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Erbkrankheit: Was es mit der Aufregung um WFFS wirklich auf sich hat<br />
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Die kindliche<br />
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wird im Alltag<br />
häufig von anderen<br />
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EDITORIAL<br />
SCHLUMMERNDE<br />
LEIDENSCHAFT<br />
Vor ein paar Tagen stöberte ich durch<br />
Fotos, die verstaubt in einer Kiste lagen.<br />
Alte Bilder von mir aus meinen<br />
Kindertagen mit den Ponys kamen<br />
zum Vorschein, und ich erinnerte mich an<br />
die Situationen, die auf etwas vergilbtem 90er-<br />
Jahre-Fotopapier festgehalten wurden. Je mehr<br />
ich davon durchsah, desto tiefer fand ich mich<br />
in dem alten Gefühl wieder. Ich weiß noch,<br />
dass ich meiner Mutter versucht habe<br />
zu erklären, was ich empfinde, wenn<br />
ich bei Pferden bin, wenn ich Kontakt<br />
zu ihnen habe oder durch den Wald<br />
reite: das tief verbundene Vertrauen,<br />
das ich empfand, als ich auf ihnen<br />
saß, und die Dankbarkeit, die ich<br />
spürte, wenn sie mich an Orte trugen,<br />
die ich selbst nicht hätte auf diese<br />
Weise erkunden können. Diese Erklärung<br />
über meine Leidenschaft zu<br />
Pferden ist mir bis heute nicht wirklich<br />
geglückt, sodass meine Eltern<br />
wahrscheinlich einfach akzeptieren mussten,<br />
dass ich sie zum Glücklichsein brauche, und<br />
das reichte ihnen schließlich als Begründung.<br />
Leidenschaft – dieses große Wort bedeutet<br />
laut Duden „einen emotionalen Gemütszustand,<br />
der vom Verstand nur schwer<br />
zu steuern ist; eine ausgeprägte Neigung,<br />
eine Passion für etwas, was man sich immer<br />
wieder verschaffen möchte; eine bestimmte<br />
Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet“.<br />
Ich denke, dass ich nie eine größere<br />
Leidenschaft für etwas hatte als die für die<br />
Pferde. Die Dankbarkeit und die tiefe Verbundenheit,<br />
die aus dem Bewusstsein resultierte,<br />
dass das Pferd nur mir zuliebe handelte<br />
und nicht aus eigenem Interesse, machten<br />
wohl einen großen Teil dieser Begeisterung<br />
aus. Das Pferd, das war ein Freund, mit dem<br />
ich Dinge erlebte, die mir kein menschlicher<br />
Freund bieten konnte.<br />
Die kindliche Wahrnehmung, die uns einst<br />
mit Glück erfüllte, ist mittlerweile häufig<br />
einem Gefühl von Selbstverständlichkeit<br />
gewichen. Die Faszination Pferd blitzt bei<br />
den meisten Reitern nur noch selten hervor.<br />
Kürzlich stand ich mit einigen Besitzern auf<br />
dem Hof, als eine Einstellerin mit ihrem<br />
Pferd aus dem Wald kam und übers ganze<br />
Gesicht strahlte. Auf die Frage, warum sie<br />
so glücklich sei, sagte<br />
sie: „Es war einfach paradiesisch<br />
im Wald mit<br />
meinem Pferd“ – und<br />
dann lachten wir alle<br />
herzlich los. Schließlich<br />
ist der Wald in dieser Jahreszeit<br />
nicht besonders<br />
schön, und der Ausritt<br />
hatte sich auch nicht von<br />
anderen unterschieden.<br />
Trotzdem blieb uns ihre<br />
Aussage im Gedächtnis,<br />
da wir spürten, dass wir es als Kind sicherlich<br />
genauso ausgedrückt hätten, weil es in<br />
unserer Empfindung auch genau so war.<br />
Ich denke, dass diese tief empfundene<br />
Leidenschaft in uns allen schlummert – zwischen<br />
Arbeitsstress, Haushalt und Papierkram.<br />
Wenn wir ihr genug Raum geben,<br />
dann werden wir ihn auch wieder spüren<br />
können: den wirklichen Grund, warum<br />
Pferde sich damals so fest in unserem Herzen<br />
verankert haben.<br />
Ich wünsche Ihnen paradiesische Ausritte<br />
im heimischen Wald!<br />
Lara Wassermann<br />
Leitende Redakteurin Mein Pferd
Inhalt<br />
APRIL <strong>2019</strong><br />
▶ kennzeichnet die Coverthemen.<br />
TITELTHEMA<br />
▶ „Ich stärk dir den Rücken“ 12<br />
Mit verschiedenen Übungen können Sie<br />
Rückenproblemen des Pferdes vorbeugen<br />
und die Losgelassenheit fördern<br />
ABENTEUER & REPORTAGE<br />
Angst oder Ungehorsam? 48<br />
Nicht immer ist die Ursache für Scheuen oder<br />
Durchgehen des Pferdes offensichtlich. Um<br />
das Pferd besser zu verstehen, sollten Sie sich<br />
mit dem Thema Angst auseinandersetzen<br />
Do It Yourself 52<br />
Vom Hufeisen-Schmuckhalter übers Holzbild<br />
bis zum Windlicht – so einfach geht’s<br />
BESSER REITEN<br />
▶ „Ein guter Sitz ist der Schlüssel“ 36<br />
Nur mit einem guten Reitersitz funktioniert<br />
die Kommunikation zwischen Reiter und<br />
Pferd. Eine Sitzschulung von Physiotherapeutin<br />
Vivian Nockmann wirkt dabei<br />
wahre Wunder<br />
EQUIPMENT<br />
Gütesiegel34<br />
Der „Còrdoba Comfort“ von Iberosattel hat<br />
uns auf der ganzen Linie überzeugt<br />
▶ Stiefel im Test 84<br />
Wir haben 17 Stiefel und Stallschuhe auf<br />
Herz und Nieren geprüft<br />
HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
▶ Heuknappheit: Die Alternativen 22<br />
Durch den trockenen Sommer ist vielerorts<br />
das Heu knapp. Unsere Experten haben<br />
Alternativen unter die Lupe genommen<br />
▶ Erbkrankheit 42<br />
„Warmblood Fragile Foal Syndrom“ –<br />
Panikmache oder begründete Angst?<br />
Tierarzttagebuch80<br />
Kerstin Oberbeck zwischen Dichtung<br />
und Wahrheit<br />
Was verrät die Hufstellung? 92<br />
Zwischen Hufstellung und Bewegungsablauf<br />
besteht eine Wechselwirkung–<br />
genau hinschauen lohnt sich<br />
36<br />
Durch eine Videoanalyse<br />
werden<br />
Sitzfehler offenbart<br />
12<br />
Mithilfe verschiedener Übungen<br />
können Sie den Pferderücken stärken<br />
22<br />
Heu ist das Grundfutter<br />
in der Pferdefütterung<br />
4 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
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RUBRIKEN<br />
Editorial3<br />
Galerie6<br />
News8<br />
Sportnews10<br />
Was wurde aus ... 11<br />
Globetrotter20<br />
Leserbriefe21<br />
Marktplatz30<br />
Recht32<br />
Leserfoto-Voting76<br />
Frage des Monats 78<br />
Medinews82<br />
Impressum90<br />
Vorschau Mai 96<br />
Poesie 98<br />
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THEMA DES MONATS<br />
Der NOTOS<br />
XTRA PRO<br />
SICHER<br />
AUSREITEN<br />
humbaur.com/xtra<br />
Seite 56<br />
GRUNDLAGEN – SICHER INS GELÄNDE56<br />
Wanderrittführerin Katrin Maerten zeigt, wie Sie nach der Winterpause wieder sicher<br />
mit Ihrem Pferd im Gelände unterwegs sind.<br />
PROBLEME SPIELERISCH LÖSEN62<br />
Ihr Pferd will den Stall nicht verlassen, scheut unablässig oder ist im Gelände zu eilig?<br />
Der Parelli-Instruktor Ralf Heil erklärt, welche Übungen im Akutfall helfen<br />
GEMEINSAM UNTERWEGS – SPASS IN DER GRUPPE66<br />
Nicht jeder Reiter genießt einen Ausritt in der Gruppe. Mit etwas Übung behalten Sie<br />
aber auch dort ständig die Kontrolle über Ihr Pferd – und können den Ausritt dann<br />
mit Gleichgesinnten entspannt genießen.<br />
9. - 17. März<br />
Messegelände Essen<br />
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FOTO DES MONATS<br />
Spanisches Feuer im Morgendunst<br />
Noch liegt der Morgennebel über der frühlingshaften Wiese, die Sonne lugt<br />
bislang nur durch die feinen Wolken hindurch. In seiner ganzen Eleganz und<br />
Schönheit steht ein Andalusier erwartungsvoll auf der Weide. Andalusier<br />
stammen aus der gleichnamigen, in Südspanien gelegenen Region. Besitzt<br />
ein solches Pferd eine reine Abstammung mit gekörten Vorfahren sowohl<br />
auf der väterlichen als auch mütterlichen Seite, so gehört es zu der „Pura<br />
Raza Española“ (PRE) – dies bedeutet „reine, spanische Rasse“. Bei der<br />
Zucht der Pura Raza Española wird neben dem äußeren Erscheinungsbild<br />
und dem Exterieur sehr viel Wert auf die charakterlichen Eigenschaften der<br />
Pferde gelegt: Temperamentvoll, gelehrig, menschenbezogen und ehrlich<br />
soll der Spanier sein. Der PRE mit seinem wallenden Langhaar ist das Sinnbild<br />
eines Barockpferdes und zeigt eine natürliche Begabung für die Dressur<br />
bis zu Lektionen der Hohen Schule, beispielsweise die Piaffe und Passage.<br />
Aufgrund seines Körperbaus ist er sozusagen für die Versammlung geschaffen<br />
und überzeugt durch aufwärts gerichtete Bewegungen – insbesondere<br />
durch eine imposante Knieaktion im Trab.<br />
Foto: slawik.com<br />
6 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de 7
NEWS SZENE<br />
Bernd Hackl nimmt die<br />
Zuschauer seiner Show<br />
mit in den Wilden Westen<br />
FILMREIHE<br />
So klappt es mit<br />
dem Transport<br />
GUTE KOMBINATION<br />
Lachen macht glücklich<br />
Der sympathische Pferdetrainer Bernd<br />
Hackl ist bekannt für sein Fachwissen, seinen<br />
großen Erfahrungsschatz und sein Einfühlungsvermögen<br />
beim Umgang mit schwierigen<br />
Pferden. Dieses Können stellt er seit<br />
Jahren unter anderem in der VOX-Fernsehserie<br />
„Die Pferdeprofis“ unter Beweis. Letztes<br />
Jahr fand seine vierte Tour statt – alle sieben<br />
Shows waren ausverkauft. Aus diesem Grund<br />
bleibt er auch in diesem Jahr seinem Erfolgskonzept<br />
treu: In seiner Live-Tour <strong>2019</strong> mit<br />
KALENDER<br />
Termine, Termine<br />
• PM-Seminar: Vom Anlongieren bis zur<br />
Reitpferdeprüfung – Die Grundausbildung<br />
des Pferdes<br />
Kosten: 20 Euro (PM), 30 Euro (Nicht-PM)<br />
Datum: 13. April <strong>2019</strong><br />
Ort: 72532 Gomadingen<br />
• PM-Exkursion: Wenn Pferde fliegen –<br />
Blick hinter die Kulissen der Frankfurt<br />
Animal Lounge<br />
Kosten: 40 Euro (PM)<br />
Datum: 16. April <strong>2019</strong><br />
Ort: 60546 Frankfurt<br />
• PM-Seminar: Von der Basisausbildung<br />
zum Feinen Reiten<br />
Kosten: 25 Euro (PM), 35 Euro (Nicht-PM)<br />
Datum: 30. April <strong>2019</strong><br />
Ort: 76351 Linkenheim-Hochstetten<br />
◾ www.pferd-aktuell.de<br />
8 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
dem Titel „Kriegspfad für alle“ kombiniert<br />
Bernd Hackl erneut Pferdetraining mit einem<br />
Comedy-Programm. In der Show arbeitet der<br />
erfahrene Horseman mit Problempferden, die<br />
er vorher noch nie gesehen hat. Im Comedy-<br />
Part werden sich die Zuschauer wahrscheinlich<br />
teilweise wiedererkennen.<br />
Mein Pferd verlost 5 x 2 Tickets für eine<br />
Veranstaltung nach Wahl. Mitmachen können<br />
Sie wie gewohnt auf unserer Homepage.<br />
◾ www.berndhackl.de<br />
CAVALLUNA<br />
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
Vielseitiges Talent<br />
Die erfahrene<br />
Pferdetrainerin<br />
Kenzie Dysli ist für<br />
ihren besonderen<br />
Umgang mit Pferden<br />
bekannt – wenn<br />
sie in der Freiheitsdressur mit den Pferden<br />
„tanzt“, liegt eine besondere Magie in der<br />
Luft. Bei der CAVALLUNA-Show „Legende<br />
der Wüste“, die von Oktober <strong>2019</strong> bis Juni<br />
2020 zu sehen sein wird, ist die 27-Jährige<br />
nun mit ihren Pferden in der Hauptrolle zu<br />
sehen. Neben ihrem reiterlichen Know-how<br />
ist es vor allem auch ihr professioneller Umgang<br />
mit Pferden, der sie zur Idealbesetzung<br />
für CAVALLUNA macht. In der aktuellen<br />
CAVALLUNA-Tour „Welt der Fantasie“<br />
war sie als Horse Consultant bereits für die<br />
Pferdechoreografien verantwortlich.<br />
◾ www.cavalluna.com<br />
Ob zu einem Training oder Turnier,<br />
in ein schönes Ausreitgelände oder<br />
möglicherweise in die Pferdeklinik<br />
– der Transport eines Pferdes<br />
kann viele Gründe haben. Damit der<br />
Transport sicher und entspannt für<br />
Zwei- und Vierbeiner vonstattengeht,<br />
hat die Deutsche Reiterliche<br />
Vereinigung (FN) mit Unterstützung<br />
des Pferdeanhänger-Herstellers<br />
Böckmann eine neue Filmreihe mit<br />
dem Titel „Tipps für den Pferdetransport“<br />
produziert. Unter anderem<br />
wird in den acht Teilen geklärt, wie<br />
Sie den Transport am besten planen<br />
und was an Ausrüstung auf keinen<br />
Fall fehlen darf. Weitere Themen<br />
sind die zulässige Anhängelast, die<br />
Vorbereitung des Pferdeanhängers<br />
für den Transport und das Ankuppeln.<br />
Zusätzlich gibt es zahlreiche<br />
Tipps, wie Sie Ihr Pferd am besten<br />
verladen können, damit es jederzeit<br />
freiwillig auf den Anhänger<br />
geht. Nach dieser Filmreihe sind<br />
Sie gut vorbereitet, damit jede<br />
Fahrt – sowohl für Sie als auch für<br />
Ihr Pferd – sicher und angenehm<br />
verläuft. Zudem möchten die FN und<br />
Böckmann durch diese Lehrvideos<br />
einen Beitrag zu Sicherheit, Unfallverhütung<br />
und Tierwohl leisten.<br />
www.pferd-aktuell.de<br />
Welche Themen hätten<br />
Sie gerne in der nächsten<br />
Ausgabe? Nehmen<br />
Sie an der Umfrage auf<br />
unserer Homepage<br />
(www.mein-pferd.de) teil!<br />
THEMEN-<br />
WAHL<br />
Machen Sie mit!<br />
Fotos: Getty Images (1), IMAGO/ Frank Sorge (1), pa/ HERBERT NEUBAUER (1), slawik.com (1), Bernd Hackl (1), CAVALLUNA (1), Screenshot (1)
HOCH HINAUS …<br />
Dieses Pferd hatte entweder einen<br />
sehr aufmerksamen Schutzengel oder<br />
besitzt wie eine Katze sieben Leben:<br />
Es sprang bei voller Fahrt auf der<br />
Autobahn A1 nahe Bremen aus dem<br />
Anhänger und kam mit einem großen<br />
Schrecken und wenigen Schürfwunden<br />
davon. Das Pferd sprang durch<br />
die verschlossene Tür und stürzte auf<br />
die Autobahn. Die nachfolgenden<br />
Fahrer und Fahrerinnen reagierten<br />
blitzschnell und konnten alle rechtzeitig<br />
bremsen. Daraufhin konnte die<br />
Halterin ihr Pferd einfangen und zum<br />
nächsten Parkplatz führen. Dort wurde<br />
es nach einer tierärztlichen Untersuchung<br />
in einen Ersatzanhänger verladen,<br />
und der Transport ging weiter.<br />
… TIEFER FALL<br />
Das Veterinäramt wollte in Radegast<br />
vernachlässigte Tiere – zwei Ziegen,<br />
zwei Schweine und zwei Pferde –<br />
beschlagnahmen, doch leider stießen<br />
sie nur auf ein einziges Schwein. Die<br />
Besitzerin Franziska S. war mit den<br />
anderen Tieren verschwunden, um die<br />
Beschlagnahmung zu vereiteln. Bereits<br />
seit Ende 2016 gibt es Beschwerden,<br />
dass sie die Tiere vernachlässige und<br />
diese daher verwahrlost seien. Franziska<br />
S. weist diese Vorwürfe zurück<br />
und ist deshalb mit den Tieren untergetaucht.<br />
Das Schwein namens „Hans“<br />
ließ sie laut „Bild“-Zeitung zurück, da<br />
es dem Stress und den Strapazen eines<br />
Transportes nicht gewachsen war.<br />
TELEGRAMM<br />
Durch die Neubesetzung des Postens der<br />
Geschäftsführerin an der Spanischen<br />
Hofreitschule kam es zu Aufregungen –<br />
woraufhin der Beirat, bestehend aus namhaften<br />
Pferdeleuten, aus Protest geschlossen<br />
zurücktrat. Sonja Klima, die Ex-Gattin<br />
des österreichischen Ex-Kanzlers<br />
Viktor Klima, übernahm den Posten von<br />
der scheidenden Geschäftsführerin Elisabeth<br />
Gürtler. Eine Kommission sprach sich zuvor<br />
einstimmig für Herwig Radnetter aus, der<br />
bereits seit 40 Jahren bei der Spanischen<br />
Hofreitschule arbeitet, sowohl als Bereiter<br />
als auch seit 2012 als administrativer Leiter<br />
der Reitbahn. Dennoch entschied sich der<br />
Aufsichtsrat für Sonja Klima, die laut der<br />
österreichischen Tageszeitung „Die Presse“<br />
die Wunschkandidatin der aktuellen Regierung<br />
war. Die Begründung<br />
für den<br />
Rücktritt des<br />
Beirats ist die<br />
fehlende fachliche<br />
Kompetenz – insbesondere<br />
in den<br />
Bereichen Zucht,<br />
Tierhaltung,<br />
Tiergesundheit<br />
und klassische<br />
Reitkunst – von<br />
Sonja Klima.<br />
Unter dem Motto „Lernen und lachen<br />
für den guten Zweck“ finden am 31. Mai<br />
die EQUINIGHT und am 1. Juni <strong>2019</strong> der<br />
EQUIDAY mit Michael Geitner statt. Während<br />
der Comedy-Show „EQUINIGHT – Pferdemenschen,<br />
normal san wir ned!“ können<br />
alle Zuschauer einfach mal über sich selbst<br />
lachen und sich in den weitverbreiteten<br />
Vorurteilen über Reiter wiederfinden. Lustige<br />
Anekdoten aus dem Alltag von Frau, Mann<br />
und Pferd strapazieren die Lachmuskeln.<br />
Der EQUIDAY ist ein kompletter Tag mit<br />
geballtem Wissen rund um das Thema<br />
Pferdegesundheit – inklusive Einblicken<br />
in die Bereiche effektiver Muskelaufbau,<br />
Lernverhalten, Anatomie und Biomechanik<br />
des Pferdes. Außerdem erhalten die Teilnehmer<br />
praktische Tipps und Übungen für das<br />
Training zu Hause. Die Methoden Dual-<br />
Aktivierung, Equikinetic sowie EquiClassic-<br />
Work werden anhand verschiedener Pferde<br />
vorgestellt. Beide Veranstaltungen finden auf<br />
dem Weilborner Hof in Waldbrunn (65620)<br />
statt. Besonders toll: Da ein Teil des Erlöses<br />
der beiden Veranstaltungen an den Verein<br />
Happy Kids e. V. gespendet wird, können Sie<br />
gleichzeitig eine tolle Veranstaltung<br />
genießen und etwas Gutes tun. Der<br />
von Corinna Ertl ins Leben gerufene Verein<br />
ermöglicht Kindern und Jugendlichen mit Behinderung<br />
oder lebensbedrohlichen Erkrankungen<br />
eine „Auszeit“ vom einschränkenden<br />
Alltag. Außerdem erfüllt sie mit ihrem Team<br />
und vielen Kooperationspartnern Herzenswünsche<br />
und schenkt besondere Erlebnisse<br />
sowie Begegnungen mit Tieren.<br />
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NEWS SPORT<br />
In verschiedenen Prüfungen<br />
können die Reiter zukünftig<br />
selbst entscheiden, ob sie<br />
auf Kandare oder Trense<br />
reiten möchten<br />
TELEGRAMM<br />
Im Alter von 91 Jahren verstarb<br />
Dr. Ernst Burandt, der<br />
ehemalige Generalsekretär<br />
der Deutschen Reiterlichen<br />
Vereinigung (FN), am 9. Februar<br />
in Warendorf. Er wird von vielen als<br />
der „Gründervater“ der heutigen<br />
FN gesehen und prägte im<br />
Zeitraum von 1958 bis 1991 den<br />
Verband. Unter anderem war er<br />
in dieser Zeit an der Ausarbeitung<br />
einer neuen Ausbildungs- und<br />
Prüfungsordnung beteiligt. Er<br />
hatte außerdem einen großen<br />
Anteil daran, dass sich im Jahr<br />
1968 alle bis dato selbstständig<br />
arbeitenden pferdesportlichen<br />
Institutionen zur Deutschen<br />
Reiterlichen Vereinigung in ihrer<br />
heutigen Form zusammenschlossen.<br />
Er wurde für seine Verdienste<br />
mit dem Deutschen Reiterkreuz in<br />
Gold ausgezeichnet.<br />
◼ www.pferd-aktuell.de<br />
DRESSUR<br />
Kein Kandarenzwang<br />
Bislang war der Dressursport auf hohem Niveau untrennbar<br />
mit der Kandare verbunden. Nun wurde das FEI-Regelwerk<br />
<strong>2019</strong> vor der neuen Saison überarbeitet. Das Resultat: In<br />
Prüfungen der CDI1* und 2, CDIJ und CDIY fällt der Kandarenzwang,<br />
und die Reiter können selbst zwischen Wassertrense<br />
und Kandare entscheiden. Weiterhin Kandarenzwang<br />
besteht für Drei-, Vier- und Fünf-Sterne-Prüfungen<br />
sowie U25-Turniere und Championate (außer Ponys und<br />
Children). Zusammenfassend bedeutet dies also, dass in Prix<br />
St. Georges, Intermédiaire I und in Junioren- und Junge-<br />
Reiter-Prüfungen die Reiter sowohl auf Kandare als auch<br />
Trense reiten dürfen. Von dieser Änderungen profitieren<br />
insbesondere Pferde, die Grand-Prix-Lektionen beherrschen,<br />
allerdings eine Abneigung gegen die Kandare zeigen.<br />
◾ www.st-georg.de<br />
DRESSUR<br />
Kam, sah, siegte<br />
Isabell Werth bleibt die unangefochtene<br />
Nummer eins im Dressurviereck. In Ankum<br />
stellte die Weltranglisten-Erste erstmals zwei<br />
neue Berittpferde im Grand Prix vor: den<br />
neunjährigen DSP-Hengst Quantaz und den<br />
13-jährigen Zweibrücker Fiero. Sie stellte<br />
beide erstmals auf einem Turnier vor und<br />
sichert sich mit 74,867 Prozent im Sattel von<br />
Quantaz und 74,567 Prozent mit Fiero direkt<br />
den Doppelsieg. Der Rappe Fiero war in der<br />
Vergangenheit mit seiner Reiterin Fabienne<br />
Müller-Lütkemeier erfolgreich. Seit etwa zwei<br />
Monaten steht er nun bei Isabell Werth im<br />
Stall, da er verkauft werden soll. Dritte wurde<br />
in der Prüfung Stefan Lehfellner mit dem<br />
zwölfjährigen Di Navarone mit 73,733 Prozent.<br />
◾ www.st-georg.de<br />
WELTRANGLISTE Vielseitigkeit<br />
1 Oliver Townend GBR<br />
2 Rosalind Canter GBR<br />
3 Tim Price NZL<br />
4 Michael Jung GER<br />
5 Gemma Tattersall GBR<br />
6 Tom McEwen GBR<br />
7 Jonelle Price NZL<br />
8 Piggy French GBR<br />
9 Ingrid Klimke GER<br />
10 Phillip Dutton USA<br />
Alle offiziellen FEI-Rankings auf<br />
www.fei.org<br />
VIELSEITIGKEIT<br />
Neuer Reiter<br />
Zukünftig sitzt Michael Jung im<br />
Sattel von Julia Krajewskis<br />
Spitzenpferd Chipmunk.<br />
Ein verändertes Besitzverhältnis<br />
ist der Auslöser<br />
für diesen Reiterwechsel.<br />
Für den Weltranglisten-<br />
Vierten Michael Jung<br />
kommt dieser Neuzugang<br />
genau zum richtigen Zeitpunkt,<br />
da er letztes Jahr sein<br />
Erfolgspferd Sam in den Ruhestand<br />
geschickt hat. Der elfjährige Hannoveraner-<br />
Wallach wurde in den vergangenen sechs<br />
Jahren von Julia Krajewski ausgebildet, trainiert<br />
und erfolgreich in den großen Sport gebracht.<br />
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Der Vielseitigkeitssport hat<br />
