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Der Deutsche Orden in Langeln

Autor: Hendrik Finger. Aus: Zwischen Harz und Bruch", Heft 95 (Juni 2029), S. 34-40. Geschichte der Kommende Langeln zwischen Wernigerode und Halberstadt als eine der ältesten des Deutschen Ordens.

Autor: Hendrik Finger. Aus: Zwischen Harz und Bruch", Heft 95 (Juni 2029), S. 34-40. Geschichte der Kommende Langeln zwischen Wernigerode und Halberstadt als eine der ältesten des Deutschen Ordens.

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Der Deutsche Orden in Langeln

Hendrik Finger

Sonderdruck aus

Zwischen Harz und Bruch

Heft 95 (Juni 2019)

Seite 34 – 40

Zeitschrift des Geschichtsvereins für Halberstadt und das nördliche Harzvorland e.V.

Förderverein des Städtischen Museums Halberstadt

www.zhub.de

Gedruckt über EDITION HUY

www.edition-huy.de

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Der Deutsche Orden in Langeln

Von Hendrik Finger

Hätte die Deutschordenskommende in Langeln noch Bestand, könnte sie in diesem Jahr

ihr 800-jähriges Jubiläum begehen, so aber wird am 29. und 30. Juni 2019 an die Bildung

der Kommende vor 800 Jahren erinnert.

Im Jahre 1219 wurde eine Kommende

des Deutschen Ordens in Langeln gegründet

und noch heute zeugen die Marienkirche

und ihr Umfeld vom einstigen

Ordenssitz.

Der Tannhäuser im weißen Mantel der

Deutschordensritter. Miniatur,

Codex Manesse um 1300.

Bild: Unibibliothek Heidelberg

https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0523

Um sich in die Geschichte der Gründung

dieser Kommende zu begeben, ist es erforderlich,

in der Langelner Ortsgeschichte bis

in die Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung

1073 zurückzugehen. Damit beginnt

auch das Urkundenbuch der Deutschordenskommende

Langeln, welches Eduard

Jacobs 1882 in den Geschichtsquellen der

Provinz Sachsen herausgegeben hat. In

einem urkundlichen Bericht ist unter anderem

davon die Rede, dass in einem Testament

über Langala (Langeln) allen Christen

bekannt gegeben wurde, dass das Dorf

Langeln mit Hörigen der Kirche St. Jacobi

in Bamberg von ihrem Stifter, dem Bischof

Hermann, übereignet ward. Es ist anzunehmen,

dass mit dem Dorf ein Gut gemeint

war, das einen wesentlichen Teil von Langeln

ausmachte, denn andere Quellen weisen

darauf hin, dass ältere Stiftungen in

Langeln ebenfalls Besitz hatten wie Quedlinburg,

Drübeck, Hamersleben oder die

Grafen von Wernigerode, von Blankenburg,

vom Regenstein und von Woldenburg. Mit einer kurzen Unterbrechung gehörte

Langeln bis 1219 zum Stift St. Jacobi in Bamberg. Die große Entfernung und zahlreiche

kriegerische Auseinandersetzungen machten aber für das Stift St. Jacobi die zu erwartenden

Einnahmen uneintreibbar und so kam es 1219 zum Verkauf des Dorfes für 450 Mark Silber

an den Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza. Die feierliche Übereignung

an den Deutschordensmeister erfolgte auf der Synode im Chor des Bamberger Doms. Bereits

am 13. Juli 1219 gab Papst Honorius III. als Oberhaupt der Katholischen Kirche seine

Bestätigung. Die Zustimmung König Friedrich II. folgte im Januar 1220.

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Ritterorden, wie auch die Orden der Johanniter und der Templer, waren Produkte der

Kreuzzugsbewegung, entstanden im Heiligen Land, in dem sich die abendländische

Christenheit im ständigen Kampf gegen die Muslime befand. Sie unterstützten die

Pilger auf ihren Reisen zu den biblischen Stätten als Begleiter und machten sich um

die Versorgung von Kranken verdient. Schutz und Geleit der Pilger in dem stark

umkämpften Gebiet gewann immer mehr an Bedeutung. In Jerusalem bildete sich das

Deutsche Hospital St. Mariens zu Jerusalem, das 1143 vom Papst den Johannitern mit

der Weisung, es mit deutschen Brüdern weiterzuführen, unterstellt wurde.

