MeinPferd_04_2019
TITELTHEMA KLEINES TRAININGS- PROGRAMM AM BODEN ÜBUNG 1 MÖHRENÜBUNG Mit dieser Übung können Sie überprüfen, wie beweglich Ihr Pferd geworden ist. Ein lockeres Pferd kann seinen Kopf bis zur Hinterhand herumführen, ohne dabei mit den Vorderfüßen mitlaufen zu müssen. Suchen Sie sich einen ruhigen Platz und achten Sie darauf, dass Ihr Pferd nicht schummelt. Es darf Kopf und Hals nicht mit Schwung nach hinten in Richtung Kruppe bewegen, sondern es soll sich langsam dehnen und den Kopf auf Wunsch in Höhe des Knies oder in Perfektion in Höhe des Sprunggelenks halten können. UNSERE EXPERTIN ANNE SCHMATELKA beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der klassischen Reitkunst sowie mit der Gesunderhaltung des Pferdes. Ihr besonderes Interesse gilt dem Thema Rückenprobleme. Die Autorin hat bereits mehrere Fachbücher veröffentlicht und gibt ihr Wissen zusätzlich auf ihrer Homepage weiter. www.los-gelassen.com „Wer sein Pferd korrekt und losgelassen von hinten nach vorn reitet, bekommt eine gut entwickelte und schön geschwungene Oberlinie quasi geschenkt!“ Anne Schmatelka, Expertin für Rückenprobleme bei Pferden ÜBUNG 3 DAS BECKEN KIPPEN Mit dieser Übung können Sie die Mobilität des Beckenbereichs unterstützen. Nehmen Sie zwei Holzstäbchen mit einer abgerundeten Spitze, und üben Sie vorsichtig Druck auf den vorderen Bereich des Beckens aus und zwar links und rechts der Wirbelsäule auf dem langen Rückenmuskel. Ihr Pferd wird mit dem Becken nach vorn kippen. Dabei sehen und fühlen Sie, wie sich der ganze Rücken nach vorn unten schiebt. Wenn Sie mit den Holzstäbchen vorsichtig und langsam hinten an der Kruppe hinunterfahren, wird Ihr Pferd den Rücken, aber vor allem den Lendenwirbelsäulen bereich, aufwölben. Ebenso wie beim Aufwölben des Rückens sollten Sie auch bei dieser Übung besonders vorsichtig sein und nicht zu viel Druck ausüben. Anne Schmatelka empfiehlt eine sichere Position leicht seitlich neben dem Pferd. Bei Pferden, die zum Ausschlagen neigen, sollten Sie auf diese Übung lieber verzichten. 14 www.mein-pferd.de 04/2019
ÜBUNG 2 AUFWÖLBEN Auch für diese Übung suchen Sie sich einen ruhigen Ort, an dem sich Ihr Pferd entspannen kann. Um den richtigen Punkt zu finden, gehen Sie folgendermaßen vor: Stellen Sie sich seitlich neben Ihr Pferd. Fassen Sie direkt hinter den Vorderbeinen unter den Bauch. Ungefähr in der Mitte werden Sie eine leichte Vertiefung finden. Das ist der Punkt, an dem Sie mit Ihren Fingerkuppen oder auch mit einem Holzstäbchen einen leichten Druck ausüben, damit sich der Rücken nach oben wölbt. Dieses Aufwölben geht bis zum Widerrist, den man auf diese Weise gut lockern und dehnen kann. Die Wirbelsäule wird in ihrer Mobilität unterstützt, das Pferd im Rücken entlastet. Anne Schmatelka empfiehlt, diese Übung bei vielen Gelegenheiten zu wiederholen – beim Putzen, kurz vor dem Aufsteigen, oder wenn Ihr Pferd gerade unter dem Solarium steht. Es kann sein, dass Ihr Pferd anfangs nicht begeistert ist, wenn Sie das Aufwölben durchführen. Möglicherweise ist es steif und fürchtet Schmerzen. Um zu verhindern, dass es mit dem Hinterbein ausschlägt, heben Sie ein Vorderbein hoch. Sollten Sie ein Holzstäbchen verwenden, dann setzen Sie es nur mit ganz wenig Druck ein. BUCHTIPP Rückenprobleme und Kissing Spines sind häufige Diagnosen bei unseren Reitpferden, meist entstanden durch fehlerhafte Ausbildung. Oft gelten die betroffenen Pferde als unreitbar. Dass dies nicht so sein muss und dass es möglich ist, ein ehemals rückenkrankes Pferd wieder zu reiten und weiter auszubilden, erläutert dieses Buch. Momentan erhältlich als E-Book über Amazon, die Neuauflage erscheint im Herbst 2019 im Cadmos Verlag. Wenig Bewegung, stundenlanges Sitzen vor dem Computer und einseitige beziehungsweise falsche Belastung – Rückenschmerzen sind zur Volkskrankheit geworden. Doch das betrifft scheinbar nicht nur uns Menschen. Auch bei Pferden häufen sich Rückenprobleme. „Ich gehe davon aus, dass die Zahl der Pferde mit Erkrankungen am Bewegungsapparat und auch die daraus entstehenden Folgeschäden stark angestiegen sind“, sagt Anne Schmatelka, die sich in Ihrem Buch „Über den Rücken“ eingehend mit