Im Lande der Bibel 1/2023

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Der Jerusalemsverein feiert seinen 170. Geburtstag Damals und heute mit Begeisterung für den Nahen Osten Streng genommen hat der Jerusalemsverein zwei Geburtsjahre: Am 2.12.1852 versammelten sich sieben Männer in der Wohnung des Predigers Friedrich Adolf Strauß in der Dorotheenstraße 94, um die Statuten für den zu gründenden Verein zu verabreden. Am 21.1.1853 wurde die Vereinsgründung im Berliner Dom begangen und feierlich bekanntgegeben. Das Vereinssiegel wurde mit dem Jahr 1853 versehen. Von Dr. Simon Kuntze In Israel wünscht man sich zu Geburtstagen ein langes Leben: »Ad mea we essrim«, das heißt »bis 120 Jahre« mag deine Zeit hier auf Erden sein. Man kann auch hören: Nach dem gutem Gebot unseres Schöpfers hat Dein Leben seine Grenze, mehr Jahre hat dein Gott für Dich nicht vorgesehen (Genesis 6,3). Freilich: Diese Lebensspanne gilt nicht für Institutionen wie unsere Kirche selbst, oder für kirchliche Vereine wie den Jerusalemsverein. Sie sind durch ihre lange Dauer ein Medium, um über verschiedene Lebensalter und Generationen hinweg die evangelische Arbeit fortzuführen. Der Jerusalemsverein hatte es sich mit seiner Gründung zur Aufgabe gemacht, »die im heiligen Lande in Folge der Stif- 28 | Im Lande der Bibel 1/2023
AUS DEM JERUSALEMSVEREIN Links: Die evangelische Weihnachtskirche in Bethlehem wurde 1893 eingeweiht. Rechts: Der Jerusalemsverein gründete 1901 in Beit Sahour eine Missionsstation, aus der sich auch eine Schule entwickelte. tung des evangelischen Bistums zu Jerusalem hervorgerufenen deutsch-evangelischen Anstalten und Unternehmungen zu unterstützen, zu erweitern, und zu vermehren.« (Statuten des Jerusalemsvereins von 1852, §1). Das in dieser ersten Satzung erwähnte deutsch-evangelische Bistum, das als anglikanisch-preußische Kooperation begonnen wurde, um der Präsenz der »Evangelischen« im Heiligen Land einen Rahmen zu geben, gibt es nicht mehr. Der Jerusalemsverein jedoch ist in mehr oder weniger ungebrochener Kontinuität in diesem Landstrich bis heute tätig. Das 18. und 19. Jahrhundert können als die Hochzeit der evangelischen Mission gelten. Menschen machten sich auf den Weg, aus Abenteuerlust und mit missionarischen Eifer – um anderen das Evangelium zu bringen. Friedrich Adolf Strauß, der Gründer des Jerusalemsvereins, war einer von diesen Menschen. Er hat 1851 einen Bestseller geschrieben – den »Sinai und Golgatha. Reise in das Morgenland« betitelten Bericht über seine Reise nach Griechenland, Ägypten und Palästina. Wenn man diesen Text heute liest, versteht man immer noch die Begeisterung seiner damaligen Leser. Strauß ist ein wunderbarer Stilist, der es versteht, die Menschen der Länder, die Bauten und Denkmäler, die unbekannten Landschaften und seine Entdeckungen vor Augen zu führen. Zieht er mit seinem Reisetrupp durch die südliche Wüste des Landes, weiß er sich auf den Spuren Abra- Im Lande der Bibel 1/2023 | 29
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