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Warum Nachhaltigkeit kein Trend ist, sondern die Zukunft - UmweltDialog Magazin No.19

Im Kontext der Nachhaltigkeit gewinnen Transformationsprozesse zunehmend an Dynamik. Angesichts künstlicher Intelligenz (KI), Nano- und Quantentechnologie sowie globalen Megatrends wie Klima- und Demografiewandel erscheint ein Zurückfahren der Transformationsgeschwindigkeit unwahrscheinlich. Zugleich machen es die Komple- xität der Themen und das Alles-hängt-mit-allem-zusammen-Prinzip immer schwieriger, Zukunftsszenarien herzuleiten. Und zugleich erhöht sich der Bedarf an Entscheidungswissen: Managemententschei- dungen sind stets mit Unsicherheit verbunden. Zukunftsforschung eröffnet Sichtweisen, die über den Horizont des Unbekannten hinausgehen. Nachhaltigkeit bedeutet nämlich neben vielem anderen auch, ausgetretene Pfade zu verlassen. Dazu lädt Sie diese Ausgabe herzlich ein! Schauen wir gemeinsam auf die Zukunft der Arbeit, die Rolle der Technik, Gerechtigkeitsfragen und insbesondere auf die Stadt als Lebensraum.

Im Kontext der Nachhaltigkeit gewinnen Transformationsprozesse zunehmend an Dynamik. Angesichts künstlicher Intelligenz (KI), Nano- und Quantentechnologie sowie globalen Megatrends wie Klima- und Demografiewandel erscheint ein Zurückfahren der Transformationsgeschwindigkeit unwahrscheinlich. Zugleich machen es die Komple- xität der Themen und das Alles-hängt-mit-allem-zusammen-Prinzip immer schwieriger, Zukunftsszenarien herzuleiten.
Und zugleich erhöht sich der Bedarf an Entscheidungswissen: Managemententschei- dungen sind stets mit Unsicherheit verbunden. Zukunftsforschung eröffnet Sichtweisen, die über den Horizont des Unbekannten hinausgehen. Nachhaltigkeit bedeutet nämlich neben vielem anderen auch, ausgetretene Pfade zu verlassen.
Dazu lädt Sie diese Ausgabe herzlich ein! Schauen wir gemeinsam auf die Zukunft der Arbeit, die Rolle der Technik, Gerechtigkeitsfragen und insbesondere auf die Stadt als Lebensraum.

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#19 | Mai 23 | Umweltdialog.de<br />

„<br />

Ein besserer Denkansatz wäre,<br />

<strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> von der <strong>Zukunft</strong><br />

her zu denken.<br />

Ein besserer Denkansatz wäre, <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

von der <strong>Zukunft</strong> her zu denken.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Nehmen wir das Jahr 2050. Ich könnte<br />

eine Wunschvorstellung über <strong>die</strong> Beschaffenheit<br />

meiner Gemeinde, meiner<br />

Region, meines Bundeslandes et cetera<br />

entwickeln und mir dann <strong>die</strong> Frage stellen:<br />

Welche gegenwärtigen Maßnahmen<br />

muss ich treffen, um <strong>die</strong>ser Wunschvorstellung<br />

näherzukommen? Das hat<br />

etwas mit Vision und Vorstellungskraft<br />

zu tun. Diesen Auftrag müssen<br />

Verantwortliche le<strong>ist</strong>en. Es <strong>ist</strong> nicht ihre<br />

Aufgabe, <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> zu erdulden oder<br />

