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Im Lande der Bibel 1/2023

Die Zukunft der Christen im Heiligen Land

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Zionistisch o<strong>der</strong> indigen?<br />

Perspektiven <strong>der</strong> Christen in Israel und Palästina<br />

Annegret Mayr, Vertrauenspfarrerin des Jerusalemsvereins, begegnet in ihrer Siegerlän<strong>der</strong><br />

Heimat häufig christlichen Zionisten. Diese christliche Gruppierung glaubt,<br />

dass alle Juden in ein Großisrael zurückkehren müssen, um die Wie<strong>der</strong>kunft Jesu<br />

einzuleiten. Christliche Zionisten sind auch im Heiligen Land sehr aktiv. Mayr fragt:<br />

Haben die einheimischen Christen angesichts dieses »importierten« Christentums<br />

eine Zukunft?<br />

Für manchen mag dies exotisch klingen – aber in pietistisch-evangelikal geprägten<br />

Gegenden wie bei uns im Siegerland spielt <strong>der</strong> so genannte christliche Zionismus<br />

eine große Rolle. Siegerlän<strong>der</strong> Pilgergruppen aus so geprägten Gemeinden reisen<br />

bewusst nach »Judäa und Samaria« (also in das von Israel besetzte Westjordanland),<br />

um den dortigen jüdischen Siedlungsbau zu unterstützen. Denn sie glauben, dass<br />

Christus dann wie<strong>der</strong>kommen wird, wenn alle Juden in das ihnen verheißene Land zurückgekehrt<br />

sind. Eine Vorstellung, die den Nahostkonflikt als Teil <strong>der</strong> apokalyptischen<br />

Schlacht bei Harmagedon versteht (Offenbarung des Johannes, Kapitel 16) und daher<br />

keinen Sinn für die Befriedung des Heiligen <strong>Lande</strong>s hat.<br />

Nun ist <strong>der</strong> christliche Zionismus keine Merkwürdigkeit aus dem provinziellen<br />

Siegerland. Son<strong>der</strong>n er ist beson<strong>der</strong>s in den USA stark verbreitet und hat etwa die<br />

Israel-Politik des früheren Präsidenten Donald Trump bestimmt. Und er nimmt weltweit<br />

mit dem Anwachsen evangelikaler Kirchen stark zu. Eine bekannte Institution, die<br />

auch in Deutschland kräftig um Spenden wirbt, ist etwa die »Internationale Christliche<br />

Botschaft Jerusalem«. <strong>Im</strong> christlich-zionistischen Denken kommen nichtjüdische<br />

einheimische Bevölkerungsgruppen wie die palästinensischen Christen nicht vor.<br />

Thema ist einzig und allein die Einnahme des verheißenen <strong>Lande</strong>s durch die Juden.<br />

Dabei geht es dem christlichen Zionismus nicht wirklich<br />

um das Judentum. Von einem eigenständigen jüdischen<br />

Heilsweg ist nicht die Rede. Vielmehr wird letztlich die<br />

Bekehrung aller Juden zu Jesus Christus erwartet. Die<br />

Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) weist diese<br />

Lehre zurück: Der »christliche Zionismus« sieht im Staat<br />

Israel und im Judentum nur Instrumente zur Herbeiführung<br />

eschatologischer Geschehnisse. Dem Judentum wird<br />

kein eigenständiger Wert<br />

Die »Internationale Christliche<br />

Botschaft Jerusalem«<br />

wirbt für den christlichen<br />

Zionismus.<br />

zugestanden. Das Recht<br />

einer jüdischen Existenz in<br />

<strong>der</strong> Diaspora wird bestritten.<br />

Dies wi<strong>der</strong>spricht den<br />

18 | <strong>Im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> 1/<strong>2023</strong>

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