weltweit viele<br />
Fans – auch in<br />
Deutschland. Die<br />
alle zwei Jahre<br />
stattfindenden<br />
Europameisterschaften<br />
der Ländlichen<br />
Vielseitgkeitsreiter<br />
werden <strong>2019</strong> erstmals seit<br />
14 Jahren wieder in Deutschland<br />
ausgetragen. Gastgeber am<br />
ersten Augustwochenende ist<br />
der Ammerländer Reitclub im<br />
niedersächsischen Westerstede.<br />
Als gastgebende Nation kann<br />
Deutschland das doppelte Kontingent<br />
an Teilnehmern stellen – also<br />
insgesamt zwölf Reiter-Pferd-<br />
Paare. Außerdem ist Deutschland<br />
in Sachen Sicherheit in den<br />
Vielseitigkeitsprüfungen<br />
Vorreiter: In den vergangenen<br />
zwei Jahren gab es in<br />
Deutschland ein Drittel weniger<br />
Pferdestürze als im weltweiten<br />
Vergleich (bezogen auf die Anzahl<br />
der Starts). Dafür sind verschiedene<br />
Maßnahmen verantwortlich,<br />
unter anderem deformierbare<br />
Geländehindernisse.<br />
◼ www.pferd-aktuell.de<br />
Ein WDR-Beitrag über einen verurteilten<br />
Sexualstraftäter<br />
sorgte für Aufregung, da dieser<br />
weiterhin während seines Freigangs<br />
Turniere reiten durfte. Nun<br />
wurde dem Reitlehrer, der sich<br />
mehrfach an einer minderjährigen<br />
Schülerin vergangen hatte,<br />
die Turnierlizenz entzogen.<br />
◼ www.st-georg.de<br />
Fotos: IMAGO/ Jacques Toffi (1)/ Hartenfelser (1)/ AdobeStock/ Gabriele Arndt (1)<br />
10 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Was wurde aus …<br />
… dem genialen<br />
Springpferd Lianos?<br />
Der Holsteiner sorgte mit drei verschiedenen Reitern im<br />
internationalen Springsport für Begeisterung. Den größten<br />
Erfolg erzielte sein letzter Reiter Rodrigo Pessoa, der<br />
auf ihm 1998 zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten wurde.<br />
Ab 20<strong>04</strong> begann für Lianos eine lange Rentnerzeit, die ihm<br />
ein stolzes Alter von 32 Jahren bescherte<br />
Fotos: IMAGO/ Pressefoto Baumann (1)/ Camera 4 (1)<br />
M<br />
an weiß nicht genau, ob es<br />
eine spontane, instinktive<br />
oder wohlüberlegte Entscheidung<br />
war. Richtig war sie auf<br />
jeden Fall. Der brasilianische Springreiter<br />
Rodrigo Pessoa war 1998 gerade 25 Jahre<br />
alt. Für die Verhältnisse im Spitzenreitsport<br />
ist das tatsächlich ungewöhnlich jung. Sein<br />
Hauptpferd war Tomboy, dessen Fähigkeiten<br />
jedoch als etwas speziell galten.<br />
Kurz zuvor, Ende 1997, hatte er außerdem<br />
den Holsteiner Lianos übernommen. Die<br />
beiden hatten also bis dato kaum Zeit, sich<br />
aneinander zu gewöhnen. Trotzdem beschloss<br />
Pessoa, Lianos mit zu den Weltreiterspielen<br />
in Rom zu nehmen – und wurde<br />
belohnt: Lianos machte ihn zum jüngsten<br />
Weltmeister aller Zeiten.<br />
Der braune Wallach von Landlord hatte<br />
zu diesem Zeitpunkt schon eine beachtliche<br />
Karriere hinter sich. Sein erster Reiter<br />
Jos Lansink, der für Lianos’ damaligen<br />
Besitzer Hans Horn ritt, gewann mit ihm<br />
einige Turniere, darunter die Großen Preise<br />
von s’Hertogenbosch und Zürich. Dann<br />
jedoch wechselte Jos Lansink das Gestüt,<br />
und Hans Horn verkaufte Lianos an den<br />
Italiener Vittorio Orlandi, der ihn bis zum<br />
Schluss behielt. Sein Landsmann Gianni<br />
Govoni wurde als Reiter eingesetzt, bis<br />
1997 schließlich Pessoa übernahm. In den<br />
folgenden Jahren trugen die beiden – neben<br />
der Weltmeisterschaft 1998 – zahlreiche<br />
Siege nach Hause: 2000 und 2001 gewannen<br />
sie u. a. den höchstdotierten Großen<br />
Preis der Welt, die Calgary Masters, und<br />
den Preis von Europa in Aachen. Parallel<br />
dazu baute Pessoa sein zweites Erfolgspferd<br />
auf: Baloubet du Rouet. Auf ihm wurde er<br />
20<strong>04</strong> Olympiasieger im Einzel.<br />
Im selben Jahr wurde Lianos aus dem<br />
Sport verabschiedet. Pessoa betonte in<br />
Interviews später immer wieder, wie sehr<br />
ihm das Pferd am Herzen lag. „Lianos<br />
war ein unglaubliches Pferd, mit einem<br />
fantastischen Charakter und<br />
einem großen Herzen. Er<br />
gab immer sein Bestes. Zu<br />
Hause war er manchmal ein<br />
bisschen faul, aber im Parcours<br />
war er immer voll da“,<br />
schwärmte er. Er erklärte<br />
außerdem, der Wallach habe<br />
sich auf großen, offenen<br />
Plätzen am wohlsten gefühlt<br />
und trotzdem immer<br />
wieder auch in sehr kleinen<br />
Springparcours gewonnen.<br />
Nachdem mit den Turnieren Schluss war,<br />
kehrte das Pferd zu seinem Besitzer Orlandi<br />
zurück. Pessoa erzählte, wie glücklich das<br />
Pferd mit seinem ruhigen Rentnerleben<br />
war – offenbar so glücklich, dass es noch<br />
fast 15 Jahre auf dem Gestüt verbrachte.<br />
Anfang des Jahres postete Pessoa auf seinem<br />
Instagram-<br />
Account, Lianos<br />
habe sich<br />
einfach hingelegt<br />
und sei<br />
eingeschlafen.<br />
In Interviews<br />
gestand er, er<br />
sei zwar traurig,<br />
dass Lianos<br />
gegangen sei, er<br />
freue sich aber<br />
für ihn, dass er<br />
in Italien so ein<br />
wundervolles<br />
Leben auf der<br />
Weide mit<br />
einem Pferdefreund<br />
gehabt<br />
habe. „Ich habe<br />
viele wertvolle<br />
Erinnerungen<br />
an ihn!“<br />
Text: Julia<br />
Schay-Beneke<br />
Nach dem Sport<br />
lebte Lianos noch<br />
15 Jahre als Rentner<br />
Rodrigo Pessoa<br />
wurde dank Lianos<br />
zum jüngsten Weltmeister<br />
aller Zeiten<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de 11
TITELTHEMA<br />
GYMNASTIZIERUNG UND MUSKELAUFBAU<br />
Ich stärk dir d<br />
Mit dem richtigen<br />
Training beugen Sie<br />
Rückenproblemen<br />
vor und halten Ihr<br />
Pferd gesund<br />
12 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
en<br />
„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“,<br />
heißt es im Volksmund. Doch dieses Glück ist auch mit<br />
Verantwortung verbunden, denn nur eine korrekte<br />
Ausbildung befähigt das Pferd dazu, den Reiter zu tragen,<br />
ohne dabei Schaden zu nehmen. Wie Sie Rückenproblemen<br />
vorbeugen und warum die Losgelassenheit dabei<br />
eine wichtige Rolle spielt, erklärt Anne Schmatelka<br />
Text: Aline Müller<br />
Tipps to go<br />
Unsere Tipps<br />
können Sie<br />
gratis auf Ihr<br />
Handy laden:<br />
Einfach diesen QR-<br />
Code scannen und<br />
Datei speichern!<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
13
TITELTHEMA<br />
KLEINES<br />
TRAININGS-<br />
PROGRAMM<br />
AM BODEN<br />
ÜBUNG 1<br />
MÖHRENÜBUNG<br />
Mit dieser Übung können Sie überprüfen,<br />
wie beweglich Ihr Pferd<br />
geworden ist. Ein lockeres Pferd kann<br />
seinen Kopf bis zur Hinterhand herumführen,<br />
ohne dabei mit den Vorderfüßen<br />
mitlaufen zu müssen.<br />
Suchen Sie sich einen ruhigen Platz<br />
und achten Sie darauf, dass Ihr Pferd<br />
nicht schummelt. Es darf Kopf und<br />
Hals nicht mit Schwung nach hinten in<br />
Richtung Kruppe bewegen, sondern es<br />
soll sich langsam dehnen und den Kopf<br />
auf Wunsch in Höhe des Knies oder in<br />
Perfektion in Höhe des Sprunggelenks<br />
halten können.<br />
UNSERE EXPERTIN<br />
ANNE<br />
SCHMATELKA<br />
beschäftigt sich<br />
seit Jahren intensiv<br />
mit der klassischen<br />
Reitkunst sowie mit<br />
der Gesunderhaltung<br />
des Pferdes.<br />
Ihr besonderes<br />
Interesse gilt dem Thema Rückenprobleme. Die<br />
Autorin hat bereits mehrere Fachbücher veröffentlicht<br />
und gibt ihr Wissen zusätzlich auf ihrer<br />
Homepage weiter. www.los-gelassen.com<br />
„Wer sein Pferd korrekt<br />
und losgelassen von<br />
hinten nach vorn reitet,<br />
bekommt eine gut<br />
entwickelte und schön<br />
geschwungene Oberlinie<br />
quasi geschenkt!“<br />
Anne Schmatelka,<br />
Expertin für<br />
Rückenprobleme<br />
bei Pferden<br />
ÜBUNG 3<br />
DAS BECKEN KIPPEN<br />
Mit dieser Übung können Sie die Mobilität des Beckenbereichs unterstützen.<br />
Nehmen Sie zwei Holzstäbchen mit einer abgerundeten Spitze, und üben Sie<br />
vorsichtig Druck auf den vorderen Bereich des Beckens aus und zwar links und<br />
rechts der Wirbelsäule auf dem langen Rückenmuskel. Ihr Pferd wird mit dem<br />
Becken nach vorn kippen. Dabei sehen und fühlen Sie, wie sich der ganze Rücken<br />
nach vorn unten schiebt.<br />
Wenn Sie mit den Holzstäbchen vorsichtig und langsam hinten an der Kruppe<br />
hinunterfahren, wird Ihr Pferd den Rücken, aber vor allem den Lendenwirbelsäulen<br />
bereich, aufwölben.<br />
Ebenso wie beim<br />
Aufwölben des Rückens<br />
sollten Sie auch bei<br />
dieser Übung besonders<br />
vorsichtig sein und<br />
nicht zu viel Druck ausüben.<br />
Anne Schmatelka<br />
empfiehlt eine sichere<br />
Position leicht seitlich<br />
neben dem Pferd. Bei<br />
Pferden, die zum Ausschlagen<br />
neigen, sollten<br />
Sie auf diese Übung<br />
lieber verzichten.<br />
14 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
ÜBUNG 2<br />
AUFWÖLBEN<br />
Auch für diese Übung suchen Sie sich einen ruhigen Ort, an<br />
dem sich Ihr Pferd entspannen kann. Um den richtigen Punkt zu<br />
finden, gehen Sie folgendermaßen vor: Stellen Sie sich seitlich<br />
neben Ihr Pferd. Fassen Sie direkt hinter den Vorderbeinen<br />
unter den Bauch. Ungefähr in der Mitte werden Sie eine leichte<br />
Vertiefung finden. Das ist der Punkt, an dem Sie mit Ihren<br />
Fingerkuppen oder auch mit einem Holzstäbchen einen leichten<br />
Druck ausüben, damit sich der Rücken nach oben wölbt. Dieses<br />
Aufwölben geht bis zum Widerrist, den man auf diese Weise gut<br />
lockern und dehnen kann. Die Wirbelsäule wird in ihrer Mobilität<br />
unterstützt, das Pferd im Rücken entlastet.<br />
Anne Schmatelka empfiehlt, diese Übung bei vielen Gelegenheiten<br />
zu wiederholen – beim Putzen, kurz vor dem Aufsteigen, oder<br />
wenn Ihr Pferd gerade unter dem Solarium steht. Es kann sein,<br />
dass Ihr Pferd anfangs nicht begeistert ist, wenn Sie das Aufwölben<br />
durchführen. Möglicherweise ist es steif und fürchtet Schmerzen.<br />
Um zu verhindern, dass es mit dem Hinterbein ausschlägt,<br />
heben Sie ein Vorderbein hoch. Sollten Sie ein Holzstäbchen<br />
verwenden, dann setzen Sie es nur mit ganz wenig Druck ein.<br />
BUCHTIPP<br />
Rückenprobleme und Kissing<br />
Spines sind häufige Diagnosen bei<br />
unseren Reitpferden, meist entstanden<br />
durch fehlerhafte Ausbildung.<br />
Oft gelten die betroffenen Pferde als<br />
unreitbar. Dass dies nicht so sein<br />
muss und dass es<br />
möglich ist, ein<br />
ehemals rückenkrankes<br />
Pferd<br />
wieder zu reiten<br />
und weiter auszubilden,<br />
erläutert<br />
dieses Buch. Momentan<br />
erhältlich<br />
als E-Book über Amazon,<br />
die Neuauflage erscheint im Herbst<br />
<strong>2019</strong> im Cadmos Verlag.<br />
Wenig Bewegung, stundenlanges<br />
Sitzen vor<br />
dem Computer und<br />
einseitige beziehungsweise<br />
falsche Belastung<br />
– Rückenschmerzen<br />
sind zur Volkskrankheit geworden.<br />
Doch das betrifft scheinbar nicht nur uns<br />
Menschen. Auch bei Pferden häufen sich<br />
Rückenprobleme. „Ich gehe davon aus, dass<br />
die Zahl der Pferde mit Erkrankungen am<br />
Bewegungsapparat und auch die daraus<br />
entstehenden Folgeschäden stark angestiegen<br />
sind“, sagt Anne Schmatelka, die sich in<br />
Ihrem Buch „Über den Rücken“ eingehend<br />
mit dieser Problematik auseinandersetzt.<br />
Eine Gemeinsamkeit, die Mensch und<br />
Pferd betrifft: Wir leben in einer erfolgsorientierten<br />
Gesellschaft. Alles muss schnell<br />
gehen, die körperliche, aber auch die mentale<br />
Belastung ist enorm, und Zeit ist Mangelware.<br />
Auf Turnieren geht es um spektakuläre<br />
Bewegungen, doch eine korrekte<br />
Grundausbildung findet man immer seltener.<br />
„Die vielen Reitweisen, die schnelle<br />
und einfache Erfolge versprechen, machen<br />
es dem Pferd schwer, überhaupt gesund zu<br />
bleiben“, kritisiert unsere Expertin und gibt<br />
zu bedenken: „Wir sind heute leider schon<br />
so weit, dass Ausbilder ihren Schülern erklären,<br />
dass der unreine Gang – sprich<br />
Takt- und Gangfehler – vollkommen normal<br />
seien und junge Pferde es erst lernen<br />
müssten, sich im reinen Takt zu bewegen.<br />
Wenn aus ersten Taktfehlern Gangfehler<br />
werden, der Schritt passartig wird, die<br />
Pferde im Trab zügellahm sind, der Galopp<br />
mit hoher Kruppe nicht durchgesprungen<br />
oder schleppend ist, dann liegt das an der<br />
falschen Ausbildung und nicht am Pferd.“<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Zwar nehmen die heute gezüchteten Reitpferde<br />
dem Reitern durch ihre Sensibilität,<br />
ihre hohe Rittigkeit und ihre exzellenten<br />
Reitpferdeeigenschaften sehr viel ab, jedoch<br />
darf die korrekte Ausbildung nicht vernachlässigt<br />
werden. Egal, wie viel Talent und<br />
Qualität ein Pferd mitbringt. Auf die dressurmäßige<br />
Basisarbeit darf nicht verzichtet<br />
werden. Als Reiter tragen wir die Verantwortung<br />
für die Gesunderhaltung unseres<br />
Pferdes. Dazu gehört auch, immer wieder<br />
zu reflektieren, bestimmte Methoden zu<br />
überdenken, nach Ursachen für mögliche<br />
Probleme zu suchen und offen für neue<br />
Anzeige
TITELTHEMA<br />
KRITISCHE<br />
SELBSTANALYSE<br />
Widersetzlichkeiten<br />
können auf Schmerzen<br />
hinweisen. Forschen<br />
Sie deshalb immer<br />
nach den<br />
Ursachen<br />
Die folgenden Fragebögen stammen von Anne Schmatelka.<br />
Beantworten Sie die Fragen kritisch und ehrlich. „Falls Sie<br />
Auffälligkeiten bemerken, sollten Sie einen guten Osteopathen<br />
und Tierarzt konsultieren, da Verspannungen und<br />
Schmerzen der Grund für das Verhalten Ihres Pferdes sein<br />
können“, betont die Expertin.<br />
Ja / Nein<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1. AUFFÄLLIGKEITEN BEIM REITEN<br />
UND IM VERHALTEN<br />
• Bewegt sich Ihr Pferd zu Beginn des Reitens<br />
hölzern?<br />
• Haben Sie das Gefühl, es muss sich erst<br />
einlaufen?<br />
• Sind Ihnen Taktfehler aufgefallen?<br />
• Kommen Paraden schlecht durch?<br />
• Klemmt Ihr Pferd am Bein?<br />
• Gerät Ihr Pferd schnell ins Laufen, haben Sie<br />
das Gefühl, es würde unter Ihnen wegrennen?<br />
• Ist Ihr Pferd plötzlich unwillig oder<br />
widersetzlich geworden?<br />
• Haben Sie den Eindruck, dass sich die<br />
Leistungsbereitschaft Ihres Pferdes<br />
verschlechtert hat?<br />
• Ist das Pferd gestürzt?<br />
• Hat es sich festgelegt?<br />
• Ist es auf der Weide/beim Training mit<br />
der Hinterhand weggerutscht?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
2. KÖRPERFORM UND -HALTUNG<br />
DES PFERDES<br />
Stellen Sie Ihr Pferd auf eine ebene, gerade<br />
Fläche und betrachten Sie es.<br />
• Steht es gelassen oder bewegt es sich unruhig<br />
hin und her?<br />
• Strahlen Gesicht und Ohrenspiel Ruhe aus?<br />
• Schont das Pferd beim Stehen immer<br />
dasselbe Bein?<br />
• Wenn Sie Ihr Pferd in einem engen Kreis<br />
(Durchmesser geringer als zwei Meter)<br />
um sich herumlaufen lassen, geht es dann<br />
taktrein?<br />
Betrachten Sie die<br />
Oberlinie und die<br />
Muskulatur Ihres<br />
Pferdes regelmäßig<br />
ohne Sattel<br />
1 2<br />
<br />
3 4<br />
<br />
3. RÜCKENLINIE<br />
Betrachten Sie die Abbildungen und vergleichen<br />
Sie diese mit der Rückenlinie Ihres<br />
Pferdes.<br />
• Entspricht die Rückenlinie im Großen und<br />
Ganzen Abbildung 1, was auf eine gute Bemuskelung<br />
hindeutet, oder sieht sie eher aus,<br />
wie auf Abbildung 2 schematisch dargestellt?<br />
• Wie sieht die Kruppe von hinten aus? Eher so<br />
rund, weil gut bemuskelt, wie in Abbildung 3,<br />
oder kantig wie in Abbildung 4?<br />
Abb. 1<br />
Abb. 3<br />
Abb. 2<br />
Abb. 4<br />
16 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
ÜBUNG 4<br />
SCHWEIFZIEHEN<br />
Mit dieser Übung erreichen Sie die Dehnung und Entspannung der gesamten Oberlinie<br />
des Pferdes. Beginnen Sie mit dem Ziehen am Schweif und beobachten Sie genau die<br />
Reaktionen Ihres Pferdes. Beginnen Sie langsam und mit viel Gefühl, und stellen Sie sich<br />
vor allem bei den ersten Malen nicht zu dicht hinter das Pferd. Viele Pferde finden diese<br />
Übung sehr entspannend und nehmen sie, einmal verstanden, gern an.<br />
EINEN STARKEN<br />
RÜCKEN ERREITEN<br />
Wege zu sein. „Wer zum Mitdenken bereit<br />
ist und den Aufwand gerade bei der Umstellung<br />
des Trainings nicht scheut, wird<br />
mit einem leistungsfähigen und leistungsbereiten<br />
Pferd belohnt“, sagt Anne Schmatelka.<br />
Voraussetzung sei, dass einige<br />
wichtige Rahmenbedingungen stimmen,<br />
wie die richtige Passform des Sattels, optimale<br />
Haltungsbedingungen, konsequente<br />
Gymnastik und ein ausbalancierter, möglichst<br />
korrekter Sitz des Reiters. Zudem<br />
müsse das Pferd in richtiger Art und<br />
Weise in die Tiefe geritten oder longiert<br />
werden. Nicht nur bei bereits bestehenden<br />
Rückenproblemen, sondern auch vorbeugend<br />
ist es sinnvoll, regelmäßig einen<br />
guten Osteopathen zur Kontrolle und<br />
Behandlung hinzuzuziehen.<br />
4. DER SATTEL<br />
Satteln Sie Ihr Pferd und beantworten Sie die<br />
folgenden Fragen.<br />
• Passt eine gesamte Handfläche in den<br />
Wirbelkanal des Sattels?<br />
• Liegt der Sattel überall gleichmäßig auf und<br />
rutscht nicht zur Seite?<br />
• Wippt der Sattel hinten?<br />
• Sind zwischen Sattelkammer und Widerrist<br />
im nicht angegurteten Zustand mindestens<br />
sechs Zentimeter Platz?<br />
• Verhält sich das Pferd beim Satteln ruhig<br />
und entspannt ohne Anzeichen von<br />
Abwehr?<br />
• Wurde der Sattel mindestens innerhalb<br />
des letzten Jahres von einem Sattler<br />
kontrolliert?<br />
Erste Anzeichen ernst nehmen<br />
Ja / Nein<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
„Rückenprobleme und Kissing Spines kündigen<br />
sich langsam an“, betont Anne Schmatelka<br />
und erklärt: „Anfangs ist das Pferd im<br />
Rücken empfindlich, beim Putzen beginnt es<br />
unruhig zu werden, unter dem Reiter bewegt<br />
es sich in der Lösungsphase hölzern, oder es<br />
entstehen erste kleinere Taktfehler. Lektionen<br />
erfolgen nicht mehr geschmeidig, die Übergänge<br />
werden unrund.“ Infolgedessen ändert<br />
sich auch die Bemuskelung des Pferdes: Es<br />
entwickelt nicht nur eine Kompensationshaltung,<br />
sondern auch eine erste Kompensationsmuskulatur.<br />
Als Reiter ist es wichtig,<br />
dass Sie diese ersten Anzeichen für ernsthafte<br />
Probleme so früh wie möglich erkennen und<br />
ernst nehmen. Wenn das Pferd beim Putzen<br />
empfindlich im Rücken reagiert,<br />
mit dem Schweif schlägt<br />
oder sich wegdreht, dann ist es<br />
nicht kitzelig, sondern es hat<br />
Schmerzen. Gleiches gilt für Sattelzwang,<br />
also Probleme beim<br />
Auflegen des Sattels und beim<br />
Gurten. Desweiteren versuchen<br />
manche Pferde, beim Aufsteigen<br />
und ersten Anreiten davonzulaufen,<br />
oder sie klemmen und<br />
machen einen Katzenbuckel,<br />
manche Vierbeiner steigen oder<br />
bocken sogar. „Auch Pferde, die<br />
gegen die Hand stoßen oder sich<br />
auf die Hand legen, die triebig<br />
sind und sich verhalten, die in<br />
Wendungen einfach steif sind<br />
und deren Kruppenmuskulatur<br />
nicht in der Bewegung mitschwingt,<br />
die keine Last auf-<br />
Eine dressurmäßige Grundausbildung<br />
ist unabdingbar, um das Pferd gesund<br />
zu erhalten und zum Tragen des Reiters<br />
zu befähigen, ohne dabei Schaden<br />
zu nehmen. Diese Tipps helfen Ihnen<br />
dabei:<br />
• Achten Sie auf ein korrektes „Zügel aus<br />
der Hand kauen lassen“.<br />
• Wer in einem übereilten Tempo reitet<br />
oder sein Pferd longiert, fördert Verspannungen<br />
und Rückenprobleme. Achten<br />
Sie deshalb auf ein angemessenes Tempo,<br />
in dem Ihr Pferd gut loslassen kann.<br />
• Reiten Sie Übergänge und Tempounterschiede.<br />
Achten Sie dabei darauf, Takt,<br />
Losgelassenheit und Anlehnung nicht<br />
zu verlieren.<br />
• Lassen Sie sich Zeit für die Ausbildung.<br />
Jedes Pferd lernt in seinem eigenen<br />
Tempo, und sehen Sie es nicht als<br />
Rückschritt an, wenn Sie immer wieder<br />
an der Basis arbeiten.<br />
• Verzichten Sie auf Hilfszügel, die Kopf<br />
und Hals des Pferdes in eine Position<br />
zwingen. Eine korrekte Anlehnung ist<br />
ein Prozess und lässt sich nicht durch<br />
Zwangsmaßnahmen herstellen.<br />
• Gehen Sie viel ins Gelände und lassen<br />
Sie Ihr Pferde auch ruhig mal richtig<br />
galoppieren, am besten im leichten<br />
Sitz. Versuchen Sie dabei doch mal, die<br />
Zügel aus der Hand kauen zu lassen,<br />
bis Sie spüren, dass Ihr Pferd im Rücken<br />
loslässt und abschnaubt.<br />
• Klettern im Gelände stärkt gleichermaßen<br />
die Muskulatur der Vor- und der<br />
Hinterhand.<br />
• Pferde bringen von Natur aus eine gewisse<br />
Schiefe mit. Arbeiten Sie deshalb<br />
konsequent an der Geraderichtung,<br />
um Fehlhaltungen sowie -belastungen<br />
und daraus resultierende Probleme des<br />
Bewegunsapparates zu vermeiden.
