MeinPferd_04_2019
HALTUNG & GESUNDHEIT Ist die Zahl der WFFS- Fälle gestiegen? Natürlich klingt es generell dramatisch, dass Warmblüter aller Rassen sowie Pferde, die aus deren Kreuzungen entstanden sind, betroffen sind bzw. sein können. Da aber Schätzungen zufolge eben nur diese zehn bis 15 Prozent der Warmblüter den Gendefekt in sich tragen und diesen auch nur unter den erläuterten Bedingungen weitervererben können, sinkt das Risiko einer Erkrankung rapide. Zudem wird vermutet, dass es WFFS bereits seit etwa 170 Jahren gibt, nur in der letzten Zeit durch die verstärkte Medienpräsenz erst ins Bewusstsein gerückt ist. „Wahrscheinlich ging die Gen-Mutation des Gens LH1 von einem Hengst, bzw. dessen Mutter, aus, der vor vielen Jahren Einsatz in der Zucht fand und das Gen so verbreiten konnte“, nimmt Wilken Treu an. Die meisten Züchter und Zuchtvereine haben nach einigen Fällen in jüngerer Zeit schnell und souverän reagiert und ihre Deckhengste testen lassen. So hat zum Beispiel der niederländische Warmblutzuchtverband 250 Hengste untersuchen lassen, zehn von ihnen waren positiv. „Die meisten Züchter haben ihre nüchterne Betrachtung der Sache bereits zurückerlangt“, betont Wilken Treu. Dementsprechend sei WFFS mitnichten außer Kontrolle. „Der Aufschrei zu diesem Thema war eher medialer Natur.“ Gentests seit dem 1. Januar Seit dem 1. Januar 2019 gilt nun für alle Zuchtverbände, die dies nicht ohnehin schon getan haben, dass sie ihre Deckhengste auf WFFS testen lassen müssen. Außerdem müssen sie veröffentlichen, welche registrierten Deckhengste Träger des Gendefekts sind. Bis dato scheint diese Veröffentlichung gut voranzuschreiten. „Da es ein Muss geworden ist, den WFFS- Status zu veröffentlichen, liegen die Ergebnisse eindeutig vor“, bestätigt Dr. Schulze- Schleppinghoff. „Wir beim Oldenburger Verband empfehlen unseren Züchtern, eine negativ getestete Stute einzusetzen, sollte ein Hengst positiv sein.“ Ähnlich äußert sich Wilken Treu: „Es sind nun fast alle aktiven Hengste getestet. Nun sind die Stutenbesitzer am Zug, ihre Tiere zu testen, insbesondere die, die einen positiv getesteten Hengst für zukünftige Anpaarungen in Betracht ziehen.“ Mit dem Gentest sei jeder Züchter auf der sicheren Seite. „Ist seine Stute negativ, kann er bedenkenlos jeden Hengst einsetzen. Ist sie positiv, kommen die positiv getesteten Hengste nicht in frage.“ Mehr noch, in diesem Fall greift Wenige Haare aus Mähne oder Schweif reichen, um ein Pferd auf WFFS testen zu lassen
Wenn ein Elternteil kein WFFS- Träger ist, kann das Fohlen auch nicht daran erkranken das Tierschutzgesetz. „Mit dem vergleichsweise günstigen Test auf das WFFS-Gen ist bald in allen Ställen Sicherheit geschaffen“, schätzt Wilken Treu. Dr. Schulze-Schleppinghoff rät auch privaten Züchtern dringend dazu, um vollständige Gewissheit zu haben: „Der Oldenburger Verband hat ein besonderes Angebot für seine Züchter, ihre Pferde zum Sonderpreis von 30 Euro testen zu lassen.“ Das entsprechende Formular findet man – wie bei anderen Zuchtvereinen auch – auf der Homepage. UNSERE EXPERTEN Das WEST- FÄLISCHE PFERDESTAMM- BUCH E.V. ist der Verband westfälischer Pferdezüchter und wurde 1904 gegründet. Derzeit gehören ihm rund 8.000 Mitglieder an. Der Verband fördert die Pferdezucht in Westfalen und berät in allen Fragen rund um Zucht, Haltung und Fütterung. Darüber hinaus ist er für die Zuchtprogramme, die Registrierung westfälisch gezogener Pferde, die Erstellung von Zuchtbescheinigungen sowie die Führung des Zuchtbuches verantwortlich. Zuchtleiter und Geschäftsführer ist Wilken Treu. www.westfalenpferde.de DR. WOLFGANG SCHULZE- SCHLEPPINGHOFF ist seit 1988 Zuchtleiter beim Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes, seit 2001 hat er diese Position auch beim