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Das StadtSalzburgMagazin Ausgabe 2021_2
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Ausgabe 2021_2
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Im Gasthof Goldgasse ist es einfach die<br />
Mischung, die stimmt. Es gibt Klassisches<br />
und Besonderes, je nach Fasson.<br />
Das heißt: In den vergangenen Jahren<br />
hat man sich beinahe mühelos eine Alleinstellung<br />
zwischen klassischer österreichischer<br />
Küche mit dem gewissen Etwas<br />
und besonderen Gerichten erkocht,<br />
die einen wohltuenden Schwerpunkt auf<br />
saisonale Naturprodukte legen.<br />
Seit gut eineinhalb Jahren nun ist Dragan<br />
Milkovic Chefkoch, der vorher auf der<br />
Steinterrasse, Salzburgs schönster Rooftop-Bar,<br />
die luftig-lockere Bistro-Küche<br />
mit internationalem Einschlag verantwortete.<br />
Der neue Chefkoch setzt zu Recht<br />
auf Kontinuität. Wieso auch sollte man die<br />
besagte Alleinstellung aufs Spiel setzen?<br />
Doch damit alles so gut bleibt wie es ist,<br />
muss man auch Dinge verändern, mit der<br />
Zeit gehen. Das weiß Milkovic nur zu gut<br />
und möchte deshalb vor allem bei den<br />
vegetarischen und veganen Gerichten<br />
Akzente setzen. Das zeitigt interessante<br />
Resultate: Eine edle Gemüsepfanne mit<br />
frischen Morcheln und Liebstöckl-Tascherln<br />
etwa. Das Rezept für die Tascherln<br />
dafür stammt aus dem Hagger Conrad,<br />
einem der bedeutendsten und schönsten<br />
deutschsprachigen Kochbücher mit<br />
Rezepten aus der Hofküche Salzburgs<br />
(ein Exemplar befindet sich in einem aufgehängten<br />
Schaukasten im Restaurant).<br />
Dass einem der Hagger Conrad im vegetarischen<br />
Segment begegnet, ist dann<br />
doch eher ungewöhnlich, ist das barockes<br />
Kochbuch sonst doch eher für seine<br />
wuchtigen Fleischgerichte und Innereien<br />
bekannt, die man in der Goldgasse auch<br />
regelmäßig auf der Karte findet, allerdings<br />
wie auch hier oft ein wenig abgewandelt,<br />
um eine zeitgemäße Raffinesse ins Spiel<br />
zu bringen. Macht ja auch Sinn. In einen<br />
Strudelteig kann man eben auch schönes<br />
knackiges Gemüse (hier Liebstöckel<br />
und Sellerie) füllen. Es muss nicht immer<br />
Fleisch sein. Wer aber Fleisch will, wird<br />
hier auch bestens bedient. Mit einem T-<br />
Bone-Steak etwa, das, wenn man zu zweit<br />
kommt, unbedingt in Erwägung gezogen<br />
werden sollte. Dazu gleich.<br />
Der Grund für unseren Besuch ist, wie<br />
sonst auch, das Besondere. »Aus der See<br />
und von der Alm« lautet das aktuelle Thema,<br />
mit dem wir gelockt wurden. Das berühmte<br />
italienische »Mare e Monti« also,<br />
nur dass in unseren Breitengraden der<br />
Fisch eben nicht aus dem Meer, sondern<br />
aus dem See kommt, genauer aus dem<br />
Fuschlsee, wenn wir gleich zur Vorspeise<br />
kommen: Einem gebeizten Fuschlsee-Saibling<br />
im Kräutersud, mit marinierten Kohlrabisalat<br />
und Weißen Sommertrüffeln. Der<br />
Saibling wird dafür über Nacht mindestens<br />
zwölf Stunden in einer Mischung aus<br />
Salz, Zucker, Koriander, Senfkörnern und<br />
Fenchel gebeizt. Dadurch wird der frische<br />
Fisch ein wenig weicher, bekommt diese<br />
angenehm schmelzige Konsistenz und<br />
leichte Salznote. Mit frischer Petersilie und<br />
Kerbel in einen leichten Kräutersud gebettet,<br />
ist der Saibling dann ein beinahe unwiderstehlicher<br />
Eröffnungsgang, was auch<br />
an den äußerst phantasievoll mit Topinambur<br />
und Kräutern gefüllten Zucchiniblüten<br />
liegt, die es in unseren Breitengraden viel<br />
zu selten gibt. Nicht zu vergessen auch die<br />
Weißen Sommertrüffeln, die die süße Säure<br />
des Fischgerichts gekonnt erden.<br />
Jetzt zum T-Bone: Das drei Wochen abgelegene<br />
Gustostück vom Flachgauer<br />
Rind wird zuerst mit einer Mischung aus<br />
getrocknetem Sellerie, Karotten, Thymian,<br />
Rosmarin und Petersilie eingerieben,<br />
danach scharf angebraten, in Butter geschwenkt,<br />
sodann bei 140 Grad für 15 Minuten<br />
im Ofen fertig gegart, um abschließend<br />
zehn Minuten auf ein Gitter zum Ruhen ge-<br />
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