TITELTHEMA<br />
Fotos: Daniel Elke (1), slawik.com (7), IMAGO/ Frank Sorge (4), Privat (3)<br />
FEST IM RÜCKEN?<br />
Was es mit diesem Ausdruck auf sich<br />
hat, erklärt unsere Expertin:<br />
„Wenn das Pferd im Rücken fest ist,<br />
heißt das, dass es sich verspannt. Pferde,<br />
die im Rücken fest sind, haben häufig<br />
ein langsames Hinterbein, sind triebig,<br />
steif, es gibt Anlehnungsprobleme. Viele<br />
galoppieren nicht an, bocken oder sind<br />
Manche Pferden versuchen,<br />
sich durch Bocksprünge<br />
gegen den schmerzenden<br />
Rücken zu wehren<br />
WAS KORREKTES TRAINING<br />
BEWIRKEN KANN<br />
Die Fotos stammen aus dem Archiv von<br />
Anne Schmatelka. Sie zeigen die Entwicklung<br />
der Muskulatur von Bamboo<br />
im Abstand von 12 Monaten.<br />
Um die fehlerhafte Muskulatur zu korrigieren<br />
und das Pferd aufzubauen, wurde<br />
ein Jahr lang nur an den Grundlagen<br />
gearbeitet: Zügel aus der Hand kauen<br />
lassen, korrekte Übergänge, große gebogene<br />
Linien, häufige Handwechsel und<br />
Tempounterschiede. Alles, was die junge<br />
Remonte in den ersten Jahren der Ausbildung<br />
eigentlich lernen sollte. „Leider<br />
Bamboo vor dem Aufbautraining mit<br />
festem Rücken und wenig Muskulatur<br />
18 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
widersetzlich. Übergänge erfolgen stockend,<br />
die Pferde kommen auf die Vorhand<br />
oder drücken auf das Gebiss. Das<br />
sind alles Hinweise auf Schmerzen, und<br />
meist ist die Diagnose Kissing Spines<br />
dann nicht mehr weit. Für mich sind das<br />
immer Alarmsignale. Wenn man diesen<br />
Punkt erreicht hat, sollte man den Ausbildungsweg<br />
überdenken.“<br />
beherrschte Bamboo alle diese Grundlagen<br />
nicht“, erinnert sich Anne Schmatelka.<br />
„Er war im Rücken fest wie ein Brett,<br />
war triebig, hatte ein langsames Hinterbein,<br />
massive Anlehnungsprobleme und<br />
war sehr gestresst.“ Durch die Grundlagenarbeit<br />
bekam er neues Vertrauen.<br />
Bamboo lernte, dass ihm nichts passiert,<br />
dass Bewegung Spaß macht und dass<br />
der Reiter nur das fordert, was sein<br />
Pferd auch mental leisten kann. Dadurch<br />
konnte Bamboo auch innerlich immer<br />
mehr entspannen und äußerlich – sprich<br />
körperlich – loslassen.<br />
Bamboo ein Jahr später nach<br />
konsequenter Grundlagenarbeit<br />
mit deutlich veränderter Oberlinie<br />
nehmen, sich nicht korrekt versammeln lassen<br />
und keine Galoppwechsel springen, haben oft<br />
nichts anderes als Rückenschmerzen“, erzählt<br />
unsere Expertin.<br />
Weitere Alarmsignale erkennen<br />
Kann das Pferd trotz kontinuierlichen Trainings<br />
in der Anlehnung nicht konstant sein,<br />
dann weist auch das auf Probleme mit der<br />
Wirbelsäule beziehungsweise der Rückenmuskulatur<br />
hin. Beobachten Sie Ihr Pferd an<br />
der Longe und unter dem Sattel: Bewegt es<br />
sich anfangs hölzern und fußt es im Schritt<br />
wie im Trab mit den Hinterhufen nicht einmal<br />
in die Spur des Vorderhufs? Wird das<br />
Gangbild nach einer Aufwärmphase zwar<br />
besser, doch haben Sie weiterhin das Gefühl,<br />
dass irgendetwas nicht rundläuft? Neigt Ihr<br />
Pferd in Trabverstärkungen dazu, nur eiliger<br />
zu werden und Taktfehler zu zeigen? Oder<br />
fällt es auf die Vorhand und lässt sich nicht<br />
wieder aufnehmen? Auch dann sollten Sie die<br />
Anzeichen ernst nehmen. Ein weiterer Hinweis<br />
auf Rückenprobleme: Sie können nicht<br />
entspannt und bequem aussitzen. „Wieder<br />
andere stellen das Kauen komplett ein, lassen<br />
sich nicht stellen oder biegen“, betont Anne<br />
Schmatelka und fügt hinzu: „Das Pferd verspannt<br />
und verkrampft sich, was mit der Zeit<br />
zu Kompensationsverhalten, zu einer Schonhaltung<br />
führt. Gangmuster und Muskulatur<br />
verändern sich.“ Zudem litten viele Pferde<br />
mit Rückenproblemen unter deutlichem Gewichtsverlust.<br />
Sie wirkten eckig und kantig<br />
trotz guten Futters. „Wenn Reiter oder Trainer<br />
hier nicht die Bremse ziehen, werden aus<br />
diesen Rückenproblemen sehr schnell Kissing<br />
Spines“, gibt unsere Expertin zu bedenken.<br />
„Man weiß, dass es je nach Intensität der<br />
fehlerhaften Arbeit schon innerhalb von 14<br />
Tagen zu periostalen Reaktionen, also Knochenhautreizungen,<br />
kommen kann.“<br />
Eine Frage der Muskulatur<br />
Werfen wir einen Blick auf die Anatomie und<br />
die Biomechanik des Pferdes. Eine wichtige<br />
Rolle in Bezug auf einen gesunden Bewegungsapparat<br />
spielt der lange Rückenmuskel.<br />
Pferde sind nicht dazu gemacht, Lasten<br />
zu tragen. Stellen Sie sich vor, Sie gingen auf<br />
allen Vieren und müssten auf einmal eine<br />
Stunde lang einen schweren Rucksack auf<br />
dem Rücken tragen. Wohlgemerkt bewegt<br />
sich dieser im Gegensatz zu einem Reiter<br />
nicht einmal. Ohne die entsprechende Muskulatur<br />
und Kraft würden Sie wahrscheinlich<br />
bald über Schmerzen klagen. Doch ein kurzer<br />
Gang ins Fitnessstudio würde nicht ausreichen,<br />
um den Belastungen standzuhalten.<br />
Ebenso braucht es Zeit, um den langen Rückenmuskel<br />
des Pferdes so aufzubauen, dass<br />
er weitestgehend stabil ist und seine Funktion<br />
beim Reiten übernehmen kann. Laut<br />
Anne Schmatelka sind drei Jahre korrekten<br />
Trainings nötig. Sie kritisiert: „Wenn man das
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Korrektes<br />
„Zügel aus der<br />
Hand kauen lassen“<br />
stärkt den Rücken<br />
weiß, ist es umso unverständlicher, dass so<br />
viele junge Pferde schon früh versammelnde<br />
Lektionen gehen müssen.“ Der lange Rückenmuskel<br />
arbeitet im Schritt und im Trab<br />
wechselseitig, je nachdem, welches Bein sich<br />
nach vorn bewegt. Eine rückwärtswirkende,<br />
harte Hand des Reiters sowie eine Überzäumung<br />
haben zur Folge, dass sich der Rückenmuskel<br />
versteift. Hinterhand und Schulter<br />
des Pferdes werden blockiert und können<br />
nicht mehr elastisch nach vorne schwingen.<br />
Jedoch ist die unverspannte, wechselseitige<br />
Tätigkeit dieses Muskels notwendig, um<br />
Schritt und Trab taktrein zu erhalten.<br />
Losgelassenheit und Gymnastizierung<br />
„Die Losgelassenheit ist das A und O, wenn<br />
ein Pferd gesund bleiben soll. Nur wenn alle<br />
Muskeln unverspannt tätig sind, können sie<br />
so arbeiten, dass sie mit ausreichend Nährstoffen<br />
und Sauerstoff versorgt werden“, erklärt<br />
die Expertin. Vergessen Sie nie, dass<br />
Muskeln nur dann unverspannt arbeiten können,<br />
wenn es dem Pferd auch mental gutgeht.<br />
Reiten darf nicht mit Stress verbunden sein.<br />
Anne Schmatelka erinnert sich an einen Satz<br />
von Paul Stecken: „Der Rücken ist das Bewegungszentrum<br />
des Pferdes. Nur wenn er zum<br />
Schwingen kommt und das Pferd beim Reiten<br />
den Rücken hergibt, lässt es sich innerlich und<br />
äußerlich los und bleibt gesund!“ Egal, ob Sie<br />
Übergänge, Hufschlagfiguren oder Vorwärtsabwärts<br />
reiten, und unabhängig vom Ausbildungsstand<br />
Ihres Pferdes: Die Förderung und<br />
Erhaltung der Losgelassenheit spielt immer<br />
eine entscheidende Rolle. Ebenso sollten Sie<br />
stets Wert auf eine gute Gymnastizierung sowie<br />
ein abwechslungsreiches Training legen<br />
und regelmäßig einen Osteopathen zu Rate<br />
ziehen: „Die Behandlung osteopathischer Läsionen<br />
sowie gymnastische Übungen, die die<br />
Mobilität des Pferdes gewährleisten, sorgen<br />
für schmerzfreie Arbeit unter dem Reiter, den<br />
Erhalt der Elastizität und ermöglichen den<br />
Aufbau korrekter Muskulatur.“<br />
Wir haben einige Übungen für Sie zusammengestellt,<br />
die sowohl zur Vorbeugung von<br />
Rückenproblemen als auch bei bereits bestehenden<br />
Beschwerden helfen können.<br />
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Größe und ihr<br />
markantes<br />
Aussehen auf<br />
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Zwischen Lemuren und Reisfeldern<br />
Madagaskar ist der zweitgrößte Inselstaat der Welt und touristisch kaum erschlossen. Zu Pferd die<br />
Natur, Kultur und Gastfreundschaft der Einheimischen zu erleben ist ein herrliches Abenteuer<br />
In Antananarivo gelandet, verbrachten wir<br />
die erste Nacht im Hotel. Auf dem Weg<br />
zur Ranch genossen wir die wunderschöne<br />
Landschaft, bis wir schließlich das<br />
Zuhause von André und Silviana erreichten.<br />
Die Ranch besteht aus verschiedenen kleinen<br />
Blockhäusern, und der Stall liegt nur ein paar<br />
Gehminuten entfernt. Madagaskar ist kein<br />
Reiterland – insgesamt gibt es auf der Insel nur<br />
circa 350 Pferde. Davon stehen rund 30 Pferde<br />
in Andrés Stall. Die Ausrüstung muss<br />
importiert und Hufbeschläge müssen selbst<br />
hergestellt werden– Hufschmied oder Tierarzt<br />
gibt es hier nicht. Dies bedeutet eine große<br />
Verantwortung für den Besitzer, denn er muss<br />
für die Gesundheit seiner Pferde selbst sorgen.<br />
Am nächsten Tag wurden die Pferde eingeteilt,<br />
ich bekam eine lebhafte, freundliche<br />
Stute namens Kallin mit großem Vorwärtsdrang.<br />
Nach einer kurzen Proberunde auf<br />
dem Reitplatz und im Gelände konnte der<br />
erste Halbtagesritt starten. Reisfelder, sanfte<br />
Hügel und rote Erde, so weit das Auge<br />
reicht. Wir durchquerten einige Dörfer,<br />
und obwohl die Menschen hier nicht viel<br />
besitzen und sehr arm sind, wirkten sie<br />
zufrieden. Sie winkten, lachten, riefen und<br />
begrüßten uns. Sie leben von der Landwirtschaft<br />
und dem, was sie anbauen. Hungern<br />
müssen sie nicht, es gibt viel Auswahl an<br />
Reis, Gemüse sowie Früchten und ab und<br />
an auch Fleisch. Wir fragten uns während<br />
der Tour immer wieder, ob die heutige<br />
Konsumgesellschaft uns wirklich glücklicher<br />
macht. In den Dörfern lernten wir<br />
schnell den madegassischen Gruß „Salam,<br />
Salame, Salamo“ oder „Salama“ – denn die<br />
Endung ist individuell vom Dorf abhängig<br />
und wird angepasst.<br />
Nach einer weiteren Nacht auf der Ranch<br />
brachen wir am nächsten Morgen zu einem<br />
Tagesritt auf. Wir durchquerten kleinere<br />
Flüsse, ritten am Rande der Reisfelder entlang,<br />
nahmen kleine Gräben oder Erhebungen ohne<br />
Mühe – die Pferde waren absolut tritt sicher,<br />
man konnte sich auf sie verlassen. Als die<br />
Pferde am Nachmittag versorgt waren, ging<br />
es für uns in eine wunderschöne Unterkunft,<br />
idyllisch an einem See gelegen mit Pool,<br />
fantastischer Aussicht und schönen Zimmern.<br />
Nach einer warmen Dusche ließen wir den Tag<br />
auf der Terrasse mit einem leckeren Abendessen<br />
ausklingen. In den nächsten Tagen wurde<br />
das Gelände zunächst etwas bergiger, bis wir<br />
allmählich die Vulkanlandschaft erreichten.<br />
Einen Nachmittag verbrachten wir an den<br />
Geysiren und nahmen ein entspanntes Bad in<br />
den kleineren, warmen Wassertümpeln.<br />
Der zweite Teil der Reise fand an der<br />
Ostküste statt: Mit dem Bus ging es zu<br />
einem Lemurenpark. Dort machten wir<br />
uns mit unserem Guide, ausgestattet mit<br />
Karotten und Bananen, auf die Suche nach<br />
Lemuren. Die ließen nicht lange auf sich<br />
warten, sprangen auf unsere Schultern,<br />
ließen sich füttern und streicheln. Nach<br />
zwei Stunden Fahrt durch die wunderschöne<br />
Landschaft erreichten wir unser nächstes Ziel:<br />
Brickaville. Nach einem Mittag essen genossen<br />
wir während langer Trab- und Galoppstrecken<br />
das tropische Wetter und die Palmen am<br />
Wegesrand. Bei Abendeinbruch erreichten wir<br />
unser Camp – wundervoll am Strand gelegen,<br />
unsere Unterkunft für die nächsten drei Tage.<br />
Am Morgen erwachten wir bei tollem Wetter<br />
und Meeresrauschen. Der anschließende<br />
Ritt war einfach traumhaft: durch einen See<br />
hindurch und anschließend über Sandwege<br />
Lemuren sind<br />
ausschließlich auf<br />
Madagaskar und<br />
umliegenden Inseln<br />
beheimatet<br />
durch flaches Gelände. Später taten sich erste<br />
Blicke auf den Strand auf: weißer Sandstrand,<br />
wohin das Auge reicht. Darauf hatten wir uns<br />
bereits die ganze Reise über gefreut. Es war<br />
ein Traum, und wir genossen die Atmosphäre.<br />
Wir machten an einem idyllischen Fleckchen<br />
Pause unter Palmen. Auf dem Rückweg kamen<br />
wir an dem See vom Morgen vorbei und<br />
durften mit den Pferden schwimmen gehen.<br />
Eine rundum gelungene Reise!<br />
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AUF EINEN BLICK<br />
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Madagaskar ist nach Indonesien der zweitgrößte<br />
Inselstaat der Welt und liegt vor der<br />
Ostküste Mosambiks. Auf der Insel kommen<br />
Tier- und<br />
Pflanzenarten<br />
vor, die<br />
es sonst nirgendwo<br />
gibt,<br />
Antananarivo<br />
beispielsweise<br />
die<br />
Lemuren. Die<br />
Madagaskar<br />
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der Insel.<br />
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sein Leben<br />
bei Heidi und<br />
Toni Bauer<br />
GELUNGENER ARTIKEL<br />
Ausgabe 02/<strong>2019</strong>, „Periodische<br />
Augenentzündung“, Seite 22–27<br />
Ich möchte mich herzlich bedanken und<br />
Ihnen gratulieren zu diesem gelungenen Artikel<br />
über die Equine rezidivierende Uveitis<br />
(ERU). Anbei sende ich Ihnen zwei Fotos:<br />
eines von unserem Thelo auf der Titelseite<br />
einer älteren Mein Pferd-Ausgabe und ein<br />
aktuelles Bild von ihm in unserer Herde.<br />
Wir haben Thelo im Februar 2018 als (vermeintliches)<br />
Gnadenbrotpferd wegen fast<br />
vollständiger Blindheit aufgenommen. Mittlerweile<br />
ist er auf beiden Augen komplett<br />
blind und hat seine erste Augenentfernung<br />
vor zweieinhalb Monaten hinter sich. Er ist<br />
ganz normal reitbar und hat sich sehr selbstbewusst<br />
in unsere große Herde integriert.<br />
Heidi und Toni Bauer, per E-Mail<br />
STREIFEN ODER PUNKTE?<br />
Ausgabe 01/<strong>2019</strong>, „Foto des Monats“,<br />
Seite 6–7<br />
Bei jedem Heft bin ich schon gespannt<br />
auf das Foto des Monats: Auch das neue<br />
Slawik-Foto der Gepunkteten ist wieder<br />
einfach nur genial. Eine Frage kam mir<br />
dann spontan: Warum eigentlich TIGER-<br />
Schecken oder Schneeflocken-TIGER?<br />
Denn echte Tiger sind doch gestreift,und<br />
Punkte haben Leoparden oder Geparden,<br />
Ozeloten auch. Haben Sie eine Erklärung<br />
für diese Fellmusterbezeichnung?<br />
Angelika Böhm, per Post<br />
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Anmerkung von Henriette Smit-Arriens,<br />
Autorin des Buches „Farben und Farbvererbung<br />
beim Pferd“: „In dem Buch ,Vorstellung<br />
der Pferde nach ihren Hauptfarben<br />
und derselben verschiedenen Abtheilungen,<br />
Complexion, und der daraus entspringenden<br />
Beschaffenheit‘ aus dem Jahr 1770<br />
von Johann Elias Ridinger steht: ‚Von den<br />
Tiegern: Sie sind sowohl vornen als hinten,<br />
zumal an dem Kopf, Halse und Leib, am<br />
meisten aber auf der Crouppe, mit kleinen<br />
und grösseren Flecken gesprengt.‘ (Anmerkung<br />
der Redaktion: Aufgrund der originalen<br />
Schreibweise aus dem Jahr 1770 weicht<br />
die Rechtschreibung und Grammatik von<br />
der aktuellen ab.) Dass es sich um unsere<br />
Tiger handelt, verrät der letzte Satz: ‚Dieses<br />
ist noch zu bemerken, daß die meisten<br />
Tieger an dem Schopf, der Mähne, und<br />
Schweif nicht reich von Haaren, sondern die<br />
meiste sogenannte Rattenschweiffe haben.‘<br />
In Europa finden oder fanden wir Tigerpferde<br />
zum Beispiel in Spanien, Frankreich,<br />
Deutschland und Dänemark. Warum<br />
heißen diese also nicht ,Leoparden‘ wie in<br />
Großbritannien oder ,Panterschecken‘ wie<br />
in den Niederlanden? Weil ,getigert‘ laut<br />
Duden zwei Bedeutungen hat: a) ungleiche<br />
Flecke am ganzen Fell aufweisend, und b)<br />
dunkle Querstreifen aufweisend. Noch heute<br />
werden der Ozelot und der Serval im Englischen<br />
als ,tiger cat‘ bezeichnet, wie auch<br />
genannt – das sind nur einige Beispiele von<br />
Wildtieren, die über wiegend gefleckt sind.“<br />
DANKE FÜR DEN GEWINN<br />
Ausgabe 12/2018, „Marktplatz“,<br />
Seite 30–31<br />
Ich habe das Buch „111 Pferde, die man<br />
kennen muss“ gewonnen und möchte mich<br />
sehr herzlich dafür bedanken. Ein wirklich<br />
interessantes Buch.<br />
Christa Joof, per E-Mail<br />
GROSSES LOB<br />
Ausgabe 12/2018, „Was wurde aus dem<br />
Filmpferd James?“, Seite 11<br />
Vielen Dank für Ihren Artikel über Kenzie<br />
Dysli und ihr Pferd James. Mit ihrer Schönheit<br />
und Anmut, ihrem liebevollen Umgang<br />
mit Pferden sowie ihrer außergewöhnlichen<br />
Reitweise ohne Sattel und Zaumzeug<br />
begeistert und bezaubert uns diese<br />
faszinierende junge Frau immer wieder.<br />
Wünschen wir ihr viel Glück und Erfolg bei<br />
ihrer neuen Aufgabe als Pferdemanagerin<br />
bei Cavalluna.<br />
Josef Schmitt, per Post<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Per Post:<br />
Redaktion Mein Pferd,<br />
Schanzenstraße 36, Gebäude 31a,<br />
51063 Köln<br />
E-Mail:<br />
redaktion@mein-pferd.de<br />
◼ Wir bitten um Verständnis, dass wir uns<br />
aus Platz gründen eine Kürzung Ihrer Texte<br />
vorbehalten müssen.<br />
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HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
HEUKNAPPHEIT<br />
in der Fütterung<br />
22 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Nur mit ausreichend<br />
qualitativ hochwertigem<br />
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die Verdauung des<br />
Pferdes problemlos<br />
Durch den sehr heißen und trockenen Sommer im<br />
vorherigen Jahr herrscht bekannterweise vielerorts<br />
Heuknappheit. Stallbetreiber ziehen alternative<br />
Futtermittel in Betracht oder reduzieren die<br />
Menge des Heus drastisch. Pferdebesitzer sind nicht<br />
immer ganz glücklich mit den Alternativen und<br />
machen sich – möglicherweise zu Recht – Sorgen<br />
um die Gesundheit ihres Tieres. Unsere Experten<br />
klären, was problematisch und was akzeptabel ist<br />
Text: Nicole Audrit<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
23
HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
ZWISCHEN SILAGE, COBS<br />
LUZERNE UND MAIS<br />
Grundsätzlich gilt, dass jede Futterumstellung graduell und langsam erfolgen sollte, da es ansonsten zu negativen<br />
Reaktionen des empfindlichen Magen-Darm-Traktes des Pferdes kommen kann. Heu ist und bleibt das beste Futtermittel<br />
für Pferde. In Zeiten der Knappheit kommt es bezüglich der Fütterung immer wieder zu Unruhe in den Ställen. Um zu klären,<br />
welche Futtermittel problemlos gefüttert werden können, wovon Sie besser die Finger lassen sollten und worauf Sie bei<br />
Ersatzpro dukten achten sollten, haben wir alternative Futtermittel genauer unter die Lupe genommen<br />
2<br />
1<br />
Silage/Heulage: Generell versteht man unter Silage und Heulage durch Silierung konserviertes<br />
Grünfutter. Die Milchsäurebakterien vergären den im Gras enthaltenen Zucker,<br />
wodurch der Zuckergehalt geringer als im Heu ist. Nach Öffnung eines Ballens ist dieser nur<br />
noch begrenzt haltbar und muss zügig verfüttert werden. Silage und Heulage unterscheiden<br />
sich im Feuchtigkeitsgehalt: Heulage hat eine Trockensubstanz von 55 %, Silage von 35 %.<br />
Zwar ist die Produktion und Ernte teuerer als bei Heu, allerdings ist Silage/Heulage weniger<br />
witterungsanfällig in der Ernte. Wichtig ist, dass die Ballen eng gepresst werden, um Lufteinschlüsse<br />
zu verhindern, und dass der Ballen luftdicht mit mehreren Lagen Folie um wi ckelt<br />
wird. Findet der Silierungsprozess nicht vollständig statt oder kommt es zu Sauerstoffkontakt<br />
durch Löcher in der Folie, können Fehlgärungen und Fäulnisprozesse die Folge sein. Bei<br />
diesem Futtermittel ist die Qualität entscheidend, da es ansonsten zu schwerwiegenden<br />
gesundheitlichen Schäden kommen kann – unter anderem zu Koliken und ggf. Botulismus.<br />
TIPP: Da die enthaltene Restfeuchte Staub bindet, ist Heulage besonders für Pferde mit<br />
Atemwegserkrankungen geeignet. Allerdings verträgt nicht jedes Pferd Heulage – einige<br />
reagieren mit Kotwasser bis hin zu Durchfall.<br />
Cobs: Es gibt Cobs in den unterschiedlichsten Varianten: Heu-, Wiesen-, Luzerne- und<br />
Maiscobs. Sie unterscheiden sich in der Ausgangspflanze, die immer gehäckselt und<br />
gepresst wird. Heucobs bestehen beispielsweise aus getrocknetem, gehäckseltem und<br />
gepresstem Gras. Fast alle Produkte müssen vor der Verfütterung eingeweicht werden,<br />
damit sie quellen – ansonsten droht eine Schlundverstopfung. Da sich die Cobs abhängig<br />
von der jeweiligen Sorte in ihrem Nährwertgehalt unterscheiden, eignen sie sich für<br />
unterschiedliche Bereiche in der Fütterung – einige zum Auffüttern dünner Pferde, andere<br />
zur Erhöhung des Eiweißgehaltes in der Ration.<br />
TIPP: Cobs sind aufgrund der Verarbeitung insbesondere für Pferde mit (altersbedingten)<br />
Zahnproblemen geeignet. Wenn Heu aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr<br />
gefüttert werden kann, sind Heucobs auch als alleinige Raufutterquelle denkbar.<br />
4<br />
3<br />
Luzerne: Die Futterpflanze stammt aus Vorderasien und<br />
wird auch als Alfalfa bezeichnet. Sie ist in einigen Ländern<br />
schon seit vielen Jahren ein Bestandteil in der Pferdefütterung und<br />
kann als Heu, Cobs oder Häcksel gefüttert werden. Häufig finden sich Luzernehäcksel auch als<br />
faserreiche Strukturbeilage in Müslis wieder. „Luzerne hat einen höheren Eiweiß- und<br />
Calciumgehalt, der bei der Rationsberechnung beachtet werden sollte“, erklärt Constanze<br />
Röhm. „Luzerne und Esparsette können gut als Eiweißergänzung eingesetzt werden, wenn<br />
die Heuration zugunsten von Stroh reduziert wird“, ergänzt Dr. Anne Mößeler.<br />
TIPP: „Luzerne und Esparsette ähneln sich – abgesehen von den in der Esparsette enthaltenen<br />
Taninen – in ihrer biologischen Zusammensetzung. Allerdings ist Esparsette im<br />
Vergleich viermal so teuer“, erklärt Constanze Röhm. Beide eignen sich insbesondere bei<br />
schwerfuttrigen Pferden zur Aufwertung der Ration – eine<br />
Rationsberechnung zur Vermeidung von Über- oder<br />
Unterversorgungen ist ratsam. Außerdem ist aufgrund<br />
des höheren Eiweißgehaltes Vorsicht bei der Fütterung<br />
an Pferde mit Stoffwechselproblemen geboten.<br />
Mais: Maissilage wird aus der ganzen Pflanze – inklusive Kolben – hergestellt und ist<br />
eine Mischung aus Rau- und Kraftfutter. Aus diesem Grund sollte eine Nährstoffanalyse<br />
durchgeführt werden, um den genauen Stärke- und Rohfasergehalt zu ermitteln und<br />
die passende Ration zu gestalten. Maiscobs bestehen ebenfalls aus der gesamten Pflanze,<br />
weshalb sie im Gegensatz zu Maisflocken, die ausschließlich aus den Körnern bestehen,<br />
deutlich stärkereduziert sind. Aufgrund des Nährwertgehalts können weder Maissilage noch<br />
-cobs Heu gänzlich ersetzen, sie können lediglich ergänzend gefüttert werden.<br />
TIPP: „Insbesondere bei schwerfuttrigen Pferden, die aufgrund von rationiertem Heu an<br />
Gewicht verlieren, sind Produkte aus Mais eine gute Möglichkeit der Zufütterung, um eine<br />
Gewichtszunahme bei den Pferden zu erreichen“, erklärt die Futterexpertin Constanze Röhm.<br />
24 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Magengeschwüre<br />
