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≈ Wenn Sie zurückdenken: Können<br />

Sie sich noch an Ihre erste Begegnung<br />

mit der Musik von Django Reinhardt<br />

erinnern?<br />

Das war in meiner Kindheit, gemeinsam<br />

mit meinen Eltern. Wir hörten viel unterschiedliche<br />

Musik zuhause: Kassik, Jazz<br />

und Folk. Manchmal lief Django. Als ich<br />

später Jazz studierte, stieß ich auf die<br />

Stücke, die Django gemeinsam mit Stéphane<br />

Grapelli spielte.<br />

Das war dann eine tiefere Begegnung.<br />

Django<br />

Unchained<br />

TEXT<br />

MARKUS DEISENBERGER<br />

FOTOS SYLVIAN GRIPOIX<br />

Théo Ceccaldi einen Teufelsgeiger zu nennen ist wahrlich<br />

keine Übertreibung. Wer ihn jemals live gesehen hat, weiß um<br />

die explosive Kraft seiner Auftritte. In seinem jüngsten Projekt<br />

»Django« nimmt er sich der Musik des großen Django Reinhardt<br />

an. Doch Ceccaldi wäre nicht Ceccaldi, würde er die Stücke<br />

des Meisters einfach originalgetreu nachspielen. Das wäre ihm<br />

zu wenig. Sein »Django« ist ein wilder Hybrid aus Manouche-<br />

Swing, Free Jazz, Kammermusik und Gypsy Freak Out, den er<br />

bei Jazz & the City genau so auf die Bühne bringen wird.<br />

Im Interview spricht er über Tanz und Tiefe, über Melodie und<br />

Agonie in Django Reinhardts Musik.<br />

≈ War das eher einschüchternd, weil<br />

die beiden es stets schafften, sehr<br />

komplexe Musik so leichtfüßig und<br />

beseelt klingen zu lassen, oder war<br />

es Liebe auf den ersten Blick?<br />

Djangos Musik hat mich immer inspiriert,<br />

weil ich ihn als avantgardistischen<br />

Komponisten begriffen habe. Zu seiner<br />

Zeit hat er immer nach neuen Möglichkeiten<br />

gesucht zu komponieren. Nach<br />

neuen Farben. Er war an Bepop interessiert,<br />

ging nach Amerika, probierte sich<br />

an der elektrischen Gitarre. Er war immer<br />

auf der Suche nach neuen Wegen.<br />

Das ist genau das, was ich auch versuche.<br />

Seine Stücke sind wie Fotografien,<br />

die das abbilden, wonach er suchte.<br />

Viele spielen seine Musik, als wäre sie in<br />

dieser Zeit eingefroren und dadurch zu<br />

einem ganz bestimmten Stil geworden.<br />

Ich glaube aber, dass seine Musik immer<br />

in Bewegung war. Genau das will ich<br />

auch mit meiner Musik: Immer fragen,<br />

neue Wege suchen, verschiedene Stile<br />

miteinander mischen.<br />

≈ Das heißt, Sie haben sich ganz bewusst<br />

gegen das bloße Nachspielen,<br />

das Covern seiner Songs, wie es viele<br />

praktizieren, entschieden?<br />

Ja. Wir wollten Djangos Kompositionsgenie<br />

was Melodie und manchmal auch<br />

Agonie betrifft feiern, aber seine Musik<br />

gleichzeitig in eine andere Umgebung<br />

bringen, indem wir sie mit der Musik,<br />

mit der wir uns verbunden fühlen, verschmelzen,<br />

mit unserer Kultur, unserer<br />

Geschichte und unserer Sprache. Wir<br />

(das Trio, bestehend aus Théo, Bruder<br />

Valentin am Cello und Guillaume Aknine<br />

an der Gitarre, Anm.) wuchsen in sehr<br />

unterschiedlichen musikalischen Umgebungen<br />

auf, wurden durch Klassik, Rock<br />

und zeitgenössische Musik geprägt und<br />

haben uns oft gefragt, was wir mit Jazz<br />

machen sollen. Unserer Auffassung<br />

nach macht Jazz nur dann Sinn, wenn<br />

wir ihn mit unserer jeweiligen Herkunft,<br />

unseren Einflüssen verknüpfen.<br />

8 interview_théo_ceccaldi

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