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Die Kraft des Evangeliums 2/2023

Eine Ausgabe der Reformierten Baptistengemeinde Reichshof

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DIE KRAFT DES<br />

EVANGELIUMS<br />

Eine Ausgabe der Reformierten Baptistengemeinde Reichshof • 2/<strong>2023</strong><br />

Brauchen wir<br />

noch das Gesetz?<br />

• Wozu gab Gott das Gesetz?<br />

• Vom heiligen Gesetz Gottes<br />

• Bist du von oben geboren?<br />

• Das Evangelium kennen<br />

und verkünden<br />

• Wenn der <strong>Die</strong>nst gute Früchte trägt<br />

• Musik in der Gemeinde<br />

• Ist es für Gott eine Frage,<br />

was ich trage?


INHALT<br />

4<br />

12<br />

19<br />

24<br />

30<br />

34<br />

40<br />

Wozu gab Gott das Gesetz?<br />

D. Martyn Lloyd-Jones<br />

Vom heiligen Gesetz Gottes<br />

Carl Olof Rosenius<br />

Bist du von oben geboren?<br />

C.H. Spurgeon<br />

Das Evangelium kennen<br />

und verkünden<br />

Paul Washer<br />

Wenn der <strong>Die</strong>nst<br />

gute Früchte trägt<br />

Musik in der Gemeinde<br />

John MacArthur<br />

Ist es für Gott eine Frage,<br />

was ich trage?<br />

Nancy DeMoss Wolgemuth


WEDER GESETZLICH<br />

NOCH GESETZLOS<br />

Wir alle sind anfällig für Übertreibungen<br />

und Extreme in die eine<br />

oder andere Richtung. Als Gott<br />

das Volk Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft<br />

befreite, um Ihm allein zu dienen, verfielen<br />

sie in Unglauben, Rebellion gegen Ihn<br />

und in den Götzendienst. Nach vierzigjähriger<br />

Wüstenwanderung führte der Herr die Israeliten<br />

in das verheißene Land Kanaan. Ihre<br />

größten Feinde waren besiegt, aber überall<br />

um sie herum gab es Widerstand. Anstatt die<br />

Eroberung voranzutreiben, wie Gott es befohlen<br />

hatte, ließen sie sich nieder und machten<br />

es sich bequem. Es dauerte nicht lange, bis sie<br />

mit den Heiden Kontakt aufnahmen und sich<br />

mit ihnen vermischten. <strong>Die</strong>se Vermischung<br />

führte zu schrecklichem Götzendienst und<br />

schließlich zum siebzigjährigen Exil in Babylon.<br />

Das war das eine Extrem, in das die Israeliten<br />

verfielen – in die Gesetzlosigkeit.<br />

Paulus musste die Gemeinde in Korinth an<br />

das Versagen der Israeliten erinnern und sagen:<br />

»Werdet auch nicht Götzendiener … Lasst uns<br />

auch nicht Unzucht treiben … Lasst uns auch nicht<br />

Christus versuchen … Murrt auch nicht, so wie auch<br />

etliche von ihnen murrten und durch den Verderber<br />

umgebracht wurden … Darum, wer meint, er stehe,<br />

der sehe zu, dass er nicht falle!« (1.Kor. 10,7-12).<br />

Nach der babylonischen Gefangenschaft<br />

hatten die Israeliten nie wieder das große Problem<br />

<strong>des</strong> Götzendienstes oder der Vermischung<br />

mit den ungläubigen Heiden; statt<strong>des</strong>sen verfielen<br />

sie in die Gesetzlichkeit. Jesus warnte<br />

darum das Volk vor den Schriftgelehrten und<br />

Pharisäern, in dem Er sagte: »Sie binden nämlich<br />

schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie<br />

den Menschen auf die Schultern; sie aber wollen sie<br />

nicht mit einem Finger anrühren … Wehe euch, ihr<br />

Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr<br />

getünchten Gräbern gleicht, die äußerlich zwar schön<br />

scheinen, inwendig aber voller Totengebeine und aller<br />

Unreinheit sind! So erscheint auch ihr äußerlich vor<br />

den Menschen als gerecht, inwendig aber seid ihr voller<br />

Heuchelei und Gesetzlosigkeit« (Mt. 23,4.27-28).<br />

Zu allen Zeiten hatten die Christen die Tendenz,<br />

entweder gesetzlos oder gesetzlich zu<br />

werden; aber das Evangelium ist weder gesetzlich<br />

noch gesetzlos. <strong>Die</strong> Christen in Galatien<br />

wurden von jüdischen Irrlehrern verführt<br />

und verfielen in die Gesetzlichkeit. An die Kolosser<br />

musste Paulus schreiben: »Wenn ihr nun<br />

mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben<br />

seid, weshalb lasst ihr euch Satzungen auferlegen, als<br />

ob ihr noch in der Welt lebtet? … [Gebote] nach den<br />

Weisungen und Lehren der Menschen« (Kol. 2,20-<br />

22). Und die Korinther musste er ermahnen:<br />

»Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen!<br />

Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit<br />

miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für<br />

Gemeinschaft mit der Finsternis?« (2.Kor. 6,14).<br />

Es fällt uns leicht, die Israeliten, die Korinthergemeinde<br />

oder andere Christen wegen<br />

ihrer Gesetzlosigkeit zu verurteilen oder auch<br />

die Galater, die Kolosser und andere Gemeinden<br />

als gesetzlich zu bezeichnen. Aber können<br />

wir uns selbst richtig einschätzen? Sollte<br />

sich nicht besser jeder selbst fragen: Wie bewertet<br />

Gott dich? Bist du wirklich ein gottesfürchtiger<br />

Christ, oder willst du etwa durch<br />

deine Worte, Taten und Äußerlichkeiten nur<br />

deine Frömmigkeit zur Schau stellen?<br />

Weil wir von Gott aus der Finsternis zum<br />

Licht berufen worden sind, so lasst uns der<br />

Heiligung nachjagen, damit wir Christus immer<br />

ähnlicher werden, und lasst uns fliehen<br />

vor aller Gesetzlosigkeit und vor jeder Form<br />

von Gesetzlichkeit!<br />

In der Liebe zu Christus und zur Wahrheit,<br />

Prediger und Lehrer der<br />

Reformierten Baptistengemeinde Reichshof


WOZU<br />

GAB GOTT<br />

DAS<br />

GESETZ?<br />

RÖMER 7,7-25


D. MARTYN LLOYD-JONES<br />

Wenn Menschen zur Zeit <strong>des</strong> Alten Testaments<br />

über das Wort Gottes sprachen<br />

– was meinten sie dann damit?<br />

Was galt für sie als Wort Gottes? Es ist klar, dass<br />

für die Menschen im Alten Testament das Gesetz,<br />

also die fünf Bücher Mose, das Wort Gottes<br />

an die Menschen war.<br />

In der Botschaft <strong>des</strong> Gesetzes, das Mose von<br />

Gott empfangen hatte, geht es vorerst um Gott.<br />

Sie beginnt mit Ihm. Dann wendet sie sich an<br />

die Menschen und sagt ihnen die Wahrheit über<br />

sie selbst, über ihren Ursprung im Paradies,<br />

wie Gott sie geschaffen hatte, nämlich im Bilde<br />

Gottes. Gott teilt den Menschen in Seinem Wort<br />

auch mit, wie sie leben sollten.<br />

Nun, wir können dies wie folgt zusammenfassen:<br />

Gott gab den Menschen Sein Gesetz.<br />

Was offenbart uns dieses Gesetz Gottes?<br />

Was sagt es uns tatsächlich über uns selbst?<br />

Wir wissen, dass niemand von uns das Gesetz<br />

halten kann; doch das ist noch nicht die ganze<br />

Wahrheit über uns. Seid ihr bereit, wirklich<br />

die Wahrheit über euch selbst zu hören? Seid<br />

ihr bereit, euch jetzt unter das lebendige Wort<br />

Gottes zu stellen? »Denn das Wort Gottes ist lebendig<br />

und wirksam und schärfer als je<strong>des</strong> zweischneidige<br />

Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl<br />

Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und<br />

es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen <strong>des</strong><br />

Herzens« (Hebr. 4,12).<br />

<strong>Die</strong>ses lebendige Wort schneidet in uns direkt<br />

durch alles hindurch; vor ihm bleibt nichts<br />

verborgen. Es wird alles aus den verborgensten<br />

Winkeln hervorgeholt und bloßgestellt. Und<br />

während ich jetzt etwas aus diesem Wort erkläre,<br />

werdet ihr an gewisse Dinge erinnert, und<br />

ihr werdet feststellen, dass dies genau auf euch<br />

zutrifft.<br />

1. DAS WORT GOTTES ZEIGT<br />

DAS AUSMAẞ DER SÜNDE AUF<br />

<strong>Die</strong>ses Wort Gottes teilt uns etwas über das Ausmaß<br />

der Sünde mit.<br />

Unsere Welt kennt leider die Ursache ihrer<br />

ganzen Probleme nicht. Unsere Politiker und<br />

alle Gelehrten versuchen zwar, den Menschen<br />

die Ursachen für alle Probleme in der Welt zu<br />

erklären. Doch das, was oft als Ursache der Probleme<br />

angesehen wird, ist es in Wahrheit nicht.<br />

<strong>Die</strong> Politik beschäftigt sich ausschließlich mit<br />

den Symptomen und äußeren Erscheinungsformen<br />

der Sünde. <strong>Die</strong> eigentliche Ursache wird<br />

nur in der Heiligen Schrift behandelt, buchstäblich<br />

nirgendwo anders.<br />

<strong>Die</strong> Bibel offenbart uns das, was wirklich das<br />

Ausmaß der Sünde ist. Das Wort Gottes, bzw.<br />

das Gesetz Mose, wurde uns gegeben, um uns<br />

dadurch etwas Wichtiges zu lehren. Warum<br />

rief Gott Mose auf jenen Berg hinauf und gab<br />

ihm die zehn Gebote? Es geschah, damit das<br />

eigentliche Problem <strong>des</strong> Menschen in Wahrheit<br />

offenbart werden könne – und das ist der erste<br />

Punkt, den wir als Grund dafür beachten müssen,<br />

warum Gott uns das Gesetz gab.<br />

2. DAS GEWISSEN ALS<br />

WARNSYSTEM<br />

Was bringt Reue hervor? Darauf gibt es eine<br />

einfache Antwort. In einem jeden von uns gibt<br />

es etwas, was als das Gewissen bezeichnet wird:<br />

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ein Empfinden für Recht und Unrecht. Mit anderen<br />

Worten: Bevor wir gewisse Dinge tun, meldet<br />

sich in uns gleichsam eine Stimme, die sagt: »Tue<br />

das nicht, es ist falsch!« Doch wir ignorieren<br />

dieses Drängen und tun es trotzdem, und dann<br />

leiden wir innerlich Gewissensqualen, wir sind<br />

betrübt und geplagt, nicht wahr?<br />

Unser Gewissen spricht zu uns, und es hämmert<br />

immer weiter auf uns ein. Wir versuchen,<br />

dagegen anzukämpfen, wir versuchen, es abzutöten,<br />

aber das hilft nichts, denn es ist da und<br />

spricht immer weiter zu uns. <strong>Die</strong>se Stimme <strong>des</strong><br />

Gewissens ist jedem Menschen angeboren; jeder<br />

hat ein Empfinden für Recht und Unrecht.<br />

Das ist es, was uns alle verantwortlich macht.<br />

Der Apostel Paulus drückt dies im Brief an<br />

die Römer sehr deutlich aus, indem er sagt:<br />

»Alle nämlich, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden<br />

auch ohne Gesetz verlorengehen; und alle, die unter<br />

dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz<br />

verurteilt werden ... Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz<br />

nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz<br />

verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst<br />

ein Gesetz, da sie ja beweisen, dass das Werk <strong>des</strong> Gesetzes<br />

in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen<br />

bezeugt, dazu ihre Überlegungen, die sich untereinander<br />

verklagen oder auch entschuldigen« (Röm. 2,12.14-15).<br />

Das gilt also, wie Paulus sagt, für jeden. Den<br />

Juden ist das Gesetz durch Mose gegeben worden;<br />

aber alle anderen – auch solche, die das<br />

Gesetz nicht hatten – zeigen in gewissem Sinne,<br />

dass das, was im Gesetz festgelegt ist, »in<br />

ihre Herzen geschrieben ist«, wie es ihr Gewissen<br />

beweist. Und dann sagt Paulus: Eure Gedanken<br />

verklagen euch oder entschuldigen euch – »dazu<br />

ihre Überlegungen, die sich untereinander verklagen<br />

oder auch entschuldigen«.<br />

Auf welcher Grundlage geschieht das? Es<br />

geschieht, weil wir ein Gewissen haben, dieses<br />

Empfinden für Recht und Unrecht; wenn nun<br />

unser Gewissen uns sagt: »Du hast etwas Verkehrtes<br />

getan, das hättest du nicht tun sollen!«,<br />

dann suchen wir eine Ausrede; aber wir wissen,<br />

dass wir Unrecht haben. Unser Gewissen sagt<br />

uns, dass wir Heuchler sind.<br />

3. DAS GESETZ OFFENBART<br />

UNSERE SÜNDHAFTIGKEIT<br />

Warum wurde uns das Gesetz überhaupt gegeben?<br />

Das Gesetz wurde uns gegeben, damit uns<br />

die Wahrheit <strong>des</strong>sen, was unser Herz uns sagt,<br />

deutlich gemacht wird, so dass wir nicht mehr<br />

vor ihr fliehen können. Das war der ganze Zweck<br />

und die Funktion der Gesetzgebung.<br />

Paulus erklärt es uns. Er sagt: »Der Übertretungen<br />

wegen wurde [das Gesetz] hinzugefügt« (Gal.<br />

3,19); »Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen,<br />

damit das Maß der Übertretung voll würde« (Röm.<br />

5,20) – damit die Wahrheit immer deutlicher<br />

erkannt würde. Und dann drückt Paulus in Römer<br />

7,13 den Zweck <strong>des</strong> Gesetzes wie folgt aus:<br />

»Damit die Sünde überaus sündig würde durch das<br />

Gebot.«<br />

Das Gesetz wurde dazu gesandt, dass die<br />

Sünde wirklich als Sünde erscheinen möge.<br />

Wir alle sind so schlau darin, unser Gewissen<br />

zu manipulieren, sodass wir Dinge wegerklären<br />

können. Doch dann kommt das Wort Gottes<br />

und sagt uns: »Einen Augenblick mal! Hör<br />

dir dies an …«; es hält uns fest, und wir können<br />

uns nicht mehr herauswinden, nicht wahr?<br />

Es ist da, und es spricht, es erklärt die geschehene<br />

Missetat. Und wir haben nichts mehr zu<br />

entgegnen; wir müssen das Unrecht zugeben.<br />

»Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde«<br />

(Röm 3,20).<br />

Was meint aber Paulus mit Römer 7,7? »Was wollen<br />

wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne!<br />

Aber ich hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das<br />

Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewusst,<br />

wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren!«<br />

Wir alle neigen dazu, uns selbst ausschließlich<br />

nach unseren Handlungen zu beurteilen;<br />

wir tendieren zu der Ausrede: »Ich habe mich<br />

nie betrunken! Ich habe nie Ehebruch begangen!<br />

Ich habe nie dieses oder jenes getan!« Und<br />

aufgrund <strong>des</strong>sen denken wir, dass mit uns alles<br />

völlig in Ordnung sei.<br />

6 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


»Aber einen Augenblick mal«, sagt das Gesetz.<br />

»Ganz so einfach ist es nämlich nicht. Hast<br />

du noch nie eine Begierde gehabt?«<br />

»Wisst ihr«, so erklärt es Paulus im Grunde<br />

genommen, »es gab bei mir eine Zeit, wo ich<br />

auch so dachte; ich meinte, ich sei fast vollkommen.<br />

Doch das Gesetz sagte plötzlich zu mir:<br />

›Du sollst nicht begehren, z. B. das Haus deines<br />

Nächsten! Du sollst nicht begehren … also gar<br />

nichts, was deinem Nächsten gehört.‹ Und wisst<br />

ihr«, fährt Paulus fort, »in dem Augenblick, als<br />

ich das erkannte, starb ich; da war es mit mir<br />

zu Ende. Ich war zuvor so überzeugt von mir,<br />

dass ich ein guter Mensch sei; aber das Gesetz<br />

hat mich dann verurteilt. Das Gesetz sagt, dass<br />

eine Begierde genauso schlimm ist wie die Tat;<br />

dass es genauso sündig ist, etwas zu begehren,<br />

was mir nicht gehört, wie eine böse Handlung<br />

zu begehen.«<br />

Das ist die Botschaft, die das Gesetz uns<br />

bringt. Wir können mit unserem Gewissen<br />

schon irgendwie fertig werden, indem wir uns<br />

einreden: Ich habe nie dieses oder jenes getan,<br />

also ist alles in Ordnung mit mir! Doch plötzlich<br />

tritt das Gesetz an uns heran und sagt uns: »Lass<br />

mich aber mal dein Herz, dein Denken, deine<br />

Vorstellungswelt untersuchen!«<br />

Der König und Prophet David war ein Mann<br />

nach dem Herzen Gottes, und dennoch war er<br />

ein Mensch wie wir. Er begehrte eine bestimmte<br />

Frau so sehr, dass er sogar einen Mord anordnete,<br />

damit er sie haben konnte. Und er war damit<br />

vorerst ziemlich glücklich; alles schien in Ordnung<br />

zu sein – so dachte er wenigstens. Doch<br />

Gott sandte durch den Propheten Nathan Sein<br />

Wort zu ihm und überführte ihn. Hernach betete<br />

David: »Erschaffe mir, o Gott, ein reines Herz, …!« (Ps.<br />

51,12). Da liegt das Problem! Im Herzen.<br />

Das Hauptproblem ist nicht so sehr die Versuchung<br />

von außen her, sondern vielmehr,<br />

dass etwas in mir ist, was auf sie anspricht. Das<br />

bringt uns zu der Erkenntnis und Bitte: »Ich<br />

bin so schmutzig, o Herr; wasche mich rein!«<br />

Doch David sah das erst ein, als das Wort Gottes<br />

ihm entgegentrat. Das ist es, was das Wort<br />

Gottes tut. Das ist es, was das Gesetz Moses tut.<br />

»Du sollst nicht begehren!« Und David gelangte zu<br />

dieser Einsicht. Und dieses Gesetz lässt uns alle,<br />

wenn es uns wirklich trifft, zur Selbsterkenntnis<br />

gelangen, dass wir in unseren Herzen verdorben<br />

sind, und dass wir tatsächlich von Neuem<br />

geboren werden müssen.<br />

4. DAS GESETZ OFFENBART UNS<br />

DIE MACHT DER SÜNDE<br />

Unsere Gesellschaft mag den Begriff Sünde nicht.<br />

»Unsinn!«, sagen die Leute. »Sünde? So etwas<br />

gibt es nicht.« Und <strong>des</strong>halb denken die Menschen:<br />

»Ich bin zwar nicht so gut, wie ich sein sollte, ich<br />

bin nicht zu hundert Prozent perfekt, aber <strong>des</strong>wegen<br />

bin ich doch nicht schlecht! Ich bin nicht<br />

böse. Ich bin nicht wirklich sündhaft. Wenn ich<br />

damit aufhören möchte, eine bestimmte Sache<br />

zu tun, dann kann ich das schon.« <strong>Die</strong> Leute sagen<br />

das immer wieder und versprechen, dass sie<br />

ihre schlechten Gewohnheiten aufgeben wollen;<br />

doch es ist viel leichter, darüber zu sprechen, als<br />

es auch in die Tat umzusetzen, nicht wahr?<br />

Freunde, das ist die Macht der Sünde! Und allein<br />

hier in der Bibel lesen wir von dieser Macht.<br />

Hören wir auf Paulus: »Denn wir wissen, dass das<br />

Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die<br />

Sünde verkauft. Denn was ich vollbringe, billige ich<br />

nicht« – mit anderen Worten: Ich weiß zwar, dass<br />

das, was ich tue, verkehrt ist, und ich befürworte<br />

es nicht; aber ich tue es trotzdem –; »denn ich tue<br />

nicht, was ich will, sondern was ich hasse, das übe ich<br />

aus« (Röm. 7,14-15)<br />

Sind dies etwa die Worte eines Ungläubigen,<br />

wie manche behaupten? Wenn der Apostel Paulus<br />

sagt, dass das für ihn galt, als er noch ein<br />

Ungläubiger war, dann diagnostiziere ich auch,<br />

dass wir alle noch ungläubig sind, weil er hier<br />

die einfache Wahrheit über uns aufzeigt; er beschreibt<br />

sich genau so, wie es auch auf mich von<br />

Natur aus zutrifft.<br />

Wer sagt uns heute noch die Wahrheit über<br />

uns selbst? <strong>Die</strong> Psychologie sagt uns das nicht,<br />

voiceofhope.de | 7


unsere Politik ganz sicher ebenfalls nicht! Nein,<br />

niemand sagt uns die Wahrheit, als nur dieses<br />

Wort Gottes, und es beschreibt uns mit folgenden<br />

Worten: »Was ich hasse, das übe ich aus« (Röm.<br />

7,15). Und hier liegt unser Problem. »Denn ich<br />

weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts<br />

Gutes wohnt« – woher weiß ich das? –; »das Wollen<br />

ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen <strong>des</strong><br />