sich zu fragen, wie man sich bestmöglich<br />

in der <strong>Zukunft</strong> bewähren, <strong>sondern</strong><br />

wie man sie stattdessen gestalten kann.<br />

Und das <strong>ist</strong> in der Vergangenheit zu<br />

wenig passiert.<br />

15-Minuten-Städte, <strong>die</strong> smart und ‚grün‘<br />

sind, CO2-neutrale Produktionsprozesse,<br />

Verkehrs- und Wärmewende:<br />

Visionen von einer nachhaltigen <strong>Zukunft</strong><br />

gibt es zur Genüge. Entsprechende<br />

Zielvorgaben bis 2045 untermauern den<br />

Anspruch. Wie real<strong>ist</strong>isch sind sie?<br />

Damit aus <strong>die</strong>sen Visionen und Zielvorstellungen<br />

auch Realität wird, braucht<br />

es zwei Dinge: Das Erste <strong>ist</strong>, tatsächlich<br />

Entscheidungen und Handlungen<br />

daraus abzuleiten. Aus politischer<br />

Perspektive heißt das, dass wir Gesetze,<br />

Regeln und Vorgaben gemäß <strong>die</strong>ser<br />

Vision anpassen müssen. Wir können<br />

uns den Traum von einer CO 2<br />

-neutralen<br />

Lebensweise in einer intakten, gesunden<br />

Umwelt wochen- und jahrelang ausmalen.<br />

Solange wir nichts an unserem<br />

Verhalten ändern, sind das nur hohle<br />

Phrasen. Der zweite entscheidende<br />

Faktor <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Kommunikation. Es muss<br />

klar sein, warum meine <strong>Zukunft</strong>svision<br />

lohnenswert <strong>ist</strong>. Nur so sind <strong>die</strong> Entscheidungen,<br />

<strong>die</strong> daraufhin fallen, für<br />

<strong>die</strong> Gesellschaft nachvollziehbar und<br />

akzeptierbar.<br />

Beim Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> kommunizieren<br />

Verantwortliche nicht gut<br />

genug. Kälter duschen, weniger Urlaub,<br />

Fleischverzicht: Anstatt defizitär darüber<br />

zu sprechen und nur zu thematisieren,<br />

was alles wegfallen wird, sollten<br />

<strong>die</strong> Vorteile einer nachhaltigen Lebensweise<br />

und welcher Gewinn damit<br />

verbunden <strong>ist</strong>, benannt werden.<br />

Beim Thema Individualverkehr etwa<br />

bekommen wir in Deutschland gleich<br />

Schnappatmung, wenn es darum geht,<br />

<strong>die</strong> Freiheiten der Autofahrerinnen und<br />

Autofahrer zu begrenzen …<br />

Das <strong>ist</strong> bei uns in Österreich nicht anders.<br />

Aber anstatt darauf rumzureiten,<br />

dass in einem automobilen Kontext <strong>die</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>sziele nicht zu erreichen<br />

sind, sollte man positive Aspekte<br />

betonen und mit lohnenden Bildern<br />

arbeiten: ,Stell dir doch mal vor, wie<br />

lebenswert es wäre, wenn dein Kind in<br />

einer Stadt auf <strong>die</strong> Straße laufen und<br />

spielen könnte, umgeben von vielen<br />

Bäumen und Pflanzen; mit genügend<br />

Platz und wenig Lärm.‘ Den Gesellschaften<br />

<strong>ist</strong> nicht damit geholfen, wenn<br />

dauernd Partikularinteressen nachgegeben<br />

und nicht konsequent genug<br />

gehandelt wird.<br />

Transparenz <strong>ist</strong> allerdings auch notwendig.<br />

Denn leicht wird der Wandel in<br />

Richtung <strong>Nachhaltigkeit</strong> nicht.<br />

,Die Wahrheit <strong>ist</strong> dem Menschen<br />

zumutbar‘, wie Ingeborg Bachmann<br />

so treffend gesagt hat. Es <strong>ist</strong> Unsinn,<br />

wenn Politikerinnen und Politiker den<br />

Menschen Sand in <strong>die</strong> Augen streuen<br />

und verkünden, dass weniger Plastiktüten<br />

und Lichtsparen reichen, um <strong>die</strong><br />

nachhaltige Wende zu schaffen. Die Vergangenheit<br />

hat gezeigt, dass Menschen<br />

und soziale Systeme sehr wohl in der<br />

Lage sind, gravierende Veränderungen<br />

zu me<strong>ist</strong>ern.<br />

Wenn man aus der <strong>Zukunft</strong> zurückschaut,<br />

dann fällt einem in manchen<br />

Bereichen <strong>die</strong> Absurdität der damaligen<br />

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