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Im Lande der Bibel 1/2023

Die Zukunft der Christen im Heiligen Land

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AUS DEM JERUSALEMSVEREIN<br />

<strong>Lande</strong>n Präsenz zu zeigen. Das erwähnte<br />

Bistum wurde gegründet, Prediger und<br />

Missionare entsandt.<br />

Aus diesen Aktivitäten entwickelten<br />

sich in <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

evangelische Gemeinden und diakonische<br />

Einrichtungen, die bis heute den Nahen<br />

Osten prägen. Johann Ludwig Schneller<br />

gründete das Syrische Waisenhaus und<br />

an<strong>der</strong>e Bildungseinrichtungen. Kaiserswerther<br />

Diakonissen gründeten ein<br />

Mädchenheim, aus dem später die Schule<br />

Talitha Kumi erwuchs, die <strong>der</strong> Jeruslamesverein<br />

heute unterstützt. In Ägypten, im<br />

Libanon und in Palästina entstanden neben<br />

den deutsch- und englischsprachigen<br />

bald auch arabisch-sprachige evangelische<br />

Gemeinden. Bis heute gibt es auch<br />

als Frucht dieser Zeit in Jerusalem eine<br />

kaum fassbare Vielfalt an christlichen Konfessionen<br />

und Nationalitäten, die manchmal<br />

vereint, manchmal auch in streitlustiger<br />

Konkurrenz den Namen ihres Herrn<br />

Jesus Christus preisen und auf den Spuren<br />

seiner Jüngerinnen und Jünger wandeln.<br />

Aus ersten Gemeindegründungen mit<br />

deutscher Hilfe ist über die Jahrzehnte<br />

eine selbstständige und selbstbewusste<br />

Kirche geworden. Die Evangelisch-Lutherische<br />

Kirche in Jordanien und im Heiligen<br />

Land (ELCJHL) ist eine verhältnismäßig<br />

kleine Kirche mit überproportional großer<br />

Reichweite. Durch Kin<strong>der</strong>gärten und<br />

Schulen in Beit Sahour, Bethlehem und<br />

Ramallah sowie eine starke Jugendarbeit<br />

begleitet sie junge Palästinenser auf dem<br />

Weg in ein Leben, das von Selbst- und<br />

Fremdachtung bestimmt ist. <strong>Im</strong> Familienrecht<br />

ist sie wegweisend für die Ökumene<br />

und für die Gesellschaft vor Ort. Durch die<br />

Gehörlosenseelsorge in Beit Jala o<strong>der</strong> das<br />

Projekt »Meals on Wheels« unterstützt sie<br />

Menschen in ihren je beson<strong>der</strong>en Lebens-<br />

situationen. Das »Ministry for Gen<strong>der</strong><br />

Justice« engagiert sich für Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern.<br />

Frieden kann da aufscheinen, wo<br />

Gerechtigkeit herrscht. Die Menschen in<br />

Palästina erleben viel Unrecht – durch die<br />

unterschiedliche Behandlung von Israelis<br />

und Arabern in <strong>der</strong> Westbank. Durch die<br />

fehlende demokratische Legitimation<br />

<strong>der</strong> Palästinensischen Autonomiebehörde.<br />

Durch die vielen Einschränkungen im<br />

alltäglichen Leben durch Checkpoints und<br />

Aufenthaltsbestimmungen. An<strong>der</strong>erseits<br />

haben die Menschen in Palästina mit den<br />

höchsten Bildungsstand in <strong>der</strong> Region. Sie<br />

sind international gut vernetzt und engagieren<br />

sich trotz <strong>der</strong> schwierigen Umstände<br />

für Ihre Belange. Die ELCJHL ist Teil dieses<br />

Engagements für ein besseres Leben<br />

in und um Bethlehem und Jerusalem.<br />

Da aus <strong>der</strong> Arbeit des Jerusalemsvereins<br />

nun eine solche selbstständige Kirche<br />

entstanden ist, hat <strong>der</strong> Vereinszweck – die<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> evangelischen<br />

Christen im Heiligen Land – eine Akzentverschiebung<br />

erfahren. Nun geht es darum,<br />

die Partner vor Ort zu unterstützen:<br />

durch das Gebet, durch Information über<br />

ihr Dasein und Wirken, durch Stärkung<br />

ihrer Arbeit auch in finanzieller Hinsicht<br />

und nicht zuletzt durch die Ermöglichung<br />

von persönlichen Begegnungen. Das ist<br />

<strong>der</strong> entscheidende Weg zu einem friedlichen<br />

und würdevollen Miteinan<strong>der</strong> aller<br />

Menschen. Denn wo Menschen sich nicht<br />

mehr<br />

begegnen<br />

können,<br />

werde ich<br />

den An<strong>der</strong>en<br />

nicht<br />

wirklich<br />

verstehen.<br />

Dr. Simon Kuntze<br />

Geschäftsführer des<br />

Jerusalemsvereins und<br />

Nahostreferent des<br />

Berliner Missionswerkes<br />

<strong>Im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> 1/<strong>2023</strong> | 31

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