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THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />
GEMEINSAM UNTERWEGS<br />
in der Gruppe<br />
Ein Gruppenausritt ist für<br />
viele Reiter mit Sorgen und<br />
Ängsten verbunden. Das muss<br />
nicht sein, wenn Ihr Pferd<br />
Ihnen vertraut, Sie in der Gruppe<br />
die Kontrolle behalten<br />
und jedes Reiter-Pferd-Paar als<br />
Zweierherde unterwegs ist<br />
Text: Inga Dora Meyer<br />
Pferde sind Herdentiere. Die<br />
Herde bietet ihnen Schutz und<br />
Sicherheit. So erfolgt z.B. ein<br />
Ortswechsel in freier Wildbahn<br />
nur im engen Verband. Auch<br />
vor Fressfeinden wird immer<br />
gemeinsam geflüchtet. Diese Verhaltensweisen<br />
sind lebenserhaltend und trotz aller<br />
Domestizierung bis heute nicht verlorengegangen.<br />
Deshalb wollen Pferde natürlicherweise<br />
nicht gern allein sein. Orientiert sich<br />
der Vierbeiner beim Gruppenausritt aber<br />
ausschließlich an den Artgenossen, stellt<br />
dies den Reiter vor Herausforderungen.<br />
Wird eines der Pferde immer schneller oder<br />
überholt es die anderen von hinten, will sein<br />
Vierbeiner hinterher. Soll es hinten gehen,<br />
pullt es und ist ständig auf der Hut, denn das<br />
letzte Tier wird bekanntlich von den Fressfeinden<br />
erbeutet. Möchte der Reiter den<br />
Verband frühzeitig verlassen, weigert sich<br />
sein Pferd, auch nur einen Schritt in eine<br />
andere Richtung zu machen.<br />
Sicherheit und Vertrauen<br />
Sie haben ihren Pferden zunächst beigebracht,<br />
sie als Leittier zu akzeptieren und<br />
sich bei ihnen wohl- und sicher zu fühlen.<br />
Dann sind ihre Pferde es gewöhnt, in der<br />
Gruppe unterwegs zu sein. Mehr noch: Sie<br />
werden an zig verschiedenen Positionen<br />
geritten. Manchmal gehen sie vorne, in<br />
der Mitte, ganz hinten oder nebeneinander<br />
her. Oft trennen sich ihre Wege. Ein Reiter-<br />
Pferd-Paar oder mehrere Paare halten an,<br />
drehen um, entfernen sich, bleiben ganz weg<br />
oder kommen wieder. Einige gehen Schritt,<br />
wieder andere traben oder galoppieren.<br />
Und wie sieht es in der Regel bei uns aus?<br />
Viele Pferde laufen an ein- und derselben<br />
Position. Wer kennt nicht einen Mitreiter,<br />
der von seinem Pferd sagt: „Meiner kann<br />
nur vorne gehen.“ Oder: „Als Letzter der<br />
Gruppe? Nee, das geht nicht.“ „Gruppengalopp?<br />
Ach, du meine Güte!“ Vom Verlassen<br />
der Gruppe ist gar nicht die Rede. All das<br />
lässt sich aber trainieren. Trommeln Sie Ihre<br />
Mitreiter zusammen und gehen Sie auf einen<br />
großen Reit- bzw. Wiesenplatz oder direkt<br />
ins Gelände, und üben Sie beim Gruppenausritt,<br />
als Zweierherde zu fungieren.<br />
Die folgenden Übungen helfen Ihnen dabei.<br />
Übungen zum Nachreiten<br />
Übung 1: Reiten Sie hintereinander her.<br />
Der sicherste Reiter reitet erst einmal vorn.<br />
Warum? Weil nach und nach alle anderen<br />
Pferde an ihm vorbeiziehen sollen und er<br />
sein Pferd sicher an den Hilfen haben muss.<br />
Die eher unsicheren Reiter reihen sich in<br />
Fotos: Daniel Elke<br />
Solche Probleme in der Gruppe entstehen<br />
immer dann, wenn der Reiter das Bedürfnis<br />
nach Sicherheit und Vertrauen aus Sicht des<br />
Pferds nicht erfüllen kann. Hier lässt sich mit<br />
der Arbeit am Boden viel erreichen. Hilfreich<br />
ist es zudem, wenn sich jedes Reiter-Pferd-<br />
Paar als einzelne Zweierherde betrachtet und<br />
nicht den Verband als gemeinsame Herde.<br />
Stellen Sie sich dafür eine Gruppe Cowboys<br />
vor. Sie treiben Rinder, fangen ausgebrochene<br />
Tiere wieder ein – und das unabhängig<br />
von ihren Mitreitern. Was machen sie also<br />
anders als andere Reiter?<br />
66 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>