MeinPferd_04_2019

08.05.2023 Aufrufe

THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN GEMEINSAM UNTERWEGS in der Gruppe Ein Gruppenausritt ist für viele Reiter mit Sorgen und Ängsten verbunden. Das muss nicht sein, wenn Ihr Pferd Ihnen vertraut, Sie in der Gruppe die Kontrolle behalten und jedes Reiter-Pferd-Paar als Zweierherde unterwegs ist Text: Inga Dora Meyer Pferde sind Herdentiere. Die Herde bietet ihnen Schutz und Sicherheit. So erfolgt z.B. ein Ortswechsel in freier Wildbahn nur im engen Verband. Auch vor Fressfeinden wird immer gemeinsam geflüchtet. Diese Verhaltensweisen sind lebenserhaltend und trotz aller Domestizierung bis heute nicht verlorengegangen. Deshalb wollen Pferde natürlicherweise nicht gern allein sein. Orientiert sich der Vierbeiner beim Gruppenausritt aber ausschließlich an den Artgenossen, stellt dies den Reiter vor Herausforderungen. Wird eines der Pferde immer schneller oder überholt es die anderen von hinten, will sein Vierbeiner hinterher. Soll es hinten gehen, pullt es und ist ständig auf der Hut, denn das letzte Tier wird bekanntlich von den Fressfeinden erbeutet. Möchte der Reiter den Verband frühzeitig verlassen, weigert sich sein Pferd, auch nur einen Schritt in eine andere Richtung zu machen. Sicherheit und Vertrauen Sie haben ihren Pferden zunächst beigebracht, sie als Leittier zu akzeptieren und sich bei ihnen wohl- und sicher zu fühlen. Dann sind ihre Pferde es gewöhnt, in der Gruppe unterwegs zu sein. Mehr noch: Sie werden an zig verschiedenen Positionen geritten. Manchmal gehen sie vorne, in der Mitte, ganz hinten oder nebeneinander her. Oft trennen sich ihre Wege. Ein Reiter- Pferd-Paar oder mehrere Paare halten an, drehen um, entfernen sich, bleiben ganz weg oder kommen wieder. Einige gehen Schritt, wieder andere traben oder galoppieren. Und wie sieht es in der Regel bei uns aus? Viele Pferde laufen an ein- und derselben Position. Wer kennt nicht einen Mitreiter, der von seinem Pferd sagt: „Meiner kann nur vorne gehen.“ Oder: „Als Letzter der Gruppe? Nee, das geht nicht.“ „Gruppengalopp? Ach, du meine Güte!“ Vom Verlassen der Gruppe ist gar nicht die Rede. All das lässt sich aber trainieren. Trommeln Sie Ihre Mitreiter zusammen und gehen Sie auf einen großen Reit- bzw. Wiesenplatz oder direkt ins Gelände, und üben Sie beim Gruppenausritt, als Zweierherde zu fungieren. Die folgenden Übungen helfen Ihnen dabei. Übungen zum Nachreiten Übung 1: Reiten Sie hintereinander her. Der sicherste Reiter reitet erst einmal vorn. Warum? Weil nach und nach alle anderen Pferde an ihm vorbeiziehen sollen und er sein Pferd sicher an den Hilfen haben muss. Die eher unsicheren Reiter reihen sich in Fotos: Daniel Elke Solche Probleme in der Gruppe entstehen immer dann, wenn der Reiter das Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen aus Sicht des Pferds nicht erfüllen kann. Hier lässt sich mit der Arbeit am Boden viel erreichen. Hilfreich ist es zudem, wenn sich jedes Reiter-Pferd- Paar als einzelne Zweierherde betrachtet und nicht den Verband als gemeinsame Herde. Stellen Sie sich dafür eine Gruppe Cowboys vor. Sie treiben Rinder, fangen ausgebrochene Tiere wieder ein – und das unabhängig von ihren Mitreitern. Was machen sie also anders als andere Reiter? 66 www.mein-pferd.de 04/2019

