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Thomas Kramer: Karl May im Kreuzfeuer (Leseprobe)

Im Jahr 2022 schlugen wieder einmal die Wellen der Diskussion für und wider Karl May hoch. Leider ersetzen seitdem meist Pauschalisierungen die gründliche Analyse. Klischees und Aktivismus sind die Folge, belastbarer Analysen eher selten. In einer Schlüsselszene der Verfilmung von »Buschgespenst« wischt Förster Wunderlich alias Kurt Böwe den fingerdicken Staub von einem Karl-May-Porträt und kommentiert »Das hat er nicht verdient!«. Da Thomas Kramer der gleichen Meinung ist, entschloss er sich, dieses Buch zu schreiben.

Im Jahr 2022 schlugen wieder einmal die Wellen der Diskussion für und wider Karl May hoch. Leider ersetzen seitdem meist Pauschalisierungen die gründliche Analyse. Klischees und Aktivismus sind die Folge, belastbarer Analysen eher selten.
In einer Schlüsselszene der Verfilmung von »Buschgespenst« wischt Förster Wunderlich alias Kurt Böwe den fingerdicken Staub von einem Karl-May-Porträt und kommentiert »Das hat er nicht verdient!«. Da Thomas Kramer der gleichen Meinung ist, entschloss er sich, dieses Buch zu schreiben.

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Vorwort<br />

Advent 2022. Wie alljährlich seit 2010, dem Erscheinungsjahr<br />

der DVD, plante ich, mir mit meiner Familie zwischen Weihnachten<br />

und Neujahr <strong>im</strong> traditionell schneefreien Berlin<br />

„Das Buschgespenst“ anzusehen. Der TV-Zweiteiler des DDR-<br />

Fernsehens von 1986 ist nicht nur für mich eine der werkgetreusten<br />

Interpretationen eines <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Stoffes. Im Jahr<br />

2022 schlugen dann aber die Wellen der Diskussion für und<br />

wider <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> hoch. Ich verfolgte das nur am Rande. Mir<br />

schien ohnehin schon alles gesagt. Nur eben noch nicht von<br />

allen. Zudem steckte ich als Kurator gerade mitten in den Vorbereitungen<br />

zu der großen Berliner Ausstellung „Das Herz<br />

des Orients gewinnen. Armenier, Esiden und Kurden bei <strong>Karl</strong><br />

<strong>May</strong> und wie sie sich selbst sehen“.<br />

Nach einem Arbeitstreffen mit dem kurdischen Ausstellungsteam<br />

nahm ich mir dann doch einmal Zeit, die „gesammelten<br />

Werke“ der Befürworter und Kritiker <strong>May</strong>s zwischen<br />

Januar und September 2022 in Ruhe durchzugehen. Sie widmen<br />

sich fast ausschließlich <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Winnetou-Märchenland.<br />

Nun tausche ich mich seit vielen Jahren mit Menschen<br />

aus dem Nahen Osten oder mit familiärer Zuwanderungsgeschichte<br />

aus der Region <strong>im</strong>mer wieder über <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Orientromane,<br />

ihre Faktentreue, Romantisierungen oder auch<br />

Vorurteile aus. In der aktuellen Diskussion fanden „Durchs<br />

wilde Kurdistan“ oder „Von Bagdad nach Stambul“ bis auf<br />

wenige Ausnahme jedoch nur am Rande Beachtung. Pauschalisierungen<br />

ersetzten zumeist auch hier eine gründliche<br />

5


Vorwort<br />

Analyse. Klischees und Aktivismus stehen anstelle belastbarer<br />

Tatsachen.<br />

In einer Schlüsselszene des „Buschgespenst“-Films wischt<br />

Förster Wunderlich alias Kurt Böwe den fingerdicken Staub<br />

von einem <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Porträt und kommentiert „Das hat er<br />

nicht verdient!“. Da ich der gleichen Meinung bin, entschloss<br />

ich mich, dieses Buch zu schreiben.<br />

<strong>Thomas</strong> <strong>Kramer</strong><br />

Berlin <strong>im</strong> März 2023<br />

6


Inhalt<br />

Antisemit! Antisemit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus . . . 21<br />

„Die schönste Tochter Israels“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

„… mit der zähen Gier seiner Rasse“. Der „verlorene Sohn“<br />

und seine Bearbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Judith Silberstein. Die schöne Jüdin <strong>im</strong> Wilden Westen . . . . . . . . . . 35<br />

<strong>Karl</strong> Marx und Friedrich Engels. Zwei Zeitgenossen als<br />

antisemitische Verschwörungstheoretiker . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Sir John Retcliffe. „Die Protokolle der Weisen von Zion“ . . . . . . . . . . 44<br />

H<strong>im</strong>mler, Shatterhand und der „Generalplan Ost“ . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

Der US-Western und <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Winnetou-Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Reichsprotektor Shatterhand? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

H<strong>im</strong>mlers Germanenfantasien – out of Winnetou . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Expertenauswahl aktuell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

„Kein ideales Jugendbuch“. Nscho-tschis toxische Beziehung . . . . 70<br />

Hat <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> den Völkermord normalisiert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

Ist Kara Ben Nemsi ein „kolonialer Superheld“? . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

Unkoloniale Superhelden von Shatterhand bis BATMAN . . . . . . . . 85<br />

Kara Ben Nemsi. Der Sachse als Korankenner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

Rudyard Kipling und <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>. Mit K<strong>im</strong> „Durch die Wüste“ . . . . 92<br />

Das ND, der Experte und <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Wilder Westen . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

Der „rote Preuße“ des Experten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

„… <strong>im</strong> Grunde deutsch“. Integrationserfolg Winnetou? . . . . . . . . . . 103<br />

7


Inhalt<br />

Die orientalische Frage. Das Osmanische Reich und<br />

das wilhelminische Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

Babel und Bibel. „… die Lösung der orientalischen Frage,<br />

wie der Christ sie sich denkt“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110<br />

Alles nur geklaut? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

Das „Armenierproblem“. <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s tatsächlicher Rassismus . . . 117<br />

„Masser Bob“. Die Sache mit dem N-Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

„Old Surehand I“. Ein Plädoyer gegen den Rassismus . . . . . . . . . . 130<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong> und der Sklavenhandel <strong>im</strong> Islam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />

Und da ist noch das I-Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139<br />

Koloniale Fortschrittsideologie als Normalzustand? . . . . . . . . . . 144<br />

Statt eines Nachworts. Ein kurzer Exkurs zu <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s<br />