Zur Bildung des Deutschen Ordens kam es zur Zeit des dritten Kreuzzugs. Zuvor

verschärfte sich die Situation in Palästina. Sultan Saladin hatte einen Großteil der

Eroberungen der Kreuzfahrer zurückgewonnen. Auch das Spital St. Marien ging beim

Verlust Jerusalems unter. Diesem zu entgegnen rüsteten die europäischen Herrscher

zum dritten Kreuzzug, trafen 1189 im Orient ein und kämpften auch für die Rückeroberung

der strategisch wichtigen Hafenstadt Akkon.

Um caritative Hilfe an Kranken und Verwundeten zu leisten, wurde von Bremer und

Lübecker Bürgern 1190 ein Zeltspital aus Segeln errichtet. Dies ist als, zumindest

legendäre, Geburtsstunde des Deutschen Ordens anzusehen. Das Lazarett entwickelte

sich zu einer dauerhaften Einrichtung und festen Institution. Es erhielt Gebäude und so

konnten Hospital, Kapelle und Wohnraum für die Brüder errichtet werden. Ab wann

man sich nach dem Deutschen Haus in Jerusalem benannte – Brüder vom Deutschen

Hospital St. Marien von Jerusalem – ist ungewiss. Im Jahre 1198 erfolgte die Erhebung

der Hospitalbruderschaft zum Ritterorden. Zu den vorhandenen Aufgaben der Versorgung

von Pilgern, Kranken und anderen Bedürftigen kam nun die des Kampfes gegen

die Sarazenen. Von Papst Innozenz III. kam im Februar 1199 die Genehmigung dieser

Ordensgründung unter Beachtung der Regeln von Johannitern und Templern. Sicher

entstand zeitnah die erste Deutschordensregel.

Neben den Besitzungen im Mittelmeerraum erfolgte die Ausbreitung des Ordens im

alten Prußenland zwischen Weichsel und Memel, dem späteren West- und Ostpreußen,

im Baltikum bis nach Livland, und es entstand der Ordensstaat. Auch im Deutschen

Reich selbst breitete sich der „Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens

in Jerusalem“, so lautet auch heute wieder sein offizieller Name, aus.

Dies begann im Jahre 1200 mit der Schaffung eines Hospitals in Halle. Die 1219

gebildete Ordenskommende Langeln war die älteste Besitzung des Ordens im

Harzraum und nach der Gründung in Dommitzsch die zweitälteste in der späteren

Ballei Sachsen. Die Niederlassungen der Ritterorden wurden nicht als Klöster

bezeichnet sondern als Kommenden, Komturei oder als Ordenshaus. Der Begriff

kommt aus dem lateinischen commendare und bedeutet „etwas anvertrauen“. An der

Spitze einer Kommende oder Komturei steht der Komtur, aus dem lateinischen

commendator, was „Befehlshaber“ meint. Eine Kommende war neben einem Konvent

immer auch eine Verwaltungseinheit. Nach Bildung weiterer Kommenden im Land

wurden diese in Ordensprovinzen, den Balleien, zusammengefasst. An ihrer Spitze

stand meist der Landkomtur.

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Es ist überliefert, dass, sobald der Deutsche Orden nördlich vom Harz in Langeln seine

erste Besitzung erworben hatte, die Brüder mit dem von einem schwarzen Kreuze

gezeichneten Mantel einzogen. In den Urkunden tauchte 1222 ein Deutschordensbruder

Hugold von Langeln in Quedlinburg als Zeuge, drei Jahre später in dem Priesterbruder

Absalon ein Vorsteher des Deutschordenshauses auf. In einem Dokument von 1248

wandten sich die Brüder dem Ackerbau zu und nahmen die Bebauung der Felder selbst

in die Hand. Die eigene Bewirtschaftung und strenge Verwaltung machte es möglich,

dass im 13./14. Jahrhundert die Landwirtschaft nirgends so erstarkte wie auf den

Besitzungen des Ordens, was sicher auch für Langeln galt. Papst Honorius III. hatte die

Besitzungen des Ordens bereits 1220 vom Zehnten befreit.