und Koliken sind<br />
nur zwei von vielen<br />
möglichen gesundheitlichen<br />
Problemen,<br />
die aufgrund<br />
von Raufuttermangel<br />
auftreten können<br />
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für alle Pferde<br />
Nach einem qualitativ guten<br />
ersten Schnitt fiel in vielen<br />
Regionen – insbesondere im<br />
Norden und Osten Deutschlands<br />
– der zweite Schnitt Heu<br />
fast komplett weg. Vielerorts,<br />
auch in den Nachbarländern Deutschlands,<br />
herrschte enorme Knappheit, außerdem stiegen<br />
dadurch natürlich auch die Preise. „In<br />
etlichen Bundesländern wurde daher die<br />
Nutzung von sogenannten Brachflächen zu<br />
Futterzwecken erlaubt. Die Nutzung von<br />
diesen Flächen birgt allerdings ein erhöhtes<br />
Risiko des Eintrags von Giftpflanzen in die<br />
Ration. Bei Verdacht sollte daher das geerntete<br />
Heu durch kompetente Untersucher<br />
bewertet werden“, warnt Dr. Anne Mößeler,<br />
Fachtierärztin für Tierernährung. Da die<br />
Weiden schon im letzten Spätsommer nicht<br />
mehr ausreichend Nahrung zur Verfügung<br />
stellten, musste schon früh mit Heu zugefüttert<br />
werden – dies reduzierte die ohnehin<br />
knappen Vorräte nochmals. Aufgrund<br />
der gestiegenen Preise und der limitierten<br />
Verfügbarkeit machten sich viele Stallbetreiber<br />
und Pferdebesitzer auf die Suche nach<br />
Alternativen zu Heu in der Pferdefütterung.<br />
Evolutionsbedingte Anforderungen<br />
Bevor es an die Suche nach Alternativen<br />
geht, muss man sich zunächst die Eigenschaften<br />
von Raufutter und insbesondere<br />
von Heu anschauen. Heu versorgt das Pferd<br />
nicht nur mit essenziellen Nährstoffen und<br />
Energie, sondern hat auch enorme Auswirkungen<br />
auf den Verdauungsprozess. Dr.<br />
Anne Mößeler erklärt, warum Raufutter<br />
einen so großen Stellenwert in der Pferdefütterung<br />
einnimmt: „Der Stoffwechsel<br />
vom Pferd ist evolutionsbedingt auf die<br />
kontinuierliche Nahrungsauf nahme ausgelegt:<br />
Der Magen ist relativ klein und<br />
besitzt keine Dehnungsrezeptoren, und der<br />
voluminöse Dickdarm ist mit der umfangreichen<br />
Mikroflora an die Verdauung<br />
faserreicher Futtermittel angepasst.“ Ein<br />
weiterer Punkt ist die Auswirkung von<br />
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Raufutter auf das Verhalten, da die Futteraufnahme<br />
auch einen beschäftigenden<br />
Aspekt hat. Betrachtet man die Fressdauer<br />
bei unterschiedlichen Futtermitteln, sind<br />
deutliche Unterschiede erkennbar. „Um die<br />
gleiche Energiemenge aufzunehmen, benötigt<br />
ein Pferd bei ausschließlicher Fütterung<br />
von Hafer zehn Minuten, bei Heu etwa 60<br />
Minuten und bei Stroh etwa 130 Minuten“,<br />
so Dr. Anne Mößeler.<br />
Einschränkungen begrenzt möglich<br />
Die Ressourcenknappheit macht Sparmaßnahmen<br />
verständlich, allerdings darf<br />
ein gewisses Mindestmaß an Raufutter<br />
nicht unterschritten werden, da ansonsten<br />
gesundheitliche Schäden drohen. Die Fütterung<br />
von Heu sollte optimiert werden,<br />
sodass Verschwendung reduziert wird. In<br />
diesem Zusammenhang bietet sich beispielsweise<br />
die Fütterung in Heuraufen,<br />
-netzen oder -toys an. „Eine Heumenge<br />
von 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpermasse des<br />
Pferdes gilt als Mindestmenge. Diese Mindestmenge<br />
dient sowohl der Befriedigung<br />
des Kaubedürfnisses des Pferdes als auch<br />
einer ausreichenden Speichelproduktion<br />
und sichert die Versorgung der Dickdarmflora<br />
mit ausreichendem Substrat“, erklärt<br />
Dr. Anne Mößeler. „Idealerweise sollte ein<br />
Pferd keine längeren Phasen – über sechs<br />
Stunden – ohne Futteraufnahme verbringen.<br />
Dennoch ist auch die Ad-libitum-Fütterung<br />
nicht für jedes Pferd geeignet und<br />
kann – abhängig von der Leistung, der Rasse<br />
und den Haltungsbedingungen – mit einem<br />
hohen Risiko der Verfettung verbunden<br />
sein“, so die Tierärztin.<br />
Futterexpertin Constanze Röhm richtet<br />
die Mindestmenge an Raufutter nach<br />
der Bedarfsgrenze des einzelnen Pferdes:<br />
„Der Bedarf orientiert sich nicht zwangsläufig<br />
an der Faustformel, sondern an der<br />
indivi duellen Appetitgrenze des Pferdes.<br />
Kurzfristig kann die Fütterung 20 Prozent<br />
unter diesem Bedarf liegen. Langfristig hat<br />
ein Mangel negative Auswirkungen auf die<br />
psychische und physische Gesundheit –<br />
Verhaltens auffälligkeiten, Koliken und<br />
Magen probleme sind die Folge.“<br />
Goldgelber Ersatz<br />
Die Praktik, einen Teil des Heus durch Stroh<br />
zu ersetzen, ist weit verbreitet – dies ist sowohl<br />
aus ernährungsphilosophischer als<br />
auch betriebswirtschaftlicher Sicht unbedenklich.<br />
Stroh besitzt ebenso wie Heu einen<br />
hohen Raufasergehalt, hat allerdings einen<br />
geringeren Energie- und Eiweißgehalt. Die<br />
Strohernte 2018 litt nur unter geringen Einbußen<br />
aufgrund der Dürre: Die Halme waren<br />
zwar etwas kürzer, generell gab es aber<br />
eine qualitativ hochwertige Ernte. „Generell<br />
sollte Stroh lediglich ein Drittel der Raufutter-Tagesration<br />
ausmachen. Bei einer zu<br />
hohen Aufnahme von Stroh besteht ansonsten<br />
die Gefahr einer Verstopfungskolik, da<br />
die Verdauung bei Futterpflanzen mit mehr<br />
Lignin, wie beispielsweise Stroh, langsamer<br />
erfolgt“, erklärt die Futterexpertin. Dieses<br />
Vorgehen bietet sich auch bei übergewichtigen<br />
Pferden an, um die durch Raufutter<br />
aufgenommene Energie zu senken, ohne das<br />
Volumen zu reduzieren.<br />
Weniger Struktur, gleiche Energie<br />
Cobs sind insbesondere für Pferde mit<br />
Zahnproblemen eine tolle Alternative in<br />
der Fütterung. Auch als Ersatz für Heu<br />
können sie eingesetzt werden, allerdings ist<br />
mit erheblich höheren Kosten zu rechnen.<br />
„Die Preise für Heucobs steigen analog zu<br />
den Preisen von Heu – allerdings sind sie<br />
im Vergleich aufgrund der aufwendigeren<br />
Produktion erheblich teurer. Aktuell liegen<br />
die Preise für Heucobs zwischen 60 und 90<br />
Cent pro Kilogramm. Wenn man nun von<br />
einem Durchschnittspreis von 75 Cent pro<br />
Kilogramm und einem Mindestbedarf von<br />
zehn Kilogramm am Tag ausgeht, wären das<br />
monatliche Kosten von 225 Euro nur für die<br />
Heucobs. Für diesen Preis lohnt sich auch<br />
der Import von Heu über eine längere Distanz“,<br />
gibt Constanze Röhm zu bedenken.<br />
Zudem kann die ausschließliche Ernährung<br />
über Heucobs zu Kotwasser und Durchfällen<br />
führen. Für schwerfuttrige Pferde als Zusatz<br />
oder als Ersatz für einen Teil der Heuration<br />
sind Heucobs ernährungstechnisch jedoch<br />
gut geeignet. In Bezug auf die Kauaktivität<br />
haben die Cobs allerdings einige Nachteile<br />
im Vergleich zu Heu. „Pferde zeigen aufgrund<br />
der in den Heucobs stark zerkleinerten<br />
Struktur deutlich weniger Kauaktivität.<br />
Das bedeutet, dass die Pferde zum einen eine<br />
Fotos: slawik.com (2), AdobeStock/ MichelAngelo Oprandi (1), IMAGO/ Rust (1)/ Frank Sorge (1)/ Manfred Ruckszio (1)/ imagebroker (1), Privat (1)<br />
26 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
deutlich kürzere Zeit mit der Futteraufnahme<br />
beschäftigt sind, sodass die Kauaktivität und<br />
die Beschäftigung mit dem Futter geringer<br />
ist, wodurch das Risiko für Langeweile und<br />
Verhaltensstörungen steigt. Zum anderen ist<br />
die Speichelproduktion ebenfalls deutlich<br />
reduziert, was wiederum mögliche negative<br />
Effekte auf die Magengesundheit hat“, so<br />
Dr. Anne Mößeler. Um den Fasergehalt zu<br />
erhöhen, können Luzerne- oder Heuhäcksel<br />
untergemischt werden.<br />
Silage – nur für Rinder geeignet?<br />
Bei dem Thema Silage oder Heulage gibt es<br />
viele Meinungen: Die Argumente reichen<br />
von „Gift für Pferde“ über „gleichwertiger<br />
Ersatz für Heu“ bis zu „Nonplusultra für<br />
Pferde mit Atemwegsproblemen“. Letztendlich<br />
ist die Qualität bei Heulage und Silage<br />
alles entscheidend. Bei guter Qualität ist die<br />
etwas trockenere Heulage eine gute Alternative<br />
für Heu. Die klassische Silage, die<br />
etwas mehr Restfeuchtigkeit enthält, eignet<br />
sich eher für die Rinderfütterung – Pferde<br />
reagieren darauf häufig mit Kotwasser oder<br />
Durchfall. Der wichtigste Punkt bei Silage/<br />
Heulage ist die professionelle Gewinnung:<br />
Geht bei der Silierung etwas schief, kann<br />
diese zu einer großen Gefahr für das Pferd<br />
werden, da sich stark gesundheitsschädliche<br />
Keime und Schimmelpilze bilden können.<br />
In trockenen Jahren wie 2018 gibt es jedoch<br />
analog zu einer geringeren Ernte beim Heu<br />
auch einen niedrigen Ertrag bei der Heulage.<br />
„Aufgrund der trockenen Witterung war das<br />
Pflanzenwachstum stark limitiert, daher ist<br />
in solchen Jahren ein Ausweichen auf diese<br />
Futtermittel im Grunde kaum eine Option“,<br />
erklärt Dr. Anne Mößeler. „Während Heulage<br />
und Grassilage als Raufutterersatz dienen,<br />
ist Maissilage deutlich energiereicher.<br />
Es ist zu beachten, dass jegliches durch Silierung<br />
konserviertes Futtermittel keine ‚Dauerkonserve‘<br />
ist – sondern durch Luftzutritt<br />
verderben kann. Besonders Heulagen, die<br />
nur moderate pH-Wert-Senkungen erfahren<br />
haben, sind anfällig für Nachgärungen<br />
und mikrobiellen Verderb. Daher muss die<br />
Ballengröße an die<br />
Bestandsgröße bzw.<br />
die Anzahl an Pferden,<br />
die Heulage bzw.<br />
Silage erhalten, angepasst<br />
werden.“<br />
Fazit: Stroh ist ein<br />
guter Teilersatz<br />
Bei alternativen Futtermitteln<br />
gibt es<br />
schlussendlich vier<br />
Faktoren zu beachten:<br />
Verfügbarkeit, Qualität, Verträglichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit. Beide Futterexpertinnen<br />
sind sich einig, dass es eine gute<br />
Möglichkeit ist, einen Teil der Heuration<br />
durch Stroh zu ersetzen. Dadurch werden<br />
die Kauaktivität und Speichelbildung sowie<br />
die Beschäftigung durch die Nahrungsaufnahme<br />
erhalten. „Darüber hinaus ist gegebenenfalls<br />
die aktuelle Heuknappheit eine<br />
gute Gelegenheit, um den Ernährungszustand<br />
der Pferde und die oftmals vorhandene<br />
energetische Überversorgung zu<br />
korrigieren. Es ist zu betonen, dass es sich<br />
hierbei nicht um Geiz handelt und am Futter<br />
gespart wird, sondern dass es um eine<br />
sinnvolle Korrektur der Fütterung geht, die<br />
der Gesunderhaltung der Pferde dient – da<br />
ein (massives) Übergewicht das Risiko für<br />
schwere Stoffwechselerkrankungen wie<br />
beispielsweise EMS und Hufrehe bietet“, ist<br />
das Fazit von Dr. Anne Mößeler.<br />
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Produktname und ggf. Ausführung<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb<br />
GmbH, Am Sandtorkai 74, 2<strong>04</strong>57 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ000000<strong>04</strong>985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels<br />
Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften<br />
einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann<br />
innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung<br />
des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut<br />
vereinbarten Bedingungen.<br />
Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von<br />
Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die<br />
erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung<br />
gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur<br />
Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig<br />
erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das<br />
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30 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
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verfügt das Fahrzeug über eine von außen und innen zugängliche<br />
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des akustischen Beruhigungsgerätes, das unter<br />
tierärztlicher Betreuung getestet und entwickelt<br />
wurde, orientiert sich am sozialen natürlichen<br />
Verhalten von Pferden: Beispielsweise wirkt das<br />
Geräusch, das beim Grasen entsteht, beruhigend auf andere<br />
Pferde. Diese Trigger-Geräusche wurden für das Gerät analysiert<br />
und aufbereitet, sodass Pferdehalter diese mit dem CEE CALM<br />
auch in anderen Umgebungen nutzen können, um Stresssymptomen<br />
bei den Tieren entgegenzuwirken. Da das Gerät sehr klein<br />
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Hufe und „Lili’s Pony-Schaumbad“ für glänzend<br />
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<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
31
RECHT<br />
Was ist,<br />
wenn ...<br />
das gekaufte Pferd<br />
nicht den Erwartungen<br />
entspricht?<br />
Kurze Zeit nach dem Kauf eines Pferdes kommt bei manchen<br />
Pferdebesitzern die Ernüchterung: Das neu angeschaffte<br />
Pferd ist krank und/oder überhaupt nicht für den Zweck<br />
einsetzbar, für den es eigentlich angeschafft wurde. Wenn<br />
z. B. das kinderliebe Pony scheut und sich als notorischer<br />
Steiger zeigt, was kann man dann tun?<br />
Text: Andreas Ackenheil, Rechtsanwalt<br />
Hat man nach dem ersten Schrecken<br />
alles Für und Wider<br />
abgewogen, wie z. B. zukünftige<br />
vermehrte Tierarztkosten<br />
gegenüber der schon<br />
aufgebauten Vertrautheit mit<br />
dem Pferd, und ist dabei zu dem Ergebnis<br />
gekommen , dass man das Pferd so nicht<br />
behal ten kann, dann ist der Zeitpunkt gekommen,<br />
an dem man sich als Käufer eines<br />
sogenannten mangelhaften Pferdes über<br />
einen Rücktritt vom Pferdekaufvertrag<br />
Gedan ken machen muss.<br />
Aber Achtung: Bei der Umsetzung des<br />
Rücktritts vom Pferdekaufvertrag sind einige<br />
Hürden zu nehmen!<br />
Selbstverständlich kann man das bockende<br />
Pony nicht einfach auf den Anhänger<br />
laden und es vor den Stallungen des Verkäu-<br />
fers mit den Worten abladen: „Da hast du es<br />
wieder, gib mir mein Geld zurück“. Vielmehr<br />
gilt es hierbei einiges zu beachten.<br />
1. Was versteht man unter dem<br />
Rücktritt vom Pferdekaufvertrag?<br />
Unter dem Rücktrittsrecht versteht man die<br />
vertragliche und gesetzliche Möglichkeit,<br />
von einem bereits geschlossenen Kaufvertrag<br />
Abstand zu nehmen. Der Vertrag<br />
wird dann rückabgewickelt, und das bereits<br />
Empfan gene wird an den Verkäufer zurückgegeben.<br />
Beim Pferdekaufvertrag gibt der<br />
Käufer dementsprechend dem Verkäufer<br />
das Pferd zurück und erhält im Gegenzug<br />
den bezahlten Kaufpreis wieder.<br />
Beide Vertragsparteien werden so<br />
gestellt, als hätte nie ein Vertragsschluss<br />
stattgefunden. Der Rücktritt muss hierbei<br />
ausdrücklich erklärt werden und der anderen<br />
Vertragspartei auch zugehen. Oft ranken<br />
sich Irrtümer um den Rücktritt, die nachfolgend<br />
ausgeräumt werden sollen.<br />
Der Rücktritt kommt beispielsweise dann<br />
in Betracht, wenn man als Reitanfänger ein<br />
Pferd erworben hat, das als gutmütiges und<br />
ruhiges Lehrpferd verkauft wurde, es sich<br />
aber herausstellt, dass das Pferd alles andere<br />
als anfängergeeignet ist. In diesen Fällen<br />
ist die Rückgabe des Pferdes sowohl für Reiter<br />
als auch für das Pferd die sicherste und<br />
fairste Lösung.<br />
Ein Tipp vom Anwalt: Grundsätzlich<br />
sollte man bei Problemen mit dem neu<br />
erworbenen Pferd zunächst Kontakt mit<br />
dem Verkäufer aufnehmen und ihn darüber<br />
informieren. Gerade bei einer Erkrankung<br />
des Pferdes sollte man dem Verkäufer alle<br />
tierärztlichen Befunde und Unterlagen zur<br />
Verfügung stellen, damit sich der Verkäufer<br />
selbst ein Bild machen kann.<br />
2. Sachmangel bei einem<br />
gekauften Pferd<br />
Unter einem Sachmangel im juristischen<br />
Sinne sind z. B. alle Erkrankungen, Mängel<br />
im Verhalten des Pferdes, aber auch Unge-<br />
Fotos: slawik.com (1), Privat (1)<br />
32 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
eimtheiten in den Papieren, der Abstammung<br />
und vieles mehr zu verstehen.<br />
3. Dieser Sachmangel muss schon<br />
beim Verkäufer vorliegen oder auf<br />
diesen zurückzuführen sein<br />
Zunächst muss das Pferd einen Sachmangel<br />
aufweisen, welcher zum Zeitpunkt des<br />
Gefahr übergangs, sprich: der Übergabe<br />
vom Verkäufer an den Käufer, bereits vorlag.<br />
Das ist oftmals im späteren Rechtsstreit der<br />
Knackpunkt, über den man sich vortrefflich<br />
in den Haaren liegen kann.<br />
4. Der Käufer muss dem Verkäufer<br />
grundsätzlich eine Frist zur Nachbesserung<br />
setzen<br />
Was bedeutet das in der Praxis? Sofern ein<br />
Sachmangel beim Pferd vorliegt, muss dem<br />
Verkäufer die Möglichkeit gegeben werden,<br />
den Mangel selbst zu beheben oder beheben<br />
zu lassen. Er kann beispielsweise einen neuen<br />
Beritt vornehmen, um das Pferd in vertragsgemäßen<br />
Zustand zu bringen. Was jedoch,<br />
wenn das Pferd dringend medizinisch behandelt<br />
werden muss? Wenn der Verkäufer die<br />
Nachbesserung nicht selbst vornehmen kann,<br />
muss ihm diese Möglichkeit grundsätzlich<br />
nicht mehr gegeben werden. Wenn auch der<br />
Verkäufer einen Tierarzt beauftragen müsste,<br />
geht die Nachbesserung also grundsätzlich<br />
fehl. Das bedeutet für den Käufer, dass er eine<br />
Nachfrist nicht setzen muss und direkt vom<br />
Vertrag zurücktreten kann.<br />
In der Praxis sieht es leider häufig so aus,<br />
dass, nachdem der Käufer dem Verkäufer<br />
die Probleme mit dem neu gekauften Pferd<br />
mitgeteilt hat, dieser meist jegliche Verantwortung<br />
für den Zustand des Pferdes ablehnt.<br />
Dem Käufer bleibt dann häufig nichts anderes<br />
übrig, als vom Vertrag zurückzutreten.<br />
Vonseiten des Verkäufers muss dieser aber<br />
auch nicht für jeglichen Mangel des Pferdes<br />
einstehen.<br />
Aber Achtung: Ein Wechsel zwischen<br />
Rücktritt und Minderung ist nicht möglich.<br />
Hat man sich daher zum Rücktritt entschieden,<br />
ist diese Entscheidung bindend. Der<br />
Käufer kann sich nach dem Rücktritt nicht<br />
mehr beim Verkäufer melden und ihm mitteilen,<br />
er habe es sich noch mal überlegt, wolle<br />
das Pferd jetzt doch nicht mehr zurückgeben<br />
und lieber eine Kaufpreisminderung.<br />
Man muss sich daher die Entscheidung für<br />
einen Rücktritt gut überlegen.<br />
Wenn der Verkäufer den Rücktritt ablehnt<br />
oder es keine Einigung gibt, muss<br />
der Verkäufer seinen Rücktritt gerichtlich<br />
durchsetzen.<br />
5. Was passiert während dieser<br />
Zeit mit dem Pferd?<br />
Leider mahlen die Mühlen der Justiz langsam.<br />
Bis sich eine Klärung in Streitigkeiten<br />
UNSER EXPERTE<br />
ANDREAS ACKENHEIL<br />
veröf fentlicht als Spezialist<br />
für Pferderecht regelmäßig in<br />
zahlreichen Fachzeitschriften<br />
und Online-Portalen juristische<br />
Fachbeiträge sowie Kommentare<br />
zu neuen Rechtsentscheidungen<br />
und hält Vorträge und Seminare.<br />
Zudem veröffentlichte der Rechtsanwalt<br />
einen großen Ratgeber für Tierrecht mit<br />
einem umfangreichen Kapitel über Pferderecht.<br />
www.tierrecht-anwalt.de<br />
rund um die Rückabwicklung eines Pferdekaufs<br />
einstellt, können mitunter mehrere<br />
Monate vergehen. Was passiert in dieser<br />
Zeit mit dem Pferd? Der Käufer will es nicht<br />
behalten, und der Verkäufer will es nicht<br />
zurücknehmen. Wer trägt die Kosten der<br />
Unterbringung? Und was passiert, wenn das<br />
Pferd sich verletzt oder krank wird?<br />
6. Was kann der Verkäufer tun,<br />
wenn das Pferd sich in der Zeit<br />
beim Käufer verschlechtert hat?<br />
Gibt der Käufer das Pferd dem Verkäufer in<br />
einem schlechteren Zustand zurück, als er<br />
es gekauft hat, muss der Käufer dem Verkäufer<br />
Wertersatz leisten (§ 346 II S. 1 Nr. 3<br />
BGB). Zurückerstatteter Kaufpreis und die<br />
Wertminderung werden in einem solchen<br />
Fall miteinander verrechnet.<br />
Dies kann sehr ungerecht für den Käufer<br />
sein, denn die Verschlechterung des Pferdes<br />
tritt ja oftmals aufgrund des vorherigen<br />
vorsätzlichen oder fahrlässigen Verhaltens<br />
des Verkäufers ein.<br />
Wird ein Pferd zum Beispiel mit einem<br />
gesundheitlichen Mangel im Rücken<br />
verkauft und kann es beim Pferdekäufer<br />
nur als Beistellpferd gehalten werden,<br />
sodass es infolge dieses Umstands drastisch<br />
Muskulatur abbaut und seine Rittigkeit verliert,<br />
wäre es ungerecht, den Käufer deswegen<br />
zu belasten.<br />
Der Gesetzgeber hat daher einen Interessenausgleich<br />
zwischen Verkäufer und<br />
Käufer geschaffen. Demnach entfällt die<br />
Pflicht des Käufers, Wertersatz zu leisten,<br />
sofern der Verkäufer die Verschlechterung<br />
oder den Tod des Pferdes zu vertreten hat,<br />
der Schaden also auch beim Verkäufer<br />
eingetreten wäre.<br />
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mindestens 13 Punkte (von<br />
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Auf Wolke sieben<br />
Nur mit gut passendem Sattel kann ein Pferd langfristig geritten<br />
werden, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen. Insbesondere<br />
Besitzer von Pferden mit kurzem Rücken verzweifeln häufig. Die<br />
Suche hat mit dem „Còrdoba Comfort“ von Iberosattel nun ein Ende.<br />
Dieser Dressursattel überzeugt auf ganzer Linie!<br />
Text: Nicole Audrit | Fotos: Daniel Elke<br />
GÜTE-<br />
SIEGEL<br />
Obwohl mein vorheriger Dressursattel<br />
optimal angepasst<br />
war, offenbarten sich bereits<br />
bei den ersten Ritten mit<br />
dem „Còrdoba Comfort“ von<br />
Iberosattel deutliche Unterschiede:<br />
Mein Pony schnaubte bereits nach<br />
wenigen Minuten zufrieden ab und wölbte<br />
den Rücken auf. Und auch ich konnte nicht<br />
umhin, das sehr bequeme Sitzgefühl zu honorieren.<br />
Diese Zufriedenheit sowohl vonseiten<br />
des Pferdes als auch auf meiner Seite<br />
ließ auch im darauffolgenden halben Jahr,<br />
34 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
in dem ich den „Còrdoba Comfort“ testete,<br />
nicht nach. Daran ist die breite Komfortauflage<br />
maßgeblich beteiligt: Diese verteilt<br />
den Druck optimal, sodass der Sattel sehr<br />
rückenschonend und angenehm für das<br />
Pferd ist. Im Vergleich zu einem Sattel mit<br />
herkömmlichen Kissen entsteht eine bis zu<br />
zweimal größere Auflagefläche durch das<br />
Design von Iberosattel. Diese kommt insbesondere<br />
Pferden mit kurzem Rücken zugute:<br />
Da der Sattel nicht über die letzte Rippe hinausgehen<br />
darf, ist es bei Pferden mit kurzem<br />
Rücken gar nicht so einfach, einen Sattel zu<br />
finden, der zum Exterieur des Pferdes und<br />
zum Körperbau und den -formen des Reiters<br />
passt. Der „Còrdoba Comfort“ nutzt die<br />
vorhandene Fläche des Rückens ideal aus<br />
und schafft eine größere Sitzfläche für den<br />
Reiter. Durch die große Auflagefläche wird<br />
außerdem der Kontakt zwischen Pferd und<br />
Reiter verbessert, sodass die Hilfengebung –<br />
insbesondere die Gewichtshilfen – sehr fein<br />
und präzise möglich ist. Durch den extra<br />
tiefen Dressursitz und die unten liegenden<br />
Pauschen sitzt man sehr nah am Pferd, und<br />
ich habe immer ein sehr sicheres Sitzgefühl.