Leben und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147<br />

Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157<br />

8


We can't return, we can only look<br />

Behind, from where we came<br />

And go round and round and round, in the circle game.<br />

Joni Mitchell, The Circle Game 1966<br />

Hier ein kurzer Thread, warum ich diese Romane für zutiefst<br />

kolonial halte, vom enthaltenen #Rassismus und #Antisemitismus<br />

ganz zu schweigen.<br />

Jürgen Z<strong>im</strong>merer via twitter 2022<br />

Aber als Kinder haben wir von diesen Büchern gelebt, und ich<br />

kannte sie und las sie, und lassen Sie mich eines sagen, dass<br />

das Lesen dieser Bücher mir einige Male geholfen hat zu überleben.<br />

Emanuel Tanay, Interview U.S. Holocaust Memorial<br />

Museum Washington DC<br />

Cowboy-Mentor of the Führer.<br />

Klaus Mann 1940<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong> paßt zum Nationalsozialismus wie die Faust aufs<br />

Auge!<br />

Wilhelm Fronemann 1934<br />

Und Israel, das Volk Gottes! Was haben wir von ihm überkommen<br />

und geerbt! Nie können wir genug dankbar sein!<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>, Wiener Rede 1912<br />

Ich bin etwas weiter in der Welt herumgekommen als Ihr und<br />

habe unter den schwarzen, braunen, roten und gelben Völkern<br />

wenigstens ebenso viel gute Menschen gefunden wie bei den<br />

weißen, wenigstens, sage ich, wenigstens!<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>, Old Surehand I 1894<br />

9


<strong>Karl</strong> <strong>May</strong> <strong>im</strong> Jahr 1907<br />

10


Antisemit! Antisemit?<br />

War er, oder war er nicht? Die Frage, ob <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> Antisemit<br />

war, beschäftigt seit Langem Freunde, Bewunderer und – neuerdings<br />

natürlich wieder – seine Kritiker und Feinde. Und<br />

da ist noch die Sache mit dem „Führer“. Angeblich war <strong>Karl</strong><br />

<strong>May</strong> doch der Lieblingsautor Adolf Hitlers. Das genügt noch<br />

Jahrzehnte nach dessen allzu später Höllenfahrt als Autoritätsbeweis.<br />

Hat er doch bei uns und anderswo längst wieder<br />

eine zunehmende Anhängerschaft. Und als Totschlagargument<br />

ist er allemal von Nutzen. Doch was kann ein Künstler<br />

oder Autor für seine Bewunderer? John Lennon wurde von<br />

einem seiner größten Fans auf offener Straße erschossen –<br />

sollte man „Give Peace a Chance“ oder „Imagine“ nicht besser<br />

auf den Index setzen, da die Titel augenscheinlich unterschwellig<br />

Mörderinstinkte wecken? Und was wird aus<br />

„Rheingold“ und „Parsifal“? Woody Allen meinte einmal:<br />

„Immer, wenn ich Wagner höre, habe ich das Bedürfnis, in<br />

Polen einzumarschieren.“ Da liegt der Fall einfacher: Spätestens<br />

mit der Lektüre von „Das Judentum in der Musik“ des<br />

Komponisten mit Welterlösungswahn muss auch dem größten<br />

Bayreuth-Aficionado klar werden, warum gerade <strong>May</strong>s<br />

sächsischer Landsmann zum Lieblingskomponisten Hitlers<br />

avancierte. Ähnlich liegt der Fall bei drei anderen Zeitgenossen<br />

des laut DDR-Autor Hermann Kant „herrlichen sächsischen<br />

Lügenbolds“: <strong>Karl</strong> Marx, Friedrich Engels und Sir<br />

John Retcliffe. Im Unterschied zu <strong>May</strong> entwarfen alle drei bis<br />

heute nachwirkende Weltverschwörungstheorien mit Völkermordpotential.<br />

Doch davon später.<br />

Im Jahr 1919 erschien unter dem damit zu meinem Leidwesen<br />

bereits vergebenen Titel „Eine Lanze für <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>“ eine<br />

11


Antisemit! Antisemit?<br />

Streitschrift des Verlegers Euchar A. Schmid. Darin verteidigt<br />

der Herausgeber von „<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s gesammelten Werken“ den<br />

1912 verstorbenen Autor gegen einen diskreditierenden Nachruf.<br />

Einleitend bemerkt Schmid: „Durch die Presse gingen<br />

während des letzten Halbjahrs zahlreiche mehr oder weniger<br />

ausführliche Mitteilungen über eine neue Hetze gegen <strong>Karl</strong><br />

<strong>May</strong>, und zwar wurden darin die Angreifer fast einst<strong>im</strong>mig<br />

verurteilt, obwohl der Öffentlichkeit bisher noch nicht das<br />

gesamte Material zugänglich war.“<br />

103 Jahre später, 2022, ging wieder einmal vieles für und<br />

noch mehr wider <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> und seine Romane durch die<br />

Presse. Zum Geleit der zweiten Auflage bemerkte Schmid<br />

Ende 1925: „Vieles hat sich seither geändert. Die Zeit, in der<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Name schutzlos jeder Verungl<strong>im</strong>pfung ausgesetzt<br />

war, ist vorüber.“ Da hatte er sich aber gründlich geirrt. Der<br />

1951 Verstorbene kannte die sozialen Medien noch nicht. Nun<br />

überfallen Anti-<strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Diskussionen den deutschen Menschen<br />

jeglicher politischer Couleur periodisch wie die Grippe.<br />

Die erste Welle überrollte den bis dahin erfolgsverwöhnten<br />

Autor bereits zu Lebzeiten und gefror zu einem eisigen Sargnagel.<br />

Damals ging es vor allem um seine angeblich moralisch<br />

fragwürdigen Kolportageromane und die „Old Shatterhand-Legende“,<br />

also die Behauptung des Autors, er wäre mit<br />

seinen Superhelden identisch. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus<br />

verlagerte sich die Kritik in die politische<br />

Sphäre. Rechte kritisieren seine Texte als christlich-humanitätsduselnd,<br />

bigott, pazifistisch, kosmopolitisch und rassenverbrüdernd.<br />

Linke wiederum halten ihm die Vermittlung<br />

von kolonialistischem, nationalistischem, <strong>im</strong>perialistischem,<br />

rassistischem und – eher neuerdings – explizit antisemitischem<br />

Gedankengut vor. <strong>Thomas</strong> Manns Sohn Klaus prägte<br />

den gängigen Slogan vom „Cowboy-Mentor of the Führer.“<br />

12


Antisemit! Antisemit?<br />

Spätestens seit dem Skandal um die Hitler-Tagebücher des<br />

STERN – inzwischen schon wieder selbst zwe<strong>im</strong>al erfolgreich<br />

verfilmt – ist offensichtlich, wie öffentlichkeitswirksam alles<br />

ist, was in Zusammenhang mit dem bekanntesten Sohn<br />

Braunaus in Verbindung gebracht wird. FÜHRER SELLS! Stets<br />

brodelt dieser Aspekt auch in der Auseinandersetzung mit<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Werk braunsoßig mit. Selbst ansonsten Literaturbegeisterte,<br />

die eigentlich postmoderne Vexierspiele mögen,<br />

zeigen sich <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> gegenüber häufig irritierend spießig:<br />