Guten gelingt mir nicht« (Röm 7,18).<br />

Warum nicht? Woran liegt das? Warum können<br />

wir nicht all das tun, was wir als richtig erkennen?<br />

Darauf gibt es nur eine Antwort, nämlich:<br />

die Macht der Sünde hindert uns daran.<br />

»Wenn ich aber das tue, was ich nicht will«, fährt<br />

Paulus fort, »so vollbringe nicht mehr ich es« – was ist<br />

es denn dann? Er sagt: »… sondern die Sünde, die in<br />

mir wohnt. Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der<br />

ich das Gute tun will, das Böse anhängt. Denn ich habe<br />

Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen;<br />

ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das<br />

gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangen<br />

nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen<br />

Gliedern ist. Ich elender Mensch!« (Röm 7,20-24a).<br />

Ist das nicht die Wahrheit über uns alle? Natürlich<br />

ist es wahr! Aber wo haben wir das erfahren?<br />

Woher wissen wir das? <strong>Die</strong> Welt mit ihrer<br />

Ideologie wird es uns niemals sagen. Darum wurde<br />

uns das Gesetz Gottes durch Mose gegeben,<br />

um uns zu zeigen, dass es »ein anderes Gesetz in meinen<br />

Gliedern« gibt; dass es in uns eine Macht gibt,<br />

die stärker ist als wir selbst; dass wir, obwohl wir<br />

wissen, was richtig ist, es nicht vollbringen können,<br />

weil wir Gefangene sind, Sklaven der Sünde<br />

und der Lust und Leidenschaft. Freunde, nur das<br />

Gesetz Gottes gibt uns diese Information!<br />

5. DIE SÜNDE VERDREHT SOGAR<br />

DAS HEILIGE GESETZ GOTTES<br />

Wir sind von unserer Natur her nicht nur Sklaven<br />

der Sünde; Paulus zeigt auch die verderbliche<br />

Macht der Sünde auf. <strong>Die</strong>s ist das Schrecklichste<br />

an der Sünde in uns; sie versucht alles zu verdrehen.<br />

<strong>Die</strong> Sünde ist so mächtig, dass sie sogar das<br />

Gesetz Gottes verdrehen will. Das ist der ganze<br />

Argumentationsgang von Paulus in Römer 7. In<br />

Vers 7 stellt er diese Frage: »Was wollen wir nun sagen?<br />

Ist das Gesetz Sünde?« Warum erhebt er diese<br />

Frage? Warum sagt er dann weiter: »So ist nun das<br />

Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.<br />

Hat nun das Gute mir den Tod gebracht?« (V. 12-13)?<br />

Worum geht es bei alledem?<br />

Paulus will damit eigentlich Folgen<strong>des</strong> sagen:<br />

»Als ich den wahren Charakter <strong>des</strong> Gesetzes erkannte«<br />

– er hatte vorher gemeint, er wüsste,<br />

was Gott zu Mose gesagt hatte; doch als er vom<br />

Geist Gottes überführt wurde, verstand er es<br />

erstmals richtig –, »entdeckte ich, dass das Gesetz,<br />

das Gott mir durch Mose gab, mich sogar<br />

schlechter anstatt besser machte.« Lesen wir<br />

den fünften Vers: »Denn als wir im Fleisch waren, da<br />

wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden,<br />

die durch das Gesetz sind« – die sich durch das<br />

Gesetz verstärken, durch das Gesetz angespornt<br />

werden –, »um dem Tod Frucht zu bringen.«<br />

<strong>Die</strong> Sünde verdreht das Gesetz, sogar das Gesetz<br />

Gottes, welches doch so gut ist. »Ich merkte,<br />

dass das Gesetz gegen mich war«, sagt Paulus im<br />

Grunde. »Es fügte mir Schaden zu, anstatt mich<br />

zu erlösen.« Warum? Nicht, weil mit dem Gesetz<br />

irgendetwas nicht stimmen würde, sondern aufgrund<br />

<strong>des</strong> Charakters der Sünde, die in mir ist.<br />

»Sondern die Sünde hat, damit sie als Sünde offenbar<br />

werde, durch das Gute meinen Tod bewirkt, damit die<br />

Sünde überaus sündig würde durch das Gebot« (V. 13).<br />

Wie furchtbar ist doch das alles!<br />

Können wir erkennen, dass es allein die Botschaft<br />

Gottes ist, die uns diese Wahrheit aufzeigt?<br />

Ist das nicht gerade die Wahrheit, welche<br />

die Welt vor allem anderen wissen muss – und<br />

leider müssen wir sagen: auch die Christenheit?<br />

6. DAS GESETZ OFFENBART UNS<br />

UNSERE VÖLLIGE HILFLOSIGKEIT<br />

Wozu wurde uns das Gesetz gegeben? Das Gesetz<br />

fordert von uns, dass wir es halten sollen.<br />

8 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


Hört, wie Paulus dies in Römer 2 ausdrückt:<br />

»Denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz<br />

hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen<br />

gerechtfertigt werden« (V. 13).<br />

Törichte Juden sagen: »Mit uns ist alles in<br />

Ordnung; wir sind das Volk Israel.« »Aber«, so<br />

fragen wir, »woher wollt ihr denn wissen, dass<br />

mit euch alles in Ordnung sei?« »Nun ja«, antworten<br />

sie, »wir haben das Gesetz; Gott hat es<br />

uns gegeben und nicht den Heiden. Es wird an<br />

jedem Sabbat in unseren Synagogen gelehrt;<br />

wir sind die Hörer <strong>des</strong> Gesetzes.« Und sie meinen,<br />

dass darum, weil sie auf das Gesetz hören,<br />

mit ihnen alles in Ordnung sei. Doch Paulus<br />

zeigt, dass dies nicht den geringsten Wert hat;<br />

die Frage, die wir vor dem Richterstuhl Gottes<br />

zu beantworten haben werden, lautet nicht:<br />

»Was hast du gehört?«, sondern: »Was hast du<br />

getan?« Alles andere ist eine Täuschung.<br />

Es hat keinen Sinn, zu sagen: »Mit mir ist alles<br />

in bester Ordnung, weil ich neunundneunzig<br />

Prozent <strong>des</strong> Gesetzes gehalten habe.« Das wird<br />

uns überhaupt nicht helfen. Das Gesetz Gottes<br />

muss in seiner Gesamtheit befolgt werden. Wir<br />

werden für das eine Prozent, das wir nicht gehalten<br />

haben, als schuldig verurteilt werden.<br />

7. DEN SINN DES GESETZES<br />

VERSTEHEN<br />

<strong>Die</strong> Pharisäer meinten, dass mit ihnen alles in<br />

Ordnung sei, solange sie den Buchstaben <strong>des</strong> Gesetzes<br />

einhielten, so wie sie ihn verstanden. Doch<br />

warum gab Gott uns überhaupt die Zehn Gebote?<br />

Warum sagte Er überhaupt: »Du sollst nicht töten!<br />

Du sollst nicht ehebrechen!«, und so weiter? Welcher<br />

Sinn steckt dahinter? Unser Herr gab uns in<br />

der Bergpredigt die Antwort: Der Geist <strong>des</strong> Gesetzes<br />

ist viel wichtiger als der Buchstabe; und was<br />

Gott in erster Linie möchte, ist: dass wir Ihn lieben<br />

und unseren Nächsten lieben wie uns selbst.<br />

Warum sollen wir nicht töten? Warum dürfen<br />

wir nicht stehlen oder Ehebruch begehen oder<br />

begehren? Weil wir unseren Nächsten lieben<br />

sollen wie uns selbst. Wir können allen Menschen<br />

entgegenhalten: »Ich habe meinen Nächsten<br />

nie geschlagen! Ich habe meinem Nächsten<br />

nie dieses oder jenes angetan!« Und wir denken<br />

dann, dass wir gute Leute seien. Doch das Gesetz<br />

Gottes kommt zu uns und sagt: »Sieh her, mein<br />

Freund, die Frage ist: Liebst du deinen Nächsten<br />

wie dich selbst? Was hast du gestern über deinen<br />

Nächsten gedacht? – Und dasselbe gilt für deine<br />

Haltung Gott gegenüber!« Viele sind lediglich<br />

an dem Buchstaben interessiert und behaupten:<br />

»Wir haben dieses nie getan, wir haben jenes nie<br />

getan, usw.«<br />

»Hör zu«, sagt uns Jesus. »Du behauptest,<br />

dass du niemals Ehebruch begangen habest. In<br />

Ordnung, aber lass mich dir eine Frage stellen:<br />

Hast du schon einmal eine Frau begehrlich angeschaut?<br />

Hast du je einen Mann begehrlich<br />

angeschaut? Wenn ja, dann hast du bereits in<br />

deinem Herzen Ehebruch begangen! – Dasselbe<br />

gilt auch für das Töten. Du sagst: ›Ich habe noch<br />

nie einen Mord begangen.‹ Hast du schon einmal<br />

zu deinem Bruder gesagt: ›Du Narr!‹? Wenn ja,<br />

dann hast du ihn in deinem Herzen bereits ermordet!«<br />

(s. Mt. 5,21-28).<br />

Das ist es, was das Gesetz Gottes uns zeigt;<br />

dies ist der Sinn <strong>des</strong> Gesetzes. Es stellt unsere<br />

wahre Sündennatur bloß; und wenn du meinst,<br />

dass du gut seist, und dass du Gott mit deinem<br />

Leben zufriedenstellen könntest, dann spricht<br />

das Gesetz zu dir, und du bist verurteilt; du bist<br />

schuldig und ohnmächtig; du bist verdorben<br />

und schmutzig.<br />

Nichts anderes als das Gesetz Gottes kann<br />

uns zu dieser Erkenntnis bringen. Deshalb<br />

wurde Mose auf dem Berg Sinai das Gesetz von<br />

Gott gegeben; dies geschah, damit uns das, was<br />

bereits in unser aller Herz geschrieben wurde,<br />

deutlich gemacht würde, und damit wir alle<br />

erkennen mögen, dass wir von der Schuld der<br />

Sünde, von der Macht der Sünde und von dem<br />

Schmutz der Sünde erlöst werden müssen – vor<br />

allem aber: von Gottes Zorn und Gericht.<br />

Das ist die Botschaft Gottes an unsere Welt,<br />

an die Menschen, die sagen, dass sie alles im<br />

voiceofhope.de | 9


Griff haben, während doch die ganze Welt im<br />

Chaos liegt und ihre Herzen verdorben und<br />

böse sind. Keine menschlichen Anstrengungen<br />

können sie erlösen. Das Gesetz zeigt uns unsere<br />

völlige Hilflosigkeit.<br />

8. DAS GESETZ ZEIGT,<br />

DASS NIEMAND VOR GOTT<br />

BESTEHEN KANN<br />

Das Gesetz zeigt uns nicht nur, dass wir nichts<br />

bezüglich unserer Schuld tun können und uns<br />

nie selbst von der Macht der Sünde befreien<br />

können; es zeigt uns auch, dass wir in diesem<br />

Zustand niemals vor Gott bestehen können. Viele<br />

sagen: »Aber Gott ist doch sicherlich ein Gott<br />

der Liebe, und wenn ich sage, dass es mir leid<br />

tue, wird Gott mir vergeben.« Doch das Gesetz,<br />

das Gott Mose auf dem Berg Sinai gab, widerlegt<br />

dieses Argument als Lüge.<br />

Was teilte Gott auf jenem Berg Mose mit? Er<br />

gab ihm die Zehn Gebote; aber Er ließ es nicht<br />

dabei bewenden, sondern Er gab ihm auch sehr<br />

detaillierte Hinweise über den Bau der Stiftshütte,<br />

und Er befahl ihm, den Bau nach ganz bestimmten<br />

Anweisungen durchzuführen. Gott gab<br />

Mose ganz bestimmte Maßgaben; Er sagte ihm,<br />

welches Material und wie viel davon er verwenden<br />

sollte. Er befahl Mose, einen Altar zu bauen,<br />

und dann gab Er ihm noch eine lange Liste von<br />

Regeln und Vorschriften mit. In ihnen ging es um<br />

das Opfern verschiedener Tiere – einschließlich<br />

eines Lammes an jedem Morgen und an jedem<br />

Abend –, um die Verwendung <strong>des</strong> Blutes und um<br />

seine Darbringung als Opfer. Es gab Regeln zu all<br />

den Opfergaben: zu den Brandopfern, Sünd- und<br />

Schuldopfern, Speisopfern und Friedensopfern.<br />

Gott befahl Mose dann, vom Berg hinabzusteigen,<br />

und Er sprach: »Achte darauf, ... dass du<br />

alles nach dem Vorbild machst, das dir auf dem Berg<br />

gezeigt worden ist!« (Hebr. 8,5).<br />

Viele sagen heute: »Ich bin nicht am Alten Testament<br />

interessiert. Was hat das ganze Blutvergießen<br />

und die Schlachtopfer mit mir zu tun?!« Aber<br />

es hat alles sehr viel mit uns zu tun. Was wird nämlich<br />

damit ausgesagt? Es wird gezeigt, dass Gott<br />

vollkommene Gerechtigkeit bzw. Genugtuung<br />

fordert, und dass Er dies alles so haben will. Er ist<br />

der Richter. Er entscheidet, nicht wir. Doch gewisse<br />

Leute beteuern: »Sage einfach, dass dir deine<br />

Sünde leid tue, und dann wird schon wieder alles<br />

in Ordnung sein. Wir kommen alle in den Himmel.«<br />

Das werden wir aber nicht! Das behaupten<br />

viele zwar, aber sie können dafür überhaupt keine<br />

autoritativen Schriftbelege aufweisen.<br />

Möchtest du wissen, was Gott sagt? Nun, hier<br />

ist Sein Gesetz. Er gab es Mose, und Mose gab<br />

es dem Volk weiter. Doch das Volk hat weder den<br />

Sinn <strong>des</strong> Gesetzes noch den Sinn <strong>des</strong> Tempels<br />

verstanden. <strong>Die</strong> Israeliten meinten, der Tempel<br />

sei lediglich ein Ort, an dem man ein bestimmtes<br />

Ritual und Zeremoniell mitzumachen habe und<br />

den man anschließend als guter Mensch wieder<br />

verlasse. So lehrt es heute die Katholische Kirche<br />

immer noch: »Bekenne deine Sünden dem<br />

Priester, tue dieses und jenes, und es wird schon<br />

wieder alles in Ordnung sein.« Man erkauft sich<br />

damit quasi sein Heil.<br />

Welch eine Verdrehung <strong>des</strong> Wortes Gottes!<br />

Nein, der ganze Zweck <strong>des</strong> Tempels und der<br />

Stiftshütte und aller Brandopfer und Schlachtopfer<br />

und alles <strong>des</strong>sen, wovon wir im Alten Testament<br />

lesen, bestand darin, den Menschen nur<br />

eine einzige Lektion beizubringen: dass Gottes<br />

Zorn besänftigt werden muss; dass Gott Genugtuung<br />

fordert: »Ohne Blutvergießen geschieht keine<br />

Vergebung [der Sünden]« (Hebr. 9,22). Gott möchte<br />

eine vollkommene Opfergabe von uns. Aber wir<br />

können sie Ihm nicht bringen.<br />

Nicht nur die Juden in der Zeit <strong>des</strong> Alten Testaments,<br />

sondern sogar ein so gebildeter Mann wie<br />

der Apostel Paulus verfiel vor seiner Bekehrung<br />

dem Irrtum, dass er annahm, man könne durch<br />

das Befolgen <strong>des</strong> Gesetzes errettet werden. Er<br />

war ein hochintelligenter Mann; aber er hatte<br />

das Gesetz Gottes so sehr missverstanden, dass<br />

er meinte, er sei buchstäblich untadelig: Weil er<br />

10 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


nie wirklich einen Menschen ermordet habe, sei<br />

er nicht <strong>des</strong> Mor<strong>des</strong> schuldig; weil er nie wirklich<br />

Ehebruch begangen habe, sei er kein Ehebrecher,<br />

und so weiter – er täuschte sich bezüglich aller<br />

Zehn Gebote. Doch plötzlich erkannte er den<br />

Sinn <strong>des</strong> Gesetzes, und es wurde ihm bewusst,<br />

dass er ein schrecklicher Sünder war.<br />

Genau das ist im Grunde die Aufgabe <strong>des</strong> Gesetzes,<br />

das Gott Mose gab. Es ist das Wort Gottes, das<br />

uns sagt, dass im tiefsten Grunde nichts, was wir<br />

Gott jemals opfern können, auch nur von geringstem<br />

Wert ist. Wir können Ihm von all den guten<br />

Werken erzählen, die wir angeblich getan haben,<br />

und Er wird nichts davon gelten lassen, weil Er<br />

unsere verdorbene Gesinnung kennt; weil Er unser<br />

Herz kennt; weil Er unsere Denkweise kennt;<br />

weil Er die Unreinheit und den Schmutz, die dort<br />

anzutreffen sind, kennt; unsere »guten Werke«<br />

sind alle Dreck, sind Schaden und Verlust.<br />

Und wir können Ihm all unser Geld bringen,<br />

und doch ist es wertlos; überhaupt nichts von<br />

dem, was wir bringen können, ist von irgendwelchem<br />

Wert. Gott fordert ein vollkommenes<br />

Opfer; Er fordert ein absolut heiliges Leben.<br />

Und das war die Lehre, die Er den Kindern Israels<br />

mittels der Brandopfer und Schlachtopfer zu<br />

übermitteln suchte. Er gab jedem Missetäter die<br />

Anweisung: »Nimm ein Lamm, lege deine Hände<br />

auf seinen Kopf und übertrage somit im bildlichen<br />

Sinn deine Sünden auf das Tier; töte das<br />

Tier, nimm das Blut – denn darin ist das Leben –,<br />

und bringe es Mir dar!«<br />

9. DAS GESETZ WEIST UNS<br />

AUF CHRISTUS HIN<br />

Im Grunde genommen sagte Gott: »Es gibt nur<br />

eine Möglichkeit, wie eure Sünden vorläufig bedeckt<br />

werden können; dies wird euch zwar nicht<br />

erretten, aber es weist im Voraus auf etwas hin,<br />

das Ich einst tun werde und das euch erretten<br />

wird.« Indem Er dem Volk Israel gebot, am Morgen<br />

und am Abend ein Lamm zu opfern, sagte<br />

Gott gleichsam: »Es kommt ein Tag, an dem Ich<br />

Selbst das vollkommene Opfer darbringen werde,<br />

und es wird groß genug und rein genug sein,<br />

um eure Sünden wegzunehmen. Das Blut der<br />

Tiere kann niemals die Seele reinigen. Es reicht<br />

nicht hin; es kündigt nur vorbildhaft an, dass<br />

einst das Lamm kommen wird, welches Ich für<br />

eure Sünden dahingeben werde.«<br />

Paulus drückt es so aus: »So ist also das Gesetz<br />

unser Lehrmeister geworden auf Christus hin« (Gal.<br />

3,24). Gott gab den Kindern Israels das Gesetz<br />

nie mit der Absicht, dass sie sich durch <strong>des</strong>sen<br />

Befolgung selbst erretten mögen. Er wusste<br />

genau, dass sie es nicht einhalten konnten; ihr<br />

Gewissen verurteilte sie bereits, und das Gesetz<br />

sollte alles für sie noch schwieriger machen,<br />

»damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot«<br />

(Röm. 7,13).<br />

Hat dieses Wort Gottes als dein<br />

»Lehrmeister« an deinem Herzen gewirkt?<br />

Hat es dich gelehrt, einfach Folgen<strong>des</strong> zu erkennen:<br />

Dem, was Dein Gesetze spricht,<br />

kann mein Werk genügen nicht.<br />

Mag ich ringen, wie ich will,<br />

fließen Tränen auch sehr viel,<br />

tilgt das nicht die Sünden mein;<br />

Du kannst retten, Du allein!<br />

Wenn ja, dann bist du von Gott gesegnet, dann<br />

bist du mit Gott versöhnt, dann hast du dem<br />

Gesetz gegenüber nichts zu befürchten, und<br />

die Pforten <strong>des</strong> Himmels stehen für dich weit<br />

offen.<br />

Aus dem Buch »Apostelgeschichte – Band 5«, 3L Verlag, entnommen und gekürzt.<br />

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Vom<br />

heiligen<br />

GESETZ<br />

GOTTES


Carl Olof Rosenius<br />

»Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist,<br />

wenn man es gesetzmäßig anwendet.«<br />

1. Timotheus 1,8<br />

Doktor Svebilius sagt, dass »das Gesetz von Natur einigermaßen erkannt<br />

werden kann, während das Evangelium hingegen aller Vernunft ein tief<br />

verborgenes Geheimnis ist.« <strong>Die</strong>s ist wahr und zutreffend, und doch sieht<br />

man merkwürdigerweise oft, dass die entsetzlichsten Missverständnisse und Missbräuche<br />

<strong>des</strong> Gesetzes in der Christenheit herrschen – Missverständnisse und Missbräuche,<br />

durch die das ganze Gesetz und das ganze Wort Gottes ohne <strong>Kraft</strong> und<br />

Nutzen bleiben und Seelen in unerrettetem Zustand verloren gehen. Wir wollen<br />

nun mit Gottes Hilfe die besorgniserregenden Aspekte dieser Missverständnisse<br />

und Missbräuche hervorheben.<br />

Wir sprechen hier also nicht mit denen, die das Gesetz verachten, deren Urteil<br />

kurz, bestimmt und leicht verständlich ist. Denn jeder kann wohl begreifen, dass<br />

Gott den nicht in Sein Reich aufnimmt, der nicht nur unrein und sündig ist, sondern<br />

auch frech den heiligen Willen Gottes verachtet (Denn was beinhaltet das Gesetz,<br />

wenn nicht den Willen Gottes?); und wer den Willen Gottes verachtet, der verachtet<br />

Gott, und es gibt doch keine einzige Verheißung, dass Gott Seinen Verächtern<br />

gnädig sein werde.<br />

Bist du verdorben und sündig, ja wirklich schuldig gegenüber dem heiligen Gesetz<br />

Gottes, so ist Seine Gnade dennoch groß genug, dir um Christi willen zu vergeben.<br />

Aber wenn du Gott und Seinen Willen verachtest, wenn du nicht einmal den<br />

Versuch machen willst, Ihn wirklich zu lieben und Ihm zu gehorchen, wie kannst<br />

du dann erwarten, dass dir das vergeben werde? Oder, um es besser auszudrücken:<br />

Kannst du dann immer noch glauben, dass du auf dem Weg in den Himmel seist?<br />

Halte einen Augenblick inne und denke darüber nach! – Wir haben also ein Thema<br />

vor uns, das nicht verachtet werden darf, sondern von jedem so wichtig gehalten<br />

werden muss wie das Seelenheil selbst. Wir werden aber bald herausfinden, dass es<br />

nicht genügt, das Gesetz zu beachten und zu befolgen, sondern dass es auch nötig<br />

ist, es recht anzuwenden.<br />

Der Apostel Paulus sah, dass seine Brüder aus Israel »um Gott eiferten«, »nach<br />

dem Gesetz der Gerechtigkeit strebten«, »das Gesetz lasen« etc., und doch musste<br />

er klagen, dass er um ihretwillen »große Traurigkeit und unablässigen Schmerz in [seinem]<br />

Herzen« hatte, dass er sogar wünschte, um ihretwillen »von Christus verbannt zu sein«<br />

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(Röm. 9,2-3.31). Was war denn bei ihnen der Fehler?<br />