IM DETAIL<br />
Der „Còrdoba Comfort“ überzeugt durch seine breite Auflagefläche, die hochwertige Qualität und<br />
Verarbeitung sowie viele weitere Features, die Komfort für Pferd und Reiter garantieren.<br />
VARIATION<br />
Der Steigbügelriemen kann wahlweise<br />
über oder unter dem Deckblatt geführt<br />
werden – je nach persönlicher Vorliebe.<br />
KOMFORT FÜRS PFERD<br />
Der Dressursattel „Còrdoba Comfort“<br />
überzeugt sowohl durch garantierte<br />
Wirbelsäulenfreiheit als auch durch eine<br />
breite Auflagefläche und eine damit einhergehende<br />
optimale Druckverteilung.<br />
Dadurch wird dem Pferd der höchstmögliche<br />
Tragekomfort geboten.<br />
STEIGBÜGELHALTER<br />
Kleiner Riemen, große Wirkung: Auch<br />
beim Führen schlagen die Steigbügel<br />
dem Pferd nicht gegen den Ellenbogen.<br />
Anpassungsfähiges Allroundtalent<br />
Der „Còrdoba Comfort“ ist ein wahrer Anpassungskünstler:<br />
Auch bei muskulären Veränderungen<br />
– beispielsweise durch Training,<br />
Wachstum, Alter oder Rekonvaleszenz –<br />
kann der Sattel immer wieder an das Pferd<br />
angepasst werden. Außerdem ist in dem<br />
Dressursattel das EWF-System – EWF steht<br />
für „Extragroße Widerristfreiheit“ – verbaut,<br />
um Wirbelsäulenfreiheit zu garantieren. Bei<br />
vielen herkömmlichen Sätteln befindet sich<br />
zwischen dem Kopfeisen und der Wirbelsäule<br />
lediglich ein dünner Lederbezug, sodass es<br />
zum Kontakt kommen kann, wenn der Sattel<br />
kurzfristig nicht ideal passt. Bei dem patentierten<br />
Sattelbaum mit EWF-System von Iberosattel<br />
wurde das Kopfeisen so weit in den<br />
Kunststoffsattelbaum integriert, dass es selbst<br />
im Extremfall zu keiner direkten Berührung<br />
zwischen Eisen und Wirbelsäule kommen<br />
kann. Die Kammerweite kann jederzeit stufenlos<br />
verstellt werden – und zwar vor Ort.<br />
Die Pferde profitieren von der zusätzlichen<br />
Widerristfreiheit und laufen deutlich freier.<br />
Genau dieses Feedback habe ich auch durch<br />
das Verhalten meines Ponys bekommen:<br />
Während der gesamten Testphase arbeitete er<br />
mit viel Motivation und Vorwärtsdrang mit<br />
und baute zudem Muskulatur an der Oberlinie<br />
auf. Der „Còrdoba Comfort“ ist perfekt<br />
fürs Dressurreiten und für lange Ausritte geeignet.<br />
Aber auch bei Sprüngen bis etwa ein<br />
Meter Höhe hatte ich keinerlei Probleme.<br />
Spanisches Flair im Viereck<br />
Zunächst war ich etwas skeptisch, ob ein<br />
spanischer Dressursattel optisch wohl zu<br />
meinem Deutschen Reitpony Balou passen<br />
würde. Der „Còrdoba Comfort“ hat allerdings<br />
alle meine Zweifel durch sein Design<br />
„Die Komfortauflage bietet<br />
eine deutlich größere Auflagefläche<br />
als herkömmliche<br />
Sattelkissen, wodurch<br />
der Druck reduziert und<br />
optimal verteilt wird.“<br />
und die Funktionalität in Luft aufgelöst.<br />
Der Dressursattel mit iberischem Charme<br />
sieht absolut fantastisch aus und überzeugt<br />
durch hochwertige Materialien und Verarbeitung.<br />
Zudem ist dieses Modell auch für<br />
FN- Prüfungen zugelassen. Der Sattel kann<br />
individuell gestaltet werden – der Fantasie<br />
sind dank der Auswahl der Lederarten und<br />
Farben sowie der vielen Verzierungsmöglichkeiten<br />
keine Grenzen gesetzt. Ich habe mich<br />
für die Lederfarbe Moro Mokka mit abgesetzten<br />
Nähten entschieden.<br />
Fazit: Komfort für Pferd und Reiter<br />
Ich kann diesen Sattel uneingeschränkt weiterempfehlen:<br />
Die Qualität des Sattels lässt<br />
keine Wünsche offen, das Leder ist geschmeidig,<br />
die Kissen sind angenehm weich – auch<br />
nach einem langen Ausritt haben weder Pferd<br />
noch Reiter Druckstellen. Insbesondere mein<br />
Pony hat mir deutlich signalisiert, wie angenehm<br />
dieser Sattel für es war: Es war motiviert<br />
und zufrieden bei der Arbeit unterm<br />
Sattel,und zeigte einen deutlichen Muskelaufbau<br />
im Bereich des Trapezmuskels – sicherlich<br />
spielen die Auflagefläche und der breite<br />
Wirbelsäulenkanal hierbei eine Rolle.<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
35
HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
SITZANALYSE<br />
Nehmen<br />
bittePlatz<br />
Sie<br />
doch<br />
Ein guter Sitz ist der Schlüssel<br />
für die Kommunikation mit<br />
dem Pferd. Leider wird dem Sitz<br />
in der Praxis häufig viel zu wenig<br />
Aufmerksamkeit geschenkt. Die<br />
Physiotherapeutin Vivian Nockmann<br />
bietet Sitzschulungen<br />
an und verhilft damit Pferd und<br />
Reiter zu einem gelungenen<br />
Zusam menspiel<br />
Text: Lara Wassermann | Fotos: Daniel Elke<br />
36 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
37
HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
Nicht nur eine gerade<br />
Haltung, auch ein lockeres<br />
Becken ist entscheidend<br />
für einen guten Sitz<br />
Man sitzt auf dem Pferd und<br />
hat das Gefühl, dass man<br />
nicht wirklich gerade und<br />
locker sitzt. Auch die Lektionen<br />
scheinen häufig nur<br />
durch viel Krafteinwirkung<br />
zu funktionieren. Bei genauerer Beobachtung<br />
fällt auf, dass das eine Bein besser am<br />
Rumpf liegt als das andere, auf Bildern ständig<br />
das Knie hochgezogen wird oder sogar<br />
der Sattel sich mehr auf der einen, als auf<br />
der anderen Seite gesetzt hat.<br />
Diese Probleme kennt Vivian Nockmann<br />
nur zu gut. Sie ist Physiotherapeutin<br />
für Menschen und Pferde und hat<br />
täglich mit den Problemen von beiden<br />
Individuen zu tun.<br />
Das Vorgehen<br />
Durch ihr eigenes Pferd und die Probleme<br />
mit ihm kam sie vor ein paar Jahren auf<br />
die Idee ihr Wissen der Anatomie so sinnvoll<br />
einsetzen zu können: „Mein Pferd ist<br />
sehr schwierig und ich kam immer wieder<br />
an den Punkt, an dem ich mich gefragt<br />
habe, warum wir nicht weiterkommen.<br />
Ich habe dann angefangen, Analysen von<br />
meinem Sitz und der dadurch entstehenden<br />
Einwirkung zu machen. Die Erfolge<br />
sprachen für sich, und so wurde ich häufig<br />
gefragt, ob ich dies auch bei anderen<br />
Reiter-Pferd-Paaren machen könnte.<br />
Daraus entstand die Sitzanalyse, die ich<br />
heute mache“, so die Physiotherapeutin.<br />
Zwei Mal in der Woche arbeitet Vivian<br />
Nockmann in der Humanphysiotherapie,<br />
an den anderen Tagen der Woche arbeitet<br />
sie mit Pferden und Reitern.<br />
Als Vivian uns an diesem sonnigen Frühlingstag<br />
besucht, ist sie mit einer tragbaren<br />
Liege, einem Stuhl und ihrem iPad ausgestattet:<br />
„Das iPad ist mein wichtigstes<br />
Werkzeug für eine Sitzanalyse. Es dient<br />
mir als Aufnahmegerät für Fotos und<br />
Videos , und ich kann Auffälligkeiten direkt<br />
markieren.“ Die beiden Probanden<br />
sollen vor den Aufnahmen die Pferde so<br />
reiten, dass diese den Rücken fallen lassen<br />
und den Reiter sitzen lassen. Danach<br />
werden sie im Schritt, Trab und Galopp<br />
fotografiert und gefilmt. Aussagekräftig<br />
sind nicht nur seitliche Aufnahmen, sondern<br />
auch solche von hinten: „Wenn ich<br />
Videos und Fotos der Rückansicht mache,<br />
kann ich gut erkennen, ob die Wirbelsäule<br />
des Reiters gerade ist, wie er in den Bewegungen<br />
in der Hüfte einknickt und ob die<br />
Steigbügel gleichmäßig ausgetreten sind“,<br />
erklärt die Exper tin. Neben den Aufnahmen<br />
verschafft sich Vivian auch durch<br />
Beob achtung einen<br />
Eindruck: „Bevor und<br />
zwischen den Aufnahmen<br />
schaue ich<br />
mir auch genau an,<br />
wie das Gesamtbild<br />
ist. Fällt das Pferd<br />
vielleicht durch die<br />
Fehlhaltung des Reiters<br />
auf die Vorhand,<br />
oder wird es im Rücken<br />
blockiert, sodass<br />
die Hinterhand nicht<br />
richtig mitschwingen<br />
kann? Alles Dinge, die<br />
wir allein durch unseren<br />
Sitz beeinflussen<br />
können und an denen wir häufig den<br />
Pferden die Schuld geben.“ Vivian analysiert<br />
also schon, während sie sich entweder<br />
in den Ecken der Bahn oder im Zirkel<br />
befindet, welche Auffälligkeiten Reiter<br />
und Pferd zeigen und was der Grund dafür<br />
sein könnte. Unser Sitz ist das wichtigste<br />
Instru ment der Hilfengebung und damit<br />
der Kommunikation mit dem Pferd. Ist<br />
dieser nicht fein und mitschwingend, so<br />
versteht das Pferd nicht, was wir von ihm<br />
möchten, oder es wird sogar an der Ausübung<br />
gehindert. „Gerade vor der Turniersaison<br />
habe ich sehr viele Anfragen<br />
von Reitern, die besser sitzen wollen, damit<br />
es in der Saison besser klappt. Wichtig<br />
ist, dass das Wissen über die Wichtigkeit<br />
des richtigen Sitzes überhaupt da ist und<br />
die Schuld nicht auf das Pferd geschoben<br />
wird“, so Vivian Nockmann.<br />
Nachdem beide Testreiter fertig sind,<br />
sichtet die Therapeutin das Material und<br />
Sitzmuster festigen sich im Laufe von Jahren,<br />
sodass ihre Änderung eine lange Zeit braucht<br />
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zeichnet in ihre gemachten Bilder Hilfslinien<br />
zum leichteren Erkennen der<br />
Defizite. Eine schiefe Hüfte, ein zu weit<br />
nach hinten gelehnter Oberkörper oder<br />
ein klemmendes Knie werden so für die<br />
Reiter deutlich und sichtbar gemacht. Das<br />
Resultat erschreckt unsere Tester – dass<br />
Probleme im Sitz vorhanden sind, war beiden<br />
klar, allerdings wird es einem selten<br />
so deutlich vor Augen geführt: „Reitlehrer<br />
gehen meiner Erfahrung nach zu wenig<br />
auf den Sitz ein, was ich nicht nachvollziehen<br />
kann. An diesem sollte immer wieder<br />
gearbeitet werden, weil er einfach so<br />
Mit Fotos und<br />
Videos aus allen<br />
Positionen kann<br />
der Sitz genau<br />
analysiert werden<br />
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Fehlende Bauchmuskulatur führt bei<br />
diesem Reiter zu einem falschen Sitz
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zieht Vivian Nockmann<br />
Linien, durch die die<br />
Sitzfehler für den Reiter<br />
nachvollziehbar werden<br />
wichtig ist“, so Nockmann. Der männliche<br />
Reiter hat zu wenig Tiefenmuskulatur im<br />
Rücken und fehlende Bauchmuskulatur,<br />
wodurch der Schwung nicht gehalten werden<br />
kann und ein vermehrtes Gegensitzen<br />
nach hinten gezeigt wird. Der Hals und<br />
der Kopf schwingen dafür im Takt mit. Die<br />
weibliche Reiterin ist im Gegenzug zwar<br />
stabil im Rücken, jedoch auch sehr steif in<br />
der Hüfte wodurch ein „Hüppeln“ im Sattel<br />
statt eines Mitgehens mit der Bewegung<br />
entsteht, wie die Expertin erläutert. „Diese<br />
beiden Sitzfehler sind so nicht ungewöhnlich,<br />
allerdings ist es ansonsten genau<br />
umgekehrt – Männer sind normalerweise<br />
steifer in der Hüfte und Frauen eher überelastisch,<br />
sodass sie zu viel Bewegung über<br />
Auch die seitliche Ansicht lässt<br />
viele Schlüsse über den Sitz zu<br />
40 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
den Körper ausgleichen statt<br />
mitzuschwingen“, stellt die Therapeutin<br />
verwundert fest.<br />
Die Behandlung<br />
„Mein wichtigstes<br />
Werkzeug ist das<br />
iPad“, so Vivian<br />
Nockmann<br />
Runter von den Pferden und<br />
rauf auf die Liege, heißt es nach<br />
der Analyse des Bildmaterials<br />
für die Reiter. Vivian erkundigt<br />
sich nach möglichen Vorerkrankungen<br />
des Skeletts, bevor<br />
sie mit der Behandlung beginnt.<br />
Auffälligkeiten und Defizite<br />
im Sitz werden jetzt genau untersucht:<br />
Warum fällt es dem<br />
Reiter schwer, mitzuschwingen<br />
oder den Rücken richtig als<br />
Stütze zu nutzen? Dem geht<br />
sie mithilfe geschulter Griffe<br />
auf den Grund. Bei der weiblichen<br />
Testerin wird ein sehr<br />
steifes Becken auch bei der<br />
Untersuchung entdeckt. Die<br />
halbstündige Behandlung der<br />
Muskulatur und der Gelenke<br />
durch manulle Technik soll<br />
bei regelmäßiger Behandlung<br />
dazu führen, dass ein lockeres<br />
Mitschwingen wieder möglich<br />
ist. Auch der Testreiter,<br />
der Probleme mit einem aufrechten<br />
Sitz hat wird untersucht<br />
und behandelt. „Die<br />
Tiefenmuskulatur des Rückens<br />
ist zu schwach, sodass er immer<br />
wieder in eine falsche Lage gerät. Er<br />
versucht, die Balance durch ein Nach-hinten-Lehnen<br />
im Sattel zu verbessern, weil<br />
die Muskeln nicht reichen“, erklärt Vivian<br />
Nockmann. Hier ist eine Stärkung der<br />
Tiefenmus kulatur die Lösung.<br />
Nach der Behandlung im Sitzen und<br />
Liegen haben beide Reiter das Gefühl,<br />
dass ihre Schwachpunkte, die sie schon im<br />
Vorhinein als solche vermutet hatten, auch<br />
erkannt und behandelt wurden. Beide<br />
bekom men neben Behandlungs-Tipps<br />
einen Schwimmflügel, der mit etwas Luft<br />
gefüllt wird und als Kissen in den Lendenwirbelsäulenbereich<br />
gelegt werden<br />
soll, gegen das beim Sitzen im Bürostuhl<br />
immer mal wieder Druck ausgeübt werden<br />
soll. Dadurch wird die Tiefenmuskulatur<br />
an dieser Stelle gestärkt.
