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MeinPferd_04_2019

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HALTUNG & GESUNDHEIT<br />

Bis zu einem Drittel<br />

der Tagesration Heu<br />

kann pro blemlos<br />

durch Stroh ersetzt<br />

werden<br />

Raufutter auf das Verhalten, da die Futteraufnahme<br />

auch einen beschäftigenden<br />

Aspekt hat. Betrachtet man die Fressdauer<br />

bei unterschiedlichen Futtermitteln, sind<br />

deutliche Unterschiede erkennbar. „Um die<br />

gleiche Energiemenge aufzunehmen, benötigt<br />

ein Pferd bei ausschließlicher Fütterung<br />

von Hafer zehn Minuten, bei Heu etwa 60<br />

Minuten und bei Stroh etwa 130 Minuten“,<br />

so Dr. Anne Mößeler.<br />

Einschränkungen begrenzt möglich<br />

Die Ressourcenknappheit macht Sparmaßnahmen<br />

verständlich, allerdings darf<br />

ein gewisses Mindestmaß an Raufutter<br />

nicht unterschritten werden, da ansonsten<br />

gesundheitliche Schäden drohen. Die Fütterung<br />

von Heu sollte optimiert werden,<br />

sodass Verschwendung reduziert wird. In<br />

diesem Zusammenhang bietet sich beispielsweise<br />

die Fütterung in Heuraufen,<br />

-netzen oder -toys an. „Eine Heumenge<br />

von 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpermasse des<br />

Pferdes gilt als Mindestmenge. Diese Mindestmenge<br />

dient sowohl der Befriedigung<br />

des Kaubedürfnisses des Pferdes als auch<br />

einer ausreichenden Speichelproduktion<br />

und sichert die Versorgung der Dickdarmflora<br />

mit ausreichendem Substrat“, erklärt<br />

Dr. Anne Mößeler. „Idealerweise sollte ein<br />

Pferd keine längeren Phasen – über sechs<br />

Stunden – ohne Futteraufnahme verbringen.<br />

Dennoch ist auch die Ad-libitum-Fütterung<br />

nicht für jedes Pferd geeignet und<br />

kann – abhängig von der Leistung, der Rasse<br />

und den Haltungsbedingungen – mit einem<br />

hohen Risiko der Verfettung verbunden<br />

sein“, so die Tierärztin.<br />

Futterexpertin Constanze Röhm richtet<br />

die Mindestmenge an Raufutter nach<br />

der Bedarfsgrenze des einzelnen Pferdes:<br />

„Der Bedarf orientiert sich nicht zwangsläufig<br />

an der Faustformel, sondern an der<br />

indivi duellen Appetitgrenze des Pferdes.<br />

Kurzfristig kann die Fütterung 20 Prozent<br />

unter diesem Bedarf liegen. Langfristig hat<br />

ein Mangel negative Auswirkungen auf die<br />

psychische und physische Gesundheit –<br />

Verhaltens auffälligkeiten, Koliken und<br />

Magen probleme sind die Folge.“<br />

Goldgelber Ersatz<br />

Die Praktik, einen Teil des Heus durch Stroh<br />

zu ersetzen, ist weit verbreitet – dies ist sowohl<br />

aus ernährungsphilosophischer als<br />

auch betriebswirtschaftlicher Sicht unbedenklich.<br />

Stroh besitzt ebenso wie Heu einen<br />

hohen Raufasergehalt, hat allerdings einen<br />

geringeren Energie- und Eiweißgehalt. Die<br />

Strohernte 2018 litt nur unter geringen Einbußen<br />

aufgrund der Dürre: Die Halme waren<br />

zwar etwas kürzer, generell gab es aber<br />

eine qualitativ hochwertige Ernte. „Generell<br />

sollte Stroh lediglich ein Drittel der Raufutter-Tagesration<br />

ausmachen. Bei einer zu<br />

hohen Aufnahme von Stroh besteht ansonsten<br />

die Gefahr einer Verstopfungskolik, da<br />

die Verdauung bei Futterpflanzen mit mehr<br />

Lignin, wie beispielsweise Stroh, langsamer<br />

erfolgt“, erklärt die Futterexpertin. Dieses<br />

Vorgehen bietet sich auch bei übergewichtigen<br />

Pferden an, um die durch Raufutter<br />

aufgenommene Energie zu senken, ohne das<br />

Volumen zu reduzieren.<br />

Weniger Struktur, gleiche Energie<br />

Cobs sind insbesondere für Pferde mit<br />

Zahnproblemen eine tolle Alternative in<br />

der Fütterung. Auch als Ersatz für Heu<br />

können sie eingesetzt werden, allerdings ist<br />

mit erheblich höheren Kosten zu rechnen.<br />

„Die Preise für Heucobs steigen analog zu<br />

den Preisen von Heu – allerdings sind sie<br />

im Vergleich aufgrund der aufwendigeren<br />

Produktion erheblich teurer. Aktuell liegen<br />

die Preise für Heucobs zwischen 60 und 90<br />

Cent pro Kilogramm. Wenn man nun von<br />

einem Durchschnittspreis von 75 Cent pro<br />

Kilogramm und einem Mindestbedarf von<br />

zehn Kilogramm am Tag ausgeht, wären das<br />

monatliche Kosten von 225 Euro nur für die<br />

Heucobs. Für diesen Preis lohnt sich auch<br />

der Import von Heu über eine längere Distanz“,<br />

gibt Constanze Röhm zu bedenken.<br />

Zudem kann die ausschließliche Ernährung<br />

über Heucobs zu Kotwasser und Durchfällen<br />

führen. Für schwerfuttrige Pferde als Zusatz<br />

oder als Ersatz für einen Teil der Heuration<br />

sind Heucobs ernährungstechnisch jedoch<br />

gut geeignet. In Bezug auf die Kauaktivität<br />

haben die Cobs allerdings einige Nachteile<br />

im Vergleich zu Heu. „Pferde zeigen aufgrund<br />

der in den Heucobs stark zerkleinerten<br />

Struktur deutlich weniger Kauaktivität.<br />

Das bedeutet, dass die Pferde zum einen eine<br />

Fotos: slawik.com (2), AdobeStock/ MichelAngelo Oprandi (1), IMAGO/ Rust (1)/ Frank Sorge (1)/ Manfred Ruckszio (1)/ imagebroker (1), Privat (1)<br />

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