Einige Quellen berichten, wie die Deutschordensbrüder allmählich ihre Besitzungen in

Langeln und anderswo vermehrten. Der einstige Umfang der Güter außerhalb Langelns lässt

sich aus den erhaltenen Urkunden nur teilweise nachvollziehen. Besitzungen wurden erwähnt

u. a. in den heutigen Orten Eilsdorf, Berßel, Wasserleben, Hoppenstedt und Deersheim.

Nicht ganz unbedeutend war Besitz, der Ende des 13. Jh. im Mansfelder Land erworben

wurde. Auch bestanden Beziehungen zum, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wüsten,

Dorf Ergstedt bei Halberstadt. Der Kommende Langeln wurde durch Herzog Otto von

Braunschweig 1239 das Patronat der Kirche Ergstedt mit dem Pfarrwittum und vier Hufen

geschenkt. Wahrscheinlich war der damalige Komtur Heinrich von Heimburg ein Bruder

des Otto von Braunschweig. Ende des 13. Jahrhunderts brachte die Komturei ein Gut mit

Wiesen und Häusern in Darlingerode, erworben vom Kloster Himmelpforten, an sich.

Wie groß die Zahl der im Langelner Konvent lebenden Brüder war, ist nur schwer

nachzuweisen. Sie wird aber in der früheren Zeit nicht gering gewesen sein, denn in

einer Urkunde Bischof Volrads von Halberstadt aus dem Jahre 1264 wurden für den

Deutschen Orden in Langeln elf Zeugen namentlich benannt. In der Reihenfolge vorn

standen dabei zwei Priesterbrüder, Johann und Jordan. Für Langeln besaßen die

Priesterbrüder große Bedeutung, denn dem Orden wurde die bereits im Jahre 1143 samt

Kapellen erwähnte Kirche mit übergeben und 1239 erhielt der Orden das Patronat der

Kirche Ergstedt. Im Jahr 1264 erschien der Priesterbruder Johann als päpstlicher

Nuntius, als Botschafter des Papstes. Auch darin spiegelte sich eine gewisse Bedeutung

des Konvents wider. Leider existiert aus dieser, sicher sehr bedeutenden Zeit der

Kommende Langeln, nur eine äußerst geringe Zahl an Urkunden.

Bis wann in Langeln neben dem Komtur ein Konvent ansässig war, ist nicht genau zu

ermitteln. Noch im zweiten Viertel des 14. Jahrhundert sind Komture und Brüder

benannt. Es gibt in den Auffassungen der Historiker verschiedene Aussagen über die

Bedeutung, die die Kommende Langeln einst hatte, auch die, dass Langeln eine der

reichsten und wichtigsten Niederlassungen des Deutschen Ordens im Bereich der Ballei

Sachsen war. Das traf mit Sicherheit für einen bestimmten Zeitraum zu, denn Langeln

war bereits in vollem Betrieb, als andere Kommenden in der Region erst entstanden.

Die Kommende in Lucklum, der spätere Sitz des Landkomturs, entstand 1263.

Es war üblich, in erster Linie Adlige aus der näheren Umgebung in die Ordenskonvente

aufzunehmen und in Ämter, wie die des Komturs, zu heben. Für Langeln sind Ordensbrü-

36


S a + S o

29

30

Juni

Festwochenende zum 800-jährigen Jubiläum

der Gründung der Kommende

des Deutschen Ordens 1219 in Langeln

Samstag, den 29. Juni 2019 14 Uhr.

Vorträge und Musik. Pfarrgarten / Kirche

Sonntag, den 30. Juni 2019 10 Uhr.

