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TOPFIT Frühjahr 2023

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16 Diagnose & Therapie<br />

Leberkrebs<br />

Therapieerfolg durch interdisziplinäre<br />

Hochleistungsmedizin<br />

Dank intensiver Forschung und Entwicklung<br />

steht den Ärzten heute eine Reihe von<br />

Behandlungsmethoden zur Verfügung, die die<br />

Prognose auch im fortgeschrittenen Leberkrebsstadium<br />

verbessern können. Wann welche<br />

Therapiestrategie im Einzelfall infrage kommt,<br />

hängt von verschiedenen Faktoren ab. »Umso<br />

wichtiger ist es, dass der Betroffene in einem<br />

spezialisierten Zentrum behandelt wird«, sagt<br />

Prof. Christian Rust vom Krankenhaus Barmherzige<br />

Brüder München. Denn hier erhalten<br />

die Betroffenen eine leitliniengerechte und<br />

individuell auf sie zugeschnittene Behandlung.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

Im Vergleich zu den meisten Organen ist die Leber<br />

erstaunlich widerstandsfähig. Aber gegen<br />

eine Entartung ihrer Zellen zu Krebszellen ist<br />

auch sie nicht gefeit. Tatsächlich ist Leberkrebs<br />

eine der fünf häufigsten Krebserkrankungen<br />

weltweit, zudem wird die Leber besonders oft<br />

von Metastasen befallen. Von den 9500 bösartigen<br />

Lebertumoren, die jedes Jahr in Deutschland<br />

diagnostiziert werden, sind rund zwei Drittel<br />

direkt aus den Leberzellen, den Hepatozyten,<br />

entstanden. Deshalb ist meist das Leberzellkarzinom<br />

– oder hepatozelluläre Karzinom, kurz<br />

HCC – gemeint, wenn von »Leberkrebs« die<br />

Rede ist. Männer erhalten die Diagnose viermal<br />

häufiger als Frauen, viele sind älter als 70 Jahre.<br />

Hauptrisikofaktor: Leberzirrhose<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Krebsarten, bei<br />

denen über die Entstehungsmechanismen nur<br />

spekuliert werden kann, ist der mit Abstand<br />

wichtigste Risikofaktor für Leberkrebs bekannt:<br />

eine lang andauernde Schädigung der Leber, die<br />

zu einer Leberzirrhose geführt hat. Hierbei wird<br />

das Lebergewebe immer mehr durch funktionsloses<br />

Narbengewebe ersetzt, bis die Leber ihre<br />

Aufgaben kaum mehr erfüllen kann. »Patienten<br />

mit Leberzirrhose haben ein erhöhtes Risiko<br />

für die Entwicklung von Leberzellkrebs«, sagt<br />

Prof. Christian Rust, Chefarzt der Klinik für Innere<br />

Medizin I, Gastroenterologie, Hepatologie,<br />

Onkologie und Allgemeine Innere Medizin und<br />

Leiter des Leberkrebszentrums am Krankenhaus<br />

Barmherzige Brüder München. Deshalb werden<br />

Hochrisiko-Patienten regelmäßige Ultraschall-<br />

Kontrollen der Leber und gegebenenfalls auch<br />

Kontrollen der Blutwerte zur Früherkennung<br />

empfohlen: »Wird ein HCC in einem frühen Stadium<br />

erkannt und ist das Risiko für eine Dekompensation<br />

infolge der Leberzirrhose gering, ist oft<br />

noch eine Behandlung möglich, die auf Heilung<br />

ausgerichtet ist«, erklärt Prof. Rust.<br />

Fettleber auf dem Vormarsch<br />

Für die Entstehung einer Leberzirrhose kommen<br />

verschiedene Ursachen infrage. In Deutschland<br />

waren dies lange Zeit Alkoholmissbrauch und<br />

eine chronische Hepatitis, allen voran eine Infektion<br />

mit Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Vi-<br />

ren. Insbesondere die große Hepatitis-C-Welle<br />

in den 1980er und 1990er Jahren hat zu einem<br />

starken Erkrankungsanstieg geführt. Seit Kurzem<br />

ist es jedoch möglich, eine chronische Hepatitis<br />

C mit neu entwickelten anti-viralen Medikamenten<br />

vollständig zu heilen – »ein medizinischer<br />

Quantensprung«, wie Prof. Rust sagt.<br />

Gegen eine Hepatitis-B-Infektion hilft eine<br />

Schutzimpfung, deshalb hat auch dieser Risikofaktor<br />

zumindest in Deutschland an Bedeutung<br />

verloren. Dafür bereitet den Ärzten nun eine andere<br />

Lebererkrankung zunehmend Sorgen: die<br />

nichtalkoholische Fettleber (NAFLD), zu der<br />

vor allem Menschen neigen, die sich über Jahre<br />

hochkalorisch ernähren und deshalb übergewichtig<br />

sind.<br />

Wie Übergewicht ist auch die nichtalkoholische<br />

Fettleber auf dem besten Weg, sich zur Volkskrankheit<br />

zu entwickeln – jedenfalls in den<br />

westlichen Industrienationen: Bereits jeder Dritte<br />

über 70 Jahre hat hierzulande eine Fettleber.<br />

Das heißt, in den Zellen der Leber hat sich so<br />

viel Fett eingelagert, dass der Fettanteil der Leber<br />

mehr als zehn Prozent ihres Gesamtgewichts<br />

übersteigt. Das Problem: »In der feingeweblichen<br />

Untersuchung zeigt eine nichtalkoholische<br />

Fettleber nahezu identische Kriterien wie die<br />

alkoholinduzierte Leberschädigung«, sagt Prof.<br />

Rust. Und das bedeutet: Auch die nichtalkoholische<br />

Fettleber kann sich entzündlich verändern<br />

und mit der Zeit in eine Leberzirrhose münden.<br />

Damit steigt auch das Risiko für Leberkrebs.<br />

Das Team des interdisziplinären ​<br />

Leberkrebszentrums am Krankenhaus Barmherzige<br />

Brüder München (v.l.n.r.):<br />

Foto: © Krankenhaus Barmherzige Brüder München (Claudia Rehm)<br />

​• Leiter Department Leber und Bauchspeicheldrüsenchirurgie<br />

(HPB)<br />

Dr. Alexander Gratz<br />

​• Chefarzt der Klinik für Viszeralchirurgie<br />

und stellvertretender Leiter des<br />

Leberkrebszentrums<br />

Priv.-Doz. Dr. Johann Spatz<br />

​• Oberärztin Innere Medizin I<br />

Dr. Stefanie Surwald<br />

​• Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I<br />

und Leiter des Leberkrebszentrums<br />

Prof. Dr. Christian Rust<br />

​• Chefarzt der Klinik für Diagnostische und<br />

Interventionelle Radiologie<br />

Priv.-Doz. Dr. Tobias Jakobs<br />

Nähere Infos:<br />

www.barmherzige-muenchen.de<br />

<strong>TOPFIT</strong> 1 / <strong>2023</strong>

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