„Der war doch gar nicht selbst in Amerika“ (was noch nicht<br />

mal st<strong>im</strong>mt), „der hat Identitäten frei erfunden“ (na und?),<br />

„alles nur geklaut und abgeschrieben“ (er war ja auch Erzähler<br />

und kein Wissenschaftler).<br />

Auslöser der gesamten Debatte von 2022 war nicht einmal<br />

ein Werk des Autors. Der Verlag RAVENSBURGER hatte aufgrund<br />

von Protesten einer Reihe von Indigenen drei Begleitpublikationen<br />

zu dem Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“<br />

zurückgezogen. Aber es bedurfte nur weniger Klicks,<br />

um bei <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>, mit dem der Film lediglich die Namen des<br />

Titelhelden und einiger Protagonisten gemein hat, zu landen.<br />

Unter der Flagge der <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Befürworter sammelten<br />

sich schnell falsche Freunde. <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> konnte sich ja nicht<br />

mehr wehren, hätte sich aber best<strong>im</strong>mt nicht gerne von ihnen<br />

vereinnahmen lassen. Populisten riefen wieder einmal<br />

den Untergang des Abendlandes aus, verursacht von einer<br />

Bande woker „grünrotversiffter“ Chaoten, die sich anschickten,<br />

urdeutsches Kulturgut auf dem Altar der „political correctness“<br />

zu opfern. Durch die sozialen Netzwerke ging das<br />

Geraune von einem bevorstehenden „Winnetou“-Verbot. Dass<br />

es dafür keinerlei Anhaltspunkte gab, spielte keine Rolle.<br />

Wahrscheinlich hatte sogar Bill Gates seine Hand <strong>im</strong> Spiel,<br />

der dem deutschen Menschen unter dem Vorwand der<br />

13


Antisemit! Antisemit?<br />

COVID-Impfung das <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Gen entfernt, um es durch<br />

von der CIA (und/oder Mossad) in unterirdischen Wall-Street-<br />

Laboren gezüchtete amerikanische Verblödungsviren zu ersetzen.<br />

Wie bei ähnlichen Vorgängerdebatten bis in die We<strong>im</strong>arer<br />

Republik ging es natürlich nur vordergründig um den<br />

kulturellen Gegenstand; man prügelte den Sack und meinte<br />

den Esel. Rechtsaußen nutzte die Debatte für einen Rundumschlag<br />

auf das verhasste politische System. An einer sachlichen,<br />

gar kritischen, Auseinandersetzung mit <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Texten<br />

ist man in diesem Spektrum nicht interessiert. Doch auch<br />

jenseits dieser Klientel kochte man durchsichtige politische<br />

Süppchen. Unvergesslich bleibt in diesem Zusammenhang<br />

der Auftritt Hubert Aiwangers, zum Zeitpunkt der Diskussion<br />

<strong>im</strong>merhin stellvertretender Ministerpräsident von Bayern.<br />

Bei einem Volksfest posierte er <strong>im</strong> Bierzelt neben dem<br />

kostümierten Winnetou-Darsteller der Westernstadt Pullmann<br />

City. Der Freie Wähler-Chef schloss seine Philippika<br />

mit dem Ruf „Es lebe Bayern, Deutschland, Winnetou und<br />

die Meinungsfreiheit“. Nun machte ich mir tatsächlich Sorgen<br />

um die Zukunft des Abenlandes ...<br />

Und schon war auch – in Anlehnung an den Titel eines<br />

Bestsellers – ER „wieder da“. O-Ton aus einem Interview: „Es<br />

ist kein Zufall, dass Adolf Hitler und SS-Chef H<strong>im</strong>mler große<br />

<strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Fans waren. Teile ihrer Ostbesatzungspolitik, die<br />

Vorstellung wie dort deutsche Kolonialist*innen angesiedelt<br />

werden, orientiert sich an Vorstellungen von der ‚Eroberung<br />

des Wilden Westens‘, wie sie sie aus den Büchern <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s<br />

entnommen haben. Das ist eingeschrieben in das Werk von<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>. Das ändert nichts an seiner Person.“ Das meint der<br />

Hamburger Historiker, Professor für die Geschichte Afrikas,<br />

Jürgen Z<strong>im</strong>merer. Nachdem er einst jugendlicher <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-<br />

Begeisterung frönte, schaute er nun kürzlich wieder in diese<br />

14


Antisemit! Antisemit?<br />

Objekte adoleszenter Lektüre: „Es war eine deutliche Enttäuschung,<br />

nach dem Motto, wie konnte ich in meiner Jugend<br />

begeistert sein und das nicht merken, den Antisemitismus,<br />

den Rassismus in den Werken.“<br />

Jürgen Z<strong>im</strong>merer stieg am 23. August 2022 via Twitter in<br />

die Debatte um <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> ein: „Da #Winnetou und #<strong>Karl</strong><strong>May</strong><br />

trendet. Hier ein kurzer Thread, warum ich diese Romane für<br />

zutiefst kolonial halte, vom enthaltenen #Rassismus und<br />

#Antisemitismus ganz zu schweigen. Das Setting ist die genozidale<br />

Eroberung der nordamerikanischen Frontier.“<br />

Am 12. September 2022 legte er in einem Interview mit der<br />

Zeitung NEUES DEUTSCHLAND nach: „Dabei ist <strong>Karl</strong> <strong>May</strong><br />

nicht nur voller rassistischer Beschreibungen, sondern auch<br />

mit antisemitischen Klischees durchsetzt.“<br />

Jürgen Z<strong>im</strong>merer, Jahrgang 1965, hat <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> also Mitte<br />

der Siebzigerjahre gelesen. Es handelte sich dabei zweifellos<br />

um die allerdings stark bearbeiteten „grünen Bände“ des <strong>Karl</strong><br />

