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Beispiel indem er junge Pferde mit erfahrenen,<br />
ruhi gen Artgenossen trainiert. Doch<br />
nicht nur optische Reize spielen bei der Stimmungsübertragung<br />
eine Rolle. Pferde sind<br />
auch in der Lage, biochemische Veränderungen,<br />
wie sie unter anderem bei Angst, Stress<br />
oder Unsi cherheit vorkommen, über den<br />
Geruchssinn wahrzunehmen.<br />
Schmerzen können Angst auslösen<br />
Pferde verfügen über ein komplexes Meldesystem,<br />
dass sich über den gesamten Körper,<br />
einschließlich vieler Organe und der<br />
Muskulatur, erstreckt. Schmerzreize werden<br />
über viele kleine Rezeptoren, sogenannte<br />
Nozizeptoren, direkt an das Gehirn<br />
weitergeleitet. Dieses verfügt selbst nicht<br />
über Nozi zeptoren. Ähnlich wie Angst haben<br />
auch Schmerzen eine Warnfunktion.<br />
Der Körper erhält die Rückmeldung, dass<br />
etwas nicht stimmt. So führen Verletzungen<br />
beispiels weise zu Schonhaltungen, gleichzeitig<br />
schützen Schmerzen das Pferd aber auch<br />
vor schädlichen Außenreizen. Dabei lösen<br />
Schmerzreize von außen fast automatisch<br />
Angst aus, vor allem wenn das Pferd diese als<br />
unvorhersehbar oder unkontrollierbar erlebt.<br />
Eine erhöhte Pulsfrequenz, Schwitzen und<br />
fehlendes Ohrenspiel treten sowohl bei Angst<br />
als auch bei Schmerz auf.<br />
Sehr starke Angst kann das Schmerzempfinden<br />
kurzfristig unterdrücken, wenn<br />
eine Bedrohung eine Fluchtreaktion auslöst.<br />
ANGST ERKENNEN<br />
Körperhaltung und Gefühle sind<br />
miteinander verbunden. Das sind die<br />
Kenn zeichen von Angst bei Pferden:<br />
• Augen: Sie sind weit geöffnet und<br />
möglicherweise starr auf den Auslöser<br />
gerichtet. Bei größerer Angst wird das<br />
Weiß in den Augen sichtbar. Falten über<br />
den Augen sind ein wichtiges Anzeichen,<br />
sowohl bei Angst als auch bei Unwohlsein,<br />
Stress oder Schmerzen.<br />
• Körpersprache: Deutlich erhöhter<br />
Muskeltonus, wobei die Anspannung der<br />
Muskulatur vom Grad der empfundenen<br />
Doch Angst, Sorge oder Verletzungen können<br />
es andererseits auch verstärken. Krankheiten<br />
und Schmerzen bedeuten eine nicht zu<br />
unter schätzende Stressbelastung und können<br />
dadurch Angst auslösen. Zu den körperlichen<br />
Beschwerden zählen zum Beispiel Borreliose,<br />
Hufrehe, Magen-Darm-Störungen wie<br />
Koli ken, Durchfall und Magengeschwüre<br />
oder Schmerzen der Muskulatur sowie des<br />
Skelettsystems.<br />
Gespenster auf vier Pfoten<br />
Zurück zu unserem schreckhaften Wallach<br />
und seiner Reiterin. Beide stehen noch<br />
immer in der Mitte und haben sich sichtlich<br />
beruhigt. Sie lässt die Zügel etwas länger,<br />
und ihr Pferd senkt den Kopf. Auf einmal<br />
rennt ein anderes Pferd in Höhe der Tribüne<br />
los und flüchtet in Richtung Hallentür.<br />
Schlagartig sind auch die anderen Vierbeiner<br />
in Alarmbereitschaft. Jetzt wird es dem<br />
Trainer zu bunt. Er geht zur langen Seite und<br />
schaut über die Bande. Der Übeltäter ist gefunden:<br />
