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BwB 05-98 Basel und der Ochse

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KUNSTGESCHICHTE<br />

<strong>Basel</strong>s Künstler<br />

bevorzugen den Stier<br />

Der Unterschied zwischen Ochs <strong>und</strong><br />

Stier ist bekannt: Ochs heisst das kastrierte<br />

männliche Rind, Stier ist <strong>der</strong><br />

Name für das männliche unverschnitte -<br />

ne Rind. Kraftvoll in ihrer Erscheinung<br />

als erwachsene Tiere sind beide.<br />

Der Ochs erscheint in den Kunstwerken<br />

unserer Stadt, soweit wir sehen,<br />

ausschliesslich in den Weihnachtsbil<strong>der</strong>n<br />

des Kunstmuseums. Und dem<br />

Stier begegnet man als Symbol des<br />

Evangelisten Lukas etwa an <strong>der</strong> Gallus -<br />

pforte des Basler Münsters o<strong>der</strong> im<br />

Wandmalerei-Fragment, das, aus <strong>der</strong><br />

Zeit <strong>der</strong> Romanik stammend, in unserer<br />

‹Öffentlichen Kunstsammlung› auf -<br />

bewahrt wird. Allerdings wurden diese<br />

Darstellungen alle nicht von hiesigen<br />

Künstlern geschaffen.<br />

Wenn wir hier Arbeiten zeigen, die <strong>der</strong><br />

Stier-Darstellung gewidmet sind, dann<br />

hat dies seinen Gr<strong>und</strong>: den Stier, seit<br />

dem Altertum im Mittelmeerraum Sym -<br />

bol für männliche Körperstärke <strong>und</strong><br />

Zeugungskraft, <strong>und</strong> nicht den <strong>Ochse</strong>n<br />

haben Basler Künstler unseres Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

hin <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> zu ihrem The -<br />

ma gemacht.<br />

Der fraglos monumentalsten Formulierung<br />

begegnet man vor <strong>der</strong> Hauptfassade<br />

des von Architekt Karl Moser<br />

(1860–1938) errichteten Badischen<br />

Bahnhofs. Dort steht eine zweiteilige<br />

aus jeweils einer Menschen- <strong>und</strong> einer<br />

Tierfigur komponierte Brunnenanlage.<br />

Die Gruppe links – sie wird aus<br />

einem Stier <strong>und</strong> einer nackten Frau<br />

gebildet – verkörpert die Wiese, jenen<br />

von Johann Peter Hebel in Hexametern<br />

besungenen Fluss, <strong>der</strong> durchs Markgräflerland<br />

rinnt <strong>und</strong> unweit <strong>der</strong> Stadt<br />

Walter Bodmer (<strong>Basel</strong> 1903–1973<br />

<strong>Basel</strong>); Stier, 1950<br />

Monotypie, 45,8 x 62 cm<br />

Öffentliche Kunstsammlung <strong>Basel</strong><br />

in den Rhein mündet; die rechte Grup -<br />

pe besteht aus einem Pferd <strong>und</strong> einem<br />

nackten Mann <strong>und</strong> meint den Rhein-<br />

Strom.<br />

Wer ist <strong>der</strong> Schöpfer dieses in grossgesehenen,<br />

dem Jugendstil verwandten<br />

Formen entwickelten Brunnenensembles?<br />

(Zwei seiner in Bronze gegossenen<br />

Spätwerke sind stadtbekannt: die<br />

Amazone mit Pferd am Grossbasler<br />

Brückenkopf <strong>der</strong> Mittleren Rheinbrük -<br />

ke (1921 bis 1923) <strong>und</strong> <strong>der</strong> hoch über<br />

dem Kohlenberg auf einem weithin<br />

sichtbaren Steinsockel plazierte Ritter<br />

Georg, unter dessen Pferd sich schlan -<br />

genhaft <strong>der</strong> Drache windet (1923). Dem<br />

Bwie<strong>Basel</strong> 5/<strong>98</strong> 37

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