<strong>May</strong>-Verlages. <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s Originaltexte, auf die ich mich beziehe,<br />

werden seit 1987 in Gestalt einer historisch-kritischen<br />

Ausgabe als Grundlage jeder ernsthaften wissenschaftlichen<br />

Beschäftigung mit dem Werk editiert. In erwähntem Interview<br />

mit dem NEUEN DEUTSCHLAND behauptet er beispielsweise:<br />

„In ‚Winnetou III‘ wird er [Winnetou] erschossen.<br />

Er schützt seinen Blutsbruder und in seinen letzten Worten<br />

konvertiert er zum Christentum.“ Allerdings: Nur <strong>im</strong> Film<br />

„Winnetou III“ von 1965, der mit der literarischen Vorlage<br />

kaum noch etwas gemein hat, rettet der Häuptling seinen<br />

Blutsbruder, indem er sich in die Schussbahn der für Old<br />

Shatterhand best<strong>im</strong>mten Kugel wirft. Im Buch registriert der<br />

lediglich entsetzt Winnetous tödliche Verwundung.<br />

Auf Jürgen Z<strong>im</strong>merers überraschende Erkenntnis, dass<br />

die bei <strong>May</strong> geschilderte Besiedlung des amerikanischen<br />

15


Antisemit! Antisemit?<br />

Westens die Nazis bei ihrer Besatzungspolitik inspiriert<br />

habe, werde ich später eingehen.<br />

Zunächst zurück zum Führer und seinem Paladin H<strong>im</strong>mler.<br />

Dass beide <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Leser waren, ist tatsächlich „kein<br />

Zufall“. Schließlich war er der Lieblingsautor ihrer Generation.<br />

Die Geschichte mit den „großen Fans“ ist aufgrund von<br />

Hitlers Lektürepräferenz noch halbrichtig. Aber selbst wenn<br />

der Reichsführer SS <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> zur Kenntnis genommen haben<br />

muss – ein Fan des Autors, geschweige denn ein „großer“,<br />

wurde er dadurch nicht. In der breiten Literatur über Heinrich<br />

H<strong>im</strong>mler taucht der Radebeuler Fantast nur einmal<br />

namentlich in Bezug auf einen anderen Schriftsteller auf.<br />

Anders bei H<strong>im</strong>mlers Führer. Die literarische Passion für<br />

Winnetou & Co. teilte der übrigens mit dem von Freikorpskollegen<br />

1919 ermordeten <strong>Karl</strong> Liebknecht oder dem von seinen<br />

Bestien 1934 gefolterten und erhängten Erich Mühsam.<br />

Im Holocaust-Memorial in Washington finden sich protokollierte<br />

Aussagen von Überlebenden der Shoa, die davon berichten,<br />

wie auch und gerade <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Lektüre ihre literarische<br />

Sozialisation prägte. Kinder jüdischer Familien nahmen den<br />

„Schatz <strong>im</strong> Silbersee“ als ihren wertvollsten Besitz mit in<br />

die amerikanische Emigration und wunderten sich nicht<br />

schlecht, dass ihre neuen Klassenkameraden in Brooklyn oder<br />

San Francisco nie etwas von Winnetou oder Shatterhand gehört<br />

hatten. Auf der anderen Seite stehen prominente Nazis<br />

wie Sachsens sadistischer Gauleiter Mutschmann oder der<br />

Reichsleiter des nationalsozialistischen Lehrerbundes Hans<br />

Schemm. Besuchte der eine mit „alten Kämpfern“ das <strong>Karl</strong>-<br />

<strong>May</strong>-Museum in Radebeul und die <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Spiele der Felsenbühne<br />

Rathen, so forderte der andere von der deutschen<br />

Jugend „<strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Gesinnung“. In einem Bildband zu den<br />

<strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Spielen 1940 in Rathen heißt es <strong>im</strong> Vorwort <strong>im</strong><br />

16


Antisemit! Antisemit?<br />

Sinne der beliebten Gleichsetzung von Germanen und Indianern<br />

bei nationalkonservativen Indianerbuch-Autoren wie<br />

alten und neuen Rechten: „Vielleicht liegt unsere Anteilnahme<br />

am tragischen Untergang der roten Rasse [...] auch in<br />

der eigenen völkischen Notwendigkeit begründet, die uns<br />

Deutsche seit Jahrtausenden zwang, sich gegen das Eindringen<br />

einer artfremden Kultur zu wehren.“ In einem dem Textund<br />

Fototeil vorangestellten Gedicht zu „Das Vermächtnis<br />

des alten Indianers“ <strong>im</strong> Stil Uhlands wird der Schatz <strong>im</strong> Silbersee<br />

in die Nähe des Nibelungenhortes gerückt: „Im Silbersee<br />

vergessen ruht ein verborgner Hort / Von Golde unermessen,<br />

ein Zauber bannt ihn dort / Gehe<strong>im</strong>nisvolles Klingen<br />

raunt auf aus tiefem Schacht, Wer ihn ans Licht will bringen,<br />

den zieht’s in ew’ge Nacht.“ In diesen Dramatisierungen der<br />

NS-Zeit war Gelegenheit, <strong>May</strong>s deutsche Helden blond und<br />

heroisch agieren zu lassen. Bei den <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Spielen in Werder<br />

a. d. Havel 1940 hatte Hans Adalbert von Schlettow, der –<br />

allerdings dunkelhaarige – Hagen der „Nibelungen“-Filme<br />

Fritz Langs, den Part des Schurken Santer inne. Aus <strong>Karl</strong> <strong>May</strong><br />

kann seit jeher jeder herauslesen, was ihm behagt – Romantik,<br />

exotische Schauplätze und Helden mit Vorbildwirkung<br />

faszinieren das jugendliche Lesepublikum stets. Entstammen<br />

die Helden dazu noch wie bei <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> dem vertrauten<br />

eigenen deutschsprachigen Kulturkreis, ist man bereit, alles<br />

Irritierende auszublenden – von links wie rechts. Nicht zuletzt<br />

sichert gerade dieser Aspekt dem Werk des Sachsen seit<br />

über hundert Jahren seine systemübergreifende Beliebtheit.<br />

Ein Meister moderner Vermittlungsformen, schafft er es problemlos,<br />

solch unterschiedliche Charaktere wie Reichskanzler<br />

Adolf Hitler und Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki zu<br />

beschäftigen. Und dem nicht genug: Gezielt bedient <strong>Karl</strong> <strong>May</strong><br />

gleichzeitig Lesebedürfnisse ganz spezifischer Zielgruppen.<br />

17


Antisemit! Antisemit?<br />

So schreibt er eine Reihe von Jugenderzählungen, in denen<br />

Heranwachsende eine wichtige Rolle spielen. Zurück zu den<br />

Lektürepräferenzen des noch <strong>im</strong>mer so populären „Führers“:<br />

Es existieren zahlreiche Aussagen Dritter zu dessen <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>-<br />