Er erklärte es wie folgt: »… bis zum heutigen<br />

Tag liegt die Decke auf ihrem Herzen, sooft Mose gelesen<br />

wird« (2.Kor. 3,15); er sagte, dass sie »ihre eigene<br />

Gerechtigkeit aufzurichten trachten« (Röm. 10,3), d.<br />

h. sie haben sich nicht durch das Gesetz strafen<br />

und richten lassen; sie haben sich nicht durch<br />

das Gesetz zu Christus hinführen lassen, sondern<br />

haben das Gesetz zu ihrem vermeintlichen<br />

Heilsweg gemacht.<br />

Nun ist es aber der eigentliche Zweck und das<br />

eigentliche Werk <strong>des</strong> Gesetzes, die Sünder zu erwecken<br />

und sie zu Christus zu treiben, der »das<br />

Ende <strong>des</strong> Gesetzes [ist], zur Gerechtigkeit für jeden, der<br />

glaubt« (Röm. 10,4). »Denn was dem Gesetz unmöglich<br />

war – weil es durch das Fleisch kraftlos war –, das<br />

tat Gott, indem Er Seinen Sohn sandte in der gleichen<br />

Gestalt wie das Fleisch der Sünde …« (Röm 8,3). »… und<br />

dieses Leben ist in Seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der<br />

hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat<br />

das Leben nicht.« (1.Joh. 5,11-12). In Ihm und »in keinem<br />

anderen [ist] das Heil« (Apg. 4,12).<br />

Darum ist, wie Paulus sagt, »das Gesetz unser<br />

Lehrmeister geworden auf Christus hin« (Gal. 3,24); und<br />

das ist sein eigentliches Amt. Es entspricht jenem<br />

Johannes dem Täufer, der zwar nicht mit Geist<br />

und Feuer, aber doch mit der Taufe der Buße taufte,<br />

»um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten« (Lk.<br />

1,16-17). Das Gesetz ist gleichsam das Gefängnis,<br />

in dem wir »verwahrt und verschlossen [wurden] auf<br />

den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte, … damit<br />

wir aus Glauben gerechtfertigt würden« (Gal. 3,23-24).<br />

DER ZWECK DES GESETZES:<br />

DASS ALLE WELT VOR GOTT SCHULDIG SEI<br />

Der erste, größte und allerfurchtbarste Missbrauch<br />

<strong>des</strong> Gesetzes ist also der, der darauf abzielt,<br />

das ganze Gesetz nutzlos zu machen; der<br />

darauf hinwirkt, dass sein Zweck ganz verfehlt<br />

wird. Und wenn das Gesetz nutzlos gemacht<br />

worden ist, wenn das Salz seine <strong>Kraft</strong> verloren<br />

hat, womit soll man dann salzen, erwecken und<br />

das harte Herz zerschlagen? Und wenn es nicht<br />

die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Gesetzes erfährt, zu zerschlagen,<br />

dann werden auch das Evangelium und Christus<br />

mit Seinem ganzen Verdienst nutzlos; denn<br />

»nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die<br />

Kranken« (Lk. 5,31) – nämlich diejenigen, die unter<br />

der harten Regierung <strong>des</strong> Gesetzes ihre Krankheit<br />

erkennen. Wenn aber sowohl Gesetz als<br />

auch Evangelium, wenn das ganze Wort Gottes<br />

keine <strong>Kraft</strong> mehr auf das Herz ausübt, dann ist<br />

der Mensch völlig verloren und kann nicht gerettet<br />

werden.<br />

Lasst uns aber sehen, wie es kommt, dass das<br />

Gesetz und alle Worte Gottes durch die falsche<br />

Anwendung der Gebote unwirksam gemacht<br />

werden. Das geschieht, wie gesagt, dadurch, dass<br />

das Gesetz zum Heilsweg gemacht wird, obwohl<br />

es doch verdammen, zu Christus treiben und ein<br />

Lehrmeister auf Ihn hin sein sollte. Es geschieht<br />

dadurch, dass man vieles vom Gesetz und von<br />

den Gerichtsurteilen <strong>des</strong> Herrn so verflacht, die<br />

hohen Anforderungen <strong>des</strong> Gesetzes so sehr herunterschraubt<br />

und so sehr abschwächt, dass sie<br />

den Wünschen, dem Geschmack oder zumin<strong>des</strong>t<br />

dem Vermögen <strong>des</strong> Sünders entsprechen. Man<br />

sagt: »<strong>Die</strong>s und jenes kann kein Sterblicher erfüllen;<br />

darum kann es nicht Gottes Willen entsprechen,<br />

dies zu fordern; denn Gott kann nicht<br />

mehr fordern, als wir zu tun imstande sind.«<br />

Das ist der grundlegende Irrtum vieler; auf diese<br />

Weise würde aber nicht »jeder Mund verstopft<br />

… und alle Welt vor Gott schuldig« sein (Röm. 3,19).<br />

Denn wenn auch nur ein Mensch die ernsten Forderungen<br />

<strong>des</strong> Gesetzes erfüllen könnte, so wäre<br />

diesem der Mund nicht verstopft, sondern er<br />

könnte sich unverschämt vor Gott rühmen.<br />

Wer verstehen will, warum das Gesetz mehr<br />

fordert, als wir je zu leisten in der Lage sein werden,<br />

und welch einen hohen Standard das Gesetz<br />

in seinen Forderungen hat, der bedenke nur, was<br />

das Gesetz ist. Das Gesetz ist nichts anderes als<br />

14 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


der heilige Wille Gottes, in menschlichen Worten<br />

ausgedrückt; also erstrecken sich die Forderungen<br />

Gottes genau so weit wie Seine Heiligkeit.<br />

Denn das Gesetz sagt dir: Gott will dies und jenes;<br />

Gott will nicht … Und nun ist es selbstverständlich,<br />

dass dieser Wille Gottes es nicht unterlässt,<br />

von dir immer mehr Heiligkeit zu fordern und<br />

zu wünschen, bis du so heilig geworden bist wie<br />

Er Selbst. Denn was Er nicht Selbst tun will, will<br />

Er auch von dir nicht getan haben. Er würde auch<br />

nie sagen: »Ich will zwar nicht, dass du dies oder<br />

jenes tust; aber um deines starken Begehrens<br />

willen erlaube Ich dir, es doch zu tun.« Oh nein,<br />

Er gebietet: »Ihr sollt heilig sein; denn Ich bin heilig, der<br />

HERR, euer Gott!« (3.Mo. 19,2).<br />

Wenn wir bedenken, dass das Gesetz nichts<br />

anderes darstellt als Gottes Heiligkeit, als Gottes<br />

Wille, dann verstehen wir, warum es auf ewig<br />

nicht um einen Buchstaben oder ein Strichlein<br />

verändert werden darf, noch den Schwachheiten<br />

eines gefallenen Menschengeschlechts angepasst<br />

werden kann; denn dann müsste Gottes<br />

Heiligkeit korrumpiert werden. Und wer die<br />

Gnade empfängt, die Heiligkeit <strong>des</strong> Gesetzes<br />

recht zu erkennen, der kann nicht mehr die Hoffnung<br />

hegen, vor dem Gesetz vollkommen, das<br />

heißt so heilig wie Gott zu werden, sondern er<br />

wird mit Sicherheit Demut und Reue empfinden<br />

müssen. Wer immer noch hofft, auf obige Weise<br />

vor dem Gesetz gerecht werden zu können, hat<br />

die »Decke« auf dem Herzen (s. 2.Kor. 3,13-16),<br />

ist blind und hat keine wirkliche Vorstellung davon,<br />

was das Gesetz eigentlich verlangt.<br />

»Aber«, sagst du, »man kann doch nicht so<br />

heilig werden wie Gott; man kann doch nicht<br />

ganz vollkommen werden; man soll doch einfach<br />

nur so viel tun, wie man kann.« Durchaus<br />

nicht, das lässt Gott nicht gelten; du sollst alle<br />

Anforderungen <strong>des</strong> Gesetzes halten, sonst bist<br />

du verdammt. Denn so lautet das Gesetz: »Verflucht<br />

sei, wer die Worte dieses Gesetzes nicht aufrechterhält,<br />

indem er sie tut!« (5.Mo. 27,26; vgl. Gal 3,10).<br />

Und Jakobus sagt: »Denn wer das ganze Gesetz hält,<br />

sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden«<br />

(Jak. 2,10).<br />

»Aber«, sagst du, »Gott ist doch um Christi<br />

willen barmherzig, so dass Er auch dann vergibt,<br />

wenn man nicht alle Teile <strong>des</strong> Gesetzes erfüllt.«<br />

Nein. Er ist durchaus keinem gnädig, der dem<br />

Gesetz gegenüber schuldig ist. Ganz anders verhält<br />

es sich mit denen, die aufgrund <strong>des</strong> Glaubens<br />

die Gerechtigkeit Christi besitzen. <strong>Die</strong>se haben<br />

vor dem Gesetz keine einzige Schuld, denn sie<br />

haben durch Christus – beachte! – gerade diese<br />

Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert: »Denn was<br />

dem Gesetz unmöglich war – weil es durch das Fleisch<br />

kraftlos war –, das tat Gott, indem Er Seinen Sohn sandte«<br />

(Röm. 8,3); kurz gesagt: Sie sind »nicht unter dem<br />

Gesetz, sondern unter der Gnade« (Röm. 6,14-15). Wer<br />

aber unter dem Gesetz ist, dem wird nichts vergeben,<br />

denn es verhält sich so, wie Jesus Selbst<br />

bezeugt hat: »[Es] wird nicht ein Buchstabe noch ein<br />

einziges Strichlein vom Gesetz vergehen« (Mt. 5,18).<br />

Ach, wie groß ist der Schaden für die Seele,<br />

wenn man nicht bedenkt, dass die einen unter<br />

dem Gesetz stehen und die anderen nicht unter<br />

dem Gesetz, sondern unter der Gnade (Röm.<br />

3,19; 6,14; 7,4.6), und dass die Art und Weise,<br />

in der die einen und die anderen regiert werden,<br />

sehr verschieden ist. Gewiss ist die Gnade<br />

in Christus sehr groß und reich; aber nicht das<br />

Geringste davon kommt denen zugute, die unter<br />

dem Gesetz sind, die »Moses Jünger« (Joh. 9,28)<br />

sein wollen; sondern der Apostel Paulus sagt:<br />

»Denn alle, die aus Werken <strong>des</strong> Gesetzes sind, die sind<br />

unter dem Fluch« (Gal. 3,10).<br />

Es ist der schrecklichste Missbrauch <strong>des</strong><br />

Gesetzes, wenn man dies übersieht und verschweigt<br />

und statt<strong>des</strong>sen ein anderes »Evangelium«<br />

predigt, das gemäß dem Fleisch ist. Mit<br />

anderen Worten: Wenn man aus dem Gesetz das<br />

herausnimmt, was dem Sünder zu streng klingt<br />

– wenn man das Ziel absoluter Heiligkeit herunterschraubt,<br />

damit der Sünder diese Messlatte<br />

erreichen kann –, dann führt das zwangsläufig<br />

zur Selbstgefälligkeit, zur Selbstgerechtigkeit<br />

und zur Selbstsicherheit. Auf diese Weise wird<br />

das Ziel und der Nutzen <strong>des</strong> ganzen Gesetzes<br />

zunichte gemacht; denn es war dazu bestimmt,<br />

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den Sünder zu zerbrechen, zu züchtigen und zu<br />

strafen, und nicht, irgendwelche Selbstgerechtigkeit<br />

hervorzubringen, nicht, in das Joch der<br />

Knechtschaft, in den Abgrund der Verzweiflung<br />

zu treiben, sondern zu Christus hin. »Denn Christus<br />

ist das Ende <strong>des</strong> Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden,<br />

der glaubt« (Röm. 10,4).<br />

<strong>Die</strong>ses Einschränken <strong>des</strong> Gesetzes, womit man<br />

ihm den Stachel herausbricht, geschieht auch<br />

dadurch, dass man sich selbst oder anderen<br />

Hoffnung für die Zukunft macht, nämlich die<br />

Hoffnung, dass das, was zur endgültigen Erfüllung<br />

<strong>des</strong> Gesetzes noch fehlt, in unserem Leben<br />

durch den Beistand <strong>des</strong> Geistes noch geschehen<br />

werde, und dass dann, wenn dieser Sieg errungen<br />

sei, die Zeit gekommen sei, dass man sich<br />

das Verdienst Christi aneignen könne.<br />

Was ist das für ein böser Streich Satans! Bedenke:<br />

Wenn der Tod dich in der nächsten Nacht<br />

überrascht, dann bist du ja verdammt, weil du<br />

nicht heilig bist, wie Gott heilig ist! Du tröstest<br />

dich damit, dass du sprichst: »Ich hoffe auf die<br />

Treue Gottes, dass Er mich nicht von hier abberufen<br />

wird, bis ich genug für den Himmel zubereitet<br />

bin.« Das ist ja recht schön, dass du so<br />

hoffnungsvolle Gedanken von Gott hast; aber<br />

wo steht das geschrieben, dass Gott deinen Tod<br />

so lange hinauszögert, bis du so heilig geworden<br />

bist, wie es das Gesetz fordert? Mit dieser Einstellung<br />

wirst du mit Sicherheit weder glückselig<br />

leben noch sterben können.<br />

Kommst du nun zu dem Schluss, dass du auf<br />

diese Weise verloren seiest, so antworten wir:<br />

Genau das wollte das Gesetz dir zeigen, damit<br />

du lernst, als ein völlig Verdorbener und Verlorener,<br />

der nichts vorzuweisen hat, zu Christus<br />

zu kommen. Dann brauchst du nämlich nicht<br />

mehr auf die Zukunft zu warten, sondern du<br />

bist ganz nah am Reich Gottes. Gerade die Gerechtigkeit,<br />

die das Gesetz fordert, aber nicht<br />

hervorbringen kann, kannst du jeden beliebigen<br />

Augenblick auf einem anderen Weg erlangen,<br />

nämlich durch den Glauben an Christi Blut<br />

und Gerechtigkeit.<br />

Hüten wir uns also davor, das Gesetz so oberflächlich<br />

auszulegen, als ob der Mensch es erfüllen<br />

könne, und gleichzeitig zu meinen, man<br />

könne nicht selig sterben, ehe man nicht in sich<br />

selbst rein und vollkommen geworden sei. Denn<br />

unter diesem Gedanken verbirgt sich sowohl ein<br />

Antichrist als auch ein Mörder – ein Antichrist,<br />

der mit List das Blut Christi überflüssig machen<br />

will, der sagt, das Blut Christi tauge zu nichts<br />

oder höchstens zu einer teilweisen Heiligung,<br />

nicht aber zur Versöhnung für unsere Sünden,<br />

und ein Mörder, der entweder mit dem falschen<br />

Trost der eigenen Gerechtigkeit oder aber mit einem<br />

zwanghaften und zermürbenden Knechtsgeist<br />

die Seele letztendlich ins Verderben stürzt.<br />

Nein, sondern je heißer es auf dem Sinai ist, je<br />

strenger und klarer die ernsten und geistlichen<br />

Forderungen <strong>des</strong> Gesetzes den Seelen vor Augen<br />

stehen, um so besser ist es für sie, um so eher<br />

werden sie den Trost empfangen, nämlich den<br />

Trost, der ihnen in solcher Selbsterkenntnis gilt.<br />

Denn um so eher wird ihnen der falsche Trost,<br />

die Hoffnung auf die Gerechtigkeit <strong>des</strong> Gesetzes,<br />

entrissen; dann werden sie genötigt sein, einen<br />

anderen Trost zu suchen, nämlich zu Jesus zu<br />

fliehen; und bei Ihm finden sie die wahre Glückseligkeit.<br />

Beachte noch einmal: Es gibt kein besseres<br />

Mittel, den Seelen schnell zum rechten Trost zu<br />

verhelfen, als das Gesetz so streng und so heiß,<br />

wie es ist, hervorzuheben. Denn je eher uns aller<br />

Trost in der eigenen Gesetzesgerechtigkeit<br />

entrissen wird, <strong>des</strong>to eher nehmen wir die Gerechtigkeit<br />

Christi an, die im Evangelium offenbart<br />

ist.<br />

DAS RECHTE<br />

SÜNDENBEWUSSTSEIN<br />

Nachdem wir nun festgestellt haben, dass das<br />

erste und eigentliche Werk <strong>des</strong> Gesetzes ist, den<br />

Sünder zur Demütigung und zum Sündenbewusstsein<br />

zu führen, fragen wir: Wie muss dieses<br />

Sündenbewusstsein aussehen, um gerechtge-<br />

16 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


sprochen werden zu können? <strong>Die</strong> Antwort lautet:<br />

Es genügt nicht, dass man nur seine Tatsünden<br />

und äußerlichen Übertretungen erkennt, denn<br />

dabei könnte man sich noch damit trösten, dass<br />

man sich ja bessern will und sich in Zukunft bessern<br />

wird. Nein, das Gefühl der Sündhaftigkeit<br />

muss in die Tiefe gehen, es muss tief und gründlich<br />

sein. Du musst die Wurzel und Tiefe deines<br />

Sündenverderbens fühlen, welches sich in der<br />

fleischlichen Sicherheit <strong>des</strong> Herzens, in seiner<br />

Heuchelei, Gefühllosigkeit, Härte und Gottesverachtung<br />

zeigt; du musst fühlen, dass du <strong>des</strong>halb<br />

ein unglücklicher und verlorener Sünder bist.<br />

Solange du diesen Sauerteig alles Bösen im<br />

Grunde deines Herzens nicht fühlst, so lange<br />

lebt immer noch dein sich wichtig machen<strong>des</strong><br />

»Ich«, indem du sagst: »Ich soll«, »Ich will«; so<br />

lange bleibst du immer noch in deiner Selbstgerechtigkeit<br />

und Selbstsicherheit, und so lange<br />

kannst du Christus nie wirklich annehmen<br />

und ganz allein auf Seinem Verdienst zur Ruhe<br />

kommen.<br />

So beginnt man unter dem Gesetz zu arbeiten,<br />

indem man sich zu bessern sucht und die<br />

Sünden ablegt, und solange man nur auf das Äußere<br />

schaut und die Umkehr scheinbar gelingt,<br />

ist man voller Hoffnung und bleibt in der Aufrichtung<br />

der eigenen Gerechtigkeit. Fängst du<br />

aber an, innere Heiligung zu suchen, zu erkennen,<br />

dass Gott ja das Herz fordert, und willst du<br />

das reinigen, dann kommst du bald in Verlegenheit.<br />

Denn während du dich bemühst, Gott über<br />

alles zu lieben, fühlst du dich kalt und gottlos;<br />

während du ernstlich gegen die Sünde zu beten<br />

und zu kämpfen suchst, erliegst du ihr leichtfertig<br />

und kampflos, kannst nicht einmal richtig<br />

bereuen und beweinen, sondern bist hart und<br />

selbstsicher. Dann wirst du verwirrt sein und sagen:<br />

»Ich bin ganz verloren, ich bin verstockt, ich<br />

bin ein Heuchler, denn ich kämpfe nicht wirklich<br />

ernsthaft gegen die Sünde, noch bereue ich<br />

sie recht.« – Siehe nun, gerade dies ist es, was das<br />

Gesetz bewirken sollte.<br />

Und was fühlst du jetzt? Fühlst du nicht die<br />

fleischliche Sicherheit, die Heuchelei, die Härte<br />

und die Verachtung <strong>des</strong> Herzens gegenüber<br />

Gott? Das aber ist eben das rechte Werk <strong>des</strong> Gesetzes.<br />

Und dieses Böse musst du erkennen. Aber<br />

nun kannst du keinen Trost finden; denn es ist<br />

ja schrecklich, so hart, sicher und heuchlerisch<br />

zu sein! Aber suchtest du nicht diese Selbsterkenntnis?<br />

Sicher, aber du wolltest nur etwas von<br />

dem Verderben empfinden, nicht das Verderben<br />

selbst in dir sehen. Doch jetzt scheint es dir sogar,<br />

dass du nicht einmal das Empfinden deiner<br />

Sünden hast, sondern nur die Sünden selbst in<br />

dir beherbergst; du siehst sie nur, aber du fühlst<br />

nicht ihre Verderbnis. Aber solltest du nicht gerade<br />

diese deine Gefühlskälte erfahren? Und solltest<br />

du nicht gerade allen Trost in dir selbst verlieren,<br />

um auf diese Weise zu Christus getrieben zu<br />

werden, auf dass Er allein all dein Trost werde?<br />

Aber in diesem Zustand ist es nicht leicht, zu<br />

Christus zu fliehen; nun ist es nicht leicht zu glauben.<br />

Ja, jetzt kommt es darauf an, dass du gerade<br />

in diesem Zustand Seine Gnade empfängst; sonst<br />

bist du trotz allem, was du erfahren hast, doch<br />

verloren. Und nun steht Christus da und ruft voller<br />

Sanftmut: »Kommt her zu Mir alle, die ihr mühselig<br />

und beladen seid, so will Ich euch erquicken!« (Mt. 11,28).<br />

Wenn du jetzt nur einfach die Augen der Vernunft<br />

schließt und dich so, wie du bist, in Seine Arme<br />

wirfst, so wirst du errettet werden wie aus dem<br />

Feuer, reingewaschen in Seinem Blut, gerecht,<br />

glückselig und voller Freude. Nun verstehst du<br />

den Vers: »Denn Christus ist das Ende <strong>des</strong> Gesetzes zur<br />

Gerechtigkeit für jeden, der glaubt« (Röm. 10,4).<br />

Das ist nun also der Stand der Dinge, der uns<br />

zeigt, »dass das Gesetz gut ist, wenn man es gesetzmäßig<br />

anwendet« (1.Tim. 1,8), und wir haben sowohl<br />

den rechten als auch den falschen Gebrauch <strong>des</strong><br />

Gesetzes bei der Bekehrung <strong>des</strong> Menschen hervorgehoben.<br />

Aber auch in der täglichen Buße<br />

hat das Gesetz immer noch sein Werk, teils um<br />

dem wiedergeborenen, gerechtfertigten und begnadigten<br />

Menschen zu zeigen, wie er sich in<br />

allen Lebenslagen zu verhalten hat, teils um das<br />

leichtsinnige Fleisch zu strafen und zu züchtigen<br />

und uns täglich neu zu Christus zu treiben.<br />

voiceofhope.de | 17


Es bleibt noch ein gefährlicher Irrtum zu erwähnen,<br />

der zu verschiedenen Zeiten und an<br />

verschiedenen Orten auftaucht, nämlich den der<br />

Antinomisten (Gesetzesleugner), die das Gesetz<br />

sowohl bezüglich der ersten als auch der täglichen<br />

Buße für überflüssig und unnütz halten.<br />

Wir wollen hier nicht dieselbe Befürchtung zum<br />

Ausdruck bringen wie »Moses Jünger«, die heute<br />

wie zur Zeit <strong>des</strong> Paulus ihm vorwarfen, dass er<br />

das Gesetz durch den Glauben aufhebe, wenn er<br />

die Werke <strong>des</strong> Gesetzes als untauglich verwarf<br />

bezüglich der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.<br />

Darauf antwortete er: »Das sei ferne! Vielmehr bestätigen<br />

wir das Gesetz« (Röm. 3,31). Nur solche, die<br />

zwischen Rechtfertigung und Heiligung, zwischen<br />

Gesetz und Evangelium, zwischen Gewissen<br />

und Fleisch nie zu unterscheiden gelernt<br />

haben, machen jenen Vorwurf; ihnen scheint<br />

derselbe Paulus einerseits zu radikal zu sein und<br />

die Tür zum Gnadenthron zu weit aufzumachen,<br />

andererseits zu streng zu sein und es mit dem<br />

Fleisch zu genau zu nehmen und zu bestrafen,<br />

was sie ungestraft lassen wollten.<br />

<strong>Die</strong>se Befürchtung teilen wir gewiss nicht;<br />

Paulus war kein Antinomist. Wir sprechen jetzt<br />

von den wirklichen Antinomisten, die glauben<br />

und behaupten, das Gesetz sei für die Bekehrung<br />

nutzlos, wofür sie als Beweis anführen, dass<br />

niemals das Gesetz, sondern allein das Evangelium<br />

auf ihre Herzen gewirkt habe. O welch<br />

großer Irrtum! Wie könnte die Gnade wirken,<br />

wenn man von der Sünde nichts wüsste?! Das<br />

aber, was die Sünde aufdeckt und bestraft, ist das<br />

Gesetz, selbst wenn es dadurch redet, dass man<br />

Christus als Gekreuzigten predigt und auf Seine<br />

Wunden hinweist, die aufgrund unserer Sünden<br />

geschlagen wurden. Oftmals wirkt das Gesetz<br />

auf eine indirekte und geheime Weise. »Aber ich<br />

hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das Gesetz«,<br />

sagt Paulus (Röm. 7,7). Obgleich das Gesetz nicht<br />

Leben gibt, so bewirkt es doch, dass man zum lebendigmachenden<br />

Evangelium getrieben wird.<br />

Das Gesetz stellt quasi das Pflügen dar, das<br />

Evangelium ist die Saat. Es ist wahr, dass durch<br />

das Pflügen allein weder das Wachstum noch<br />

die Ernte hervorgebracht wird, sondern dass<br />

es dazu auch <strong>des</strong> Säens bedarf. Aber wenn der<br />

Boden nicht vorher durchgepflügt wird, bleibt<br />

die Aussaat fruchtlos; die Saat vertrocknet auf<br />

der harten Oberfläche und wird von den Vögeln<br />

weggefressen.<br />

<strong>Die</strong>jenigen aber, die glauben, das Gesetz sei<br />

für die Christen nicht mehr notwendig, berufen<br />

sich auf falsch interpretierte Bibelstellen<br />

wie: »Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir<br />

nicht mehr unter dem Lehrmeister« (Gal. 3,25); und<br />

»dass einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist« (1.Tim.<br />

1,9); und dann sagen sie: »Du sollst das Gewissen<br />

der Leute nicht mit Gesetzen binden.« <strong>Die</strong> Antwort<br />

darauf ist: Nicht das Gewissen soll gebunden<br />

werden, sondern dein Fleisch, auch wenn du<br />

schon unter der Gnade stehst.<br />

Wenn aber dein Herz nicht rechtschaffen ist<br />

vor Gott, so dass du »Lust [hast] an dem Gesetz Gottes<br />

nach dem inneren Menschen« (Röm. 7,22), sondern<br />

dass du (wohlgemerkt!) diese oder jene Sünde<br />

ungestraft lassen willst, so soll auch dein Gewissen<br />

gebunden sein; und was so gebunden ist auf<br />

Erden, »das wird [auch] im Himmel gebunden sein«<br />

(Mt. 18,18). »Denn wenn ihr gemäß dem Fleisch lebt, so<br />

müsst ihr sterben« (Röm. 8,13).<br />

Bist du aber ein wahrer Christ, dann ist der<br />

Geist gewiss willig, dem Herrn in allem nachzufolgen,<br />

und er braucht nicht durch das Gesetz<br />

gezwungen zu werden. Doch das Fleisch ist<br />

schwach, träge und böse; das muss bestraft und<br />

gezüchtigt werden, wie Luther an einer Stelle<br />

sinngemäß sagt: Peitsche und Zaumzeug gehören<br />

nicht in die Brautkammer, sondern in den<br />

Stall für den Esel (dem das Fleisch entspricht).<br />

»So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus<br />

befreit hat … nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand<br />

für das Fleisch, sondern dient einander durch die<br />

Liebe« (Gal. 5,1.13).<br />

Aus dem Buch »Geheimnisse im Gesetz und Evangelium – Band 3«<br />

entnommen und sprachlich überarbeitet.