Anzeige Pferde sollten an jeder Position im Gelände gehen können der Mitte ein. Los geht es im gemächlichen Schritt. Jetzt trabt der letzte Reiter sein Pferd an und reitet links oder rechts an der Gruppe vorbei. Hat er die Gruppe, die weiterhin im Schritt unterwegs ist, passiert, reiht er sich vor dem ersten Reiter ein und pariert durch. Dann startet der vorletzte Reiter im Trab, überholt die anderen und reiht sich vor dem ehemals letzten Reiter ein. So geht es weiter, bis jeder Reiter die Übung absolviert hat. Fortgeschrittene können die Übung sowohl im Trab als auch im Galopp absolvieren. Gegenseitiges Vertrauen: So ist auch ein Gruppenausritt ohne Sattel möglich Übung 2: Bilden Sie eine Reihe und reiten Sie im Schritt hintereinander her. Vergrößern Sie den Abstand zu dem Reiter vor Ihnen. Nun trabt der letzte Reiter an und reitet in Schlangenlinien um die Reiter vor ihm, bis er das erste Paar überholt hat. Dann folgt ein Übergang zum Schritt, und er reiht sich vorne ein. Die Reiter-Pferd-Paare werden quasi zu Pylonen, die umrundet werden. Das Pferd lernt bei diesen beiden Übungen, sich mehr auf den Reiter zu konzentrieren. Auch der Reiter profitiert davon, denn er lernt, sein Pferd besser einzuschätzen. Wie verhält es sich, wenn andere vorbeitraben oder galoppieren? Wie durchlässig ist es? Hört es mir wirklich jederzeit zu? Von der Gruppe entfernen Übung 3: Die Gruppe bleibt entweder auf einem großen Zirkel oder aufgereiht hintereinander im Schritt zusammen. Ein Reiter entfernt sich zehn bis 50 Meter oder, wenn es möglich ist, noch weiter von der Gruppe im Trab. Danach wird durchpariert, eine Kehrtvolte oder Wendung um die Vorhand absolviert und in entgegengesetzter Richtung an der Gruppe vorbeigeritten. Dann reiht sich der Reiter hinten ein. Das ist eine gute Übung für Pferde, die immer nur an der Spitze gehen wollen. Bis diese Vierbeiner anfangen, sich zu entspannen, müssen Reiter aber meist mehrfach die Strecke hin und her reiten. Fortgeschrittene können auch die Zügel aus der Hand kauen lassen, bevor sie die Gruppe wieder erreichen. Hält das Pferd Takt und Tempo und bleibt es auch in Dehnungshaltung an den Hilfen? Oder drängelt es am längeren Zügel und nimmt Fahrt auf? Solche Übungen im Gelände lassen sich beliebig erweitern. So kann sich eine Gruppe im Gelände in zwei Hälften teilen, sich trennen und später wieder zusammenfinden, zwei Reiter-Pferd-Paare halten an, drehen um oder biegen ab und kehren heim, usw. Je öfter Ihr Pferd solche Situationen erlebt, desto gelassener wird es in der Gruppe sein. Denken Sie an die Cowboys! Nottingham

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Pferde sollten an<br />

jeder Position im<br />

Gelände gehen<br />

können<br />

der Mitte ein. Los geht es im gemächlichen<br />

Schritt. Jetzt trabt der letzte Reiter sein<br />

Pferd an und reitet links oder rechts an der<br />

Gruppe vorbei. Hat er die Gruppe, die weiterhin<br />

im Schritt unterwegs ist, passiert,<br />

reiht er sich vor dem ersten Reiter ein und<br />

pariert durch. Dann startet der vorletzte<br />

Reiter im Trab, überholt die anderen und<br />

reiht sich vor dem ehemals letzten Reiter<br />

ein. So geht es weiter, bis jeder Reiter die<br />

Übung absolviert hat. Fortgeschrittene<br />

können die Übung sowohl im Trab als<br />

auch im Galopp absolvieren.<br />

Gegenseitiges Vertrauen:<br />

So ist auch<br />

ein Gruppenausritt<br />

ohne Sattel möglich<br />

Übung 2: Bilden Sie eine Reihe und reiten<br />

Sie im Schritt hintereinander her. Vergrößern<br />

Sie den Abstand zu dem Reiter vor Ihnen.<br />

Nun trabt der letzte Reiter an und reitet<br />

in Schlangenlinien um die Reiter vor ihm,<br />

bis er das erste Paar überholt hat. Dann folgt<br />

ein Übergang zum Schritt, und er reiht sich<br />

vorne ein. Die Reiter-Pferd-Paare werden<br />

quasi zu Pylonen, die umrundet werden.<br />

Das Pferd lernt bei diesen beiden<br />

Übungen, sich mehr auf den Reiter zu konzentrieren.<br />

Auch der Reiter profitiert davon,<br />

denn er lernt, sein Pferd besser einzuschätzen.<br />

Wie verhält es sich, wenn andere vorbeitraben<br />

oder galoppieren? Wie durchlässig<br />

ist es? Hört es mir wirklich jederzeit zu?<br />

Von der Gruppe entfernen<br />

Übung 3: Die Gruppe bleibt entweder auf<br />

einem großen Zirkel oder aufgereiht hintereinander<br />

im Schritt zusammen. Ein Reiter<br />

entfernt sich zehn bis 50 Meter oder, wenn<br />

es möglich ist, noch weiter von der Gruppe<br />

im Trab. Danach wird durchpariert, eine<br />

Kehrtvolte oder Wendung um die Vorhand<br />

absolviert und in entgegengesetzter Richtung<br />

an der Gruppe vorbeigeritten. Dann<br />

reiht sich der Reiter hinten ein. Das ist eine<br />

gute Übung für Pferde, die immer nur an<br />

der Spitze gehen wollen. Bis diese Vierbeiner<br />

anfangen, sich zu entspannen, müssen<br />

Reiter aber meist mehrfach die Strecke hin<br />

und her reiten.<br />

Fortgeschrittene können auch die Zügel<br />

aus der Hand kauen lassen, bevor sie die<br />

Gruppe wieder erreichen. Hält das Pferd<br />

Takt und Tempo und bleibt es auch in Dehnungshaltung<br />

an den Hilfen? Oder drängelt<br />

es am längeren Zügel und nimmt Fahrt auf?<br />

Solche Übungen im Gelände lassen sich<br />

beliebig erweitern. So kann sich eine Gruppe<br />

im Gelände in zwei Hälften teilen, sich<br />

trennen und später wieder zusammenfinden,<br />

zwei Reiter-Pferd-Paare halten an, drehen<br />

um oder biegen ab und kehren heim,<br />

usw. Je öfter Ihr Pferd solche Situationen erlebt,<br />

desto gelassener wird es in der Gruppe<br />

sein. Denken Sie an die Cowboys!<br />

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