Begeisterung; der Amerikaner T<strong>im</strong>othy W. Ryback hat sie in<br />

seiner Monographie „Hitlers Bücher. Seine Bibliothek. Sein<br />

Denken“ akribisch zusammengetragen. Eine populäre und<br />

für die negative Rezeption folgenreiche Aussage stammt von<br />

dem Journalisten Robert Achenbach, der 1933 Hitler für eine<br />

Art Homestory auf dem Obersalzberg besuchte: „Auf einem<br />

Bücherbord stehen politische und staatswissenschaftliche<br />

Werke, einige Broschüren und Bücher über die Pflege und<br />

Zucht des Schäferhundes, und dann – deutsche Jungens, hört<br />

her! Dann kommt eine ganze Reihe Bände von – <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>!<br />

Der Winnetou, Old Surehand, der Schut, alles liebe Bekannte.“<br />

Der <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Verlag in Radebeul warb umgehend mit diesem<br />

Zitat; ein noch beliebterer Leser seines Hausautors war<br />

wohl schwerlich aufzutreiben! Nach 1945 dienten diese und<br />

ähnliche Äußerungen dazu, das jahrzehntelange DDR-Verdikt<br />

gegen <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> zu begründen. 2022 – 40 Jahre nach der<br />

Rehabilitierung <strong>May</strong>s <strong>im</strong> „Arbeiter- und Bauern-Staat“ – gelangt<br />

Jürgen Z<strong>im</strong>merer zu der Schlussfolgerung, dass der<br />

Autor ebenso wie sein brauner Fan Antisemitismus verbreitete,<br />

ja, Rassismus die eigentliche „DNA seines Werkes“ sei.<br />

Eine Woche vor seinem Tod, am 22. März 1912, hält <strong>Karl</strong><br />

<strong>May</strong> vor 2000 Hörern in den Wiener Sophiensälen einen vielbejubelten<br />

Vortrag unter dem Titel „Empor ins Reich der<br />

Edelmenschen“. Angeblich ist Adolf Hitler anwesend. Beweise<br />

dafür gibt es nicht. Aber natürlich ist ein angeblicher<br />

Besuch des späteren Führers weitaus spektakulärer als die tatsächliche<br />

Präsenz des genialen Expressionisten Robert Müller,<br />

dessen Einladung <strong>May</strong> gefolgt war, oder der Friedensno-<br />

18


Antisemit! Antisemit?<br />

belpreisträgerin Berta von Suttner, mit der <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> schon<br />

seit Jahren freundschaftlich korrespondierte. Und neben<br />

<strong>May</strong>s Aufrufen zum Pazifismus, religiösem Dialog und Völkerfrieden,<br />

die so gar nicht zu „Mein Kampf“ passen, hätte<br />

sich Adolf Hitler ganz besonders über <strong>May</strong>s Einstellung zum<br />

Judentum gewundert.<br />

Gewundert hatte sich auch der Korrespondent des „Deutschen<br />

Volksblatt“, der am nächsten Tag moniert: „Leider<br />

machte <strong>May</strong> dem Judentum, das sehr stark vertreten war, ein<br />

Kompl<strong>im</strong>ent, indem er darauf hinwies, dass dem Judentum<br />

die größte Sehnsucht nach Erlösung innewohnte.“ Zudem<br />

hatte <strong>May</strong> geäußert: „Und Israel, das Volk Gottes! Was haben<br />

wir von ihm überkommen und geerbt! Nie können wir genug<br />

dankbar sein! Was ist sein Gott für den Poeten! Welche Regeln<br />

der Menschlichkeit!“<br />

Sechs Jahre früher informierte den Winnetou-Autor ein<br />

Leser mosaischen Bekenntnisses, dass <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> ihn inspiriert<br />

hätte, zum Christentum zu konvertieren und bittet den<br />

Autor, ihn mit diesem Anliegen gegenüber seinem Vater zu<br />

unterstützen. Am 13. April 1906 antwortet ihm der Schriftsteller:<br />

„Mein lieber, guter Junge! Du bist durch meine Bücher bewegt worden,<br />

zum Christentum überzutreten? Es freut mich sehr, daß diese<br />

Bücher Dein Herz bewegt haben, aber Du kennst noch nicht einmal<br />

den Glauben Deiner Väter und den Christenglauben noch viel weniger.<br />

Wie kannst Du da reif genug sein, zwischen ihnen wählen zu dürfen?<br />

Ich sage Dir als aufrichtiger und gewissenhafter Christ: der Glaube<br />

Deiner Väter ist heilig, ist groß, edel und erhaben. Man muß ihn<br />

nur kennen und verstehen. Einen solchen Glauben wechselt man<br />

nicht einiger Bücher wegen und noch viel weniger des Geldes oder<br />

des Geschäftes wegen. Du bist noch viel zu jung und zu unerfahren.<br />

Nur <strong>im</strong> reiferen Alter und nach langen Kämpfen und Erfahrungen<br />

gewinnt der Mensch die Einsicht, die dazu gehört, einen solchen<br />

19


Antisemit! Antisemit?<br />

Wechsel vorzunehmen. Aber lies meine Bücher in Gottes Namen weiter!<br />

Sie sind nicht etwa nur für Christen, sondern überhaupt für alle<br />

geschrieben, die das Ziel der edlen Menschlichkeit vor Augen haben.<br />

Denn glaube mir, mein lieber Junge: es kann keiner ein guter Christ<br />

oder ein guter Israelit sein, der nicht vorher ein guter Mensch geworden<br />

ist. Werde brav und gut, und glaube an Gott! Du bist zu aller Zeit<br />

sein Eigentum, sein Kind. Sei stets aufrichtig gegen Deinen Vater und<br />

grüße ihn von mir! Schreib auch mal wieder! Dein <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>.“<br />

<strong>May</strong>s engster Freund war der Radebeuler Fabrikant Richard<br />

Plöhn, ein Jude. Ein Jahr nach dessen Tod heiratete <strong>May</strong> 1903<br />

in zweiter Ehe dessen Witwe Klara. Die mutierte übrigens<br />

später zur begeisterten Nationalsozialistin. 1934 drückte ihr<br />

in Bayreuth Hitler die Hand. Merkwürdigerweise sah sie in<br />

ihm den Vollender der Ideen ihres zweiten Mannes. So bedrängte<br />

sie den glücklicherweise standhaften <strong>Karl</strong>-<strong>May</strong>-Verlag,<br />

das Symbol des Christentums auf dem Titel von <strong>May</strong>s pazifistischem<br />

