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TOPFIT Frühjahr 2023

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14 Diagnose & Therapie<br />

LMU Klinikum München<br />

Bluthochdruck -<br />

eine konsequente Behandlung<br />

ist wichtig!<br />

Mehr als jeder vierte Erwachsene in<br />

Deutschland leidet unter Bluthochdruck<br />

– und oft wird er nicht ausreichend behandelt.<br />

Dabei ist Bluthochdruck einer<br />

der wichtigsten Risikofaktoren für einen<br />

Herzinfarkt oder Schlaganfall. »Schon allein<br />

deshalb sollte jeder seinen Blutdruck<br />

kennen und spätestens ab dem 40. Lebensjahr<br />

mit regelmäßigen Messungen<br />

beginnen. Zeigt sich, dass der Blutdruck<br />

zu hoch ist, muss er konsequent behandelt<br />

werden«, sagt Prof. Dr. Stefan Brunner. Der<br />

Kardiologe leitet die Medizinische Klinik<br />

und Poliklinik I des LMU Klinikums am<br />

Campus Innenstadt. Gerade haben er und<br />

sein Team eine neue Studie für Patienten<br />

mit Bluthochdruck gestartet. Das Ziel: zu<br />

ermitteln, inwieweit Hochdruck-Patienten<br />

profitieren, wenn ihre Therapie digital gesteuert<br />

wird.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

Herr Prof. Brunner, schon seit Jahren<br />

steht Bluthochdruck auf der Liste der<br />

zehn bedrohlichsten Krankheiten<br />

weltweit – und dennoch wird die<br />

Erkrankung nach wie vor unterschätzt.<br />

Was sind die Gründe?<br />

Prof. Brunner: Ein Grund ist sicherlich, dass<br />

viele Bluthochdruckpatienten lange Zeit gar<br />

nichts von ihrer Erkrankung wissen. Denn ein<br />

zu hoher Blutdruck macht lange Zeit keine Beschwerden,<br />

und er schränkt auch die Lebensqualität<br />

erst einmal nicht spürbar ein. Deshalb<br />

wird die Hypertonie auch »stiller Killer« genannt:<br />

Bleibt sie unbehandelt, ist die Gefahr für<br />

schwere Erkrankungen groß – bis hin zum lebensgefährlichen<br />

Notfall wie einem Herzinfarkt<br />

oder Schlaganfall. Tatsächlich gehört Bluthochdruck<br />

zu den wichtigsten Risikofaktoren für die<br />

Entstehung von Herzerkrankungen, allen voran<br />

der koronaren Herzkrankheit oder einer chronischen<br />

Herzinsuffizienz. Für die Entstehung<br />

eines Schlaganfalls ist ein chronisch zu hoher<br />

Blutdruck sogar der wichtigste Risikofaktor:<br />

Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist<br />

für Hochdruck-Patienten gegenüber Menschen<br />

mit normalem Blutdruck um das Drei- bis Vierfache<br />

erhöht. Aber auch eine zunehmende Beeinträchtigung<br />

der Hirnleistung kann eine Folge<br />

sein – wir sprechen dann von einer vaskulären<br />

Demenz.<br />

Was macht einen chronisch zu hohen<br />

Blutdruck so gefährlich?<br />

Prof. Brunner: Ist der Blutdruck anhaltend<br />

zu hoch, werden zuerst die Blutgefäße in Mitleidenschaft<br />

gezogen, sodass sich mit der Zeit<br />

eine Arteriosklerose – eine Gefäßwandverkalkung<br />

– entwickelt. Dieser Vorgang entwickelt<br />

sich schleichend über Jahre, ohne dass der Betroffene<br />

etwas davon bemerkt. Am Ende stehen<br />

jedoch Durchblutungsstörungen und damit einhergehend<br />

eine Unterversorgung von Organen<br />

mit Sauerstoff, weil die Gefäße immer mehr verengen<br />

und verstopfen. Neben den Herzkranzgefäßen,<br />

den hirnversorgenden Halsarterien oder<br />

auch den Gefäßen direkt im Gehirn können viele<br />

andere Gefäße, etwa in den Beinen, betroffen<br />

sein. Ebenso sind die feinen Gefäße der Nieren<br />

durch einen chronisch erhöhten Blutdruck gefährdet,<br />

was dann eine Nierenschwäche bis hin<br />

zum Nierenversagen mit Dialyse zur Folge haben<br />

kann. Gleiches gilt für die Netzhautgefäße<br />

der Augen, wir sprechen dann von einer hypertensiven<br />

Retinopathie, die im Extremfall zur<br />

Erblindung führen kann. Auch die Entstehung<br />

eines Bauchaortenaneurysmas wird durch Bluthochdruck<br />

begünstigt.<br />

Die Empfehlungen der verschiedenen<br />

Fachgesellschaften sind nicht ganz<br />

einheitlich. Welche Zielwerte sollten<br />

Menschen mit Bluthochdruck anstreben?<br />

Prof. Brunner: Die Zielwerte, die die Fachgesellschaften<br />

in ihren Leitlinien empfehlen, beruhen<br />

auf der Auswertung von aktuellen Studien.<br />

Dabei kann die Bewertung von Expertengremium<br />

zu Expertengremium etwas voneinander abweichen.<br />

Hierzulande richten wir uns nach den<br />

Europäischen Leitlinien, die einen Zielwert von<br />

< 130/80 mmHg bzw. bei Personen, die älter als<br />

65 Jahre alt sind, einen Zielwert von < 140/80<br />

mmHg empfehlen.<br />

Was sind die Voraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche Bluthochdruckbehandlung?<br />

Prof. Brunner: Wichtigste Voraussetzung ist<br />

die Compliance des Patienten: Nur wenn sich<br />

der Patient wirklich konsequent an die Empfehlungen<br />

des behandelnden Arztes hält, kann<br />

der Blutdruck auch erfolgreich behandelt werden.<br />

Dazu gehört erst einmal ein gesünderer<br />

Lebensstil mit einer Reduktion der Salz- und<br />

Alkoholzufuhr, einer Normalisierung des Körpergewichts,<br />

gesunder Ernährung und regelmäßiger<br />

körperlicher Aktivität. Häufig gelingt es<br />

jedoch mit diesen Maßnahmen allein nicht, den<br />

Blutdruck zufriedenstellend einzustellen, sodass<br />

meist zusätzlich eine medikamentöse Therapie<br />

Bildnachweis : © olegdoroshin / 123rf.com<br />

<strong>TOPFIT</strong> 1 / <strong>2023</strong>

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