben auf<br />

die politische Agenda.<br />

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schlücker, Prof. i. R., Berater in Wasserstoff- und Energiefragen<br />

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schlücker,<br />

Jahrgang 1956, studierte Maschinenbau<br />

an der Fachhochschule Heilbronn<br />

und Chemieingenieur wesen<br />

an der Universität Erlangen-<br />

Nürnberg und promovierte dort<br />

im Jahre 1993. Seine industrielle<br />

Tätigkeit umfasst eine Lehre als<br />

Maschinen schlosser, drei Jahre als<br />

Konstrukteur, vier Jahre Leitung<br />

einer Abteilung für F+E und fünf<br />

Jahre als Prokurist für den Bereich<br />

Technik. Von 2000 bis 2022 war er<br />

Professor und Lehrstuhl inhaber des<br />

Lehrstuhls „Prozessmaschinen und<br />

Anlagen technik“ an der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg. Sein Lehrgebiet<br />

umfasste die Auslegung und den Betrieb<br />

von Apparaten, Maschinen und<br />

Anlagen für die Chemie, die Wasser-,<br />

Lebensmittel- und Biotechnik sowie<br />

die Managementpraxis. Seine For-<br />

• Niedriger Druck im Verdampfer<br />

lässt Ammoniak trotz niedriger<br />

Temperatur mit Hilfe der Umgebungswärme<br />

verdampfen<br />

(Kühleffekt)<br />

Das so erwärmte Kältemittel wird<br />

wieder von Wasser aufgenommen<br />

und der Zyklus beginnt von vorne.<br />

Dieser Kreislauf kann effizient<br />

betrieben werden, sofern Abwärme<br />

dauerhaft vorhanden ist. So könnte<br />

zum Beispiel die Wärme eines Sommertages<br />

für die Kühlung eines<br />

Lagers in einem Supermarkt sorgen.<br />

Zusammenfassung<br />

Dieser Aufsatz beschreibt verschiedene<br />

Wärmenutzungskonzepte, die<br />

nach Ansicht des Autors in der einen<br />

oder andern Weise dem Klima zuliebe,<br />

realisiert werden sollten. Die<br />

räumliche Nähe ist aber immer geboschungsschwerpunkte<br />

lagen in<br />

der Pulsationsproblematik und<br />

Systemdynamik in Anlagen, der<br />

Optimierung und Simulation von<br />

Pumpen, Kompressoren und Systemen,<br />

der Hochdruckbauteil- und<br />

prozesstechnik, der Anwendung<br />

ionischer Flüssigkeiten, der energetischen<br />

Optimierung von Systemen<br />

und der Erforschung von Verschleißvorgängen.<br />

2008 war er Prodekan,<br />

ist Herausgeber von Zeitschriften,<br />

Mitglied in mehreren Gremien und<br />

Forschungsverbünden, gibt Wasserstoffseminare<br />

deutschlandweit und<br />

ist technischer Berater für Unternehmen<br />

und Dozent in internationalen<br />

Ausbildungsprogrammen.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

15


Titelgeschichte<br />

Energie- und CO 2<br />

-Einsparung durch<br />

nicht-metallische Spalttöpfe in magnetgekuppelten<br />

Pumpen<br />

Ralf Schienhammer<br />

Abb. 1: Energiesparen ist sowohl bei der Nutzung als auch bei der Herstellung von Pumpen ein wachsendes Anliegen<br />

Steigende Energiekosten und ein zunehmendes<br />

Bewusstsein für die Begrenzung<br />

der CO 2 -Belastung durch<br />

die Produktion führen in vielen Bereichen<br />

zu einer zunehmenden Besorgnis<br />

darüber, wie der Energieverbrauch<br />

gesenkt werden kann.<br />

Natürlich sind Pumpen und deren<br />

Antriebe einer der größten Energieverbraucher,<br />

die es zu berücksichtigen<br />

gilt und zwar direkt (Stromverbrauch<br />

der Antriebe) wie indirekt<br />

(andere Energieverbräuche und<br />

Wartungsanforderungen).<br />

Die derzeitige Situation<br />

Der erste Schritt hin zu einer energieeffizienteren<br />

Flüssigkeitsförderung<br />

war und ist heute noch das<br />

Bestreben nach einer erhöhten Energieeffizienz<br />

der Pumpenantriebe.<br />

Für Elektromotoren sind immer<br />

höhere Wirkungsgrade gefordert, um<br />

aktuelle und zukünftige Vorschriften<br />

zu erfüllen (ohne Berücksichtigung<br />

des Ressourcenbedarfs, da zur Erreichung<br />

derer immer mehr Kupfer benötigt<br />

wird).<br />

Für das Beispiel eines typischen<br />

45-kW-2-Pol-Motors gelten folgende<br />

Mindestwirkungsgrade:<br />

• IE2: 92,9 %<br />

• IE3: 94,0 %<br />

• IE4: 95,0 %<br />

Gemäß diesen Anforderungen und<br />

unter der Voraussetzung, dass die<br />

Pumpe so ausgelegt werden kann,<br />

dass der Motor unter oder nahe der<br />

Volllasst läuft sowie die Pumpe das<br />

ganze Jahr über 24 Stunden am Tag<br />

in Betrieb ist, würde die Differenz<br />

zwischen einem IE2- und einem IE3-<br />

Motor etwa 4.965 kWh betragen,<br />

während die Differenz zwischen<br />

einem IE3- und einem IE4-Motor etwa<br />

4.414 kWh betragen würde.<br />

Die EAA-Website gibt folgende aktuelle<br />

CO 2 -Äquivalente für das Jahr<br />

2021 an: ein durchschnittliches Äquivalent<br />

für alle 27 europäischen Mitgliedstaaten<br />

von 275 g CO 2 e/kWh,<br />

wobei einige stark industrialisierte Länder<br />

deutlich höhere Werte aufweisen<br />

(Deutschland 402 g CO 2 e/kWh, Niederlande<br />

418 g CO 2 e/kWh) und andere natürlich<br />

deutlich niedriger liegen (Frankreich<br />

67 g CO 2 e/kWh oder Schweden<br />

mit nur 9 g CO 2 e/kWh).<br />

Der durchschnittliche Strompreis<br />

für Nicht-Haushaltskunden in der<br />

EU wurde für die zweite Jahreshälfte<br />

2022 auf 0,21 €/kWh festgelegt, wobei<br />

auch hier je nach Land eine große<br />

Bandbreite besteht. Wenn wir diese<br />

Zahlen verwenden, erhalten wir folgende<br />

Ergebnisse für einen 45-kW-<br />

Motor, der das ganze Jahr über mit<br />

Spitzenlast betrieben wird:<br />

16<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Titelgeschichte<br />

Wirkungsgradklasse IE2 IE3 IE4<br />

Minimaler Wirkungsgrad 92,9 % 94,0 % 95,0 %<br />

Betriebsstunden 8.760 h 8.760 h 8.760 h<br />

Stromaufnahme 424.327 kWh 419.362 kWh 414.947 kWh<br />

CO 2 e produziert 116,7 Tonnen CO 2 e 115,3 Tonnen CO 2 e 114,1 Tonnen CO 2 e<br />

Stromkosten 89.108,67 € 88.066,02 € 87.138,87 €<br />

Der Einbau eines IE4-Motors anstelle eines IE3-Motors spart also im günstigsten Fall 927,15 € und etwa 1,2 Tonnen CO 2 -Äquivalente pro Jahr.<br />

Der einfachste Schritt <strong>–</strong> direktes<br />

Handeln<br />

Unternehmen haben viel Zeit und<br />

Geld in die Modernisierung der installierten<br />

Elektromotoren investiert und<br />

dabei eine oftmals viel einfachere<br />

und wirkungsvollere Möglichkeit, die<br />

Energieeffizienz ihrer dichtungslosen<br />

Pumpen zu verbessern, außer Acht<br />

gelassen: Die Spalttopf-Technologie.<br />

Durch den Einsatz nicht-metallischer<br />

Spalttöpfe aus Hochleistungs-Industriekeramik<br />

kann der Wirkungsgrad<br />

von dichtungslosen Pumpen bei kleinen<br />

Hydrauliken um 5 bis 10 % sowie<br />

bei größeren Hydrauliken um 10 bis<br />

20 % gesteigert werden. Die Technologie<br />

hat sich seit mehr als 25 Jahren<br />

in der Praxis bewährt und wird für<br />

anspruchsvollste Anwendungen eingesetzt.<br />

Nicht-metallische Spalttöpfe sind<br />

nicht elektrisch leitend. So übertragen<br />

sie den Strom ohne Wirbelstromverluste<br />

und arbeiten verlustfrei, was<br />

sich direkt auf den Stromverbrauch<br />

auswirkt. Dadurch können kleinere<br />

und effizientere Motoren eingesetzt<br />

werden, was sich wiederum direkt<br />

auf die bestehenden Pumpenanlagen<br />

auswirkt, ohne dass neues Equipment<br />

installiert werden muss.<br />

Im Hinblick auf das zuvor<br />

genannte Beispiel ergeben derart<br />

große Einsparpotentiale, dass es<br />

keine Rolle spielt, auf welcher IE-Motorklasse<br />

die Zahlen basieren: 17,7<br />

Tonnen CO 2 oder 13.554,90 Euro<br />

Stromkosten pro Jahr.<br />

Ein Schritt weiter<br />

Es wäre jedoch ein Irrtum, die Anwendbarkeit<br />

der nicht-metallischen<br />

Spalttopf-Technologie nur auf Anlagen<br />

zu beschränken, die bereits<br />

heute dichtungslos sind. Dichtungslose<br />

Pumpen machen immer noch<br />

eine große Minderheit der installierten<br />

Pumpen aus, obwohl sie im<br />

Vergleich zu mechanisch abgedichteten<br />

Pumpen signifikante Vorteile bieten,<br />

wenn man den gesamten Pumpenbestand<br />

in jeder Art von Anlage<br />

bzw. Installation betrachtet:<br />

• Gleitringdichtungen haben eine<br />

begrenzte Lebensdauer <strong>–</strong> sind die<br />

Dichtungen verschlissen, müssen<br />

die Pumpen entsprechend zur<br />

Wartung abgeschaltet werden.<br />

• Dichtungen weisen stets eine<br />

gewisse Leckage auf, sei es in<br />

die Atmosphäre (bei einfachwirkenden<br />

Dichtungen) oder in das<br />

Produkt (bei doppeltwirkenden<br />

Dichtungen). Das bedeutet wiederum<br />

einen Verlust an Produkt<br />

oder Produktqualität und eine<br />

Verunreinigung der Umwelt durch<br />

das Produkt oder die Sperr- bzw.<br />

Quenchflüssigkeit.<br />

• Doppeltwirkende und/oder gequenchte<br />

Dichtungen erfordern<br />

zusätzliche Betriebsmittel wie<br />

Sperrflüssigkeiten, Dampf, Stickstoff<br />

oder Sauerstoff, deren Vorbereitung<br />

und Bereitstellung Energie<br />

und zusätzliche Ausrüstung erfordern.<br />

Eine naheliegende Lösung<br />

wäre die Verwendung von dichtungslosen<br />

Pumpen (magnetgekuppelt<br />

oder mit Spaltrohrmotor).<br />

Jedoch werden diese aufgrund<br />

einiger weit verbreiteter Mythen<br />

und Vorurteile noch immer nicht<br />

als mögliche Lösung in Betracht<br />

gezogen. Mit den technischen Entwicklungen<br />

der letzten Jahrzehnte<br />

gibt es jedoch für so ziemlich jeden<br />

Punkt, für den dichtungslose Pumpen<br />

heute noch kritisiert werden,<br />

praxiserprobte Lösungen.<br />

Mythos 1: Dichtungslose Pumpen<br />

sind weniger effizient als mechanisch<br />

abgedichtete Pumpen<br />

Dies ist ein typischer Kritikpunkt und<br />

zugleich einer der komplexesten, da<br />

der Wirkungsgrad einer Pumpe von<br />

verschiedenen Faktoren abhängt:<br />

• Hydraulischer Wirkungsgrad der<br />

Pumpe<br />

• Wirkungsgrad des Antriebs<br />

• Einfluss der Leistungsübertragung<br />

Mythos 1a <strong>–</strong> Die dichtungslose<br />

Pumpenhydraulik hat einen<br />

schlechteren Wirkungsgrad als die<br />

abgedichtete Hydraulik<br />

Der erste Teil, die Effizienz der Pumpenhydraulik,<br />

lässt sich am leichtesten<br />

aus der Welt schaffen. Denn<br />

bei den meisten Herstellern ist die<br />

verwendete Hydraulik bei abgedichteten<br />

und dichtungslosen Ausführungen<br />

die gleiche <strong>–</strong> ohne nennenswerte<br />

Energieauswirkungen.<br />

Abb. 2: Standard-Hydraulikeinheit <strong>–</strong> identisch mit<br />

der einer mechanisch abgedichteten Pumpe<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 17


Titelgeschichte<br />

Mythos 1b <strong>–</strong> Dichtungslose Pumpen antriebe sind<br />

weniger effizient als mechanisch abgedichtete Pumpenantriebe<br />

Der Wahrheitsgehalt dieses Mythos hängt von der Art der<br />

dichtungslosen Pumpe ab. Bei einer Magnetkupplungspumpe<br />

werden die gleichen Normmotoren verwendet wie<br />

bei einer mechanisch abgedichteten Pumpe. Es gibt somit<br />

keinen Unterschied. Der elektrische Wirkungsgrad von<br />

Spaltrohrmotorpumpen hängt hingegen von der Qualität<br />

des Elektro motors und damit vom Hersteller ab, da sie<br />

keine Normmotoren verwenden können.<br />

Zunächst zum letzten Punkt: Mit einem sorgfältig kontrollierten<br />

Flüssigkeitsspalt im Spalttopfinnenraum kann<br />

der Flüssigkeitswiderstand für Kreiselpumpen praktisch<br />

eliminiert werden. Selbst bei hohen Viskositäten, bei denen<br />

üblicherweise Verdrängerpumpen zum Einsatz kommen,<br />

können die Reibverluste durch die Flüssigkeit durch<br />

eine gewissenhafte Betrachtung und ggf. Anpassung des<br />

Flüssigkeitsspaltes und der Pumpendrehzahl minimiert<br />

werden.<br />

Ersteres trifft seit 25 Jahren nicht mehr zu, insbesondere<br />

nicht für magnetgekuppelte Pumpen. Nichtmetallische<br />

Spalttöpfe, idealerweise aus Hochleistungs-<br />

Industriekeramik, ermöglichen eine verlustfreie Leistungsübertragung.<br />

Mit modernen Magnetantriebstechnologien<br />

können je nach Anwendung und anderen Faktoren<br />

Leistungen von bis zu 1 MW übertragen werden, so<br />

dass dem Einsatz von Magnetkupplungen in Bezug auf<br />

Größe, Pumpenart oder Anwendung praktisch keine Grenzen<br />

mehr gesetzt sind.<br />

Mythos 2: Dichtungslose Pumpen haben mehr Verschleißteile<br />

als mechanisch abgedichtete Pumpen<br />

Abb. 3: Gegebenenfalls Anpassung des Flüssigkeitsspaltes zur Verringerung<br />

des Flüssigkeitswiderstandes<br />

Mythos 1c <strong>–</strong> Alles was man an Hilfs- bzw. Betriebsmitteln<br />

einsparen kann, wird durch Übertragungsverluste<br />

wieder aufgefressen<br />

Üblicherweise bezieht sich diese Behauptung auf die<br />

Übertragungsverluste, die mit dem metallischen Spalttopf<br />

einhergehen, oder, es wird sogar noch auf die Flüssigkeitsreibung<br />

bei Dichtungslosenpumpen im Bereich des Spalttopfes<br />

bzw. Spaltrohrs hingewiesen.<br />

Auch hier hängt es von der Konstruktion der Pumpe und<br />

den Kundenspezifikationen ab. Eine magnetgekuppelte<br />

Blockpumpe, die bei sehr niedrigen bis sehr hohen Temperaturen<br />

(-200 bis +400 °C) zuverlässig eingesetzt werden<br />

kann, hat nicht mehr, sondern weniger Verschleißteile als<br />

eine mechanisch abgedichtete Pumpe. Bei der Blockausführung<br />

wird der Magnettreiber direkt auf die Welle des<br />

Standard-Elektromotors gesetzt. Somit gibt es weniger<br />

Verschleißteile, da sie ohne dynamisches Dichtelement,<br />

ohne Kupplung und ohne zusätzlichen Lagerträger auskommt.<br />

Der Wartungsaufwand sowie die Kosten werden<br />

im Vergleich zu mechanisch abgedichteten Pumpen signifikant<br />

reduziert.<br />

Die Gleitlager sind ohnehin wartungsfrei, sofern die<br />

Pumpe ordnungsgemäß und in sauberen Flüssigkeiten<br />

betrieben wird (oder die Lager entsprechend ausgewählt<br />

wurden <strong>–</strong> dazu später mehr).<br />

Abb. 4: Hochbelastbare Spalttöpfe aus Industriekeramik für bis zu 63 bar<br />

Abb. 5: Wartungsfreundliche magnetge kuppelte Kreiselpumpe in Blockbauweise<br />

zur Reduzierung der Installations- und Wartungskosten<br />

18<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Titelgeschichte<br />

Mythos 3: Gleitlager von dichtungslosen<br />

Pumpen sind für niedrige<br />

Viskositäten nicht geeignet<br />

Das war lange Zeit der Fall. Aber mit<br />

heute verfügbaren zuverlässigen<br />

High-Tech-Materialien ist es möglich,<br />

selbst Flüssiggase mit Viskositäten<br />

unter 0,1 cP selbst mit den größten<br />

Hydrauliken problemlos zu fördern.<br />

Lösungen für hochviskose Flüssigkeiten<br />

gibt es schon seit Jahrzehnten<br />

und der Betrieb mit niedriger Viskosität<br />

ist selbst ohne Hilfsmittel<br />

zur Kühlung und/oder Spülung<br />

unproble matisch.<br />

Abb. 6: Pumpe zur Förderung von Flüssig stickstoff bei einem Test für neue Lager<br />

Mythos 4: Gleitlager von dichtungslosen<br />

Pumpen können Feststoffe<br />

nicht vertragen<br />

Entscheidend ist eine offene und<br />

ehrliche Kommunikation mit dem<br />

Pumpenlieferanten. Moderne Werkstoffe<br />

ermöglichen extrem hohe Belastungen<br />

ohne Beschädigung der<br />

Gleitlager. Die heute verfügbaren<br />

hochverschleißfesten Spalttöpfe aus<br />

Industriekeramik verbessern die<br />

Festigkeit weiter und ermöglichen<br />

Anwendungen, bei denen traditionelle<br />

dynamische Wellendichtungen<br />

an ihre Belastungsgrenzen kommen.<br />

Darüber hinaus ermöglichen Magnetfilter<br />

bei Bedarf sogar die Förderung<br />

von Flüssigkeiten, die eisenhaltige<br />

Feststoffe wie Eisenoxide enthalten.<br />

Abb. 7: Völlig verschlissenes Pumpenlaufrad nach schwerer Sandbelastung mit unbeschädigtem<br />

Keramikspalttopf<br />

Mythos 5: Dichtungslose Pumpen sind gegenüber einer<br />

falschen Bedienung empfindlicher als mechanisch<br />

abgedichtete Pumpen<br />

Neben der Art der Pumpe ist auch hier eine<br />

offene und ehrliche Kommunikation zwischen<br />

Kunde und Hersteller entscheidend. Die heutige<br />

Technologie nicht-metallischer Spalttöpfe<br />

ermöglicht Gleitlager, die weit über den normalen<br />

Betriebsbereich hinaus agieren können und<br />

einen Trocken lauf über eine überraschend lange<br />

Zeit überstehen (Klaus Union hat die Trockenlauffähigkeit<br />

für mehr als eine Stunde ohne nachteilige<br />

Auswirkungen auf die Lagerleistung nachgewiesen).<br />

Entgegen unserer offiziellen Vorgabe haben Kunden<br />

<strong>–</strong> versehentlich <strong>–</strong> die Richtigkeit unserer Tests im<br />

laufenden Betrieb bestätigt.<br />

Abb. 8: Trockenlauffähige,<br />

magnet gekuppelte Pumpen haben<br />

sich seit langem bewährt<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 19


Titelgeschichte<br />

Mythos 6: Dichtungslose Pumpen benötigen mehr<br />

und sehr teure Instrumente für den Einsatz in<br />

explosionsgefährdeten Bereichen<br />

Auch hier gilt: Mit dem Einsatz nicht-metallischer Spalttöpfe<br />

ist das nicht mehr der Fall. Bei Verwendung eines<br />

solchen Spalttopfes kann eine magnetgekuppelte<br />

Pumpe ohne zusätzliche Instrumentierung in einem<br />

explosions gefährdeten Bereich betrieben werden, sofern<br />

der Kunde den Betrieb innerhalb der vorgegebenen<br />

Grenzen sicherstellt.<br />

Abb. 9: Standard-Kreiselpumpe ohne zusätzlichen Instrumentierungsaufwand<br />

Abschluss<br />

Natürlich ist keine Technologie die ideale Lösung für<br />

jede Art von Anwendung. Das gilt auch für dichtungslose<br />

Pumpen mit Magnetkupplung <strong>–</strong> sie sind nicht das Wundermittel<br />

zur Lösung aller Probleme. Doch es gibt viele Anwendungen,<br />

bei denen ihre Fähigkeiten zur Verbesserung<br />

der Effizienz und zur Verringerung des Wartungsaufwands<br />

auch heute noch verkannt werden. Das mag daran liegen,<br />

dass sich Ingenieure und das Wartungspersonal an die<br />

Situation gewöhnt haben, wie sie sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten entwickelt hat oder dass sie in der Vergangenheit<br />

durch falsch ausgewählte Pumpen gebrandmarkt<br />

wurden.<br />

Abb. 10: Magnetgekuppelte Schraubenpumpe zur Förderung von Bitumen ohne Dichtungsversorgungssystem oder Dampf-Quench<br />

20 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Titelgeschichte<br />

Dichtungslose Pumpen sowohl Kreisel- als auch Verdrängerpumpen,<br />

die mit nicht-metallischen Spalttöpfen aus<br />

Hochleistungs-Industriekeramik ausgestattet sind, bieten<br />

enorme monetäre wie energetische Einsparpotentiale.<br />

Direkt, indem eliminierte Wirbelstromverluste den Bedarf<br />

an Instrumentierungen obsolet machen und indirekt, da<br />

sie zum einen den Wartungsaufwand und die Anzahl der<br />

Verschleißteile reduzieren und zum anderen die Zuverlässigkeit<br />

im Vergleich zu herkömmlichen Pumpendichtungen<br />

erhöhen.<br />

Abb. 11: Schraubenspindelpumpe<br />

zur Förderung<br />

hochviskoser Polymere<br />

ohne zusätzliche Hilfsmittel<br />

Abb. 12: Hochbelastbare<br />

vertikale Inline-Pumpe für<br />

den Einsatz mit hohen<br />

Feststoffanteilen und dem<br />

Risiko eines Trockenlaufes<br />

Sie können für verflüssigte natürliche<br />

Gase, kryogenes CO 2 , hochgefährliche<br />

chemische und petrochemische<br />

Produkte und darüber hinaus für<br />

schwer abzudichtende Produkte wie<br />

Vakuum rückstände, Teer, Bitumen<br />

und Asphaltene sowie Polymere eingesetzt<br />

werden. Dabei kann der Betreiber<br />

mit Ausnahme der Stromversorgung<br />

weitgehend auf Hilfsmittel<br />

verzichten. Das vereinfacht die Anlagen<br />

und senkt sowohl die Investitions-<br />

als auch die Betriebs- und Wartungskosten.<br />

Der Schlüssel ist hier<br />

die gezielte Anwendung bewährter,<br />

zuverlässiger und robuster Technologien.<br />

Autor:<br />

Ralf Schienhammer<br />

Sales Director Pumps & Projects<br />

Klaus Union GmbH & Co. KG<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

21


Energieträger H 2<br />

Transport<br />

Wasserstofftransport <strong>–</strong><br />

Technologien und Herausforderungen<br />

Birka Friedrich<br />

2<br />

• Der Import und Export von<br />

grünem Wasserstoff in großem<br />

Maßstab ist für die Energiewende<br />

und die weltweite Dekarbonisierung<br />

der Industrie erforderlich.<br />

• Es gibt verschiedene mögliche<br />

Transporttechnologien für<br />

Wasser stoff <strong>–</strong> mit jeweils unterschiedlichen<br />

Vor- und Nachteilen.<br />

• Um die globale Wasserstoffwirtschaft<br />

zeitnah aufzubauen und<br />

die energiepolitischen Ziele zu erreichen,<br />

werden alle Wasserstoff-<br />

Transporttechnologien gleichermaßen<br />

benötigt.<br />

Erneuerbare Energiequellen wie<br />

Solar-, Wind- und Wasserkraft werden<br />

aufgrund ihrer Verfügbarkeit,<br />

Kosten effizienz und Umweltfreundlichkeit<br />

weltweit zunehmend genutzt.<br />

Zu den Herausforderungen bei diesen<br />

Energiequellen gehören jedoch<br />

ihre Schwankungen, d. h. sie bieten<br />

keine konstante Stromerzeugung.<br />

Um dieses Problem zu lösen, haben<br />

Wissenschaftler und Ingenieure nach<br />

Möglichkeiten gesucht, erneuerbare<br />

Energie zu speichern und zu transportieren,<br />

um sie später zu nutzen.<br />

Eine der vielversprechendsten Lösungen<br />

hierfür sind grüne Moleküle<br />

wie Wasserstoff.<br />

Wasserstoff ist ein vielseitiger,<br />

sauber einsetzbarer Energieträger,<br />

der aus erneuerbaren Quellen wie<br />

Solar- und Windenergie gewonnen<br />

werden kann. Bei der Verbrennung<br />

von grünem Wasserstoff entstehen<br />

nur Wasserdampf und Wärme. Das<br />

macht ihn zu einem emissionsfreien<br />

Brennstoff, der zur Verringerung der<br />

Treibhausgasemissionen und zur Bekämpfung<br />

des Klimawandels beitragen<br />

kann.<br />

Was Wasserstoff jedoch besonders<br />

wertvoll für die erneuerbare<br />

Energiewirtschaft macht, ist sein Potential<br />

zur Speicherung und zum<br />

Transport von Energie über große<br />

Entfernungen und Zeitspannen. Da-<br />

1<br />

1. Wasserstoffspeicherung in LOHC (Benzyltoluol): Hydrierung. Die Wasserstoffmoleküle<br />

werden in einem kontinuierlichen Prozess über eine katalytische Reaktion chemisch an das<br />

LOHC gebunden. Die Hydrierung ist ein exothermer Prozess, der ca. 10 kWhth/kgH 2 Wärme<br />

bei ca. 250°C freisetzt.<br />

2. Wasserstofffreisetzung aus LOHC: Dehydrierung. Die Wasserstoffmoleküle werden in<br />

einem kontinuierlichen Prozess über eine katalytische Reaktion chemisch aus dem LOHC freigesetzt.<br />

Die Dehydrierung ist ein endothermer Prozess, der ca. 11 kWhth/kgH 2 Wärme bei ca.<br />

300°C benötigt. Der Wasserstoff kann bei Bedarf freigesetzt werden. Die Wasserstoffreinheit<br />

gemäß ISO-14687 ist sichergestellt.<br />

3. Wasserstofftransport mit LOHC. Einfache und kosteneffiziente Logistik unter Nutzung der<br />

bestehenden Infrastruktur für fossile Brennstoffe per Schiff, Binnenschiff, Bahn oder Lkw.<br />