Alterswerk „Friede auf Erden“ durch ein Hakenkreuz<br />

zu ersetzen und dem eigentlichen Romanende eine<br />

Danksagung an den deutschen „Friedenskanzler“ anzufügen.<br />

1942 ließ sie ihren ersten Mann und ihre Mutter, die dort an<br />

der Seite <strong>May</strong>s ruhten, aus der gemeinsamen Familiengruft<br />

exhumieren. Ein Jude hätte die anlässlich des 100. Geburtstags<br />

<strong>May</strong>s sehnlichst erwartete NS-Prominenz abgeschreckt.<br />

Die erschien dann zu ihrer großen Enttäuschung trotzdem<br />

nicht.<br />

20


<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient<br />

und der Antisemitismus<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s große Romane entstanden in den Achtziger- und<br />

Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts <strong>im</strong> Kontext eines aufkommenden<br />

Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches<br />

Phänomen des Wilhelminismus. Der antisemitische Zeitgeist<br />

ging auch an seinen Romanen nicht spurlos vorbei. Nun umfasst<br />

das Gesamtwerk mehr als 40.000 Seiten mit über 3.000<br />

handelnden Personen. Darunter finden sich ein Dutzend jüdische<br />

Menschen. Als Abenteuerschriftsteller hatte er sein<br />

Handwerk von der Pike auf gelernt. Mit den Klassikern des<br />

Genres wie James F. Cooper, Eugene Sue oder Alexandre Dumas,<br />

bei denen er sich häufig in Motivwahl und Charakterschilderung<br />

bediente, war er ebenso vertraut wie mit den Erwartungen<br />

eines Massenpublikums an best<strong>im</strong>mte wiedererkennbare<br />

Stereotype. Der Typ des „schachernden Juden“ und<br />

der „schönen Jüdin“ schlagen insbesondere in der deutschen<br />

Kulturgeschichte die Brücke zwischen Orientbegeisterung<br />

und aufkommender Judenfeindlichkeit.<br />

Kein anderer deutschsprachiger Autor hat so stark zur Begeisterung<br />

für den islamischen Kulturraum beigetragen wie<br />

<strong>Karl</strong> <strong>May</strong>. Griff er für seine so detailliert anmutenden Landschaftsbeschreibungen<br />

und die ethnologischen Details auf<br />

Reiseberichte und Lexika zurück, so orientierte er sich bei<br />

der Schilderung des exotischen Märchenorients an bewährten<br />

Vorbildern. Neben den „Märchen aus tausendundeiner<br />

Nacht“ waren es vor allem die Erzählungen des schwäbischen<br />

Dichters Wilhelm Hauff (1802–1827). Schon früh waren <strong>Karl</strong><br />

<strong>May</strong>- Forschern die Parallelen zwischen Hauffs Märchen „Die<br />

21


<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus<br />

Errettung Fatmes“ und der Episode um die Befreiung der<br />

schönen Senitza aus den Fängen ihres Entführers in <strong>May</strong>s<br />

„Durch die Wüste“ aufgefallen. Über diese Anleihen hinaus<br />

finden wir in Hauffs Schaffen auch den Transmissionsriemen<br />

zwischen <strong>May</strong>s orientalisierenden und teilweise judenfeindlichen<br />

Stereotypen. Schließlich kommt „der Jude“ ursprünglich<br />

aus dem Orient, woraus man ihn, den „Mörder Jesu“, vertrieb.<br />

Zudem ist der Jude, der den Heiland einst auf seinem<br />

Kreuzweg verlachte, zu ewiger Wanderschaft verdammt. Es<br />

ist ein schleichendes antisemitisches Verhängnis, das sich da<br />

anbahnt. Im Zuge der industriellen Revolution entstehen riesige<br />

Metropolen, nie gekannte Ansammlungen von Menschen<br />

werden auf engstem Raum unter unsagbaren sozialen<br />

Bedingungen zusammengepfercht, zyklisch wiederkehrende<br />

Krisen erzeugen ein Heer von Arbeitssuchenden und stürzen<br />

das Kleinbürgertum ins proletarische Elend.<br />

Im Unterschied zu feudalen Abhängigkeitsverhältnissen<br />

sind die Schuldzuweisungen schwierig; es existiert kein persönliches<br />

Band mehr zwischen Ausbeuter und Ausgebeuteten.<br />

Nun gedeihen die Fluchtträume von einem exotischen<br />

Märchenland mit endlosen Wüsten, grünen Oasen und luftigen<br />

Märchenschlössern, edlen Räubern, schönen Prinzessinnen<br />

und gütigen Herrschern. Die erfüllten vor allem die<br />

scheinbar heilen Märchenwelten Wilhelm Hauffs, dessen<br />

Werk für die Deutschen des Biedermeier den Orient beschwor.<br />

Gleichzeitig suchte man nach den vermeintlichen<br />

Verursachern des Unglücks. Sie waren schnell gefunden, lebten<br />

sie doch in der Nachbarschaft: „die“ Juden. Denn <strong>im</strong> Unterschied<br />

zum Fabrikbesitzer sah man den jüdischen Pfandleiher<br />

schon öfter; Schulden hatte man bei ihm und nicht<br />

be<strong>im</strong> Kapitalisten. Da Juden <strong>im</strong> Unterschied zu Christen<br />

