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Das StadtSalzburgMagazin Ausgabe 2021_2
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Ausgabe 2021_2
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Erika Eibl von e 2<br />
sehen, ist Sinemus überzeugt. Also blieb<br />
sie positiv uns beschloss, »viele neue<br />
Sachen zu probieren, damit wir, wenn es<br />
losgeht, optimal vorbereitet sind.«<br />
Nachhaltigkeit war für Sinemus immer<br />
schon das Thema, insofern war die Entscheidung,<br />
Madl zu übernehmen, goldrichtig,<br />
denn das Traditionshaus sei ein<br />
»Tempel der Nachhaltigkeit«, so Sinemus.<br />
Die ganze Produktion findet in der Getreidegasse<br />
13 statt: Vom Design über<br />
die Maßarbeit bis hin zum Nähen. »Mit<br />
Liebe und Achtsamkeit und nach der alten<br />
Schule.« Da werde an nichts gespart,<br />
und Sinemus weiß wovon sie spricht. Immerhin<br />
war sie auch lange in Italien beschäftigt<br />
und weiß daher nur zu gut, mit<br />
welchen Tricks gearbeitet wird, damit am<br />
Ende des Tages »Made in Italy« auf einem<br />
Stück stehen darf. Alles, was bei Madl<br />
das Haus verlässt, ist tatsächlich »Made<br />
in Salzburg«. »Das beste Karma, das<br />
man haben kann«, lacht sie. »Ich bin der<br />
glücklichste Mensch.« Was an stofflichen<br />
Schätzen in der Getreidegasse 13 liegt<br />
und was man mit frischem Geist daraus<br />
machen kann, zeigt die aktuelle, teilweise<br />
aus Original Ken-Scott-Stoffen (nicht<br />
nachgedruckt wie bei Gucci) gefertigte<br />
Kollektion. Aber das ist nur ein Beispiel.<br />
KLEINE STÜCKZAHLEN,<br />
KEIN SALE<br />
Die Idee einer eigenen Kollektion hatte<br />
Tanja Eibl schon einige Jahre in der<br />
Schublade herumliegen. Dann kam Corona<br />
und verpasste ihr genau den Tritt,<br />
den es manchmal braucht, um Dinge<br />
auch wirklich anzugehen, und so wurde<br />
mitten in der Krise das eigene Label<br />
Amalia O. aus der Taufe gehoben:<br />
Blusen, Jerseykleider und Hemdblusenkleider,<br />
die in einer kleinen norditalienischen<br />
Manufaktur in den Nähe von<br />
Venedig gefertigt werden.<br />
»Wir wollen die feminine Frau bedienen,<br />
die ein zeitloses, wertiges Kleid sucht«,<br />
erzählt Eibl. Die Stoffe dafür kommen<br />
aus Italien und der Steiermark. Bei der<br />
nächsten Kollektion werden sogar recycelte<br />
Materialien zum Einsatz kommen.<br />
Klar, das einzelne Kleid koste im Einkauf<br />
natürlich mehr als wenn man in Rumänien<br />
produzieren ließe, aber das Kleid<br />
hat von der Manufaktur zum Shop am<br />
Kajetanerplatz einen Weg von nur vier<br />
Stunden zurückzulegen. Von Haustür<br />
zur Haustür. Dazu brauche es kein großes<br />
Schiff, sondern nur eine normale<br />
Spedition. Auch die fremden Marken,<br />
die bei Eibl angeboten werden, setzen<br />
vermehrt auf Nachhaltigkeit: Fair-Trade<br />
T-Shirts sind ebenso im Programm<br />
wie nachhaltiges Kaschmir. Im Herbst/<br />
Winter <strong>2021</strong> will sie so gut wie kein Label<br />
mehr anbieten, das in China produzieren<br />
lässt. Nicht weil dort nicht auch<br />
Gutes produziert wird, sondern einfach,<br />
weil sie nicht will, dass die Kleidung diesen<br />
langen Weg zu uns macht. Zurück<br />
zu den eigenen Kleidern: Die kommen<br />
auch nicht in den Sale. Es sei doch<br />
Wahnsinn, so Eibl, Sommermode zu<br />
einem Zeitpunkt abzuverkaufen, wo der<br />
Sommer noch nicht einmal richtig angefangen<br />
hat.<br />
NATÜRLICHKEIT UND<br />
HERKUNFT SIND WICHTIG<br />
Erika Eibl bezeichnet Nachhaltigkeit als<br />
den Grundstein ihres Tuns, und die größte<br />
Nachhaltigkeit, die man als Modeschöpfer<br />
bieten könne, sei nun einmal<br />
selbst zu produzieren. Genau deshalb<br />
hat sie immer schon in Salzburg entworfen<br />
und gefertigt. »Um zu zeigen, dass<br />
hinter der Mode ein Handwerk steht<br />
und das auch bei uns machbar ist. Man<br />
Andrea Kriechhammer von WOW inStyle<br />
muss nicht alles outsourcen.« Das aber<br />
bedeute großen Aufwand, so Eibl. Man<br />
muss die Leute – derzeit sind es vier, die<br />
bei ihr im Atelier arbeiten – selbst ausbilden.<br />
Da die Lohnnebenkosten nicht<br />
mit jenen asiatischer Herkunftsorte vergleichbar<br />
sind, finde man sich automatisch<br />
in einem höheren Preissegment<br />
wieder. Ihre Kollektion beschreibt Eibl<br />
als »edel und exklusiv.« Die Marke e 2 stehe<br />
für extravagante Kleider. »Trotzdem<br />
sollen sich die Frauen wohlfühlen. Die<br />
Mode muss tragbar bleiben.« Neuerdings<br />
beschäftige man sich pandemiebedingt<br />
mit Casual Wear, mache auch<br />
Hosenanzüge, die stark im Trend liegen.<br />
»Natürlichkeit und Herkunft sind mir<br />
wichtig«, beschreibt Eibl ihr oberstes<br />
Credo, weshalb sie auch persönlich die<br />
Modemessen in Frankreich und Italien<br />
bereist, um an die besten Stoffe zu gelangen.<br />
Wie man sichergehen kann,<br />
woher der Stoff kommt? Bei österreichischer<br />
Wolle könne man darauf vertrauen,<br />
dass die auch tatsächlich von Schafen<br />
aus unseren Gebieten kommt, ist<br />
sich Eibl sicher. Bei Baumwolle dagegen<br />
müsse man den Zertifikaten trauen.<br />
Dass sich durch die jüngste Krise viel<br />
geändert habe, was kritisches Bewusstsein<br />
anbelangt, bezweifelt sie stark.<br />
»Mode muss primär gefallen. Schnitt<br />
und Optik beeinflussen die Verkaufsentscheidung<br />
am stärksten. Wenn man<br />
das, was einem gefällt, dann auch noch<br />
mit gutem Gewissen kaufen kann, ist es<br />
ja gut.« Aber Nachhaltigkeit sei nur in<br />
den seltensten Fällen der primäre Kaufgrund,<br />
sagt sie. Was bleibt ist die Hoffnung,<br />
dass unsere Gesellschaft umdenkt.<br />
Aber so lange sich das Angebot<br />
nicht verändert, seien die Leute auch<br />
nicht gezwungen umzudenken.<br />
slow_fashion<br />
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