Eine ganzheitliche<br />
Betrachtung des Körpers<br />
des Reiters ist wichtig<br />
für die Analyse<br />
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Das Resultat<br />
Etwa zwei Wochen nach dem ersten<br />
Termin baten wir die Sitztrainerin, erneut<br />
vorbeizukommen<br />
und nach den<br />
Verän derungen<br />
der zwei Testern<br />
zu schauen. Beide<br />
Reiter hatten<br />
in der Zwischenzeit<br />
die Tipps<br />
der Trainerin befolgt<br />
und gezielt<br />
auf ihre Defizite<br />
geachtet: „Wenn<br />
man diese Videos<br />
und Bilder<br />
von sich gesehen<br />
hat, dann achtet<br />
man automatisch<br />
mehr auf die<br />
Schwachpunkte,<br />
die man mitbringt<br />
und versucht<br />
sich immer<br />
wieder selbst zu<br />
korrigieren“, sagt<br />
eine der Teilnehmerinnen.<br />
Auch Vivian Nockmann ist zufrieden:<br />
„Man sieht, dass der Sitz bei beiden<br />
Reitern schon etwas besser geworden ist.<br />
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass<br />
so ein eingespieltes Bewegungsmuster<br />
nicht so einfach zu beheben ist. Man verfällt<br />
immer wieder in die falsche Haltung,<br />
weil es sich seit Jahren manifestiert hat“,<br />
so Nockmann. Wichtig ist, dass man<br />
seinen Sitz und die Einwirkung auf das<br />
Pferd immer wieder selbst reflektiert.<br />
Nur so kann die Kommunikation und<br />
der damit verbundene Erfolg eines guten<br />
Zusam menspiels zwischen Reiter und<br />
Pferd funktionieren.<br />
UNSERE EXPERTIN<br />
Durch geübte<br />
Handgriffe werden<br />
die Reiter nach<br />
dem Reiten physiotherapeutisch<br />
behandelt<br />
VIVIAN NOCKMANN hat die<br />
Ausbildung zur Humanphysiotherapeutin<br />
in Münster an der<br />
Timmermeister-Schule gemacht.<br />
In der Ausbildung hat<br />
sie dann das breite Spektrum<br />
der Physiotherapie gelernt. Da<br />
ihr eigenes Pferd selbst immer<br />
wieder Baustellen hatte, hat<br />
sie dann noch die Ausbildung zur Pferdephysiotherapeutin<br />
am DIPO in Dülmen absolviert.<br />
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HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
DIE ERBKRANKHEIT WFFS<br />
Der Anfang<br />
An WFFS erkrankte<br />
Fohlen leben meist nur<br />
wenige Stunden und<br />
sind zu schwach zum<br />
Aufstehen<br />
42 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
ist das Ende<br />
Panikmache oder begründete Angst? Das „Warmblood Fragile<br />
Foal Syndrome“ spukt wie ein Schreckgespenst durch die<br />
Szene. Fakt ist: Wenn ein Fohlen damit zur Welt kommt, endet sein<br />
Leben bereits nach wenigen Stunden – und der Albtraum eines<br />
jeden Züchters wird wahr. Aber wie realistisch ist der Gendefekt<br />
überhaupt? Wir haben einige Fakten zusammengestellt<br />
Text: Julia Schay-Beneke<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
43
HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
Anfang des Jahres hatte Paul<br />
Schockemöhle die Nase voll.<br />
Nachdem monatelang Horrormeldungen<br />
zur Erkrankung<br />
„Warmblood Fragile<br />
Foal Syndrome“ (WFFS)<br />
durch die Medien geisterten, verkündete<br />
er, künftig jedem Züchter, „der ein in einer<br />
Tierärztlichen Hochschule wissenschaftlich<br />
nachweisbar an WFFS gestorbenes<br />
Fohlen zu beklagen hat“, die stattliche<br />
Summe von 10.000 Euro als „Ausgleichszahlung“<br />
auszuhändigen. Er wolle damit<br />
zeigen, wie verschwindend gering die<br />
Wahrscheinlichkeit sei, dass ein Fohlen<br />
von dem Gendefekt betroffen sei. Bei ihm<br />
seien schon über 10.000 Fohlen geboren<br />
worden – „und keines dieser Fohlen hatte<br />
WFFS“. Vorausgegangen war die Frist,<br />
nach der Zuchtverbände ab dem 1. Januar<br />
<strong>2019</strong> veröffentlichen sollten, welche ihrer<br />
Deckhengste Träger des berüchtigten<br />
Gendefekts sind, der wiederum die tödliche<br />
Erkrankung auslösen soll. Schockemöhle<br />
will<br />
nun Züchter<br />
ermutigen,<br />
auch mit<br />
jenen<br />
Hengsten<br />
weiter<br />
zu züchten,<br />
deren<br />
Test positiv<br />
a u s g e f a l l e n<br />
ist. Auch andere<br />
Experten, darunter<br />
die amerikanische Forscherin<br />
Nena Wienand, die<br />
die Genmutation 2012 mit ihrer Arbeitsgruppe<br />
an der Cornell University<br />
entdeckte, raten davon ab, Trägertiere aus<br />
der Zucht zu nehmen. So würden im Gegenzug<br />
auch viele sehr gute Eigenschaften<br />
verloren gehen. Wienand wies in einem<br />
Interview letztes Jahr darauf hin, dass<br />
dies „das Leistungsniveau verändern“<br />
Der Saugreflex<br />
ist trotz<br />
Erkrankung<br />
vorhanden<br />
und „die<br />
besten Springund<br />
Dressurpferde treffen“ würde. Was<br />
nun? Die Verunsicherung ist groß. Deswegen<br />
haben wir Zuchtexperten vom<br />
Westfälischen Pferdestammbuch und<br />
dem Oldenburger Pferdezuchtverband<br />
nach ihrer Einschätzung befragt und die<br />
wichtigsten Fakten zusammengetragen.<br />
INFO<br />
Erbkrankheiten sind<br />
auf ein erkranktes<br />
Gen zurückzuführen<br />
Autosomal-rezessive Vererbung<br />
Nicht-Träger zu Nicht-Träger<br />
Träger zu Träger<br />
N N N N<br />
N FFS N FFS<br />
25% Nicht-<br />
25%<br />
Träger<br />
tödlich<br />
Nicht-Träger zu Träger<br />
N N N FFS N N<br />
N FFS N FFS FFS FFS<br />
50% Nicht-<br />
Träger<br />
50%<br />
Träger<br />
50%<br />
Träger<br />
N N N FFS<br />
Foto: slawik-com (4), Getty Images (1), IMAGO/ Frank Sorge (1), Privat (1), LABOKLIN (3)<br />
Erbkrankheiten bei Pferden<br />
Es gibt nicht nur WFFS, sondern auch andere<br />
genetisch bedingte Erkrankungen, die Pferde und<br />
Ponys treffen können und in Zuchtbuchordnungen<br />
aufgeführt werden:<br />
CA: Cerebelläre Abiotrophie kommt v.a.<br />
bei arabischen Rassen vor und muss<br />
im Zuchtbuch vermerkt werden. Seit<br />
<strong>2019</strong> muss CA ebenfalls bei Deutschen<br />
Reit ponys im Zuchtbuch per Gentest<br />
eingetragen werden. Dabei sterben<br />
Nervenzellen im Kleinhirn ab.<br />
EDM: Equine Degenerative Myeloencephalopathie<br />
kommt bei allen Rassen<br />
vor. Die neurologische Erkrankung wird<br />
durch Vitamin-E-Mangel ausgelöst.<br />
44 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
OLWS: Overo Lethal White Syndrom kann<br />
bereits seit 1998 per Gentest identifiziert<br />
werden und betrifft Paint Horses und<br />
Overoschecken. Kann bereits für den<br />
Embryo tödlich sein.<br />
PSSM: Polysaccharid-Speicher-Myopathie<br />
Typ 1 kommt bei allen Rassen vor und<br />
muss im Zuchtbuch mit Gentest-Hinweis<br />
vermerkt werden. Es handelt sich um eine<br />
Muskelerkrankung mit einer Störung des<br />
Kohlehydratstoffwechsels.<br />
Die Krankheit WFFS<br />
Beim Warmblood Fragile Foal Syndrome<br />
gibt bereits der Name Auskunft über die<br />
schwere Symptomatik. Es handelt sich<br />
dabei um eine erbliche unheilbare Bindegewebsstörung,<br />
die ausschließlich die<br />
Warmblutpopulation trifft. Sie wird unmittelbar<br />
nach der Geburt sichtbar: Das<br />
Fohlen zeigt zwar meist einen Saugreflex,<br />
ist aber auffallend schwach und kann in<br />
der Regel gar nicht erst aufstehen. Die<br />
verantwortliche Genmutation im LH1-<br />
Gen führt zu einer dünnen und brüchigen<br />
Oberhaut, die nicht mit dem Unterhautgewebe<br />
verbunden ist. In der Folge<br />
reißt die Haut bereits bei minimalen Berührungen<br />
und Belastungen ein – auch<br />
bei Aufstehversuchen. Es entstehen binnen<br />
kürzester Zeit zahlreiche irreparable<br />
Verletzungen am ganzen Körper sowie an<br />
den Schleimhäuten; zudem sind die Gelenke<br />
in den Beinen instabil, häufig geschwollen<br />
und leicht überdehnbar. Es gibt<br />
keinerlei Chance auf Heilung und das<br />
Fohlen überlebt in der Regel nicht mehr<br />
als die ersten Stunden nach der Geburt.<br />
In den meisten Fällen wird es der Tierarzt<br />
zügig einschläfern.
Gesunde Pferde<br />
können WFFS-<br />
Träger sein, ohne<br />
selber zu erkranken<br />
Wie WFFS entsteht<br />
Die<br />
Gelenke<br />
sind bei<br />
WFFS<br />
meist mit<br />
betroffen<br />
WFFS wird autosomal-rezessiv vererbt.<br />
Dahinter steckt einfache Genetik: Ein<br />
Fohlen kann nur erkranken, wenn sowohl<br />
Mutter als auch Vater das entsprechende<br />
Gen in sich tragen. Und auch<br />
dann ist es nicht zwangsläufig betroffen.<br />
„Wenn zwei Anlagenträger von WFFS im<br />
LH1-Gen verpaart wurden, besteht eine<br />
Wahrscheinlichkeit von<br />
25 Prozent, dass das<br />
Fohlen die Genmutation<br />
trägt<br />
und somit nicht<br />
überlebensfähig<br />
ist“, erklärt<br />
Wilken<br />
Treu, Zuchtleiter<br />
und<br />
Geschäftsf<br />
ü h r e r<br />
beim Westf<br />
ä l i s c h e n<br />
Pferdes<br />
t a m m b u c h<br />
in Münster.<br />
Wenn sowohl<br />
Hengst als auch<br />
Stute positiv sind, hat der Züchter<br />
also immer noch eine reelle<br />
Chance von 75 Prozent auf<br />
ein gesundes Fohlen, „sofern<br />
der Fötus nicht bereits<br />
im Vorhinein resorbiert<br />
wurde“, der Gendefekt<br />
also bereits im Mutterleib<br />
zu einem Abort geführt<br />
hat. Fakt ist: „Bei zufälliger<br />
Anpaarung ist statistisch<br />
gesehen eins von 400 Fohlen<br />
von der Mutation betroffen“. Auch<br />
Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff,<br />
Zuchtleiter beim Oldenburger Verband,<br />
gibt vorsichtige Entwarnung:<br />
„Bei den 6.800 im<br />
vergangenen Jahr beim<br />
Oldenburger Verband<br />
registrierten Fohlen gehen<br />
wir davon aus, dass<br />
maximal 20 Tiere tatsächlich<br />
erkrankt, also<br />
nicht lebensfähig wären –<br />
dies unter der Annahme,<br />
dass die Frequenz für die<br />
Erbanlage in der Reitpferdepopulation<br />
bei etwa 10 bis<br />
15 Prozent liegt.“<br />
Die<br />
Beine<br />
eines an<br />
WFFS erkrankten<br />
Fohlens<br />
Die Oberhaut ist<br />
nicht mit dem<br />
darunterliegenden<br />
Gewebe<br />
verbunden<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
45
HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
Ist die Zahl der WFFS-<br />
Fälle gestiegen?<br />
Natürlich klingt es generell dramatisch,<br />
dass Warmblüter aller Rassen sowie Pferde,<br />
die aus deren Kreuzungen entstanden<br />
sind, betroffen sind bzw. sein können. Da<br />
aber Schätzungen zufolge eben nur diese<br />
zehn bis 15 Prozent der Warmblüter den<br />
Gendefekt in sich tragen und diesen auch<br />
nur unter den erläuterten Bedingungen<br />
weitervererben können, sinkt das Risiko<br />
einer Erkrankung rapide. Zudem wird vermutet,<br />
dass es WFFS bereits seit etwa 170<br />
Jahren gibt, nur in der letzten Zeit durch<br />
die verstärkte Medienpräsenz erst ins Bewusstsein<br />
gerückt ist. „Wahrscheinlich<br />
ging die Gen-Mutation des Gens LH1 von<br />
einem Hengst, bzw. dessen Mutter, aus, der<br />
vor vielen Jahren Einsatz in der Zucht fand<br />
und das Gen so verbreiten konnte“, nimmt<br />
Wilken Treu an. Die meisten Züchter und<br />
Zuchtvereine haben nach einigen Fällen<br />
in jüngerer Zeit schnell und souverän reagiert<br />
und ihre Deckhengste testen lassen.<br />
So hat zum Beispiel der niederländische<br />
Warmblutzuchtverband 250 Hengste untersuchen<br />
lassen, zehn von ihnen waren<br />
positiv. „Die meisten Züchter haben ihre<br />
nüchterne Betrachtung der Sache bereits<br />
zurückerlangt“, betont Wilken Treu. Dementsprechend<br />
sei WFFS mitnichten außer<br />
Kontrolle. „Der Aufschrei zu diesem Thema<br />
war eher medialer Natur.“<br />
Gentests seit dem 1. Januar<br />
Seit dem 1. Januar <strong>2019</strong> gilt nun für alle<br />
Zuchtverbände, die dies nicht ohnehin<br />
schon getan haben, dass sie ihre Deckhengste<br />
auf WFFS testen lassen müssen.<br />
Außerdem müssen sie veröffentlichen,<br />
welche registrierten Deckhengste Träger<br />
des Gendefekts sind. Bis dato scheint diese<br />
Veröffentlichung gut voranzuschreiten.<br />
„Da es ein Muss geworden ist, den WFFS-<br />
Status zu veröffentlichen, liegen die Ergebnisse<br />
eindeutig vor“, bestätigt Dr. Schulze-<br />
Schleppinghoff. „Wir beim Oldenburger<br />
Verband empfehlen unseren Züchtern, eine<br />
negativ getestete Stute einzusetzen, sollte<br />
ein Hengst positiv sein.“ Ähnlich äußert<br />
sich Wilken Treu: „Es sind nun fast alle<br />
aktiven Hengste getestet. Nun sind die Stutenbesitzer<br />
am Zug, ihre Tiere zu testen,<br />
insbesondere die, die einen positiv getesteten<br />
Hengst für zukünftige Anpaarungen<br />
in Betracht ziehen.“ Mit dem Gentest sei<br />
jeder Züchter auf der sicheren Seite. „Ist<br />
seine Stute negativ, kann er bedenkenlos jeden<br />
Hengst einsetzen. Ist sie positiv, kommen<br />
die positiv getesteten Hengste nicht<br />
in frage.“ Mehr noch, in diesem Fall greift<br />
Wenige Haare<br />
aus Mähne<br />
oder Schweif<br />
reichen, um ein<br />
Pferd auf WFFS<br />
testen zu lassen
Wenn ein Elternteil kein WFFS-<br />
Träger ist, kann das Fohlen auch<br />
nicht daran erkranken<br />
das Tierschutzgesetz. „Mit dem vergleichsweise<br />
günstigen Test auf das WFFS-Gen ist<br />
bald in allen Ställen Sicherheit geschaffen“,<br />
schätzt Wilken Treu. Dr. Schulze-Schleppinghoff<br />
rät auch privaten Züchtern dringend<br />
dazu, um vollständige Gewissheit zu<br />
haben: „Der Oldenburger Verband hat ein<br />
besonderes Angebot für seine Züchter, ihre<br />
Pferde zum Sonderpreis von 30 Euro testen<br />
zu lassen.“ Das entsprechende Formular<br />
findet man – wie bei anderen Zuchtvereinen<br />
auch – auf der Homepage.<br />
UNSERE EXPERTEN<br />
Das WEST-<br />
FÄLISCHE<br />
PFERDESTAMM-<br />
BUCH E.V. ist<br />
der Verband westfälischer Pferdezüchter und<br />
wurde 19<strong>04</strong> gegründet. Derzeit gehören ihm<br />
rund 8.000 Mitglieder an. Der Verband fördert<br />
die Pferdezucht in Westfalen und berät in allen<br />
Fragen rund um Zucht, Haltung und Fütterung.<br />
Darüber hinaus ist er für die Zuchtprogramme,<br />
die Registrierung westfälisch gezogener Pferde,<br />
die Erstellung von Zuchtbescheinigungen sowie<br />
die Führung des Zuchtbuches verantwortlich.<br />
Zuchtleiter und Geschäftsführer ist Wilken Treu.<br />
www.westfalenpferde.de<br />
DR. WOLFGANG SCHULZE-<br />
SCHLEPPINGHOFF ist seit<br />
1988 Zuchtleiter beim Verband<br />
der Züchter des Oldenburger<br />
Pferdes, seit 2001 hat<br />
er diese Position auch beim<br />
Springpferdezuchtverband<br />
Oldenburg International inne.<br />
Er ist bekannt dafür, sich für<br />
Veränderungen im deutschen Zuchtsystem<br />
einzusetzen. So hat er durch die erste Frühjahrskörung<br />
des Oldenburger Verbandes einen<br />
Meilenstein der Körungsgeschichte geschaffen.<br />
Der Oldenburger Pferdezuchtverband e.V.<br />
als Dachverband verbindet den Verband der<br />
Züchter des Oldenburger Pferdes e.V. (OL) und<br />
den Springpferdezuchtverband Oldenburg-<br />
International e.V. (OS).<br />
www.oldenburger-pferde.net<br />
gesund<br />
bleiben.<br />
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ABENTEUER & REPORTAGE<br />
Reaktionen wie Scheuen<br />
oder Steigen können auf<br />
Angst zurückzu führen sein<br />
Fotos: XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />
48 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
REAKTIONEN RICHTIG DEUTEN<br />
Angst oder<br />
Wenn Pferde scheinbar ohne<br />
Grund scheuen, durchgehen<br />
oder sogar aggressiv<br />
werden, dann ist es unter<br />
Umständen schwer, die Ursache<br />
zu finden. Doch wer sich mit<br />
dem Thema Angst beschäftigt,<br />
wird sein Pferd besser verstehen,<br />
einschätzen und somit auch<br />
stressfrei ausbilden können<br />
Text: Aline Müller<br />
Der sieht doch wieder Gespenster“,<br />
ruft eine junge Reiterin<br />
ihrem Trainer zu, der in der<br />
Mitte der Halle steht und das<br />
Spektakel beobachtet. An einer<br />
der langen Seiten befindet sich<br />
eine Tribüne, und genau hier scheut der Wallach<br />
Runde für Runde. Seine Reiterin verliert<br />
langsam die Nerven und wird ungehalten.<br />
Sie gibt sowohl deutliche Schenkel- als auch<br />
Zügelhilfen. Dabei erhöht sich ihre Körperspannung<br />
sichtbar. Die Reaktionen des Pferdes<br />
werden heftiger. Der Wallach reißt den<br />
Kopf hoch und setzt zum Steigen an. Die<br />
Augen weit aufgerissen, zeigt sein Blick nur<br />
noch Hilflosigkeit. Der Trainer greift ein und<br />
beendet den Kraftakt. Er holt seine Schülerin<br />
zu sich und redet ruhig auf sie ein. Diese ist<br />
jedoch immer noch aufgebracht und der festen<br />
Überzeugung, ihr Pferd wolle sie nur an<br />
der Nase herumführen.<br />
Schrecken ohne Grund?<br />
Jeder Reiter kennt Situationen, in denen<br />
ein Pferd plötzlich wegspringt, erschrickt<br />
oder mal einen Bocksprung macht. Um zu<br />
verstehen, warum ein Tier so reagiert, dürfen<br />
wir nicht zu menschlich denken. Kein<br />
Pferd wird sich vor dem Training vornehmen,<br />
seinen Reiter zu ärgern und sich möglichst<br />
daneben zu benehmen. Es gibt immer<br />
einen Grund für jedes Verhalten. Beispielsweise<br />
kann Ungehorsam neben Angst<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
49
ABENTEUER & REPORTAGE<br />
Fotos: slawik.com (3), IMAGO/ Frank Sorge (1)<br />
oder Unsicherheit auch von Stress, Schmerzen,<br />
Überforderung, Bewegungsmangel<br />
oder schlechten Erfahrungen herrühren.<br />
Der Begriff allein führt schnell in die Irre,<br />
denn würden Sie ein Pferd wirklich als<br />
unge horsam bezeichnen, wenn es aufgrund<br />
starker Rückenschmerzen Abwehrreaktionen<br />
zeigt? In diesem Artikel wollen wir uns<br />
vor allem mit der Angst näher beschäftigen,<br />
die ein häufiger Auslöser für unerwünschtes<br />
Verhalten ist. Doch viele Reiter haben Probleme,<br />
Angst und Furcht richtig zu interpretieren.<br />
Werfen wir deshalb zunächst<br />
einen genaueren Blick auf die Biologie und<br />
das Gehirn des Pferdes.<br />
Lebensnotwendiges Alarmsystem<br />
Es gibt furchtlose Menschen, die sich in gefährliche<br />
Situationen begeben, ohne dabei<br />
wirklich Angst zu verspüren. Pferde, vor allem<br />
in freier Wildbahn, wären ohne Angst<br />
schnell dem Tode geweiht. Sie ist ein Wunder<br />
der Evolution und ein komplizierter Mechanismus,<br />
der über Jahrtausende erprobt ist.<br />
Ohne Angst würden sich Pferde Abhänge<br />
hinunterstürzen, bei Gefahr nicht fliehen,<br />
möglicherweise in fahrende Autos oder<br />
durch Zäune rennen. Sie erfüllt also durchaus<br />
wichtige Aufgaben. Dabei ist Angst auch<br />
wegweisend für die Entwicklung und das<br />
Lernen des Pferdes. Sozusagen als Alarmanlage<br />
entscheidet sie mit über Flucht oder<br />
Angriff. In bedrohlichen Situationen bleibt<br />
keine Zeit, neue Strategien zu entwickeln.<br />
Dann sind Mensch und Tier auf Empfindungen<br />
wie Angst, Furcht, aber auch Stress<br />
angewiesen. Im Gegensatz zum Pferd kann<br />
der Mensch lernen, dieses Alarmsystem zu<br />
umgehen und das Gefühl einfach zu verdrängen.<br />
Ist es jedoch einmal angesprungen,<br />
dann nehmen eine ganze Reihe chemischer<br />
Vorgänge ihren Lauf. So werden zum Beispiel<br />
Botenstoffe wie Adrenalin ausgeschüttet.<br />
Angst löst also eine Stressreaktion aus,<br />
die im Normalfall mit einer bewältigenden<br />
Handlung endet. Stresssymptome bauen<br />
sich ab, und die Angst verfliegt. Kommt es<br />
jedoch zu chronischem Stress oder gerät das<br />
ausgewogene Verhältnis von Wohlbefinden,<br />
Alarmbereitschaft und Stressreaktion aus<br />
dem Gleichgewicht, dann beginnt ein Kreislauf,<br />
aus dem das Pferd nicht mehr selbstständig<br />
ausbrechen kann.<br />
Von Geräuschen und Gerüchen<br />
In unbekannten oder potenziell gefährlichen<br />
Situationen ist Flucht die bevorzugte<br />
Strategie des Pferdes. Dazu erhöhen<br />
Stressreaktionen die Aufmerksamkeit und<br />
mobilisieren alle vorhandenen Kräfte. Der<br />
Körper des Pferdes ist für diese Überlebensstrategie<br />
optimal ausgestattet. Neben dem<br />
Herz-Kreislauf-System und der Atmung<br />
helfen auch die Sinnesorgane dem Vierbeiner,<br />
schnell auf Bedrohungen zu reagieren.<br />
50 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
STRESS BEEINFLUSST DAS LERNEN<br />
Akuter Stress vermindert die Lernleistung,<br />
schränkt die Wahrnehmung ein<br />
und verringert das Schmerzempfinden.<br />
Jedoch kann sich ein gewisser positiver,<br />
moderater Stress auch förderlich auf das<br />
Lernen auswirken. Sinnvoll aufgebautes<br />
Training über positive Verstärkung ist als<br />
Als Reiter sollten Sie wissen, dass nicht nur<br />
visuelle Reize, sondern auch ungewohnte<br />
Gerüche oder andere unbekannte Sinneseindrücke<br />
eine plötzliche Flucht auslösen<br />
können. Oftmals nehmen wir selbst diese<br />
Reize gar nicht wahr. Zudem hat jedes Pferd<br />
eine gewisse Individualdistanz. Während<br />
manche Vierbeiner schon in die Luft gehen,<br />
wenn sie aus weiter Ferne ein Geräusch<br />
hören oder ein Flatterband sehen, wittern<br />
andere die Gefahr erst, wenn sie direkt vor<br />
ihr stehen. Einige Pferde stellen ihre Besitzer<br />
hingegen immer wieder vor neue Fragen<br />
und Herausforderungen. Sie erschrecken<br />
sich mal vor Pfützen, mal vor den Artgenossen<br />
auf der Weide neben dem Reitplatz.<br />
In vielen Fällen kann gar kein Auslöser<br />
ausgemacht werden.<br />