BIST DU VON<br />

OBEN GEBOREN?<br />

Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von C.H. Spurgeon<br />

C.H. SPURGEON<br />

wurde »Fürst der Prediger« genannt. Sogar mehr als 100 Jahre<br />

nach seinem Tod werden seine Predigten und Bücher immer noch<br />

häufig gelesen. 38 Jahre diente er als Baptistenprediger am<br />

Metropolitan Tabernacle. In dieser Zeit gründete er zudem ein<br />

College und ein Waisenhaus.<br />

EINLEITUNG<br />

»Prüfe mich, HERR, und erprobe mich; läutere meine Nieren und mein Herz!«<br />

Psalm 26,2<br />

Zwischen ähnlichen Dingen den Unterschied<br />

zu erkennen, ist von größter Bedeutung,<br />

denn der äußere Schein kann<br />

trügen. Dinge, die dem Anschein nach gleich<br />

sind, können doch dabei das genaue Gegenteil<br />

voneinander sein. Ein Skorpion kann wie ein Ei<br />

aussehen und ein Stein wie ein Stück Brot, aber<br />

sie sind weit davon entfernt, dasselbe zu sein.<br />

Was auf den ersten Blick gleich aussieht, kann<br />

sehr unähnlich sein. Das ist besonders in geistlichen<br />

Dingen der Fall, und <strong>des</strong>halb sollten wir<br />

hier besonders auf der Hut sein.<br />

Es ist sehr schwer zu sagen, wie weit ein Mensch<br />

religiös sein und doch in seinen Sünden sterben<br />

kann, wie sehr er einem Erben <strong>des</strong> Reiches Gottes<br />

ähneln und dennoch ein Kind <strong>des</strong> Zorns sein<br />

kann. Viele Unbekehrte haben einen »Glauben«,<br />

der dem wahren biblischen Glauben ähnlich sieht<br />

und doch kein wahrer Glaube ist. Manche Menschen<br />

zeigen fromme Neigungen, die die Wärme<br />

geistlicher Liebe aufweisen, aber sie besitzen<br />

nicht das Gnadenleben. Jede Gnadengabe kann<br />

nachgeahmt werden, ebenso wie Juwelen nachgemacht<br />

werden können. Wie künstliche Edelsteine<br />

den echten erstaunlich ähnlich sehen, so ähneln<br />

scheinbare Gnadenwirkungen erstaunlich dem<br />

Wirken <strong>des</strong> Geistes Gottes.<br />

In Angelegenheiten der Seele ist es nötig, genau<br />

achtzugeben, sonst betrügt man sein eigenes<br />

Herz. Es ist zu befürchten, dass schon viele<br />

im Irrtum befangen sind und ihre Täuschung<br />

nicht einsehen werden, bis sie ihre Augen in jener<br />

Welt <strong>des</strong> Verderbens öffnen, wo ihre Enttäuschung<br />

in der Tat schrecklich sein wird.<br />

voiceofhope.de | 19


Der natürliche Mensch – das heißt der geistlich<br />

Tote – kann sich äußerlich den Christen anpassen,<br />

aber er wird von sich aus nicht zu einem echten,<br />

lebendigen Kind der Gnade werden. Das göttliche<br />

Leben in der Seele schafft einen unendlichen Unterschied<br />

zwischen dem Menschen, der es hat, und<br />

dem, der es nicht hat. Worauf es ankommt, ist, gewiss<br />

zu werden, dass wir dieses Leben haben.<br />

Bist du gewiss, dass du Leben aus Gott hast?<br />

Bist du gewiss, dass du Ihn hast?<br />

Wie furchtbar ist es, »Friede, Friede« zu rufen,<br />

wo es doch keinen Frieden gibt (Jer. 6,14), und<br />

sich selbst angenehme Dinge einzureden, sein<br />

Herz leicht zu machen und sein Gewissen in<br />

Schlummer zu wiegen – und niemals aus dem<br />

Schlaf zu erwachen, bis ein Donnerschlag <strong>des</strong><br />

Gerichts dich aus deiner Vermessenheit aufschrecken<br />

und in endloses Grauen stürzen wird.<br />

Ich möchte dir, lieber Leser, gern bei der<br />

Selbstprüfung helfen, und ich wünschte, dass du<br />

weiter kommst als nur bis zur Prüfung: dass du<br />

zu solch einer Gnadenfülle gelangst, dass dein<br />

heiliger und glückseliger Zustand dir selbst zu<br />

einem Zeugnis wird.<br />

<strong>Die</strong>ses kleine Buch soll ein Sieb sein, das die<br />

Spreu vom Weizen trennt. Mögest du es auf<br />

dich selbst anwenden; es dürfte das beste Tagewerk<br />

sein, das du je getan hast. Wer seine Kassenbücher<br />

durchsieht und feststellt, dass sein<br />

Geschäft nur Verlust gemacht hat, wird vor dem<br />

Bankrott bewahrt. So dürfte es auch manchem<br />

meiner Leser ergehen. Solltest du jedoch entdecken,<br />

dass dein geistliches Geschäft gedeiht, so<br />

wird dir dies ein großer Trost sein. Kein Mensch<br />

verliert dadurch etwas, dass er sein eigenes Herz<br />

aufrichtig erforscht. Lieber Freund, versuche es<br />

doch jetzt!<br />

KAPITEL 1<br />

UNTERSCHIEDLICHE URSPRÜNGE<br />

»Es steht doch geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte,<br />

einen von der [leibeigenen] Magd, den anderen von der Freien.<br />

Der von der Magd war gemäß dem Fleisch geboren,<br />

der von der Freien aber kraft der Verheißung.«<br />

Galater 4,22-23<br />

Abraham hatte zwei Söhne. Ismael und<br />

Isaak waren unbestreitbar wahre Söhne<br />

Abrahams. Dennoch erbte der eine<br />

von ihnen den Segen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, und der andere<br />

wurde einfach nur ein wohlhabender Weltmensch.<br />

Seht, wie nahe sie sich doch standen! Sie<br />

wurden in dieselbe Umgebung hineingeboren,<br />

nannten denselben großen Patriarchen »Vater«<br />

und wohnten im selben Zeltlager wie er. Und<br />

doch stand Ismael außerhalb <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, während<br />

Isaak der Erbe der Verheißung war. Wie<br />

wenig kommt es da doch auf die Blutsverwandtschaft<br />

an!<br />

Ein noch merkwürdigeres Beispiel als dieses<br />

trug sich ein wenig später zu: Esau und Jakob<br />

wurden von derselben Mutter als Zwillingsbrüder<br />

geboren, und doch steht geschrieben: »Jakob<br />

habe Ich geliebt, Esau aber habe Ich gehasst« (Röm. 9,13).<br />

20 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


Der eine wurde Gott wohlgefällig, der andere<br />

war gottlos. So nahe können zwei einander<br />

stehen und doch so weit voneinander getrennt<br />

sein! In der Tat, es ist nicht nur so, dass »zwei<br />

in einem Bett [sind]; der eine wird genommen und<br />

der andere zurückgelassen werden« (Lk. 17,34), sondern<br />

zwei kommen zum selben Zeitpunkt zur<br />

Welt, und dennoch wird der eine sein Erbteil<br />

bei Gott in Empfang nehmen, und der andere<br />

wird sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht<br />

verkaufen. Wir mögen derselben Gemeinde<br />

angehören, im selben Wasser getauft sein, gemeinsam<br />

das Mahl <strong>des</strong> Herrn feiern, dieselben<br />

Lieder singen und gemeinsam beten; und doch<br />

können wir zwei so gegensätzlichen Völkern angehören<br />

wie der Same der Frau und der Same der<br />

Schlange.<br />

Paulus erklärt die beiden Söhne Abrahams<br />

zu Prototypen zweier Menschengruppen, die<br />

sich einerseits sehr ähnlich sind und sich andererseits<br />

doch völlig voneinander unterscheiden.<br />

Sie sind verschieden in ihrem Ursprung. Zwar waren<br />

beide Söhne Abrahams, aber Ismael, der Sohn<br />

Hagars, war der Nachkomme Abrahams unter<br />

gewöhnlichen Bedingungen: Er wurde gemäß<br />

dem Fleisch geboren. Isaak, der Sohn Sarahs, dagegen<br />

wurde nicht auf natürliche Weise geboren;<br />

denn sein Vater war hundert Jahre alt, und seine<br />

Mutter war weit über das geeignete Alter hinaus.<br />

Er wurde seinen Eltern vom Herrn geschenkt<br />

und kraft der Verheißung durch den Glauben geboren.<br />

<strong>Die</strong>s ist ein bedeutungsvoller Unterschied,<br />

der das wahre Kind Gottes von demjenigen unterscheidet,<br />

der es nur von seinem Bekenntnis<br />

her ist. <strong>Die</strong> Verheißung liegt der Unterscheidung<br />

zugrunde, und die <strong>Kraft</strong>, die zur Erfüllung der<br />

Verheißung dient, schafft und erhält den Unterschied.<br />

Deshalb ist die Verheißung, die unser Erbteil<br />

betrifft, auch unser Test und Prüfstein.<br />

Wir wollen diesen Test sogleich anwenden, indem<br />

wir feststellen, ob die <strong>Kraft</strong>, die die Verheißung<br />

erfüllt, auf uns eingewirkt hat. Lass mich<br />

dir dazu ein paar Fragen stellen. Wie wur<strong>des</strong>t<br />

du bekehrt? Geschah es durch dich selbst, durch<br />

die Überredungskunst anderer Menschen, durch<br />

fleischliche Gefühle, oder geschah es durch das<br />

Wort Gottes und das Wirken Seines Geistes? Du<br />

behauptest, wiedergeboren zu sein. Woher willst<br />

du das wissen? Kannst du dich absolut auf Gottes<br />

Verheißung stützen, oder vertraust du einfach<br />

deiner persönlichen Entscheidung? War es<br />

deine Natur, die versuchte, sich zu verbessern<br />

und in ihren besten Zustand hinaufzuarbeiten?<br />

Wenn ja, dann bist du wie Ismael. Oder wur<strong>des</strong>t<br />

du, als du geistlich tot warst und keinerlei <strong>Kraft</strong><br />

hattest, dich aus deinem verlorenen Zustand zu<br />

erheben, vom Geist Gottes erweckt, der Seine<br />

göttliche Macht in dir entfaltete und bewirkte,<br />

dass geistliches Leben von oben in dich eindrang?<br />

Dann bist du wie Isaak. Alles hängt vom<br />

Beginn deines geistlichen Lebens ab und von<br />

der Quelle, aus der dieses Leben zuerst hervorging.<br />

Wenn du im Fleisch begonnen hast, dann<br />

hast du im Fleisch weitergemacht und wirst im<br />

Fleisch sterben.<br />

Hast du nie gelesen: »Was aus dem Fleisch geboren<br />

ist, das ist Fleisch«? Das Fleisch wird nach<br />

kurzer Zeit zugrunde gehen, und du wirst von<br />

ihm das Verderben ernten. Nur das, »was aus<br />

dem Geist geboren ist, das ist Geist« (Joh. 3,6). Darin<br />

besteht die Freude, dass der Geist leben<br />

wird, und von Ihm wirst du das ewige Leben<br />

ernten. Ob du nun ein religiöser Bekenner bist<br />

oder nicht – ich möchte dich inständig bitten,<br />

dich zu fragen: Habe ich die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Geistes<br />

Gottes erfahren? Hat der Herr mein Wesen verändert?<br />

Ist das Leben, das in dir ist, das Ergebnis deiner<br />

eigenen natürlichen Wünsche? Oder ist es<br />

eine neue Natur, die dir von oben eingepflanzt<br />

wurde? Ist dein geistliches Leben eine Schöpfung<br />

<strong>des</strong> Heiligen Geistes? Bist du in Jesus<br />

Christus neu geschaffen worden? Bist du durch<br />

die göttliche <strong>Kraft</strong> wiedergeboren worden?<br />

Gewöhnliche Frömmigkeit ist nichts weiter<br />

als eine natürliche Wesensart, die mit einer dünnen<br />

Schicht von vermeintlicher »Gnade« vergoldet<br />

wurde. Sünder haben sich selbst aufpoliert<br />

und den gröbsten Rost und Schmutz wegge-<br />

voiceofhope.de | 21


putzt, und sie meinen nun, ihre alte Natur sei so<br />

gut wie neu. <strong>Die</strong>ses Ausbessern und Instandsetzen<br />

<strong>des</strong> alten Menschen ist zwar schön und gut,<br />

aber es reicht nicht an das heran, was nötig ist,<br />

um in das ewige Reich Gottes einzugehen. Du<br />

kannst das Gesicht und die Hände Ismaels so oft<br />

waschen, wie du willst, aber du kannst ihn nicht<br />

in einen Isaak verwandeln. Man kann die Natur<br />

zwar verbessern, und je mehr man das tut, <strong>des</strong>to<br />

besser ist es für gewisse zeitweilige Zwecke; aber<br />

man kann die Natur nicht zur Gnade erheben.<br />

An der Quelle selbst liegt ein Unterschied zwischen<br />

dem Fluss, der dem Sumpf der gefallenen<br />

Menschheit entspringt, und dem Strom, der von<br />

dem Thron Gottes ausgeht.<br />

Vergesst nicht, dass unser Herr Selbst gesagt<br />

hat: »Ihr müsst von Neuem geboren werden!« (Joh.<br />

3,7). Wenn ihr nicht von oben her wiedergeboren<br />

seid, dann nützen euch all eure Gottesdienstbesuche<br />

gar nichts. Eure Gebete und eure Tränen,<br />

euer Bibellesen und alles, was nur aus euch selbst<br />

gekommen ist, kann nur zu euch selbst zurückführen.<br />

Das Wasser steigt natürlicherweise nur<br />

so hoch wie seine Quelle, aber nicht höher; das,<br />

was mit der menschlichen Natur beginnt, steigt<br />

bis zur menschlichen Natur auf, aber zur göttlichen<br />

Natur kann es nicht gelangen. War deine<br />

neue Geburt natürlich oder geistlich? Kam sie<br />

aus dem Willen <strong>des</strong> Menschen oder aus dem Willen<br />

Gottes? Es hängt viel von deiner Antwort auf<br />

diese Frage ab.<br />

Zwischen dem wahren Kind Gottes und dem<br />

bloßen Bekenner besteht ein schwerwiegender<br />

Unterschied hinsichtlich <strong>des</strong> Ursprungs. Isaak<br />

wurde kraft der Verheißung geboren. Ismael wurde<br />

nicht aufgrund der Verheißung geboren, sondern<br />

durch den Lauf der Natur. Wo das Natürliche<br />

genügt, gibt es keine Verheißung. Wo aber<br />

die menschliche <strong>Kraft</strong> versagt, da greift das Wort<br />

<strong>des</strong> Herrn ein. Gott hatte gesagt, dass Abraham<br />

einen Sohn von Sarah haben sollte, und aufgrund<br />

dieser göttlichen Verheißung wurde Isaak<br />

geboren, durch die <strong>Kraft</strong> Gottes. Es hätte keinen<br />

Isaak geben können, wenn es keine Verheißung<br />

gegeben hätte, und es kann keinen wahren Gläubigen<br />

geben ohne die Verheißung der Gnade und<br />

ohne die Gnade der Verheißung.<br />

Lieber Leser, lass mich hier nach deiner Errettung<br />

fragen. Bist du errettet durch das, was du<br />

getan hast? Ist dein Christsein das Erzeugnis<br />

deiner eigenen natürlichen <strong>Kraft</strong>? Glaubst du,<br />

dass du all dem entsprichst, was zu deiner Errettung<br />

erforderlich ist? Meinst du, dass du<br />

dich aufgrund deiner natürlichen Vorzüge und<br />

moralischen Fähigkeiten in einem sicheren und<br />

glücklichen Zustand befin<strong>des</strong>t? Dann bist du<br />

wie Ismael, und das Erbe wirst du nicht erhalten;<br />

denn das göttliche Erbteil erhält man nur kraft<br />

der Verheißung.<br />

Wenn du dagegen sagst: »Meine Hoffnung<br />

beruht allein auf der Verheißung Gottes. Er hat<br />

diese Verheißung in der Person Seines Sohnes<br />

Jesus jedem Sünder geschenkt, der an Ihn glaubt<br />

und Seinem Wort vertraut; und da ich an Ihn<br />

glaube, vertraue ich darauf, dass der Herr Seine<br />

Verheißung erfüllen und mich segnen wird. Ich<br />

erwarte die Glückseligkeit <strong>des</strong> Reiches der Himmel<br />

nicht als Ergebnis meiner eigenen Anstrengungen,<br />

sondern als Geschenk der freien Gnade<br />

Gottes. Meine Hoffnung ruht allein auf der freien<br />

und unentgeltlichen Liebe Gottes zu schuldigen<br />

Menschen, aufgrund der Er Seinen Sohn Jesus<br />

Christus dahingegeben hat, um die Sünde zu<br />

tilgen und denen, die es nicht verdienen, ewige<br />

Gerechtigkeit zu verschaffen!«, – so ist das eine<br />

andere Art von Sprache als die der Ismaeliten,<br />

die sagen: »Wir haben Abraham zum Vater!«<br />

Du hast es nun gelernt, so zu sprechen, wie<br />

Isaak spricht. Der Unterschied mag den Sorglosen<br />

klein erscheinen, aber in Wirklichkeit ist<br />

er groß. Hagar, die Magd, ist eine ganz andere<br />

Person als Sarah, die Fürstin. Für die eine gibt<br />

es keine Bun<strong>des</strong>verheißung, für die andere<br />

gilt der Segen für immer und ewig. <strong>Die</strong> Errettung<br />

aus Werken ist eine Sache, die Errettung<br />

aus Gnade eine ganz andere. <strong>Die</strong> Errettung aus<br />

menschlicher Stärke ist weit entfernt von der<br />

Errettung aus göttlicher <strong>Kraft</strong>; und die Erret-<br />

22 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


tung aufgrund unserer eigenen Entscheidung<br />

ist das Gegenteil der Errettung aufgrund der<br />

Verheißung Gottes.<br />

Prüfe dich selbst, zu welcher Familie du gehörst.<br />

Bist du einer von lsmaels oder von Isaaks<br />

Familie?<br />

Wenn du erkennst, dass du wie Isaak bist, geboren<br />

gemäß der Verheißung, so freue dich mit<br />

unaussprechlicher und herrlicher Freude. Deine<br />

neue Geburt ist etwas Wundervolles. Es gibt<br />

Stunden, in denen ich, wenn ich allein dasitze<br />

und an die Gnade Gottes für mich denke – für<br />

mich, das unwürdigste aller Seiner Geschöpfe<br />

–, gleichzeitig lachen und weinen könnte vor<br />

Freude darüber, dass der Herr mich jemals in<br />

Liebe und Wohlwollen angesehen hat. Ja, und<br />

je<strong>des</strong> Kind Gottes muss die Auswirkung dieser<br />

»Isaaknatur« in seiner Seele erkannt haben, die<br />

sein Herz mit Freude erfüllt, weil der Herr große<br />

Dinge an ihm getan hat.<br />

Man beachte den Unterschied zwischen den<br />

beiden Nachkommen, der sich schon von Anfang<br />

an zeigte: Ismael wurde infolge von Abrahams<br />

eigenmächtigem Handeln geboren, Isaak<br />

hingegen aufgrund der Verheißung Gottes. Ismael<br />

ist das Kind aus Abrahams Fleisch. Isaak ist auch<br />

ein Kind Abrahams; nun aber kommt die <strong>Kraft</strong><br />

Gottes zum Tragen, und aus der Schwachheit<br />

seiner Eltern wird deutlich, dass er vom Herrn<br />

ist, ein Geschenk gemäß der Verheißung.<br />

Wahrer Glaube ist sicherlich eine Aktivität <strong>des</strong><br />

Menschen, der glaubt; wahre Buße ist eine Aktivität<br />

<strong>des</strong> Menschen, der bereut; doch sowohl der<br />

Glaube als auch die Buße können mit unzweifelhafter<br />

Richtigkeit als das Werk Gottes bezeichnet<br />

werden, ebenso wie Isaak der Sohn Abrahams<br />

und Sarahs ist, und doch ist er vielmehr ein Geschenk<br />

Gottes. Der Herr, unser Gott, der uns zu<br />

glauben befiehlt, befähigt uns auch zu glauben.<br />

Alles, was wir in gottgefälliger Weise tun, bewirkt<br />

der Herr in uns; ja selbst der Wille, es zu tun, ist<br />

Sein Werk. Keine Frömmigkeit ist auch nur einen<br />

Cent wert, wenn sie nicht im Wesentlichen dem<br />

Herzen <strong>des</strong> Menschen entspringt; und dennoch<br />

muss sie ohne jeden Zweifel das Werk <strong>des</strong> Heiligen<br />

Geistes sein, der in ihm wohnt.<br />

Lieber Freund, wenn das, was du in dir trägst,<br />

deiner Natur und nur deiner eigenen Entscheidung<br />

entstammt, so wird es dich nicht erretten!<br />

Das innere Werk muss geistlich sein; es muss<br />

von Gott kommen, sonst wird es den Segen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong> verfehlen. Ein Leben der Gnade wird<br />

dein eigenes Leben sein, ebenso wie Isaak Abrahams<br />

eigenes Kind war; aber vielmehr wird<br />

dieses Leben von Gott sein; denn »die Rettung<br />

kommt von dem HERRN!« (Jon. 2,10). Wir müssen<br />

von oben geboren sein. In Bezug auf alle unsere<br />

religiösen Gefühle und Handlungen müssen wir<br />

sagen können: »HERR, … alle unsere Werke hast Du<br />

für uns vollbracht« (Jes. 26,12).<br />

BIST DU VON OBEN GEBOREN?<br />

Es ist sehr schwer zu sagen, inwieweit ein Mensch<br />

religiös sein und doch in seinen Sünden sterben<br />

kann, wie sehr er einem Erben <strong>des</strong> Reiches Gottes<br />

ähneln und dennoch ein Kind <strong>des</strong> Zorns sein kann. Jede Gnadengabe<br />

kann nachgeahmt werden, ebenso wie Juwelen nachgemacht<br />

werden können.<br />

Kleine VOH-Reihe<br />

Bestell-Nr.: 875.296<br />

Preis: 8,90 €<br />

Anhand der Geschichte von Isaak und Ismael zeigt Spurgeon<br />

den Unterschied auf zwischen dem natürlichen Menschen und<br />

demjenigen, der aus Gott geboren ist. Was ist ihr jeweiliger Ursprung?<br />

Wie unterscheiden sich ihre Lebensweisen und ihre Zukunftsperspektiven<br />

voneinander?


