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Erika Eibl von e 2<br />

sehen, ist Sinemus überzeugt. Also blieb<br />

sie positiv uns beschloss, »viele neue<br />

Sachen zu probieren, damit wir, wenn es<br />

losgeht, optimal vorbereitet sind.«<br />

Nachhaltigkeit war für Sinemus immer<br />

schon das Thema, insofern war die Entscheidung,<br />

Madl zu übernehmen, goldrichtig,<br />

denn das Traditionshaus sei ein<br />

»Tempel der Nachhaltigkeit«, so Sinemus.<br />

Die ganze Produktion findet in der Getreidegasse<br />

13 statt: Vom Design über<br />

die Maßarbeit bis hin zum Nähen. »Mit<br />

Liebe und Achtsamkeit und nach der alten<br />

Schule.« Da werde an nichts gespart,<br />

und Sinemus weiß wovon sie spricht. Immerhin<br />

war sie auch lange in Italien beschäftigt<br />

und weiß daher nur zu gut, mit<br />

welchen Tricks gearbeitet wird, damit am<br />

Ende des Tages »Made in Italy« auf einem<br />

Stück stehen darf. Alles, was bei Madl<br />

das Haus verlässt, ist tatsächlich »Made<br />

in Salzburg«. »Das beste Karma, das<br />

man haben kann«, lacht sie. »Ich bin der<br />

glücklichste Mensch.« Was an stofflichen<br />

Schätzen in der Getreidegasse 13 liegt<br />

und was man mit frischem Geist daraus<br />

machen kann, zeigt die aktuelle, teilweise<br />

aus Original Ken-Scott-Stoffen (nicht<br />

nachgedruckt wie bei Gucci) gefertigte<br />

Kollektion. Aber das ist nur ein Beispiel.<br />

KLEINE STÜCKZAHLEN,<br />

KEIN SALE<br />

Die Idee einer eigenen Kollektion hatte<br />

Tanja Eibl schon einige Jahre in der<br />

Schublade herumliegen. Dann kam Corona<br />

und verpasste ihr genau den Tritt,<br />

den es manchmal braucht, um Dinge<br />

auch wirklich anzugehen, und so wurde<br />

mitten in der Krise das eigene Label<br />

Amalia O. aus der Taufe gehoben:<br />

Blusen, Jerseykleider und Hemdblusenkleider,<br />

die in einer kleinen norditalienischen<br />

Manufaktur in den Nähe von<br />

Venedig gefertigt werden.<br />

»Wir wollen die feminine Frau bedienen,<br />

die ein zeitloses, wertiges Kleid sucht«,<br />

erzählt Eibl. Die Stoffe dafür kommen<br />

aus Italien und der Steiermark. Bei der<br />

nächsten Kollektion werden sogar recycelte<br />

Materialien zum Einsatz kommen.<br />

Klar, das einzelne Kleid koste im Einkauf<br />

natürlich mehr als wenn man in Rumänien<br />

produzieren ließe, aber das Kleid<br />

hat von der Manufaktur zum Shop am<br />

Kajetanerplatz einen Weg von nur vier<br />

Stunden zurückzulegen. Von Haustür<br />

zur Haustür. Dazu brauche es kein großes<br />

Schiff, sondern nur eine normale<br />

Spedition. Auch die fremden Marken,<br />

die bei Eibl angeboten werden, setzen<br />

vermehrt auf Nachhaltigkeit: Fair-Trade<br />

T-Shirts sind ebenso im Programm<br />

wie nachhaltiges Kaschmir. Im Herbst/<br />

Winter <strong>2021</strong> will sie so gut wie kein Label<br />

mehr anbieten, das in China produzieren<br />

lässt. Nicht weil dort nicht auch<br />

Gutes produziert wird, sondern einfach,<br />

weil sie nicht will, dass die Kleidung diesen<br />

langen Weg zu uns macht. Zurück<br />

zu den eigenen Kleidern: Die kommen<br />

auch nicht in den Sale. Es sei doch<br />

Wahnsinn, so Eibl, Sommermode zu<br />

einem Zeitpunkt abzuverkaufen, wo der<br />

Sommer noch nicht einmal richtig angefangen<br />

hat.<br />

NATÜRLICHKEIT UND<br />

HERKUNFT SIND WICHTIG<br />

Erika Eibl bezeichnet Nachhaltigkeit als<br />

den Grundstein ihres Tuns, und die größte<br />

Nachhaltigkeit, die man als Modeschöpfer<br />

bieten könne, sei nun einmal<br />

selbst zu produzieren. Genau deshalb<br />

hat sie immer schon in Salzburg entworfen<br />

und gefertigt. »Um zu zeigen, dass<br />

hinter der Mode ein Handwerk steht<br />

und das auch bei uns machbar ist. Man<br />

Andrea Kriechhammer von WOW inStyle<br />

muss nicht alles outsourcen.« Das aber<br />

bedeute großen Aufwand, so Eibl. Man<br />

muss die Leute – derzeit sind es vier, die<br />

bei ihr im Atelier arbeiten – selbst ausbilden.<br />

Da die Lohnnebenkosten nicht<br />

mit jenen asiatischer Herkunftsorte vergleichbar<br />

sind, finde man sich automatisch<br />

in einem höheren Preissegment<br />

wieder. Ihre Kollektion beschreibt Eibl<br />

als »edel und exklusiv.« Die Marke e 2 stehe<br />

für extravagante Kleider. »Trotzdem<br />

sollen sich die Frauen wohlfühlen. Die<br />

Mode muss tragbar bleiben.« Neuerdings<br />

beschäftige man sich pandemiebedingt<br />

mit Casual Wear, mache auch<br />

Hosenanzüge, die stark im Trend liegen.<br />

»Natürlichkeit und Herkunft sind mir<br />

wichtig«, beschreibt Eibl ihr oberstes<br />

Credo, weshalb sie auch persönlich die<br />

Modemessen in Frankreich und Italien<br />

bereist, um an die besten Stoffe zu gelangen.<br />

Wie man sichergehen kann,<br />

woher der Stoff kommt? Bei österreichischer<br />

Wolle könne man darauf vertrauen,<br />

dass die auch tatsächlich von Schafen<br />

aus unseren Gebieten kommt, ist<br />

sich Eibl sicher. Bei Baumwolle dagegen<br />

müsse man den Zertifikaten trauen.<br />

Dass sich durch die jüngste Krise viel<br />

geändert habe, was kritisches Bewusstsein<br />

anbelangt, bezweifelt sie stark.<br />

»Mode muss primär gefallen. Schnitt<br />

und Optik beeinflussen die Verkaufsentscheidung<br />

am stärksten. Wenn man<br />

das, was einem gefällt, dann auch noch<br />

mit gutem Gewissen kaufen kann, ist es<br />

ja gut.« Aber Nachhaltigkeit sei nur in<br />

den seltensten Fällen der primäre Kaufgrund,<br />

sagt sie. Was bleibt ist die Hoffnung,<br />

dass unsere Gesellschaft umdenkt.<br />

Aber so lange sich das Angebot<br />

nicht verändert, seien die Leute auch<br />

nicht gezwungen umzudenken.<br />

slow_fashion<br />

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