Angst niemals bestrafen<br />
Eine entspannte Trainingsatmosphäre<br />
erleichtert<br />
dem Pferd das Lernen und<br />
fördert die Losgelassenheit<br />
solch moderater Stress anzusehen, durch<br />
den die Lernleistung gesteigert wird.<br />
Bei dauerhaftem oder zu starkem Stress<br />
treten hingegen die meisten Probleme<br />
auf. Erlebnisse können sich regelrecht in<br />
das Gehirn einbrennen, beispielsweise<br />
bei einem Trauma.<br />
Verhaltensweisen wie Drohen, Schlagen,<br />
Beißen oder Steigen werden meist erst mal<br />
nicht mit Angst in Verbindung gebracht.<br />
Dann steigt die Frustration des Besitzers<br />
und auch der Leidensdruck. Schnell kann<br />
es zu unangenehmen Folgen für beide Seiten<br />
kommen: Das Pferd versucht innerhalb<br />
seiner Möglichkeiten, auf die beängstigende<br />
Situ ation zu reagieren, und für den Reiter<br />
wird es gefährlich. Wer sich allerdings eingehender<br />
mit der Angst und den Strategien<br />
des Fluchttieres beschäftigt, der wird ein<br />
neues Verständnis, einen besseren Blick und<br />
ein besseres Einfühlungsvermögen entwickeln.<br />
Dabei gibt es zwei wichtige Regeln,<br />
die Sie sich merken sollten: Zum einen hat<br />
ein Pferd im Fluchtmodus immer Angst.<br />
Zum anderen darf diese unter keinen Umständen<br />
bestraft werden. Strafe verstärkt die<br />
Angst und bricht das Vertrauen zum Menschen.<br />
Sie kann bis hin zu einer erlernten<br />
Hilflosigkeit führen. Und noch etwas Wichtiges:<br />
Nur weil ein Pferd in einer bestimmten<br />
Situation nicht sofort flieht, bedeutet das<br />
noch nicht, dass Angst als zugrundeliegende<br />
Emotion ausgeschlossen werden kann. So<br />
können beispielsweise gewisse Haltungsbedingungen<br />
das Pferd daran hindern, das<br />
arteigene Fluchtverhalten auszuleben. Häufig<br />
kommt es dann zu Ersatzhandlungen,<br />
die auf den ersten Blick nicht zur Kategorie<br />
Fluchtverhalten gezählt werden.<br />
Stimmungsübertragung aufs Pferd<br />
Denken Sie noch einmal an die Anfangssituation<br />
in der Reithalle: Das Pferd scheut, die<br />
Reiterin reagiert angespannt, und die Lage<br />
eskaliert. Durch ihre Muskelspannung und<br />
die eigene Unruhe schlagen die Alarmglocken<br />
des Wallachs noch lauter. Für ihn ist<br />
klar: Es droht Gefahr. Gleichzeitig verstärkt<br />
sich seine Angst durch die harte Hilfengebung,<br />
die er als Strafe einordnet. Der Trainer<br />
reagiert richtig, indem er versucht, Ruhe in<br />
die Situation zu bringen. Pferde sind Herdentiere<br />
und darauf angewiesen, die Stimmung<br />
ihrer Artgenossen, aber auch die des<br />
Sozialpartners Mensch zu deuten. In diesem<br />
Zusammenhang wird klar, warum manche<br />
Pferde scheuen oder durchgehen, wenn ihre<br />
Kumpels auf der Weide mit erhobenem Kopf,<br />
angespannter Halsmuskulatur und entsprechender<br />
Mimik Fluchtbereitschaft signalisieren<br />
oder losstürmen. Die Stimmungsübertragung<br />
kann sich der Mensch aber in<br />
der Ausbildung auch zunutze machen, zum
Beispiel indem er junge Pferde mit erfahrenen,<br />
ruhi gen Artgenossen trainiert. Doch<br />
nicht nur optische Reize spielen bei der Stimmungsübertragung<br />
eine Rolle. Pferde sind<br />
auch in der Lage, biochemische Veränderungen,<br />
wie sie unter anderem bei Angst, Stress<br />
oder Unsi cherheit vorkommen, über den<br />
Geruchssinn wahrzunehmen.<br />
Schmerzen können Angst auslösen<br />
Pferde verfügen über ein komplexes Meldesystem,<br />
dass sich über den gesamten Körper,<br />
einschließlich vieler Organe und der<br />
Muskulatur, erstreckt. Schmerzreize werden<br />
über viele kleine Rezeptoren, sogenannte<br />
Nozizeptoren, direkt an das Gehirn<br />
weitergeleitet. Dieses verfügt selbst nicht<br />
über Nozi zeptoren. Ähnlich wie Angst haben<br />
auch Schmerzen eine Warnfunktion.<br />
Der Körper erhält die Rückmeldung, dass<br />
etwas nicht stimmt. So führen Verletzungen<br />
beispiels weise zu Schonhaltungen, gleichzeitig<br />
schützen Schmerzen das Pferd aber auch<br />
vor schädlichen Außenreizen. Dabei lösen<br />
Schmerzreize von außen fast automatisch<br />
Angst aus, vor allem wenn das Pferd diese als<br />
unvorhersehbar oder unkontrollierbar erlebt.<br />
Eine erhöhte Pulsfrequenz, Schwitzen und<br />
fehlendes Ohrenspiel treten sowohl bei Angst<br />
als auch bei Schmerz auf.<br />
Sehr starke Angst kann das Schmerzempfinden<br />
kurzfristig unterdrücken, wenn<br />
eine Bedrohung eine Fluchtreaktion auslöst.<br />
ANGST ERKENNEN<br />
Körperhaltung und Gefühle sind<br />
miteinander verbunden. Das sind die<br />
Kenn zeichen von Angst bei Pferden:<br />
• Augen: Sie sind weit geöffnet und<br />
möglicherweise starr auf den Auslöser<br />
gerichtet. Bei größerer Angst wird das<br />
Weiß in den Augen sichtbar. Falten über<br />
den Augen sind ein wichtiges Anzeichen,<br />
sowohl bei Angst als auch bei Unwohlsein,<br />
Stress oder Schmerzen.<br />
• Körpersprache: Deutlich erhöhter<br />
Muskeltonus, wobei die Anspannung der<br />
Muskulatur vom Grad der empfundenen<br />
Doch Angst, Sorge oder Verletzungen können<br />
es andererseits auch verstärken. Krankheiten<br />
und Schmerzen bedeuten eine nicht zu<br />
unter schätzende Stressbelastung und können<br />
dadurch Angst auslösen. Zu den körperlichen<br />
Beschwerden zählen zum Beispiel Borreliose,<br />
Hufrehe, Magen-Darm-Störungen wie<br />
Koli ken, Durchfall und Magengeschwüre<br />
oder Schmerzen der Muskulatur sowie des<br />
Skelettsystems.<br />
Gespenster auf vier Pfoten<br />
Zurück zu unserem schreckhaften Wallach<br />
und seiner Reiterin. Beide stehen noch<br />
immer in der Mitte und haben sich sichtlich<br />
beruhigt. Sie lässt die Zügel etwas länger,<br />
und ihr Pferd senkt den Kopf. Auf einmal<br />
rennt ein anderes Pferd in Höhe der Tribüne<br />
los und flüchtet in Richtung Hallentür.<br />
Schlagartig sind auch die anderen Vierbeiner<br />
in Alarmbereitschaft. Jetzt wird es dem<br />
Trainer zu bunt. Er geht zur langen Seite und<br />
schaut über die Bande. Der Übeltäter ist gefunden:<br />
Auf der untersten Stufe außer Sichtweite<br />
liegt eine alte Abschwitzdecke, die<br />
wohl über die Bande gerutscht sein muss.<br />
In ihr haben sich zwei Katzen verkrochen,<br />
die nichts Besseres zu tun haben, als miteinander<br />
zu spielen. Während die Reiter das<br />
Rascheln wegen der Lautstärke in der Halle<br />
nicht bemerkt haben, konnten die Pferde<br />
das Geräusch nicht einordnen. Manchmal<br />
sind Gespenster eben doch nur Katzen.<br />
Angst abhängt. Leicht eingezogener<br />
Schweif, bei Erregung auch höher getragen.<br />
Das Pferd wirkt häufig, als würde<br />
die Hinterhand wegtauchen. Die Sprunggelenke<br />
können einknicken. Die Ausdrucksformen<br />
variieren je nachdem, aus<br />
welcher Richtung der Angst auslösende<br />
Reiz kommt.<br />
• Mimik: Leicht verlängerte Oberlippe in<br />
Verbindung mit zusammengebissenem<br />
Kiefer sowie weit geöffneten Augen<br />
und Nüstern. Die Wangenmuskulatur ist<br />
meist deutlich erkennbar und tritt hervor.<br />
Schrecktraining<br />
am<br />
Boden stärkt<br />
das Vertrauen<br />
zwischen<br />
Mensch und<br />
Pferd<br />
Gähnen gehört zu den Beschwichtigungssignalen,<br />
die Pferde auch gegenüber<br />
dem Sozialpartner<br />
Mensch einsetzen<br />
CALMING SIGNALS<br />
Im sozialen Miteinander, und zwar<br />
auch mit dem Menschen, nutzen Pferde<br />
Beschwichtigungssignale, um einen<br />
aufkommenden Konflikt zu entschärfen.<br />
Mit bestimmten Gesten, den sogenannten<br />
„Calming Signals“, versuchen Pferde, ihr<br />
Gegenüber zu beschwichtigen, und drücken<br />
gleichzeitig ihre Unsicherheit oder Irritation<br />
aus. Diese Beschwichtigungssignale<br />
wenden Pferde auch in der Kommunikation<br />
mit dem Sozialpartner Mensch an. Dazu<br />
gehören unter anderem Gähnen, Lecken,<br />
Leerkauen oder das Abwenden des Blickes<br />
beziehungsweise des ganzen Körpers. Die<br />
Übergänge zu anderen Verhaltensweisen<br />
oder Übersprungshandlungen sind dabei<br />
fließend und müssen immer im Kontext der<br />
Situation betrachtet werden.<br />
BUCHTIPPS<br />
In dem Buch „Angst, Stress<br />
und Unsicherheit beim<br />
Pferd“ erfahren Sie, wie Angstempfinden<br />
und körperliche<br />
Reaktionen zusammenhängen<br />
und wie Sie diese einschätzen<br />
können. Die Autorinnen zeigen<br />
ein faires Trainingskonzept, das dabei hilft,<br />
Ängste ab- und Vertrauen aufzubauen.<br />
Müller Rüschlikon, 176 Seiten,<br />
24,90 Euro, ISBN: 978-3-275-02097-3<br />
Wie verhalte ich mich, wenn mein<br />
Pferd scheut? Wie kann ich ihm<br />
in Ausnahmesituationen Sicherheit<br />
vermitteln? Karin Tillisch<br />
beschreibt in ihrem Buch<br />
„Wenn Pferde Angst haben“,<br />
wie durch Vertrauensarbeit und<br />
Anti-Schreck-Training die Ängste<br />
des Pferdes, die es z. B. vor Berührungen,<br />
vor Gegenständen oder beim Reiten und im<br />
Gelände hat, bewältigt werden können.<br />
Cadmos, 96 Seiten, 14,95 Euro,<br />
ISBN: 978-3-84<strong>04</strong>-1514-2<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
51
ABENTEUER & REPORTAGE<br />
DO IT YOURSELF<br />
Pferdeliebe<br />
für zu Hause<br />
In der Kindheit hat man häufig kleine Geschenke gebastelt – über die objektive Schönheit lässt sich<br />
streiten. Für diese drei wundervollen Deko-Elemente benötigen Sie nicht viel künstlerisches<br />
Talent, mit ein wenig Geschick haben Sie diese in kurzer Zeit hergestellt. Bringen Sie etwas<br />
Reitstall zu sich nach Hause! Auch als Geschenk sind diese DIY-Projekte ideal<br />
Text: Nicole Audrit | Fotos: Anna Koppenhöfer
Schlüssel- & Schmuckhalter<br />
Es ist allseits bekannt, dass<br />
Hufeisen Glück bringen. Mit ein<br />
wenig Geschick können Sie aus<br />
den alten Hufeisen Ihres Pferdes,<br />
ein paar Hufnägeln und einem<br />
Holzbrett ein wundervolles<br />
Accessoire für Ihre Wohnung<br />
gestalten – ob Schlüssel- oder<br />
Schmuckbrett, Ihrer Kreativität<br />
sind keine Grenzen gesetzt.<br />
Selbstverständlich zeigt die Öffnung<br />
des Hufeisens nach oben,<br />
damit das Glück nicht herausfällt<br />
1<br />
2<br />
DAS BENÖTIGEN SIE:<br />
3<br />
4<br />
- zwei bis drei Hufeisen<br />
- pro Hufeisen vier Hufnägel<br />
- optional: Lackspray für die Hufeisen<br />
- optional: Vintage-Holzfarbe<br />
- Holzbrett<br />
- Nägel (Vorsicht: Diese müssen durch<br />
die Nagellöcher des Hufeisens passen,<br />
ihm jedoch auch genügend Halt am<br />
Holz geben)<br />
- Haken zum Aufhängen<br />
- Hammer<br />
5<br />
(1) Vorab müssen Sie sich entscheiden, ob<br />
Sie die Hufeisen und das Holzbrett im Originalzustand<br />
belassen oder eine beliebige<br />
Farbe verwenden möchten. Wir haben uns<br />
für naturbelassene Hufeisen und ein Holzbrett<br />
im Vintage-Look entschieden.<br />
(2) Nun befestigen Sie an der Rückseite<br />
einen Haken, um das Dekostück später an<br />
die Wand hängen zu können.<br />
(3–5) Nageln Sie das Hufeisen mit zwei<br />
Nägeln in den oberen Löchern an das<br />
Brett. Wiederholen Sie diesen Vorgang<br />
mit beliebig vielen Hufeisen. Schlagen Sie<br />
anschließend die Hufnägel durch die oberen<br />
und unteren Nagellöcher so weit in das<br />
Holz, bis sie stabil halten. Und schon ist das<br />
Schlüssel- oder Schmuckbrett fertig!
ABENTEUER & REPORTAGE<br />
Bild im Retrolook<br />
Mit Fotos kann man wundervolle Erinnerungen für immer festhalten.<br />
Viel zu selten finden die Fotos jedoch auch den Weg an die Wand.<br />
Mit dieser einfachen Anleitung können Sie Ihr Lieblingsbild perfekt<br />
in Szene setzen und Ihr Foto auf Holz „drucken“ bzw. übertragen<br />
DAS BENÖTIGEN SIE:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
- Foto (unbedingt ein Laserausdruck;<br />
empfehlenswert ist ein spiegelverkehrter<br />
Ausdruck – insbesondere bei<br />
Schriftzügen oder beispielsweise markanten<br />
Abzeichen des Pferdes)<br />
- Foto-Transfer-Potch, Pinsel, Schwamm,<br />
Spachtel (auch als Set erhältlich)<br />
- Holz (Brett oder Baumscheibe)<br />
mit möglichst glatter Ober fläche,<br />
gegebenenfalls benötigen Sie<br />
Schmirgelpapier<br />
- Klarlack (zum Sprühen oder Streichen)<br />
- Haken zum Aufhängen<br />
- Hammer<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
(1) Schmirgeln Sie die Oberfläche des<br />
Holzstücks glatt. Wenn Sie das Bild anschließend<br />
an die Wand hängen möchten,<br />
sollten Sie bereits jetzt einen Haken auf<br />
der Rückseite befestigen. Bekommt das<br />
Holz bei diesem Arbeitsschritt einen Riss,<br />
ist es in dieser Phase weniger ärgerlich, als<br />
wenn das Bild bereits auf dem Holz ist.<br />
(2–5) Tragen Sie den Foto-Transfer-Potch<br />
gleichmäßig auf das Holz und die bedruckte<br />
54 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
Seite des Fotos auf. Dabei ist die Menge<br />
entscheidend: Bei einer zu dünnen Schicht<br />
wird das Foto nicht richtig übertragen, bei<br />
einer zu dicken Schicht löst sich das Papier<br />
zu schnell auf. Legen Sie das Foto mit der<br />
bedruckten Seite auf das Holz, streichen Sie<br />
mit einem Spachtel zügig die Luftbläschen<br />
heraus und drücken Sie das Foto fest. Im<br />
Anschluss einen Tag trocknen lassen.<br />
(6–7) Nun geht es an die Fleißarbeit:<br />
Weichen Sie die Papierseite des Bildes<br />
mit einem feuchten Schwamm ein. Dann<br />
können Sie das Papier vorsichtig abreiben<br />
– das Bild bleibt auf dem Holz zurück.<br />
Wenden Sie nicht zu viel Druck auf,<br />
ansonsten kann es passieren, dass Sie<br />
das Bild auf dem Holz zerstören.<br />
(8) Nachdem das Holz getrocknet ist, können<br />
Sie als Finish eine Schicht Klarlack<br />
auftragen. Und fertig ist der Hingucker.
Windlicht<br />
Kerzenlicht verbreitet immer eine<br />
magische Stimmung. Diese Windlichter<br />
können Sie einfach und<br />
individuell gestalten. Wer möchte,<br />
kann auch statt eines Teelichts<br />
ein paar Süßigkeiten in dem<br />
gestalteten Glas verpacken –<br />
Deckel drauf und verschenken<br />
1<br />
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2<br />
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- ausgewaschene Gläser (ohne Etikett)<br />
- Milchglasspray<br />
- Vorlage<br />
- Tesafilm<br />
- Schere<br />
- Spitzenband<br />
3<br />
(1–2) Die ausgeschnittene Vorlage mit<br />
doppelseitigem Klebeband bzw. doppelt<br />
gelegtem Tesafilm außen an das Glas kleben.<br />
Insbesondere bei Details und dünnen<br />
Stellen sollten diese unbedingt gut am<br />
Glas kleben. Gut festdrücken!<br />
(3) Sprühen Sie das Milchglasspray<br />
gleichmäßig auf das Glas. Da das Spray<br />
einen starken Eigengeruch hat, sollten Sie<br />
diesen Schritt am besten draußen machen.<br />
Möglichst gleichmäßig und mit ausreichend<br />
Abstand sprühen, ansonsten bilden<br />
sich unschöne Flecken.<br />
(4) Die Farbe trocknen lassen, die Schablone<br />
abziehen, und das Windlicht ist fast<br />
fertig. Übrigens können Sie die Schablonen<br />
natürlich mehrfach verwenden.<br />
(5) Nun können Sie das Windlicht optional<br />
mit etwas Spitzenband verzieren: Dies<br />
wertet die Optik sehr auf, und praktischerweise<br />
ist das Schraubgewinde auch direkt<br />
verdeckt. Anschließend ein Teelicht reinstellen<br />
und das magische Licht genießen.<br />
4<br />
5<br />
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THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />
GRUNDLAGEN<br />
Sicher ins Gelände<br />
Der Winter ist fast vorbei, die<br />
Tage werden länger, und die<br />
Sonne lässt sich wieder öfter am<br />
Himmel blicken. Raus geht’s aus<br />
der Reithalle, ab ins Gelände.<br />
Wanderrittführerin Katrin<br />
Maerten zeigt, wie Sie nach der<br />
Winterpause sicher in Feld<br />
und Flur unterwegs sind<br />
Text: Inga Dora Meyer<br />
Die Pferde genießen die ersten<br />
Sonnenstrahlen, die ihnen<br />
das Fell wärmen. Bei Temperaturen<br />
im zweistelligen<br />
Bereich kommen langsam<br />
Frühlingsgefühle auf. Also<br />
nichts wie raus ins Gelände. Hier können<br />
Reiter und Pferd die Seele baumeln lassen<br />
und den Kopf frei bekommen. „Man kann<br />
längere Strecken in verschiedenen Tempi<br />
mehr oder weniger geradeaus reiten, ohne<br />
ständig im Kreis herum zu laufen. Man<br />
kann auch mal etwas flotter, aber kontrolliert<br />
unterwegs sein. Und: Es macht richtig<br />
Spaß! Die Natur zu erleben ist für Pferd und<br />
Reiter einfach wichtig“, sagt Katrin Maerten,<br />
Trainerin B, Beritt- und Wanderreitführerin<br />
sowie Bodenarbeitstrainerin nach Peter<br />
Kreinbergs „The Gentle Touch“-Methode<br />
aus Schneverdingen (Niedersachsen). Beide<br />
profitieren davon, denn es verbessert das<br />
Gleichgewicht, die Geschmeidigkeit und die<br />
Geschicklichkeit.<br />
Sicher und zügelunabhängig<br />
Einfach drauflosreiten ist aber etwas wagemutig.<br />
Ein paar Grundlagen sollten Reiter<br />
und Pferd schon beherrschen. Für den<br />
Reiter gilt: „Das Reiten im Gelände kann<br />
frühzeitig begonnen werden. Der Anfänger<br />
kann auf einem sicheren Pferd geführt werden<br />
oder – wenn die Pferde es kennen – auf<br />
dem Handpferd mitkommen. Ist der Reiter<br />
fortgeschrittener und das Pferd geländesicher,<br />
so kann er frei reitend in einer kleinen<br />
rücksichtsvollen Gruppe zunächst im<br />
Schritt mitreiten. Geübte Reiter sollten dann<br />
ins Gelände gehen, wenn sie in allen<br />
56 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Tipps to go<br />
Unsere Tipps<br />
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Von einem Ritt in<br />
der Natur profitieren<br />
Pferd und Reiter<br />
gleichermaßen<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
57
THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />
Grundgangarten sicher reiten und selbstständig<br />
das Tempo bestimmen können. Sie<br />
dürfen sich nicht an den Zügeln festhalten,<br />
wenn es mal brenzlig wird, sondern müssen<br />
gelernt haben, über Gewichts- und Schenkelhilfen<br />
einzuwirken“, sagt die Expertin.<br />
Das heißt, ein zügelunabhängiger Sitz<br />
ist elementar. Damit geht ein gutes Gleichgewichtsgefühl<br />
einher. Hat der Reiter seine<br />
Balance gefunden, so kann er sich den<br />
Bewegungen des Pferdes in einem unwegsamen<br />
Gelände besser anpassen. „Das will<br />
gelernt sein und ist für manchen Reiter,<br />
der nur Reitplatz oder Reithalle kennt, eine<br />
Herausforderung. Um ungewohnte Situationen<br />
besser bewältigen zu können, kann<br />
es hilfreich sein, sich zuerst von einem<br />
anderen Reiter im Gelände führen zu lassen<br />
(Handpferd) – zuerst im Schritt, dann im<br />
Trab und zu guter Letzt im Galopp“, empfiehlt<br />
die Expertin.<br />
Ferner sollte man vorher den Entlastungssitz<br />
erlernt haben, der ideal fürs Bergaufund<br />
Bergabreiten ist. Dafür steht der Reiter<br />
in den Steigbügeln und neigt den Oberkörper<br />
aus der Hüfte heraus ein wenig nach vorne.<br />
Das Gesäß bleibt so dicht wie möglich<br />
am Sattel, Unterarm, Zügel und Pferdemaul<br />
bilden weiterhin eine Linie. Das Fundament<br />
bilden Knie, Unterschenkel und Absatz, wobei<br />
die Unterschenkel am Gurt liegen und<br />
Kontakt zum Pferdeleib halten. „So wird<br />
der Pferderücken entlastet, damit dieser sich<br />
ausreichend bewegen kann. Ist der Hügel<br />
sehr steil, so darf sich der Reiter auch nach<br />
hinten lehnen, um das Gleichgewicht halten<br />
zu können. Die Füße sollten in den Bügeln<br />
gut Halt finden und mit dem Ballen aufgenommen<br />
sein. Die Hänge sollten übrigens<br />
immer gerade herauf- bzw. heruntergeritten<br />
werden, nie schräg“, so Maerten.<br />
Für das Pferd gilt: Ist es halfterführig,<br />
können Sie es Schritt für Schritt an ungewohnte<br />
Umgebungen gewöhnen, egal, ob<br />
Sie einen Youngster oder ein älteres, aber<br />
im Gelände unerfahrenes Pferd besitzen.<br />
„ Zuerst sollten Sie es auf dem heimatlichen<br />
Hofgelände an Autos und Traktoren gewöhnen.<br />
Wenn hier alles klappt, kann der<br />
erste Spaziergang ins Gelände erfolgen. Die<br />
Straßensicherheit sollte frühzeitig mit in<br />
die Ausbildung genommen werden“, erklärt<br />
Maerten. Hilfreich ist es, einen Pferdekumpel<br />
oder mehrere mitzunehmen, welche die<br />
nötige Ruhe ausstrahlen. Sollte das Pferd<br />
unruhig werden, kann es z. B. mit drei Pferden<br />
leicht eingerahmt werden.<br />
Langsam beginnen<br />
„Mein nächster Schritt wäre dann, das Pferd<br />
als Handpferd mitzunehmen, um den Trab<br />
mit aufnehmen zu können. Wenn alles gut<br />
klappt, kommt der Galopp hinzu. Aber das<br />
Handpferdereiten will gelernt sein, muss das<br />
58 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
MÖGLICHE GEFAHREN<br />
• Straßen: Die Straßensicherheit kann<br />
man peu à peu trainieren. Ist viel los,<br />
z.B. in der Erntezeit, sollte der Reiter<br />
die frequentierten Stellen großräumig<br />
meiden oder das Pferd führen, sofern es<br />
nicht 100-prozentig verkehrssicher ist.<br />
• Bahnübergänge: Diese haben oft einen<br />
Boden, auf den das Pferd nicht gern treten<br />
mag, wenn es das nicht kennt. Hier<br />
sollte bei der ersten Überquerung ein<br />
sicheres Führpferd vorweggehen.<br />
• Zug- und Autobahnbrücken: Sie<br />
