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MeinPferd_04_2019

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THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />

HILFE IM GELÄNDE<br />

Ihr Pferd will den Stall nicht verlassen, scheut oder ist im Gelände<br />

zu eilig? „Dann sollten Sie an Ihren Führungsqualitäten arbeiten“,<br />

sagt Parelli-Instruktor Ralf Heil. Er erklärt, welche Übungen<br />

im Akutfall helfen und woran der Reiter langfristig arbeiten sollte<br />

Text: Inga Dora Meyer<br />

Da wünscht sich der Reiter<br />

nichts sehnlicher, als mit<br />

seinem Pferd die Natur zu<br />

genießen, und dann das: Er<br />

kommt einfach nicht vom<br />

Hof. Der Vierbeiner erstarrt<br />

zur Salzsäure und bewegt sich keinen Millimeter<br />

mehr vorwärts. Wenn er es dann<br />

endlich mühsam vom Hof geschafft hat,<br />

hält das Pferd ständig an aus Gründen,<br />

die für den Reiter völlig unerklärlich sind,<br />

oder es scheut vor den unspektakulärsten<br />

Dingen wie einem Baumstamm, obwohl<br />

es vor hundert Metern noch an einem<br />

ebensolchen ganz entspannt vorbeigegangen<br />

ist. Unter Pferdeleuten berühmt<br />

ist auch das Einschalten des Turbos auf<br />

dem Nachhauseweg, so als hätte das Pferd<br />

die Zeit im Nacken sitzen und müsste am<br />

Stall noch etwas Dringendes erledigen.<br />

„Mit solchen Verhaltensweisen teilt<br />

das Pferd mit, dass etwas in der Mensch-<br />

Pferd-Beziehung nicht stimmt. Solche Probleme<br />

sind aber lediglich Symptome. Die<br />

Ursache dafür, warum ein Pferd mit seinem<br />

Reiter nicht ohne Probleme ins oder<br />

durchs Gelände geht, ist eigentlich immer<br />

die gleiche: mangelnde Führungsqualität<br />

des Menschen“, sagt Ralf Heil, lizenzierter<br />

Parelli-Instruktor und Inha ber des<br />

Birkenhofs in Stephanshausen bei Wiesbaden.<br />

Lang fristig ist dies nur zu lösen,<br />

indem der Mensch an sich selbst arbeitet.<br />

„Viele wissen trotz langjähriger Erfahrung<br />

die Sprache der Pferde nicht zu lesen oder<br />

senden körpersprachlich widersprüchliche<br />

Signale. Über Bodenarbeit kann aber jeder<br />

lernen, wie sein Pferd denkt und fühlt,<br />

62 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />

und darüber Leadership-Potenziale entwickeln“,<br />

so der Experte weiter.<br />

Die Herausforderung dabei? Jedes Pferd<br />

hat eine andere Persönlichkeit und braucht<br />

einen unterschiedlichen Führungsstil.<br />

Einige Tiere sind extrovertiert und bauen<br />

Stress am besten über Bewegung ab,<br />

andere wiederum sind introvertiert und<br />

benötigen viel Vertrauen und Ruhe. Und<br />

dann gibt es wieder andere, die so selbstbewusst<br />

sind, dass sie selbst das Zepter in die<br />

Hand nehmen wollen.<br />

Spiel mit Problemen<br />

„Der Mensch muss einerseits lernen, sein<br />

Pferd so zu führen, wie es der Vierbeiner<br />

gerne hätte. Andererseits muss er seinem<br />

Pferd genau erklären, was er gerne hätte“,<br />

so Heil. Hilfreich ist es, dem Wunsch des<br />

Vierbeiners scheinbar nachzukommen,<br />

diesen dann aber so zu verändern, dass er<br />

anstrengender für den Vierbeiner wird, und<br />

das ohne Druck und Gewalt. „Lösen Sie<br />

Probleme so, dass für das Pferd ein Lerneffekt<br />

entsteht. Machen Sie ein Spiel daraus<br />

und werden Sie zum Botschafter des Ja-Sagens<br />

und nicht zum Botschafter des Nein-<br />

Sagens“, erklärt der Parelli-Instruktor.<br />

Wie das genau funktioniert, lesen Sie<br />

in den folgenden Kästen. Hier finden Sie<br />

kurzfristige Lös ungsansätze, die Sie anwenden<br />

können, wenn Probleme akut<br />

auftreten. Die Ursache, also das fehlende<br />

Leadership-Potenzial des Menschen, ist<br />

damit aber noch nicht behoben. Das ist<br />

sie erst, wenn sich die Beziehung zu Ihrem<br />

Pferd verbessert hat.<br />

Probleme deuten meist<br />

auf ein Missverständnis<br />

in der Mensch-Pferd-<br />

Beziehung hin<br />

MEIN PFERD IST IM GELÄNDE<br />

Haben Sie einen hibbeligen Vierbeiner<br />

im Gelände, dann ist Ihr Pferd<br />

wahrscheinlich emotional über<br />

seiner Grenze. „Solche Pferde rennen<br />

nicht weg, spannen sich aber in der<br />

Muskulatur stark an“, erklärt der<br />

Ausbilder. Sein Rat: „Machen Sie<br />

alles langsamer, streicheln Sie Ihr<br />

Pferd beruhigend und warten Sie, bis

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