dieser Problematik auseinandersetzt. Eine Gemeinsamkeit, die Mensch und Pferd betrifft: Wir leben in einer erfolgsorientierten Gesellschaft. Alles muss schnell gehen, die körperliche, aber auch die mentale Belastung ist enorm, und Zeit ist Mangelware. Auf Turnieren geht es um spektakuläre Bewegungen, doch eine korrekte Grundausbildung findet man immer seltener. „Die vielen Reitweisen, die schnelle und einfache Erfolge versprechen, machen es dem Pferd schwer, überhaupt gesund zu bleiben“, kritisiert unsere Expertin und gibt zu bedenken: „Wir sind heute leider schon so weit, dass Ausbilder ihren Schülern erklären, dass der unreine Gang – sprich Takt- und Gangfehler – vollkommen normal seien und junge Pferde es erst lernen müssten, sich im reinen Takt zu bewegen. Wenn aus ersten Taktfehlern Gangfehler werden, der Schritt passartig wird, die Pferde im Trab zügellahm sind, der Galopp mit hoher Kruppe nicht durchgesprungen oder schleppend ist, dann liegt das an der falschen Ausbildung und nicht am Pferd.“ Verantwortung übernehmen Zwar nehmen die heute gezüchteten Reitpferde dem Reitern durch ihre Sensibilität, ihre hohe Rittigkeit und ihre exzellenten Reitpferdeeigenschaften sehr viel ab, jedoch darf die korrekte Ausbildung nicht vernachlässigt werden. Egal, wie viel Talent und Qualität ein Pferd mitbringt. Auf die dressurmäßige Basisarbeit darf nicht verzichtet werden. Als Reiter tragen wir die Verantwortung für die Gesunderhaltung unseres Pferdes. Dazu gehört auch, immer wieder zu reflektieren, bestimmte Methoden zu überdenken, nach Ursachen für mögliche Probleme zu suchen und offen für neue Anzeige
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TITELTHEMA<br />
KLEINES<br />
TRAININGS-<br />
PROGRAMM<br />
AM BODEN<br />
ÜBUNG 1<br />
MÖHRENÜBUNG<br />
Mit dieser Übung können Sie überprüfen,<br />
wie beweglich Ihr Pferd<br />
geworden ist. Ein lockeres Pferd kann<br />
seinen Kopf bis zur Hinterhand herumführen,<br />
ohne dabei mit den Vorderfüßen<br />
mitlaufen zu müssen.<br />
Suchen Sie sich einen ruhigen Platz<br />
und achten Sie darauf, dass Ihr Pferd<br />
nicht schummelt. Es darf Kopf und<br />
Hals nicht mit Schwung nach hinten in<br />
Richtung Kruppe bewegen, sondern es<br />
soll sich langsam dehnen und den Kopf<br />
auf Wunsch in Höhe des Knies oder in<br />
Perfektion in Höhe des Sprunggelenks<br />
halten können.<br />
UNSERE EXPERTIN<br />
ANNE<br />
SCHMATELKA<br />
beschäftigt sich<br />
seit Jahren intensiv<br />
mit der klassischen<br />
Reitkunst sowie mit<br />
der Gesunderhaltung<br />
des Pferdes.<br />
Ihr besonderes<br />
Interesse gilt dem Thema Rückenprobleme. Die<br />
Autorin hat bereits mehrere Fachbücher veröffentlicht<br />
und gibt ihr Wissen zusätzlich auf ihrer<br />
Homepage weiter. www.los-gelassen.com<br />
„Wer sein Pferd korrekt<br />
und losgelassen von<br />
hinten nach vorn reitet,<br />
bekommt eine gut<br />
entwickelte und schön<br />
geschwungene Oberlinie<br />
quasi geschenkt!“<br />
Anne Schmatelka,<br />
Expertin für<br />
Rückenprobleme<br />
bei Pferden<br />
ÜBUNG 3<br />
DAS BECKEN KIPPEN<br />
Mit dieser Übung können Sie die Mobilität des Beckenbereichs unterstützen.<br />
Nehmen Sie zwei Holzstäbchen mit einer abgerundeten Spitze, und üben Sie<br />
vorsichtig Druck auf den vorderen Bereich des Beckens aus und zwar links und<br />
rechts der Wirbelsäule auf dem langen Rückenmuskel. Ihr Pferd wird mit dem<br />
Becken nach vorn kippen. Dabei sehen und fühlen Sie, wie sich der ganze Rücken<br />
nach vorn unten schiebt.<br />
Wenn Sie mit den Holzstäbchen vorsichtig und langsam hinten an der Kruppe<br />
hinunterfahren, wird Ihr Pferd den Rücken, aber vor allem den Lendenwirbelsäulen<br />
bereich, aufwölben.<br />
Ebenso wie beim<br />
Aufwölben des Rückens<br />
sollten Sie auch bei<br />
dieser Übung besonders<br />
vorsichtig sein und<br />
nicht zu viel Druck ausüben.<br />
Anne Schmatelka<br />
empfiehlt eine sichere<br />
Position leicht seitlich<br />
neben dem Pferd. Bei<br />
Pferden, die zum Ausschlagen<br />
neigen, sollten<br />
Sie auf diese Übung<br />
lieber verzichten.<br />
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