DAS EVANGELIUM<br />

KENNEN &<br />

VERKÜNDEN<br />

»Ich erinnere euch<br />

aber, ihr Brüder,<br />

an das Evangelium,<br />

das ich euch<br />

verkündigt habe.«<br />

1. Korinther 15,1<br />

24 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


PAUL WASHER<br />

Ein Schriftsteller oder Prediger würde in<br />

Verlegenheit geraten, wenn er eine bessere<br />

Einführung in das Evangelium Jesu<br />

Christi anfertigen müsste als die, welche der<br />

Apostel Paulus der Gemeinde in Korinth gab<br />

(1.Kor. 15,1-4). In diesen wenigen Zeilen gibt er<br />

uns genug Wahrheit, durch die wir ein Leben<br />

lang genährt und nach Hause in die Herrlichkeit<br />

gebracht werden können. Allein der Heilige<br />

Geist kann einen Menschen dazu befähigen, so<br />

viel in nur wenigen Worten so klar mitzuteilen.<br />

DAS EVANGELIUM KENNEN<br />

In diesem kleinen Abschnitt der Heiligen Schrift<br />

finden wir eine Menge Wahrheit, die jeder von<br />

uns wiederentdecken muss. Das Evangelium ist<br />

nicht bloß eine einführende Botschaft ins Christentum<br />

– es ist die Botschaft <strong>des</strong> Christentums.<br />

Und der Gläubige würde gut daran tun, sein Leben<br />

dazu hinzugeben, sich mit der Aufgabe zu<br />

beschäftigen, die Herrlichkeit <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

zu erkennen und zu verkündigen.<br />

Es gibt viele Dinge in dieser Welt, die man<br />

erkennen kann, und unzählige Wahrheiten im<br />

christlichen Glauben, die es zu erforschen gilt;<br />

und trotzdem stellt das »Evangelium der Herrlichkeit<br />

<strong>des</strong> glückseligen Gottes« und Seines Sohnes, <strong>des</strong><br />

Herrn Jesus Christus, diese alle in den Schatten<br />

(1.Tim. 1,11). Denn das Evangelium ist die Botschaft<br />

von unserer Erlösung, das Mittel für unser<br />

Wachstum in der Heiligung und die reine Quelle,<br />

aus der jeglicher reine und rechte Antrieb für<br />

das Leben als Christ hervorströmt. Einem Gläubigen,<br />

der bereits ein wenig von seinem Inhalt<br />

und Charakter verstanden hat, wird es niemals<br />

an Leidenschaft dafür mangeln, noch wird er<br />

danach trachten, <strong>Kraft</strong> aus löchrigen Zisternen<br />

ohne Wasser zu schöpfen, die von Menschenhänden<br />

gemacht sind (Jer. 2,13; 14,3).<br />

1. Korinther 15,1 macht deutlich, dass der Apostel<br />

das Evangelium der Gemeinde in Korinth<br />

bereits gepredigt hatte. Genau genommen war<br />

er ihr Glaubensvater (1.Kor. 4,15). Dennoch hielt<br />

er es für äußerst notwendig, damit fortzufahren,<br />

sie im Evangelium zu unterweisen – nicht allein,<br />

um sie an seine grundlegenden Bestandteile zu<br />

erinnern, sondern um ihre Erkenntnis darüber<br />

zu erweitern. Mit ihrer Bekehrung hatten sie lediglich<br />

eine Entdeckungsreise begonnen, die ihr<br />

ganzes Leben umfassen, sie durch die endlosen<br />

Zeitalter der Ewigkeit hindurchführen und sie<br />

die Herrlichkeiten Gottes im Evangelium Jesu<br />

Christi entdecken lassen würde.<br />

Es wäre weise, wenn sowohl wir als Prediger<br />

und auch alle Christen das Evangelium durch die<br />

Augen dieses alten Apostels neu betrachten und<br />

für würdig erachten würden, es ein Leben lang<br />

sorgfältig zu erforschen. Auch wenn wir bereits<br />

viele Jahre im Glauben gelebt haben, wenn wir<br />

den geistlichen Verstand eines Edwards besitzen<br />

und die Einsicht eines Spurgeon haben, wenn<br />

wir jeden das Evangelium betreffenden Bibeltext<br />

auswendig gelernt und alle Veröffentlichungen<br />

der alten Kirchenväter, der Reformatoren,<br />

der Puritaner bis hin zu den Gelehrten unserer<br />

Zeit verdaut haben – auch dann können wir uns<br />

sicher sein, dass wir noch nicht einmal den Fuß<br />

dieses Berges erreicht haben, den wir das Evangelium<br />

nennen. Selbst nach einer Ewigkeit der<br />

Ewigkeiten wird das Gleiche für uns gelten!<br />

Wir leben in einer Welt, die uns eine fast unbegrenzte<br />

Anzahl an Möglichkeiten anbietet und<br />

in der unzählige Optionen um unsere Aufmerksamkeit<br />

buhlen. Das Gleiche kann auch über das<br />

Christentum gesagt werden und über die große<br />

Auswahl an theologischen Themen, mit denen<br />

sich ein Student befassen könnte. Es gibt eine<br />

fast unbegrenzte Zahl an biblischen Wahrheiten,<br />

die ein Mensch ein Leben lang erforschen voiceofhope.de könnte. | 25


Allerdings stellt ein Thema alle anderen Themen<br />

in den Schatten und ist für das rechte Verständnis<br />

aller anderen biblischen Wahrheiten grundlegend:<br />

das Evangelium Jesu Christi. <strong>Die</strong>se eine<br />

Botschaft ist die größte Offenbarung der <strong>Kraft</strong><br />

Gottes in der Gemeinde und im Leben je<strong>des</strong> einzelnen<br />

Gläubigen.<br />

Wenn wir Berichte aus der Kirchengeschichte<br />

durchlesen, sehen wir Männer und Frauen mit<br />

ungewöhnlicher Leidenschaft für Gott und Sein<br />

Reich. Wir sehnen uns danach, ihnen zu gleichen,<br />

und wundern uns, wie sie dazu gekommen<br />

sind, mit solch anhaltendem Feuer zu wirken.<br />

Wir stellen nach der sorgfältigen Betrachtung<br />

ihres Lebens, ihrer Lehre und ihres <strong>Die</strong>nstes fest,<br />

dass sie sich zwar in vielen Dingen unterscheiden,<br />

aber dass es unter ihnen einen gemeinsamen<br />

Nenner gab: Sie erhaschten alle einen Blick<br />

von der Herrlichkeit <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>, <strong>des</strong>sen<br />

Schönheit ihre Leidenschaft entfachte und sie<br />

antrieb. Ihr Leben und ihr Erbe beweisen: Echte<br />

und anhaltende Leidenschaft hat ihren Ursprung<br />

in einer ständig zunehmenden, ständig<br />

sich vertiefenden Erkenntnis von dem, was Gott<br />

für Sein Volk in der Person und dem Werk Jesu<br />

Christi getan hat. Für diese Erkenntnis gibt es<br />

keinen Ersatz!<br />

Der Begriff Evangelium stammt von dem griechischen<br />

Wort eu angélion ab, das »Gute Botschaft«<br />

bedeutet. Aus diesem Grund werden die Bibelgläubigen<br />

oft »Evangelikale« genannt. Wir sind<br />

Christen, weil wir unsere Identität, unser Leben<br />

und unsere Bestimmung in Christus finden. Wir<br />

sind evangelikal, weil wir an das Evangelium<br />

glauben und es als die große zentrale Wahrheit<br />

der Offenbarung Gottes an die Menschen betrachten.<br />

Es ist kein Vorwort oder Nachsatz. Es<br />

ist nicht nur der einleitende Unterricht über den<br />

christlichen Glauben. Es ist das gesamte Studium.<br />

Es ist die Geschichte unseres Christenlebens, der<br />

unerforschliche Reichtum, den wir zu erforschen<br />

suchen, und die Botschaft, die wir ausleben, um<br />

sie damit zu verkünden. Aus diesem Grund sind<br />

wir nur dann christlich und evangelikal, wenn<br />

das Evangelium Jesu Christi unsere einzige Hoffnung,<br />

unser einziges Rühmen und unsere einzige<br />

großartige Leidenschaft ist.<br />

<strong>Die</strong> heutigen Evangelikalen planen so viele<br />

Konferenzen – besonders für unsere Jugend<br />

– mit der Absicht, die Leidenschaft <strong>des</strong> Gläubigen<br />

durch Gemeinschaft, Musik, redegewandte<br />

Sprecher, emotionale Geschichten und leidenschaftliche<br />

Appelle zu wecken. Welche Art Leidenschaft<br />

sie dadurch jedoch auch immer erschaffen,<br />

sie flaut häufig sehr schnell wieder ab.<br />

Schlussendlich bilden diese Erfahrungen nur<br />

kleine Feuer in glaubensschwachen Herzen, die<br />

schon in wenigen Tagen ausgebrannt sind.<br />

Wir haben vergessen, dass echte und anhaltende<br />

Leidenschaft aus tiefgründiger Erkenntnis<br />

der Wahrheit geboren wird, besonders der<br />

Wahrheit <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>. Je mehr wir seine<br />

Schönheit erkennen oder begreifen, <strong>des</strong>to mehr<br />

wird uns seine <strong>Kraft</strong> erfassen. Schon ein flüchtiger<br />

Blick auf das Evangelium wird einen wirklich<br />

Wiedergeborenen zur Nachfolge Jesu bewegen.<br />

Jeder tiefere Blick wird seine Glaubensschritte<br />

beschleunigen, bis er unbeirrt dem Kampfpreis<br />

nachjagt (Phil. 3,13-14). Das Herz eines echten<br />

Christen kann einer solchen Schönheit nicht<br />

widerstehen. Darin liegt die große Not heute –<br />

das ist es, was wir verloren haben und zurückgewinnen<br />

müssen: eine Leidenschaft dafür, das<br />

Evangelium zu erkennen, und die gleiche Leidenschaft<br />

dafür, das Evangelium zu verkünden!<br />

DAS EVANGELIUM<br />

VERKÜNDIGEN<br />

Der Apostel Paulus war eines der großartigsten<br />

menschlichen Werkzeuge <strong>des</strong> Reiches Gottes<br />

in der Geschichte der Menschheit und in<br />

der Geschichte der Erlösung. Er war im ganzen<br />

römischen Imperium in einer Zeit fast unvergleichlicher<br />

Verfolgung für die Ausbreitung <strong>des</strong><br />

<strong>Evangeliums</strong> verantwortlich, und er ist ein herausragen<strong>des</strong><br />

Beispiel dafür, was es bedeutet, ein<br />

christlicher Leiter zu sein. Dennoch erreichte er<br />

26 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


all dies lediglich durch die einfache Verkündigung<br />

der anstößigsten Botschaft, die jemals die<br />

Ohren der Menschen erreicht hat.<br />

Paulus war ein außergewöhnlich begabter<br />

Mensch, besonders im Hinblick auf seinen Intellekt<br />

und Eifer. Trotzdem lehrte er selbst, dass<br />

die <strong>Kraft</strong> seines <strong>Die</strong>nstes nicht in seiner Begabung<br />

lag, sondern in der treuen Verkündigung<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>. In seinem ersten Brief an die<br />

Korinther schreibt Paulus sein großes Dementi:<br />

»Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen,<br />

sondern das Evangelium zu verkündigen, [und zwar]<br />

nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz <strong>des</strong> Christus<br />

entkräftet wird ... Während nämlich die Juden ein<br />

Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen,<br />

verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden<br />

ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die<br />

berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen<br />

wir] Christus, Gottes <strong>Kraft</strong> und Gottes Weisheit«<br />

(1.Kor. 1,17.22-24).<br />

Der Apostel Paulus war vor allem anderen ein<br />

Prediger. Wie zuvor Jeremia, sah er sich innerlich<br />

dazu gedrungen, zu predigen. Das Evangelium<br />

war wie ein brennen<strong>des</strong> Feuer, das in seinen<br />

Gebeinen eingeschlossen war, das er nicht aushalten<br />

konnte, ohne es zu bezeugen (Jer. 20,9).<br />

Den Korinthern verkündete er: »Ich habe geglaubt,<br />

darum habe ich geredet« (2.Kor. 4,13). Und: »Wehe mir,<br />

wenn ich das Evangelium nicht verkündigen würde!«<br />

(1.Kor. 9,16). Solch eine hohe Wertschätzung der<br />

Verkündigung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> kann man nicht<br />

vortäuschen, wenn sie nicht im Herzen <strong>des</strong> Predigers<br />

existiert, noch kann sie verborgen bleiben,<br />

wenn sie existiert.<br />

Allen Menschen gilt der Ruf Gottes, die Bürde<br />

der Botschaft <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> auf sich zu nehmen.<br />

Einige Träger <strong>des</strong>selben sind ernsthafter,<br />

während andere fröhlicher sind. Aber wenn sich<br />

das Gespräch dem Evangelium zuwendet, verändert<br />

sich das Angesicht eines Predigers, und<br />

es scheint uns, als würde plötzlich eine völlig<br />

andere Person vor uns stehen. <strong>Die</strong> Ewigkeit hat<br />

sein Gesicht angestrahlt, der Schleier ist weggenommen<br />

und die Herrlichkeit <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

leuchtet mit reiner Leidenschaft hervor.<br />

Ein solcher Mensch hat wenig Zeit für kuriose<br />

Geschichten, moralische Ratschläge oder für das<br />

bloße Mitteilen der Gedanken seines eigenen<br />

Herzens. Er ist gekommen, um zu predigen, und<br />

er muss predigen! Er kann nicht ruhen, bis die<br />

Menschen von Gott gehört haben. Wenn Abrahams<br />

Knecht nicht essen konnte, bis er die Sache<br />

seines Herrn verkündet hatte (1.Mo. 24,33), wie<br />

viel weniger kann der Prediger <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

ruhig dasitzen, solange er nicht den Schatz <strong>des</strong><br />

<strong>Evangeliums</strong>, der ihm anvertraut wurde, verkündet<br />

hat (Gal. 2,7; 1.Thess. 2,4; 1.Tim. 1,11; 6,20;<br />

2.Tim. 1,14; Tit. 1,3).<br />

Auch wenn wenige dem widersprechen würden,<br />

was wir bisher gesagt haben, hat es größtenteils<br />

den Anschein, dass solch ein leidenschaftliches<br />

Predigen aus der Mode gekommen ist. Viele<br />

würden es damit erklären, dass es eben heute<br />

an Feinheit und Eleganz mangelt, die notwendig<br />

sind, um in diesem modernen Zeitalter erfolgreich<br />

zu sein. Der postmoderne Mensch, der ein<br />

bisschen mehr »Demut« und Toleranz für andere<br />

Sichtweisen bevorzugt, betrachtet einen leidenschaftlichen<br />

Prediger, der offen und unverfroren<br />

die Wahrheit verkündet, geradezu als ein<br />

Hindernis. <strong>Die</strong> Meinung der Mehrheit ist, dass<br />

wir einfach die Art, wie wir predigen, ändern<br />

müssten, gerade <strong>des</strong>halb, weil das Evangelium<br />

der Welt als töricht erscheint.<br />

Solch eine Einstellung gegenüber dem Predigen<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> ist ein Beweis dafür, dass<br />

wir in der Christenheit unsere Orientierung verloren<br />

haben. Es ist Gott Selbst, der die »Torheit<br />

der Verkündigung« als Mittel verordnet hat, um<br />

der Welt die rettende Botschaft <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

zu bringen (1.Kor. 1,21). Das heißt nicht, dass das<br />

Predigen töricht, unlogisch oder absonderlich<br />

sein soll. <strong>Die</strong> Schrift ist jedoch der Maßstab für<br />

alles Predigen – und nicht die gegenwärtigen<br />

Ansichten einer gefallenen und verdorbenen<br />

Kultur, die weise in ihren eigenen Augen ist und<br />

empfindliche Ohren hat und lieber ihr Herz der<br />

Unterhaltung widmet, als dass sie das Wort <strong>des</strong><br />

Herrn hört (Röm. 1,22; 2.Tim. 4,3).<br />

voiceofhope.de | 27


Wohin der Apostel Paulus auch reiste, predigte<br />

er das Evangelium, und wir würden gut daran<br />

tun, seinem Beispiel zu folgen. Auch wenn das<br />

Evangelium durch viele Mittel verbreitet werden<br />

kann, gibt es doch kein Mittel, das so gottgewollt<br />

ist wie das Predigen. Daher würden jene, die<br />

ständig nach innovativen Mitteln suchen, um<br />

das Evangelium einer neuen Generation von Suchenden<br />

zu vermitteln, gut daran tun, wenn sie<br />

ihre Suche in der Heiligen Schrift beginnen und<br />

beenden würden. Jene, die Tausende von Umfragen<br />

verschicken und Unbekehrte danach fragen,<br />

was sie sich am meisten in einem Gottesdienst<br />

wünschen, sollten begreifen, dass zehntausend<br />

übereinstimmende Ansichten von fleischlichen<br />

Menschen nicht die Autorität über einen Buchstaben<br />

noch ein einziges Strichlein von Gottes<br />

Wort haben (Mt. 5,18). Wir müssen verstehen,<br />

dass es eine große Kluft von unüberbrückbaren<br />

Differenzen gibt zwischen dem, was Gott in der<br />

Heiligen Schrift angeordnet hat, und was sich<br />

unsere gegenwärtige Kultur wünscht.<br />

Es sollte uns nicht verwundern, dass fleischliche<br />

Christen Unterhaltung, Musik und Medien<br />

anstelle der Verkündigung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> und<br />

biblischer Auslegung wünschen. Solange Gott<br />

nicht das Herz eines Menschen erneuert hat,<br />

wird dieser Mensch auf das Evangelium in gleicher<br />

Weise reagieren wie die Dämonen in dem<br />

Gergesener auf den Herrn Jesus Christus: »Was<br />

haben wir mit Dir zu tun, …?« (Mt. 8,29). Der natürliche<br />

Mensch kann, getrennt von dem erneuernden<br />

Werk <strong>des</strong> Heiligen Geistes, kein wahres Interesse<br />

am Evangelium und keine Wertschätzung<br />

<strong>des</strong>selben haben; und dennoch geschieht dieses<br />

Wunder im Herzen eines Menschen durch die<br />

Verkündigung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>, welches er anfangs<br />

so verachtete.<br />

Deswegen müssen wir den Menschen genau<br />

diese Botschaft verkündigen, die sie nicht hören<br />

wollen, und der Geist muss Sein Werk tun!<br />

Ohne dieses kann ein Sünder genauso wenig<br />

Schönheit im Evangelium finden wie Säue an<br />

Perlen, oder wie ein Hund Ehrfurcht empfindet<br />

vor geheiligtem Fleisch oder wie ein Blinder<br />

einen Künstler wie Rembrandt schätzen kann<br />

(Mt. 7,6). Prediger dienen den Menschen nicht<br />

dadurch, dass sie ihnen genau das bieten, was<br />

ihre gefallenen Herzen wünschen, sondern indem<br />

sie ihnen wahre Speise vorlegen, bis sie<br />

es durch das übernatürliche Werk <strong>des</strong> Heiligen<br />

Geistes als solches anerkennen und schmecken<br />

und sehen, »wie freundlich der HERR ist« (Ps. 34,9;<br />

Jes. 55,1-2; Ps. 34,9).<br />

Bevor wir diese kurze Erörterung über die Verkündigung<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> abschließen, müssen<br />

wir noch eine letzte Sache ansprechen.<br />

Manche vertreten die Theorie, dass unsere gegenwärtige<br />

Kultur die Art von Predigt, die in<br />

den großen Erweckungen der Vergangenheit so<br />

wirksam war, nicht tolerieren könne. <strong>Die</strong> Predigt<br />

von Jonathan Edwards, George Whitefield,<br />

Charles Spurgeon und anderen gleichgesinnten<br />

Predigern würde heute verlacht, verhöhnt und<br />

verspottet werden. <strong>Die</strong>se Theorie scheint jedoch<br />

nicht zu berücksichtigen, dass die Menschen<br />

diese Prediger zu ihrer Zeit ebenfalls verlachten<br />

und verhöhnten! <strong>Die</strong> wahre Verkündigung <strong>des</strong><br />

<strong>Evangeliums</strong> wird immer für alle Kulturen eine<br />

Torheit sein. Jeder Versuch, diesen Anstoß zu beseitigen<br />

und das Predigen »zeitgemäß« zu machen,<br />

verringert die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>. Er<br />

vereitelt auch die Absicht, für die Gott das Predigen<br />

auswählte, nämlich als Mittel zur Erlösung<br />

von Menschen – damit die Hoffnung <strong>des</strong> Menschen<br />

nicht auf Raffinesse, Redegewandtheit<br />

und menschlicher Weisheit beruhe, sondern auf<br />

der <strong>Kraft</strong> Gottes (1.Kor. 1,27-30; 2,4-5).<br />

Wir leben in einer Kultur, die von der Sünde<br />

gebunden ist wie mit Ketten aus Eisen. Moralgeschichten,<br />

originelle Lebensweisheiten und<br />

Erfahrungen, die aus dem eigenen Herzen eines<br />

beliebten Predigers oder geistlichen Life-Coaches<br />

(Lebensberaters) mitgeteilt werden, haben<br />

keine wirkliche <strong>Kraft</strong> gegen solche Finsternis.<br />

Wir brauchen Prediger <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> Jesu<br />

Christi, welche die Heilige Schrift kennen und<br />

durch Gottes Gnade jeder Kultur mit dem Ruf<br />

entgegentreten können: »So spricht der Herr!«<br />

Entnommen aus dem Buch »<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> der <strong>Evangeliums</strong>botschaft«, 3L Verlag.