Auf der untersten Stufe außer Sichtweite<br />
liegt eine alte Abschwitzdecke, die<br />
wohl über die Bande gerutscht sein muss.<br />
In ihr haben sich zwei Katzen verkrochen,<br />
die nichts Besseres zu tun haben, als miteinander<br />
zu spielen. Während die Reiter das<br />
Rascheln wegen der Lautstärke in der Halle<br />
nicht bemerkt haben, konnten die Pferde<br />
das Geräusch nicht einordnen. Manchmal<br />
sind Gespenster eben doch nur Katzen.<br />
Angst abhängt. Leicht eingezogener<br />
Schweif, bei Erregung auch höher getragen.<br />
Das Pferd wirkt häufig, als würde<br />
die Hinterhand wegtauchen. Die Sprunggelenke<br />
können einknicken. Die Ausdrucksformen<br />
variieren je nachdem, aus<br />
welcher Richtung der Angst auslösende<br />
Reiz kommt.<br />
• Mimik: Leicht verlängerte Oberlippe in<br />
Verbindung mit zusammengebissenem<br />
Kiefer sowie weit geöffneten Augen<br />
und Nüstern. Die Wangenmuskulatur ist<br />
meist deutlich erkennbar und tritt hervor.<br />
Schrecktraining<br />
am<br />
Boden stärkt<br />
das Vertrauen<br />
zwischen<br />
Mensch und<br />
Pferd<br />
Gähnen gehört zu den Beschwichtigungssignalen,<br />
die Pferde auch gegenüber<br />
dem Sozialpartner<br />
Mensch einsetzen<br />
CALMING SIGNALS<br />
Im sozialen Miteinander, und zwar<br />
auch mit dem Menschen, nutzen Pferde<br />
Beschwichtigungssignale, um einen<br />
aufkommenden Konflikt zu entschärfen.<br />
Mit bestimmten Gesten, den sogenannten<br />
„Calming Signals“, versuchen Pferde, ihr<br />
Gegenüber zu beschwichtigen, und drücken<br />
gleichzeitig ihre Unsicherheit oder Irritation<br />
aus. Diese Beschwichtigungssignale<br />
wenden Pferde auch in der Kommunikation<br />
mit dem Sozialpartner Mensch an. Dazu<br />
gehören unter anderem Gähnen, Lecken,<br />
Leerkauen oder das Abwenden des Blickes<br />
beziehungsweise des ganzen Körpers. Die<br />
Übergänge zu anderen Verhaltensweisen<br />
oder Übersprungshandlungen sind dabei<br />
fließend und müssen immer im Kontext der<br />
Situation betrachtet werden.<br />
BUCHTIPPS<br />
In dem Buch „Angst, Stress<br />
und Unsicherheit beim<br />
Pferd“ erfahren Sie, wie Angstempfinden<br />
und körperliche<br />
Reaktionen zusammenhängen<br />
und wie Sie diese einschätzen<br />
können. Die Autorinnen zeigen<br />
ein faires Trainingskonzept, das dabei hilft,<br />
Ängste ab- und Vertrauen aufzubauen.<br />
Müller Rüschlikon, 176 Seiten,<br />
24,90 Euro, ISBN: 978-3-275-02097-3<br />
Wie verhalte ich mich, wenn mein<br />
Pferd scheut? Wie kann ich ihm<br />
in Ausnahmesituationen Sicherheit<br />
vermitteln? Karin Tillisch<br />
beschreibt in ihrem Buch<br />
„Wenn Pferde Angst haben“,<br />
wie durch Vertrauensarbeit und<br />
Anti-Schreck-Training die Ängste<br />
des Pferdes, die es z. B. vor Berührungen,<br />
vor Gegenständen oder beim Reiten und im<br />
Gelände hat, bewältigt werden können.<br />
Cadmos, 96 Seiten, 14,95 Euro,<br />
ISBN: 978-3-84<strong>04</strong>-1514-2<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
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