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MeinPferd_04_2019

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Cover: Holger Schupp (1); Fotos: slawik.com (1), Holger Schupp (1)<br />

Die kindliche<br />

Faszina tion Pferd<br />

wird im Alltag<br />

­häufig von anderen<br />

Gefühlen<br />

überlagert<br />

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EDITORIAL<br />

SCHLUMMERNDE<br />

LEIDENSCHAFT<br />

Vor ein paar Tagen stöberte ich durch<br />

Fotos, die verstaubt in einer Kiste lagen.<br />

Alte Bilder von mir aus meinen<br />

Kindertagen mit den Ponys kamen<br />

zum Vorschein, und ich erinnerte mich an<br />

die Situationen, die auf etwas vergilbtem 90er-<br />

Jahre-Fotopapier festgehalten wurden. Je mehr<br />

ich davon durchsah, desto tiefer fand ich mich<br />

in dem alten Gefühl wieder. Ich weiß noch,<br />

dass ich meiner Mutter versucht habe<br />

zu erklären, was ich empfinde, wenn<br />

ich bei Pferden bin, wenn ich Kontakt<br />

zu ihnen habe oder durch den Wald<br />

reite: das tief verbundene Vertrauen,<br />

das ich empfand, als ich auf ihnen<br />

saß, und die Dankbarkeit, die ich<br />

spürte, wenn sie mich an Orte trugen,<br />

die ich selbst nicht hätte auf diese<br />

Weise erkunden können. Diese Erklärung<br />

über meine Leidenschaft zu<br />

Pferden ist mir bis heute nicht wirklich<br />

geglückt, sodass meine Eltern<br />

wahrscheinlich einfach akzeptieren mussten,<br />

dass ich sie zum Glücklichsein brauche, und<br />

das reichte ihnen schließlich als Begründung.<br />

Leidenschaft – dieses große Wort bedeutet<br />

laut Duden „einen emotionalen Gemütszustand,<br />

der vom Verstand nur schwer<br />

zu steuern ist; eine ausgeprägte Neigung,<br />

eine Passion für etwas, was man sich immer<br />

wieder verschaffen möchte; eine bestimmte<br />

Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet“.<br />

Ich denke, dass ich nie eine größere<br />

Leidenschaft für etwas hatte als die für die<br />

Pferde. Die Dankbarkeit und die tiefe Verbundenheit,<br />

die aus dem Bewusstsein resultierte,<br />

dass das Pferd nur mir zuliebe handelte<br />

und nicht aus eigenem Interesse, machten<br />

wohl einen großen Teil dieser Begeisterung<br />

aus. Das Pferd, das war ein Freund, mit dem<br />

ich Dinge erlebte, die mir kein menschlicher<br />

Freund bieten konnte.<br />

Die kindliche Wahrnehmung, die uns einst<br />

mit Glück erfüllte, ist mittlerweile häufig<br />

einem Gefühl von Selbstverständlichkeit<br />

gewichen. Die Faszination Pferd blitzt bei<br />

den meisten Reitern nur noch selten hervor.<br />

Kürzlich stand ich mit einigen Besitzern auf<br />

dem Hof, als eine Einstellerin mit ihrem<br />

Pferd aus dem Wald kam und übers ganze<br />

Gesicht strahlte. Auf die Frage, warum sie<br />

so glücklich sei, sagte<br />

sie: „Es war einfach paradiesisch<br />

im Wald mit<br />

meinem Pferd“ – und<br />

dann lachten wir alle<br />

herzlich los. Schließlich<br />

ist der Wald in dieser Jahreszeit<br />

nicht besonders<br />

schön, und der Ausritt<br />

hatte sich auch nicht von<br />

anderen unterschieden.<br />

Trotzdem blieb uns ihre<br />

Aussage im Gedächtnis,<br />

da wir spürten, dass wir es als Kind sicherlich<br />

genauso ausgedrückt hätten, weil es in<br />

unserer Empfindung auch genau so war.<br />

Ich denke, dass diese tief empfundene<br />

Leidenschaft in uns allen schlummert – zwischen<br />

Arbeitsstress, Haushalt und Papierkram.<br />

Wenn wir ihr genug Raum geben,<br />

dann werden wir ihn auch wieder spüren<br />

können: den wirklichen Grund, warum<br />

Pferde sich damals so fest in unserem Herzen<br />

verankert haben.<br />

Ich wünsche Ihnen paradiesische Ausritte<br />

im heimischen Wald!<br />

Lara Wassermann<br />

Leitende Redakteurin Mein Pferd

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