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um Dich mit Gottes<br />

Wort zu umgeben.<br />

C.H. Spurgeon<br />

<strong>Die</strong>ter<br />

Borchmann<br />

J.C. Ryle<br />

Joel R. Beeke<br />

John Bunyan<br />

John<br />

MacArthur<br />

Martyn<br />

Lloyd-Jones<br />

Nathanael<br />

Armisen<br />

Paul Washer<br />

Paul D. Tripp<br />

Peter Schild<br />

voiceofhope.de | 29<br />

Steven<br />

Lawson


WENN DER<br />

DIENST GUTE<br />

FRÜCHTE TRÄGT<br />

Persönliche Evangelisation<br />

Als Paulus von seiner zweiten Missionsreise<br />

nach Korinth zurückkehrte, war<br />

er hocherfreut zu erfahren, dass seine<br />

Arbeit unter den Thessalonichern gute Früchte<br />

getragen hatte. Das drückt er in 1. Thessalonicher<br />

3,8 wie folgt aus: »Denn nun leben wir, wenn ihr<br />

fest steht im Herrn!« Einer der Gründe für seinen<br />

Brief an sie war der Wunsch, ihnen seine Freude<br />

und sein Lob über ihre Standhaftigkeit im Herrn<br />

mitzuteilen.<br />

EINE VORBILDLICHE GEMEINDE<br />

Das Lob von Paulus für die Thessalonicher ist<br />

auch für heutige Christen, die seinen Brief lesen,<br />

ermutigend. Viele Christen stellen heute fest,<br />

dass sie <strong>des</strong> Zeugnisses der ersten Gläubigen<br />

leider entbehren. <strong>Die</strong> Heilige Schrift ermöglicht<br />

uns aber den Zugang zu ihren Erfahrungen, die<br />

für uns ein Vorbild sind, das uns auch heute noch<br />

lehren und ermutigen kann. Paulus’ Lob für die<br />

Christen in Thessalonich ist besonders wichtig,<br />

weil er diese Gemeinde als Vorbild für alle anderen<br />

ansieht. Paulus schätzte ihren Ruf so sehr,<br />

dass er gleichsam antworten konnte: Wir brauchen<br />

nichts darüber zu sagen, denn eure Taten<br />

sprechen für sich.<br />

Sie waren hingebungsvoll und treu<br />

Paulus hatte von dem Vorbild der Thessalonicher<br />

zuerst gehört, da sie das Evangelium<br />

verbreiteten: »Denn von euch aus ist das Wort<br />

<strong>des</strong> Herrn erklungen; nicht nur in Mazedonien und<br />

Achaja« (1.Thess. 1,8). Offenbar hatte Paulus diese<br />

wunderbare Nachricht erhalten, noch bevor<br />

Timotheus mit seinem Bericht aus Thessalonich<br />

zurückgekehrt war. Er schreibt: »Überall<br />

ist euer Glaube an Gott bekannt geworden.« Mit anderen<br />

Worten: Von überall her hörte man von<br />

dem Ruf dieser Gemeinde, da sie das Evangelium<br />

verbreitet und weitergegeben haben. Das<br />

bedeutet, dass ihr Zeugnis von der Person und<br />

dem Werk Christi in der ganzen damaligen<br />

Welt verkündet wurde. Der Apostel vergleicht<br />

ihre Verkündigung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> mit dem<br />

Schall einer Trompete, der die Aufmerksamkeit<br />

der Menschen erregt. Nachdem die Christen in<br />

Thessalonich das Evangelium empfangen hatten,<br />

dachten sie nicht daran, es für sich zu behalten,<br />

sondern machten es durch Wort und Leben<br />

anderen Menschen bekannt.<br />

30 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


Sie glaubten dem Wort<br />

und lebten danach<br />

Gottes Absicht ist es, dass sich das Evangelium<br />

auf diese Weise durch jede Gemeinde und jeden<br />

Christen ausbreitet. Wir können eine Gemeinde,<br />

die das Evangelium verbreitet, mit einem Telekommunikationssatelliten<br />

vergleichen, der zuerst<br />

die Botschaft empfängt und dann aussendet. Das<br />

ist Gottes einfachster Plan für Evangelisation, und<br />

jede Gemeinde muss ihren Teil dazu beitragen.<br />

Wir sollten beachten, dass die Thessalonicher<br />

nicht irgendein Zeugnis gaben. Es war »das Wort<br />

<strong>des</strong> Herrn«, das sie empfingen und weitergaben.<br />

Es war der Glaube an das Wort Gottes, der sie<br />

zu ihrem Zeugnis befähigte. Auch wir müssen<br />

vom göttlichen Wesen der Heiligen Schrift völlig<br />

überzeugt sein, wenn wir eine ähnliche Wirkung<br />

erzielen wollen.<br />

Als sich die Kunde von den Christen in Thessalonich<br />

in Griechenland und darüber hinaus verbreitete,<br />

sprach man nicht nur von der Botschaft,<br />

die Gott ihnen offenbart hatte, sondern auch von<br />

ihrem Glauben an diese Botschaft. Paulus sagt,<br />

dass das Evangelium von ihnen ausgegangen sei:<br />

Ȇberall ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, sodass<br />

wir es nicht nötig haben, davon zu reden«.<br />

<strong>Die</strong>ser Ruf zum Glauben an Jesus Christus<br />

begann wahrscheinlich zu Hause. Manche Ehemänner<br />

wunderten sich über das neue Verhalten<br />

ihrer Frauen, die sich zu Christus bekehrt hatten.<br />

Freunde und Nachbarn berichteten von den<br />

neuen Prioritäten derer, die an das Evangelium<br />

glaubten. <strong>Die</strong> Veränderung war bei vielen so tiefgreifend,<br />

dass sich die Nachricht von einem großen<br />

Ereignis in Thessalonich verbreitete.<br />

Besonders als die ersten Christen inmitten<br />

der Verfolgung ihren Glauben nicht aufgaben,<br />

sondern mit unerschütterlicher Hoffnung und<br />

der Freude <strong>des</strong> Heiligen Geistes auf die Bedrängnisse<br />

reagierten, wurden immer mehr Menschen<br />

auf diese Gläubigen aufmerksam.<br />

Mit solch einem Glaubenszeugnis und der<br />

<strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>, das sie verkündigten,<br />

können alle Christen das Wort <strong>des</strong> Herrn glaubwürdig<br />

und überzeugend bekunden.<br />

Verkündige treu die Wahrheit<br />

<strong>Die</strong>ser wichtige Punkt, der den Ruf der Thessalonicher<br />

kennzeichnet, führt uns zu der Frage, ob<br />

man Ähnliches auch von uns sagen könnte. Jede<br />

Gemeinde und jeder Prediger sollten nach einem<br />

Ruf streben: nicht nach einem Ruf, dass sie in der<br />

Gemeinde Unterhaltung darbieten, rhetorisch gewandt<br />

predigen oder einen großen Bekanntheitsgrad<br />

durch soziale Medien haben, sondern nach<br />

einem Ruf, von der Welt abgesondert zu leben und<br />

die göttliche Wahrheit treu zu verkündigen.<br />

Wahre Christen sind der Welt so unähnlich,<br />

aber dem Herrn Jesus Christus so ähnlich, dass<br />

diese Veränderung schon ein großes Zeugnis in<br />

der Welt ist. Auf diese Weise hat die Verkündigung<br />

<strong>des</strong> Wortes eine umso gewaltigere Wirkung!<br />

Als Paulus in Thessalonich aus der Heiligen<br />

Schrift predigte, bekehrten sich viele von denen,<br />

die seine Botschaft hörten, zu dem Herrn Jesus<br />

Christus. In Vers 9 wird klar und deutlich gesagt,<br />

was diese Bekehrung mit sich brachte: »… wie ihr<br />

euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen<br />

und wahren Gott zu dienen«. Seit dem Zeitalter<br />

der Apostel bezeugt die Missionsgeschichte,<br />

dass völlige Abkehr vom Götzendienst und<br />

klare Hinwendung zum lebendigen und wahren<br />

Gott notwendig sind, wenn man Ihm dienen will.<br />

Sei ein hingebungsvoller Zeuge<br />

Mögen unsere Gemeinden einen solchen Ruf<br />

bekommen, wie die Thessalonicher ihn hatten!<br />

Es wäre eine besonders große Ehre, die Art von<br />

Lob zu erhalten, die diese Gemeinde von keinem<br />

Geringeren als dem Apostel Paulus erhalten hat.<br />

Aber wir warten auf das Kommen Dessen, der<br />

unendlich höher steht als die besten menschlichen<br />

<strong>Die</strong>ner, und der uns auffordern wird, Ihm<br />

gegenüber Rechenschaft über unseren <strong>Die</strong>nst<br />

abzulegen.<br />

Wenn wir an Missionsarbeit denken, stellen wir<br />

uns manchmal Missionare mit großen Erfolgen<br />

bezüglich vieler Bekehrungen vor. In Wirklichkeit<br />

handelt es sich aber meist um eine<br />

Eins-zu-eins-Evangelisation.<br />

voiceofhope.de | 31


Unser Herr Jesus hat Menschenmengen gelehrt,<br />

aber Er hat sich 12 Jünger erwählt, in die Er<br />

investiert hat und denen Er in besonderer Weise<br />

gedient hat. Er tat dies, damit auch sie das Evangelium<br />

verkündigen und anderen Menschen in<br />

besonderer Weise dienen konnten. Dazu waren<br />

sie berufen, und auf diese Weise stellten sie die<br />

ganze damals bekannte Welt auf den Kopf.<br />

Nur ein kleiner Teil der Gemeinde Christi ist<br />

zum Predigen berufen; aber es sind ausnahmslos<br />

alle dazu berufen, Zeugen für Christus zu<br />

sein. <strong>Die</strong> persönliche Evangelisation – das Pflegen<br />

einer Beziehung, wie beispielsweise Paulus<br />

und Timotheus sie hatten, wobei der Schüler<br />

den Lehrer beobachten kann, wie er lebt, arbeitet<br />

und dient, seine Zeit gestaltet und Umgang<br />

mit Menschen hat – ist wahrscheinlich die Art<br />

von Evangelisation, die sowohl damals bei den<br />

Thessalonichern als auch in unserer Zeit die<br />

größten Auswirkungen hat. Denken wir da an<br />

die Beziehung zwischen Vater und Sohn, Mutter<br />

und Tochter, Sonntagsschullehrer und einem bestimmten<br />

Schüler (wenn der Schüler sich an die<br />

Fersen <strong>des</strong> Lehrers heftet oder der Lehrer sich<br />

eines Schülers in besonderer Weise annimmt),<br />

zwischen Brüdern, Freunden, etc. – bei all diesen<br />

Beziehungen finden wir eine Gemeinsamkeit:<br />

Es wird viel Zeit miteinander verbracht, man<br />

hat Teil an Wort und Leben seines Lehrers, hört<br />

seine Lehre und beobachtet, wie dieser seinen<br />

Glauben auslebt.<br />

AUS AFGHANISTAN UND<br />

KASACHSTAN<br />

So ist es auch bei unseren Geschwistern Omar *<br />

und Sarah * aus Kasachstan, die im vollzeitigen<br />

Missionsdienst stehen.<br />

Gemeinsam mit ihren Kindern lebten sie 7<br />

Jahre lang als Missionare in Afghanistan, bauten<br />

Kontakte zu den Einwohnern dort auf und<br />

verkündigten ihnen das Evangelium. Der Herr<br />

gebrauchte ihre Verkündigung, um Menschen zu<br />

erretten, sodass kleine Gemeinden entstanden.<br />

Das alles klingt sehr einfach, doch es vergingen<br />

bei den meisten, die zum Glauben kamen, Jahre,<br />

bis Frucht zu sehen war und man erkennen<br />

konnte: Hier hat Gott Sein Werk gehabt. Hier hat<br />

Er neues Leben geschenkt.<br />

Als eine andere Missionarsfamilie (bis auf die<br />

Mutter) gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde,<br />

geriet auch Omars Familie mehr und mehr in<br />

Gefahr. Da bereits einheimische Brüder in der<br />

Missionsarbeit mitwirkten und mit Omars Begleitung<br />

Hausgemeinden leiteten, entschieden<br />

er und Sarah, mit ihren Kindern Afghanistan zu<br />

verlassen und die Geschwister und Gemeinden<br />

vom Ausland her weiter zu betreuen. Sie stehen<br />

seitdem telefonisch und per E-Mail mit den Geschwistern<br />

dort in Kontakt; bis zum Sommer 2021<br />

ist Omar noch regelmäßig dorthin gereist, um die<br />

Geschwister zuzurüsten und zu ermutigen.<br />

Es ist überwältigend, dort zu beobachten, dass<br />

Gottes Macht keine Grenzen kennt. Trotz der seit<br />

August 2021 verschärften Lage im Land sind in<br />

den vergangenen zwei Jahren 32 Menschen zum<br />

rettenden Glauben an den Herrn Jesus Christus<br />

gekommen, von denen unsere Geschwister vor<br />

Ort wissen.<br />

Menschen für Christus gewinnen<br />

Omar und Sarah sind zwar nicht mehr im Land,<br />

aber ihr Herz brennt für Afghanistan und das afghanische<br />

Volk. So hat Sarah begonnen, Afghaninnen,<br />

die in Kasachstan leben, evangelistisch<br />

zu dienen.<br />

Einige dieser Afghaninnen sind zum Studium<br />

in Kasachstan. Sarah lud diese jungen Frauen zu<br />

sich nach Hause ein und bewirtete sie freundlich.<br />

Während<strong>des</strong>sen erzählte sie ihnen die Geschichte<br />

von Ruth. Ihre Gäste waren überrascht,<br />

dass es sich dabei um die Urgroßmutter von König<br />

David handelte, den sie als einen Propheten<br />

anerkennen. Das war nur der Beginn. Es gab<br />

bisher nur ein paar solcher Zusammenkünfte.<br />

Es bedarf eines allmählichen Kontaktaufbaus,<br />

um ihnen nach und nach von Jesus Christus,<br />

dem Sohn Gottes und Retter der Sünder zu erzählen.<br />

32 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


<strong>Die</strong> Freundschaft zu einer weiteren Frau begann<br />

für Sarah mit einer schweren Zeit. Sie war im<br />

letzten halben Jahr sehr krank und musste aufgrund<br />

ihres schlechten Zustands zur Behandlung<br />

in eine Klinik. Dort lernte sie Ellaha kennen.<br />

Sarah bezeugte offen vor den anderen ihren<br />

*1<br />

Glauben, was Ellahas Interesse erregte. Damit<br />

sie von niemandem beobachtet oder gehört werden<br />

konnten, lud sie Sarah in ihr Zimmer ein,<br />

um mehr zu erfahren. Sarah bezeugte Ellaha<br />

noch einmal persönlich den Herrn Jesus Christus<br />

und machte ihr deutlich, dass Er Gottes Sohn<br />

ist. Sie erzählte ihr, dass Gott heilig ist und alle<br />

Menschen wegen ihrer Sünde unter Seinem Zorn<br />

stehen. Ellaha war eine sehr konsequente Muslimin,<br />

die sich streng an die Gebetszeiten hielt.<br />

So machte Sarah ihr deutlich, dass der Glaube<br />

an Christus keine Religion ist, wie der Islam, der<br />

Buddhismus und andere Religionen, die letztlich<br />

doch nicht retten können, sondern, dass es hierbei<br />

um ein reales Leben mit Gott geht, das ewig<br />

währt und von Ihm geschenkt werden muss. Keine<br />

guten Taten noch irgendetwas anderes, was<br />

vom Menschen vollzogen wird, kann ihn vom<br />

Zorn Gottes befreien und ihm Annahme bei Ihm<br />

verschaffen. Doch Sein Sohn wurde Mensch und<br />

konnte <strong>des</strong>halb den Platz der Sünder einnehmen,<br />

* Name geändert<br />

die die ewige Strafe verdient hatten. Er wurde<br />

anstelle Seines Volkes bestraft. Um errettet werden<br />

zu können, müsse sie erkennen, dass sie eine<br />

Sünderin ist, Buße tun und an Jesus Christus als<br />

ihren Gott und Erlöser glauben.<br />

Ellaha bat Sarah, ihr mehr über den Gott der<br />

Bibel und über das Evangelium zu erzählen und<br />

ihr zu erklären, wie man beten sollte. Sie verbrachten<br />

viel Zeit miteinander, die Sarah nutzte,<br />

um Ellaha biblische Lehren mitzugeben und<br />

einige Fakten, die sie ihr bereits mitgeteilt hatte,<br />

zu vertiefen.<br />

<strong>Die</strong> Behandlung ist sowohl bei Sarah als auch<br />

bei Ellaha abgeschlossen. Ellaha ist wieder in ihr<br />

Heimatland zu ihrer Familie gereist, ist aber mit<br />

Sarah in Kontakt geblieben.<br />

Sarah schreibt: »Wenn meine Krankheit notwendig<br />

war, damit ich Ellaha treffen konnte, und<br />

Gott diese Zeit nutzte, um eine Seele zu retten,<br />

dann ist das eine große Freude.«<br />

Zu dieser Art von Evangelisation und Jüngerschaft<br />

sind alle Christen berufen – ohne Ausnahme. Es<br />

ist unsere Aufgabe, Gastfreundschaft im biblischen<br />

Sinne auszuüben, d. h. Menschen einzuladen,<br />

um ihnen zu dienen, vorrangig um ihnen das<br />

Evangelium mitzuteilen. Wir sollen Menschen für<br />

Christus gewinnen und – wie die Jünger damals<br />

– unsere ganze Umgebung mithilfe <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

auf den Kopf stellen.<br />

GEBETSANLIEGEN<br />

DANKE DEM HERRN, …<br />

… dass Seine Macht keine Grenzen<br />

kennt und Seine Gnade sich in<br />

Afghanistan durch die Errettung von<br />

Sündern und durch die Bewahrung<br />

der Gläubigen zeigt.<br />

… dass Er Sarah Frauen in den Weg<br />

gestellt hat, denen sie dienen und<br />

das Evangelium verkündigen darf.<br />

… dass Er mächtig wirkt.<br />

BITTE IHN …<br />

… um Trost und Mut für die verfolgten Christen<br />

in Afghanistan.<br />

… um Erweckung in Kasachstan.<br />

… dass der Herr den afghanischen Studentinnen und<br />

allen weiteren Menschen, denen Omar und Sarah zurzeit<br />

das Evangelium mitteilen, das Herz öffnet.<br />

… um vollständige Genesung für Sarah und Ellaha.<br />

voiceofhope.de | 33<br />

… dass Er Ellaha völlig zubereitet, festigt, stärkt und gründet.


John MacArthur<br />

Musik<br />

IN DER<br />

GEMEINDE<br />

Vor Kurzem arbeitete ich an einer<br />

Buchreihe über die schönsten Choräle<br />

<strong>des</strong> christlichen Glaubens mit. Meine<br />

Aufgabe bei dem Projekt bestand darin, von jedem<br />

ausgewählten Lied eine Zusammenfassung<br />

<strong>des</strong> Lehrinhalts zu schreiben. Es war eine faszinierende<br />

und aufschlussreiche Aufgabe, die<br />

mich veranlasste, mich tiefer als je zuvor in das<br />

reiche Erbe christlicher Choräle zu versenken.<br />

Während ich die Geschichte dieser Lieder<br />

recherchierte, wurde mir erneut bewusst, dass<br />

sich gegen Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts ein tiefer<br />

Wandel in der Gemeindemusik vollzogen hat.<br />

Es wurden praktisch überhaupt keine Loblieder<br />

mehr geschrieben. Sie wurden durch »<strong>Evangeliums</strong>lieder«<br />

ersetzt – Lieder mit generell leichterem<br />

Lehrinhalt, mit kurzen Strophen, denen<br />

ein Refrain, ein Kehrreim oder ein gemeinsamer<br />

Schlussvers folgte, der nach jeder Strophe<br />

wiederholt wurde. <strong>Evangeliums</strong>lieder waren in<br />

der Regel evangelistischer als Loblieder. Der wesentliche<br />

Unterschied lag darin, dass die meisten<br />

<strong>Evangeliums</strong>lieder Ausdruck persönlicher<br />

Erfahrungen waren und sich an eine Zuhörerschaft<br />

von Menschen richteten; die meisten der<br />

klassischen Choräle hingegen waren Loblieder,<br />

die sich direkt an Gott richteten. […]<br />

Im späten 20. Jahrhundert machten <strong>Evangeliums</strong>lieder<br />

einer neuen Form Platz – dem Lobpreislied.<br />

Lobpreislieder sind eingängige Verse,<br />

begleitet von griffiger Musik, im Allgemeinen<br />

kürzer als die <strong>Evangeliums</strong>lieder und mit weniger<br />

Strophen versehen.<br />

Lobpreislieder sind – wie Choräle – Loblieder,<br />

die sich direkt an Gott richten. Mit dieser<br />

erneuten, erst kurz zurückliegenden Veränderung<br />

kehrte man zu reiner Anbetung als Hauptschwerpunkt<br />

und eigentlichem Grund <strong>des</strong> Gemeindegesangs<br />

zurück; es ging dabei also nicht<br />

mehr so sehr um Zeugnis und Evangelisation.<br />

Im Gegensatz zu Chorälen haben Lobpreislieder<br />

aber normalerweise keinen Lehrzweck.<br />

Sie sollen als schlichter, persönlicher Ausdruck<br />

der Anbetung gesungen werden, während Choräle<br />

meist gemeinsamer Ausdruck der Anbetung<br />

34 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


sind und Betonung auf eine Lehrwahrheit legen.<br />

1 […]<br />

(Natürlich sind das keine absoluten Definitionen.<br />

Manche Lobpreislieder enthalten in der<br />

Tat Lehranweisungen, und manche Choräle sind<br />

als wunderbarer persönlicher Ausdruck eines<br />

schlichten Lobes gedacht. 2 )<br />

PSALMEN, LOBLIEDER UND<br />

GEISTLICHE LIEDER<br />

Das biblische Rezept für christliche Musik finden<br />

wir in Kolosser 3,16: »Das Wort <strong>des</strong> Christus wohne<br />

reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch<br />

gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen<br />

Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade!« (ELB).<br />

Das verlangt eindeutig eine gewisse Bandbreite<br />

an musikalischen Formen – »Psalmen,<br />

Loblieder und geistliche Lieder«. Bezüglich<br />

der Bedeutung dieser Begriffe schreibt Charles<br />

Hodge: »<strong>Die</strong> damalige Verwendung der Worte<br />

psalmos, hymnos, ode scheint genauso gewesen zu<br />

sein, wie die von uns benutzten entsprechenden<br />

Begriffe Psalm, Choral, Loblied. Ein Psalm war<br />

ein Choral und ein Choral ein Loblied. Trotzdem<br />

gab es dabei Unterschiede.« 3<br />

Ein Psalm bezeichnete ein heiliges Lied mit<br />

Begleitung durch Musikinstrumente. (Psalmos<br />

leitet sich von einem Wort ab, welches das Zupfen<br />

von Saiten mit den Fingern bezeichnet.) Das<br />

Wort bezeichnete sowohl die Psalmen <strong>des</strong> Alten<br />

Testaments als auch die christlichen Lieder <strong>des</strong><br />

Neuen Testaments (1.Kor. 14,26). »Hymnos« bezeichnete<br />

ein Lied <strong>des</strong> Gotteslobes, ein geistliches<br />

Loblied. »Ode« dagegen konnte sowohl sakrale<br />

als auch säkulare Musik beinhalten. Deshalb<br />

stellt der Apostel hier klar: Es geht um »geistliche«<br />

Lieder – Lieder über geistliche Dinge.<br />

1 In dem bekannten Choral »Holy, Holy, Holy« (Heilig, heilig, heilig)<br />

werden zum Beispiel die Eigenschaften Gottes aufgezählt,<br />

wobei insbesondere die Lehre der Dreieinigkeit betont wird.<br />

2 »Du großer Gott« wäre ein gutes Beispiel hierfür.<br />

3 Charles Hodge »Ephesians«, Banner of Truth<br />

Genaue Unterscheidungen zwischen diesen<br />

Begriffen sind etwas unklar, und wie Hodge sagt,<br />

spiegelt sich diese Unklarheit sogar in unserem<br />

heutigen Gebrauch dieser Worte wider. Doch es<br />

ist nicht von essenzieller Wichtigkeit, die tatsächlichen<br />

Formen der »Psalmen, Loblieder und<br />

geistlichen Lieder« der ersten Gemeinde zu definieren<br />

oder zwischen diesen Worten exakt zu<br />

unterscheiden.<br />

<strong>Die</strong> übergeordnete Bedeutung <strong>des</strong> Ausdrucks<br />