Festgottesdienst und Gemeindefest

Kirche / Pfarrgarten / Kaffeetafel

der und Komture überliefert, die dem Niedersächsischen und dem Harzer Umland

entstammten. Bezeugt in den Urkunden hießen sie Heinrich von Heimburg (1239), Konrad

von Wendessen (1264), Heinrich von Derenburg (1264), Albrecht von Sandersleben (1288

und 1296), Borchard von Dreileben (1304), Jan von Dingelstedt (1325) und Heinrich von

Dahlum (1339). Im 15. Jahrhundert änderte sich dies. Auch tauchen bei den überlieferten

Personen der Langelner Kommende noch Komture thüringischer, westfälischer, fränkischer,

märkischer und mecklenburgischer Herkunft auf, aber keine Brüder mehr. Erst

im 16. Jahrhundert gab es mit Hoyer von Lauingen wieder einen Komtur, der der hiesigen

Gegend entstammte. Ende des 13. Jahrhunderts bildete sich die Ballei Sachsen durch die

Herauslösung der Ordenskommenden aus der Ballei Thüringen. Auf einem Generalkapitel

1287 wurden die Besitzungen in zwei Provinzen geteilt und je einem Landkomtur

unterstellt. Langeln gehörte in die Ballei Sachsen und war deren Landkomtur unterstellt.

Die Kommende in Lucklum entwickelte sich Anfang des 14. Jahrhunderts immer mehr

zum Provinzzentrum und wurde Sitz des Landkomturs.

Dass Langeln in älterer Zeit eine besondere Bedeutung hatte, ist anzunehmen, da in

einigen Urkunden Langelner Brüder die Zeugenreihen vor den Brüdern anderer

Kommenden anführten. Es ist davon auszugehen, dass das erste Jahrhundert ihres

Bestehens wohl zur erfolgreichsten Zeit der Ordenskomturei zählte. Sicher war auch

die Langelner Kommende von den Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen

geistlichen und weltlichen Herrschaften der Umgebung betroffen. Über Jahre anhaltende

Kämpfe zwischen den Bischöfen von Halberstadt und den Regensteiner Grafen, sowie

den Fürsten von Anhalt gingen sicher nicht spurlos an ihr vorüber. Ebenso von

Bedeutung war der Kampf zwischen den Regensteiner und den Wernigeröder Grafen

um die Vormachtstellung in dieser Region. Der für die Regensteiner ungünstige Ausgang

brachte die Kommende Langeln unter die Hoheit der Grafen von Wernigerode.

Im Jahre 1381 wurde die Kommende Langeln zum Kampfschauplatz zwischen dem

Erzbischof Ludwig von Magdeburg sowie den Grafen Konrad und Dietrich von

Wernigerode. Der Magdeburger Stiftshauptmann Busso Dus besiegte am 11. November

nordöstlich von Oschersleben die geringen Scharen der Grafen, eroberte und zerstörte

die Burg und Wehrkirche zu Papstdorf. Dann zog er gegen Langeln, wo der befestigte

Ordenshof dem Grafen Dietrich einen sicheren Schutz bot. Der Kampf kam zum

Stillstand und es wurden die Bedingungen für den am 24. November 1381 zu Kalbe

geschlossenen Frieden vereinbart, welcher die Grafschaft Wernigerode bis 1449 unter

magdeburgische Lehnshoheit brachte.

37


Die Zeit vom Ende des 14. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts war von einer Vielzahl

kriegerischer Auseinandersetzungen geprägt. Raub, Mord und Zerstörungen waren an der

Tagesordnung, auch die Kommende in Langeln hatte es getroffen. Zum Wiederaufbau der

ausgebrannten Deutschordenskirche verleibte sich Bischof Johann von Halberstadt 1432

die wüst gewordene Kirche zu Ergstedt ein. Einen Konvent hat es Mitte des 14. Jahrhunderts

in Langeln wahrscheinlich nicht mehr gegeben, nur den Ordenskomtur. Dieser, Burchard

von Pappenheim, war auch während der Bauernunruhen 1525 mehr oder weniger auf sich

gestellt. Die Gebäude des Ordenshofes wurden teilweise zerstört und geplündert. Der

Komtur suchte in Wernigerode bei Graf Botho Schutz. Den Grafen bat er später um

Entschädigung, denn dessen Untertanen hatten ja den Sturm auf die Kommende vollzogen.

Nach einem Vergleich wurde dem Orden im Februar 1526 diese gewährt.

Seit dem 15. Jahrhundert gab es in

fast allen Balleien Konflikte mit

landesherrlichen Adligen, die die

Freiheit des Ordens in Gerichts-,

Forst- und Jagdangelegenheiten

nicht mehr hinnehmen wollten.