Gleiches gilt für LOHC-Lagerstätten.<br />

rüber hinaus kann Wasserstoff als<br />

Ausgangsstoff für industrielle Prozesse<br />

wie die Stahlerzeugung, Raffinerien<br />

oder die chemische Industrie<br />

genutzt werden. Aus diesen Gründen<br />

suchen aktuell viele Unternehmen<br />

nach Möglichkeiten, ihre Prozesse auf<br />

Wasserstoff umzustellen.<br />

Derzeit nutzt die Schwerindustrie<br />

hauptsächlich Wasserstoff aus<br />

Erdgas und Rohöl. Mit künftig grünem<br />

Wasserstoff aus erneuerbaren<br />

Energien, können diese Industriezweige<br />

ihren CO 2 -Fußabdruck verringern<br />

und zu einer nachhaltigeren<br />

Entwicklung beitragen. Um den Bedarf<br />

insgesamt nach bezahlbaren<br />

Grünwasserstoff in Industrieländern<br />

wie Deutschland zu decken, werden<br />

großvolumige Importe aus sehr sonnen-<br />

und windreichen Regionen Teil<br />

der Versorgung werden.<br />

3<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten,<br />

Wasserstoff zu transportieren, die<br />

je nach Anwendungsfall ihre spezifischen<br />

Vor- und Nachteile haben. Im<br />

Folgenden werden einige der gängigsten,<br />

nicht-leitungsgebundenen<br />

Wasserstofftransporttechnologien<br />

vorgestellt:<br />

Komprimierter Wasserstoff<br />

Komprimierter Wasserstoff ist die<br />

einfachste und am weitesten verbreitete<br />

Form des Wasserstofftransports.<br />

Bei dieser Methode wird das Wasserstoffgas<br />

auf einen hohen Druck komprimiert<br />

(normalerweise zwischen<br />

350 und 700 bar) und in Hochdrucktanks<br />

gespeichert. Der Vorteil dieser<br />

Methode liegt in ihrer Einfachheit<br />

und ihrer Anwendbarkeit in kleinem<br />

Maßstab, z. B. in Brennstoffzellen-<br />

22 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Elektrokessel in der Industrie <strong>–</strong><br />

mit Grünstrom CO 2 -neutralen Dampf erzeugen<br />

▶ Hocheffizient bis zu 7,5 t/h Dampf bei bis zu 24 bar<br />

▶ Hohe Dampfqualität, exzellente Dynamik, volle Flexibilität<br />

▶ Reduzierter Aufwand: Kein Abgas, keine Brennstoffversorgung<br />

▶ Intelligente Kesselsteuerung und nahtlose Systemintegration<br />

▶ Smart gesteuert: Gezielte Nutzung von Stromüberschüssen (optional)<br />

▶ Systemausstattung und Service aus einer Hand<br />

www.bosch-industrial.com/kontaktsuche


Energieträger H 2<br />

Transport<br />

fahrzeugen und Notstromsystemen.<br />

Allerdings hat komprimierter Wasserstoff<br />

eine geringe Energiedichte, so<br />

dass große Tanks erforderlich sind<br />

und er sich nicht für den Transport<br />

über lange Strecken oder die Speicherung<br />

in großem Maßstab eignet.<br />

Verflüssigter Wasserstoff<br />

Verflüssigter Wasserstoff ist eine<br />

weitere gängige Methode des Wasserstofftransports.<br />

Bei dieser Technik<br />

wird das Wasserstoffgas auf eine<br />

sehr niedrige Temperatur (-253 °C)<br />

abgekühlt und in einen flüssigen Aggregatzustand<br />

kondensiert, der dann<br />

in kryogenen Tanks gespeichert wird.<br />

Der Vorteil dieser Methode besteht<br />

darin, dass sie keine weiteren Umwandlungsprozesse<br />

erfordert <strong>–</strong> der<br />

Wasserstoff kann direkt am Ziel genutzt<br />

werden. Außerdem ermöglicht<br />

sie im Vergleich zu komprimiertem<br />

Wasserstoff eine höhere Energiedichte,<br />

was sie für die Speicherung<br />

großer Mengen Energie interessant<br />

macht. Allerdings erfordert verflüssigter<br />

Wasserstoff eine komplexe und<br />

teure Infrastruktur für die Handhabung<br />

und Speicherung. Das Herabkühlen<br />

ist sehr energieintensiv, und<br />

die großmaßstäbliche Anwendung<br />

dieser Technologie muss noch erforscht<br />

werden. So gibt es derzeit nur<br />

ein einziges Tankschiff, das für den<br />

Langstrecken transport von verflüssigtem<br />

Wasserstoff geeignet ist, die<br />

Suiso Frontier. Ein weiterer Nachteil<br />

bei der großtechnischen Anwendung<br />

sind die Wasserstoffverluste in Form<br />

von Boil-off-Effekten (Verdampfung<br />

des Wasserstoffs).<br />

In Ammoniak umgewandelter<br />

Wasserstoff<br />

Wasserstoff kann auch in Ammoniak<br />

umgewandelt werden, welches<br />

ein weithin gehandelter Rohstoff für<br />

die Düngemittel-Produktion mit einer<br />

etablierten Infrastruktur zur Lagerung<br />

und zum Transport ist. Ammoniak<br />

hat eine höhere Energiedichte als<br />

zum Beispiel komprimierter Wasserstoff<br />

und wird daher nicht nur als<br />

Feedstock, sondern auch als Transport-Medium<br />

für Wasserstoff diskutiert.<br />

Der Vorteil des Ammoniaks liegt<br />

in seiner breiten Verfügbarkeit. Der<br />

Prozess der Umwandlung von Wasserstoff<br />

in Ammoniak ist jedoch energieintensiv,<br />

und die Rückgewinnung<br />

des Wasserstoffs im industriellen<br />

Maßstab muss erst noch erforscht<br />

werden. Außerdem stellt sich die<br />

Frage nach der Sicherheit <strong>–</strong> Ammoniak<br />

ist sehr giftig und korrosiv, was<br />

die Handhabung unter anderem in<br />

städtischen Gebieten und Häfen sehr<br />

schwierig macht.<br />

An flüssige organische Wasserstoffträger<br />

(LOHC) gebundener Wasserstoff<br />

Wasserstoff kann in flüssigen organischen<br />

Wasserstoffträgern (Liquid<br />

Organic Hydrogen Carriers, LOHC)<br />

gebunden werden. Dabei handelt es<br />

sich um organische Verbindungen,<br />

die Wasserstoff in einem chemischen,<br />

katalytischen Prozess namens Hydrierung<br />

aufnehmen und in einem<br />

chemischen Prozess namens Dehydrierung<br />

wieder abgeben können.<br />

Anstatt also den Wasserstoff in molekularer<br />

Form zu transportieren, wird<br />

er an das LOHC gebunden, welches<br />

dann per Tankwagen, Zug, Tankschiff<br />

oder Binnenschiff zum Abnehmer<br />

transportiert wird. Dort wird der Wasserstoff<br />

wieder aus dem LOHC freigesetzt<br />

und kann genutzt werden.<br />

Es gibt mehrere mögliche LOHCs,<br />

wie Carbazol, Toluol/Methylcyclohexan,<br />

Dibenzyltoluol oder Benzyltoluol.<br />

Letzteres hat besonders positive Eigenschaften<br />

als Wasserstoffträger, da es<br />

ein nicht explosives, schwer entflammbares<br />

Thermalöl mit einem geringeren<br />

Gefahrenpotential als Diesel ist.<br />

Im Gegensatz zu anderen Wasserstofftransportmethoden<br />

können<br />

LOHCs auf der Basis von Benzyl toluol<br />

(LOHC-BT) unter Umgebungstemperatur<br />

gelagert und über weite Strecken<br />

in der bestehenden Infrastruktur<br />

für flüssige Brennstoffe transportiert<br />

werden. Dabei gibt es auch über lange<br />

Zeiträume hinweg keine Wasserstoffverluste<br />

(z. B. „Boil-off“). Nach<br />

der Freisetzung des Wasserstoffs aus<br />

dem LOHC wird das Trägermaterial<br />

nicht verbraucht, sondern zurück<br />

zum Ort der Wasserstofferzeugung<br />

transportiert und mehrere hunderte<br />

Male für den Wasser stofftransport<br />

wiederverwendet. Durch die Nutzung<br />

der bestehenden Infrastruktur<br />

ist LOHC-BT besonders schnell und<br />

kostengünstig zu realisieren, und die<br />

Flexibilität der Technologie begünstigt<br />

die Diversifizierung der Importrouten.<br />

Während die Hydrierung ein exothermer,<br />

katalytischer Prozess ist und<br />

überschüssige Wärmeenergie erzeugt,<br />

ist die Dehydrierung ein endothermer,<br />

katalytischer Prozess <strong>–</strong> sie<br />

erfordert zusätzliche Energie in Form<br />

von Wärme. Dies eröffnet Synergien<br />

auf der Seite der Wasserstoffproduktion,<br />

wo die überschüssige Wärme<br />

aus der Hydrierung zum Beispiel in<br />

lokale Wärmenetze eingespeist oder<br />

zur Meerwasserentsalzung genutzt<br />

werden kann. Auf der Abnehmerseite<br />

könnte die Schwerindustrie mit viel<br />

Prozesswärme (z. B. Stahlwerke) ihre<br />

überschüssige Wärme für die Dehydrierung<br />

des Wasserstoffs aus dem<br />

LOHC-BT nutzen.<br />

Gasförmiger Wasserstoff, der via<br />

Leitungen/Pipelines transportiert<br />

wird<br />

Der Transport von Wasserstoff mittels<br />

Pipelines ist eine weitere Option,<br />

insbesondere für Länder mit einer<br />

bestehenden Erdgaspipeline-Infrastruktur.<br />

Gasförmiger Wasserstoff<br />

kann unter hohem Druck transportiert<br />

werden, was einen effizienten<br />

Transport über große Entfernungen<br />

ermöglicht. In einigen Fällen kann<br />

Wasserstoff sogar mit Erdgas gemischt<br />

und in denselben Pipelines<br />

transportiert werden, obwohl dies<br />

eine sorgfältige Überwachung erfordert,<br />

um einen sicheren Betrieb zu<br />

gewährleisten.<br />

Ein Vorteil des Pipelinetransports<br />

ist, dass es sich bereits um<br />

eine ausgereifte Technologie handelt,<br />

da viele Länder über ausgedehnte<br />

Pipelinenetze für den<br />

Erdgastransport verfügen. Die Umrüstung<br />

bestehender Pipelines für<br />

den Wasser stofftransport kann jedoch<br />

erhebliche Investitionen erfordern,<br />

insbesondere im Hinblick auf<br />

Sicherheitsmaßnahmen. Die Verfügbarkeit<br />

der für den Wasserstofftransport<br />

in großem Maßstab geeigneten<br />

Kompressoren wird zudem noch er-<br />

24 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieträger H 2<br />

Transport<br />

Die im Demonstrationsprojekt H2Sektor an der Wasserstofftankstelle Erlangen arbeitende<br />

kleine Dehydrier- bzw. Freisetzungsanlage (ReleaseBox 10) setzt stündlich rund<br />

ein Kilogramm Wasserstoff aus rund 20 Litern LOHC-Material frei. Seit 2022 verfolgt<br />

Hydrogenious die Entwicklung von deutlich größeren Freisetzungsanlagen in einem<br />

Leistungsbereich von mind. 1,5 Tonnen Wasserstoff/Tag.<br />

<br />

©<br />

Hydrogenious LOHC Technologies<br />

Die bisher vorherrschenden, ausschließlich<br />

mit Druckwasserstoff versorgten<br />

Wasserstofftankstellen haben begrenzte<br />

Bevorratungskapazitäten und<br />

einen hohen Platzbedarf. Dieser fällt<br />

bei Flüssigwasserstoff-Tankstellen kleiner<br />

aus, allerdings treten bei längerer<br />

Lagerung Wasserstoffverluste (Boil-Off)<br />

auf. Eine zukunftsfähige Lösung auf<br />

kleiner Fläche sowie mit besonders sicherer,<br />

einfacher Handhabung des Wasserstoffs<br />

zeigt Bauherrin und Betreiberin<br />

H2 MOBILITY Deutschland mit der<br />

weltweit ersten Wasserstofftankstelle,<br />

die zusätzlich die LOHC-Technologie<br />

von Hydrogenious LOHC Technologies<br />

zur Bevorratung mit Wasserstoff nutzt<br />

und im Juli 2022 in Erlangen eingeweiht<br />

forscht, und der Anschluss neuer Verbraucher<br />

ist nicht immer möglich.<br />

Eine weitere Herausforderung besteht<br />

darin, dass Wasserstoff einige<br />

Rohrleitungsmaterialien verspröden<br />

kann, insbesondere solche aus bestimmten<br />

Stahlsorten. Das bedeutet,<br />

dass Pipelines für den Wasserstofftransport<br />

unter Umständen aus anderen<br />

Materialien bestehen oder mit<br />

zusätzlichen Beschichtungen versehen<br />

werden müssen, um Korrosion<br />

zu verhindern.<br />

wurde. Die dort in urbanem Gebiet installierte<br />

Pilotanlage des LOHC-Marktführers<br />

sorgt für die Freisetzung der im<br />

LOHC chemisch gebundenen Gasmoleküle.<br />

Einer der überzeugenden Vorteile<br />

des dabei verwendeten Wasserstoffträgermaterials<br />

Benzyltoluol: Lagerung und<br />

Bevorratung erfordern lediglich konventionelle<br />

Erdtanks für Flüssigbrennstoffe,<br />

platzsparend unterirdisch direkt unter<br />

der Freisetzungsanlage verbaut. Diese<br />

Anwendung ist jedoch nur die Vorstufe<br />

für die derzeit entstehenden LOHC-<br />

Anlagen in industriellem Maßstab, wie<br />

etwa im Chempark Dormagen für eine<br />

1.800 Tonnen H 2 -Einspeicheranlage, die<br />

weltweit größte ihrer Art (Baubeginn geplant<br />

noch im Jahr 20<strong>23</strong>).<br />

Schlussfolgerung<br />

Wasserstoff wird zu einem immer<br />

wichtigeren Medium für die Speicherung,<br />

den Transport und den Handel<br />

mit erneuerbarer Energie. Da die globale<br />

Energiewende und die Dekarbonisierung<br />

von Industrie und Mobilität<br />

den Export und Import von<br />

preiswertem,<br />

umweltfreundlichem<br />

Wasserstoff erfordern, ist eine zuverlässige<br />

und sichere Transportinfrastruktur<br />

für industrielle Wasserstoffmengen<br />

ein wesentlicher<br />

Erfolgs faktor.<br />

Es gibt zwar mehrere Wasserstofftransporttechnologien,<br />

die jeweils<br />

ihre eigenen Vor- und Nachteile<br />

haben, aber keine davon ist eine Patentlösung<br />

für alle Anwendungsbereiche.<br />

Vielmehr wird eine Kombination<br />

von Technologien nötig sein, um<br />

die wachsende globale Nachfrage<br />

nach Wasserstoff als Energiequelle<br />

und als Rohstoff für die Industrie zu<br />

decken. Da der Bedarf vieler Länder<br />

nicht durch die heimische Produktion<br />

gedeckt werden kann, wird ein<br />

Import aus Ländern mit großen Kapazitäten<br />

an erneuerbaren Energien<br />

unumgänglich.<br />

Komprimierter Wasserstoff ist<br />

eine ausgereifte Technologie, die für<br />

kurze bis mittlere Entfernungen eingesetzt<br />

werden kann. Verflüssigter<br />

Wasserstoff ermöglicht den Transport<br />

über größere Entfernungen, erfordert<br />

jedoch einen erheblichen Energieaufwand<br />

für den Verflüssigungsprozess.<br />

Die Umwandlung von Wasserstoff in<br />

Ammoniak ist ein sehr ausgereifter<br />

Prozess und das Molekül ist bereits ein<br />

wichtiger Rohstoff, z. B. für die Düngemittel-Industrie.<br />

Als Wasserstofftransportmedium<br />

bringt Ammoniak jedoch<br />

einige Herausforderungen mit<br />

sich, wie z. B. die Frage der Sicherheit<br />

und den komplexen Crack-Prozess für<br />

große Wasserstoffmengen.<br />

Die LOHC-Technologie ist sehr<br />

vielversprechend, vor allem in Bezug<br />

auf Sicherheit, Kosten und schnelle<br />

Umsetzbarkeit, da sie die bestehende<br />

Infrastruktur für flüssige Brennstoffe<br />

nutzen kann, während der Transport<br />

per Pipeline eine attraktive Option für<br />

Länder mit einer bereits bestehenden<br />

Pipeline-Infrastruktur ist. Letztendlich<br />

wird die Wahl der Wasserstofftransporttechnologie<br />

von einer<br />

Vielzahl von Faktoren abhängen, darunter<br />

die zu überbrückende Entfernung,<br />

die verfügbare Infrastruktur<br />

und die spezifischen Bedürfnisse des<br />

Endverbrauchers.<br />

Autorin:<br />

Birka Friedrich<br />

Head of Corporate Communications<br />

and Marketing, Hydrogenious LOHC<br />

Technologies<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

25


Energieträger H 2<br />

Produktion<br />

(Kaum) Wasserstoff aus Wunsiedel<br />

Abb 1: So war es gedacht: Die Sonne schickt Licht und Wind in den Energiepark Wunsiedel. Dort erzeugt man daraus Wasserstoff, Sauerstoff und Wärme.<br />

In Nordbayern entsteht ein neuer<br />

Hotspot für die Energiewende: Bis<br />

zu 1.350 Tonnen grünen Wasserstoff<br />

will die WUN H 2 GmbH pro Jahr per<br />

Elektrolyse aus erneuerbaren Energien<br />

herstellen. Doch auch die anfallende<br />

Prozesswärme und der<br />

Sauerstoff werden im umgebenden<br />

Energiepark genutzt.<br />

Bis 2050 möchte Deutschland klimaneutral<br />

werden. Aus erneuerbaren<br />

Energien hergestellter „grüner“ Wasserstoff<br />

wird auf dem Weg dorthin<br />

eine wichtige Rolle spielen. Das Gas<br />

kann und wird in Wunsiedel klimaneutral<br />

aus regenerativen Quellen<br />

wie Photovoltaik (PV) und Windkraft<br />

hergestellt werden. Generell bietet<br />

es die Möglichkeit, große Energiemengen<br />

langfristig zu speichern und<br />

zu transportieren. Das ist besonders<br />

dann sinnvoll, wenn <strong>–</strong> etwa an sonnigen<br />

und windreichen Tagen <strong>–</strong> zeitweise<br />

mehr Strom aus Erneuerbaren<br />

zur Verfügung steht, als gerade benötigt<br />

wird.<br />

Die Anwendungsmöglichkeiten<br />

von klimaneutral erzeugtem „grünen“<br />

Wasserstoff als Energieträger<br />

sind dabei ebenso breit gefächert<br />

wie bei konventionell produziertem<br />

<strong>–</strong> nur eben mit einer sehr viel besseren<br />

Klimabilanz. Ob Raffinerien, Metallurgie,<br />

Stahlproduktion, Chemieindustrie<br />

oder Chipherstellung <strong>–</strong> in<br />

der Industrie ist das Gas in vielen Prozessen<br />

unentbehrlich. Im Verkehrssektor<br />

kann Wasserstoff darüber<br />

hin aus als emissionsfreier Treibstoff<br />

dienen <strong>–</strong> und das nicht nur bei Autos<br />

mit Brennstoffzelle. Inzwischen sind<br />

auch Busse und sogar Züge im Nahverkehr<br />

mit Wasserstoff unterwegs.<br />

Und auch für den Schwerlast-, Schiffsund<br />

Flugverkehr ist der Einsatz von<br />

klimaneutral produziertem Wasserstoff<br />

oder auf Basis von Wasserstoff<br />

erzeugter synthetischer Treibstoffe<br />

in Zukunft eine denkbare Alternative.<br />

Besonders klimafreundlich ist eine<br />

dezentrale Wasserstofferzeugung vor<br />

Ort, denn damit reduzieren sich einhergehend<br />

die Transportwege zu den<br />

Verbrauchsstellen.<br />

PEM-Elektrolyseverfahren<br />

Vor diesem Hintergrund ist im oberfränkischen<br />

Wunsiedel im Fichtelgebirge<br />

eine wegweisende Anlage zur<br />

klimaneutralen Erzeugung von Wasserstoff<br />

entstanden. Ein Silyzer 300<br />

von Siemens Energy mit einer elektrischen<br />

Anschlussleistung von 8,75 MW<br />

kann bis zu 1.350 t Wasserstoff<br />

pro Jahr erzeugen und damit rund<br />

13.500 t CO 2 Emissionen einsparen.<br />

Dieses Modell zeichnet sich durch<br />

einen hohen Wirkungsgrad bei hohen<br />

Leistungsdichten sowie durch<br />

einen wartungsarmen, zuverlässigen<br />

und chemikalienfreien Betrieb aus.<br />

Die für diesen Prozess erforderliche<br />

Energie liefert der aus Photovoltaik-<br />

und Windkraftanlagen bereitgestellte<br />

Strom.<br />

Im Vergleich zur Alkali-Elektrolyse<br />

ist die PEM-Technologie ideal<br />

geeignet, um fluktuierenden Wind-<br />

und Solarstrom aufzunehmen, da<br />

eine hoch dynamische Betriebsweise<br />

möglich ist. Die Produktion<br />

ist damit der schwankenden Verfügbarkeit<br />

von erneuerbaren Energien<br />

optimal angepasst und kann<br />

schnell rauf- und runter reguliert<br />

werden. Denn wenn die Sonne<br />

plötzlich scheint, sollte der Produktion<br />

nichts mehr im Wege stehen.<br />

In Wunsiedel werden mit dem half<br />

array Silyzer 300 bis zu 165 kg H 2<br />

pro Stunde hergestellt, wobei etwa<br />

26 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieträger H 2<br />

Produktion<br />

Hintergrundinfo Elektrolyseur<br />

Der Silyzer 300 ist die neueste und<br />

leistungsstärkste Produktlinie des<br />

Siemens Energy PEM-Elektrolyse-Portfolios<br />

im zweistelligen Megawatt-Bereich.<br />

Das modulare Design des Silyzer<br />

300 nutzt Skalierungseffekte, um<br />

niedrige Investitionskosten für großindustrielle<br />

Elektrolyseanlagen zu erreichen.<br />

Ein kompletter Elektrolyseur<br />

dieser Bauart <strong>–</strong> firmenintern „Full Array“ <strong>–</strong><br />

besteht aus 24 Stacks, hat eine Kapazität<br />

von 17,5 Megawatt und kann 335 kg Wasserstoff<br />

pro Stunde produzieren. Das optimierte<br />

Design führt zu geringen Wasserstoffproduktionspreisen<br />

aufgrund hoher<br />

Anlageneffizienz und Verfügbarkeit. Die<br />

PEM-Elektrolyse eignet sich aufgrund<br />

der deutlich geringeren Hochlaufzeit und<br />

dynamischen Regelbarkeit besonders<br />

gut für den Einsatz mit volatilen erneuerbaren<br />

Energien. Die PEM-Elektro lyse<br />

10 Liter aufbereitetes Frischwasser<br />

pro Kilogramm H 2 benötigt werden.<br />

Mit der möglichen Erweiterung der<br />

Anlage auf ein Vollmodul wäre eine<br />

Produktionskapazität von bis 330 kg<br />

H 2 pro Stunde möglich.<br />

Kurze Transportwege<br />

Damit ist in der Region Nordbayern<br />

eine neue „Wasserstoff-Quelle“ entstanden.<br />

Bisher musste das Gas für<br />

Endkunden über relativ lange Transportwege<br />

angeliefert werden. Jetzt<br />

soll der Wasserstoff in Wunsiedel für<br />

die lokale Verteilung in Druckgasbehälter<br />

abgefüllt und über LKW-Trailer<br />

an lokale und regionale Endkunden<br />

geliefert werden.<br />

ist im Vergleich mit Alkaline-Elektrolyseuren<br />

sehr platzsparend und leicht bei<br />

gleicher Leistung. In Wunsiedel wurde<br />

ein halber Silyzer300 installiert. Aktuell<br />

arbeitet Siemens Energy an größeren<br />

Projekten, etwa einer 20-MW-Anlage<br />

für Air Liquide in Oberhausen (Projekt<br />

Trailblazer) und ein 50-MW-Elektro lyse-<br />

System für ein e-Methanol-Projekt in<br />

Dänemark/Kassö.<br />

Technische Daten<br />

Wasserstoffproduktion:<br />

100 kg <strong>–</strong> 2.000 kg pro Stunde<br />

Anlageneffizienz: > 75,5 %<br />

Anlaufzeit: < 1 Minute<br />

Dynamik: 0 <strong>–</strong> 100% in 10 %/s<br />

Minimallast: 40 %<br />

Wasserbedarf (VE):<br />

10 l pro kg Wasserstoff<br />

Wasserstoffqualität:<br />

Industriestandard 5.0<br />

Darüber hinaus hilft die Anlage dabei,<br />

Netzengpässe zu entschärfen<br />

sowie Flexibilität für das Stromnetz<br />

bereitzustellen. Mit dem für 20<strong>23</strong> geplanten<br />

Bau einer H 2 -Tankstelle am<br />

Energiepark Wunsiedel kann zusätzlich<br />

die regionale Nutzfahrzeugflotte<br />

dekarbonisiert werden. Rechnet man<br />

mit einer regionalen Fahrleistung<br />

von 150 km pro Tag, so könnten beispielsweise<br />

400 wasserstoffbetriebene<br />

40 t-LKWs mit der Menge von<br />

1.350 Tonnen H 2 ein ganzes Jahr<br />

CO 2 -frei fahren.<br />

Laut Andreas Schmuderer, Leiter<br />

der Abteilung „Energy Performance<br />

Services“, bei Siemens Smart<br />

Infrastructure Deutschland (Siemens<br />

AG, kurz SI), unterstützt die in München<br />

ansässige Siemens Financial<br />

Services (Siemens AG, kurz SFS) das<br />

Projekt mit einem intelligenten Finanzierungskonzept.<br />

SFS ist mit einem<br />

Anteil von 45 Prozent an der Betreibergesellschaft<br />

WUN H 2 beteiligt.<br />

Weiterer Anteilseigner ist die Firma<br />

Rießner-Gase aus Lichtenfels (Oberfranken)<br />

mit ebenfalls 45 Prozent, sowie<br />

die Stadtwerke Wunsiedel (SWW)<br />

mit zehn Prozent.<br />

Die Anlage befindet sich im Energiepark<br />

Wunsiedel in unmittelbarer<br />

Nähe zu einem bereits aktiven Batteriespeicher<br />

von Siemens. Dieser<br />

ergänzt das zukunftsweisende Energiekonzept,<br />

das dort umgesetzt wird:<br />

Im Rahmen einer so genannten „Grid<br />

Edge“-Lösung sollen perspektivisch<br />

Konsumenten, Prosumenten und das<br />

intelligente Stromnetz in einem neuartigen<br />

Energiesystem miteinander<br />

interagieren. Die am Energiepark bereits<br />

vorhandenen Assets sowie die<br />

Wasserstoffanlage werden über das<br />

cloudbasierte, offene IoT-Betriebssystem<br />

von Siemens aggregiert.<br />

Realisierte CO 2 -Einsparungen<br />

Die Anlage in Wunsiedel ist für die<br />

CO 2 -freie Erzeugung von grünem<br />

Wasserstoff ein Zukunftsmodell für<br />

die sektorübergreifende Nutzung<br />

erneuerbarer Energien: Das größte<br />

Einsparpotential bietet dabei die<br />

Umstellung des Wasserstoffherstellungsprozesses.<br />

Der in der Region<br />

benötigte Wasserstoff wird derzeit<br />

durch Erdgasdampfreformierung in<br />

bis zu 280 km entfernten Raffinerien<br />

erzeugt. Sie setzen dabei pro 1 kg H 2<br />

rund 10 kg CO 2 frei. Zusätzlich fällt<br />

durch den Transport in den nordbayrischen<br />

Raum weiteres CO 2 an. Die<br />

Umstellung auf grünen Wasserstoff<br />

aus Wunsiedel bedeutet somit eine<br />

Einsparung von rund 98 Prozent CO 2<br />

pro Jahr. Der lokal erzeugte Wasserstoff<br />

soll per LKW-Trailer an direkt<br />

benachbarte und regionale Endkunden<br />

ausgeliefert werden. Doch auch<br />

Betriebe in der Oberpfalz, Thüringen,<br />

Sachsen sowie Westböhmen (Tschechische<br />

Republik) hat man im Visier.<br />

Die Anlage entschärft laut den Betreibern<br />

darüber hinausgehend Netzengpässe<br />

und bringt mehr Flexibilität<br />

für das Stromnetz.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

27


Energieträger H 2<br />

Produktion<br />

Als Besonderheit sollen in Wunsiedel<br />

auch der bei der Wasserstoff-Erzeugung<br />

anfallende Sauerstoff sowie<br />

die Niedertemperaturabwärme erstmalig<br />

in nahegelegenen Industriebetrieben<br />

weiter genutzt werden. Da<br />

somit alle Medienströme einer Verwendung<br />

zugeführt werden, zeigt<br />

die Anlage laut Andreas Schmuderer<br />

eine einzigartige Gesamt-Energie<br />

effizienz.<br />

Rohstoff Sauerstoff<br />

Dazu trägt maßgeblich die Integration<br />

der Wasserstofferzeugung in<br />

den so genannten Wunsiedler Weg<br />

bei. Die Stadtwerke Wunsiedel (SWW<br />

Wunsiedel GmbH) mit Geschäftsführer<br />

Marco Krasser setzen schon<br />

seit einigen Jahren verstärkt auf den<br />

konsequenten Einsatz und Ausbau<br />

regenerativer Energien und nachhaltiger<br />

Technologien.<br />

Durch die Nutzung von regionaler<br />

Solar- und Windenergie, Holz<br />

und Reststoffen als nachwachsende<br />

Rohstoffe und Energieträger, Erdgas<br />

als Kraftstoff und moderne Anlagen<br />

zur Kraft-Wärme-Kopplung entstehen<br />

nicht nur neue Arbeits plätze <strong>–</strong><br />

der sektorenübergreifende Ansatz<br />

sichert auch kommenden Generationen<br />

eine lebenswerte Zukunft.<br />

Herzstück des Konzepts ist der<br />

Energiepark Wunsiedel, an dem sich<br />

neben der Wasserstoffelektrolyse ein<br />

Pelletwerk, ein schwarzstartfähiger<br />

Stromspeicher, ein Sägewerk und, in<br />

unmittelbarer Nähe, die Kläran lage<br />

der Gemeinde befinden. Einzigartig<br />

macht dieses Projekt laut Marco<br />

Krasser, Leiter der SWW, dass der<br />

Sauerstoff genutzt wird, der bei der<br />

Elektrolyse von Wasser entsteht. Dieser<br />

soll die Kläranlage beim Energiepark<br />

bei der Reinigung unterstützen.<br />

So will die Gemeinde die Investition<br />

in eine sonst notwendige vierte Reinigungsstufe<br />

sparen.<br />

Zudem soll die Abwärme nicht<br />

mehr nur dem Pelletwerk, sondern<br />

mit der Klärschlammtrocknung ebenfalls<br />

einem industriellen Prozess zugeführt<br />

werden. Dadurch werden alle<br />

Erzeugnisse der Elektrolyse verwendet<br />

<strong>–</strong> und so ein Wirkungsgrad von<br />

90 Prozent möglich werden. Diese<br />

Kombination von Nutzen, die „Sektorkopplung“<br />

ist aktuell nur an wenigen<br />

Standorten in Deutschland möglich.<br />

Mehrstufige Energieverwertung<br />

Abb 2: Dicht nebeneinander sitzen die energetisch verzahnten Produktionsbereiche. Einen<br />

Steinwurf weit entfernt liegt die städtische Kläranlage (rechts, nicht im Bild)<br />

