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BwB 05-98 Basel und der Ochse

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HELVETIK<br />

3: Peter Ochs war nicht nur ein visionärer Politiker;<br />

er hatte auch enge Beziehungen zu den bildenden<br />

Künstlern seiner Zeit. Er war musikalisch hoch begabt<br />

<strong>und</strong> schrieb in einem Notenbüchlein musikalische Werke<br />

seiner Zeit auf, um sie an <strong>der</strong> eigenen Hausorgel<br />

wie<strong>der</strong>zugeben. Er hatte eine ausgezeichnete Bariton-<br />

Stimme. Nebst dieser Hausorgel von 1783 besass er<br />

noch ein Pianoforte, ein Spinett <strong>und</strong> ein Cembalo.<br />

4: Die alte Schweiz bestand aus 13 Ständen, Zugewandten<br />

Orten <strong>und</strong> Verbündeten. Im Museum für<br />

Kulturen ist anhand vieler Beispiele dargestellt, wie<br />

sich die Schweiz während <strong>der</strong> Jahren <strong>der</strong> Helvetik<br />

massgeblich verän<strong>der</strong>te.<br />

5: Dr. Markus Kutter erarbeitete das inhaltliche Konzept<br />

für die Ausstellung «Vive la République Helvé ti -<br />

que» im Museum <strong>der</strong> Kulturen. Er ist ein prof<strong>und</strong>er<br />

Kenner jener Zeitepoche <strong>und</strong> führendes Mitglied <strong>der</strong><br />

Peter Ochs Gesellschaft.<br />

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Die Unruhen <strong>der</strong> Revolution<br />

Peter Ochs kam am 20. August 1752 auf die Welt <strong>und</strong> starb<br />

am 19. Juni 1821. 1769 zog sein Vater Albert – Partner im<br />

Geschäft seines Schwiegervaters Pierre His – von Hamburg<br />

nach <strong>Basel</strong>. 1774 beginnt Peter Ochs seine Studien in <strong>Basel</strong><br />

<strong>und</strong> heiratet 1779 nach kaufmännischer Tätigkeit in Hamburg<br />

<strong>und</strong> Studien in Holland Salome Vischer. Er wird Schüler<br />

von Isaac Iselin <strong>und</strong> als dieser 1782 stirbt, übernimmt Ochs<br />

dessen Amt als Ratsschreiber. Als 1789 in ganz Europa <strong>der</strong><br />

Sturm auf die Bastille bekannt wird, entstehen auch in <strong>der</strong><br />

Schweiz starke Kräfte, welche für die Abschaffung <strong>der</strong> Stän -<br />

de sind; die erste Euphorie weicht jedoch bald <strong>der</strong> Ernüchte -<br />

rung, als bekannt wird, wie die Schweizergarde massakriert<br />

<strong>und</strong> Ludwig XVI enthauptet wurde. Doch Befürworter wie<br />

Gegner merken, dass die Revolution nicht mehr aufzuhalten<br />

ist.<br />

Friedensstifter <strong>und</strong> Entwerfer <strong>der</strong> Verfassung<br />

Dank den regen Bemühungen des Staatsschreibers Ochs<br />

finden in <strong>Basel</strong> diplomatische Verhandlungen statt, die zu<br />

Friedensverträgen zwischen dem königlichen Preussen <strong>und</strong><br />

dem republikanischen Frankreich führen.<br />

17<strong>98</strong> erfährt Peter Ochs bei Verhandlungen mit dem Direk -<br />

torium in Paris, dass Napoleon die politische Umgestaltung<br />

<strong>der</strong> Schweiz beabsichtigt. Ochs entwirft daraufhin eine Ver -<br />

fassung für die Helvetische Republik, die seiner Meinung<br />

nach später von einer schweizerischen Nationalversammlung<br />

bereinigt <strong>und</strong> angenommen werden müsste. Ochs kehrt<br />

nach <strong>Basel</strong> zurück, wo er erfahren muss, dass das französische<br />

Direktorium seinen Entwurf eigenwillig abgeän<strong>der</strong>t<br />

hat <strong>und</strong> die Verfassung dreisprachig in Paris drucken liess.<br />

Trotz heftigen Wi<strong>der</strong>stands wird die Pariser Verfassung in<br />

<strong>der</strong> Schweiz verteilt; Frankreich duldet keine Än<strong>der</strong>ungen.<br />

Obwohl die Revolution in <strong>Basel</strong> dank Ochs <strong>und</strong> dem Riehe -<br />

ner Landgrafen Johann Lukas Legrand von ‹oben nach unten›<br />

<strong>und</strong> ohne Blutvergiessen erfolgte, war die Nachwelt nicht<br />

stolz auf die Leistungen von Peter Ochs. Im Gegenteil, zahl -<br />

reiche nationale Geschichtsschreiber warfen den Baslern, ja<br />

Peter Ochs persönlich vor, sie seien schuld an <strong>der</strong> Abhängig -<br />

keit von Frankreich <strong>und</strong> am Scheitern dieses Staatsentwurfs.<br />

Zu Unrecht, denn die Ideen, Entwürfe <strong>und</strong> Institutionen die -<br />

ser Zeit bildeten später die wichtigsten Bau steine des B<strong>und</strong>esstaats<br />

von 1848 <strong>und</strong> somit auch <strong>der</strong> Schweiz von heute.<br />

Das Peter Ochs Denkmal<br />

Die bekannte Künstlerin Bettina Eichin fing 1994 mit einem<br />

Denkmal an, welches noch immer in Arbeit ist. Der Gr<strong>und</strong> -<br />

riss ist ein Dreieck, welches die Begriffe Liberté, Egalité<br />

<strong>und</strong> Fraternité verkörpert. Im Innern sichtbar ist <strong>der</strong> Ar beits -<br />

raum des Peter Ochs. An den Aussenwänden befinden sich<br />

in Bronze gegossene Buchstaben – bei den Texten handelt<br />

es sich um die Menschenrechte von 1789, um die Virginia<br />

Bill of Rights sowie die 1791 von <strong>der</strong> Dichterin <strong>und</strong> Revolutionärin<br />

Olympe de Gouges geschaffenen «Rechte <strong>der</strong><br />

Frau <strong>und</strong> Bürgerin».<br />

32 Bwie<strong>Basel</strong> 5/<strong>98</strong>

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