Auch die Langelner Ordenskomture

gerieten immer wieder in Streit mit

den Grafen von Stolberg-Wernigerode.

Den Quellen nach ließen sich

die Konflikte aus dem Weg räumen.

Erst mit dem Ordenskomtur Otto

von Blankenburg war ein friedliches

Übereinkommen nicht mehr möglich.

Einige Auseinandersetzungen,

die er mit den Grafen und mit der

Bevölkerung hatte, wurden überliefert.

Er war ein gewalttätiger Geselle

und den Bewohnern eine regelrechte

Der Wappen- oder Komturstein mit dem Wappen

des Jan Daniel von Priort Landkomtur zu Lucklum

1645(48) – 1684.

Fotos (3): Hendrik Finger

Last. Sein Nachfolger als Komtur müsste Hoyer von Lauingen gewesen sein, der in den

Dokumenten seit 1598 auftauchte. Er stammte vermutlich aus Lauingen, heute Ortsteil

von Königslutter. Mit ihm gab es wieder jemanden aus der näheren Umgebung in der

Stellung des Ordenskomturs. Er war gegenüber seinem Vorgänger ein äußerst friedlicher

Vorsteher der Kommende und ein Förderer der Langelner Marienkirche. Auf ihn geht

der Einbau der Orgelempore zurück und sicher auch der erste Einbau einer Orgel; dass

er sie 1601 bemalen ließ, ist überliefert. Aus dem gleichen Jahr stammte eine Glocke,

die leider dem Ersten Weltkrieg zum Opfer fiel. Im Jahre 1613 hat Hoyer von Lauingen

die Tür, die sich noch heute im Nordportal befindet, einbauen lassen.

Ordenskomture durften nicht ehelichen, gingen aber, vor allem in der späten Zeit des

Ordens, Liebesbeziehungen ein. Dies tat auch Hoyer von Lauingen und zeugte mit seiner

Altfrau mehrere Kinder. Da der Aufenthalt dieser eigentlich „illegalen“ Familie in der

Komturei nicht erlaubt war und auch die Möglichkeit der Unterbringung der Familie im

Forsthaus der Kommende in Darlingerode nicht gegeben war, erwarb Hoyer von Lauingen

38


Hängeprieche in der Langelner Kirche mit dem Wappen derer von Spitznas.

Kenotaph für Wolf Ludewig von Spitznas.

Umschrift:Der HOCHWÜRDIGE HOCHE-

DELGEBOHRNE HERR WOLF LUDEWIG

SPTZNAS T.O. RITTER VND COMENDA-

TOR ZU LANGELNIST GEBOHREN AN

1630. IM SCHARFFEN KRIEGE MIT DEN

FRANZOSEN BEY ENTZHEIM ALS

FURSTL. BR. V. L. CAPTAIN 1674 D. 24.

SEP.GEBLIEB.

in Altenrode den Bokehof, um Frau und Kinder

unterzubringen. Es ist davon auszugehen, dass

dies aus Privat- und nicht aus Ordensvermögen

geschah. Am 19. Mai 1625 ist Hoyer von

Lauingen verstorben. Erst am 29. Juni kam es

zu Bestattungsfeierlichkeiten ungeheuren Ausmaßes.

Nachfolger im Amt war Arndt von

Sandow. Ab wann ist verschieden überliefert,

ab 1625 tauchte er als Hauskomtur auf. Ebenso

schwer ist das Ende seiner Amtszeit festzulegen,

das war eventuell 1663. Diese Angabe steht

im Konflikt mit denen zur Amtszeit des Komturs

Wolf Ludewig von Spitznas ab 1660. Diese

endete spätestens 1674, denn ein Kenotaph in

der Langelner Kirche, welcher Spitznas in

Rüstung darstellt, gibt darüber Auskunft, dass

er am 24. September 1674 im Kampf bei

Entzheim fiel. Der letzte Langelner Komtur war

der im Jahr 1678 gegen Zahlung einer Entschädigung

von 600 Talern abgesetzte Burchard

von Cramm.