Die Produkte der Pelletfabrik werden<br />

nicht nur im freien Handel vertrieben.<br />

Ein Teil wird direkt im nahegelegenen<br />

Stadtteil Schönbrunn in der<br />

Heizzentrale eines Nahwärmenetzes<br />

verwertet. Über 100 Haushalte er-<br />

28 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieträger H 2<br />

Produktion<br />

halten so nachhaltig produzierte<br />

Wärmeenergie. Der Energiepark<br />

erhält voraussichtlich im Laufe<br />

des Jahres 20<strong>23</strong> noch eine Wasserstofftankstelle,<br />

die direkt vom<br />

Elektrolyseur mit Treibstoff versorgt<br />

wird. Als möglichen Abnehmer<br />

bringt Marco Krasser<br />

die Stadtwerke selbst ins Spiel:<br />

Die SWW und ihre Tochterunternehmen<br />

werden Fahrzeuge<br />

mit H 2 Antrieb beschaffen, sofern<br />

es diese für die jeweiligen<br />

Anwendungen gibt und der batterieelektrische<br />

Antrieb nicht<br />

effizienter ist. Damit nicht<br />

genug, auch weitere Abnehmer<br />

für den Wasserstoff sieht<br />

Krasser in unmittelbarer Nähe.<br />

Potentielle Abnehmer für H 2 am<br />

Ener giepark sind beispielsweise<br />

die WUN-Pellet. Diese betreibt<br />

bereits seit 2016 H 2 -taugliche<br />

Blockheizkraftwerke am Standort.<br />

Diese können sukzessive auf<br />

H 2 umgestellt werden. Weiter<br />

wird durch die Gasversorgung<br />

Wunsiedel (GVW) einer 50-prozentigen<br />

Tochter der SWW, ein<br />

Erdgas/H 2 -Heizkessel mit 5 MW<br />

betrieben. Dieser kann sowohl<br />

mit Methan als auch mit H 2 befeuert<br />

werden <strong>–</strong> und das mit jedem<br />

Mischungsverhältnis. Für<br />

die Versorgung der obengenannten<br />

Betriebe wurde bereits<br />

eine eigene H 2 <strong>–</strong>Infrastruktur mit<br />

Wasserstoffleitungen auf öffentlichem<br />

Grund errichtet.<br />

Fallstrick Strompreisbremse<br />

Zum Zeitpunkt der Recherche<br />

stand der Elektrolyseur leider<br />

weitgehend still <strong>–</strong> ein kleines Detail<br />

im Firmenkonstrukt hat weitreichende<br />

Folgen. Die Stadtwerke<br />

Wunsiedel sind zwar an<br />

unterschiedlichen regenerativen<br />

Energieproduzenten beteiligt.<br />

Doch die WUN H 2 GmbH selbst<br />

besitzt weder eigene Windräder<br />

noch Solarparks oder sonstige<br />

erneuerbare Stromquellen.<br />

Das konkretisiert Dr. Philipp<br />

Matthes, Geschäftsführer der<br />

WUN H 2 GmbH folgendermaßen:<br />

Geplant ist ein Strombezug<br />

aus mehreren Quellen, um eine<br />

möglichst gute Saisonalität und<br />

Glättung der Schwankungen im<br />

sonnenstarken Sommer und im<br />

windstarken Winterhalbjahr zu<br />

erreichen. Dazu soll der Elektrolyseur<br />

netzdienlich gefahren werden.<br />

Das heißt, dass bei hohem<br />

Stromangebot und dementsprechend<br />

vergleichsweise niedrigen<br />

Preisen produziert die Anlage<br />

Wasserstoff, bei Netzengpässen<br />

und hohen Preisen kann sie<br />

heruntergefahren werden. Darüber<br />

hinaus kann die WUN H 2<br />

GmbH zusätzliche Strommengen<br />

über die Börse kurzfristig einkaufen,<br />

falls die Wasserstoffnachfrage<br />

mit den dahinterliegenden Preisen<br />

es wirtschaftlich ermöglicht.<br />

Doch derzeit liegt laut Auskunft<br />

der WUN H 2 die H 2 -Produktion<br />

in Wunsiedel weitgehend auf<br />

Eis. Gleiches gilt für die bereits<br />

angestoßenen Verhandlungen zu<br />

der Erweiterung der Anlage von<br />

8,75 auf 17,5 Megawatt elektrischer<br />

Leistung.<br />

Überraschender Grund: Im<br />

Dezember 2022 hat die Bundesregierung<br />

beschlossen, den<br />

außer gewöhnlich hohen Strompreisen<br />

mit einer so genannten<br />

Strompreisbremse zu begegnen.<br />

Diese soll finanziert werden<br />

durch die Abschöpfung von<br />

Überschusserlösen, die Stromerzeuger<br />

in überdurchschnittlichem<br />

Maße und unabhängig<br />

von ihren tatsächlichen Stromgestehungskosten<br />

erzielen können.<br />

Das Gesetz zur Strompreisbremse<br />

greift maßgeblich in<br />

den bisher bestehenden PPA-<br />

Markt (Power Purchase Agreement)<br />

ein, sodass sich die<br />

Strom erzeuger aus dem PPA-<br />

Markt zurückgezogen haben,<br />

und die WUN H 2 GmbH nicht<br />

mehr in der Lage ist, ein bereits<br />

verhandeltes PPA mit einer bestehenden<br />

Windkraftanlage abzuschließen.<br />

PPAs sind direkte und langfristige<br />

Stromlieferverträge zwischen<br />

Erzeugungsanlagen und<br />

Abnehmern, die die Grundvoraussetzung<br />

für Preissicherheit,<br />

Planbarkeit und Finanzierbarkeit<br />

von Anlagen zur<br />

grünen Energieerzeugung sind.<br />

Darüber hinaus benötigt die<br />

WUN H 2 GmbH PPAs, um die an<br />

grünen Wasserstoff gestellten<br />

Anforderungen des letzten Entwurfs<br />

des Delegierten Rechtsakts<br />

zur Renewable Energy<br />

Directive II („RED II“) zu erfüllen.<br />

Dieser sieht PPAs explizit als Instrument<br />

vor, damit der produzierte<br />

Wasserstoff als „grün“<br />

und damit für die Treibhausgasminderungsquote<br />

werden kann.<br />

anerkannt<br />

Die Strompreisbremse steht<br />

somit dem ursprünglichen Geschäftsmodell<br />

der WUN H 2 GmbH<br />

im Weg: Der produzierte Wasserstoff<br />

kann weder als „THG-konform“<br />

klassifiziert werden, noch<br />

können verlässliche und preislich<br />

stabile Produktionsmengen geplant<br />

werden.<br />

Es bleibt allerdings Hoffnung <strong>–</strong><br />

bis zum Redaktionsschluss gab<br />

es zwar noch keine Lösung,<br />

aber das zuständige Ministerium<br />

hat in Gesprächen signalisiert,<br />

an einer solchen zu arbeiten.<br />

Auch könnte es sein, dass<br />

die Strompreisbremse aufgrund<br />

der deutlich gesunkenen Marktpreise<br />

nicht über den Sommer<br />

hinaus verlängert wird <strong>–</strong> und so<br />

den ursprünglichen Plänen der<br />

WUN H 2 hoffentlich nichts mehr<br />

im Wege steht.<br />

Quellen<br />

Fallstudie: Grüne Wasserstoffproduktion<br />

in Wunsiedel, Autor:<br />

Andreas Schmuderer, Leiter der<br />

Abteilung „Energy Performance<br />

Services“, bei Siemens Smart<br />

Infrastructure, Deutschland<br />

(Siemens AG)<br />

Datasheet Silyzer 300:<br />

Siemens Energy<br />

Stadtwerke Wunsiedel<br />

(SWW Wunsiedel GmbH):<br />

Marco Krasser, Geschäftsführer<br />

WUN H2 GmbH:<br />

Dr. Philipp Matthes<br />

Geschäftsführer<br />

COG SETZT ZEICHEN:<br />

Heute schon die Zukunft<br />

im Sortiment.<br />

Geprüfte Werkstoffe für den zuverlässigen<br />

Einsatz in der Wasserstoff-Technologie.<br />

www.COG.de/h2


Energieträger H 2<br />

Verwertung<br />

Heiz- und Prozesswärme mit<br />

klimaneutralem Wasserstoff<br />

Dipl.-Ing. (FH) Daniel Gosse MBA<br />

Bis 2050 soll Europa klimaneutral<br />

werden. Viele produzierende Unternehmen<br />

stellen bei der Analyse<br />

ihrer CO 2 -Bilanzen fest, dass ein<br />

nicht unerheblicher Teil ihrer direkten<br />

CO 2 -Emissionen aus der<br />

Heiz- und Prozesswärme resultiert.<br />

Vor der gleichen Herausforderung<br />

stehen Energieversorger bei der<br />

Beheizung großer Liegenschaften<br />

oder bei Nah-/Fernwärmenetzen im<br />

Megawatt-Bereich. Wie lässt sich<br />

die Dekarbonisierung in Heiz- und<br />

Prozesswärmeanwendungen erreichen?<br />

Verschiedene Technologien<br />

für grüne Energieträger sind am<br />

Markt verfügbar, unter anderem<br />

für den Einsatz von grünem Wasserstoff.<br />

Neben einem hohen Kesselwirkungsgrad<br />

von bis zu 98 Prozent<br />

ist seine Verbrennung vollständig<br />

CO 2 -neutral. Der folgende Fachbericht<br />

fokussiert auf Lösungen mit<br />

Wasserstoffkesseln und auf technische<br />

Maßnahmen für das sichere<br />

und saubere Verbrennen von<br />

Wasserstoff.<br />

Dezentrale Insellösungen<br />

mit Wasserstoff<br />

Seit einiger Zeit diskutieren Experten<br />

und Gasnetzbetreiber über<br />

die anteilige Beimischung von grünem<br />

Wasserstoff in das Erdgasnetz.<br />

10 <strong>–</strong>15 Prozent Wasserstoff lässt<br />

sich laut aktuellem Stand sicher und<br />

ohne größeren Aufwand in bestehende<br />

Netze beimischen. Zu beachten<br />

ist, dass Wasserstoff auf das Volumen<br />

bezogen nur etwa ein Drittel<br />

des Heizwertes von Erdgas aufweist<br />

(15 Prozent Wasserstoff im Netz = ca.<br />

5 Prozent Energieanteil). Ein schneller<br />

Hochlauf auf 50 bzw. 65 Prozent erneuerbare<br />

Energie im Erdgasnetz ist<br />

daher perspektivisch eher unwahrscheinlich.<br />

Kurz- und mittelfristig bieten dezentrale<br />

Insellösungen mit 100 Prozent<br />

grünem Wasserstoff eine attraktivere<br />

Alternative für die schnelle<br />

CO 2 -Neutralität. Insbesondere in Industrieparks<br />

oder in Regionen mit<br />

hoher Energiedichte laufen einige Pilotprojekte<br />

weltweit. In Wunsiedel im<br />

Fichtelgebirge wurde beispielsweise<br />

ein Elektrolyseur mit einer elektrischen<br />

Anschlussleistung von sechs<br />

MW in der ersten Ausbaustufe errichtet.<br />

Wasserstoff-Überschüsse lassen<br />

sich künftig unter anderem in einem<br />

5 MW Bosch-Heizkessel für die Wärmeversorgung<br />

und zur Trocknung<br />

von Holzprodukten in einem Sägewerk<br />

einsetzen. Genauso sind auch<br />

andere Kombinationen von Fernwärme<br />

mit Elektromobilität und dezentraler<br />

grüner Energieversorgung,<br />

z. B. einer Kommune, denkbare Anwendungen.<br />

Aber warum sollte man den komplexen<br />

Weg über die eigene Wasserstofferzeugung<br />

(Abb. 1) wählen und<br />

dabei rund 30 Prozent Wirkungsgradverluste<br />

in Kauf nehmen? Der grüne<br />

Strom könnte schließlich unmittelbar<br />

mit hohem Wirkungsgrad in einem<br />

Elektrokessel eingesetzt werden. Bei<br />

der reinen Elektrifizierung von thermischen<br />

Anlagen besteht die Herausforderung,<br />

dass die fossile Netz-<br />

30 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Hochleistungs-Kunststoffe<br />

für klimaneutrale<br />

H 2 -Technologien.<br />

Abb. 1: Vereinfachte Darstellung einer grünen Wasserstofferzeugung mit Integration von Prozesswärme.<br />

<br />

(Alle Bilder: Bosch Industriekessel)<br />

anschlussleistung etwa die zehnfache<br />

Leistung eines elektrischen Anschlusses<br />

ausmacht. Je nach gegebener Infrastruktur<br />

und Entfernung zum nächstgelegenen<br />

großen Öko-Kraftwerk, kann die<br />

Nutzung von Grünstrom für den Wärmebedarf<br />

limitiert sein. Ein weiterer Punkt<br />

ist die fluktuierende Verfügbarkeit abhängig<br />

von Witterung, Tages- und Jahreszeit.<br />

Bei Sonnenschein und Wind ist der<br />

Strom für Hochtemperaturanwendungen<br />

direkt und mit über 99 Prozent Wirkungsgrad<br />

in Anlagen und Produktion nutzbar.<br />

In den Wintermonaten hingegen bzw. an<br />

energiearmen Tagen bedarf es in vielen<br />

Fällen einen zusätzlichen CO 2 -neutralen<br />

Energieträger zur Kompensation. Hier<br />

spielt Wasserstoff seine Stärken aus: Er<br />

kann vergleichsweise einfach, effizient<br />

und günstig gespeichert werden und ist<br />

mit einem hohen Wirkungsgrad nutzbar.<br />

Voraussichtlich gewinnen aus diesem<br />

Grund hybride Prozesswärmekonzepte<br />

zunehmend an Attraktivität <strong>–</strong> z. B. Kessel<br />

mit Mehrstofffeuerung und elektrischem<br />

Heizelement (Abb. 2). Diese Kombination<br />

aus direkter Grünstromnutzung<br />

und Wasserstoff als zweiten Energieträger<br />

stellt eine hocheffiziente Lösung dar.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz<br />

von einem reinen Elektrokessel (Abb. 3)<br />

und einem Wasserstoffkessel, um eine<br />

Wasserstoff: der klimaneutrale Energieträger<br />

der Zukunft. Erzeugt mit regenerativen<br />

Quellen durch Elektrolyse. Als<br />

Entwicklungspartner für Hochleistungs­<br />

Kunststoffe unterstützen wir Sie von der<br />

H 2 ­Herstellung bis zur H 2 ­Anwendung. Mit<br />

maß geschneiderten Dichtungslösungen<br />

für die H 2 ­Produktion bis hin zu Bauteilen<br />

im mobilen Einsatz. In Dimensionen bis<br />

3 m für die Large Scale Elektrolyse und<br />

mehr.<br />

www.ek­kt.de/elektrolyse<br />

ekt.wasserstoff@elringklinger.com<br />

Fon +49 7142 583­0<br />

Abb. 2: Hybridkessel im Bosch-Werk kurz vor der Auslieferung nach Spanien. Das elektrische Heizelement<br />

nutzt über 5 MW grünen Strom aus der kundeneigenen Photovoltaik-Anlage. Zusätzlichen<br />

Bedarf deckt der Brenner zuverlässig ab. Durch eine geplante Elektrolyse vor Ort ist die Kesselanlage<br />

bereits auf den Betrieb für bis zu 100 Prozent Wasserstoff ausgelegt.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieträger H 2<br />

Verwertung<br />

Abb. 3: Reine Elektrokessel sind ein weiterer wichtiger Baustein in der Energiewende.<br />

zuverlässige CO 2 -neutrale Versorgung<br />

strahlung ist unterschiedlich. Während<br />

unabhängig von fossilen Brennstrahlung<br />

stoffen sicherzustellen.<br />

die Erdgas-Flamme im hohen<br />

Maße Strahlung im Infrarot-Bereich<br />

erzeugt, emittiert die Wasserstoff-<br />

Unterschiede beim Verbrennen von<br />

Wasserstoff<br />

Flamme im geringen, aber messbaren<br />

Maße, ultraviolette Strahlung.<br />

Das dient in bestimmten Verbrennungssystemen<br />

Bei der Verwendung von Wasserstoff<br />

sind gewisse Faktoren und Unterschiede<br />

als Messgröße in der<br />

Verbrennungsregelung.<br />

im Vergleich zu Erdgas zu<br />

berücksichtigen: Die Flamme ist mit<br />

rund 2000 °C heißer, was die thermische<br />

Technologische Anforderungen<br />

an wasserstoffbetriebene Heiz- und<br />

NOx-Bildung begünstigt. Dampfkessel<br />

Zudem brennt und zündet dieser<br />

Brennstoff rasanter, nicht umsonst<br />

nennt sich die Mischung aus Wasserstoff<br />

und Sauerstoff auch Knallgas.<br />

Als kleinstes Atom im Universum<br />

neigt Wasserstoff zur Diffusion durch<br />

viele Materialien und sogar durch<br />

Metalle. Eine versehentliche Knallgasbildung<br />

ist unbedingt zu vermeiden.<br />

Wie eingangs erwähnt, beträgt<br />

der Heizwert pro Volumeneinheit von<br />

Wasserstoff etwa ein Drittel dessen<br />

vom Erdgas. Das heißt, man benötigt<br />

das dreifache Gasvolumen für die<br />

gleiche Energiemenge.<br />

Ein weiterer wesentlicher Unterschied<br />

ist die farblose Flamme der<br />

reinen Wasserstoff-Flamme, die aber<br />

schon durch kleine Anteile an Erdgas<br />

zu blau wechselt. Auch die Wärmeab-<br />

Die Nutzung von Wasserstoff in Kesselanlagen<br />

ist eine geläufige Technologie<br />

in Branchen, in denen Wasserstoff<br />

als Abfallprodukt in chemischen<br />

Prozessen entsteht. Daher sind technologische<br />

Anforderungen für das<br />

sichere und effiziente Handling bekannt.<br />

Bosch Industriekessel hat in<br />

den vergangenen Jahren einige Anlagen<br />

für Kunden im Bereich Pharmaindustrie<br />

(Abb. 4), Kunststoffherstellung<br />

und für grüne Wärmeversorgung<br />

gefertigt und in Betrieb genommen.<br />

Um das klimafreundliche Gas<br />

nutzen zu können, finden unter anderem<br />

die nachfolgenden Lösungen<br />

Anwendung: Voraussetzungen sind<br />

technische Maßnahmen und Komponenten,<br />

um das dreifache Brennstoffvolumen<br />

bereitzustellen sowie die<br />

höheren Verbrennungstemperaturen<br />

bei gleichzeitig schnellerem Abbrandverhalten<br />

zu beherrschen. Dies betrifft<br />

insbesondere Leitungen, Düsen,<br />

hochtemperaturfeste feuerberührte<br />

Bauteile, Brennergebläse und den<br />

Feuerraum. Der Wasserstoffbrenner<br />

ist in der Regel als komplexe Mehrstofffeuerung<br />

mit entsprechend anspruchsvoller<br />

Steuerung ausgeführt,<br />

um volle Flexibilität und Versorgungssicherheit<br />

zu ermöglichen.<br />

Für die erhöhte thermische NOx-<br />

Bildung beim Verbrennen von Wasserstoff<br />

gibt es bewährte abgasseitige<br />

Maßnahmen: Mithilfe einer<br />

Abgasrezirkulation lassen sich die<br />

geltenden Abgasvorschriften hinsichtlich<br />

NOx zuverlässig erfüllen. Bei<br />

diesem Verfahren wird sauerstoffarmes<br />

Abgas des Kessels genutzt und<br />

mit der Verbrennungsluft vermischt.<br />

Der Partialdruck des Sauerstoffgehalts<br />

reduziert sich und sorgt für eine<br />

verzögerte Reaktion von Wasserstoff<br />

und Sauerstoff und verringert dadurch<br />

die mittlere Flammentemperatur.<br />

Daraus resultiert eine effektive<br />

Reduzierung thermischer NOx-Bildung.<br />

Im Fall einer Umrüstung einer<br />

Bestandsanlage bieten auch hier die<br />

Abgasrezirkulation und eine entsprechende<br />

Auslegung die Möglichkeit,<br />

die ursprüngliche Nennleistung zu erreichen<br />

und gleichzeitig die strengen<br />

NOx-Limits einzuhalten.<br />

Um eine Rückzündung der Wasserstofffeuerung<br />

in die Brennstoffzuleitung<br />

zu verhindern, ist die<br />

Feuerungsanlage mit einer Flammenrückschlagsicherung<br />

versehen. Diese<br />

kann sowohl statisch, z. B. als Deflagrations-<br />

oder Detonationssicherung,<br />

als auch dynamisch ausgeführt sein.<br />

Die dynamische Variante bewirkt eine<br />

wesentlich höhere Gasaustrittsgeschwindigkeit<br />

aus Gasring oder Gaslanzen<br />

als die Flammengeschwindigkeit.<br />

Vorschriften hierzu gibt es nicht,<br />

denn bisher existiert kein bindendes<br />

Regelwerk, das eine Wasserstofffeuerung<br />

im Bereich Industriekesselanlagen<br />

beschreibt. Wenngleich die Normung<br />

hinsichtlich Wasserstoffes im<br />

letzten Jahr an Fahrt aufgenommen<br />

hat, muss gegenwärtig jede Anlage<br />

einer Einzelbetrachtung unterzogen<br />

werden. Darunter sind auch Themen<br />

32 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieträger H 2<br />

Verwertung<br />

wie bestimmte Explosionsschutz-Vorgaben<br />

(Atex-Level), die Werkstoffauswahl,<br />

die Eignung der verwendeten<br />

Ausrüstung und Betriebsaspekte zu<br />

berücksichtigen.<br />

Im Bereich der Abgastechnik lassen<br />

sich etablierte Auslegungsregeln<br />

und Technologien analog zu Erdgasfeuerungen<br />

nutzen. Der im Methan<br />

des Erdgases gespeicherte Wasserstoff<br />

wird letztendlich auch zu Wasserdampf<br />

verbrannt.<br />

Daraus resultieren im Übrigen die<br />

deutlich geringeren CO 2 -Emissionen<br />

von Erdgas im Vergleich zur Kohle,<br />

die im Wesentlichen aus Kohlenstoff<br />

besteht. Durch die hohe spezifische<br />

Wärmekapazität bzw. Enthalpie vom<br />

Wasserdampf im Abgas, kann folglich<br />

bei der Verbrennung von Wasserstoff<br />

die sogenannte Brennwerttechnik<br />

gleichermaßen zum Einsatz<br />

kommen. Beim Phasenwechsel vom<br />

Wasserdampf des Abgases zu flüssigem<br />

Wasser wird erheblich mehr<br />

Energie frei als durch die reine Temperaturreduktion<br />

bei der Abwärmenutzung.<br />

Eine Reduzierung der Abgastemperatur<br />

von 130 °C auf 60 °C<br />

ist durch einen Brennwertwärmetauscher<br />

realisierbar, daraus resultiert<br />

eine Brennstoffeinsparung von bis<br />

zu sieben Prozent. Voraussetzung ist<br />

jedoch eine Wärmesenke, beispielsweise<br />

zur Vorwärmung von Brauchwasser<br />

oder für das Beheizen von<br />

Produktionshallen und Büros. Der<br />

Gesamtwirkungsgrad solcher Systeme<br />

beträgt in der Praxis bis zu 103<br />

Prozent bezogen auf den Heizwert<br />

bzw. 98 Prozent in der primärenergetischen<br />

Betrachtung. Bei dem Einsatz<br />

von Brennwerttechnik in Verbindung<br />

mit Wasserstofffeuerungen und<br />

Abgasrezirkulation gibt es zusätzliche<br />

Aspekte zu beachten, insbesondere<br />

bei Warm-/Heißwasserkesseln mit<br />

geringer Rücklauftemperatur.<br />

Energieversorgung zukunftssicher<br />

aufstellen und Förderungen nutzen<br />

Was ist nun die Handlungsempfehlung<br />

an die Betriebe hinsichtlich<br />

ihrer zukunftssicheren Versorgung<br />

mit Heiz- und Prozesswärme? Alternativen<br />

wie etwa die Integration von<br />

Wärmepumpen sind in produzierenden<br />

Unternehmen überwiegend<br />

für Niedertemperaturanwendungen<br />

rentabel, z. B. für Heizzwecke als Luftwärmepumpe.<br />

Viele Produktionsprozesse<br />

hingegen benötigen Dampf und<br />

Heißwasser mit Temperaturen weit<br />

über 100 °C. Bei diesem hohen Temperaturniveau<br />

sinkt der Wirkungsgrad<br />

(genauer COP) von Wärmepumpen,<br />

somit ist eine wirtschaftliche<br />

Betriebsweise derer nicht möglich.<br />

Zur Speisung von Hochtemperaturwärmepumpen<br />

ist zudem häufig keine<br />

adäquate Abwärmequelle vorhanden,<br />

deren Leistung ein Vielfaches<br />

der benötigenden Kesselleistung aufweisen<br />

muss.<br />

Klimafreundlicher Wasserstoff<br />

hingegen hat das Potential, Wärmeprozesse<br />

mit hohen Temperaturen<br />

im Megawattbereich abzudecken. Er<br />

gilt als ein wesentliches Instrument<br />

in der zukünftigen Energielandschaft.<br />

Während alternative Energieträger<br />

mit einjähriger CO 2 -Bindung (Biogas,<br />

Bioöl) nur in begrenztem Umfang zur<br />

Verfügung stehen, besteht bei einem<br />

grünen Energiemix mit Wasserstoff<br />

und Strom die Chance auf flächendeckende<br />

Substitution der CO 2 -Emissonen.<br />

Die Engpässe sind derzeit<br />

noch die Brennstoff- Verfügbarkeit<br />

und die wirtschaftliche Darstellbarkeit<br />

<strong>–</strong> die Technologie hingegen ist<br />

bereits jetzt für die Verwendung von<br />

sowohl Wasserstoff als auch Strom<br />

ausgereift und sofort anwendbar.<br />

Bei vielen Neuanlagen empfiehlt es<br />

sich, schon heute Schnittstellen für<br />

die spätere Umrüstung vorzusehen<br />

und die Kessel als „hydrogen-ready“<br />

und/oder als Hybrid mit elektrischem<br />

Heiz element auszulegen. Oft ist es<br />

möglich, auch vorhandene Kesselanlagen<br />

für den Einsatz alternativer<br />

Brennstoffe mit vertretbarem Aufwand<br />

zu modernisieren.<br />

In jedem Fall ist es sinnvoll, vorhandene<br />

Anlagen jetzt auf ihre Zukunftssicherheit<br />

zu prüfen. Häufig<br />

lassen sich dabei viele Potentiale<br />

zur CO 2 -Einsparung identifizieren<br />

und beispielsweise durch Einrichtungen<br />

zur Abwärmerückgewinnung<br />

nutzen. Das senkt nicht nur die<br />

Brennstoff kosten, sondern auch die<br />

seit 1.1.2021 eingeführte CO 2 -Emissionsabgabe.<br />

Zudem bestehen in<br />

Deutschland aktuell attraktive Möglichkeiten,<br />

bis zu 40 Prozent staatliche<br />

Förderung auf CO 2 -reduzierende<br />

Maßnahmen an Prozesswärmesystemen<br />

zu erhalten. Sowohl für Modernisierungen<br />

als auch für Neuanlagen.<br />

Investitionszuschüsse für umweltschonende<br />

Kesseltechnik sind<br />

in dieser Form und Höhe eine historische<br />

Chance und belegen den politischen<br />

Willen zur Wärmewende.<br />

Abb. 4: Beispiel eines umgesetzten Brennstoff-Konzepts mit Wasserstoff, Erdgas und leichtem<br />

Heizöl an einer Bosch-Kesselanlage bei einem Pharmaunternehmen.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Daniel Gosse MBA<br />

Bosch Industriekessel GmbH<br />

Leiter Marketing und Akademie<br />

Tel.: +49 9831 56-248<br />

E-Mail: daniel.gosse@de.bosch.com<br />

www.bosch-industrial.com<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

33


Energieeffizienz<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Von der Maschinen- zur Systemlösung<br />

Zweistufige Druckluftaggregate mit<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Lothar Stoll<br />

Die ölfreien zweistufigen AERZEN-<br />

Schraubenverdichter der Baureihe 2C<br />

bieten dank offener Systemintegration,<br />

modularer Grund komponenten<br />

sowie variabler mechanischer und<br />

elektronischer Schnittstellen höchste<br />

funktionale Anpassungsfähigkeit für<br />

unterschiedliche Antriebs- und Steuerungskonzepte.<br />

In Kombination<br />

mit maßgeschneiderten Systemen<br />

zur Wärmerückgewinnung werden<br />

die kundenindividuell ausgelegten<br />

Druckluftaggregate zu wahren Energiesparmeistern<br />

und Bestandteil<br />

einer Systemlösung.<br />

Bei der Erzeugung von Druckluft fällt<br />

eine große Menge an Wärmeenergie<br />

an. Wird diese Prozesswärme mittels<br />

Wärmerückgewinnung für weitere<br />

Betriebsabläufe wie Wassererwärmung,<br />

Trocknungsprozesse oder<br />

Vorerwärmung von Brennerluft nutzbar<br />

gemacht, lassen sich erhebliche<br />

Energieeinsparungen, Emissionssenkungen<br />

und Kostenreduzierungen<br />

erzielen. Mit hochleistungsfähiger<br />

Kompressortechnologie und maßgeschneiderten<br />

Systemen zur Wärmerückgewinnung<br />

bietet AERZEN genau<br />

die richtige Antwort. Das Ergebnis:<br />

maximale Ressourceneffizienz und<br />

Wirtschaftlichkeit. Ein Beispiel sind<br />

die zweistufigen Schraubenverdichter<br />

der Baureihe 2C mit Wärmerückgewinnung<br />

aus dem Hause der RKR<br />

Gebläse und Verdichter GmbH, einer<br />

100%igen Tochtergesellschaft von<br />

AERZEN und der Spezialist für zweistufige<br />

Verdichterlösungen in der<br />

Unternehmensgruppe. Diese zweistufigen<br />

Verdichterlösungen werden<br />

durch die Aerzener Kundenberatung<br />

und Engineering-Kompetenz von RKR<br />

zu einer innovativen Systemlösung<br />

der Kundenanwendung.<br />

34 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieeffizienz<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Abb. 1: Die althergebrachte Maschinenperspektive richtet sich „nur“ auf die Eintritts- und Austrittsbedingungen <br />

(alle Bilder: AERZEN)<br />

Ein Einsatzfall in der Praxis<br />

Zunächst dreht sich alles um den Einsatz-<br />

und Anwendungsfall, in diesem<br />

Beispiel die Nutzung von trockener<br />

Druckluft im Vergütungsprozess<br />

der Stahlherstellung. Ein klares Verständnis<br />

über die Applikation und<br />

die Einsatzbedingungen, insbesondere<br />

die im Betriebs-/Jahreszyklus<br />

unterschiedlichen Umgebungsbedingungen<br />

und Betriebspunkte, sind<br />

maßgeblich. Hier zeigt sich, dass neben<br />

der maschinenspezifischen Betriebssituation,<br />

wie Voll- und Teillast,<br />

auch das außerhalb der Verdichtertechnik<br />

bestehende System, zum Beispiel<br />

einer jahreszeitabhängigen Zuschaltung<br />

von Kältetrocknern oder<br />

Absorptionstrocknern, übergeordnet<br />

zu betrachten ist.<br />

Von der Verdichter- zur<br />

Systemlösung<br />

Während die althergebrachte Maschinenperspektive<br />

sich „nur“ auf<br />

Eintritts- und Austrittsbedingungen<br />

richtet, ist das Verständnis der Anwendung<br />

ein Muss für die Systemlösung.<br />

Für die Maschine als Blackbox<br />

gelten nur wenige Eckdaten, wie das<br />

Schaubild in Abbildung 1 zeigt. Im<br />

System dagegen kommen andere<br />

Perspektiven und Anforderungen<br />

hinzu <strong>–</strong> und zwar der Gesamtprozess<br />

des Kunden und dabei das Ziel,<br />

die in dem verdichteten Gas enthaltene<br />

Wärmeenergie als Quelle für die<br />

Erwärmung von Prozesswasser zu<br />

nutzen. Also geht es nicht mehr ausschließlich<br />

um ein Gas am Übergabepunkt<br />

der Maschine (siehe Schaubild<br />

Maschinenperspektive), sondern vielmehr<br />

um die Frage, wie einem Gesamtsystem,<br />

also einem Prozess, eine<br />

größtmögliche Wärmeenergie zugeführt<br />

werden kann.<br />

Ein Kunstgriff für Innovation<br />

Ein Großteil der elektrischen Antriebsenergie<br />

bei luft- oder wassergekühlten<br />

ölfreien Kompressoren wird im Gasstrom<br />

als Wärme gebunden. Nun<br />

kommt der Trick: Die aus der mehrstufigen<br />

Verdichtung des Gases resultierende<br />

Temperaturerhöhung von<br />

bis zu 200 K wird dafür genutzt, einen<br />

Wasserkühlkreislauf auf ein möglichst<br />

hohes Temperaturniveau zu bringen,<br />

dabei ist gleichzeitig sicherzustellen,<br />

das Gas für den Kundenprozess auf<br />

einer maximalen Austrittstemperatur<br />

von 40 °C zu halten. Damit ist ein weiterer<br />

Mehrwert gegeben, da das Gas<br />

auch für den nachgeschalteten Trockner<br />

mit einer für die Trocknung optimalen<br />

Eintrittstemperatur zur Verfügung<br />

gestellt wird.<br />

Dies kann auf unterschiedliche<br />

Weise innerhalb und außerhalb der<br />

Maschinentechnik erfolgen. Es gilt<br />

aber, ein Optimum aus funktionaler<br />

Integration, Wirtschaftlichkeit und<br />

Effizienz zu schaffen. Hier kommen<br />

die Engineering-Kompetenz und die<br />

innovative Kreativität der Systemlösung<br />

von RKR zum Tragen: Eine funktionale<br />

Verschaltung und Steuerung<br />

http://wasserstoff.jumo.info<br />

Mit JUMO sind Sie auf der sicheren Seite<br />

JUMO bietet Sensor- und Automatisierungslösungen z. B. für Elektrolyseure, Brennstoffzellen, Speicher und Syntheseanlagen. So unterstützen wir die<br />

Gewinnung von grünem Wasserstoff und seine Verwendung in den unterschiedlichen Anwendungsgebieten. Damit wollen wir die Energiewende weiter<br />

vorantreiben und Lösungen für die Zukunft entwickeln.