und Moslems – den in dieser Beziehung „unschuldigen“ Mär-<br />

22


<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus<br />

chen-Orientalen – kein Zinsverbot auferlegt und ihnen der<br />

Zugang zu einer ganzen Reihe anderer Berufe verboten war,<br />

waren sie überdurchschnittlich <strong>im</strong> Finanzgeschäft präsent.<br />

Banken operieren international – die antisemitische Idee<br />

von einer weltumspannenden Verschwörung „vaterlandsloser<br />

Ge sellen“ entstand. Am Anfang stand der „normale“<br />

christliche Judenhass, der von den Fürsten besonders dann<br />

geschürt wurde, wenn sie sich eines unbequemen jüdischen<br />

Gläubigers entledigen wollten. Es ist kein Zufall, dass der<br />

Schwabe Hauff die hämische antijüdische Verfremdung einer<br />

Voltaire-Novelle in seinen Märchenalmanach „Der Scheik<br />

von Alessandria und seine Sklaven“ einbettet. Die leichtfüßige<br />

Eleganz, mit der in seinen Almanachen eine wundervolle<br />

Geschichte der anderen folgt, soll nicht über genaues Wirkungskalkül<br />

und die fast mathematische Komposition des<br />

Gesamtwerkes hinwegtäuschen – der scheinbare Träumer<br />

Hauff überlässt nichts dem Zufall. In der erwähnten Märchensammlung<br />

vertreibt man sich durch den Vortrag von<br />

Märchen die Zeit. So erzählt ein eben freigelassener Deutscher,<br />

den es als Opfer barbaresker Piraten über den Sklavenmarkt<br />

von Tunis in den Haushalt eines Scheiks der ägyptischen<br />

Hafenstadt Alessandria verschlagen hat, die Geschichte<br />

vom „Zwerg Nase“. Danach kommt man ins Sinnieren über<br />

die Märchenfaszination. Der Schreiber des Scheiks liefert die<br />

treffende Zusammenfassung der Elemente, die schon „Tausendundeine<br />

Nacht“ zu einem großen Erfolg werden ließ:<br />

„(E)rschloss sich uns da nicht ein neues, niegekanntes Reich, das Reich<br />

der Genien und Feen, bebaut mit allen Wundern der Pflanzenwelt,<br />

mit reichen Palästen von Smaragden und Rubinen, mit riesenhaften<br />

Sklaven bevölkert, die erschienen, wenn man einen Ring hin und wiederdreht<br />

oder die Wunderlampe reibt oder das Wort Salomos ausspricht,<br />

und in goldenen Schalen herrliche Speisen bringen.“<br />

23


<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus<br />

Nachdem so Interesse an dem Phänomen Märchen aufgebaut<br />

wurde, wirft einer der Zuhörer die Frage auf, woher die<br />

Begeisterung für solche Phantasiegebilde herrühre. Mitten in<br />

die Spannung auf die Antwort unterbricht Hauff diesen Erzählstrang<br />

und lässt völlig unvermittelt ein neues Märchen<br />

vortragen: „Abner, der Jude, der nichts gesehen hat“. Das<br />

Märchen ist inhaltlich ein Plagiat reinsten Wassers des Kapitels<br />

„Der Hund und das Pferd“ aus Voltaires Novelle „Zadig“.<br />

Der Nachkriegsautor Arno Schmidt, der mit seiner bis heute<br />

umstrittenen Studie „Sitara“ 1962 den Anstoß zu einer umfassenden<br />

akademischen Auseinandersetzung mit dem Autor<br />

gab, ahnte die Verwandtschaft Abners mit Kara Ben Nemsi<br />

oder Old Shatterhand: Dieser Schlaukopf „schachspielerhaft=scharfsinniger<br />

Kombinationsgabe voll, mit beweglichen<br />

Falkenaugen, denen nichts entgeht, Spuren zu lesen vermag<br />

wie nur je ein Sherlock Holmes oder die Helden <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>s […]<br />

begabt mit der Assoziationsgabe eines Elektronengehirns“<br />

agiert so überzeugend, dass Umberto Eco seine Geschichte<br />

als Einstieg in seinen Bestseller „Der Name der Rose“ wählt.<br />

Hauff änderte lediglich Kleinigkeiten und machte aus Zadig<br />

einen Juden. So war es ihm möglich, antisemitische Klischees<br />

einfließen zu lassen. Bei Voltaire ist Zadig ein junger Mann,<br />

„dessen schöne, natürliche Anlagen durch seine Erziehung gefestigt<br />

und entwickelt waren. Obgleich er reich und noch jung war, wusste er<br />

doch seine Leidenschaften zu bändigen. Er wollte nichts vorstellen.<br />

[…], wollte nicht stets recht haben […]. Er war großmütig und scheute<br />

sich nicht, auch Undankbare zu verpflichten […] Da Zadig große<br />

Reichtümer und folglich viele Freunde hatte, ferner gesund und<br />

wohlgebildet war und einen geraden, ausgeglichenen Verstand und<br />

ein edles, offenes Gemüt besaß, so glaubte er, auch glücklich sein zu<br />

können.“<br />

Aus intellektueller Potenz, die den Zadig Voltaires auszeichnet,<br />

wird bei Hauffs Abner Falschheit und Hinterlist:<br />

24


<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus<br />

„Juden […] gibt es überall, und sie sind überall Juden: pfiffig, mit Falkenaugen<br />

für den kleinsten Vorteil, begabt, verschlagen, desto verschlagener,<br />

je mehr sie misshandelt werden, ihrer Verschlagenheit<br />

bewusst und sich etwas darauf einbildend.“<br />

Wilhelm Hauff verleiht „dem Juden“ <strong>im</strong> frühen 19. Jahrhundert<br />

endgültig all jene Eigenschaften, die ihn auf der Karikatur<br />

in Julius Streichers „Stürmer“ erkennbar macht. Der Jude<br />

ist hier wie dort schmuddelig-kriecherisch und permanent<br />

seine Umwelt betrügend dargestellt, wobei er über Leichen<br />

geht:<br />

„Er schreitet einher, mit der spitzen Mütze auf dem Kopf, in den<br />

bescheidenen, nicht übermäßig reinlichen Mantel gehüllt, n<strong>im</strong>mt<br />

von Zeit zu Zeit eine verstohlene Prise aus der goldenen Dose, die er<br />

nicht gerne sehen lässt, streichelt sich den Knebelbart, und trotz der<br />

umherrollenden Augen, welche ewige Furcht und Besorgnis und die<br />

Begierde, etwas zu erspähen, womit etwas zu machen wäre, keinen<br />

Augenblick ruhen lässt, leuchtet Zufriedenheit aus seiner beweglichen<br />

Miene; er muss diesen Tag gute Geschäft gemacht haben, und so<br />

ist es auch. Er ist Arzt, ist Kaufmann, ist alles, was Geld einträgt; er hat<br />

heute einen Sklaven mit einem he<strong>im</strong>lichen Fehler verkauft, wohlfeil<br />

eine Kamelladung Gummi gekauft und einem reichen kranken Mann<br />

den letzten Trank, nicht vor seiner Genesung, sondern vor seinem<br />

Hintritt bereitet.“<br />

Der Jude bei Hauff ist nicht nur Sklavenhändler, sondern betrügt<br />

sogar dabei noch. Positive Realitäten werden in ihr Gegenteil<br />

verkehrt: An die Stelle der angesehenen jüdischen<br />

Ärzte an den Höfen des Nahen Ostens – Noah Gordons Welterfolg<br />

„Der Medicus“, inzwischen in Deutschland verfilmter<br />

Bestseller, würdigt ihr Wirken in populärer Form – tritt bei<br />

Hauff der giftmischende jüdische Quacksalber. An die Stelle<br />

des fiktiven Weisen Nathan der Aufklärung tritt nun bei<br />

Hauff der „Jud Süß“ mit realem historischen Hintergrund:<br />

Als Finanzminister des württembergischen Herzogs ver-<br />

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<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus<br />

suchte dieser in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Ordnung<br />

in den von unsinniger Aufrüstung und Verschwendungssucht<br />

zerrütteten Staatshaushalt zu bringen. Dazu bediente<br />

sich Joseph Süß Oppenhe<strong>im</strong>er, verkürzt Jud Süß, auch<br />

kr<strong>im</strong>ineller Methoden. Ein NS-Lexikon beschreibt 1939 die<br />

Stellung der „Hofjuden“ ganz <strong>im</strong> Sinne Hauffs: „ Im 17. und<br />