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Spätestens seit 1682 waren mit Freiherrn von Stein die Landkomture in Personalunion die

Komture von Langeln. Die ökonomische Verwaltung wurde von Amtleuten oder Pächtern

geführt. Die Stellung des Amtmanns hatte von etwa 1697 bis 1722 Heinrich Knoche inne.

Später war Heinrich Hagemann in diesem Amt, der 1781 starb. Ihm folgte als Verwalter

Christoph Friedrich Schüler, der das Gut gepachtet hatte. Als am 1. Juni 1809 ein königliches

Dekret den Deutschen Orden im Königreich Westfalen, zu welchem Langeln gehörte, aufhob

und dessen Güter den Krondomänen einverleibte, wohnte der Hofrat Christian Friedrich

Heimbach, Syndikus des Deutschen Ordens, in Langeln. Ihm verkaufte 1811 der zuständige

Intendant der westfälischen Krondomänen das Rittergut Langeln. Schüler konnte aber einen

gültigen Pachtvertrag bis 1815 vorweisen. Nach Verhandlungen wurde ihm sein Pachtrecht

gewährt. Nachdem Heimbach und auch dessen Witwe verstorben waren, erwarb Graf Henrich

von Stolberg-Wernigerode das ehemalige Rittergut. Die Übergabe erfolgte im Juli 1840 und

der Kaufvertrag wurde im März 1841 abgeschlossen. Aus ihm ging der Umfang des

Ordensguts zum damaligen Zeitpunkt hervor. Zum Gehöft mit dem herrschaftlichen Wohnhaus

gehörten Ställe und Scheunen, eine Hofmeisterwohnung und weitere Funktionsgebäude.

Dazu außerhalb vom Hof gelegen Spritzenhaus, Schafstall, Schafmeister- und Tagelöhnerwohnung,

Gärten und vier Teiche. Die zugehörigen Ländereien umfassten ca. 950 Morgen

Acker, sowie Wiesenflächen. Hüterechte besaß das Gut in Langelscher Flur und Umgebung,

in Darlingerode ein Forsthaus mit Wirtschaftsgebäuden, Gärten, Ackerland und Wiesen sowie

den Komtureiforst mit 636 Morgen Wald. Mit den Gütern des Ordens fiel auch das

Patronatsrecht über die Langelner Marienkirche an die Grafen von Stolberg-Wernigerode.

In der Kirche erinnern heute Teile der Ausstattung an die Zeit des Deutschen Ordens. Sichtbar

sind das Kenotaph des Ordensritters und Komturs Wolf Ludewig von Spitznas, die Komturprieche

mit dem Spitznasschen Wappen, die unter Hoyer von Lauingen eingebaute Orgelempore

und die Tür im Nordportal. Eine Eichentruhe aus Zeiten des Konvents steht im

Altarraum und nicht zuletzt der Wappenstein des Jan Daniel von Priort im Heimatmuseum

(Kirchturm). All dies ist Anlass, der Gründung der Kommende vor 800 Jahren zu gedenken.

Quellen und Literatur:

[1] Brückner, Jörg: Die im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses im preußischen

Fürstentum Halberstadt säkularisierten Klöster etc.. In: Der Reichsdeputationshauptschluß

und seine Auswirkungen am Harz: Tagung am 12. April 2003 in Quedlinburg. (Beiträge

zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, Heft 29), Halle 2004, S. 30-40

[2] Demel, Bernhard: Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und

Beziehungen in Europa. (Europäische Hochschulschriften, Reihe 3: Geschichte

und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 961), Frankfurt am Main u.a., 2004

[3] Jacobs, Eduard (Hg.): Urkundenbuch der Deutschordens-Commende Langeln etc.

(Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 15), Halle, 1882

[4] Tumler, Marian: Der Deutsche Orden: von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, 5.

überarbeitete und erw. Auflage unter Mitarbeit von U. Arnold, Bad Münstereifel, 1992

[5] Militzer, Klaus: Die Geschichte des Deutschen Ordens. (Urban-Taschenbücher,

Bd. 713), 2. Auflage, Stuttgart 2012

[6] Militzer, Klaus: Von Akkon zur Marienburg: Verfassung, Verwaltung und

Sozialstruktur des Deutschen Ordens 1190 – 1309, (Quellen und Studien zur

Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 56), Marburg, 1999

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