Energieeffizienz<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Abb. 2: Eine funktionale Verschaltung und Steuerung von mehreren Wasserkühlern<br />

integriert in der Systemtechnik schafft ungeahnte Potentiale für die Nutzung der im<br />

Gas gebundenen Wärme<br />

von mehreren Wasserkühlern integriert<br />

in der Systemtechnik schafft<br />

dabei ungeahnte Potentiale für die<br />

Nutzung der im Gas gebundenen<br />

Wärme.<br />

Wärmeenergie sinnvoll nutzen<br />

Als Ergebnis der innovativ verschalteten<br />

Systemtechnik konnte in dem<br />

konkreten Anwendungsfall schon<br />

bei Teillastbetrieb von zwei Maschinen<br />

nach einer Stunde eine Wärmeleistung<br />

von 1.200 kW (1,2 Megawatt!)<br />

in den Kundenprozess eingespeist<br />

werden. Somit konnte ein Großteil<br />

der elektrischen Antriebsenergie, die<br />

bei der Drucklufterzeugung in Wärme<br />

umgewandelt wurde, für die Temperierung<br />

im Produktionsprozess<br />

genutzt werden, ohne dabei auf bislang<br />

zusätzliche Energiequellen zugreifen<br />

zu müssen. Dies ermöglicht<br />

erhebliche Energieeinsparungen,<br />

eine verbesserte Wirtschaftlichkeit,<br />

die Steigerung der Energieeffizienz<br />

des Gesamtsystems und somit einen<br />

wichtigen Beitrag für das Klima und<br />

den CO 2 -Fußabdruck.<br />

Maximale Anlagenperformance<br />

dank kundenindividuell konzipierter<br />

Druckluftlösungen<br />

Die luft- oder wassergekühlten Kompressoren<br />

liefern ölfreie und absorp-<br />

Abb. 3: Master-Slave-<br />

Konfiguration am Beispiel<br />

einer Druckluftanlage<br />

mit angebundenen<br />

Trocknern<br />

36 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieeffizienz<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Abb. 4: Maschinensteuerung und HMI erweitern die Systemperspektive<br />

tionsmittelfreie Druckluft im Druckbereich<br />

von 4 bis 11,5 bar (g) und sind<br />

für Volumenströme von 166 m³/h bis<br />

9.300 m³/h ausgelegt. Das modulare<br />

Konzept garantiert eine hohe funktionale<br />

Anpassungsfähigkeit für unterschiedliche<br />

Antriebs- und Steuerungskonzepte<br />

und gewährleistet<br />

größte Flexibilität bei der Anpassung<br />

an die applikationsspezifischen Anforderungen<br />

und kundenindividuellen<br />

Prozessbedingungen, wie vorab<br />

beschriebener Einsatzfall gezeigt hat.<br />

Neben funktional zugeschnittenen<br />

Lösungen kommen auch individuelle<br />

Ausführungen für besonders schallreduzierte<br />

Anwendungen, Außenaufstellungen<br />

oder Heavy-Duty-Container-Konfigurationen<br />

zum Einsatz.<br />

Skalierung bis zur<br />

Automatisierungsebene<br />

Auch hier gilt: Die Einzellösung ist<br />

perfekt auf die Anwendung zugeschnitten<br />

<strong>–</strong> ob als Stand-alone-<br />

Lösung oder in einem Maschinenund<br />

Systemverbund, siehe Anwendungsbeispiel<br />

einer Druckluftanlage<br />

mit angebundenen Trocknern in<br />

einer so genannten Master-Slave-<br />

Konfiguration.<br />

Diese zugeschnittene Master-<br />

Slave-Steuerung im Systemverbund<br />

ermöglicht es, mehrere Verdichter<br />

und Trockner in einem System koordiniert<br />

zu betreiben. Hierbei gibt<br />

es einen Master-Verdichter, der die<br />

Kontrolle über die Steuerungseinheit<br />

hat und die Leistung der Slave-<br />

Verdichter entsprechend den Anforderungen<br />

des Systems anpasst. Die<br />

Steuerungseinheit überwacht dabei<br />

die Betriebsparameter der Verdichter,<br />

wie beispielsweise Druck und<br />

Durchfluss, und steuert sie so, dass<br />

sie effizient und zuverlässig arbeiten.<br />

Eine zusätzlich redundant ausgeführte<br />

Steuerung bietet eine zusätzliche<br />

Schutzebene gegen Ausfälle im<br />

Steuerungssystem. Durch die Kombination<br />

einer Master-Slave-Steuerung<br />

mit einer redundanten Steuerung<br />

wird die Zuverlässigkeit der Systemlösung<br />

weiter erhöht, da ein Ausfall<br />

einer Steuerungseinheit nicht zum<br />

Ausfall des gesamten Systems führt.<br />

Die Kommunikation erfolgt in diesem<br />

konkreten Einsatzfall zwischen<br />

den Verdichtern, den jeweiligen über<br />

Mittelspannungs-Frequenzumrichtern<br />

drehzahlveränderbaren Antrieben,<br />

den Trocknern und der DCS<br />

(Distributed Control System) über<br />

PROFINET. PROFINET als bewährtes<br />

industrielles Kommunikationsprotokoll<br />

ermöglicht dabei eine schnelle<br />

und zuverlässige Kommunikation<br />

zwischen den verschiedenen Komponenten<br />

des Gesamtsystems.<br />

Mit zunehmender Automatisierung<br />

und einer spezifischeren Erfassung<br />

von Betriebsdaten/-zuständen<br />

ergeben sich weitere Perspektiven<br />

für die Systembeobachtung und Optimierung:<br />

Skalierbare Systembausteine<br />

mit Schnittstellen für eine Remote-<br />

und/oder lokale Betriebs-und<br />

Anlagenanalyse sowie Service-Logs<br />

stehen zur Verfügung und können<br />

mit ergänzenden Serviceleistungen<br />

nach Bedarf kombiniert werden.<br />

Passgenaue Systemlösungen<br />

mit Mehrwert in der Kundenanwendung<br />

Mit der Kombination aus Maschinen-<br />

und Systemperspektive, kreativem,<br />

kompetentem Engineering<br />

und einem bewährten modular skalierbaren<br />

Baukasten bietet RKR als<br />

Spezialist für zweistufige Verdichterlösungen<br />

in der Unternehmensgruppe<br />

AERZEN zugeschnittene Systemlösungen<br />

mit Mehrwert in der<br />

Kundenanwendung. Das kompetente<br />

Team unterstützt Anwender dabei,<br />

ihre bislang ungenutzten Potentiale<br />

auszuschöpfen.<br />

Autor:<br />

Lothar Stoll, Geschäftsführer<br />

RKR Gebläse und Verdichter GmbH<br />

www.rkr.de, www.aerzen.com<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

37


Aus der Forschung<br />

Wärmepumpen<br />

Genau hingehört<br />

Wärmepumpen im Hörversuch<br />

Hans-Jörg Risse<br />

Bei Luft-Wasser-Wärmepumpen ist<br />

die Geräuschentwicklung von entscheidender<br />

Bedeutung für Einsatzmöglichkeiten<br />

und Kunden-<br />

Akzeptanz. Wichtig ist deshalb nicht<br />

nur der Schallleistungspegel, sondern<br />

auch das subjektive Geräuschempfinden.<br />

Wärmepumpen liegen im Trend und<br />

etwa bei drei von vier der verkauften<br />

Geräte handelt es sich um Luft-Wasser-Wärmepumpen.<br />

Mit dem Klimapaket<br />

übernimmt die Bundesregierung<br />

seit Anfang des Jahres 2020<br />

beim Einbau dieser Wärmeerzeuger<br />

im Neubau oder in der Modernisierung<br />

zudem einen hohen Anteil der<br />

Investitionskosten.<br />

Für Kunden ist bei einer Luft-<br />

Wasser-Wärmepumpe im Vergleich<br />

zu einer Sole-Wasser-Wärmepumpe<br />

außer dem finanziellen Aspekt<br />

das Thema Schall von zentraler Bedeutung.<br />

Denn gerade in Neubaugebieten,<br />

wo diese Wärmeerzeuger<br />

besonders gefragt sind, werden<br />

die Grundstücke immer kleiner und<br />

die Abstände zu den Nachbarhäusern<br />

damit geringer. Daher gewinnt<br />

das Thema Lärmbelästigung an Bedeutung.<br />

Laut einer Umfrage des<br />

Umweltbundesamts fühlen sich 60<br />

Prozent der Befragten durch die Geräusche<br />

der Nachbarschaft belästigt.<br />

Lediglich der Straßenverkehr wird<br />

als noch störender empfunden. Damit<br />

die umweltfreundliche Heizlösung<br />

keinen Nachbarschaftsstreit<br />

und auch sonst keine Beschwerden<br />

auslöst, hört Buderus bei der Schallentwicklung<br />

seiner Produkte genau<br />

hin und lässt auch testen, was nicht<br />

zu hören ist.<br />

Schall als Hörereignis<br />

die Luft in Schwingung bringt und somit<br />

den Luftdruck in einem bestimmten<br />

Abstand verändert. Je größer die<br />

Veränderung des Luftdrucks, umso<br />

größer der Schalldruckpegel. Der Wert<br />

null Dezibel entspricht dabei ungefähr<br />

der menschlichen Hörschwelle.<br />

Ausschlaggebend für die Kunden<br />

ist aber nicht nur der messbare<br />

Schalldruckpegel, sondern viel mehr,<br />

wie die Geräusche der Wärmepumpe<br />

empfunden werden. Denn davon<br />

abhängig ist ihre Akzeptanz.<br />

Das entscheidende Stichwort lautet<br />

hierbei Psychoakustik. Die wissenschaftliche<br />

Disziplin bezeichnet<br />

Schall als Hörereignis und untersucht<br />

den Zusammenhang zwischen dem<br />

physikalischen Schallreiz und der<br />

dadurch hervorgerufenen Hörwahrnehmung<br />

beim Menschen. Grund<br />

für die Untersuchungen ist, dass typische<br />

physikalische Messgrößen die<br />

Hörwahrnehmung nicht immer treffend<br />

abbilden <strong>–</strong> die Lautstärke entspricht<br />

also nicht immer der empfundenen<br />

Lautheit. Diese ist abhängig<br />

vom Schalldruckpegel, aber auch von<br />

Zusammenhang zwischen Lautheit (sone)<br />

und Lautstärkepegel (phon)<br />

L s<br />

(phon)<br />

Quelle: Dickreiter. Handbuch der Tontechnik, Band 1, S. 113<br />

Angegeben wird der messtechnisch erfassbare<br />

Schalldruckpegel in Dezibel.<br />

Er entsteht, wenn eine Geräuschquelle<br />

Abb. 1: Die Psychoakustik untersucht den Zusammenhang zwischen physikalischer Messung<br />

des Schalls und dessen subjektiver Beurteilung. Die Lautheit gibt die empfundene<br />

Laustärke an. <br />

alle Bilder: Buderus<br />

38 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Aus der Forschung<br />

Wärmepumpen<br />

Abb. 2: Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP untersucht die Wahrnehmung eines Wärmepumpengeräusches.<br />

Frequenz, Bandbreite und Dauer der<br />

Signale und wird in Sone angegeben.<br />

1 sone entspricht 40 phon, also 40 dB<br />

bei 1 kHz. Ab 40 phon verdoppelt sich<br />

die Lautheit pro 10 dB Zunahme. Unter<br />

40 phon führen schon kleinere<br />

Veränderungen im Lautstärkepegel<br />

zu einer Verdopplung der empfundenen<br />

Lautstärke.<br />

Die Auswirkungen der Lautheit<br />

auf das Wohlbefinden der Menschen<br />

sind enorm. Wird ein Geräusch als<br />

störend empfunden, schüttet das Gehirn<br />

Stresshormone aus und der Körper<br />

geht in Alarmbereitschaft <strong>–</strong> selbst<br />

im Schlaf. Dauert diese lärmbedingte<br />

Alarmbereitschaft an, schadet das<br />

der Gesundheit.<br />

In Hörversuchen ermitteln Forscher<br />

des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik<br />

IBP (Fraunhofer IBP) in Stuttgart<br />

Vaihingen, wie sich physikalische<br />

und psychoakustische Parameter auf<br />

die Akzeptanz und das Lästigkeitsempfinden<br />

der durch Wärmepumpen<br />

hervorgerufenen Geräusche auswirken.<br />

Gegenstand einer Untersuchung<br />

waren zwei Wärmepumpen, unter<br />

anderem die Split-Wärmepumpe<br />

Logatherm WPLS.2 von Buderus.<br />

Rund 60 Probanden im Alter von 18<br />

bis 60 Jahren beurteilten dabei verschiedene<br />

Geräusche der Wärmepumpen.<br />

Ziel des Versuches war es,<br />

Vorhersagen darüber treffen zu können,<br />

wie störend oder gar lästig Menschen<br />

die Schallemissionen der Geräte<br />

empfinden, ohne dass weitere<br />

Versuchsreihen mit zukünftigen Wärmepumpen<br />

erforderlich sind.<br />

Damit alle Probanden die Geräusche<br />

unter genau denselben Bedingungen<br />

beurteilen konnten, hat<br />

das Team die Geräusche der Wärmepumpen<br />

im Vorfeld aufgezeichnet.<br />

Die Logatherm WPLS13.2 hat<br />

eine modulierende Leistungsstärke<br />

von 6,41 kW und einen COP von 4,87<br />

(bei A7/W35). Das Vergleichsgerät hat<br />

eine modulierende Heizleistung von<br />

5,63 kW und einen COP von 4,87 (bei<br />

A7/W35). Die Geräte liefen zum einen<br />

in unterschiedlichen Modi, etwa Fan<br />

only, Night Mode oder Max Speed.<br />

Zum anderen wurden sie im Feld mit<br />

realistischen Umgebungsgeräuschen<br />

und in einem im Fraunhofer IBP angelegten<br />

Halbfreifeldraum (Boden<br />

schallhart, Wände und Decke absorbierend<br />

ausgekleidet) getestet.<br />

Grund für die Messung in verschiedenen<br />

Räumen sind zum einen die<br />

in der Realität herrschenden Hintergrundgeräusche<br />

wie der Verkehr und<br />

zum anderen, dass sich die Schallleistung<br />

mit zunehmendem Abstand auf<br />

eine größer werdende Fläche verteilt<br />

und in Folge der Schalldruckpegel<br />

sinkt. Einfluss auf die Schallausbreitung<br />

haben außerdem massive Hindernisse<br />

wie Gebäude oder Mauern,<br />

Reflexionen an schallharten Oberflächen<br />

wie Putz- und Glasfassaden von<br />

Gebäuden oder Böden mit Asphaltund<br />

Steinoberfläche, oder schallabsorbierende<br />

Oberflächen wie frisch<br />

gefallener Schnee oder Rindenmulch.<br />

Um den Ton unter Realbedingungen<br />

aufzeichnen zu können,<br />

Hörversuch zur Wahrnehmung<br />

eines Produktgeräuschs<br />

Abb. 3: Um den Ton unter Realbedingungen aufzuzeichnen, verwendet das Team Kunstköpfe.<br />

Hier wird im Halbfreifeldraum des Fraunhofer IBP gemessen.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

39


Aus der Forschung<br />

Wärmepumpen<br />

Abb. 4: Die Kunstköpfe werden in einem Meter Abstand zur Wärmepumpe aufgestellt. Toningenieur<br />

Benjamin Müller und Psychologin Lisa-Marie Wadle messen den Abstand.<br />

nutzte das Team Kunstköpfe mit Ohrmuscheln<br />

und Torso. Diese reflektieren<br />

den Schall der Wärmepumpen<br />

wie beim Menschen und erlauben<br />

später im Hörversuch eine gehörrichtige<br />

Darstellung der Geräuschaufzeichnungen.<br />

Der Abstand von Kunstkopf<br />

und Wärmepumpe betrug einen<br />

Meter. Auf diese Weise konnte das<br />

Team viele verschiedene Geräusche<br />

aufnehmen.<br />

Die Probanden beurteilten die<br />

aufgenommenen Geräusche dann<br />

im High Performance Indoor Environment<br />

Lab (HiPIE-Labor) des<br />

Fraunhofer IBP. Dort herrschen zu<br />

jeder Zeit genau dieselben Bedingungen<br />

in Akustik, Beleuchtung,<br />

Raumklima und Luftqualität. Nacheinander<br />

hörten die Probanden 44<br />

Geräusche und ordneten sie im ersten<br />

Schritt entsprechend den Fragen<br />

„Wie lästig ist das Geräusch?“, „Wie<br />

laut ist das Geräusch?“ und „Wie ausblendbar<br />

ist das Geräusch?“ auf einer<br />

Skala von eins bis zehn ein. In einem<br />

zweiten Schritt hörten die Probanden<br />

zwei verschiedene Geräusche und<br />

setzten diese ins Verhältnis. Ton A >B<br />

(A ist lästiger als B), A=B oder A


Aus der Forschung<br />

Wärmepumpen<br />

Abb. 6: Die Ergebnisse der Hörversuche helfen bei der Entwicklung von Wärmepumpen mit geringer Lautstärke,<br />

wie die Logatherm WLW196i mit Silent Plus Technologie.<br />

kreis reduzieren die Geräuschemissionen<br />

des Kompressors. Auch<br />

die Vibrationen im Kältekreis hat<br />

Buderus bei den überarbeiteten Modellen<br />

reduziert. Ebenfalls berücksichtigt<br />

wurde der optische Schall: Ein<br />

erster Versuch zur Psychoakustik hat<br />

gezeigt, dass auch die Optik der Wärmepumpe<br />

die empfundene Lautheit<br />

beeinflusst. Zum Beispiel beurteilt<br />

der Mensch den Ton einer Wärmepumpe<br />

lauter, wenn er den Ventilator<br />

sieht, und leiser, wenn er hinter einer<br />

Abdeckung liegt. Aus diesem Grund<br />

hat Buderus die Außeneinheit der<br />

WLW196i..AR S+ überarbeitet und<br />

mit einem Diffusor versehen. Die<br />

neue Geometrie des Ventilators trägt<br />

außer dem dazu bei, dass sich der<br />

Schall nicht direkt nach vorne, sondern<br />

gedämpft entlang des Diffusor-<br />

Auslasses ausbreitet.<br />

Fazit<br />

Außer der Optimierung der technischen<br />

Parameter für mehr Effizienz<br />

ist die Geräuschentwicklung<br />

bei Wärme pumpen als umweltschonende<br />

Alternative zu konventionellen<br />

Methoden der Wärmegewinnung ein<br />

zentrales Thema. Durch den steigenden<br />

Einsatz von Wärmepumpen,<br />

vor allem auf engem Raum,<br />

und durch die wachsende Geräuschund<br />

Lärmbelästigung durch mehrere<br />

Lärmquellen, werden psychoakustische<br />

Untersuchungen zunehmend<br />

relevant. Es besteht sonst die Gefahr,<br />

für positive Umwelteffekte wie Energieeinsparung<br />

mit Lärmbelastung zu<br />

bezahlen. Buderus entwickelt seine<br />

Produkte nicht nur hinsichtlich der<br />

tatsächlichen Lautstärke kontinuierlich<br />

weiter, sondern berücksichtigt<br />

dabei auch die Ergebnisse aus den<br />

psychoakustischen Untersuchungen.<br />

Aus diesem Grund hat Buderus im<br />

Hörversuch mit dem Fraunhofer IBP<br />

eine Vorhersageformel für die empfundene<br />

Lästigkeit der Wärmepumpengeräusche<br />

ermittelt. Auf diese<br />

Weise reduziert Buderus die zu erwartende<br />

Lästigkeit, um die Akzeptanz<br />

und den Einsatz von Wärmepumpen<br />

als nachhaltige Form der<br />

Wärmegewinnung weiter zu stärken.<br />

Autor:<br />

Hans-Jörg Risse<br />

Produktmanager Sales Technical<br />

Support Wärme- und Kälteerzeuger<br />

Buderus Deutschland<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

41


Effiziente Fertigung<br />

Sondermaschinenbau<br />

Riesengroß und trotzdem präzise<br />

Ing. Martin Gold<br />

Innerhalb des Miba-Konzerns<br />

nimmt Miba Automation Systems<br />

eine besondere Rolle ein: Das Unternehmen<br />

widmet sich dem Sondermaschinenbau.<br />

Mit innovativen<br />

Lösungen punkten die Oberösterreicher<br />

weltweit auch und vor allem im<br />

Bereich nachhaltiger Windenergie.<br />

Bei der Schweißnahtvorbereitung<br />

für die Fundamente von Offshore-<br />

Windtürmen setzt Miba Automation<br />

Systems auf die Technologie von<br />

Boehlerit: Die Fräswerkzeuge garantieren<br />

trotz höchster Performance<br />

maximale Präzision und Standzeit.<br />

Miba Automation Systems begann<br />

in den 1950er Jahren sich mit dem<br />

Maschinenbau zu beschäftigen. Anfänglich<br />

wurden Maschinen für die<br />

Miba-eigene Produktion erzeugt, vor<br />

allem für die Herstellung von Gleitlagern.<br />

Heute erzeugen etwa 70 Mitarbeiter<br />

am Standort Aurachkirchen<br />

CNC-Sondermaschinen für verschiedenste<br />

Anwendungen in der Industrie.<br />

Eines der Highlights sind Maschinen<br />

für die Elektromobilität: Auf<br />

diesen produzieren Unternehmen in<br />

aller Welt Statoren für Elektroautos.<br />

Mobile und stationäre Bearbeitungsmaschinen<br />

von Miba Automation Systems<br />

kommen heute vornehmlich in<br />

der Windenergiebranche zum Einsatz,<br />

konkret bei der Produktion von Fundamenten<br />

für Offshore-Windtürme.<br />

Diese Fundamente liegen ausschließlich<br />

unter Wasser und bestehen aus<br />

Stahlrohrsäulen mit Durchmessern<br />

von bis zu 14 Metern. Um den enormen<br />

Belastungen zu widerstehen,<br />

müssen diese teilweise bis über 50<br />

Meter in den Meeresboden gerammt<br />

werden. Auf Grund der riesigen Ausmaße<br />

bestehen die Säulen aus mehreren<br />

einzelnen Stahlringen. Wesentliche<br />

Teile der Bearbeitung erfolgen<br />

daher vor Ort z. B. die Vorbereitung<br />

der Schweißnähte sowie der Schweißprozess.<br />

„Wir müssen die Maschine<br />

zum Bauteil bringen“, bringt es der<br />

Managing Director Miba Automation<br />

Systems auf den Punkt.<br />

Perfekte Schweißnahtvorbereitung<br />

Die Lösung für die Fräsbearbeitung<br />

der riesigen Windturm-Fundamente<br />

liegt also in mobilen Maschinen für<br />

die Rundnahtbearbeitung und stationären<br />

Maschinen für die Längsnahtbearbeitung.<br />

Doch wer glaubt, dass<br />

es bei solchen Größen nicht so sehr<br />

auf Präzision ankommt, liegt falsch.<br />

Die einzelnen Stahlrohrsegmente<br />

müssen sowohl längs als auch quer<br />

verschweißt werden <strong>–</strong> eine Herausforderung<br />

nicht zuletzt auf Grund<br />

der hohen Wandstärke von bis zu<br />

150 mm. In dieser Nische ist Miba<br />

Automation Systems mit seinen Spezialmaschinen<br />

zum Längs- und Rundnahtfräsen<br />

in den letzten Jahren zum<br />

Marktführer aufgestiegen. Die mobilen<br />

Maschinen sind so konstruiert,<br />

42 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Effiziente Fertigung<br />

Sondermaschinenbau<br />

dass sie entlang der Werkstücke zum<br />

Beispiel per Stapler oder auf Schienen<br />

weiterbewegt werden können.<br />

Wo die Rohrsemente aneinanderstoßen,<br />

wird in die zukünftige Schweißnaht<br />

eine „tulpenförmige“ Struktur<br />

eingefräst, die den später höchst<br />

belasteten Schweißnähten optimale<br />

Stabilität verleiht, gleichzeitig den<br />

Materialverbrauch beim Schweißen<br />

minimiert und den Prozess beschleunigt.<br />

„Der Schweißmaterialverbrauch<br />

ist einer der Kostentreiber, doch<br />

wir können für unsere Kunden eine<br />

höchst wirtschaftliche Lösung anbieten“,<br />

so der Managing Director.<br />

der Anwendung <strong>–</strong> und diese endet<br />

nicht bei Schnitttiefen oder Schnittgeschwindigkeiten.<br />

Ein Punkt, von dem<br />

auch Miba Automation Systems profitiert,<br />

ganz aktuell bei verschiedenen<br />

Fräsversuchen mit Duplex-Stählen.<br />

Noch einen Aspekt will der Managing<br />

Director Miba Automation Systems<br />

nicht unerwähnt lassen: „Seit wir<br />

unsere Maschinen mit Boehlerit-<br />

Fräsern ausrüsten, gab es keine einzige<br />

Beanstandung.“ Kein Wunder,<br />

bringt Boehlerit doch die entsprechende<br />

Expertise mit. Gerade wenn<br />

man Werkzeuge für präzise Großanwendungen<br />

wie diese auslegt, ist<br />

die enge Zusammenarbeit mit dem<br />

Maschinenhersteller wichtig, denn<br />

das Werkzeug muss perfekt auf die<br />

Maschine abgestimmt werden <strong>–</strong> und<br />

umgekehrt.<br />

www.miba.com<br />

www.boehlerit.com<br />

Autor:<br />

Ing. Martin Gold<br />

techn. Fachredakteur und Fotograf<br />

Hohe Performance und lange<br />

Standzeit<br />

Ein ganz essentieller Teil dieser<br />

Lösung ist das richtige Fräswerkzeug.<br />

Hier setzt Miba Automation<br />

Systems auf die Frästechnologie der<br />

Schneid- und Werkstoffexperten von<br />

Boehlerit in Kapfenberg. Die Frästechnologie<br />

ist eine der Stärken von<br />

Boehlerit: „Wir sind stolz, dass wir die<br />

auf Grund der enormen Werkstückdimensionen<br />

an unsere Produkte<br />

gestellten Herausforderungen erfüllen<br />

können.“ Und diese liegen unter<br />

anderem in der Standzeit der Fräswerkzeuge,<br />

die im konkreten Anwendungsfall<br />

Durchmesser zwischen 950<br />

und 1.100 mm erreichen. Zur Erinnerung:<br />

Die Rohrdurchmesser liegen bei<br />

bis zu 14 m und die Material stärke bei<br />

bis zu 150 mm. Zur optimalen Vorbereitung<br />

der Schweißnaht ist diese in<br />

mehreren Durchgängen bis zu einer<br />

Tiefe von zwei Dritteln der Materialstärke<br />

zu fräsen. Die zu bearbeitenden<br />

Längen sind daher sehr groß,<br />

ein ständiger Werkzeugwechsel würde<br />

aber zu Lasten der Produktivität<br />

und letztendlich der Wirtschaftlichkeit<br />

gehen. Boehlerit bietet entscheidende<br />

Vorteile. Die speziell für die geforderten<br />

Geometrien ausgelegten<br />

Wendeschneidplatten überzeugen<br />

mit maximaler Performance und langer<br />

Standzeit, selbst bei schwer zu<br />

bearbeitenden Werkstoffen.<br />

Das perfekte System<br />

Zudem bietet Boehlerit seinen Kunden<br />

praxisnahe Unterstützung bei<br />

Abb. 1: Schweißnähte hochpräzise und mit maximaler Performance herstellen:<br />

Fräswerkzeuge von Boehlerit übernehmen auf mobilen und stationären Maschinen von<br />

Miba Automation Systems die Schweißnahtvorbereitung.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

43


Dekarbonisierung<br />

Elektromobilität<br />

Tschüss Reichweitenangst<br />

Abb. 1: Auf der elektrifizierten Fahrspur können<br />

Pkw und auch LKW per Induktion ihren<br />

aktuellen Fahrstrombedarf decken und so<br />

Ladung ihrer Antriebsbatterie schonen.<br />

Induktionsspulen im Asphalt der<br />

Fahrbahn könnten Elektroautos<br />

beim Fahren permanent mit Strom<br />

versorgen. Gehören lästige Nachladepausen<br />

damit bald der Vergangenheit<br />

an?<br />

Der Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung<br />

und Produktionssystematik<br />

(FAPS) an der Friedrich-Alexander-<br />

Universität Erlangen-Nürnberg ist<br />

Konsortialführer eines wegweisenden<br />

Pilotprojekts im Bereich<br />

E-Mobilität. Das Kernziel des Projektes<br />

E|MPOWER ist die Integration<br />

der kabellosen Electric Road System<br />

(ERS)-Technologie auf einem<br />

einen Kilo meter langen Abschnitt einer<br />

Auto bahn in Nordbayern. ERS ist<br />

eine induktive Ladetechnologie der<br />

israe lischen Firma Electreon. Sie ist<br />

direkt in die Fahrbahn integriert und<br />

soll eine kontaktlose Energieübertragung<br />

auf parkende und fahrende<br />

Fahrzeuge ermöglichen. Dadurch<br />

soll die Notwendigkeit wegfallen,<br />

in E-Fahrzeuge riesige und daher<br />

enorm schwere Akkus einzubauen,<br />

um die vom Endverbraucher gewünschten<br />

Reichweiten zu realisieren.<br />

Das betrifft sowohl Pkws wie im<br />

Besonderen auch Lkws, bei denen<br />

das Akkugewicht die wertvolle Nutzlast<br />

reduziert. Das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

fördert das Projekt unter dem Förderkennzeichen<br />

01MV22020A im Rahmen<br />

des Programms “Elektro-Mobil”,<br />

auch die Deutsche Autobahn GmbH<br />

unterstützt es. Besonderes Augenmerk<br />

legt der Lehrstuhl FAPS auf die<br />

Suche nach Skaleneffekten bei der Serienfertigung<br />

der Erdspulen und der<br />

elektrischen Anschluss elemente für<br />

E|MPOWER am Standort Nürnberg.<br />

Herr Dr. Weigelt, mit E|MPOWER<br />

und E|ROAD betreibt der Lehrstuhl<br />

FAPS gleich zwei Forschungsprojekte<br />

im Bereich Ladeinfrastruktur für<br />

E-Mobilität. Welche Firmen und Institutionen<br />

sind Teil der jeweiligen<br />

Projekte? Haben Sie die Automobilindustrie<br />

mit an Bord?<br />

Michael Weigelt: Im Projekt E|ROAD<br />

besteht das Konsortium aus der<br />

FA WheelE, Stelcon, OAT sowie der<br />

TU Dresden und uns. Die Kompetenzen<br />

der Betonfertigteiletechnik<br />

(Auslegung, Montage, Bettung) sowie<br />

der induktiven Energieübertragungstechnik<br />

sind vollständig im Konsortium<br />

vertreten. Im Projekt E|MPOWER<br />

sind die Firmen Electreon, Via IMC<br />

und risomat vertreten. Eng assoziiert<br />

ist die Autobahn GmbH. Neben<br />

uns ist noch das Institut ELSYS der TH<br />

Nürnberg im Konsortium. Da wir uns<br />

in beiden Projekten schwerpunktmäßig<br />

mit der Primärseite befassen sind<br />

wir auch ohne OEMs handlungsfähig.<br />

Wo sehen sie mögliche Überschneidungen<br />

der beiden Projekte, und<br />

welche Synergien, auch im Hinblick<br />

auf die beteiligten Partner,<br />

hoffen Sie dadurch zu heben? Mit<br />

electreon haben Sie einen Partner<br />

bei E|MPOWER, der bereits (in<br />

Zusammenarbeit mit der BASt)<br />

einige Teststrecken mit seiner<br />

Spulentechnologie verwirklicht hat.<br />

Was unterscheidet E|MPOWER von<br />

diesen Vorläufern, und welchen<br />

zusätzlichen Erkenntnisgewinn soll<br />

E|MPOWER bringen?<br />

Michael Weigelt: Aus unserer Sicht<br />

hat gerade die Verlege- und Kontaktierungstechnik<br />

trotz abweichender<br />

Spulengeometrien und Halbzeugen<br />

hohe Überschneidungen. An die<br />

44 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Elektromobilität<br />

mechanische Stabilität und die thermischen<br />

Eigenschaften unserer Isolationssysteme<br />

gelten aber deutlich<br />

abweichende Anforderungen. In<br />

E|MPOWER wäre ein wünschenswertes<br />

Outcome eine kontinuierliche<br />

Montage der Spulen als eine<br />

Art „Teppich“. Wir versprechen uns<br />

von der Installation auf einer öffentlichen<br />

Bundesautobahn insbesondere<br />

wesentliche Verbesserungen<br />

bei der Verlegetechnik. Die E|ROAD-<br />

Technik mit Betonfertigteilen wird<br />

weiterhin vereinzelt, also chargenweise<br />

verbleiben.<br />

Induktives Laden ist mittlerweile in<br />

mehreren Bereichen des täglichen<br />

Lebens angekommen, beispielsweise<br />

in Smartphones und Elektrozahnbürsten.<br />

Welche Vorteile<br />

bringt induktives Laden für die<br />

E-Mobilität?<br />

Ein spürbarer Nachteil des induktiven<br />

Ladens ist der mit zunehmendem<br />

Abstand der Spulen sinkende<br />

Wirkungsgrad. Bringen größere<br />

Spulendurchmesser hier eine signifikante<br />

Verbesserung? Mit welchem<br />

Wirkungsgrad rechnen Sie?<br />

Michael Weigelt: Die Auslegung<br />

eines Spulenpaares erfolgt üblicherweise<br />

für einen fixen Luftspalt.<br />

Faustregel ist, je größer der mittlere<br />

Radius der Spulen, desto größer<br />

kann der Luftspalt bei weiterhin<br />

guter magnetischer Kopplung<br />

sein. In unseren Prüfständen erreichen<br />

wir für kontrollierte Laborbedingungen<br />

über 90 Prozent Übertragungswirkungsgrad.<br />

Wir peilen<br />

in E|MPOWER Luftspalte von über<br />

30 cm an.<br />

Das Laden von E-Autos ist auch per<br />

Kabel mit einem deutlichen Verlust<br />

an Energie verbunden. Kommen die<br />

Induktionsladeverluste hier noch<br />

on top dazu?<br />

Michael Weigelt: Teilweise ist das so.<br />

Allerdings benötigen wir fahrzeugseitig<br />

zum Beispiel ohnehin einen<br />

HF-Gleichrichter <strong>–</strong> dieser könnte dann<br />

direkt an das Hochvolt-Bordnetz liefern,<br />

also würden keine zusätzlichen<br />

Ladeverluste durch den Onboardcharger<br />

anfallen.<br />

Für welche Art von E-Fahrzeugen<br />

eignet sich das Verfahren, nur für<br />

Nutzfahrzeuge und Transporter<br />

oder auch für normale Pkws?<br />

Michael Weigelt: Da die Energie „von<br />

unten“ zugeführt wird, eignet sich die<br />

Schnittstelle grundsätzlich sowohl für<br />

Michael Weigelt: Wir sehen im Wesentlichen<br />

folgende Vorteile:<br />

• Statisches Laden:<br />

- Usability<br />

- „Autonomes Laden“<br />

- Potential für vollständige<br />

Infrastrukturintegration:<br />

- Optisch „ansprechend“<br />

- Vandalismussicher<br />

- Verschleißfrei<br />

- Wettersicher<br />

• Dynamisches Laden:<br />

- Potenziell unbegrenzte<br />

Reichweite<br />

- Ökonomische / ökologische<br />

Vorteile, da Fähigkeit zur Langstreckenmobilität<br />

trotz kleinerer<br />

Fahrzeugakkumulatoren<br />

Welche maximale Übertragungsleistung<br />

hoffen Sie zu erreichen?<br />

Michael Weigelt: Mit dem Electreon<br />

System erreichen wir zum aktuellen<br />

Stand etwas über 20 kW je Reciever-<br />

Spule. Für Nutzfahrzeuge lassen sich<br />

mehrere Reciever je Fahrzeug installieren.<br />

Abb. 2: Dr.-Ing Michael Weigelt leitet am Lehrstuhl FAPS der FAU Erlangen-Nürnberg bereits<br />

das E|MPOWER vorangegangene Projekt E|Road. In ihm werden grundlegende<br />

Teilprozesse der Flachspulenherstellung erforscht. Das hierbei erworbene Knowhow stellt<br />