18. Jahrh. besserten sich die Verhältnisse für die J. teilweise,<br />

da die Fürsten vielfach auf ihre finanzielle Macht angewiesen<br />

waren. So kamen manche J. zu hohen Stellungen und großem<br />

Einfluss (Hofjuden), den sie oft zum schwersten Schaden<br />

des Landes missbrauchten (Jud Süß Oppenhe<strong>im</strong>er in Württemberg,<br />

1733–38).“ In Hauffs historischer Novelle „Jud Süß“<br />

von 1827 findet man ein treffliches Beispiel für die Karnevalisierung<br />

des Mittleren Ostens und seine ideologische Instrumentalisierung:<br />

Die Geschichte setzt am 12. Februar 1737 mit<br />

einem von Süß inszenierten Kostümball in der württembergischen<br />

Metropole Stuttgart ein. Lanbek, ein junger Offizier<br />

und unversöhnlicher Widersacher Süß’, erscheint auf dem<br />

Ball in Sarazenentracht. Das ist noch nicht verwunderlich:<br />

Es ist die Epoche der Türkenbegeisterung; nicht einmal drei<br />

Jahrzehnte später liefert Hasse mit seiner Oper „Sol<strong>im</strong>ano“<br />

ein musikalisches Zeugnis dieser Faszination. Interessant<br />

wird die Kostümierung bei Hauff vor dem Hintergrund des<br />

Grundkonfliktes. Der Feind des Juden verkleidet sich als Moslem.<br />

Süß erscheint <strong>im</strong> schlichten Domino in Begleitung einer<br />

schönen Fremden in üppiger orientalischer Tracht. Die Frau<br />

erweist sich als Schwester des Gastgebers, die von seinen Machenschaften<br />

nichts weiß: „ Man konnte ihr Gesicht die Vollendung<br />

orientalischer Züge nennen.“ Lanbek und sie verlieben<br />

sich, was natürlich tragisch enden muss. Als Süß am<br />

Galgen landet, n<strong>im</strong>mt sich seine verzweifelte Schwester das<br />

Leben. Die unerwiderte bzw. unerfüllte Liebe des Christen<br />

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<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus<br />

zur schönen Jüdin entlehnt Hauff seinem großen britischen<br />

Vorbild Walter Scott: Rebecca von York, deren Züge Hauff der<br />

Schwester des Juden verleiht, liebt Ivanhoe in dem gleichnamigen,<br />

1820 erschienenen Roman ebenso glutvoll wie vergeblich.<br />

In „Ivanhoe“ ist der Verzicht ein Tribut an den puritanischen<br />

Zeitgeist. Die intelligente Rebecca ist wesentlich interessanter<br />

als die blasse blonde Schönheit Lady Rowena, der<br />

Ivanhoe in hoher Minne zugetan ist. Doch nicht allen Briten<br />

behagte der Schluss: William Makepeace Thackeray, Autor<br />

von „Vanity Fair“, <strong>im</strong> Deutschen „Jahrmarkt der Eitelkeiten“,<br />

korrigierte in seinem Weihnachtsbüchlein 1849 „Rebecca und<br />

Rowena“ das Romanende zugunsten der schönen Jüdin! Direkt<br />

gegenteilig verfahren Walter Scott und Wilhelm Hauff<br />

bei der Zeichnung der männlichen Juden: Im bürgerlichen<br />

England brachte die industrielle Revolution gewaltige Fortschritte<br />

der Judenemanzipation mit sich. Im politisch wie<br />

wirtschaftlich rückständigeren Deutschland suchten von<br />

den Ergebnissen der Befreiungskriege enttäuschte bürgerliche<br />

Kräfte in einer Mischung aus romantischer, rückwärtsgewandter<br />

Sehnsucht nach dem Ständestaat und Verunsicherung<br />

über die einsetzenden kapitalistischen Veränderungen<br />

die Schuld für die Misere bei den „Urenkeln Abrahams“. Bei<br />

Scott ist der Vater Rebeccas, Isaak von York, eine ehrwürdige<br />

alttestamentarische Patriarchengestalt wie Lessings „Nathan<br />

der Weise“. Nur die selbstlose Spende seiner von ihm dazu inspirierten<br />

Glaubensgenossen ermöglicht es, den gefangenen<br />

Richard Löwenherz freizukaufen und damit England den<br />

rechtmäßigen König zurückzugeben. Bei Hauff richtete gerade<br />

Süß die württembergische He<strong>im</strong>at durch Spekulation<br />

und Misswirtschaft zugrunde. Der Autor begründet damit<br />

eine Handlungskonstellation, die das Abenteuer- und Historiengenre<br />

der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts von<br />

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<strong>May</strong>s Vorgänger, ein Märchenorient und der Antisemitismus<br />

Gustav Freytag bis hin zu <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> durchziehen wird: die<br />

schöne Jüdin, Tochter oder Schwester eines zumeist negativ<br />

gezeichneten Anhängers des mosaischen Glaubens oder zum<br />

Christentum Konvertierten, die sich unglücklich in den jugendlichen<br />

deutschen Helden verliebt. Soweit steht man<br />

noch in der Lessing’schen Tradition. Nachdem der Abendländer<br />

bei diversen Autoren des 19. Jahrhunderts fast der Versuchung<br />

orientalischer Reize erlegen war, besinnt er sich <strong>im</strong><br />

letzten Moment und folgt dem „Ruf des Blutes“ in die Arme<br />

eines „echten“ deutschen Mädchens. Wie wir sehen werden,<br />

übern<strong>im</strong>mt <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> von Hauff best<strong>im</strong>mte antijüdische<br />

Stereotype, ohne dessen prinzipiellem Judenhass zu folgen.<br />

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Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten<br />

sind <strong>im</strong> Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

© 2023 by Evangelische Verlagsanstalt GmhH . Leipzig<br />

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Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.<br />

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ohne Zust<strong>im</strong>mung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.<br />

Cover: Vogelsang Design, Aachen<br />

Coverbilder: © <strong>Karl</strong> <strong>May</strong>-Gesellschaft e. V., Radebeul<br />

Satz: ARW-Satz, Leipzig<br />

Druck und Binden: CPI books GmbH<br />

ISBN 978-3-374-07422-8<br />

eISBN (PDF) 978-3-374-07423-5 // eISBN (E-Pub) 978-3-374-07424-2<br />

www.eva-leipzig.de

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