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HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
Bis zu einem Drittel<br />
der Tagesration Heu<br />
kann pro blemlos<br />
durch Stroh ersetzt<br />
werden<br />
Raufutter auf das Verhalten, da die Futteraufnahme<br />
auch einen beschäftigenden<br />
Aspekt hat. Betrachtet man die Fressdauer<br />
bei unterschiedlichen Futtermitteln, sind<br />
deutliche Unterschiede erkennbar. „Um die<br />
gleiche Energiemenge aufzunehmen, benötigt<br />
ein Pferd bei ausschließlicher Fütterung<br />
von Hafer zehn Minuten, bei Heu etwa 60<br />
Minuten und bei Stroh etwa 130 Minuten“,<br />
so Dr. Anne Mößeler.<br />
Einschränkungen begrenzt möglich<br />
Die Ressourcenknappheit macht Sparmaßnahmen<br />
verständlich, allerdings darf<br />
ein gewisses Mindestmaß an Raufutter<br />
nicht unterschritten werden, da ansonsten<br />
gesundheitliche Schäden drohen. Die Fütterung<br />
von Heu sollte optimiert werden,<br />
sodass Verschwendung reduziert wird. In<br />
diesem Zusammenhang bietet sich beispielsweise<br />
die Fütterung in Heuraufen,<br />
-netzen oder -toys an. „Eine Heumenge<br />
von 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpermasse des<br />
Pferdes gilt als Mindestmenge. Diese Mindestmenge<br />
dient sowohl der Befriedigung<br />
des Kaubedürfnisses des Pferdes als auch<br />
einer ausreichenden Speichelproduktion<br />
und sichert die Versorgung der Dickdarmflora<br />
mit ausreichendem Substrat“, erklärt<br />
Dr. Anne Mößeler. „Idealerweise sollte ein<br />
Pferd keine längeren Phasen – über sechs<br />
Stunden – ohne Futteraufnahme verbringen.<br />
Dennoch ist auch die Ad-libitum-Fütterung<br />
nicht für jedes Pferd geeignet und<br />
kann – abhängig von der Leistung, der Rasse<br />
und den Haltungsbedingungen – mit einem<br />
hohen Risiko der Verfettung verbunden<br />
sein“, so die Tierärztin.<br />
Futterexpertin Constanze Röhm richtet<br />
die Mindestmenge an Raufutter nach<br />
der Bedarfsgrenze des einzelnen Pferdes:<br />
„Der Bedarf orientiert sich nicht zwangsläufig<br />
an der Faustformel, sondern an der<br />
indivi duellen Appetitgrenze des Pferdes.<br />
Kurzfristig kann die Fütterung 20 Prozent<br />
unter diesem Bedarf liegen. Langfristig hat<br />
ein Mangel negative Auswirkungen auf die<br />
psychische und physische Gesundheit –<br />
Verhaltens auffälligkeiten, Koliken und<br />
Magen probleme sind die Folge.“<br />
Goldgelber Ersatz<br />
Die Praktik, einen Teil des Heus durch Stroh<br />
zu ersetzen, ist weit verbreitet – dies ist sowohl<br />
aus ernährungsphilosophischer als<br />
auch betriebswirtschaftlicher Sicht unbedenklich.<br />
Stroh besitzt ebenso wie Heu einen<br />
hohen Raufasergehalt, hat allerdings einen<br />
geringeren Energie- und Eiweißgehalt. Die<br />
Strohernte 2018 litt nur unter geringen Einbußen<br />
aufgrund der Dürre: Die Halme waren<br />
zwar etwas kürzer, generell gab es aber<br />
eine qualitativ hochwertige Ernte. „Generell<br />
sollte Stroh lediglich ein Drittel der Raufutter-Tagesration<br />
ausmachen. Bei einer zu<br />
hohen Aufnahme von Stroh besteht ansonsten<br />
die Gefahr einer Verstopfungskolik, da<br />
die Verdauung bei Futterpflanzen mit mehr<br />
Lignin, wie beispielsweise Stroh, langsamer<br />
erfolgt“, erklärt die Futterexpertin. Dieses<br />
Vorgehen bietet sich auch bei übergewichtigen<br />
Pferden an, um die durch Raufutter<br />
aufgenommene Energie zu senken, ohne das<br />
Volumen zu reduzieren.<br />
Weniger Struktur, gleiche Energie<br />
Cobs sind insbesondere für Pferde mit<br />
Zahnproblemen eine tolle Alternative in<br />
der Fütterung. Auch als Ersatz für Heu<br />
können sie eingesetzt werden, allerdings ist<br />
mit erheblich höheren Kosten zu rechnen.<br />
„Die Preise für Heucobs steigen analog zu<br />
den Preisen von Heu – allerdings sind sie<br />
im Vergleich aufgrund der aufwendigeren<br />
Produktion erheblich teurer. Aktuell liegen<br />
die Preise für Heucobs zwischen 60 und 90<br />
Cent pro Kilogramm. Wenn man nun von<br />
einem Durchschnittspreis von 75 Cent pro<br />
Kilogramm und einem Mindestbedarf von<br />
zehn Kilogramm am Tag ausgeht, wären das<br />
monatliche Kosten von 225 Euro nur für die<br />
Heucobs. Für diesen Preis lohnt sich auch<br />
der Import von Heu über eine längere Distanz“,<br />
gibt Constanze Röhm zu bedenken.<br />
Zudem kann die ausschließliche Ernährung<br />
über Heucobs zu Kotwasser und Durchfällen<br />
führen. Für schwerfuttrige Pferde als Zusatz<br />
oder als Ersatz für einen Teil der Heuration<br />
sind Heucobs ernährungstechnisch jedoch<br />
gut geeignet. In Bezug auf die Kauaktivität<br />
haben die Cobs allerdings einige Nachteile<br />
im Vergleich zu Heu. „Pferde zeigen aufgrund<br />
der in den Heucobs stark zerkleinerten<br />
Struktur deutlich weniger Kauaktivität.<br />
Das bedeutet, dass die Pferde zum einen eine<br />
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26 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>