Dr. Weigelt über das von ihm mitgegründete Spin-Off Seamless Energy Technologies dem<br />

freien Markt zur Verfügung.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

45


Dekarbonisierung<br />

Elektromobilität<br />

NFZ als auch für PKW. Auch die modularen<br />

Receiver ermöglichen die<br />

Kompatibilität von PKW sowie NFZ.<br />

Wie hat man sich so eine Ladefahrspur<br />

im Betrieb vorzustellen?<br />

Wie könnte eine Einbettung des<br />

Systems in die durch die StVO<br />

vorgegebenen Benutzungsvorschriften<br />

der einzelnen Spuren<br />

einer Autobahn aussehen?<br />

Michael Weigelt: Alle Fahrzeuge<br />

können die Ladespur nutzen. Kompatible<br />

Fahrzeuge mit Receiver<br />

werden durch das Backend lokalisiert,<br />

das jeweils nur die in Überdeckung<br />

befindlichen Primärspulen<br />

zuschaltet.<br />

Muss ein aktuell ladendes Fahrzeug<br />

bestimmte Geschwindigkeiten und<br />

Seitenabstände gleichbleibend<br />

einhalten?<br />

Michael Weigelt: Ja. Je ungünstiger das<br />

Fahrzeug zur Primärspule positioniert<br />

ist, desto geringer ist wiederum<br />

die magnetische Kopplung und damit<br />

der Übertragungswirkungsgrad.<br />

Die Spurzentrierung aktueller Spurhaltesysteme<br />

sollte für die Toleranzanforderungen<br />

des IPT-Systems ausreichend<br />

sein.<br />

Ist eine Koppelung mit bereits existierenden<br />

FAS wie beispielsweise<br />

Tempomaten oder Spurhalteassistenten<br />

angedacht?<br />

Michael Weigelt: Gegebenenfalls<br />

könnte die Information über die Spulenkopplung<br />

als zusätzliches Sensorsignal<br />

dem Spurhalteassistenten zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Eventuell aus politischen Gründen<br />

kommende Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

einmal außen vor gelassen<br />

<strong>–</strong> welchen Geschwindigkeitsrahmen<br />

halten Sie aus technischen<br />

Gründen für ideal?<br />

Michael Weigelt: Etwa 2/3 des Fahrenergiebedarfs<br />

ist auf den Luftwiderstand<br />

zurückzuführen <strong>–</strong> aus technischen<br />

Gründen ist also langsames<br />

Fahren energieeffizient, da ein quadratischer<br />

Zusammenhang zwischen<br />

Abb 3: In der ehemaligen AEG-Werkhalle am Standort Fürther Straße produzieren die Studierenden des Lehrstuhls FAPS wichtige Bauelemente<br />

der elektrischen Straße in realitätsnahen Kleinserien mit professionellen Industriemaschinen.<br />

46 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Elektromobilität<br />

Der Einbau von Ladespulen im Zuge der regelmäßigen Fahrbahndeckenerneuerung könnte nach dem Willen der am Projekt E|MPOWER Beteiligten bundesweit<br />

bald zum Alltag auf deutschen Autobahnbaustellen gehören.<br />

Fahrgeschwindigkeit und Windwiderstand<br />

vorliegt. Die IPT-Technologie<br />

arbeitet bei 85 kHz, bei allen<br />

gängigen Fahrgeschwindigkeiten<br />

sieht die Fahrzeugspule ausreichend<br />

Umpolungen des magnetischen<br />

Feldes, um dem Antriebsstrang ausreichend<br />

induzierten Strom zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Sollen die Ladespulen nur in bestimmten<br />

Streckenabschnitten der<br />

BAB verlegt werden, oder planen<br />

Sie eine Abdeckung aller 13.000 km?<br />

Michael Weigelt: Wir streben mit dem<br />

Electreon System an, in etwa den<br />

Fahrenergiebedarf in das Fahrzeug<br />

zu übertragen. Für theoretische unendliche<br />

Reichweite ist also die vollständige<br />

Ausstattung der Langstreckeninfrastruktur<br />

erforderlich. Es gibt<br />

spannende Untersuchungen, dass<br />

bereits mit der Ausstattung besonders<br />

frequentierter Fahrbahnkilometer<br />

wesentliche ökonomische und<br />

ökologische Potentiale gehoben werden<br />

können z. B.: [Perdu, Channiot,<br />

Raynal, Combes 2022: The electric<br />

road system: technical, economical<br />

and environmental study carried out<br />

in France]<br />

Mit welchen Investitionskosten pro<br />

Kilometer rechnen Sie? Wollen Sie<br />

nur eine oder alle Spuren mit der<br />

Übertragungstechnik ausstatten?<br />

Michael Weigelt: Schätzungen beginnen<br />

aktuell bei etwa 1 Mio. Euro.<br />

Der Einbau ist besonders wirtschaftlich,<br />

wenn dieser innerhalb der ohnehin<br />

erforderlichen Sanierungszyklen<br />

der Fahrbahnoberflächen erfolgt.<br />

Electreon setzt sich mit 600 Tsd. Euro<br />

je Fahrbahnkilometer noch ambitioniertere<br />

Zielpreise.<br />

Wie könnte ein Abrechnungsmodell<br />

aussehen?<br />

Michael Weigelt: Hierzu arbeiten wir<br />

aktuell nicht. Absehbar ist, dass die<br />

Energiezählung auf der Fahrzeugseite<br />

erfolgen muss. Das ist nach aktuellem<br />

Stand mit unserem Eichrecht<br />

nicht kompatibel <strong>–</strong> hier ist Regulierungsarbeit<br />

dringend erforderlich.<br />

Weiterführende Links<br />

www.faps.fau.de/curforsch/<br />

neues-forschungsprojekt-zur-entwicklung-der-fertigungsprozesseprimaerseitiger-spulenmodule-fuerelektrifizierte-strassen-eroad/<br />

www.faps.fau.de/neuigkeit/<br />

17-11-2022-neues-gemeinschaftsprojekt-empower-demonstriert-dynamisches-laden-von-elektrofahrzeugenauf-deutschen-autobahnen/<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

47


Dekarbonisierung<br />

Lieferverkehr<br />

Schieben und Sparen<br />

Elektrifiziertes Trailer-System „evTrailer“<br />

Nach den Vorschriften der Europäischen<br />

Kommission und des Europäischen<br />

Parlaments müssen die<br />

Fahrzeughersteller die Treibhausgas-<br />

Emissionen (THG) von neuen Lkw bis<br />

2025 im Durchschnitt um 15 % und bis<br />

2030 um 30 % gegenüber dem Stand<br />

von 2019 senken. Die dazu erforderliche<br />

Defossilisierung des Straßengüterverkehrs,<br />

d.h. die Unabhängigkeit<br />

von fossilen Energieträgern macht<br />

gleichermaßen wirtschaftliche wie<br />

nachhaltige Lösungsansätze für den<br />

Antriebsstrang schwerer Nutzfahrzeuge<br />

notwendig. Neben der Elektrifizierung<br />

der Zugmaschine stellt die kooperative<br />

Antriebsunterstützung der<br />

konventionellen Sattelzugmaschinen<br />

durch den Auflieger eine vielversprechende<br />

Lösung zur erheblichen<br />

Reduktion von THG-Emissionen dar.<br />

Die Unterstützung der Zugmaschine<br />

durch den Zusatzantrieb des Trailers<br />

mit integrierter Bremsenergienutzung<br />

(Rekuperation) birgt enorme Potentiale<br />

vor allem in der Verbrauchsund<br />

CO 2 -Minderung. Das erlaubt eine<br />

besonders wirtschaftliche Umsetzung<br />

der Nachhaltigkeitsziele für den<br />

Straßengüterverkehr. Damit zeigt der (siehe Fußnote Konsortium) an der<br />

Ansatz die notwendigen Perspektiven Umsetzung und Zulassung eines<br />

für nachhaltige Anwendungen und 3-Achsen-Sattelaufliegers mit Elektrotraktion<br />

Akzeptanz in Transport und Logistik<br />

bis hin zur Zulassungsfähigkeit und<br />

Marktdurchdringung der neuen Fahrzeugklasse<br />

traktionsfähiger Anhänger<br />

zur kooperativen Antriebs-<br />

unterstützung von konventionellen<br />

Sattelzugmaschinen. Die drei wesentlichen<br />

Ziele der ersten Projektphase<br />

und Sattelauflieger.<br />

„evTrailer“ (2016 <strong>–</strong> 2018) waren<br />

die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs<br />

Elektrifiziertes Trailer-System am<br />

Beispiel „evTrailer“<br />

der Zugmaschine um min-<br />

destens 20 %, der autarke Betrieb<br />

des „evTrailers“ an jeder handelsüblichen<br />

In dem vom Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Sattelzugmaschine und das<br />

autarke Rangieren. Die erste Projektphase<br />

geförderten Verbundforschungsvorhaben<br />

zeigte als Ergebnis, dass zur Er-<br />

„evTrailer“ arbeiten Partner<br />

aus Industrie und Forschung<br />

reichung der Emissionsziele eine Akkukapazität<br />

von mehr als 50 kWh, eine<br />

Abb. 1: In der ersten Projektphase umgesetztes Konzept des „evTrailer“<br />

48 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Lieferverkehr<br />

Abb. 2: Erprobung des autarken Rangierbetriebes mit passiven Lenkrädern mit Nachlauf an den vorhandenen Stützen<br />

elektrische Antriebsleistung von mindestens<br />

150 kW und die Möglichkeit<br />

des externen elektrischen Nachladens<br />

des Batteriesystem (Plug-In-Variante)<br />

benö tigt wird (siehe Abbildung 1).<br />

Zur Regelung der Traktionsunterstützung<br />

wird die Zugkraftunterstützung<br />

durch einen sensorischen<br />

Königszapfen erfasst. Dieser Regelungsansatz<br />

verhindert ebenfalls<br />

ein instabiles Fahrverhalten des Gesamtfahrzeugs,<br />

das beispielsweise<br />

durch Schieben der Zugmaschine<br />

durch den Trailer entsteht. Der Königszapfen<br />

wurde ursprünglich in<br />

einem hochintegrativen Ansatz mit<br />

sensorischen Oberflächen ausgestattet.<br />

Die daraus entstehende Veränderung<br />

des Bauteils Königszapfen<br />

bedingt allerdings eine gesonderte<br />

Bauteilzulassung. Daher sollten die<br />

Messung der Kräfte am Königszapfen<br />

über nicht verändernde Maßnahmen<br />

realisiert werden, wie beispielsweise<br />

durch sensorische Unterlegscheiben.<br />

Die Unterstützung der Zugmaschine<br />

durch den Trailer-eigenen Antrieb<br />

mit integrierter Bremsenergienutzung<br />

(Rekuperation) birgt enorme<br />

Potentiale zur Reduktion des Treibstoffverbrauchs<br />

und damit zur Minderung<br />

der THG-Emissionen. Darüber<br />

hinaus ergeben sich mit dem<br />

„evTrailer“ interessante weitere Möglichkeiten<br />

wie z. B. dynamische Fahrzeugstabilisierung<br />

und Traktionsunterstützung.<br />

Die Besonderheit ist der<br />

völlig autarke elektrische Antrieb des<br />

Trailers, der damit die Verwendung<br />

mit beliebigen Zugmaschinen ermöglicht.<br />

Für autarkes Rangieren wird zusätzlich<br />

ein radselektiver Antrieb für<br />

eigenständige Kurvenfahrten benötigt<br />

(siehe Abbildung 2).<br />

In dem seit 2022 laufenden Verbundforschungsvorhaben<br />

„evTrailer2“<br />

steht eine deutliche Steigerung des<br />

Effizienzniveaus im Vordergrund. Damit<br />

sollen die vorgeschriebenen THG-<br />

Minderungsziele für 2030 bereits bei<br />

Projektende mit dem verbesserten<br />

Trailer-System erreicht werden. Hierfür<br />

soll das elektrische Antriebskooperationssystem<br />

im Hinblick auf<br />

Ener gieeffizienz und Fahrzeugsicherheit<br />

verbessert sowie das Fahrzeugenergiesystems<br />

um Komponenten<br />

und Technologien zur Integration von<br />

Photo voltaik (PV) und Schnellladefähigkeit<br />

erweitert werden. Die mit den<br />

Technologien des „evTrailer2“ realisierbare<br />

THG-Minderung erlaubt eine<br />

besonders wirtschaftliche Umsetzung<br />

der Nachhaltigkeitsziele für den Straßengüterverkehr.<br />

Das „evTrailer“-<br />

Konzept schafft die notwendigen<br />

Abb. 3: Dolly für autarkes Rangieren<br />

Perspektiven für nachhaltige Anwendungen<br />

und Akzeptanz in Transport<br />

und Logistik bis hin zur Zulassungsfähigkeit<br />

und Marktdurchdringung<br />

der neuen Fahrzeugklasse traktionsfähiger<br />

Anhänger und Sattelauflieger.<br />

Technologische Highlights des<br />

neuen „evTrailer2“<br />

Rangierfähigkeit<br />

Mit Lenkrädern an den vorhandenen<br />

Stützen wurde bereits in der<br />

ersten Projektphase ein grundsätzliches<br />

Rangieren ohne Sattelzugmaschine<br />

und ohne Beladung auf dem<br />

Betriebshof erprobt. Für das autarke<br />

Rangieren des Trailers unter<br />

voller Beladung entwickelt die Fa.<br />

Hüffermann in der laufenden zweiten<br />

Projektphase ein leichtes, lenkbares<br />

Bugrad (Dolly) mit einer Last<br />

von min. 15 t und einer Zulassung<br />

bis 80 Km/h (siehe Abbildung 3).<br />

Zur Lenksteuerung ist das Dolly mit<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

49


Dekarbonisierung<br />

Lieferverkehr<br />

Abb. 4: Schaltgetriebe mit Klauenkupplung für radselektiven Antrieb<br />

einem automatischen Kupplungssystem<br />

mit der Trailer-Control-Unit<br />

verbunden. Die Steuerung des Dollys<br />

soll per Fernbedienung oder über<br />

den Königszapfen erfolgen. Die Zugdeichsel<br />

des Dollys wird ausziehbar<br />

sein, damit sie zum Transport und<br />

Bereitstellung zum Sattelauflieger<br />

genutzt werden kann. Ist die Zugdeichsel<br />

eingezogen, befindet sich<br />

das Dolly in der Fahrzeugkontur vom<br />

Sattelauflieger. Ein Schnellkuppelsystem<br />

zum Sattelauflieger ist vorgesehen.<br />

Antriebsstrang<br />

Im „evTrailer2“ liegt der Fokus verstärkt<br />

auf der Effizienz des Antriebsstranges.<br />

Dazu wird der Antriebsstrang<br />

überarbeitet und mit einem<br />

permanent magnetisierten Synchronmotor,<br />

einem mehrgängigen<br />

Schaltgetriebe sowie einem hybriden<br />

Batteriespeicher ausgestattet.<br />

Der Synchronmotor der Firma<br />

Oswald benötigt keinen Magnetisierungsstrom,<br />

der Rotor bleibt daher<br />

nahezu verlustfrei und hat gleichzeitig<br />

eine höhere Leistungsdichte bei<br />

gleicher Effizienz. Damit ist der Synchronmotor<br />

ressourcenschonender,<br />

da weniger Material benötigt wird.<br />

Um die Vorteile des Synchronmotors<br />

bestmöglich auszunutzen, wird er mit<br />

einem Schaltgetriebe mit Kupplung<br />

kombiniert.<br />

Am Institut für Mechatronische Systeme<br />

(IMS) der Technischen Universität<br />

Darmstadt wird das mehrgängige<br />

Schaltgetriebe mit Klauenkupplung<br />

(siehe Abbildung 4), und einem neuartigen<br />

Getriebesteuergerät entwickelt.<br />

Dies löst den Auslegungskonflikt<br />

zwischen Anfahrmoment und<br />

Höchstgeschwindigkeit. Der erste<br />

Gang kann durch eine hohe Übersetzung<br />

und niedrige Geschwindigkeiten<br />

ein hohes Radmoment und<br />

damit verbunden ein hohes Giermoment<br />

erzeugen. Dadurch wird<br />

das Rangierverhalten deutlich verbessert.<br />

Der zweite Gang hingegen<br />

ist lang übersetzt und wird für höhere<br />

Geschwindigkeiten, insbesondere<br />

auf der Autobahn, verwendet.<br />

Der Gang wird unter dem Aspekt optimiert,<br />

eine möglichst hohe Gesamteffizienz<br />

im Betrieb zu erreichen. Zusätzlich<br />

besteht die Möglichkeit der<br />

Neutralstellung, um Leerlaufverluste<br />

zu verringern. Eine Simulation mit<br />

dem repräsentativen „VECTO delivery<br />

cycle“ zeigt, dass das evTrailer2 Hybrid-Konzept<br />

bis zu zehn Prozent<br />

Kraftstoff gegenüber dem konventionellen<br />

Betrieb einsparen kann.<br />

Um große Strommengen aus<br />

Schnellladestationen und Oberleitungen<br />

sowie die variierenden Strommengen<br />

aus der Rekuperation und<br />

den Photovoltaikzellen ohne Nachteile<br />

für Sicherheit und Lebensdauer<br />

der Batteriezellen zu speichern, wird<br />

am Fraunhofer Institut für Betriebsfestigkeit<br />

und Systemzuverlässigkeit<br />

LBF eine Traktionsbatterie mit hybrider<br />

Systemarchitektur entwickelt. Sie<br />

besteht aus Hochenergie- und Hochleistungszellen.<br />

Dieser Energiespeicher<br />

kann so betrieben werden, dass<br />

die Hochenergiezellen immer innerhalb<br />

ihrer Betriebsspezifikation eingesetzt<br />

und bedarfsweise <strong>–</strong> speziell<br />

beim Laden des Energiespeichers<br />

mit hohen Strömen <strong>–</strong> durch die Hochleistungszellen<br />

gepuffert werden. Die<br />

hohen Ladeströme kommen erst zeitverzögert<br />

bei den in dieser Hinsicht<br />

limitierten Energiezellen an.<br />

Fahrzeugintegrierte Photovoltaik<br />

Zur Gewinnung von elektrischer<br />

Ener gie aus Sonnenenergie entwickelt<br />

die Fa. Sono Motors fahrzeugintegrierte<br />

Photovoltaik-Module, die<br />

auf dem Dach und den Seitenwänden<br />

des Trailers appliziert werden,<br />

und eine leistungsfähige Steuereinheit<br />

(Maximum Power Point Tracker<br />

Central Unit <strong>–</strong> MCU) für die PV-Stromerzeugung.<br />

Die Energieerzeugung<br />

soll am Standort München rund<br />

40 kWh/Tag (an sonnigen Tagen bis<br />

zu 80 kWh) mit einer installierten<br />

Leistung von ca. 15 kWp betragen.<br />

Dies soll eine Reduzierung der Batteriegröße<br />

um rund 10 % in den angrenzenden<br />

Teilbereichen und eine<br />

50 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Lieferverkehr<br />

Erhöhung der Reichweite ermöglichen,<br />

die vom Gesamtsystem und<br />

Verbrauch des jeweiligen Fahrzeugs<br />

abhängt.<br />

Cloudbasiertes Energiemanagement<br />

Für eine effektive und effiziente kooperative<br />

Traktionsunterstützung mit<br />

hoher Treibstoffeinsparung entwickelt<br />

das Institut für Verbrennungskraftmaschinen<br />

und Fahrzeugantriebe<br />

(VKM) der Technischen<br />

Universität Darmstadt ein prädiktives<br />

Energiemanagement, um die zu den<br />

Verfügungen stehende elektrische<br />

Energie bestmöglich einzusetzen. Zur<br />

Ermittlung der benötigten Energie<br />

wird in Abhängigkeit der Fahrstrecke<br />

mit einem vereinfachten Längsdynamikmodell<br />

des Sattelzugs basierend<br />

auf dem Höhenprofil und der Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

die notwendige<br />

Antriebsleistung berechnet.<br />

Gleichzeitig erfolgt die Berücksichtigung<br />

von Ladepunkten und rekuperierbarer<br />

Energie. Um im Vergleich<br />

zur Nutzung eines konventionellen<br />

Trailers die Fahrtdauer nicht zu verlängern,<br />

orientieren sich die Ladezeiten<br />

und die Wahl der anzufahrenden<br />

Ladepunkte an den gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Lenkpausen für<br />

Kraftfahrer. Über Cloud-Integration<br />

erfolgt kontinuierliches Update und<br />

Anpassen der Routenplanung.<br />

Trailer Control Unit TCU<br />

Die elektronische Verschaltung der<br />

Elektrifizierungskomponenten erfolgt<br />

in einem zentralen Steuergerät,<br />

der Trailer Control Unit, unter Berücksichtigung<br />

der Anforderungen<br />

der Norm ISO 26262 für funktionale<br />

Sicherheit. Im Hinblick auf elektrische<br />

Antriebsstränge und den Anforderungen<br />

des hochautomatisierten<br />

Fahrens, wird die Erfüllung der Anforderungen<br />

der funktionalen Sicherheit<br />

immer mehr in den Fokus rücken und<br />

mittelfristig auch verbindlich werden.<br />

Die entsprechende Entwicklung der<br />

Software bei gleichzeitigem Erhalt<br />

der Update-Fähigkeit verwirklicht die<br />

Firma CuroCon.<br />

Vergleich bestehender<br />

Trailer-Systeme<br />

Das Konzept eines elektrifizierten Trailers<br />

zur kooperativen Antriebsunterstützung<br />

ist auch Gegenstand anderer<br />

Entwicklungsprojekte und wurde<br />

bereits mit unterschiedlichen Schwerpunkten<br />

in funktionsfähigen Systemen<br />

umgesetzt (siehe Abbildung 5).<br />

Legt man den wichtigen Fokus auf<br />

eine relevante Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs<br />

einer konventionellen<br />

Zugmaschine, so ist dies nur durch eine<br />

nachladbare (Plug-In), genügend große<br />

Batterie und ausreichende Antriebsleistung<br />

möglich. Dies erfüllen nur das<br />

Projekt „evTrailer“, der Krone „eTrailer“<br />

und der „e.home coco“ der Firma<br />

Dethleffs. Beim „e.home“-Projekt handelt<br />

es sich jedoch um einen Caravan-<br />

Anhänger für Pkw.<br />

Link zur Projekt-Homepage:<br />

www.evTrailer.de<br />

Firmen und Institute im<br />

Konsortium „evTrailer“:<br />

- CuroCon GmbH<br />

-Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit<br />

und Systemzuverlässigkeit<br />

LBF<br />

-Hüffermann<br />

Transportsysteme GmbH<br />

-Institut für Mechatronische Systeme<br />

im Maschinenbau (IMS) der<br />

Technischen Universität Darmstadt<br />

-Institut für Verbrennungskraftmaschinen<br />

und Fahrzeugantriebe<br />

(VKM) der Technischen Universität<br />

Darmstadt<br />

- OSWALD Elektromotoren GmbH<br />

- Wilhelm Schwarzmüller GmbH<br />

- SONO MOTORS GmbH<br />

Abb. 5: Vergleich bestehender Trailer-Systeme mit Traktionsunterstützung<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

51


Dekarbonisierung<br />

Antriebsenergien<br />

Schwerlast- und Güterverkehr sicher,<br />

verlässlich und effizient dekarbonisieren<br />

Akilah Doyle<br />

Sicherheit, Zuverlässigkeit und Wirkungsgrad von Brennstoffzellensystemen, die in Bussen und Lkw eingesetzt werden, hängen von<br />

Komponenten ab, die den Wasserstoff als Kraftstoff effektiv beherrschen. <br />

(alle Photos: Emerson)<br />

Menschen und Unternehmen in<br />

ganz Europa sind für den Transport<br />

von Waren und Personen auf schwere<br />

Nutzfahrzeuge und Busse angewiesen.<br />

Diese wichtigen Verkehrsmittel<br />

sind jedoch auch für 27 %<br />

der CO-Emissionen des Straßenverkehrs<br />

in der EU verantwortlich, und<br />

das in einer Zeit, in der sich die EU<br />

verpflichtet hat, verkehrsbedingte<br />

Emissionen bis 2050 um mindestens<br />

60 % gegenüber 1990 zu senken. 1<br />

Es wurden daher strenge Rechtsvorschriften<br />

verabschiedet, um die Emissionen<br />

der Fahrzeuge mit dem höchsten<br />

Schadstoffausstoß zu senken.<br />

Die EU-Normen für den CO 2 -Ausstoß<br />

sehen beispielsweise vor, dass die<br />

jährlichen Durchschnittsemissionen<br />

für neu zugelassene Lkw ab 2025 um<br />

15 % und ab 2030 um 30 % gesenkt<br />

werden, wobei eine weitere Überprüfung<br />

durch die Europäische Kommission<br />

eine Ausweitung auf alle schweren<br />

Nutzfahrzeuge mit sich bringen<br />

könnte. Die Kommission hat zudem<br />

neue Euro-7-Normen zur Senkung<br />

der Emissionen aller Kraftfahrzeuge<br />

vorgeschlagen, die für Lkw und Busse<br />

voraussichtlich 2027 in Kraft treten<br />

werden. Einige Städte, wie Amsterdam,<br />

verbieten Verbrennungsmotoren<br />

ganz.<br />

Angesichts dieser bestehenden<br />

und geplanten Rechtsvorschriften<br />

sind emissionsarme und emissionsfreie<br />

schwere Nutzfahrzeuge und<br />

Busse attraktiver und wertvoller denn<br />

je, wobei sich mit Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />

betriebene Fahrzeuge als<br />

die effektivsten erweisen, insbesondere<br />

im Fernverkehr. Im Vergleich<br />

zu batteriebetriebenen Fahrzeugen<br />

können Fahrzeuge mit Wasserstoff-<br />

Brennstoffzellenantrieb (FCEV)<br />

schneller betankt werden, bieten längere<br />

Fahrzeiten und verfügen über<br />

eine leichtere und kompaktere Technik,<br />

die mehr Platz für Ladung lässt.<br />

Diese Faktoren sind für Unternehmen<br />

entscheidend, um Betriebszeit,<br />

Produktivität und Gesamtbetriebskosten<br />

zu optimieren.<br />

In Anbetracht der wachsenden<br />

Nachfrage nach Lkw und Bussen mit<br />

Wasserstoffantrieb sind Hersteller<br />

von Brennstoffzellentechnik klar<br />

auf Erfolgskurs. Da die Branche jedoch<br />

noch jung ist, ist die Steigerung<br />

des Produktionsumfangs sowie die<br />

Entwicklung von Ausrüstung zur sicheren<br />

Beherrschung von Wasserstoff<br />

als Kraftstoff oft eine Herausforderung.<br />

Um der Nachfrage gerecht zu<br />

werden, müssen die Hersteller Tech-<br />

52 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Antriebsenergien<br />

nologien für Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />

einsetzen, die die Sicherheit,<br />

Verlässlichkeit und den Wirkungsgrad<br />

der Systeme verbessern.<br />

Wasserstoff als Kraftstoff sicher<br />

und effizient beherrschen<br />

Aufgrund seiner geringen Dichte bei<br />

Umgebungstemperaturen hat Wasserstoffgas<br />

eine niedrige Energie<br />

pro Volumeneinheit, so dass es bei<br />

der Verwendung als Kraftstoff unter<br />

hohem Druck stehen muss. 2 In<br />

den Fahrzeugtanks ist der Kraftstoff<br />

normalerweise mit einem Druck von<br />

350 bar bzw. 700 bar beaufschlagt.<br />

Die hohen Drücke und die geringe<br />

Größe des Wasserstoffmoleküls machen<br />

das Gas sehr anfällig für Lecks.<br />

Es ist daher unerlässlich, dass die<br />

Brennstoffzellentechnik den Wasserstoffdurchfluss<br />

in den Fahrzeugen<br />

sicher, verlässlich und effizient steuert.<br />

Bei der Entwicklung von Reglern<br />

und Proportionalventilen für Wasserstoff-Brennstoffzellensysteme<br />

steht Sicherheit an erster Stelle, um<br />

eine stabile Druckregelung und eine<br />

zuverlässige Durchflussregelung zu<br />

gewährleisten. Modernste Komponenten<br />

regeln den Druck und den<br />

Durchfluss stabil und zuverlässig,<br />

um Kraftstofflecks zu verhindern und<br />

Menschen zu schützen.<br />

Bei der Entwicklung der Systeme<br />

sollte neben der Sicherheit jedoch<br />

auch auf optimale Leistung<br />

und einfache Herstellbarkeit geachtet<br />

werden. Die Komponenten müssen<br />

kompakt und leicht sein, so dass<br />

Hersteller unterschiedliche Brennstoffzellensysteme<br />

für den Einsatz in<br />

verschiedenen Nutzfahrzeugen entwickeln<br />

können. Lösungen mit einer<br />

stabilen Druckregelung für die Brennstoffzellenstacks<br />

können dabei die<br />

Lebensdauer der Brennstoffzellensysteme<br />

verlängern.<br />

Hohe Druckschwankungen, insbesondere<br />

beim Anfahren und Anhalten<br />

der Fahrzeuge, verringern<br />

die Leistung der Brennstoffzellensysteme.<br />

Druckregler, wie der<br />

TESCOM TM Onboard-Wasserstoffdruckregler<br />

der Serie HV-3500 oder<br />

der Wasserstoff-Druckminderer der<br />

Serie 20-1200 von Emerson, können<br />

dazu beitragen, den Wirkungsgrad<br />

der Brennstoffzellen zu maximieren.<br />

Sie sorgen unter einer Vielzahl von<br />

Betriebsbedingungen für konstanten<br />

Druck und präzise Durchflussregulierung<br />

des Wasserstoffs zu den<br />

Brennstoffzellen. Die zweistufige<br />

Dichtungskonstruktion des HV-3500<br />

stabilisiert den Auslassdruck und verhindert<br />

ein Abfallen der Einlasskennlinie<br />

und Leckagen, was den Betrieb<br />

der Brennstoffzelle optimiert und die<br />

Gesamtenergieeffizienz maximiert.<br />

Bessere Energieeffizienz bedeutet,<br />

dass weniger Wasserstoff vergeudet<br />

wird und mehr Fahrzeit zur Verfügung<br />

steht.<br />

Der Wasserstoffdruckregler der<br />

Serie HV-3500 verkürzt darüber hinaus<br />

die Herstellungszeit und senkt<br />

die Kosten für OEMs. Sein rechteckiges<br />

Design und die Aufnahmebohrungen<br />

vereinfachen den Einbau,<br />

Abb. 1: Der TESCOM Onboard-Wasserstoffdruckregler der Serie<br />

HV-3500 von Emerson regelt zuverlässig Druckschwankungen und<br />

maximiert den Wirkungsgrad von Brennstoffzellen in wasserstoffbetriebenen<br />

Lkw und Bussen.<br />

<br />

Abb. 2: Der leichte TESCOM Wasserstoff-Druckminderer<br />

der Serie 20-1200 von Emerson, der sich in Tausenden von<br />

Nutzfahrzeugen bewährt hat, bietet eine lange Lebensdauer<br />

und ist für Drücke bis 700 bar ausgelegt<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

