VISION.salzburg 2021_2
Das StadtSalzburgMagazin Ausgabe 2021_2
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Ausgabe 2021_2
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Die Vergessenen<br />
Schuld an den schlechten Corona-Zahlen? Rücksichtslos?<br />
vision.<strong>salzburg</strong><br />
besuchte fünf<br />
Jugendliche<br />
und hörte ihnen<br />
einfach einmal zu.<br />
Erfahren haben wir<br />
dabei weniger über<br />
illegale Partys als<br />
vielmehr über das<br />
Taumeln zwischen<br />
Rückschlägen und<br />
Glücksfällen in<br />
einem größtenteils<br />
verlorenen Jahr.<br />
»EIN VÖLLIG<br />
FALSCHES BILD.«<br />
Antonia Springer (19) ereilte die Pandemie<br />
justament im Auslandsjahr. Nach<br />
der Matura war sie ein Jahr lang als Aupair<br />
nach Valencia gegangen. »Mir gefiel<br />
es dort sehr«, erzählt sie. Doch im März<br />
2020 meinten dann ihre Gasteltern von<br />
einem Tag auf den anderen: »Fahr lieber<br />
heim, denn wir wissen nicht, wie es bei<br />
uns weitegeht.« »Ich konnte mich nicht<br />
mal richtig von allen verabschieden«,<br />
erzählt Antonia. »Alles ging so schnell,<br />
es war beinahe surreal.« Obwohl gerne<br />
noch in Valencia geblieben, reiste Antonia<br />
nach Salzburg zu ihrer Familie. Im<br />
Herbst ging es dann nach Wien, wo sie<br />
sich für Wirtschaftsrecht inskribierte.<br />
Uni-Luft schnupperte sie allerdings nur<br />
einmal. »Wegen des zweiten Lockdowns<br />
durfte ich nicht mehr an die Uni oder in<br />
die Bibliothek.« Alles lief ab sofort über<br />
Internet, und an sich funktionierte das<br />
auch gut, allerdings weigerten sich<br />
manche Professoren, ihre Vorlesungen<br />
online abzuhalten. »Man musste sich<br />
alles selber beibringen. Keine Infos, kein<br />
Lichtblick.« Mühsam sei das gewesen,<br />
erinnert sie sich. Um Kontakt zu anderen<br />
zu bekommen, meldete sich Antonia<br />
zu einem Mentoring-Programm an. Zwei<br />
Mal traf sie sich mit anderen Studenten<br />
zum Austausch. Im Freien und getestet.<br />
Mit den Jugendlichen, die sie dort kennenlernte,<br />
belegte sie dann gemeinsam<br />
Kurse. Wieder online, »aber wenigstens<br />
hatte man bekannte Gesichter um sich.«<br />
Viele Leute hat sie in ihrem ersten Studienjahr<br />
nicht kennengelernt, vielleicht<br />
fünf oder sechs. Dass sie im Studentenwohnheim<br />
eine Mitbewohnerin<br />
hatte, erwies sich für beide als Glücksfall.<br />
»So waren wir nicht völlig allein.«<br />
Während man bei den Schulen immer<br />
wieder überlegte, zur Normalität zurückzukehren,<br />
sei von uns Studenten<br />
kaum gesprochen worden. Politisch<br />
fühlt sich Antonia deshalb »ein bisschen<br />
vergessen«. In den Medien sei<br />
auch ein »völlig falsches« Bild von<br />
Antonias Generation gezeichnet worden:<br />
»Als träfen wir uns ständig heimlich<br />
und würde illegale Partys feiern. In<br />
Wirklichkeit saßen wir frustriert zuhause.«<br />
Dort aber nutzte sie die Zeit: »Ich<br />
habe viele Prüfungen gemacht, um<br />
später das süße Studentenleben ein<br />
wenig mehr genießen zu können.«<br />
»JEDER HATTE MEHR<br />
ZEIT FÜR SICH SELBST.«<br />
Die Zwillinge Anastasia und Alexandra<br />
Tichy (17) sind Schülerinnen am Sportund<br />
Musik-Realgymnasium in der Akademiestraße.<br />
Beide sind Schwimmerinnen<br />
im Leistungssport, die eine in der<br />
Disziplin Delfin, die andere hat sich auf<br />
Kraulen und Rückenschwimmen spezialisiert.<br />
Sportlich waren die Schwestern<br />
im letzten Jahr pandemiebedingt<br />
sehr eingeschränkt, dennoch haben sie<br />
das Beste aus der Situation gemacht.<br />
Alexandra meint: »Also 2019 war noch<br />
ein sehr gutes Jahr, und auf einmal kam<br />
dieser Schock mit Corona. Es gab kein<br />
Training mehr, alle Wettkämpfe wurden<br />
gestrichen. Und wir dachten, cool wir<br />
haben Zeit für etwas anderes. Aber langsam<br />
wurde es dann wirklich mühsam.«<br />
Natürlich haben die Schwestern versucht,<br />
auf andere Weise fit zu bleiben:<br />
Viel Laufen, Radfahren und Video-Training<br />
über das Internet. Sie haben sich<br />
sogar eine kleine Kraftkammer zuhause<br />
eingerichtet. Trotz des fehlenden, aktiven<br />
Schwimmsports und einem Mangel<br />
an persönlichen Kontakten mit Freunden<br />
haben die beiden dennoch Positives<br />
aus der Zeit gezogen. »Gut war, dass<br />
ich mehr auf mich selbst geachtet und<br />
gehört habe. Und kreative Dinge habe<br />
ich dann wieder mehr gemacht, wie<br />
Malen, aber auch anderes ausprobiert«,<br />
sagt Anastasia. Ihre Schwester hat etwa<br />
die Lust am Kochen und Backen für sich<br />
entdeckt und meint auch, dass sie in<br />
diesem Jahr viel selbstständiger geworden<br />
sei. Zwei Powergirls, die stark durch<br />
das Krisenjahr und gestärkt aus den<br />
Lockdowns gegangen sind.<br />
»DIE TECHNIK HAT<br />
MICH MIT FREUNDEN<br />
VERBUNDEN.«<br />
Im letzten Jahr war der 18-jährige Julius<br />
Krauss in einer wichtigen aber schwieri-<br />
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