»Psalmen, Loblieder und geistliche Lieder«<br />

scheint folgende zu sein: Paulus forderte<br />

eine Vielfalt an musikalischen Formen und eine<br />

Bandbreite von geistlichen Ausdrucksweisen,<br />

die nicht in einer einzigen, alleinigen musikalischen<br />

Form verkörpert werden kann. <strong>Die</strong> strenge<br />

Sicht, man dürfe nur Psalmen singen (die in einigen<br />

reformierten Kreisen heute beliebt ist), lässt<br />

diese Bandbreite absolut nicht zu. <strong>Die</strong> Ansichten<br />

fundamentalistischer Traditionalisten, die die<br />

Bandbreite der Gemeindemusik offenbar auf<br />

die Form der <strong>Evangeliums</strong>lieder <strong>des</strong> frühen 20.<br />

Jahrhunderts beschränken wollen, würde die von<br />

Paulus geforderte Vielfalt ebenfalls ersticken.<br />

Noch wichtiger: <strong>Die</strong> vorherrschende Stimmung<br />

in modernen Freikirchen, deren Glieder nach einem<br />

monotonen Speisezettel mit nichts als einfachen<br />

Lobpreisliedern leben wollen, zerstört<br />

ebenfalls die von Paulus dargelegte Bandbreite.<br />

Ich glaube, die Gemeinschaft der evangelikalen<br />

Freikirchen irrte vor hundert Jahren, als<br />

man es zugunsten von <strong>Evangeliums</strong>liedern fast<br />

vollständig aufgab, Choräle zu verfassen. Der<br />

Irrtum lag nicht im freudigen Akzeptieren einer<br />

neuen Form. Noch einmal: <strong>Die</strong> Form <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>lie<strong>des</strong><br />

hatte einen rechtmäßigen Platz in<br />

der Gemeindemusik. Doch der Irrtum lag darin,<br />

das reichhaltige Erbe der Choräle wegzuwerfen<br />

– und damit auch den Lehrreichtum der geistlichen<br />

Musik, die so vielen Generationen zur Erbauung<br />

und Nahrung gedient hatte.<br />

Und ich bin davon überzeugt, dass christliche<br />

Liederdichter heute einen ähnlichen Fehler<br />

begehen, indem sie es nicht schaffen, Loblieder<br />

mit Substanz zu schreiben, während sie die alten<br />

voiceofhope.de | 35


Choräle aus dem Repertoire der Gemeindemusik<br />

auslöschen und durch eingängige Chorusse<br />

und Lieder, die wie Popsongs klingen, ersetzen.<br />

EINANDER LEHREN<br />

UND ERMAHNEN<br />

<strong>Die</strong> Schreiber von zeitgenössischer Musik vergessen<br />

nur allzu oft die von der Bibel angeordnete<br />

belehrende Rolle, die Musik in der Gemeinde<br />

haben sollte. Uns wird befohlen, »mit Psalmen,<br />

Lobliedern und geistlichen Liedern« einander zu lehren<br />

und zu ermahnen. Nur wenige moderne Lobpreislieder<br />

lehren oder ermahnen. Statt<strong>des</strong>sen<br />

sind die meisten allein dazu geschaffen worden,<br />

um die Gefühle zu erregen. <strong>Die</strong>se Lieder werden<br />

allzu oft wie ein mystisches Mantra gesungen –<br />

mit der bewussten Absicht, den Verstand in die<br />

Passivität zu drängen, während der Anbetende<br />

so viel Emotion wie irgend möglich aufbringt. Zu<br />

genau diesem Zweck sind in viele Lobpreislieder<br />

willentlich Wiederholungen eingebaut worden.<br />

Das Vineyard-Muster der Anbetung wurde<br />

praktisch auf diesem Prinzip aufgebaut. Und<br />

weltweit haben Gemeinden dieses Modell übernommen.<br />

Man beachte diese Beschreibung eines<br />

typischen modernen Anbetungsgottesdienstes:<br />

<strong>Die</strong> Musik ... ist allein auf Lobpreislieder beschränkt<br />

– mit Texten, die eher per Beamer gezeigt als aus Büchern<br />

gesungen werden, damit der Gottesdienstbesucher<br />

absolute Freiheit hat, körperlich zu reagieren ...<br />

<strong>Die</strong> Musik beginnt langsam und leise und steigert<br />

sich nach und nach – langsam, aber stetig – in einem<br />

45-minütigen Crescendo. Während dieser 45 Minuten<br />

steigert sich die emotionale Macht der Musik in<br />

fast nicht wahrnehmbaren Stufen von einer weichen,<br />

sanften zu einer mächtigen, treibenden Intensität.<br />

Am Anfang sitzen alle. Wenn dann das Gefühl der<br />

Leidenschaft wächst, reagieren die Menschen fast<br />

wie auf Kommando, indem sie zunächst die Hände<br />

heben, dann aufstehen, usw.<br />

<strong>Die</strong> Musik ist vorsichtig und mit voller Absicht<br />

zu diesem intensiven emotionalen Gipfel geführt<br />

worden. Man spürt, dass dies der einzige Sinn <strong>des</strong><br />

gemeinsamen Singens ist: die Emotionen zu einer<br />

weißglühenden Leidenschaft zu steigern. Je intensiver<br />

das Gefühl ist, <strong>des</strong>to mehr Menschen sind davon<br />

überzeugt, dass sie wahrhaft »angebetet« hätten.<br />

Und doch liegt in alledem keine besondere Betonung<br />

auf dem Inhalt der Lieder. Wir singen davon, Gottes<br />

Gegenwart unter uns zu »spüren«, gera<strong>des</strong>o, als seien<br />

gesteigerte Emotionen der Gradmesser für Gottes<br />

Gegenwart und <strong>Kraft</strong>. Manche Lieder sagen dem<br />

Herrn, Er sei groß und lobenswert, aber kein Lied<br />

gibt wirklich jemals einen Grund dafür an. Egal:<br />

Das Ziel ist eindeutig, unsere Emotionen zu erregen,<br />

und nicht, unseren Verstand auf einen bestimmten<br />

Aspekt der Größe Gottes auszurichten. Tatsächlich<br />

warnt uns der Prediger später in seiner Botschaft<br />

auch noch davor, uns bei unserer Beschäftigung mit<br />

Gott mehr auf unseren Kopf als auf unser Gefühl zu<br />

verlassen.<br />

Mit anderen Worten: <strong>Die</strong> »Anbetung« ist hier willentlich<br />

und mit voller Absicht anti-intellektuell.<br />

Während in keinem der gesungenen Lobpreislieder<br />

ein offener, eindeutiger Irrtum vorliegt, hat auch<br />

keines einen substanziellen Inhalt. Sie sind geschrieben<br />

worden, um als Transportmittel der Emotionen<br />

zu dienen, weil Emotionen – absichtlich abgetrennt<br />

vom Verstand – das ist, was »Anbetung« nach dieser<br />

Vorstellung definiert. 4<br />

Natürlich geht nicht jede zeitgenössische Anbetungsmusik<br />

in der Gemeinde so weit, aber die beliebtesten<br />

Trends weisen deutlich in diese Richtung.<br />

Alles, was zu verstan<strong>des</strong>mäßig aussieht,<br />

wirkt automatisch verdächtig, wird für »nicht<br />

anbetungsvoll genug« gehalten, weil die vorherrschende<br />

Vorstellung von Anbetung dem Verstand<br />

einfach nur wenig oder gar keinen Platz ein-<br />

4 Den unveröffentlichten Notizen eines Freun<strong>des</strong> entnommen,<br />

der Gemeindewachstum und Anbetungsstile in einigen Gemeinden<br />

untersucht hat.<br />

36 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


äumt. Aus diesem Grund werden im typischen<br />

Gemeindegottesdienst Predigten gekürzt und<br />

vereinfacht, und so bleibt mehr Raum für Musik.<br />

<strong>Die</strong> Predigt, die einst das Zentrum <strong>des</strong> Gottesdienstes<br />

war, wird nun als etwas von der Anbetung<br />

Abgetrenntes betrachtet, als etwas, was in<br />

die »Lobpreis-und-Anbetungs-Zeit« eindringen<br />

könnte, in der der Schwerpunkt auf Musik, Zeugnis<br />

und Gebet liegt – aber doch hauptsächlich<br />

auf der Musik, und zwar auf einer Musik, deren<br />

Hauptabsicht es ist, die Emotionen zu erregen.<br />

Aber wenn die richtige Funktion von nach der<br />

Bibel ausgerichteter Musik »Lehre und Ermahnung«<br />

beinhaltet, dann sollte Musik in der Gemeinde<br />

viel mehr sein als ein emotionales Aufputschmittel.<br />

Tatsächlich heißt das, dass Musik<br />

und Predigt dasselbe Ziel haben sollten. Beide<br />

tragen zu Recht zur Verkündigung <strong>des</strong> Wortes<br />

Gottes bei. <strong>Die</strong> Predigt gilt zu Recht als Aspekt<br />

unserer Anbetung. Und umgekehrt wird Musik<br />

zu Recht als Aspekt <strong>des</strong> <strong>Die</strong>nstes am Wort betrachtet,<br />

genauso wie die Predigt. Daher sollte<br />

der Liederdichter die Schrift genauso gut kennen<br />

und genauso um theologische Genauigkeit<br />

besorgt sein wie der Prediger. <strong>Die</strong>s gilt vor allem<br />

<strong>des</strong>halb, weil man die von ihm geschriebenen<br />

Lieder mit hoher Wahrscheinlichkeit immer<br />

wieder singen wird (im Gegensatz zu einer Predigt,<br />

die man in der Regel nur einmal hört).<br />

Ich fürchte, diese Perspektive ist beim durchschnittlichen<br />

Gemeindemusiker unserer Tage<br />

komplett verlorengegangen. Leonard Payton hat<br />

beobachtet:<br />

<strong>Die</strong> Sache ist inzwischen so extrem, dass jeder, der<br />

ein halbes Dutzend Akkorde auf der Gitarre spielen<br />

und nach einem Null-acht-fünfzehn-Muster Reime<br />

schmieden kann, für qualifiziert genug gehalten<br />

wird, diesen Teil <strong>des</strong> <strong>Die</strong>nstes am Wort auszuüben,<br />

ohne dass man sich weiter mit seiner Bibelkenntnis<br />

und -ausrichtung befasst. 5<br />

Payton weist darauf hin, dass die führenden Musiker<br />

<strong>des</strong> Alten Testaments (Heman, Asaph und<br />

Etan, 1.Chr. 15,19) alle levitische Priester waren,<br />

Männer, die ihr Leben dem <strong>Die</strong>nst <strong>des</strong> Herrn geweiht<br />

hatten (V. 17); sie waren in der Schrift ausgebildet<br />

und fähig, sich mit dem Wort Gottes zu<br />

befassen. Ihre Namen tauchen als Autoren einiger<br />

der inspirierten Psalmen auf (Ps. 73-83; 88;<br />

89). Payton schreibt:<br />

Es war Asaph, der donnernd bezeugte, dass das<br />

Vieh auf tausend Bergen Gott gehört (Ps. 50,10).<br />

Wenn ein moderner Gemeindemusiker einen Text<br />

wie Psalm 50 schriebe, könnte er ihn wahrscheinlich<br />

nicht in der zeitgenössischen christlichen Musikindustrie<br />

veröffentlichen lassen und wäre möglicherweise<br />

auf dem besten Weg, aus seiner Gemeinde<br />

hinausgeworfen zu werden. Der Psalm Hemans<br />

(Ps. 88) ist unbestreitbar der düsterste aller Psalmen.<br />

All dies läuft auf Folgen<strong>des</strong> hinaus: Levitische<br />

Musiker schrieben Psalmen, und diese Psalmen<br />

waren nicht den gnostischen, emotionalen Ansprüchen<br />

der evangelikalen Gemeindemusik unserer<br />

Zeit verpflichtet. 6<br />

In 1. Könige 5,11 lesen wir über Salomo: »Ja, er<br />

war weiser als alle Menschen, auch weiser als Etan, der<br />

Esrachiter, und Heman.« Payton beleuchtet die Bedeutung<br />

dieser Aussage:<br />

Hätte Salomo nicht auch noch im Lande gelebt, wären<br />

zwei Musiker die weisesten Männer gewesen.<br />

Kurz: Musiker waren Lehrer höchsten Ranges. Das<br />

führt mich zu der Vermutung, dass levitische Musiker,<br />

die über das ganze Land verteilt waren, als Israels<br />

Lehrer dienten. Außerdem waren die Psalmen<br />

ihr Lehrbuch. Und weil dieses Lehrbuch ein Liederbuch<br />

war, kann es durchaus sein, dass die levitischen<br />

Musiker das Volk Israel durch das Singen der Psalmen<br />

in Glaubensdingen unterrichteten. 7<br />

5 Leonard R. Payton, »Congregational Singing and the Ministry<br />

of the Word«<br />

6 Ebd.<br />

7 Ebd.<br />

voiceofhope.de | 37


Ob uns das nun gefällt oder nicht: <strong>Die</strong> heutigen<br />

Liedermacher sind ebenfalls Lehrer. Viele<br />

der von ihnen geschriebenen Texte werden bald<br />

viel tiefer und dauerhafter im Gedächtnis vieler<br />

Christen eingegraben sein als alles, was sie ihre<br />

Pastoren von der Kanzel lehren hören. Doch<br />

wie viele christliche Liedermacher wissen in der<br />

Theologie und der Schrift gut genug Bescheid,<br />

um sich für eine so lebensnotwendige Rolle wie<br />

das Unterrichten unserer Gemeinden zu qualifizieren?<br />

<strong>Die</strong> Antwort auf diese Frage finden wir, wenn<br />

wir die geradezu bettelarme Ausdrucksweise betrachten,<br />

die in vielen der heutigen Lobpreislieder<br />

zu finden ist – vor allem, wenn man sie mit<br />

der Ausdrucksweise in einigen der klassischen<br />

Choräle vergleicht. Obwohl dies nicht in jedem<br />

Fall zutrifft, sind die für moderne Lobpreislieder<br />

charakteristischen theologischen Aussagen<br />

nicht so tiefgehend und nicht so präzise. Tatsächlich<br />

könnte bei einigen Liedern die Frage<br />

angemessen sein, ob sich die heutige Gemeinde<br />

nicht kollektiv schuldig gemacht hat, Gott mit<br />

ihrem halbherzigen Lob zu entehren.<br />

Mir geht es mehr um den Inhalt als um den<br />

Stil der Musik. Aber der Stil und der künstlerische<br />

Aspekt sind auch wichtig. Warum ist es für<br />

uns kein größerer Skandal, wenn jemand in der<br />

Gemeinde eine schlechte Art von Musik macht,<br />

als wenn jemand in einer Galerie eine schlechte<br />

Art von Kunst ausstellt? Gott schäbige Lieder<br />

anzubieten, ist sicherlich ein größerer Hohn,<br />

als ein mieses Gemälde in einer Kunstgalerie<br />

zu präsentieren. In unserer Anbetung <strong>des</strong> allerhöchsten<br />

Gottes gibt es keinen Raum für ein<br />

Mittelmaß. Das heißt: Nicht jeder, der in der Gemeinde<br />

Musik schreiben oder aufführen möchte,<br />

sollte auch die Möglichkeit dazu erhalten. <strong>Die</strong><br />

Kunst mancher Menschen verdient es einfach<br />

nicht, ausgestellt zu werden.<br />

Gemeinden sollten alles in ihrer Macht Stehende<br />

tun, um ausgezeichnete Musiker heranzubilden,<br />

die im Umgang mit der Schrift hoch<br />

gebildet sind und die richtige Lehre erkennen<br />

können. Vor allem aber müssen Pastoren und Älteste<br />

beginnen, den <strong>Die</strong>nst der Musik in der Gemeinde<br />

stärker und sorgfältiger zu überwachen,<br />

indem sie bewusst einen hohen Standard für den<br />

biblischen und lehrmäßigen Inhalt <strong>des</strong>sen setzen,<br />

was wir singen. Wenn das geschieht, glaube<br />

ich, dass wir eine dramatische Veränderung<br />

in der Musik, die für die Gemeinde geschrieben<br />

wird, erleben werden.<br />

Und in der Zwischenzeit sollten wir altbewährte<br />

Lieder nicht wegwerfen. Noch besser: Wir<br />

sollten einige von jenen, die nicht mehr gesungen<br />

werden, neu beleben und unserem Repertoire<br />

wieder hinzufügen.<br />

Entnommen aus der Broschüre<br />

»ZEITGEMÄẞE ANBETUNGSMUSIK«<br />

Gibt es Musik, die Gott missfällt? Oder ist das alles nur eine Frage <strong>des</strong> Geschmacks,<br />

während Gott nur auf meine Herzenshaltung beim Gesang achtet?<br />

– Ein heikles Thema. Doch das ewig gültige, allgenugsame Wort Gottes<br />

lässt uns auch diesbezüglich nicht im Dunkeln. So wie alle anderen Bereiche<br />

unseres Lebens muss auch die Musik, die wir hören und singen oder spielen,<br />

dem Wort und Willen Gottes entsprechen. So wie alle anderen Teile <strong>des</strong> Gottesdienstes,<br />

muss auch die Musik von der Heiligen Schrift geregelt werden.<br />

Der bekannte Prediger, Bibellehrer und Autor John F. MacArthur<br />

macht in dieser Broschüre über das oft kontrovers diskutierte<br />

Thema der zeitgenössischen Anbetungsmusik deutlich, welche<br />

Prinzipien uns die Bibel für Gemeindemusik darlegt.<br />

38 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong><br />

Art.-Nr.: 875.423 | Preis: ab 0,75 € | www.voh-shop.de


15 Jahre <strong>des</strong> Segens<br />

Dankbar blicken wir auf 15 Jahre Bestehen <strong>des</strong> Missionswerks Voice of Hope zurück. Es waren<br />

Jahre, in denen wir Gottes Gnade, Macht, Fürsorge und Schutz erfahren durften. Es waren<br />

Jahre der Prüfung und der Freude. Es waren Jahre von Trennungen und Wachstum. Es<br />

waren Jahre <strong>des</strong> Segens!<br />

Der Herr hat uns gnädig und treu durchgetragen – die Reformierte Baptistengemeinde<br />

Reichshof, das Missionswerk, aber auch die Mitarbeiter und ihre Familien.<br />

IN EIGENER SACHE<br />

Wir sind zurzeit 10 Mitarbeiter, die alle Mitglieder der Reformierten Baptistengemeinde<br />

Reichshof sind. Drei Mitarbeiter haben hier im Werk ihre Ausbildung zu Mediengestaltern<br />

und zur Kauffrau für Büromanagement absolvieren dürfen. Zwei Mitarbeiterinnen sind im<br />

vergangenen und eine in diesem Jahr Mütter geworden und befinden sich nun in Elternzeit.<br />

Aktuell absolvieren 3 weitere Jugendliche ihre Ausbildung hier im Werk mit der Möglichkeit,<br />

nach bestandener Prüfung angestellt zu werden. Der Rest der Gemeinde arbeitet ehrenamtlich<br />

mit – manche täglich oder wöchentlich, andere nur gelegentlich, je nach Möglichkeit.<br />

In den vergangenen 15 Jahren durften wir durch Gottes Gnade über 50 Missionare in Russland,<br />

Georgien, Usbekistan, China, Kasachstan, Turkmenistan, Griechenland, Rumänien,<br />

Sierra Leone, Sudan, Kenia, Sizilien, Deutschland, Israel, Ukraine und Afghanistan in ihrem<br />

<strong>Die</strong>nst mit geistlichem Rat und finanziell sowie materiell unterstützen (durch Schriften, Bibeln,<br />

humanitäre Hilfe, christliche Druckereien in drei Ländern, Gemeindehäuser etc).<br />

Wir danken dem Herrn für jeden Mitarbeiter, für alle Gesundheit, <strong>Kraft</strong> und Weisheit, die<br />

Er täglich neu schenkt, für jeden Bruder und jede Schwester, für jede Gemeinde und christliche<br />

Organisation, die Mittel für diese Arbeit zur Verfügung gestellt und dafür gebetet hat!<br />

Ein Teil unserer Missionsarbeit ist der Verlag, in dem wir solide reformierte evangelistische<br />

und erbauliche Literatur herausgeben, die zum Teil kostenfrei verteilt und zum Teil verkauft<br />

wird. Nun dürfen wir zurückblicken und dankbar sehen, dass wir durch Gottes Gnade gewachsen<br />

sind. <strong>Die</strong> Verkündigung und der Inhalt der Literatur sind tiefgehender geworden,<br />

die Aufmachung hochwertiger, das Team ist eingespielter und freudig engagiert.<br />

Nun wird es allmählich enger bei Voice of Hope, und es ist dringend zusätzliche Lagerfläche<br />

nötig. Deshalb haben wir vorerst Lagerfläche in Reichshof angemietet und planen, 2024 mit<br />

dem Bau einer Lagerhalle zu beginnen. Dafür werden voraussichtlich 350.000 € benötigt. Möchtest<br />

du für die Planung und Umsetzung dieses Projektes beten und es finanziell unterstützen?<br />