53


Dekarbonisierung<br />

Antriebsenergien<br />

so dass OEMs sie schnell an den Platten<br />

und Rahmen des Brennstoffzellensystems<br />

befestigen können.<br />

Wichtig ist auch eine lange<br />

Lebensdauer der Regler, wie beim<br />

Wasserstoff-Druckminderer der Serie<br />

20-1200 von Emerson in Kolbenausführung.<br />

Die Serie 20-1200 wurde<br />

speziell für die Druckregelung<br />

in Fahrzeugen mit Wasserstoff-<br />

Brennstoffzellen entwickelt und bereits<br />

erfolgreich in Tausenden von<br />

Nutzfahrzeugen eingesetzt, darunter<br />

auch in Systemen mit EC-79-Zertifizierung.<br />

Der leichte Regler eignet sich<br />

für Eingangsdrücke bis 700 bar. Er<br />

verfügt außerdem über einen integrierten<br />

10-Mikron-Filter, der eine Verunreinigung<br />

der Anlage verhindert.<br />

Neben den Reglern sind Proportionalventile<br />

der Schlüssel bei der<br />

Konstruktion von Wasserstoff-Brennstoffzellensystemen.<br />

Es ist vorteilhaft,<br />

Proportionalventile zu wählen,<br />

die den Wasserstoffdurchfluss präzise<br />

steuern und gleichzeitig einfach zu<br />

installieren sind, wie die ASCO TM Posiflow-Magnetventile<br />

der Serie 202 von<br />

Emerson.<br />

Es ist wichtig, all diese Komponenten<br />

von Lieferanten zu beziehen,<br />

die über ein umfassendes, spezialisiertes<br />

Portfolio an gefahrlosen, konformen<br />

Produkten verfügen, die sich<br />

bereits in der Praxis bewährt haben.<br />

Die TESCOM-Regler von Emerson<br />

steuern zuverlässig den Wasserstoffantrieb<br />

von mehr als 20.000 Gabelstaplern,<br />

von denen einige bereits<br />

seit 10 Jahren in Betrieb sind.<br />

Einige Hersteller, darunter<br />

Emerson, bieten zudem flexible Services<br />

zur Lieferung kundenspezifischer<br />

Verteilerlösungen für das Eingangsmodul<br />

der Brennstoffzelle an,<br />

wie z. B. ein Absperrventil mit Proportionalventil<br />

als Ergänzung zum Druckregler<br />

oder Ausgangsmodule, wie z. B.<br />

ein Ablassventil mit Wasserabscheider<br />

und Sperrventil. Dank dieser Partnerschaften<br />

können Erstausrüster hochzuverlässige<br />

Durchflussregelungen,<br />

Druckregler, Sicherheitsverteiler und<br />

druckfeste Kabelverschraubungen<br />

sowie Schulungen und Support aus<br />

einer Hand beziehen, was die Lieferkette<br />

vereinfacht und ambitionierte<br />

Fertigungsziele erreichbar macht.<br />

Erfahrene Zulieferer verfügen<br />

auch über das notwendige Wissen,<br />

um alle Anforderungen und Zertifizierungen<br />

zu erfüllen, denn es ist wichtig,<br />

die Vorschriften dort einzuhalten,<br />

wo die Fahrzeuge eingesetzt werden.<br />

Produktionssteigerung zur Deckung<br />

der wachsenden Nachfrage<br />

Prognosen zufolge werden bis 2035<br />

etwa 850.000 Lkw mit Wasserstoff-<br />

Brennstoffzellen auf den Straßen der<br />

EU unterwegs sein sowie zwischen 1,4<br />

und 3,6 Millionen leichte Nutzfahrzeuge,<br />

Busse und Pkw. 3 Das rasante<br />

Wachstum macht den Markt für diese<br />

Fahrzeuge zwar lukrativ, kann aber<br />

auch eine Herausforderung bezüglich<br />

der Kapazitäten bedeuten.<br />

Um ausreichend Wasserstoff-<br />

Brennstoffzellensysteme für Lkwund<br />

Busflotten zu produzieren, müssen<br />

die Hersteller ihre Ressourcen,<br />

den Ausbau der Werke und die Effizienz<br />

der Beschaffung rasch steigern.<br />

Eine Möglichkeit für OEMs hierzu ist<br />

die enge Zusammenarbeit mit Zulieferern,<br />

die nachweislich erfolgreich<br />

daran arbeiten, ihre Produkte an die<br />

Abb. 3: Das kompakte ASCO Magnetventil<br />

der Serie <strong>23</strong>8 für allgemeine Anwendungen<br />

von Emerson spart Platz und zeichnet sich<br />

durch einen kurzen Hub aus, was die<br />

Lebensdauer erhöht<br />

54 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Antriebsenergien<br />

wachsenden Kundenbedürfnisse anzupassen.<br />

Diese sind in der Lage,<br />

OEMs in jeder Wachstums phase zu<br />

unterstützen, indem sie sicherstellen,<br />

dass die optimalen Produkte verfügbar<br />

sind. Die Anbieter von Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />

und FCEVs<br />

können sich dann voll und ganz auf<br />

ihre Prozesse konzentrieren.<br />

Erstausrüster aller Größen und<br />

Leistungsklassen drängen auf den<br />

Wasserstoffmarkt. Einige von ihnen<br />

verstehen sämtliche Aspekte der<br />

Konstruktionsprozesse, andere wiederum<br />

benötigen Hilfe bei der Optimierung<br />

ihrer Lösungen. Diejenigen,<br />

die Unterstützung suchen, können<br />

ihr Know-how erweitern, indem sie<br />

die Erfahrung fachkundiger Lieferanten<br />

nutzen. Schulungsressourcen<br />

können OEMs dabei helfen, neue<br />

Wasserstofftechnologien und bewährte<br />

Konstruktionsverfahren zu integrieren,<br />

um kostensparende Strategien<br />

zu entwickeln und ihre neuen<br />

Technologien zu optimieren. Einige<br />

Zulieferer bieten gemeinsame Entwicklungsworkshops<br />

an, die OEMs<br />

helfen, ihren Konstruktionsprozess<br />

besser zu verstehen und effizienter<br />

zu gestalten.<br />

Bei diesen Workshops arbeiten<br />

OEMs mit Ingenieuren und Produktexperten<br />

zusammen, um Leistungskennzahlen<br />

festzulegen, Strategien<br />

zur Umsetzung der Ergebnisse<br />

zu entwickeln und sich über anwendungsspezifische<br />

Technologieoptionen,<br />

Pilotprojekte und Weiteres zu<br />

informieren. Das umfassende Fachwissen<br />

dient den OEMs nicht nur als<br />

Ergänzung, sondern hilft ihnen auch,<br />

ihr eigenes Know-how aufzubauen.<br />

Erfolgreich in eine emissionsfreie<br />

Zukunft<br />

Emissionsfreie Lkw und Busse mit<br />

Wasserstoffantrieb sind der Schlüssel<br />

zur Dekarbonisierung der Straßen<br />

in der EU <strong>–</strong> und des Verkehrs<br />

auf der ganzen Welt. Da die Nachfrage<br />

nach wasserstoffbetriebenen<br />

Lkw und Bussen weltweit steigt, ist<br />

die Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnologie<br />

von zentraler<br />

Bedeutung. Die Zusammenarbeit<br />

mit fachkundigen Partnern und die<br />

Einführung bewährter Verfahren sichern<br />

den Erfolg und die Flexibilität<br />

bei der Umsetzung. Der erfolgreiche<br />

Einsatz zukünftiger Flotten hängt von<br />

klugen Entscheidungen heute ab: Ziel<br />

ist die Beschaffung leistungsstarker,<br />

robuster Komponenten, welche die<br />

Lebensdauer und den Betrieb von<br />

Brennstoffzellen sicher, zuverlässig<br />

und effizient verbessern.<br />

Referenzen<br />

1 Schwere Nutzfahrzeuge<br />

Europäische Umweltagentur<br />

www.eea.europa.eu/themes/<br />

transport/heavy- duty-vehicles<br />

2 Wasserstoffspeicherung<br />

US-Energieministerium<br />

www.energy.gov/eere/fuelcells/<br />

hydrogen-storage<br />

3 “Unlocking hydrogen’s power for<br />

long-haul freight transport.”<br />

McKinsey & Company.<br />

www.mckinsey.com/capabilities/<br />

operations/our-insights/global-<br />

infrastructure-initiative/voices/<br />

unlocking- hydrogens-power-forlong-haul-freight-transport<br />

Autorin:<br />

Akilah Doyle<br />

Product Marketing Manager Emerson<br />

www.Emerson.com<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

55


Dekarbonisierung<br />

Treibstoff<br />

Klimafreundlicher U-Turn mit der Uthörn<br />

Sara Hritz-Hagenah, Dr. Sophie Jürgens<br />

Abb 1: Das neue Forschungsschiff Uthörn des Alfred-Wegener-Instituts nutzt grünes Methanol als Treibstoff. <br />

Bild: AWI/ Folke Mehrtens<br />

Deutschland soll bis zum Jahr 2045<br />

treibhausgasneutral werden. Das<br />

bedeutet auch für den Verkehrssektor<br />

große Anstrengungen. Um<br />

die Klimaziele im Verkehr zu erreichen,<br />

stehen verschiedene Antriebs-<br />

und Kraftstofftechnologien<br />

zur Verfügung. Sie passen zu den<br />

unterschiedlichen Nutzungsanforderungen<br />

im Personen- und Güterverkehr.<br />

Das Bundesministerium<br />

für Digitales und Verkehr (BMDV)<br />

fördert darum, unter anderem, erneuerbare<br />

Kraftstoffe im technologieoffenen<br />

und verkehrsträgerübergreifenden<br />

Gesamtkonzept<br />

Erneuerbare Kraftstoffe mit bis zu<br />

1,6 Milliarden Euro bis zum Jahr<br />

2026. Teil des Gesamtkonzepts ist<br />

die „Förderrichtlinie Entwicklung regenerativer<br />

Kraftstoffe“. Sie fördert<br />

anwendungsorientierte Projekte<br />

zur Demonstration, Innovation<br />

und Marktvorbereitung von strombasierten<br />

Kraftstoffen (E-Fuels) und<br />

fortschrittlichen Biokraftstoffen<br />

(aus Abfall- und Reststoffen). Anlässlich<br />

der BMDV-Fachkonferenz<br />

Erneuerbare Kraftstoffe übergab<br />

der Parlamentarische Staatssekretär<br />

Oliver Luksic am 14. März 20<strong>23</strong><br />

Förderbescheide an sieben Verbundvorhaben<br />

in Höhe von rund<br />

70 Mio. Euro. Darunter das Projekt<br />

MariSynFuel: Unter Leitung<br />

des Technologie-Transfer-Zentrums<br />

Bremerhaven (ttz) entsteht hier<br />

eine Demonstrationsanlage für<br />

„grünes“ Methanol. Kooperationspartner<br />

sind das Alfred-Wegener-<br />

Institut (Helmholtz-Zentrum für Polar-<br />

und Meeresforschung), das Institut<br />

für Seeverkehrswirtschaft und<br />

Logistik, sowie die UTG Unabhängige<br />

Tanklogistik GmbH. MariSynFuel unterstützt<br />

damit die Transition zu einer<br />

klimafreundlicheren Schifffahrt.<br />

Das Akronym „MariSynFuel“ steht<br />

für „Synthetisches Methanol als maritimer<br />

Kraftstoff für die Schifffahrt<br />

aus Bremerhaven“. Ziel des Projekts:<br />

flüssige, strombasierte Kraftstoffe<br />

für die Schifffahrt etablieren<br />

und so CO 2 -Emissionen fossiler Energieträger<br />

vermeiden. Das Methanol<br />

wird im Demonstrationsmaßstab<br />

produziert und findet direkt<br />

im Neubau des Forschungsschiffs<br />

„Uthörn“ des Alfred-Wegener-Instituts<br />

Anwendung.<br />

Die Uthörn: CO 2 -neutrales<br />

Forschungsschiff<br />

Die neue Uthörn setzt Maßstäbe für<br />

den Umweltschutz auf dem Meer. Als<br />

erstes Seeschiff ist der wendige Forschungskutter<br />

für den Betrieb mit<br />

grünem Methanol gebaut und damit<br />

nahezu CO 2 -neutral auf der Nordsee<br />

unterwegs. Die Uthörn ist mit zwei<br />

modifizierten Verbrennungsmotoren<br />

ausgestattet, die mit Methanol statt<br />

Schiffsdiesel betrieben werden. Zwei<br />

E-Generatoren wandeln deren Leistung<br />

in Strom um. Dieser treibt zwei<br />

elektrische Fahrmotoren mit Verstellpropelleranlagen<br />

und die Querstrahl-<br />

56 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Treibstoff<br />

steueranlage im Bug an. Die Firma<br />

ScandiNAOS stellte die Scania-Dieselmotoren<br />

auf den dieselmotorischen<br />

Betrieb mit MD95-Methanolkraftstoff<br />

um. Die Umrüstung beinhaltete<br />

die notwendigen Maßnahmen zum<br />

klassekonformen Betrieb der Motoren<br />

entsprechend des Gas- Safe-<br />

Konzepts. Anders als bei der Verbrennung<br />

von Benzin, Diesel oder<br />

Schweröl gelangen bei der Verbrennung<br />

von Methanol<br />

praktisch keine<br />

Rußpartikel in<br />

die Luft. Eine Herausforderung<br />

ist<br />

die im Vergleich<br />

zum Diesel nur<br />

etwa halb so hohe<br />

Energiedichte des<br />

umweltfreundlichen<br />

Kraftstoffs.<br />

Die neue Uthörn<br />

hat deshalb deutlich<br />

größere Tanks<br />

als ihre Vorgängerin,<br />

damit sie genügend<br />

Methanol<br />

für eine weiterhin<br />

hohe<br />

Reichweite<br />

bunkern kann.<br />

Derzeit<br />

findet<br />

eine rasante<br />

Entwicklung<br />

von<br />

Verbrennungsmotoren<br />

im Allgemeinen<br />

statt, hin<br />

zu mehr Effizienz<br />

und<br />

weniger<br />

gleichzeitig<br />

Emissionen.<br />

Davon profitiert<br />

auch die<br />

Entwicklung<br />

von<br />

Methanol-Motoren.<br />

Die hohe<br />

Oktanzahl<br />

und<br />

Verdampfungswärme<br />

sowie die<br />

hohe<br />

Verbren-<br />

nungsgeschwin-<br />

digkeit von Methanol<br />

erhöhen<br />

den Widerstand gegen Selbstzündung.<br />

Dies eröffnet die Möglichkeit<br />

zur Steigerung der Motoreffizienz im<br />

Vergleich zu Benzin. Die hohe Flammengeschwindigkeit<br />

von Methanol<br />

kann auch den Wirkungsgrad durch<br />

kürzere Verbrennungsdauer und damit<br />

bessere Verbrennungsphasen erhöhen.<br />

Schließlich senkt eine hohe<br />

Verdampfungswärme die Temperaturen<br />

in der Brennkammer und verringert<br />

die Wärmeverluste.<br />

Kompakter Umbau<br />

Besser klar als rosa<br />

Methanol schont die Umwelt nicht nur<br />

durch die mögliche CO 2 -Neutralität<br />

durch die Erzeugung aus „grünem“ Wasserstoff<br />

und CO 2 . Wie alle Alkohole ist<br />

zwar auch Methanol in hoher Konzentration<br />

ein gefährliches Zellgift. Doch<br />

Prof. Dr. Antje Boetius, die Direktorin<br />

des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), das<br />

den Forschungskutter betreibt, nennt<br />

einen großen Vorteil dieses Treibstoffs<br />

gegenüber Marinediesel: „Methanol<br />

löst sich sehr gut in Wasser, Bakterien<br />

Die baulichen Veränderungen an<br />

der Uthörn bei der Umrüstung auf<br />

einen Methanolantrieb sind prinzipiell<br />

überschaubar. Da es für einen<br />

solchen Antrieb jedoch noch keinen<br />

anwendbaren Standard gibt, hat die<br />

Klassifizierungsgesellschaft viele Vorgaben<br />

aus den Richtlinien zum LNG-<br />

Antrieb abgeleitet. So wird der Methanoltank<br />

von einem Kofferdamm<br />

vertilgen es sofort, so dass es im Falle<br />

eines Unfalls keine große Umweltgefahr<br />

darstellt.“ Beim Stapellauf der<br />

neuen Uthörn veranschaulichten zwei<br />

unscheinbare Flaschen die perfekte<br />

Mischbarkeit von Methanol und die<br />

klare Phasentrennung von per Gesetz<br />

rosa eingefärbtem Marinedieselöl und<br />

Wasser. Im Fall einer Havarie gibt es daher<br />

keine Gefahr einer Ölpest, die Seevögel<br />

und Küstenlebewesen bedroht.<br />

Bild:<br />

Alfred-Wegener-Institut/Kerstin Rolfes<br />

umgeben, in dem Sensoren Methanollecks<br />

melden. Auch der 15 Meter<br />

hohe „Ventmast“ auf dem Deck<br />

der Uthörn ist eine Besonderheit des<br />

Methanolantriebs. Dieser Mast dient<br />

zur Belüftung von Kofferdamm und<br />

Motoren. Sollte sich bei einem technischen<br />

Defekt entzündliches Luft-<br />

Methanol-Gemisch sammeln, kann<br />

es schnell abgelassen werden.<br />

Auch beim Heizen und Kühlen<br />

spart die Uthörn<br />

Energie, denn es<br />

kommt eine Was-<br />

ser-Wasser-Wär-<br />

mepumpe<br />

an<br />

Bord des Schiffes<br />

zum Einsatz. Diese<br />

benötigt nur<br />

noch ein Fünftel<br />

der Energie,<br />

die für einen herkömmlichen<br />

Heizkessel<br />

aufgewendet<br />

werden muss.<br />

Grüner Wasserstoff<br />

und<br />

recyceltes CO 2<br />

als Grundlage für<br />

Methanol<br />

Die<br />

konventionelle<br />

Herstellung<br />

von Methanol basiert<br />

auf fossilem<br />

Erdgas. Als Her-<br />

stellungsverfah-<br />

ren haben sich die<br />

partielle<br />

Oxidation<br />

von Methan als<br />

im<br />

und der jeweils<br />

nachgeschalteten<br />

CO-Hydrierung<br />

durchgesetzt.<br />

Um<br />

„grünes“<br />

wirklich<br />

auch die Synthesegasherstellung<br />

Dampfreformierungsprozess<br />

Methanol<br />

auf Basis von<br />

Wasserstoff zu erzeugen, sind zwei<br />

Dinge die Grundvoraussetzung: grüner<br />

Wasserstoff, der im Elektrolyseverfahren<br />

mit Hilfe von elektrischem<br />

Strom aus erneuerbaren Energiequellen<br />

hergestellt wird, sowie recyceltes<br />

CO 2 . Die konventionelle Metha-<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

57


Dekarbonisierung<br />

Treibstoff<br />

Abb. 2: Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (Taufpatin der Uthörn) und<br />

Harald Fassmer (Geschäftsführer Fassmer Werft) informieren sich im Maschinenraum der Uthörn<br />

über den innovativen Antrieb des Schiffes von Kapitän Silvio Neugebauer. (vo li. n. re.)<br />

<br />

Bild: Alfred-Wegener-Institut<br />

nolsynthese kann insofern adap tiert<br />

werden, dass ein Synthese gas aus<br />

Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid<br />

hergestellt wird und im nächsten<br />

Schritt die CO-Hydrierung zu Methanol<br />

erfolgt <strong>–</strong> beschrieben in der<br />

reverse Wassergas-Shift Reaktion<br />

(rWGS). Ein weiteres innovatives Reaktionsverfahren<br />

stellt die direkte<br />

CO 2 -Hydrierung zu Methanol unter<br />

Abspaltung von Wasser dar. Dieses<br />

Verfahren benötigt nicht die vorgeschaltete<br />

rWGS, erfordert jedoch eine<br />

verbesserte Produktrückführung und<br />

Produktaufbereitung.<br />

In MariSynFuel wird das ttz<br />

Bremerhaven zunächst eine<br />

Technikums anlage aufbauen, die die<br />

Untersuchung der Synthese von Methanol<br />

aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid<br />

unter verschiedenen Reaktionsbedingungen<br />

ermöglicht. Um<br />

den notwendigen technologischen<br />

Reifegrad für einen Markteintritt und<br />

Markthochlauf erzielen zu können,<br />

wird die Technologie in zwei Größenstufen<br />

aufgebaut. Zur Methanolsynthese<br />

sind effiziente Katalysatoren<br />

zur Reduzierung der Aktivierungsenergie<br />

notwendig, diese wird das<br />

ttz Bremerhaven im Rahmen der<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

entwickeln. Da es sich hier<br />

um eine exotherme Reaktion handelt,<br />

wirken sich niedrige Temperaturen<br />

fördernd auf das thermodynamische<br />

Gleichgewicht aus. Daher ist<br />

die Nutzung von Katalysatoren, die<br />

bereits eine hohe Aktivität im niedrigen<br />

Temperaturbereich aufweisen<br />

besonders interessant. Exotherme<br />

katalytische Gasreaktionen stellen<br />

hohe Anforderungen an die Reaktorauslegung<br />

und Reaktorführung.<br />

Die einfachste Form der Reaktorführung<br />

ist die adiabate Betriebsweise<br />

bei der sich die Temperaturbegrenzung<br />

lediglich indirekt über das Aktivitätsprofil<br />

oder kinetisch über die<br />

Verweilzeit limitieren lässt. Wandgekühlte<br />

Reaktorsysteme (quasi<br />

isotherm) zeichnen sich durch eine<br />

aktive Temperierung aus und ermöglichen<br />

gezielt die Wärmeabfuhr über<br />

geeignete Wärmeträger medien.<br />

Die gesamte Technologie wird<br />

über eine Prozesssimulation zunächst<br />

abgebildet und der Einfluss<br />

unterschiedlicher Prozessparameter<br />

auf das System untersucht. Dies ist<br />

zwingend erforderlich, um die Anlagenkomponenten<br />

passend auslegen<br />

zu können. Eine experimentelle<br />

Validation unter dem Einsatz unterschiedlicher<br />

Katalysatorsysteme bildet<br />

die Grundlage für den Scale-Up.<br />

Die zweite Grundvoraussetzung<br />

für die Synthese von Methanol ist<br />

Kohlenstoffdioxid<strong>–</strong> es entsteht auch<br />

bei der Verbrennung von Methanol.<br />

Um den CO 2 -Kreislauf zu schließen,<br />

ist eine Erfassung des freigesetzten<br />

Kohlenstoffdioxids erforderlich. Das<br />

ttz Bremerhaven nutzt die so genannte<br />

Carbon Capture and Utilization<br />

(CCU) Technologie und hat ein spezielles<br />

Verfahren zur Erfassung entwickelt.<br />

In diesem Verfahren wird CO 2<br />

chemisch in Form von Carbonaten<br />

gebunden. Diese stabile Carbonatform<br />

ermöglicht den Transport und<br />

die Lagerung, als auch die gezielte<br />

Freisetzung von CO 2 . Das Sorbtionsmittel<br />

wird im Desorptionsverfahren<br />

regeneriert und kann erneut eingesetzt<br />

werden.<br />

Zur Erfassung und Freisetzung<br />

wird die Adsorption beziehungsweise<br />

die Desorption genutzt. Die CO 2 -<br />

Bindung findet in einem besonderen<br />

Wirbelschichtreaktor statt und<br />

wird als semi-kontinuierlicher Prozess<br />

gefahren. CO 2 -haltiges Abgas<br />

durchströmt den mit Sorptionsmittel<br />

gefüllten Wirbelschichtreaktor. Er<br />

adsorbiert das CO 2 unter geeigneten<br />

Prozessbedingungen und bindet es<br />

anschließend als Karbonat. Im technischen<br />

Maßstab wird ein paralleles<br />

Sorptionssystem angestrebt, das die<br />

kontinuierliche Adsorption und erneute<br />

Rückbildung des Sorptionsmittels<br />

ermöglicht.<br />

Welche klimafreundlichen<br />

Alternativen hat die Schifffahrt?<br />

Die alte Uthörn verbrauchte im<br />

Schnitt pro Jahr 76 Tonnen Dieselöl.<br />

Das entspricht einem CO 2 -Ausstoß<br />

von rund 243 Tonnen CO 2 -Äquivalenz.<br />

Da das Methanol für die neue<br />

Uthörn aus grünem Strom und Biomasse<br />

hergestellt werden kann, stößt<br />

sie nur so viel CO 2 aus, wie vorher zum<br />

Beispiel der Atmosphäre entnommen<br />

wurde. Sie fährt daher praktisch kli-<br />

58 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Dekarbonisierung<br />

Treibstoff<br />

maneutral. Wäre es dann nicht effektiver,<br />

direkt grünen Strom zu nutzen?<br />

Auf den ersten Blick vielleicht schon.<br />

Für die Strecke von 48 Seemeilen von<br />

Bremerhaven zur AWI-Station auf<br />

Helgoland braucht die neue Uthörn<br />

knapp eine Tonne Methanol (oder<br />

1,2 m³). Um dieses herzustellen, werden<br />

etwa 10 MWh grüner Strom benötigt.<br />

Eine Uthörn mit ausschließlich<br />

elektrischem Antrieb bräuchte für die<br />

Strecke nur 2,3 MWh grünen Strom.<br />

Allerdings wären die Batterien etwa<br />

60 t schwer (oder 45 m³ groß) und<br />

für mehrtägige Fahrten bräuchte es<br />

ein Vielfaches davon. Das Schiff wäre<br />

demnach mehr als doppelt so groß<br />

und würde entsprechend mehr Energie<br />

verbrauchen. Die Uthörn brächte<br />

weiterhin einen so großen CO 2 -Fußabdruck<br />

aus ihrer Herstellung mit,<br />

dass sie ihn in ihrer Lebenszeit kaum<br />

amortisieren könnte.<br />

Auch eine Brennstoffzellennutzung<br />

könnte in Betracht gezogen<br />

werden, denn Methanol kann prinzipiell<br />

über eine Direktmethanol-<br />

Brennstoffzelle (DMFC) oder aber<br />

auch durch eine Festoxidbrennstoffzelle<br />

(SOFC) direkte Anwendung finden.<br />

Die DMFC arbeitet bei Temperaturen<br />

zwischen 50 und 120 °C und<br />

könnte prinzipiell eine Leistung von<br />

bis zu 5 kW erreichen. Allerdings hat<br />

die Brennstoffzelle nur einen relativ<br />

niedrigen Wirkungsgrad von circa<br />

20 Prozent und ist für die Schifffahrt<br />

derzeit also noch nicht effizient<br />

genug. Die SOFC arbeitet bei Temperaturen<br />

zwischen 500 und 1000 °C<br />

und eignet sich ebenfalls zur direkten<br />

Nutzung von synthetischem Methanol.<br />

Darüber hinaus können auch<br />

Wasserstoff, LNG und Kohlenwasserstoffe<br />

wie Diesel in einer solchen<br />

Brennstoffzelle zum Einsatz kommen.<br />

Diese Brennstoffzellen werden<br />

aufgrund der hohen Temperaturen in<br />

der Regel nur stationär verbaut und<br />

sind für den Einsatz auf Schiffen in<br />

dieser Ausführung nicht geeignet.<br />

Die Leistung, Effizienz und Lebensdauer<br />

von Brennstoffzellen hängen<br />

maßgeblich vom verwendeten<br />

Brennstoff und der Art der eingesetzten<br />

Brennstoffzelle ab. Mit steigender<br />

Temperatur erhöhen sich auch die<br />

Anforderung an die Systemtechnik<br />

und das verwendete Material und zudem<br />

auch die Startzeit der Anlage.<br />

Um die Energie prinzipiell zu wandeln<br />

sind Brennstoffzellen eine effiziente<br />

und umweltfreundliche Alternative,<br />

da sie keinen Feinstaub oder Stickoxide<br />

freisetzen. Im Vergleich zu<br />

einem Verbrennungsmotor sind sie<br />

aber auch deutlich teurer. Zudem<br />

muss ein sicherer und zuverlässiger<br />

Betrieb sichergestellt werden. Eine<br />

Antriebstechnologie mit derart vielen<br />

Unwägbarkeiten könnte den täglichen<br />

Einsatz des Schiffes gefährden.<br />

Methanol: nachhaltiger Kraftstoff<br />

mit Potential<br />

Methanol als Kraftstoff wurde in der<br />

Schifffahrt bislang nur experimentell<br />

genutzt, gilt aber in seiner grünen<br />

Form als aussichtsreich für einen<br />

klimaneutralen Schiffsverkehr. Dazu<br />

müssen sich jedoch nicht nur die<br />

Schiffe wandeln, sondern auch die<br />

Häfen. Um die Uthörn CO 2 -neutral<br />

zu betreiben, wird voraussichtlich ab<br />

2025 grünes Methanol, direkt ab der<br />

Kaje in Bremerhaven zur Verfügung<br />

stehen. Damit wäre die Seestadt Vorreiterin<br />

und würde durch den Aufbau<br />

einer Wertschöpfungskette zur<br />

synthetischen Methanol-Produktion<br />

einen langfristigen Beitrag zur<br />

Stärkung des Wirtschaftsstandorts<br />

Deutschland leisten.<br />

Insgesamt sind ca. 1,5 Mio. Euro<br />

Mehrkosten durch die Anforderung<br />

zum Betrieb der Uthörn mit Methanol<br />

im Vergleich zu einem konventionellen<br />

Dieselbetrieb angefallen. In<br />

diesem Budget sind die gesamten<br />

baulichen Maßnahmen, Abnahmen<br />

durch die Klasse und ein Risikoaufschlag<br />

mitinbegriffen. Die laufenden<br />

Kosten für das synthetische Methanol,<br />

das immer noch teurer und<br />

schwieriger zu beschaffen ist als Diesel<br />

oder Schweröl und daher preislich<br />

kaum vergleichbar, sind in dieser Kalkulation<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Auch wenn sich noch keine Varianten<br />