Springpferdezuchtverband Oldenburg International inne. Er ist bekannt dafür, sich für Veränderungen im deutschen Zuchtsystem einzusetzen. So hat er durch die erste Frühjahrskörung des Oldenburger Verbandes einen Meilenstein der Körungsgeschichte geschaffen. Der Oldenburger Pferdezuchtverband e.V. als Dachverband verbindet den Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V. (OL) und den Springpferdezuchtverband Oldenburg- International e.V. (OS). www.oldenburger-pferde.net gesund bleiben. Pferde- Krankenversicherung inklusive OP-Versicherung Erstattungen Pferde faszinieren und berühren. Sie. Uns. Alle. Daher bieten wir Ihnen für die Gesundheit Ihres Pferdes umfassenden finanziellen Schutz mit bis zu 100 % Kostenübernahme. Mehr Infos unter: Tel. 0581 8070-0 www.uelzener.de /pferde ohne Jahreslimit
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HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
Ist die Zahl der WFFS-<br />
Fälle gestiegen?<br />
Natürlich klingt es generell dramatisch,<br />
dass Warmblüter aller Rassen sowie Pferde,<br />
die aus deren Kreuzungen entstanden<br />
sind, betroffen sind bzw. sein können. Da<br />
aber Schätzungen zufolge eben nur diese<br />
zehn bis 15 Prozent der Warmblüter den<br />
Gendefekt in sich tragen und diesen auch<br />
nur unter den erläuterten Bedingungen<br />
weitervererben können, sinkt das Risiko<br />
einer Erkrankung rapide. Zudem wird vermutet,<br />
dass es WFFS bereits seit etwa 170<br />
Jahren gibt, nur in der letzten Zeit durch<br />
die verstärkte Medienpräsenz erst ins Bewusstsein<br />
gerückt ist. „Wahrscheinlich<br />
ging die Gen-Mutation des Gens LH1 von<br />
einem Hengst, bzw. dessen Mutter, aus, der<br />
vor vielen Jahren Einsatz in der Zucht fand<br />
und das Gen so verbreiten konnte“, nimmt<br />
Wilken Treu an. Die meisten Züchter und<br />
Zuchtvereine haben nach einigen Fällen<br />
in jüngerer Zeit schnell und souverän reagiert<br />
und ihre Deckhengste testen lassen.<br />
So hat zum Beispiel der niederländische<br />
Warmblutzuchtverband 250 Hengste untersuchen<br />
lassen, zehn von ihnen waren<br />
positiv. „Die meisten Züchter haben ihre<br />
nüchterne Betrachtung der Sache bereits<br />
zurückerlangt“, betont Wilken Treu. Dementsprechend<br />
sei WFFS mitnichten außer<br />
Kontrolle. „Der Aufschrei zu diesem Thema<br />
war eher medialer Natur.“<br />
Gentests seit dem 1. Januar<br />
Seit dem 1. Januar <strong>2019</strong> gilt nun für alle<br />
Zuchtverbände, die dies nicht ohnehin<br />
schon getan haben, dass sie ihre Deckhengste<br />
auf WFFS testen lassen müssen.<br />
Außerdem müssen sie veröffentlichen,<br />
welche registrierten Deckhengste Träger<br />
des Gendefekts sind. Bis dato scheint diese<br />
Veröffentlichung gut voranzuschreiten.<br />
„Da es ein Muss geworden ist, den WFFS-<br />
Status zu veröffentlichen, liegen die Ergebnisse<br />
eindeutig vor“, bestätigt Dr. Schulze-<br />
Schleppinghoff. „Wir beim Oldenburger<br />
Verband empfehlen unseren Züchtern, eine<br />
negativ getestete Stute einzusetzen, sollte<br />
ein Hengst positiv sein.“ Ähnlich äußert<br />
sich Wilken Treu: „Es sind nun fast alle<br />
aktiven Hengste getestet. Nun sind die Stutenbesitzer<br />
am Zug, ihre Tiere zu testen,<br />
insbesondere die, die einen positiv getesteten<br />
Hengst für zukünftige Anpaarungen<br />
in Betracht ziehen.“ Mit dem Gentest sei<br />
jeder Züchter auf der sicheren Seite. „Ist<br />
seine Stute negativ, kann er bedenkenlos jeden<br />
Hengst einsetzen. Ist sie positiv, kommen<br />
die positiv getesteten Hengste nicht<br />
in frage.“ Mehr noch, in diesem Fall greift<br />
Wenige Haare<br />
aus Mähne<br />
oder Schweif<br />
reichen, um ein<br />
Pferd auf WFFS<br />
testen zu lassen