Es ist unser Ziel, auch weiterhin Missionare zu unterstützen und bibeltreue Literatur herauszugeben,<br />

die insbesondere – aber nicht ausschließlich – Familien und Sonntagsschulen Nutzen<br />

bringt. Täglich aufs Neue ist es uns bewusst, dass wir von unserem treuen Herrn abhängig<br />

sind. Und so beten wir dafür, dass Er dem Werk und allen Mitarbeitern weiterhin Wachstum<br />

und Reife schenkt, damit Sein Reich weiterhin gebaut wird und Er allein die Ehre bekommt!<br />

voiceofhope.de | 39


40 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


Ist es für<br />

Gott eine Frage,<br />

was ich trage?<br />

Nancy DeMoss Wolgemuth<br />

WER HAT SIE ERFUNDEN, DIE MODE?<br />

Wenn du in einem guten Fachgeschäft<br />

ein hochwertiges Kleidungsstück<br />

kaufst, wirfst du bestimmt einen<br />

Blick auf das Etikett, um herauszufinden, welcher<br />

Designer das gute Stück entworfen hat.<br />

Unser eigener großer Designer ist niemand<br />

anders als der Schöpfer <strong>des</strong> Universums – Gott<br />

Selbst! Und von Ihm stammen auch die ersten<br />

Entwürfe für Kleidungsstücke.<br />

Hast du dich schon einmal gefragt, warum<br />

wir überhaupt Kleidung tragen müssen? <strong>Die</strong><br />

Bibel berichtet, dass Gott den ersten Mann und<br />

die erste Frau ohne Kleider geschaffen hat: »Und sie<br />

waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie<br />

schämten sich nicht« (1.Mo. 2,25).<br />

Bevor Adam und Eva sündigten, gab es keine<br />

Kleidung … und es gab weder Schuld- noch<br />

Schamgefühle. Das lag daran, dass Adam und<br />

Eva ohne Sünde waren. In ihrer Beziehung zu<br />

Gott und untereinander gab es keine Barrieren.<br />

Das alles änderte sich, als Adam und Eva sich<br />

entschlossen, »es auf ihre Art zu machen«. Sobald<br />

sie von der verbotenen Frucht aßen, erleb-<br />

voiceofhope.de | 41


ten sie, was Scham und Verlegenheit bedeuten:<br />

»Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten,<br />

dass sie nackt waren« (1.Mo. 3,7). Zum ersten<br />

Mal in ihrem Leben empfanden sie ein Schamund<br />

Schuldgefühl als Folge der Sünde. Seitdem<br />

wird Nacktheit außerhalb der Ehe in der Bibel<br />

als Schande bezeichnet.<br />

Adam und Eva versuchten sofort, ihr Problem<br />

mit der Nacktheit und Scham zu lösen. Doch sie<br />

fragten nicht Gott um Rat, wie sie sich kleiden<br />

sollten. Statt<strong>des</strong>sen ließen sie sich selbst etwas<br />

einfallen: Sie hefteten Feigenblätter zusammen,<br />

um die Intimbereiche ihres Körpers zu bedecken.<br />

(Wusstest du, dass Feigenblätter sich anfühlen<br />

wie grobes Schmirgelpapier? <strong>Die</strong>se ersten Kleidungsstücke<br />

waren bestimmt sehr unbequem!)<br />

Sie erkannten schnell, dass die Feigenblätter<br />

keine zufriedenstellende Lösung für ihr Problem<br />

waren. Deshalb versteckten sie sich.<br />

Glücklicherweise ließ Gott sie nicht lange in<br />

ihrem Versteck. Er ergriff die Initiative, um die<br />

unterbrochene Verbindung wiederherzustellen.<br />

»Da rief Gott der HERR den Menschen und sprach: Wo<br />

bist du?« (1.Mo. 3,9).<br />

Bitte beachte, wer das Problem mit der fehlenden<br />

Kleidung zuerst ansprach. Es war nicht<br />

Gott, sondern Adam! Seine ersten Worte nach<br />

dem Sündenfall lauteten: »Ich hörte Deine Stimme<br />

im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt; darum<br />

habe ich mich verborgen!« (1.Mo. 3,10).<br />

<strong>Die</strong> Art, wie Gott darauf reagierte, beweist,<br />

dass die Nacktheit der Menschen für Ihn nicht<br />

das Hauptproblem war. »Wer hat dir gesagt, dass du<br />

nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von<br />

dem Ich dir geboten habe, du solltest nicht davon essen?«<br />

(1.Mo. 3,11).<br />

Adam und Eva ging es vor allem um ihre<br />

Nacktheit. Für Gott war es jedoch viel wichtiger,<br />

dass die beiden Sein Wort missachtet hatten und<br />

ihre Beziehung zu Ihm zerbrochen war. Ihnen war ihr<br />

Äußeres wichtig, Gott jedoch ging es um ihr Inneres,<br />

ihr Herz.<br />

Zunächst sprach Gott das Problem ihrer<br />

Nacktheit gar nicht an. Zuallererst befasste Er<br />

sich mit dem Grundproblem ihrer Sünde und<br />

den damit verbundenen Folgen, mit der zerbrochenen<br />

Beziehung zu Ihm. Er schenkte ihnen<br />

das Evangelium, die Verheißung, dass es für das<br />

Problem ihrer Sünde eine Lösung geben würde<br />

(1.Mo. 3,15). Erst dann kam Gott auf die Frage der<br />

Kleidung zurück. Voller Liebe, Anteilnahme und<br />

Barmherzigkeit kleidete Gott das erste Menschenpaar<br />

ein:<br />

»Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau<br />

Kleider aus Fell und bekleidete sie« (1.Mo. 3,21).<br />

Gott übersah das Problem ihrer Nacktheit nicht<br />

und verhielt sich auch nicht so, als würde es<br />

keine Rolle spielen. Aber es war auch nicht das<br />

wichtigste Thema für Ihn.<br />

Als Er sich schließlich der Kleiderfrage widmete,<br />

sagte Er sinngemäß zu Adam und Eva:<br />

»Hier ist Meine Lösung für eure Nacktheit. Eure<br />

Art, das Problem zu lösen, funktioniert vorn und<br />

hinten nicht. Ihr müsst es auf Meine Art tun!«<br />

Wichtig ist hier, dass der »Entwurf« von Adam<br />

und Eva (Feigenblätter) ganz anders war als das<br />

von Gott entwickelte Design (Kleidung aus Tierfellen).<br />

In 1. Mose 3,7 lesen wir: »Und sie banden sich Feigenblätter<br />

um und machten sich Schurze«. Das Wort<br />

in der ursprünglichen Sprache könnte man<br />

auch mit »Schürzen« oder »Gürtel für die Hüfte«<br />

übersetzen. Im Gegensatz dazu waren die<br />

»Kleider«, die Gott für Adam und Eva anfertigte<br />

(1.Mo. 3,21), »Tuniken« oder »Mäntel«. Liest man<br />

in verschiedenen Wörterbüchern zur Bibel nach,<br />

stellt man fest, dass sich dieser Begriff auf ein<br />

Kleidungsstück bezieht, das den Körper zumin<strong>des</strong>t<br />

vom Hals bis zu den Knien bedeckt.<br />

Adam und Eva bedeckten lediglich<br />

ihre intimen Körperteile.<br />

Gott dagegen bedeckte ihren ganzen Körper.<br />

<strong>Die</strong>se Feststellung hilft uns zu verstehen, dass<br />

Gott mit der Kleidung das Ziel hatte, den Körper<br />

zu bedecken. Ich bin so dankbar, dass Gott an<br />

jedem Detail in unserem Leben interessiert ist.<br />

42 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


Es ist so, wie Jesus sagt: »Aber auch die Haare eures<br />

Hauptes sind alle gezählt« (Lk. 12,7). Das, was wir<br />

tragen, ist für die meisten von uns ein bedeuten<strong>des</strong><br />

»Detail«! Da Gott uns kennt und uns liebt,<br />

können wir Seinen Plänen und Anweisungen für<br />

unser Leben voll und ganz vertrauen.<br />

DREI LEBENSPRINZIPIEN<br />

Ob es uns bewusst ist oder nicht, unsere äußere<br />

Erscheinung vermittelt den Menschen in unserem<br />

Umfeld eine Botschaft. Unsere Entscheidungen<br />

bezüglich Modefragen gründen sich letzten<br />

En<strong>des</strong> auf unsere Wertevorstellungen. Deshalb<br />

ist es wichtig, sich folgende Fragen zu stellen:<br />

Warum bin ich auf der Welt? Was ist Sinn und<br />

Ziel meines Lebens? Habe ich einen bestimmten<br />

Auftrag zu erfüllen?<br />

Wenn wir mit unserem Leben Gott die Ehre geben<br />

wollen, dann wird dieses Ziel auch unsere<br />

Entscheidung für einen bestimmten Kleidungsstil<br />

und unsere Art zu handeln prägen. Sehen wir<br />

uns einmal drei Grundprinzipien an, die auch<br />

einen Einfluss haben auf das, was wir tragen.<br />

1. Mein Körper gehört nicht mir,<br />

sondern Gott<br />

Vielleicht hast du diesen Satz schon einmal gehört<br />

(oder sogar selbst gesagt): »Es ist mein Körper.<br />

Ich kann damit tun und lassen, was ich will.«<br />

Aber ist es wirklich dein Körper?<br />

In 1. Korinther 6,19-20 werden wir eines Besseren<br />

belehrt: »Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein<br />

Tempel <strong>des</strong> in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den<br />

ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch<br />

selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht<br />

Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott<br />

gehören!«<br />

Was wür<strong>des</strong>t du empfinden, wenn dir jemand<br />

etwas Wertvolles wegnehmen und einfach in<br />

den Müll werfen oder verschenken würde? Darf<br />

ich raten? Bestimmt wärst du nicht begeistert.<br />

Denk daran: Du bist in den Augen Gottes wertvoll,<br />

denn du gehörst Ihm!<br />

2. Jesus ist Herr über alles<br />

Heute werden wir förmlich bombardiert mit der<br />

Idee, dass wir die vollen Rechte an unserem Leben<br />

hätten. Wir hören Sätze wie: »Mach es auf<br />

deine Art … Dir sind keine Grenzen gesetzt!«<br />

Was sagt Gott dazu?<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit lautet: »... ob wir nun leben oder<br />

sterben, wir gehören dem Herrn« (Röm. 14,8).<br />

Gott hat das Recht, jeden Bereich unseres Lebens<br />

zu prägen – auch das, was wir essen, trinken<br />

und anziehen. Wenn es um unser Aussehen geht,<br />

sollten wir uns fragen: Wer oder was bestimmt<br />

denn, was wir tragen – unser kulturelles Umfeld,<br />

Leute aus unserer Altersgruppe, die Medien – oder<br />

nicht vielmehr Jesus Christus und Sein Wort?<br />

3. Mein Bürgerrecht ist im Himmel<br />

Wenn du in ein frem<strong>des</strong> Land reist, wirst du feststellen,<br />

dass der Kleidungsstil der Frauen dort<br />

ihr kulturelles Umfeld widerspiegelt. Als Christen<br />

gehören wir nicht zu dieser Welt. Wir sind<br />

Bürger eines anderen, <strong>des</strong> göttlichen Reiches.<br />

Das bedeutet, dass wir mit unserem ganzen Wesen<br />

zeigen sollten, wohin wir wirklich gehören.<br />

<strong>Die</strong> Welt sagt uns jedoch etwas anderes. Auf<br />

Pinterest und in Modemagazinen sehen wir, welcher<br />

Look gerade »in« und was »angesagt« ist.<br />

Wie sollten wir als gläubige Menschen auf<br />

diese Botschaften reagieren? Wir sollten uns<br />

die Frage stellen: Wollen wir auch<br />

nach außen hin zeigen, zu welchem<br />

Reich wir gehören? Der Apostel<br />

Paulus formuliert es so: »Und passt<br />

euch nicht diesem Weltlauf an, sondern<br />

lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln<br />

durch die Erneuerung eures Sinnes,<br />

damit ihr prüfen könnt, was der<br />

gute und wohlgefällige und<br />

vollkommene Wille Gottes<br />

ist« (Röm. 12,2).


WELCHER<br />

PHILOSOPHIE FOLGEN WIR?<br />

Meistens verbreiten soziale Medien, Kinofilme, Printmedien und der Fernseher<br />

eine Sichtweise von Mode und Stil, die so gänzlich anders ist als der Blickwinkel<br />

Gottes.<br />

<strong>Die</strong> Philosophie der Welt sagt dir zum Beispiel:<br />

- Schönheit ist äußerlich wahrnehmbar und<br />

körperbetont.<br />

- Dein Körper gehört dir, und <strong>des</strong>halb kannst<br />

du mit ihm umgehen, wie du willst.<br />

- Nutze deinen Körper, um andere in Versuchung<br />

zu führen oder zu reizen.<br />

- Das, was du anziehst, ist nur etwas Äußerliches<br />

und <strong>des</strong>halb nebensächlich.<br />

Doch Gottes Sichtweise lautet:<br />

- Schönheit liegt im inneren und geistigen<br />

Bereich.<br />

- Dein Körper ist die Wohnstätte Gottes, und<br />

<strong>des</strong>halb solltest du gut auf ihn achtgeben.<br />

- Nutze deinen Körper, um deine Mitmenschen<br />

zu schützen, aufzubauen und zu stärken.<br />

- Das, was du anziehst, spiegelt das wider,<br />

was in deinem Herzen vorhanden ist.<br />

Und jetzt stell dir ein paar Fragen über deine<br />

aktuellen Entscheidungen in punkto Mode und<br />

Kleidung:<br />

1. Was vermitteln meine Kleidung und mein<br />

Aussehen über meine Person und meinen<br />

Glauben?<br />

2. Welche Punkte der weltlichen Philosophie<br />

habe ich (eventuell) übernommen?<br />

3. Muss ich an meiner Auffassung über meine<br />

Kleidung und mein Aussehen etwas ändern?<br />

Erkennst du jetzt, wie unsere Kleidung und unser<br />

Aussehen das vermitteln, woran wir glauben?<br />

Für Christen geht es beim Thema »ehrbarer<br />

Anstand« (1.Tim. 2,9) vor allem darum, wie<br />

wir über Gott, über unsere Mitmenschen und<br />

über uns selbst denken. Unsere Gesinnung zeigt<br />

sich in unserer Kleidung, unseren Gesprächen<br />

und Handlungen. Dadurch tritt unsere innere<br />

Haltung deutlich zutage.<br />

Was wir tragen + wie wir aussehen<br />

= EIN BILD VON DEM, WAS WIR GLAUBEN<br />

Nicht nur unsere Denkweise steht auf dem Prüfstand.<br />

Ob du es glaubst oder nicht: Das, was wir<br />

tragen, kann eine große Wirkung auf die Gedanken<br />

unserer Mitmenschen haben. Sind wir uns<br />

dieser Verantwortung bewusst?<br />

Eine Geschichte, die mir eine Bekannte erzählt<br />

hat, hat mich wirklich zum Nachdenken<br />

gebracht. »Vor fünf Jahren habe ich erfahren,<br />

dass mein Mann seine Gedanken nicht in den<br />

Griff bekommen konnte. Das Ganze endete in<br />

einer Affäre mit einer Arbeitskollegin, die sich<br />

sehr aufreizend kleidete. Für mich ist damals<br />

eine Welt zusammengebrochen.«<br />

44 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/<strong>2023</strong>


Darf ich dir eine Frage stellen? Wer hatte<br />

Schuld an dieser Affäre? Der Ehemann meiner<br />

Bekannten? Unbedingt! War die Frau, die sich<br />

aufreizend kleidete, ebenfalls dafür verantwortlich?<br />

Unbedingt!<br />

Richard Baxter, ein Pastor im 17. Jahrhundert,<br />

erkannte schon damals, dass die Art, wie eine<br />

Frau sich kleidet, für die Gedanken eines Mannes<br />

zum Fallstrick werden kann. Er nutzte eine<br />

bildhafte Ausdrucksweise, um auf drastische<br />

Weise zu veranschaulichen, wie die Entscheidungen,<br />

die wir als Frauen treffen, die Männer<br />

in unserem Umfeld beeinflussen können. Er sagte<br />

zu den Frauen:<br />

»Selbst wenn ihre Sünde und Eitelkeit die Ursache<br />

sein mögen, ist es dennoch eure Sünde,<br />

wenn ihr ihnen einen unnötigen Anlass zur<br />

Sünde bietet ... Ihr dürft ihnen keinen Stein<br />

<strong>des</strong> Anstoßes in den Weg legen und das Feuer<br />

ihrer Lust nicht weiter entfachen ... Ihr müsst<br />

euch unter sündigen Menschen bewegen wie<br />

mit einer Kerze im Stroh oder in der Nähe von<br />

Schießpulver; andernfalls seht ihr die Flamme,<br />

die ihr nicht vorhergesehen habt, erst<br />

dann, wenn es zu spät ist, sie zu löschen.«<br />

Liebe Leserinnen, Gott fordert jede von uns auf,<br />

uns in dieser Welt zu »bewegen wie mit einer<br />

Kerze im Stroh oder in der Nähe von Schießpulver«.<br />

Ein Feuer oder eine Explosion kann verheerend<br />

sein, zu Verletzungen führen und sogar<br />

viele Menschenleben vernichten.<br />

Damit wollen wir nicht andeuten, dass Männer<br />

nicht für ihre Gedanken oder ihr Verhalten<br />

verantwortlich seien. Im Gegenteil: Sie müssen<br />

lernen, ihren Weg mit Gott zu gehen und ihre<br />

Gedanken unter die Herrschaft Christi zu bringen,<br />

auch wenn sie in einem Kulturkreis leben,<br />

in dem sich die Schamlosigkeit unkontrolliert<br />

ausbreitet.<br />

Für uns als Christinnen kann jedoch die Art,<br />

wie wir uns kleiden, Männern entweder zum<br />

moralischen Erfolg verhelfen oder aber zu einer<br />

Versuchung werden, der sie nur schwer widerstehen<br />

können. Das bedeutet aber, dass Männer<br />

und Frauen gleichermaßen verantwortlich sind<br />

für sittlich-moralische Reinheit!<br />

Melody Green schildert die widersprüchlichen<br />

Signale, die viele Christen aussenden, wenn<br />

sie ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen:<br />

»Leider scheinen viele Christen so in ihrer eigenen,<br />

egoistischen Welt versunken zu sein,<br />

dass sie entweder gar nicht merken oder es<br />

ihnen gleichgültig ist, welche Wirkung sie<br />

auf andere haben. Vielleicht erwecken sie<br />

sogar den Eindruck, als hätten sie eine echte<br />

Begeisterung und Liebe zu unserem Herrn;<br />

aber ihr Körper sendet eine vollkommen andere<br />

Botschaft aus. Ich weiß das, weil ... ich<br />

genauso war; zum Teil, weil ich es nicht besser<br />

wusste, aber hauptsächlich aus einer Haltung<br />

der Rebellion heraus. Ich kann mich noch erinnern,<br />

wie ich dachte: ›Es ist doch nicht meine<br />

Schuld, wenn sie mit den Blicken an mir<br />

kleben und die Augen von unserem Herrn abwenden.<br />

Sie sind einfach nicht fromm genug.<br />

Warum sollte ich mich ändern, bloß weil sie<br />

zu schwach sind?‹<br />

Aber der Herr zeigte mir, dass es tatsächlich<br />

meine Schuld war. Ich war meinem Bruder<br />

im Herrn ein Stolperstein geworden, und<br />

das musste sich ändern. Sobald ich erkannte,<br />

welchen Schaden ich mit meiner Selbstsucht<br />

anderen und dadurch auch unserem Herrn<br />

zufügte, schämte ich mich. Ich war zutiefst<br />

beschämt, dass ich eine so schamlose Botschafterin<br />

Jesu war.«<br />

Das sind harte und offene Worte. Wir sollten<br />

alles Menschenmögliche tun, um unseren Brüdern<br />

im Herrn zu helfen, damit sie standhaft im<br />

Glauben bleiben und wir mit unserer Kleidung<br />

und unserem Aussehen Gott die Ehre geben.<br />

Bitte stelle dir diese Fragen: Strahle ich die<br />

Philosophie der Welt über Schönheit und Kleidung<br />

aus oder folge ich den Gedanken Gottes?<br />

Unterstütze oder behindere ich Männer bei ihrem<br />

Wunsch nach ethisch-moralischer Reinheit?<br />

Entnommen aus dem Buch »Ist es für Gott eine Frage, was ich trage?«,<br />

Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg<br />

voiceofhope.de | 45


Vorschau<br />

unserer zukünftigen Produkte<br />

Peter Schild<br />

TREUE MÄNNER,<br />

WER FINDET SIE?<br />

• Was bedeutet es, ein treuer<br />

und zuverlässiger Mann zu sein?<br />

• Was macht einen treuen Mann aus?<br />

• Worin muss er treu<br />

und zuverlässig sein?<br />

Im Buch der Sprüche werden uns diese<br />

Fragen beantwortet. Darin können wir<br />

ganz praktisch erkennen, was Treue beinhaltet.<br />

Peter Schild zeigt anhand dieses<br />

Bibelbuches auf, wem gegenüber die<br />

Treue eines Mannes gefordert ist, und legt<br />

biblische Prinzipien dar, die dir helfen, die<br />

Treue auszuleben.<br />

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BIBLISCHE<br />

BRAUTWERBUNG<br />

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eine Ehefrau für sich gewinnen?<br />

• Was ist der Wille Gottes diesbezüglich?<br />

In einer Zeit, in der Dating und unverbindliche Beziehungen<br />

auch für Christen schon normal geworden<br />

sind und die Autorität <strong>des</strong> Vaters geringgeschätzt<br />

wird, gibt Peter Schild vor allem jungen Männern,<br />

aber auch Vätern und Pastoren biblische Prinzipien<br />

an die Hand – Prinzipien, die keineswegs einengend<br />

sind, sondern Freude und Freiheit bieten. Er<br />

legt dar, dass biblische Brautwerbung göttlichen<br />

Schutz und väterliche Weisheit benötigt, und erklärt<br />

praxisnah, wie der junge Mann in respektvoller<br />

Weise um eine Frau werben kann.<br />

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MISSIONSWERK VOICE OF HOPE E. V.<br />

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51580 Reichshof-Mittelagger<br />

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Wusstest du, dass die Verheißungen Gottes das Geburtsrecht<br />

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Es ist nicht anmaßend oder unrealistisch, zu erwarten,<br />

dass wir in den Genuss der Verheißungen Gottes kommen.<br />

Spurgeon belegt die Realität von Gottes Verheißungen<br />

mit Seiner göttlichen Vorsehung, Treue und Integrität.<br />

Wir müssen das, was Gott tun kann, an Seinem Wort<br />

und Seinen großzügigen Verheißungen messen, nicht an<br />

unseren Erwartungen.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch ist eine echte Ermutigung, Gott beim Wort<br />

zu nehmen. Es zeigt dir, wie du die vielen Verheißungen<br />

Gottes für dich annehmen darfst, dir deiner Errettung gewiss<br />

sein und deinen Glauben stärken kannst, effektiver<br />

beten und eine tiefere Beziehung zu Gott erleben darfst.<br />

Entdecke, wer du in Christus bist und wie du die vielen<br />

Gaben empfängst, die Gott für jeden wahren Christen<br />

bereithält.<br />

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Hinweis<br />

Zweckgebundene Spenden werden<br />

grundsätzlich satzungsgemäß und für<br />

den vom Spender bezeichneten Zweck<br />

eingesetzt. Gehen für ein bestimmtes<br />

Projekt mehr Spenden als erforderlich ein,<br />

werden diese für einen ähnlichen satzungsgemäßen<br />

Zweck verwendet.<br />

Als gemeinnütziger Verein sind wir berechtigt,<br />

Ihnen Spendenbescheinigungen auszustellen.<br />

<strong>Die</strong>se können Sie dem Finanzamt<br />

vorlegen, sodass Ihre Spende bei Ihrer<br />

Steuererklärung Berücksichtigung findet.<br />

© <strong>2023</strong> VOICE OF HOPE, Germany<br />

Bildernachweis: Lightstock, Adobe Stock,<br />

Unsplash, Freepik, Voice of Hope<br />

Nachdruck oder Verwendung<br />

der in diesem Heft veröffentlichten<br />

Informationen sind nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung der Redaktion gestattet.


eine familie mit<br />

gott im zentrum<br />

Konferenz <strong>2023</strong><br />

HERZLICHE EINLADUNG<br />

zur VOH-Konferenz<br />

21. oktober <strong>2023</strong> | 10:30 - 19:30 uhr | 58540 meinerzhagen<br />

THEMEN<br />

SPRECHER<br />

1. Glückliche Beziehung in der Ehe<br />

2. Kindererziehung &<br />

Familienandacht<br />

3. Biblische Partnerwahl<br />

4. Gemeinde als Familie<br />

Niko<br />

Derksen<br />

Peter<br />

Krell<br />

Nathanael<br />

Armisen<br />

INFOS<br />

• Musikalische Umrahmung<br />

mit Chor und Ensemble<br />

• Christliche Verlage werden ebenfalls<br />

vor Ort ihre Bücher anbieten<br />

(Betanien, 3L, EBTC, Verbum Medien u. A.)<br />

• Verpflegung kann vor Ort gekauft werden<br />

• Insgesamt 600 verfügbare Sitzplätze<br />

ANMELDUNG<br />

konferenz@voiceofhope.de<br />

+49 (0)2265 / 99 749-0<br />

www.voiceofhope.de<br />

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