von nachhaltigen Kraftstoffen<br />

oder innovativen Antrieben durchgesetzt<br />

haben und es auf einen Technologie-Mix<br />

hinauslaufen wird, ist<br />

die Entscheidung die Uthörn mit<br />

einem Methanolantrieb auszustatten<br />

ein erster Schritt in Richtung klimaneutrale<br />

Seeschifffahrt. Das von<br />

der Bundesregierung geförderte Projekt<br />

ist ein Vorreiter für eine vielversprechende<br />

Zukunftstechnologie und<br />

bietet die Möglichkeit eine regionale<br />

Wertschöpfungskette zu etablieren.<br />

Autorinnen:<br />

Sara Hritz-Hagenah<br />

Dr. Sophie Jürgens<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

59


Energieeffizienz<br />

Produktion<br />

Staatliche Fördergelder für energiesparende<br />

Trocknungstechnik<br />

von 20 <strong>–</strong> 90 °C, je nach Produkt und<br />

Prozess, statt. Das Verfahren ist flexibel<br />

einsetzbar <strong>–</strong> für Batchbetrieb<br />

oder kontinuierliche Anwendungen.<br />

Die Anwendungen sind vielfältig, so<br />

wie auch die Systeme, die Harter konzipiert.<br />

Produkte aus Metall, Kunststoff<br />

und Glas lassen sich mit dieser<br />

Art der Trocknung hervorragend<br />

entfeuchten. Das gilt auch für pharmazeutische<br />

und medizintechnische<br />

Güter. Die Schweizer Uhrenindustrie<br />

gehört zum Kundenstamm ebenso<br />

wie Hersteller von Medizinal-Cannabis.<br />

Ein weiteres Standbein des Allgäuer<br />

Unternehmens sind Trockner<br />

für Lebens- und Futtermittel. Das<br />

Kundenspektrum bei Harter ist sehr<br />

breit gefächert und wächst stetig. Neben<br />

klassischen Chargentrocknern<br />

setzt Harter auch die Trocknung von<br />

Schüttgut direkt im Behältnis sowie<br />

jegliche Formen von kontinuierlichen<br />

Trocknern um. Und auch die Trocknung<br />

von industriellen Schlämmen<br />

aus der Abwasserreinigung gehört zu<br />

seinem Portfolio. Ein paar Beispiele<br />

aus der Praxis erläutern das näher.<br />

Luftentfeuchtung und Luftführung<br />

In vielen Herstellungs- und Verarbeitungsprozessen<br />

in der Industrie<br />

sind Produkte feucht und bedürfen<br />

einer Trocknung. Betreiber müssen<br />

oft die Erfahrung machen, dass der<br />

Prozessschritt der Trocknung ihren<br />

ganzen Ablauf blockiert, wenn<br />

er nicht richtig funktioniert. Ein<br />

Allgäuer Unternehmen hat sich auf<br />

ein Wärmepumpen-basiertes Verfahren<br />

spezialisiert. Der Staat fördert<br />

den Einsatz dieser Technologie<br />

finanziell.<br />

Die Rede ist von der Kondensationstrocknung<br />

auf Wärmepumpenbasis.<br />

Sie wurde vom Trocknungsanlagenbauer<br />

Harter vor über 30 Jahren entwickelt.<br />

Diese Art der Trocknung hat<br />

einen physikalisch alternativen Ansatz<br />

und hebt sich dadurch von herkömmlichen<br />

Verfahren ab. Durch die<br />

Entfeuchtung mit extrem trockener<br />

Luft im energetisch geschlossenen<br />

System werden Produkte schnell, sicher<br />

und auch noch energiesparend<br />

getrocknet. Die Trocknung findet in<br />

einem variablen Temperaturbereich<br />

Grundlage für den Erfolg der von<br />

Harter entwickelten Kondensationstrocknung<br />

auf Wärmepumpenbasis<br />

sind zwei Komponenten. Zum<br />

einen eine effiziente Luftentfeuchtung<br />

mittels Wärmepumpe und zum<br />

anderen die richtige Luftführung. Nur<br />

im optimalen Zusammenspiel dieser<br />

beiden kann eine gute und sichere<br />

Trocknung gelingen.<br />

Abb 1: Funktionsweise einer Wärmepumpe<br />

60 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieeffizienz<br />

Produktion<br />

Grundsätzlich besteht ein Trocknersystem<br />

aus einer Trocknungs kammer<br />

und einem Entfeuchtungsmodul.<br />

Für sein Verfahren nutzt Harter<br />

einen physikalisch alternativen Ansatz:<br />

Stark entfeuchtete Luft im geschlossenen<br />

Kreislauf.<br />

Die erforderliche Prozessluft wird<br />

im Entfeuchtungsmodul sehr stark<br />

entfeuchtet. Sie ist damit extrem<br />

trocken und somit ungesättigt. Diese<br />

Luft wird nun in die Trocknungskammer<br />

und über oder durch die zu<br />

trocknenden Produkte geleitet. Physikalisch<br />

bedingt nimmt sie die vorhandene<br />

Feuchte schnell und gut auf.<br />

Zurück im Entfeuchtungsmodul wird<br />

die Luft in zwei Stufen gekühlt. Das<br />

Wasser kondensiert aus und wird aus<br />

der Anlage abgeführt. Die Prozessluft<br />

wird nun, wieder in zwei Stufen,<br />

erneut erwärmt und in den Trockenraum<br />

zurückgeführt. Die Trocknung<br />

kann in einem variablen Temperaturbereich<br />

zwischen 20 <strong>–</strong> 90 °C, je nach<br />

Anwendung, stattfinden.<br />

Wichtig ist nun die Luftentfeuchtung<br />

mit einer gezielten Luftführung<br />

zu kombinieren. Denn die trockenste<br />

Luft ist nichts wert, wenn sie nicht<br />

dorthin gelangt, wo sie die Feuchte<br />

aufnehmen soll. Naturgemäß sucht<br />

sich die Luft den Weg des geringsten<br />

Widerstands. Die Luftführung in der<br />

Trocknungskammer entsprechend<br />

zu konzipieren gehört zum großen<br />

Erfahrungsreichtum bei Harter.<br />

Sie ist sehr individuell und wird aus<br />

Gründen des Know-how nicht näher<br />

erläutert.<br />

Das System von Harter ist lufttechnisch<br />

geschlossen. Das bedeutet zum<br />

einen eine weitere Effizienzsteigerung<br />

des Energie- und CO 2 -sparenden<br />

Wärmetauscher systems. Zum anderen<br />

macht ein geschlossener Kreislauf<br />

unabhängig von klimatischen<br />

Bedingungen und jahreszeitlichen<br />

Schwankungen. Überdies arbeiten<br />

die Harter-Systeme ohne Abluft<br />

und sind somit ökologisch wertvoll.<br />

Bis zu 85 % Energie- und 79 % CO 2 -<br />

Einsparung können im Vergleich zu<br />

herkömmlichen Systemen erreicht<br />

werden.<br />

Entsteht überschüssige Wärmeenergie,<br />

so wird diese über einen<br />

Plattenwärmetauscher abgeführt.<br />

Die abgegebene Energie kann beispielsweise<br />

für die Erwärmung von<br />

Wasser in anderen Produktionsprozessen<br />

verwendet werden.<br />

Seit 2017 erhalten Anwender der<br />

Harter-Systeme in der D-A-CH Region<br />

staatliche Fördermittel.<br />

Vom Apfeltrester zum<br />

Up-Cycle Produkt<br />

Eines der ersten bemerkenswerten<br />

Projekte im Food-Bereich war die<br />

Entwicklung eines hochwertigen Produkts<br />

aus einem Abfallprodukt, das<br />

mitunter durch den Einsatz der Kondensationstrocknung<br />

realisiert werden<br />

konnte. Der in einer Obstpresse<br />

in Österreich angefallene Apfeltrester<br />

wurde jahrelang an Wildtiere verfüttert<br />

oder kompostiert. Die Idee<br />

des Betreibers war jedoch, dass die<br />

wertvollen Inhaltsstoffe dem Menschen<br />

zu Gute kommen sollten.<br />

Heute werden die Pressrückstände<br />

in einem Trommeltrockner getrocknet,<br />

anschließend zu Pulver gemahlen<br />

und verpackt. Das so entstehende<br />

Apfeltresterpulver eignet sich sowohl<br />

als Backzutat, zum Kochen oder<br />

zum roh Genießen. Für dieses Projekt<br />

entwickelte Harter eine spezielle<br />

Trommel, die mehrmals wöchentlich<br />

mit ca. 200 <strong>–</strong> 300 kg Apfeltrester befüllt<br />

und zur Trocknung in eine Kammer<br />

geschoben wird. Diese Kammer<br />

ist mit einem exakt auf die Trommel<br />

und das Produkt abgestimmten Umluftsystem<br />

ausgestattet. Das angeschlossene<br />

Entfeuchtungsmodul regelt<br />

das Klima im Trockenschrank. In<br />

einem Zeitraum von ca. 8 <strong>–</strong> 12 Stunden<br />

werden die Pressrückstände bei<br />

einer Temperatur zwischen 40 <strong>–</strong> 50 °C<br />

schonend getrocknet. Die Temperatur<br />

variiert, denn die Trommel wird<br />

auch zur Trocknung von Hanftrester,<br />

Hanfsamen, Chiasamen und anderen<br />

Produkten verwendet. Die Trommel<br />

wird während der Trocknung nur<br />

minimal bewegt. Die Anschlussleistung<br />

dieser Kleinanlage beträgt lediglich<br />

5,5 kW. Der getrocknete<br />

Apfeltrester kommt als nährstoffhaltiges<br />

und aromatisches Up-Cycle-Produkt<br />

wieder auf den Markt.<br />

Aromatische Apfelringe im<br />

Hordentrockner<br />

Ein Hersteller von Bio- und Reformprodukten<br />

beispielsweise hat heute<br />

Abb 2: Hordentrockner (links) z. B. für die Trocknung von Apfelringen, Trommeltrockner (rechts) z. B. für Apfeltrester<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

61


Energieeffizienz<br />

Produktion<br />

3 Hordentrockner für die Trocknung<br />

von Apfelringen im Einsatz. Die Hordentrockner<br />

sind mit insgesamt 4<br />

Hordenwagen ausgestattet, die der<br />

Kunde rotierend zur Bestückung,<br />

Trocknung oder Entnahme im Einsatz<br />

hat. Jeder Wagen verfügt über<br />

50 Lagen und kann pro Lage 2 PEHD-<br />

Bleche mit 600 x 800 mm aufnehmen.<br />

Die Bleche werden einlagig mit<br />

den Apfelringen bestückt und verbleiben<br />

10 <strong>–</strong> 12 Stunden im Trockner.<br />

Die Trocknungszeit ist abhängig<br />

von der eingestellten Temperatur,<br />

die zwischen 40 <strong>–</strong> 45 °C liegt. Sobald<br />

die definierte Restfeuchte erreicht<br />

ist, wird die Trocknung in der jeweiligen<br />

Kammer beendet. Die Trocknungskammern<br />

können unabhängig<br />

voneinander betrieben werden. Auf<br />

Kundenwunsch hin wurde der Hordentrockner<br />

mit einer zusätzlichen<br />

Kühlfunktion ausgestattet, um die<br />

Apfelringe anschließend auf Zimmertemperatur<br />

zu kühlen und sofort verpacken<br />

zu können. Nach Aussage des<br />

Betreibers sind aufgrund der Trocknung<br />

im lufttechnisch geschlossenen<br />

System die Apfelringe heute deutlich<br />

aromatischer und optisch ansprechender<br />

als bisher. Der Hordentrockner<br />

ist ein Kleinseriengerät, das mit<br />

wenigen Handgriffen für die Trocknung<br />

von Schüttgütern umgerüstet<br />

werden kann. Somit kann der Betreiber<br />

zukünftig auch andere Produkte<br />

darin trocknen.<br />

Kunststoffe schonend trocknen<br />

Eine gänzlich andere Anwendung<br />

hatte ein Unternehmen, das sich<br />

auf Kunststoffgalvanisieren im Automobilsektor<br />

spezialisiert hat. Bisher<br />

hatte man dort einen veralteten<br />

Trockner im Einsatz, der heiße Luft<br />

ziellos über die empfindlichen Bauteile<br />

blies. Dabei wurden diese nicht<br />

vollständig trocken und hatten zudem<br />

Flecken. Da in der Automobilindustrie<br />

der Durchsatz eine extrem<br />

große Rolle spielt, ist die Einhaltung<br />

von Taktzeiten oder gar deren Verkürzung<br />

ein großes Kriterium für die<br />

Betreiber. Durch den neuen Harter-<br />

Trockner sieht die Situation heute<br />

folgendermaßen aus: Nach einer<br />

Reinigungsspüle fährt der Rahmen<br />

mit der Gestellware über den ersten<br />

Trockner. Das automatische Deckelsystem<br />

öffnet sich. Gleichzeitig wird<br />

die von Harter zusätzlich installierte<br />

Abblasvorrichtung automatisch aktiviert.<br />

Das Gestell bzw. die Bauteile<br />

werden beim Einfahren in den Trockner<br />

abgeblasen. Die Abblastechnik<br />

von Harter funktioniert ohne Druckluft<br />

und entfernt die erste grobe Wasserfracht.<br />

Sie wird für besonders anspruchsvolle<br />

Geometrien als Vorstufe<br />

zu eigentlich Trocknung optional eingesetzt.<br />

Die Luftgeschwindigkeit der<br />

Abblasvorrichtung wird artikelbezogen<br />

über einen Frequenzumformer<br />

reguliert. Somit wird verhindert,<br />

dass kleinere beziehungsweise leichtere<br />

Waren von den Gestellen fallen<br />

können. Auf die gleiche Weise wird<br />

artikelbezogen die Umluftgeschwindigkeit<br />

in den Trocknern selbst gesteuert.<br />

Nach dem Abblasen werden<br />

die Kunststoffteile nach Verbleib in<br />

den 2 Trockenstationen vollständig<br />

und schonend bei 60 °C getrocknet.<br />

Durch die effiziente Wärmepumpentechnik<br />

konnte die Trocknungszeit<br />

von 15 auf 11 Minuten reduziert werden.<br />

Auch von der Energieseite ist<br />

die Kondensationstrocknung interessant.<br />

Die Nennleistung der gesam-<br />

Abb 3: Trockner für Oberflächentechnik: Gestelltrocknung (links), Trommeltrocknung (rechts)<br />

62 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Energieeffizienz<br />

Produktion<br />

Abb 4: Schlammtrocknungsanlage mit staubfreier Abfüllung in Bigbags<br />

ten Trocknung im Produktionsbetrieb<br />

beläuft sich auf 22,6 kW. Dem gegenüber<br />

steht eine Heizleistung von<br />

189 kW der alten Trocknungsanlage.<br />

Schüttgüter direkt in der Trommel<br />

trocknen<br />

Ein großer Meilenstein bei Harter war<br />

die Trocknung von Schüttgut direkt<br />

in der Trommel, ganz statisch oder<br />

mit minimaler Intervallbewegung.<br />

Harter entwickelte dazu bereits 1996<br />

eine besondere Halbschalentechnik.<br />

Zwischenzeitlich sind hunderte von<br />

Trommeltrocknern realisiert worden,<br />

obwohl sich mancherorts hartnäckig<br />

die Meinung hält, dass die Trocknung<br />

in der Trommel nicht möglich sei. Ein<br />

Beispiel zeigt Gegenteiliges. Bei einer<br />

Lohngalvanik wurde in einer neuen<br />

Trommelverzinkungsanlage auf das<br />

schädliche und zeitaufwendige Zentrifugieren<br />

verzichtet. Der in die Anlage<br />

integrierte Trommeltrockner<br />

trocknet heute die Schüttgüter innerhalb<br />

der Taktzeit von 8 Minuten,<br />

teilweise auch schneller. Die Ware<br />

ist vollständig trocken. Die Trocknungstemperatur<br />

liegt bei 75 °C.<br />

Sie schont Bauteile und Trommeln<br />

gleichermaßen. Der platzsparende<br />

Trommeltrockner hat eine Nennleistung<br />

von 15,9 kW. Durch das Trocknen<br />

im geschlossenen System ist die<br />

Anlage auch gänzlich unabhängig von<br />

Witterungsverhältnissen und Jahreszeiten.<br />

Absolute Prozesssicherheit<br />

ist gewährleistet. Dass die Trocknung<br />

von Schüttgut direkt im Behältnis<br />

heute Stand der Technik ist, gilt auch<br />

für Produkte in Körben und Schalen.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich<br />

um anorganische oder organische Erzeugnisse<br />

handelt.<br />

Kosten sparen durch Schlammtrocknung<br />

Die Kondensationstrocknung mit<br />

Wärmepumpe wird ebenso für mechanisch<br />

vorentwässerte Schlämme<br />

eingesetzt, um Deponie- und Transportkosten<br />

zu minimieren. Gewicht<br />

und Volumen des Schlammes können,<br />

je nach Beschaffenheit und Eigenschaften,<br />

um bis zu 60 % reduziert<br />

werden. Da bedeutet auch eine<br />

Einsparung um bis zu 60 %. In der<br />

Schlammtrocknung steckt viel finanzielles<br />

Potential! Mitunter werden<br />

die Schlämme durch die Trocknung<br />

in günstigere Klassifizierungen eingestuft,<br />

wie diverse realisierte Projekte<br />

zeigen. Zusätzliche Einnahmequellen<br />

haben sich für Betreiber aufgetan, die<br />

ihren Schlamm nach der Trocknung<br />

dem Recycling zuführen können. Je<br />

nach Inhaltsstoffen ist eine Trocknung<br />

hierzu Voraussetzung.<br />

In den nächsten Wochen wird<br />

eine große Vision des Allgäuer Trocknungsspezialisten<br />

wahr: Nach langer<br />

Entwicklungszeit und viel Geduld mit<br />

kommunalen Angelegenheiten realisiert<br />

Harter im Österreichischen<br />

Epfendorf eine Klärschlammtrocknung<br />

samt Fördertechnik.<br />

Staatliche Fördergelder<br />

Wer sich zu einer Investition in einen<br />

energiesparenden Kondensationstrockner<br />

des Trocknerherstellers<br />

Harter entschließt, kann in den<br />

Genuss staatlicher Zuschüsse kommen.<br />

Die in den Trocknern integrierte<br />

Wärmepumpentechnik arbeitet so<br />

energie- und CO 2 -sparend, dass sie<br />

bereits 2017 von staatlicher Seite als<br />

zukunftsorientierte Technologie und<br />

damit für die entsprechenden Förderprogramme<br />

eingestuft wurde.<br />

Dies gilt für Kunden in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz.<br />

Harter GmbH<br />

Tel.: +49 (0)8383<strong>–</strong>92<strong>23</strong>-0<br />

info@harter-gmbh.de<br />

www.harter-gmbh.de<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

63


Aus der Forschung<br />

Verpackungsmaterialien<br />

Die gewachsene Form <strong>–</strong> ILU lässt aus<br />

Pilzmyzel Verpackungen entstehen<br />

Dipl.-Ing. Tanja Stahn, Dipl.-Ing. Julian Delbrügge<br />

Verpackung aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen, die sich rückstandslos<br />

zersetzt? Dieses Ziel ist so wichtig<br />

wie nie und viele verfolgen es. Das<br />

ILU aus Bad Belzig setzt dabei auf<br />

die Kraft der Pilze.<br />

Der tägliche Müll auf dieser Welt<br />

besteht zu großen Teilen aus Verpackungen.<br />

Auch wenn zumindest<br />

hierzulande einiges davon mehr<br />

oder weniger geregelt entsorgt<br />

oder recycelt wird, besteht doch<br />

Einigkeit darüber, Folien und Plastikschalen<br />

zu reduzieren. Dabei ist<br />

weniger das Weglassen von Verpackung<br />

realistisch als vielmehr neue<br />

Materialien einzusetzen. Das oft bemühte<br />

Wort von der Nachhaltigkeit<br />

ist hier an genau richtiger Stelle. Es<br />

kann nur ein Ziel geben: Stoffe nutzen,<br />

die aus nachhaltig bewirtschafteten<br />

Naturressourcen stammen,<br />

so dass sich daraus gefertigte Verpackungen,<br />

wieder möglichst rückstandslos<br />

zersetzen oder einem<br />

Kreislauf zugeführt werden können.<br />

Das Institut für Lebensmittelund<br />

Umweltforschung (ILU) forscht<br />

genau daran.<br />

Tanja Stahn sitzt im ILU-Labor und<br />

hält ein weißes, pelziges Objekt in<br />

ihren Händen. Die etwa untertassengroße<br />

Form erinnert an eine dickwandige<br />

Schale. Das allerdings ist der Tatsache<br />

geschuldet, dass es sich hierbei<br />

um einen ersten Prototyp handelt.<br />

„Seit zirka einem Jahr gelingen uns<br />

Formen in dieser Art“, berichtet die<br />

34-Jährige. „Jetzt geht es darum, die<br />

Art, wie wir das Material in Form bringen,<br />

zu verfeinern. Hier haben wir<br />

noch Forschungsarbeit vor uns.“ Das<br />

Material, von dem die Diplomingenieurin<br />

spricht, ist Pilzmyzel.<br />

Das Mycel, also der eigentliche<br />

Vegetationskörper der Pilze, durchzieht<br />

als ein schwammartiges, dichtes<br />

Netz den Boden (im Gegensatz zum<br />

Fruchtkörper der Pilze, der in der Regel<br />

oberirdisch wächst). Die Idee, die<br />

dichten Myzel-Strukturen für konkrete<br />

Gegenstände zu nutzen, entstand<br />

am Fraunhofer-Institut für Angewandte<br />

Polymerforschung (IAP) in<br />

Potsdam. Dort lernte Ulrich Benedix,<br />

Geschäftsführer des landwirtschaftlichen<br />

Betriebes Agro Saarmund die<br />

Idee kennen und trat damit an das<br />

ILU heran.<br />

Dreijahresprojekt PilzPack<br />

Der Betrieb Agro Saarmund suchte<br />

nach einer umweltfreundlichen Verpackung<br />

für seine Fleischprodukte.<br />

Abb. 1: Tanja Stahn arbeitet beim Institut<br />

für Lebensmittel- und Umweltforschung<br />

(ILU) am Projekt PilzPack. Noch stünde viel<br />

Forschungsarbeit vor ihr, sagt sie.<br />

Gemeinsam entwickelte man die<br />

grundsätzliche Idee: Pilzmyzel benötigt<br />

eine Grundlage, um zu wachsen.<br />

Das Substrat dafür sollte der landwirtschaftliche<br />

Betrieb gleich mit liefern,<br />

denn so ließe sich ein perfekter Kreislauf<br />

schließen. Die Ausgangslage: Die<br />

Agro Saarmund GmbH betreibt eine<br />

umfangreiche Bullenmast. Das Futter<br />

für die Tiere stammt von den eigenen<br />

Flächen, das Fleisch wird selbst<br />

vermarktet. Die beim Anbau der Futterpflanzen<br />

und bei der Pflege der<br />

64 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Aus der Forschung<br />

Verpackungsmaterialien<br />

Flächen anfallenden Mengen an Reststoffen<br />

sollen im Idealfall als Nahrungsgrundlage<br />

für das Mycel dienen,<br />

das dann als Einwegverpackung<br />

wieder im Betrieb eingesetzt wird.<br />

Somit wäre der Kreislauf geschlossen.<br />

Aus diesem Konzept entstand<br />

das Projekt „PilzPack“, das für drei<br />

Jahre angesetzt ist und vom Ministerium<br />

für Landwirtschaft, Umwelt und<br />

Klimaschutz Brandenburg (MLUK) gefördert<br />

wird.<br />

Einer der ersten Aufgaben von<br />

Tanja Stahn bestand darin, das passende<br />

Substrat zu finden. Zur Auswahl<br />

standen Roggen, Hanf, Sonnenblumenkerne,<br />

Heu, Stroh,<br />

Holzhackschnitzel und Paludi <strong>–</strong> also<br />

Schilf von vernässten Standorten <strong>–</strong><br />

sowie Lavendel. Letzterer wächst<br />

nicht auf den Feldern des beteiligten<br />

Agrarbetriebes, sondern stammt aus<br />

einem anderen Projekt. Die Forscherin<br />

und ihre Kollegen wollten aber<br />

auch damit experimentieren. Nach<br />

ersten Untersuchungen empfahl sich<br />

der Roggen als beste Grundlage für<br />

die Pilzkultur. Für die Stabilität der<br />

Schale werden zusätzlich faserhaltige<br />

Materialien benötigt, daher kommen<br />

auch Paludi und Hanf in die engere<br />

Auswahl. Die Schäben aus dem Hanfstroh<br />

sowie die Paludikultur müssen<br />

aber fein zerkleinert werden, um vom<br />

Pilz besiedelt zu werden.<br />

Das Substrat wird zunächst in<br />

einer Labormühle zerkleinert, anschließend<br />

im Autoklav, einem gasdicht<br />

verschließbaren Druckbehälter,<br />

für 20 Minuten auf über 120 Grad<br />

Celsius erhitzt. So werden sämtliche<br />

Organismen abgetötet, damit diese<br />

nicht weiterwachsen. Schließlich soll<br />

ja nur das spezielle Pilzmyzel Lebensraum<br />

bekommen. Die Forscherin<br />

entschied sich mit ihren Kollegen<br />

für Ganoderma lucidum, oder auch<br />

Glänzender Lackporling, eine Pilz-Kultur,<br />

die sich unkompliziert vermehren<br />

lässt. Den Pilz, vorkultiviert auf<br />

Roggenkörnern, gibt Tanja Stahn anschließend<br />

auf das Substrat. Ein paar<br />

geimpfte Getreidekörner reichen,<br />

um das neue Heim zu besiedeln. Anschließend<br />

schiebt die Wissenschaftlerin<br />

die neue Pilz-Heimstätte in einen<br />

Klima schrank, wo sich Ganoderma lucidum<br />

bei angenehmen 25 Grad Celsius<br />

14 Tage lang entwickeln kann.<br />

Abb. 2: Es standen einige Substrate zur Auswahl, auf denen das Mycel wachsen sollte.<br />

Durchgesetzt haben sich unter anderem Hanf, Paludi und Roggen (von links nach rechts).<br />

Der Clou: Steckt man Substrat und<br />

Pilz in eine definierte Form, wächst<br />

das Myzel nicht in eine beliebige Richtung,<br />

sondern füllt die Form komplett<br />

aus. Nach 14 Tagen erhält man somit<br />

das Objekt seiner Wahl, erwachsen<br />

aus Myzel. Dabei ist das Pilzgeflecht<br />

äußerst leicht und, im getrockneten<br />

Zustand, stabil. Dass das Objekt getrocknet<br />

werden muss, ist zwingend,<br />

um den Pilz zu inaktivieren. Ansonsten<br />

würde er weiterwachsen.<br />

Form aus dem 3D-Drucker<br />

Da die ersten Prototypen noch recht<br />

klobig daherkamen, ließ das ILU eine<br />

Form aus Kunststoff entwerfen. Hierbei<br />

half das eigene Netzwerk <strong>–</strong> die<br />

Technische Hochschule Brandenburg<br />

konnte einspringen und fertigte die<br />

Negativform mit einem 3D-Drucker<br />

an. Diese ähnelt einer Gussform und<br />

besteht aus einer Außenwand und<br />

einem herausnehmbaren Innenteil <strong>–</strong><br />

quasi eine Myzel-Wuchsform.<br />

Erste Ergebnisse sind vielversprechend.<br />

Doch jetzt beginne die<br />

eigentliche Feinarbeit, so Stahn. Das<br />

Verfahren müsse nun perfektioniert<br />

werden. Dazu gehöre auch, den gesamten<br />

Prozess energetisch zu optimieren.<br />

Beispielsweise sei die Sterilisation<br />

des Substrats „noch ziemlich<br />

energieintensiv“, erklärt Stahn.<br />

Wenn am Ende des Projektes eine<br />

erste gute Schale steht, „muss noch<br />

eine Beschichtung gefunden werden,<br />

um sie lebensmittelecht zu bekommen“,<br />

erklärt Stahn. Diese Aufgabe<br />

übernimmt übrigens das erwähnte<br />

IAP in Potsdam.<br />

Das Projektziel ist außerdem: Der<br />

Agro Saarmund soll ein Konzept präsentiert<br />

werden, wie sich die neuartige<br />

Verpackung herstellen lässt, so<br />

dass der Landwirtschaftsbetrieb den<br />

Prozess in den eigenen Hallen umsetzen<br />

kann.<br />

Abb. 3: Diese Form aus dem 3D-Drucker besteht<br />

aus zwei Teilen. Eine Außen- und eine<br />

Innenform sorgen für eine besonders dünne<br />

Wand der Schale, die aus Myzel erwachsen<br />

soll.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Tanja Stahn (ILU)<br />

Dipl.-Ing. Julian Delbrügge (ILU)<br />

www.ilu-ev.de<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong><br />

65


Messen und Veranstaltungen<br />

DIAM & DDM<br />

DIAM & DDM 20<strong>23</strong><br />

Doppelpack zum 10-jährigen Bestehen<br />

Es steht ein besonderes Jahr für alle<br />

DIAM & DDM Interessenten bevor.<br />

Neben dem Doppelpack in diesem<br />

Jahr feiert die Fachmesse für<br />

Industriearmaturen & Dichtungstechnik<br />

10-jähriges Bestehen. Den<br />

Startschuss in das Jubiläumsjahr<br />

setzt die DIAM & DDM am 14./15.<br />

Juni 20<strong>23</strong> in Leipzig/Schkeuditz.<br />

Bereits zum 3. Mal schlägt der<br />

nationale Branchentreff im Mitteldeutschen<br />

Chemiedreieck auf. Auf<br />

dem Gelände des Globana Trade<br />

Centers sind alle Voraussetzungen,<br />

wie z. B. die optimale Anbindung<br />

durch Flug hafen und Autobahn, das<br />

Hotel direkt neben der Messehalle<br />

und einer komfortablen Parkplatzsituation<br />

für einen unkomplizierten<br />

Messeauftritt gegeben.<br />

Im Herbst dieses Jahres, um genau zu<br />

sein am 08./09. November steht die<br />

Bochumer Auflage der DIAM & DDM<br />

auf dem Plan. Seit dem Auftakt im<br />

Jahr 2013 wird sie zum 6. Mal in der<br />

Jahrhunderthalle Bochum vonstatten<br />

gehen. Im Oktober 2021 startete<br />

die DIAM & DDM während der weiter<br />

andauernden Pandemie voll durch.<br />

Es kamen über 1.600 Fachbesucher<br />

nach Bochum. Die Konsequenz dieser<br />

durchweg sehr erfolgreichen Veranstaltung<br />

war eine hohe Wiederbuchungsrate<br />

der Aussteller. Seit<br />

Bestehen der Messe war dies die prozentual<br />

höchste Wiederbuchungsquote,<br />

die im Anschluss an eine DIAM<br />

& DDM erreicht wurde.<br />

Vor genau 10 Jahren fand die Premiere<br />

in der Bochumer Jahrhunderthalle<br />

mit 90 Ausstellern statt. Damals<br />

lief die Veranstaltung noch unter alleiniger<br />

DIAM-Flagge und entwickelte<br />

sich von Mal zu Mal stetig weiter, ehe<br />

im Jahr 2017 erstmalig die DDM <strong>–</strong> Die<br />

Fachmesse für Dichtungstechnik <strong>–</strong><br />

hinzukam.<br />

So entstand die Fachmesse für<br />

Industriearmaturen & Dichtungstechnik.<br />

Mit dieser Fusion nahm die<br />

DIAM & DDM weiter an Fahrt auf.<br />

Die Veranstaltung steht seit Beginn<br />

an für eine enge Zusammenarbeit<br />

mit ihren Ausstellern. Bei vielen Ausstellern<br />

fällt der Begriff “Familientreffen“.<br />

Hierzu bezieht der Initiator<br />

der DIAM & DDM <strong>–</strong> Malte Theuerkauf<br />

<strong>–</strong> Stellung: „Und genau dieser Begriff<br />

“Familientreffen“ macht es aus! Das<br />

gesamte Team ist voller Vorfreude<br />

auf unsere beiden Fachmessen in<br />

diesem für uns alle besonderen Jahr.<br />

Ich persönlich bin begeistert, welchen<br />

Zuspruch die 2013 gestartete<br />

DIAM genießt. Es wurden immer<br />

mehr und mehr Aussteller, 2017 kam<br />

die DDM hinzu und das Messekonzept<br />

hat sich etabliert. Es erfüllt mich<br />

mit Stolz, wie die DIAM & DDM zu<br />

dem familiären und nationalen Branchentreff<br />

für Industriearmaturen &<br />

Dichtungstechnik gereift ist. Hierfür<br />

möchte ich mich bei allen Ausstellern,<br />

Partnern, Besuchern und Mitarbeitern<br />

bedanken. Mit zwei eigenen<br />

Events und unserem 10-jährigen<br />

Jubiläum, für welches wir uns verschiedenste<br />

Überraschungen überlegt<br />

haben, gibt es allen Grund voller<br />

Vorfreude in die DIAM & DDM Jubiläumsveranstaltungen<br />

zu gehen.“<br />

Mit folgendem Gutscheincode können<br />

sich Interessierte kostenfrei<br />

unter www.tickets.diam-ddm.de<br />

registrieren. Der Gutscheincode gilt<br />

für beide Standorte.<br />

Gutscheincode: PUK-<strong>23</strong><br />

Die Termine<br />

GLOBANA<br />

Trade Center Leipzig/Schkeuditz<br />

14./15. Juni 20<strong>23</strong><br />

Jahrhunderthalle Bochum<br />

08./09. November 20<strong>23</strong><br />

Öffnungszeiten:<br />

1. Messetag von 09 <strong>–</strong> 17 Uhr<br />

2. Messetag von 09 <strong>–</strong> 16 Uhr<br />

Das DIAM & DDM-Team freut sich<br />

auf Ihren Besuch!<br />

66 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Unternehmen <strong>–</strong> Innovationen <strong>–</strong> Produkte<br />

Universeller Druckmesser für<br />

Wasserstoffgas<br />

Große Gebäude effizient und<br />

leise heizen<br />

Der Messtechnikspezialist AFRISO hat seine Produktpalette<br />

erweitert.<br />

Der neue Druckmessumformer DMU 30 ist eigens auf zukünftige Wasserstoffapplikationen<br />

ausgelegt. Damit reagiert das Unternehmen auf<br />

die zukünftigen Herausforderungen der infolge der Energiewende<br />

kommenden neuen Technologien. Die Basis der Druckaufnahme beim<br />

DMU 30 bildet eine verschweißte Edelstahl-Messzelle, die den physikalischen<br />

Druck in ein druckproportionales elektrisches Signal umwandelt.<br />

Die hohen Anforderungen an die Materialstabilität, die speziell<br />

Wasserstoff (H 2 ) als Brennstoff<br />

oder Reduktionsmittel<br />

stellt, werden nach Firmenangaben<br />

durch die<br />

robuste Ausführung des<br />

Druckmessumformers<br />

vollauf gewährleistet. Das<br />

Gerät eignet sich somit<br />

zur elektronischen Druckmessung<br />

in unterschiedlichsten<br />

Maschinen und<br />

Anlagen mit Wasserstoff<br />

oder technischen Gasen.<br />

Der Druckmessumformer<br />

ist für Druckbereiche bis<br />

1.000 bar geeignet, weist<br />

eine hohe Überlastfähigkeit<br />

auf und ist laut Anbieter<br />

unempfindlich gegen<br />

Druckspitzen.<br />

Hohe Messgenauigkeit<br />

Der DMU 30 soll beim Anwender<br />

mit einer hohen<br />

Messgenauigkeit punkten.<br />

Nach Firmenangaben hält<br />

der Sensor eine Kennlinienabweichung<br />

nach<br />

Der neue Druckmessumformer DMU 30<br />

ist eigens für kommende Wasserstoffappli<br />

kationen ausgelegt. (Bild: AFRISO)<br />

IEC 60770 ein, entsprechend<br />

einer Grenzpunkteinstellung < ±0,5 % FSO. Das Gerät verfügt<br />

über drei Prozessanschlüsse: G1/4B (EN 837-1/7.3), G1/2B<br />

(EN 837-1/7.3) sowie 1/4"-18 NPT. Optional ist auch eine ATEX-Ausführung<br />

erhältlich. Druckmessumformer finden in der Industrie vielfältige<br />

Einsatzmöglichkeiten in der erforderlichen Überwachung von Relativdruck<br />

oder auch absolutem oder Differenzdruck, sowohl im Bereich<br />

von wenigen Millibar Druckunterschied als auch bei extremem Druck.<br />

Die neue Luft-Wasser-Wärmepumpe Logatherm WLW276 des<br />

System experten Buderus eignet sich fürs Heizen und Kühlen von<br />

Industriegebäuden, Gewerberäumen und öffentlichen Einrichtungen<br />

im Neubau sowie im Bestand.<br />

Die Geräte haben einen Leistungsbereich von 16 bis 89 kW (A-7/W35).<br />

Bis zu 16 Wärmepumpen lassen sich in Kaskade schalten, eine Kombination<br />

mit weiteren Wärmeerzeugern als Hybridanlage ist möglich.<br />

Mit ihren hohen Vorlauftemperaturen von bis zu 60 °C erfüllt sie die<br />

Anforderungen auch in einem Bestandsgebäude <strong>–</strong> und das bei einer<br />

Außentemperatur von bis zu -20 °C. Anlagenbetreiber profitieren darüber<br />

hinaus durch die Voll-Inverter-Technologie von der hohen Effizienz<br />

beim Heizen mit einem SCOP von bis zu 4,4 sowie auch beim Kühlen<br />

der Räume.<br />

Der Anwender kann die Schalleistung in vier Stufen vom Standardmodus<br />

bis hin zur Nachtabsenkung entsprechend den Anforderungen anpassen.<br />

Buderus setzt mit R32 ein Kältemittel mit deutlich geringerem<br />

Global Warming Potential (GWP) gegenüber dem gebräuchlichen<br />

R410 A ein.<br />

Für gewerbliche bivalente Systeme, etwa die Kombination aus Wärmepumpe<br />

mit einem Gaskessel zur Abdeckung der Spitzenlasten, bietet<br />

sich eine komplette Systemregelung über die Logamatic 5000 oder die<br />

Logamatic 5311 an. Bei letzterer können Handwerkspartner über das<br />

Control Center Commercial auch aus der Ferne Anlagenparameter einstellen.<br />

BACnet Gateway zur Gebäudeautomation<br />

Darüber hinaus besitzt die Logatherm WLW276 ein BACnet Gateway <strong>–</strong><br />

im gewerblichen Bereich wesentlich als Anschlussmöglichkeit an übergeordnete<br />

Gebäudeleitsysteme.<br />

Bosch Thermotechnik GmbH<br />

Sophienstraße 30-32<br />

35576 Wetzlar<br />

Tel +49 (0)6441 418-0<br />

info@buderus.de<br />

www.buderus.de<br />

AFRISO-EURO-IN<strong>DE</strong>X GmbH<br />

Vertriebsgruppe Industrietechnik<br />

Lindenstraße 20D<br />

74363 Güglingen<br />

Tel +49 (0)7135-102-0<br />

Fax +49 (0)7135-102-147<br />

info@afriso.de<br />

www.afriso.de<br />

Buderus bietet verschiedene Chassis mit einer maximalen Leistung von 89 kW<br />

an. Darüber hinaus können bis zu 16 Logatherm WLW276 in Kaskade geschaltet<br />

werden. <br />

(Bild: Buderus)<br />

68<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Unternehmen <strong>–</strong> Innovationen <strong>–</strong> Produkte<br />

Kompaktes Rezirkulationsgebläse<br />

für Brennstoffzellen<br />

Die Vakuumexperten von Busch präsentieren mit dem ersten<br />

TÜV-zertifizierten Wasserstoff-Rezirkulationsgebläse MINK MH eine<br />

optimale Lösung für den Einsatz in Brennstoffzellen.<br />

Spezialöl lebensdauergeschmiert. Ein Ölwechsel oder andere Wartungsarbeiten<br />

sind nicht erforderlich.<br />

Nicht nur der TÜV hat das Wasserstoff-Rezirkulationsgebläse MINK<br />

MH 0018 A von Busch ausgiebig getestet und zertifiziert. In über 2.000<br />

Linien bussen in Shanghai wurden die Brennstoffzellenmodule bereits<br />

mit diesem Gebläse ausgerüstet.<br />

Das Rezirkulationsgebläse MINK MH 0018 A garantiert laut Hersteller<br />

die vollständige Rezirkulation des Wasserstoffs innerhalb von<br />

Brennstoffzellen von bis zu 45 Kilowatt Leistung. Bei einer geringeren<br />

R ezirkulationsrate kann ein Anwender dieses Gebläse auch bei<br />

Brennstoffzellen bis 60 Kilowatt einsetzen. Bei größeren Brennstoffzellen<br />

besteht außerdem die Möglichkeit, mehrere Gebläse parallel<br />

zu betreiben. Auf Grund der geringen Abmessungen kann der Konstrukteur<br />

das MINK Wasserstoff-Rezirkulationsgebläse direkt in das<br />

Brennstoffzellen modul integrieren.<br />

Busch hat das neue Gebläse mit einem intelligenten variablen Drehzahlantrieb<br />

ausgestattet. Dadurch lässt sich der Volumenstrom dem<br />

tatsächlichen Bedarf der Brennstoffzelle automatisch anpassen und<br />

somit die Effizienz optimieren. Das MINK Wasserstoff-Rezirkulationsgebläse<br />

kann bei Wasserstoff-Temperaturen von -30 bis +85 Grad<br />

Celsius und Umgebungstemperaturen von -30 bis +95 Grad Celsius<br />

problemlos betrieben werden. Es eignet sich somit für den mobilen<br />

Einsatz in Fahrzeugen, wie auch für stationäre Brennstoffmodule.<br />

Busch Vacuum Solutions<br />

Schauinslandstraße 1<br />

79689 Maulburg<br />

Tel +49 (0)7622 681-0<br />

Fax +49 (0)7622 5484<br />

info@busch.de<br />

www.buschvacuum.com<br />

Elektrolyseure sicher abdichten<br />

Im Rahmen der Hannover Messe 20<strong>23</strong> präsentierte die ElringKlinger<br />

Kunststofftechnik GmbH (EKT) Flachdichtungen in den Bauarten<br />

Druckring oder Endplatte für die „large-scale“ Elektrolyse.<br />

Die Wasserelektrolyse für Power-to-X Anwendungen spielt eine zentrale<br />

Rolle bei der Energiewende. Mit dem Prozess der Elektrolyse<br />

werden diverse chemische Verbindungen unter Einsatz von Strom in<br />

ihre Einzelbestandteile zerlegt. Die zielgerichtete Weiterentwicklung<br />

der Elektrolyseure und der Peripherie ist die damit Grundlage für den<br />

wirtschaftlichen Einsatz der Elektrolyse Verfahren und Wasserstoff in<br />

der Zukunft. Zur Erreichung eines hohen elektrischen Wirkungsgrades<br />

bei Elektrolyseuren sind hochwertige Dichtungen und Komponenten<br />

aus leistungsfähigen Kunststoffen erforderlich. Dichtungen und Stack<br />

Komponenten inner- oder außerhalb der Elektrolysezellen sind dabei<br />

oft dem Flüssigelektrolyt (z. B. Kalilauge-Wasser-Gemisch) ausgesetzt.<br />

Eine hohe Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit ist erforderlich<br />

und macht PTFE und andere Hochleistungskunststoffe unverzichtbar.<br />

Das MINK MH 0018 A ist das erste vom TÜV für die Förderung von Wasserstoff<br />

zertifizierte Gebläse.<br />

Das Wasserstoff-Rezirkulationsgebläse arbeitet nach dem bewährten<br />

Klauen-Prinzip. Die Verdichtung erfolgt vollkommen ölfrei und berührungslos.<br />

Dabei drehen sich zwei klauenförmige Rotoren gegenläufig<br />

in einem Gehäuse. Durch die Form dieser Klauenrotoren wird der bereits<br />

vorverdichtete Wasserstoff angesaugt und um maximal 0,4 bar<br />

weiter verdichtet und vor der Anode wieder der Wasserstoffzufuhr<br />

zugeführt. Geringe Spaltmaße zwischen den Klauenrotoren und zum<br />

Gehäuse hin sorgen für eine bestmögliche innere Abdichtung. Eine<br />

spezielle Beschichtung aller mit Wasserstoff beaufschlagten Teile verhindert<br />

Korrosion durch den ebenfalls mitgeförderten Anteil von deionisiertem<br />

Wasserdampf. Ein Synchronisationsgetriebe sorgt für den<br />

exakten Gleichlauf der Klauenrotoren. Es ist durch das darin befindliche<br />

Der Werkstoff PTFE sorgt bei Flachdichtungen für die erforderliche hohe Temperatur-<br />

und Chemikalienbeständigkeit.<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 69


Unternehmen <strong>–</strong> Innovationen <strong>–</strong> Produkte<br />

Breites Spektrum von Hochleistungskunststoffen<br />

Als führendes Unternehmen im Bereich der Fluorpolymer-Verarbeitung<br />

bietet ElringKlinger Kunststofftechnik Dichtungen und Komponenten<br />

aus geeigneten Materialien, Abmessungen und in den geforderten<br />

Stückzahlen z. B. für die „large-scale“ Elektrolyse von bis zu<br />

3 Metern oder für Elektrolyseblöcke mit mehreren hundert Elektrolysezellen.<br />

Das Portfolio umfasst z.B. Gasabdichtungen von Bipolarplatten<br />

oder Zellmembranen in Elektrolysezellen, die Dichtungen für<br />

Endplatten der Elektroyseure, oder Schläuche und Rohre aus Fluorpolymeren.<br />

ElringKlinger Kunststofftechnik bietet darüber hinaus ihren Kunden<br />

ein breites Spektrum an Hochleistungskunststoffen und validierten<br />

Fertigungsverfahren. Dadurch können sowohl geringe Stückzahlen<br />

bzw. Prototypen als auch große Stückzahlen wirtschaftlich hergestellt<br />

werden. Serienprozesse in der zerspanenden Formgebung und Kunststoffspritzguss<br />

machen EKT zum idealen Partner für die Skalierung von<br />

Elektrolyseuren.<br />

Damit unterstützt EKT mit der gesammelten Entwicklungskompetenz<br />

und dem Werkstoff-Know-how ihre Kunden dabei, bereits etablierte<br />

Verfahren für die Produktion von Wasserstoff wie z. B. die alkalische<br />

Elektrolyse (AEL) oder die PEM Elektrolyse auf das nächste Level zu<br />

heben.<br />

ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH<br />

Postfach 1265, 74302 Bietigheim-Bissingen<br />

Etzelstraße 10, 74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Tel +49 (0)7142 583-0<br />

Fax +49 (0)7142-200<br />

ekt.wasserstoff@elringklinger.com<br />

Feinstaubarm und regenerativ heizen<br />

Zu der bereits am Markt etablierten Brennwertbaureihe Pellematic Condens werden<br />

ab Jahresmitte auch die Pellematic Compact (10-18 kW) sowie die Pellematic<br />

Smart XS (10-18 kW) mit ZeroFlame® -Technik zur Verfügung stehen.<br />

mit Warmwasserbereitung und Heizkreisgruppe ist laut ÖkoFEN<br />

einzigartig.<br />

Beide Neuvorstellungen verfügen über die hauseigene<br />

ZeroFlame ® -Technologie. Deren speziell ausgeklügelte Luftstromführung<br />

bzw. -anreicherung in Kombination mit der besonderen Brennkammerkonstruktion<br />

lassen die Flamme fast vollständig verschwinden.<br />

Damit erreicht ÖkoFEN nach eigenen Angaben Staubemissionen<br />

nahe dem Nullwert, ohne erhöhten Platzbedarf oder hohe Zusatzkosten.<br />

ÖkoFEN Heiztechnik GmbH<br />

Schelmenlohe 2<br />

86866 Mickhausen<br />

Tel +49 (0)8204 29 80-0<br />

info@oekofen.de<br />

www.oekofen.com<br />

ÖkoFEN erweitert sein Portfolio von staubarmen Pelletheizkesseln<br />

mit zwei neuen Produkten.<br />

Zusätzlich zum bereits bekannten Pellematic Condens ist ab Juli<br />

20<strong>23</strong> der neue Pellematic Compact (10-18 kW) lieferbar. Auf nur<br />

0,5 Quadratmeter Stellfläche findet er im kleinsten Heiz- oder Technikraum<br />

Platz. Als einer der kompaktesten Pelletkessel am Markt überzeugt<br />

er durch die Möglichkeit der Wand- und Eckpositionierung. Der<br />

Pellematic Compact überzeugt laut Anbieter mit dem höchsten Komfort<br />

einer Pelletheizung. Reinigung, Entaschung und Zündung funktionieren<br />

nach herstellerangaben vollautomatisch, zuverlässig und<br />

äußerst leise. Die zusätzliche Online-Vernetzung und die Verarbeitung<br />

von Online-Live-Wetterdaten steigern die Effizienz und erleichtern die<br />

Bedienung der Pelletheizung aus der Ferne.<br />

Pellematic Smart XS <strong>–</strong> 4in1 Pellet- Brennwertheizung<br />

Ebenfalls neu ist die Smart XS (10-18 kW). Sie ist nach Firmenangaben<br />

extrem kompakt und vereint alles, was man in einem Heizraum benötigt<br />

auf nur einem Quadratmeter. Die All-in-one-Lösung ist durch die<br />

Brennwerttechnologie noch effizienter als herkömmliche Pelletkessel.<br />

Die Kombination eines Pellet-Brennwertkessels inkl. Puffer speicher<br />

Notstromaggregat ohne Lärm<br />

und Gestank<br />

Der H2Genset ist ein flexibler und mobiler Stromerzeuger mit Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />

für Areale ohne Zugang zum konventionellen<br />

Stromnetz wie z.B. auf Baustellen, bei Outdoor-Events, für tempo räre<br />

Stromversorgung von Telekommunikationsmasten oder als mobile<br />

Notstromversorgung bei Großschadenslagen. Er ist optional auch als<br />

mobile Netzersatzanlage konfigurierbar <strong>–</strong> ganz ohne Fundamentierung<br />

oder Baugenehmigung. Im Gegensatz zu marktüblichen verbrennungsmotorgetriebenen<br />

Notstromaggregaten arbeitet der H2Genset<br />

leise <strong>–</strong> einem Einsatz in Naturschutzgebieten oder nachts in urbanen<br />

Wohnbereichen steht also lärmtechnisch nichts entgegen.<br />

Emissionsfreie Wasserstoffbrennstoffzellen<br />

Die im H2 Genset integrierten EFOY Hydrogen Brennstoffzellen Module<br />

beruhen auf der bewährten PEM (Polymer-Elektrolyt-Membran)-<br />

70<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Unternehmen <strong>–</strong> Innovationen <strong>–</strong> Produkte<br />

Technologie. Die Brennstoffzellen produzieren den Strom aus dem<br />

Betriebsstoff Wasserstoff, ergänzt um Sauerstoff aus der Luft. Der<br />

Hersteller setzt für die Spannungsregelung einen modularen Industriewechselrichter<br />

ein, wie er unter anderem auch bei Backup Systemen<br />

für kritische Infrastruktur wie Telekommunikations-Anwendungen,<br />

oder bei BOS-Digitalfunk zum Einsatz kommt. Dieses Wechselrichtersystem<br />

erzeugt eine reine Sinuswelle und arbeitet mit hoher Effizienz.<br />

Es ist nach Herstellerangaben galvanisch getrennt und USV-fähig.<br />

Modularer Aufbau mit integriertem Tanksystem<br />

Das H2Genset wird in drei Leistungsstärken und zwei Kraftstoffvorratsvarianten<br />

angeboten. Vier oder sieben Wasserstofftanks halten<br />

8,4 oder 14,6 Kilogramm Wasserstoff bei 700 bar Druck bereit. Damit<br />

können die Aggregate je nach abgerufener Dauerleistung zwischen<br />

14 und 48 Stunden Strom liefern. Zwei oder vier EFOY Hydrogen<br />

Brennstoffzellenmodule erzeugen bei einem spezifischen Verbrauch<br />

von 60 Gramm H 2 pro kWh mit einem Wirkungsgrad von 50 Prozent<br />

eine Dauerleistung von 5 bzw. 10 kW. Die Halbstunden-Spitzenleistung<br />

liegt bei allen Modellen doppelt so hoch. Eine Variante mit mehr<br />

als 50 kW Leis tung soll 20<strong>23</strong> Marktreife erlangen. Die Ausgangsspannungen<br />

liegen bei <strong>23</strong>0 oder 400 V mit 50 Hz. Für konstanten Strom<br />

ohne Spannungsschwankungen sorgt auch die eingebaute Pufferbatterie.<br />

Falls der Brennstoffvorrat verbraucht ist, kann der Anwender den<br />

H2Genset an Wasserstofftankstellen auffüllen oder ein zusätzliches<br />

externes Standard-12er-Gasflaschenbündel anschließen.<br />

Multigas-Deckenstrahler<br />

Auf der diesjährigen ISH in Frankfurt zeigte der Klimaexperte<br />

Schwank als Weltpremiere die zweite Generation des Deckenstrahlers<br />

geniumSchwank.<br />

In Erweiterung zum Vorgängermodell, das als reiner Wasserstoffstrahler<br />

konzipiert war, verfolgt es einen hybriden Multigas-Ansatz. Das<br />

neue Modell kann laut Firmenangaben im Gegensatz zu ähnlichen Lösungen<br />

des Marktumfeldes, Wasserstoff, Erd- und Flüssiggas jeweils zu<br />

100 Prozent verarbeiten. Das schafft Planungssicherheit für die Käufer<br />

beim Kauf des Multi-Gas-Dunkelstrahlers geniumSchwank, da er die<br />

Anlage mit geringem Aufwand von Erdgas auf Wasserstoff umstellen<br />

kann. Vergleichbare Hallenheizungen anderer Hersteller benötigen<br />

nach Firmenangaben von Schwank für die Verbrennung von H 2 derzeit<br />

immer zwingend einen hohen Anteil an Erd- oder Flüssiggas als Grundstoff,<br />

um bis zu 25 % Wasserstoff als Beimischung überhaupt verbrennen<br />

zu können.<br />

Der H2Genset erzeugt lokal emissionsfrei grünen Wechselstrom mit einer Spitzenleistung<br />

von bis zu 20 kW.<br />

Fernüberwachung via Cloud-Plattform<br />

Der H2Genset verfügt über eine integrierte Cloud-Anbindung. Damit<br />

kann der Anwender bequem und einfach einzelne Generatoren oder<br />

ganze Flotten mit der passenden IoT-Lösung überwachen. Auf einem<br />

Dashboard findet der Benutzer Gerätedaten wie z. B. den Füllstand<br />

oder den jeweiligen Standort abgebildet auf einer Karte.<br />

SFC Energy AG<br />

Eugen-Sänger-Ring 7<br />

85649 Brunnthal-Nord<br />

Tel +49 (0)89 673 592 0<br />

info@sfc.com<br />

www.sfc.com<br />

Der Multi-Gas-Dunkelstrahler geniumSchwank ist der erste Dunkelstrahler der sowohl<br />

Erd-, Flüssig- als auch Wasserstoffgas jeweils zu 100% nutzen kann.<br />

Die neue Geräteserie wird in den Leistungsklassen 21 bis 61 kW<br />

und Längen zwischen 3,5 und 12,5 Metern verfügbar sein. Der<br />

geniumSchwank wird ab sofort über den technischen Außendienst von<br />

Schwank und seinen internationalen Niederlassungen und Vertriebspartnern<br />

vertrieben.<br />

Schwank GmbH<br />

Bremerhavener Straße 43<br />

50735 Köln<br />

Tel +49 (0)221-7176 0<br />

info@schwank.de<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 71


Markenzeichenregister<br />

Bosch Industriekessel GmbH<br />

Nürnberger Straße 73<br />

91710 Gunzenhausen<br />

Tel.: +49 (0)9831 560<br />

Fax: +49 (0)9831 5692957<br />

E-Mail: info@bosch-industrial.com<br />

Internet: www.bosch-industrial.com<br />

Seit über 150 Jahren entwickelt und fertigt die<br />

Bosch Industriekessel GmbH, ein Unternehmen der<br />

Bosch Home Comfort Group, projektspezifische<br />

Heiz- und Prozesswärmeanlagen. Mit „Technik<br />

fürs Leben“ gestaltet Bosch Industriekessel<br />

zukunftsfähige Energiesysteme. Die Dampf- und<br />

Heißwasserkessel verbessern die Energieeffizienz<br />

in Produktion, Gebäuden und Fernwärmenetzen <strong>–</strong><br />

mithilfe nachhaltiger Energienutzung und<br />

nahtloser Industrie-4.0-Integration. CO 2-neutrale<br />

Heiz- und Prozesswärmelösungen mit Wasserstoff<br />

und Elektrifizierung unterstützen den Weg zur<br />

Klimaneutralität. Bosch Industriekessel bietet seinen<br />

Kunden weltweit ein durchgängiges Produktportfolio<br />

sowie Planungsunterstützung, Projektmanagement<br />

und After-Sales-Services wie Wartung und<br />

24/7-Support <strong>–</strong> alles aus einer Hand.<br />

Messebeteiligungen finden Sie<br />

auf unserer Homepage<br />

www.bosch-industrial.com<br />

C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG<br />

Gehrstücken 9<br />

25421 Pinneberg<br />

Tel.: +49 (0)4101 5002-0<br />

Fax: +49 (0)4101 5002-83<br />

E-Mail: info@cog.de<br />

Internet: www.cog.de<br />

Elastomerdichtungen vom Spezialisten. COG liefert<br />

aus dem weltweit größtem O-Ring-Lager (über 45.000<br />

Varianten abrufbereit) verschiedenste Werkstoffe,<br />

inkl. FFKM und bietet seit über 150 Jahren deutsche<br />

Premium-Qualität, Erfahrung und Innovationskraft.<br />

Produktprogramm:<br />

- Präzisions-O-Ringe und Elastomerdichtungen<br />

- Werkzeuge für ca <strong>23</strong>.000 verschiedene<br />

O-Ring-Abmessungen vorhanden<br />

- Eigene Entwicklung, Mischerei & Fertigung<br />

- Alle gängigen Werkstoffe inkl. FFKM<br />

- Div. Zulassungen (FDA, USP, DVGW, u. v. m.)<br />

- Produktion auch in Kleinstserien<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.cog.de<br />

ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH<br />

Etzelstr. 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Tel.: +49(0)7321-9641-750<br />

E-Mail: ekt.wasserstoff@elringklinger.com<br />

Internet:<br />

www.elringklinger-kunststoff.de<br />

www.ek-kt.de/elektrolyse<br />

Unser Portfolio umfasst ein breites Spektrum<br />

an Materialien und Komponenten für PtX-<br />

Anwendungen <strong>–</strong> Von der Elektrolyse bis zum mobilen<br />

Einsatz. Innovative H 2-Engineering-Lösungen aus<br />

Hochleistungs-Kunststoffen wie z.B. Dichtungen<br />

bis 3 m Ø, Faltenbälge, Schläuche, Rohrleitungen,<br />

Auskleidungen, Führungsringe, Nutringe, ElroSeal-<br />

Wellendichtringe, u.v.m.<br />

Messebeteiligungen finden Sie<br />

auf unserer Homepage<br />

www.elringklinger-kunststoff.de<br />

Hammelmann GmbH<br />

Carl-Zeiss-Str. 6-8<br />

59302 Oelde<br />

Tel.: +49 (0)2522 76-0<br />

Fax: +49 (0)2522 76-140<br />

E-Mail: mail@hammelmann.de<br />

Internet: www.hammelmann.de<br />

Hochdruck-Plungerpumpen<br />

Prozesspumpen<br />

Kanalspülpumpen<br />

Bergbaupumpen<br />

Heißwassergeräte<br />

Betriebsdrücke: bis 4000 bar<br />

Fördermengen: bis 3000 l/min<br />

Anwendungssysteme zum Reinigen, Abtragen,<br />

Schneiden, Entschichten, Entkernen, Entgraten mit<br />

Hochdruckwasser<br />

Weltweite Messebeteiligungen,<br />

aktuelle Termine unter:<br />

www.hammelmann.de<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

JUMO GmbH & Co. KG<br />

Moritz-Juchheim-Straße 1<br />

36039 Fulda<br />

Tel.: +49 (0)661 6003-0<br />

Fax: +49 (0)661 6003-881-<strong>23</strong>46<br />

E-Mail: info@jumo.net<br />

Internet: www.jumo.net<br />

Lieferprogramm<br />

• Temperatursensoren und Wärmemengenzähler<br />

• Messumformer und Regler<br />

• Automatisierungssystem und Digitale Anzeiger<br />

• Hygro- und Hygrothermogeber<br />

• Messgeräte und Strömungssensoren<br />

• Pegelsonden und Schwimmerschalter<br />

• Niveaufühler und Grenzstandmelder<br />

• Halbleiterrelais und Leistungssteller<br />

Besuchen Sie uns:<br />

• BIOGAZ 7. <strong>–</strong> 8.6. / Straßburg<br />

• Hydrogen 7. <strong>–</strong> 28.9. / Bremen<br />

• POLLUTEC 10. <strong>–</strong> 13.10. / Lyon<br />

• AQUATECH 6. <strong>–</strong> 9.11. / Amsterdam<br />

Weitere Messetermine unter:<br />

messen.jumo.info<br />

KLAUS UNION GmbH & Co. KG<br />

Blumenfeldstr. 18<br />

44795 Bochum<br />

Tel.: +49 (0)<strong>23</strong>4 4595-0<br />

Fax: +49 (0)<strong>23</strong>4 4595-7000<br />

E-Mail: info@klaus-union.com<br />

Internet: www.klaus-union.com<br />

PUMPEN: Magnetgekuppelte und wellengedichtete<br />

Pumpen insbesondere für die Chemie und<br />

Petrochemie, die Öl- und Gasindustrie sowie<br />

den Bereich erneuerbarer Energien. Ein-/mehrstufige<br />

Kreiselpumpen, Seitenkanalpumpen,<br />

Tauchpumpen, Propellerpumpen, ein-/doppelflutige<br />

Schraubenspindelpumpen. Technische<br />

Ausführungen nach DIN EN ISO, ANSI, API<br />

und Pumpen außerhalb der Norm.<br />

ARMATUREN: Absperrschieber und <strong>–</strong>ventile,<br />

Rückflussverhinderer, Regelventile und Klappen.<br />

Die aktuellen Messebeteiligungen<br />

finden Sie auf unserer Website<br />

www.klaus-union.com<br />

72<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


Markenzeichenregister<br />

Lutz Pumpen GmbH<br />

Erlenstr. 5-7<br />

97877 Wertheim<br />

Tel.: +49 (0)9342 879-0<br />

E-Mail: info@lutz-pumpen.de<br />

Internet: www.lutz-pumpen.de<br />

Lutz Pumpen GmbH ist ein führender Hersteller<br />

für Industriepumpen mit dem Fokus auf<br />

Arbeitssicherheit und höchsten Ansprüchen.<br />

Das Sortiment umfasst Fasspumpen,<br />

Containerpumpen, Druckluft-Membranpumpen,<br />

Durchflussmesser, Kreiselpumpen sowie<br />

Systemlösungen.<br />

Aktuelle Messetermine finden Sie auf<br />

unserer Webseite:<br />

www.lutz-pumpen.de<br />

URACA GmbH & Co. KG<br />

Sirchinger Str. 15<br />

72574 Bad Urach<br />

Tel.: +49 (0)7125 133-0<br />

Fax: +49 (0)7125 133-202<br />

E-Mail: info@uraca.de<br />

Internet: www.uraca.de<br />

URACA konstruiert und fertigt Hochdruck-<br />

Plungerpumpen und -Pumpenaggregate sowie<br />

komplexe Reinigungsanlagen für zufriedene Kunden<br />

in aller Welt.<br />

• Hochdruck-Plungerpumpen bis 3.500 kW/3.000 bar<br />

• Kanalspülpumpen<br />

• Hochdruck-Pumpenaggregate für Industrie und<br />

Reinigung, für heiße und kalten Medien<br />

• Werkzeuge und Zubehör<br />

• Hochdruck-Wasserstrahl-Anlagen<br />

• Druckprüfpumpen<br />

Aktuelle Messehinweise finden Sie<br />

auf unserer Website:<br />

www.uraca.de<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong> 73


<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong><br />

Inserentenverzeichnis<br />

Verzeichnis der Inserenten<br />

BMZ Germany GmbH Seite 67<br />

Bosch Industriekessel GmbH Seite <strong>23</strong><br />

C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG Seite 29<br />

ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH Seite 31<br />

Hammelmann GmbH Seite 5<br />

JUMO GmbH & Co. KG Seite 35<br />

KLAUS UNION GmbH & Co. KG<br />

Titelseite<br />

Lutz Pumpen GmbH Seite 73<br />

Landesmesse Stuttgart GmbH<br />

MT - Messe & Event GmbH<br />

2. Umschlagseite<br />

3. Umschlagseite<br />

URACA GmbH & Co. KG Seite 73<br />

Ihr Mediakontakt<br />

D-A-CH<br />

Thomas Mlynarik<br />

Tel.: +49 (0) 911 2018 165<br />

Mobil: +49 (0) 151 5481 8181<br />

mlynarik@harnisch.com<br />

INTERNATIONAL<br />

<strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong><br />

Benno Keller<br />

Tel.: +49 (0) 911 2018 200<br />

keller@harnisch.com<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Dr. Harnisch Verlags GmbH in Zusammenarbeit<br />

mit Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schlücker,<br />

Prof. i.R., Berater in Wasserstoff- und Energiefragen<br />

als wissenschaftlicher Berater<br />

©<br />

20<strong>23</strong>, Dr. Harnisch Verlags GmbH<br />

Inhaltliche Koordination<br />

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schlücker<br />

Ottmar Holz<br />

Silke Watkins<br />

Verlag und Leserservice<br />

Dr. Harnisch Verlags GmbH<br />

Eschenstraße 25<br />

90441 Nürnberg<br />

Tel 0911 2018-0<br />

Fax 0911 2018-100<br />

E-Mail get@harnisch.com<br />

www.harnisch.com<br />

Irrtum vorbehalten<br />

Nachdruck und fotomechanische<br />

Vervielfältigung, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Herausgebers<br />

Redaktion<br />

Ottmar Holz<br />

Silke Watkins<br />

Anzeigen/Markenzeichenregister<br />

Silke Watkins/Matti Schneider<br />

Technische Leitung<br />

Armin König<br />

Druck<br />

Schleunungdruck GmbH<br />

Eltertstraße 27<br />

D-97821 Marktheidenfeld<br />

ISSN 2752-2040<br />

74 <strong>GREEN</strong> <strong>EFFICIENT</strong> <strong>TECHNOLOGIES</strong> 20<strong>23</strong>


14. <strong>–</strong> 15. Juni 20<strong>23</strong><br />

/ Globana Trade Center Leipzig/ Schkeuditz<br />

Save<br />

the<br />

Date<br />

Der größte nationale<br />

Branchentreff für<br />

Industriearmaturen &<br />

Dichtungstechnik<br />

/ 08. <strong>–</strong> 09. November 20<strong>23</strong><br />

/ Jahrhunderthalle Bochum<br />

DIAM-DDM.<strong>DE</strong>


Dr. Harnisch Verlags GmbH<br />

Eschenstraße 25<br />

90441 Nürnberg<br />

Telefon +49 (0) 911 2018-0<br />

Fax +49 (0) 911 2018-100<br />

E-Mail get@harnisch.com<br />

Internet www.harnisch.com<br />

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