können angsteinflößend sein. Es gilt:<br />
Absteigen und Führen bzw. ein sicheres<br />
Tier vorangehen lassen.<br />
• Tunnel: Hier kann es je nach Bodenbefestigung<br />
hallen. Außerdem müssen<br />
die Pferde vom Hellen ins Dunkle gehen.<br />
Straßensicherheit<br />
des Pferdes sollte<br />
früh trainiert werden<br />
Nicht alle Tiere mögen das.<br />
• Morast: Nicht vom Weg abkommen.<br />
Gerade in morastigen Gegenden, wenn<br />
die Pferde mit den Hufen zu tief einsinken,<br />
können sie panisch reagieren.<br />
• Tiefe Sandböden: Sie können Bänder<br />
und Sehnen schädigen, wenn die Pferde<br />
es nicht gewohnt sind, darin zu laufen.<br />
Ausritte nicht zu lang ausdehnen und<br />
nicht zu viel traben und galoppieren.<br />
• Insekten: In manchen Gegenden gibt<br />
es Hirschlausfliegen. Manche Pferde<br />
reagieren panisch auf die Bisse. Für<br />
ausreichenden Insektenschutz sorgen,<br />
damit der Ritt angenehm verläuft.<br />
• Wetter: Beobachten Sie unterwegs<br />
das Wetter. Starke Sonneneinstrahlung,<br />
Sturm und Gewitter meiden.<br />
In der Erntezeit<br />
stellen Mähfahr zeuge<br />
und Co. ein Risiko dar<br />
Fotos: Getty Images (1), IMAGO/ Frank Sorge (2)/ imagebroker (1), slawik.com (1), Privat (1), AdobeStock/ Ruud Morijn (1)
Handpferd doch an der richtigen Position<br />
gehen und das eingeschlagene Tempo willig<br />
mitlaufen“, so die Expertin. Ein so vorbereitetes<br />
Pferd kann bereits nach dem ersten<br />
Anreiten mit einem erfahrenen Führpferd<br />
das Gelände erkunden. Voraussetzung<br />
dafür ist natürlich, dass „Gas“ und „ Bremse“<br />
im Außenbereich funktionieren. Das heißt:<br />
„Das Pferd muss gelernt haben, auf Schenkeldruck<br />
zu reagieren und vorwärts zu<br />
gehen (Gas). Es sollte mindestens auf die<br />
Zügelhilfen reagieren, um das Tempo zu reduzieren<br />
(Bremse). Wünschenswert wäre es,<br />
wenn das Pferd vornehmlich auf Gewichtsund<br />
Schenkelhilfen vermehrt untertritt,<br />
das Gewicht mit den Hinterbeinen aufnimmt<br />
und durchlässig auf alle Zügelhilfen<br />
reagiert“, sagt die Expertin.<br />
Wichtig ist es, dem Pferd Zeit zu geben,<br />
sich an alles zu gewöhnen. Dazu zählt<br />
auch das Laufen auf unebenem Boden. „Es<br />
muss erst einmal trittsicher werden und<br />
seine Balance neu finden. Das muss genauso<br />
trainiert werden wie andere Übungen<br />
auch. In kleinen Schritten kann man vom<br />
Leichten zum Schweren gehen: Zuerst den<br />
Wiesenweg mit kurzem Gras wählen, dann<br />
den unebenen Weg mit umgestürzten Bäumen,<br />
über die geklettert werden muss, und<br />
später bergauf und bergab. Eine Weide in<br />
hügeligem, waldreichem Gelände, möglichst<br />
an einer befahrenen Straße gelegen,<br />
bietet übrigens die beste Grundlage dafür“,<br />
weiß Maerten. Wenn Pferd und Reiter sich<br />
gut an den unebenen Boden des Geländes<br />
anpassen können, ohne sich gegenseitig<br />
zu behindern, steht einem harmonischen<br />
Ausritt nichts im Wege.<br />
Je trainierter das Reiter-Pferd-Paar ist,<br />
desto länger und schneller kann es unterwegs<br />
sein. Bei entsprechendem Training<br />
können die Runden weiter gefasst werden<br />
bis hin zu einem Wanderritt. Wie trainiert<br />
ein Pferd sein muss, um welche Strecke und<br />
welches Tempo zu schaffen, ist allerdings<br />
nicht pauschal zu beantworten. „Sollte hier<br />
eine korrekte Antwort erfolgen, so müsste<br />
man intensiv auf die Trainingslehre eingehen,<br />
auf die PAT-Werte (Puls, Atmung<br />
und Temperatur), auf das Intervalltraining<br />
usw.“, sagt Maerten.<br />
Nach der Winterpause<br />
Waren beide eine längere Zeit nicht mehr<br />
draußen unterwegs, ist das für die Planung<br />
eines Ausritts zu berücksichtigen.<br />
„Ich selbst mache eine kurze Winterpause.<br />
Meine Pferde leben auf einer LAG-Offenstall-Anlage<br />
und haben zu viert mindestens<br />
einen 5.000 Quadratmeter großen<br />
Auslauf. Je nach Witterung werden fast<br />
täglich die Weiden geöffnet. Schwinge ich<br />
mich also im Frühjahr wieder auf meine<br />
Pferde, so ist der begrenzende Faktor<br />
mein fehlendes Training. Die ersten Runden<br />
beschränken sich daher nur auf eine<br />
bis anderthalb Stunden im gemütlichen<br />
Schritt mit kurzen Trab- und Galoppreprisen“,<br />
so die Expertin. Hinzu kommt, dass<br />
viele Offenstallpferde im Frühjahr noch<br />
einen Teil ihres Winterpelzes tragen. Das<br />
heißt, das Tempo muss so gewählt werden,<br />
dass die Tiere nicht übermäßig ins Schwitzen<br />
kommen. Sollte der Reiter dennoch<br />
WO DARF GERITTEN WERDEN?<br />
Die gesetzlichen Bestimmungen für das<br />
Reiten sind unübersichtlich: Während für<br />
öffentliche Straßen immerhin einheitlich<br />
die Straßenverkehrsordnung gilt, sind<br />
für private Wege Gesetze der einzelnen<br />
Bundesländer zu beachten, die meistens<br />
unterschiedliche Regelungen für die freie<br />
Landschaft und den Wald vorsehen.<br />
Öffentliche Straßen<br />
Reiter und Pferd gelten als Fahrzeuge<br />
und dürfen sich auf allen öffentlichen<br />
Straßen bewegen, nicht aber Fuß- und<br />
Radwege benutzen. Dafür müssen sie<br />
entsprechend verkehrstauglich sein,<br />
das heißt weder sich selbst noch andere<br />
gefährden und sich entsprechend der<br />
Straßenverkehrsordnung verhalten.<br />
Dazu gehört das Reiten (und Führen)<br />
am rechten Fahrbahnrand, das Anzeigen<br />
der Richtung, wenn man abbiegen<br />
möchte (Hand heraushalten) und das<br />
entsprechende Einordnen. Reitet man<br />
in einer größeren Gruppe, so gilt diese<br />
als Verband. Die Reiter sollten sich also<br />
nicht trennen, sondern hintereinander<br />
oder paarweise reiten. In der Dämmerung<br />
müssen Reiter und Pferd zudem nach<br />
vorne und hinten ausreichend beleuchtet<br />
Bedenken haben, nach einer Pause hinauszugehen,<br />
rät Maerten dazu, die ersten<br />
Runden nach einer gymnastizierenden<br />
Hallen arbeit zu absolvieren. „Denn ist der<br />
Reiter aufgeregt, weil er das Ausreiten als<br />
etwas Besonderes empfindet, überträgt<br />
sich dies aufs Pferd“, warnt sie.<br />
Im Idealfall reitet man nicht alleine, sondern<br />
zu dritt aus. So kann einer im Notfall<br />
Hilfe holen, während der andere beim<br />
Nicht immer gibt<br />
es ausgewiesene<br />
Reitwege<br />
sein. Zur besseren Sichtbarkeit empfehlen<br />
sich reflektierende Gegenstände<br />
(Leuchtweste, Leuchtgamaschen etc.).<br />
Wald- und Naturschutzgesetze<br />
Diese Gesetze sind den jeweiligen<br />
Ländern vorbehalten. Sie geben einen<br />
Rahmen für die Nutzung von Wald und<br />
Flur vor. Informationen erhalten Reiter<br />
z. B. bei den Tourismusverbänden, der<br />
Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />
(www.pferd-aktuell.de) und bei der<br />
Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer<br />
in Deutschland (www.vfdnet.de).<br />
Führen ist kein Reiten<br />
Das klingt banal, bedeutet aber nach<br />
einem Präzedenzfall im Jahr 2015, dass<br />
Reiter mit ihrem Pferd unter Umständen<br />
auch außerhalb ausgewiesener Reitwege<br />
unterwegs sein dürfen, sofern sie absitzen<br />
und ihren Vierbeiner führen.<br />
Vignetten- oder Plakettenpflicht<br />
In bestimmten Ländern und/oder Gebieten<br />
herrscht Vignetten- bzw. Plakettenpflicht<br />
(auch beim Führen eines Pferdes).<br />
Hier muss man erfragen, ob die Gemeinde,<br />
in der man reiten möchte, diese fordert.<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
59
THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />
Der Zustand der<br />
Ausrüstung sollte<br />
vor dem Ritt überprüft<br />
werden<br />
Verletzten bleibt. Leider sieht die Praxis<br />
häufig anders aus. „Meist findet man nur<br />
einen Mitreiter oder, wenn alle Stränge<br />
reißen, gar keinen. Fühlt man sich sicher<br />
genug, allein auszureiten, so sollte man im<br />
Stall hinter lassen, wohin man reitet und<br />
wann man plant, wieder zurückzukommen.<br />
Dank moderner Technik ist es zudem möglich,<br />
zum Beispiel per „Whats App“ seinen<br />
Standort live zu senden, so dass ein Daheimgebliebener<br />
erkennen kann, ob man<br />
sich noch fortbewegt, also vorwärts reitet,<br />
oder nicht“, erklärt die Expertin.<br />
Vor dem Ritt sollte immer die Ausrüstung<br />
des Pferdes kontrolliert werden,<br />
die in einem tadellosen Zustand sein sollte.<br />
Sattel und Trense müssen gut passen. Bei<br />
den Bügeln rät die Ausbilderin zu Sicherheitsbügeln.<br />
Bei Bedarf könne ein Martingal<br />
eingeschnallt werden, alle anderen<br />
Hilfszügel sind tabu.<br />
Damit sich der Reiter wohlfühlt, ist<br />
eine angemessene Kleidung erforderlich.<br />
„Ist er zu warm angezogen, kommt er ins<br />
Schwitzen. Ist er zu leicht angezogen, wird<br />
er frieren. Beides ist nicht gut für das Wohlbefinden<br />
und damit fürs Gleichgewicht,<br />
denn der Reiter verkrampft sich und sitzt<br />
nicht mehr losgelassen auf dem Pferd. Perfekt<br />
ist der Zwiebellook“, rät Maerten. Die<br />
Regenausrüstung kann aus Regenjacke<br />
„FÜHRERSCHEIN“ FÜRS GELÄNDE<br />
Die Prüfung zum Reitpass gilt als „Führerschein“ für das Ausreiten, den jeder<br />
Geländereiter haben sollte. Der Lehrgang teilt sich in einen Praxis- und Theorieteil<br />
und bietet die folgenden Inhalte an.<br />
Praktischer Teil:<br />
• Vorbereiten des Pferdes zum Ausritt<br />
• Vormustern des gezäumten Pferdes<br />
• Reiten in allen Gangarten<br />
• Kolonnenreiten<br />
• Einzelgalopp von Punkt zu Punkt<br />
• Wegreiten von der Gruppe<br />
• Überwinden kleiner natürlicher<br />
Hindernisse<br />
• Straßenüberquerung<br />
• Versorgen des Pferdes bei Rast oder<br />
bei einem Unfall<br />
Theoretischer Teil:<br />
• Grundkenntnisse der Reitlehre<br />
• Grundkenntnisse der Pferdehaltung<br />
• Unfallverhütung<br />
• Erste Hilfe für Reiter und Pferd<br />
• Reiten im Straßenverkehr<br />
• Reiterliches Verhalten und<br />
Umweltschutz<br />
• Rechtsvorschriften<br />
Darf der Reiter übers freie<br />
Feld? Darüber sollte er<br />
sich vorab informieren<br />
60 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
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und -hose oder einem Mantel bestehen.<br />
„Ein Poncho sollte nur von erfahrenen<br />
Reiter-Pferd-Paaren genutzt werden, denn<br />
dieser neigt zum Flattern. Das könnte das<br />
Pferd erschrecken“, so Maerten. Nicht zu<br />
vergessen ist der Reithelm. Dieser ist für<br />
die Ausbilderin ein absolutes Muss. Eine<br />
Sicherheitsweste empfiehlt sie bei ängstlichen<br />
Reitern, die ihrer Erfahrung nach so<br />
entspannter auf dem Pferd sitzen, und bei<br />
festen Sprüngen.<br />
Wetterbedingungen<br />
Nicht zu vergessen ist das Wetter. Das<br />
kann einem schon mal einen Strich durch<br />
die Rechnung machen. „Bei widrigen<br />
Witterungsverhältnissen wie Sturm und<br />
Gewitter sollte man lieber auf einen Ausritt<br />
verzichten. Auch bei Treibjagden bleibt<br />
man besser zu Hause und ebenfalls, wenn<br />
man die Erntefahrzeuge behindern würde.<br />
Ansonsten spricht nichts gegen einen Ausritt,<br />
wenn das Pferd entsprechend ausgebildet<br />
und der gute Reiter passend angezogen<br />
ist. Denn das Ausreiten ist aus meiner Sicht<br />
extrem wichtig und je nach Ausbildungsstand<br />
kann man, wie oben beschrieben,<br />
kleinschrittig anfangen und das Geländereiten<br />
entsprechend ausdehnen“, so die<br />
Wanderrittführerin.<br />
Zu guter Letzt tut der Reiter damit etwas<br />
für seine Gesundheit. „Die Substanzen und<br />
Duftstoffe, die die Pflanzen und Pilze des<br />
Waldes freisetzen, zeigen in Studien immer<br />
wieder bemerkenswerte gesundheitsfördernde<br />
und die Immunabwehr stärkende<br />
Wirkung – weshalb es in Japan inzwischen<br />
sogar „Waldbaden“ auf Krankenschein<br />
gibt“, berichtet Maerten von einem Vortrag<br />
anlässlich einer Landesbreitensporttagung.<br />
In der Tat haben Wissenschaftler herausgefunden,<br />
dass der Aufenthalt im Wald wie<br />
eine Art Aromatherapie wirkt. Mehr noch:<br />
Er verringert Angstzustände, Depressionen<br />
und Wut. Stresshormone werden abgebaut,<br />
und die Vitalität steigt. Wenn das nicht<br />
Gründe genug sind, um ab sofort öfter mit<br />
dem Vierbeiner ins Gelände zu gehen!<br />
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KATRIN MAERTEN ist<br />
Trainerin B, Beritt-, Wanderreit-<br />
(FN) und Geländerittführerin<br />
(VFD) sowie „The<br />
Gentle Touch“-Bodenarbeitstrainerin.<br />
Sie betreibt eine<br />
5-Sterne-LAG-Laufstallanlage<br />
in Schneverdingen (Niedersachsen)<br />
und bietet in Norddeutschland<br />
Ausritte, Wanderritte, Workshops<br />
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THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />
HILFE IM GELÄNDE<br />
Ihr Pferd will den Stall nicht verlassen, scheut oder ist im Gelände<br />
zu eilig? „Dann sollten Sie an Ihren Führungsqualitäten arbeiten“,<br />
sagt Parelli-Instruktor Ralf Heil. Er erklärt, welche Übungen<br />
im Akutfall helfen und woran der Reiter langfristig arbeiten sollte<br />
Text: Inga Dora Meyer<br />
Da wünscht sich der Reiter<br />
nichts sehnlicher, als mit<br />
seinem Pferd die Natur zu<br />
genießen, und dann das: Er<br />
kommt einfach nicht vom<br />
Hof. Der Vierbeiner erstarrt<br />
zur Salzsäure und bewegt sich keinen Millimeter<br />
mehr vorwärts. Wenn er es dann<br />
endlich mühsam vom Hof geschafft hat,<br />
hält das Pferd ständig an aus Gründen,<br />
die für den Reiter völlig unerklärlich sind,<br />
oder es scheut vor den unspektakulärsten<br />
Dingen wie einem Baumstamm, obwohl<br />
es vor hundert Metern noch an einem<br />
ebensolchen ganz entspannt vorbeigegangen<br />
ist. Unter Pferdeleuten berühmt<br />
ist auch das Einschalten des Turbos auf<br />
dem Nachhauseweg, so als hätte das Pferd<br />
die Zeit im Nacken sitzen und müsste am<br />
Stall noch etwas Dringendes erledigen.<br />
„Mit solchen Verhaltensweisen teilt<br />
das Pferd mit, dass etwas in der Mensch-<br />
Pferd-Beziehung nicht stimmt. Solche Probleme<br />
sind aber lediglich Symptome. Die<br />
Ursache dafür, warum ein Pferd mit seinem<br />
Reiter nicht ohne Probleme ins oder<br />
durchs Gelände geht, ist eigentlich immer<br />
die gleiche: mangelnde Führungsqualität<br />
des Menschen“, sagt Ralf Heil, lizenzierter<br />
Parelli-Instruktor und Inha ber des<br />
Birkenhofs in Stephanshausen bei Wiesbaden.<br />
Lang fristig ist dies nur zu lösen,<br />
indem der Mensch an sich selbst arbeitet.<br />
„Viele wissen trotz langjähriger Erfahrung<br />
die Sprache der Pferde nicht zu lesen oder<br />
senden körpersprachlich widersprüchliche<br />
Signale. Über Bodenarbeit kann aber jeder<br />
lernen, wie sein Pferd denkt und fühlt,<br />
62 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
und darüber Leadership-Potenziale entwickeln“,<br />
so der Experte weiter.<br />
Die Herausforderung dabei? Jedes Pferd<br />
hat eine andere Persönlichkeit und braucht<br />
einen unterschiedlichen Führungsstil.<br />
Einige Tiere sind extrovertiert und bauen<br />
Stress am besten über Bewegung ab,<br />
andere wiederum sind introvertiert und<br />
benötigen viel Vertrauen und Ruhe. Und<br />
dann gibt es wieder andere, die so selbstbewusst<br />
sind, dass sie selbst das Zepter in die<br />
Hand nehmen wollen.<br />
Spiel mit Problemen<br />
„Der Mensch muss einerseits lernen, sein<br />
Pferd so zu führen, wie es der Vierbeiner<br />
gerne hätte. Andererseits muss er seinem<br />
Pferd genau erklären, was er gerne hätte“,<br />
so Heil. Hilfreich ist es, dem Wunsch des<br />
Vierbeiners scheinbar nachzukommen,<br />
diesen dann aber so zu verändern, dass er<br />
anstrengender für den Vierbeiner wird, und<br />
das ohne Druck und Gewalt. „Lösen Sie<br />
Probleme so, dass für das Pferd ein Lerneffekt<br />
entsteht. Machen Sie ein Spiel daraus<br />
und werden Sie zum Botschafter des Ja-Sagens<br />
und nicht zum Botschafter des Nein-<br />
Sagens“, erklärt der Parelli-Instruktor.<br />
Wie das genau funktioniert, lesen Sie<br />
in den folgenden Kästen. Hier finden Sie<br />
kurzfristige Lös ungsansätze, die Sie anwenden<br />
können, wenn Probleme akut<br />
auftreten. Die Ursache, also das fehlende<br />
Leadership-Potenzial des Menschen, ist<br />
damit aber noch nicht behoben. Das ist<br />
sie erst, wenn sich die Beziehung zu Ihrem<br />
Pferd verbessert hat.<br />
Probleme deuten meist<br />
auf ein Missverständnis<br />
in der Mensch-Pferd-<br />
Beziehung hin<br />
MEIN PFERD IST IM GELÄNDE<br />
Haben Sie einen hibbeligen Vierbeiner<br />
im Gelände, dann ist Ihr Pferd<br />
wahrscheinlich emotional über<br />
seiner Grenze. „Solche Pferde rennen<br />
nicht weg, spannen sich aber in der<br />
Muskulatur stark an“, erklärt der<br />
Ausbilder. Sein Rat: „Machen Sie<br />
alles langsamer, streicheln Sie Ihr<br />
Pferd beruhigend und warten Sie, bis
NERVÖS.<br />
es sich entspannt. Es braucht sehr viel<br />
Zeit“, so der Parelli-Instruktor. Die Nervosität<br />
kann ihre Ursache übrigens nicht<br />
nur in der fehlenden Führungsposition<br />
des Reiters haben. Es kann sein, dass<br />
das Pferd eigentlich selbstbewusst und<br />
ruhig ist, sein Reiter aber im Gelände<br />
nervös. So überträgt der Mensch die<br />
Nervosität auf das Tier.<br />
MEIN PFERD SCHEUT UND ERSCHRECKT SICH.<br />
Pferde, die im Gelände oft scheuen, drücken<br />
damit ihre eigene Unsicherheit in<br />
der jeweiligen Situation aus und reagieren<br />
entsprechend ihres Fluchtinstinktes.<br />
Es kann schlichtweg sein, dass das Pferd<br />
zu wenig Erfahrung im Gelände hat. In<br />
dem Fall können Sie sich das Fluchtverhalten<br />
zunutze machen. „Wenn Pferde<br />
flüchten, werden sie steif und rennen<br />
los. Nach einer gewissen Fluchtdis tanz<br />
verschieben sie aber die Hinterhand,<br />
drehen sich um und schauen das Problem<br />
an, um zu entscheiden, ob sie weiterflüchten<br />
sollen oder nicht. Dieses Verschieben<br />
der Hinterhand können Sie als<br />
Übung beim Scheuen gut anwenden, um<br />
das Pferd wieder in den Denkmodus zu<br />
bringen und sich seine Aufmerksamkeit<br />
zurückzuholen“, erläutert Heil. Alternativ<br />
lässt sich die Übung vom Boden aus<br />
absolvieren. Entspannt sich das Pferd,<br />
steigen Sie wieder auf.<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
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THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />
Fotos: slawik.com (4), IMAGO/ Marius Schwarz (1)/ imagebroker (1)/ Frank Sorge (1), Privat (1), AdobeStock/ citikka (1)<br />
MEIN PFERD KLEBT AM STALL.<br />
Möchte Ihr Pferd nicht vom Hof weggehen,<br />
ist es unsicher und vertraut Ihnen<br />
nicht genug. „Ein ängstliches Pferd kann<br />
den Stall nicht verlassen, weil es eine<br />
hundertprozentige Sicherheit braucht.<br />
Wenn ich aber Dinge wie Sicherheit,<br />
Vertrauen und Komfort als Reiter in der<br />
Zweierherde nicht befriedigen kann, dann<br />
geht es nicht mit mir ins Gelände. Dann<br />
werden diese Grundbedürfnisse nur vom<br />
Stallumfeld befriedigt“, sagt Heil.<br />
ZIEL VOR AUGEN<br />
In einer akuten Situation rät der<br />
Experte zu folgender Übung: „Visieren<br />
Sie in etwa 50 Meter Entfernung einen<br />
festen Gegenstand an. Das kann ein<br />
Laternenpfahl, ein Baum oder ein Auto<br />
sein. Dann schauen Sie genau dorthin<br />
und richten Ihr Pferd nach diesem<br />
Punkt aus. Sobald es seine Nase nur<br />
einen Millimeter nach links oder rechts<br />
von der gedachten Linie zwischen Ihnen<br />
und dem Endziel bewegt, korrigieren<br />
Sie es. Nehmen Sie dafür den Zügel auf<br />
und lassen Sie ihn nach der Korrektur<br />
wieder lang.“ So spürt es, dass Sie ein<br />
Ziel vor Augen haben. „Das unsichere<br />
Pferd fühlt sich wohler und kann sich<br />
entspannen, denn es braucht ja in diesem<br />
Moment Unterstützung“, so der<br />
Parelli-Instruktor.<br />
BUCH-TIPP<br />
SPASS IM GELÄNDE<br />
Haben Sie einen selbstbewussten Typen<br />
im Stall? Dann bleibt dieser vielleicht<br />
lieber zu Hause, weil Sie zu wenig Abwechslung<br />
im Gelände bieten. „Das Pferd<br />
will Galopp, es wird aber nur im Schritt<br />
geritten. Es will Abwechslung, aber es darf<br />
immer nur die gleichen Runden drehen<br />
oder nur an denselben Stellen antraben.<br />
Das finden manche gähnend langweilig“,<br />
versichert Heil. Was tun? Werden Sie kreativ<br />
und sorgen Sie für Spaß!<br />
SPIELERISCH RAUS<br />
Reiten Sie direkt vom Hof weg Trab oder<br />
Galopp, bauen Sie Seitengänge, Rückwärtsrichten,<br />
Schlangenlinien, Übergänge oder<br />
das Verschieben von Vor- und Hinterhand<br />
ein. Gestalten Sie den Geländeritt interessanter<br />
oder – besser noch – fangen Sie direkt<br />
auf dem Hof an zu „spielen“. „Machen<br />
Sie die Tür vom Reitplatz auf und reiten Sie<br />
wie beiläufig während einer Übung heraus.<br />
Vergrößern Sie die Distanz zum Reitplatz<br />
ein Stück, reiten Sie erneut eine Übung und<br />
gehen Sie zurück aufs Viereck, bevor Sie<br />
erneut hinausreiten und sich weiter vom<br />
Reitplatz entfernen“, erläutert der Ausbilder.<br />
Manövrieren Sie es so spielerisch<br />
vom Hof ins Gelände hinaus. Diese Übung<br />
hilft übrigens auch dem unsicheren Pferd.<br />
„Damit vermitteln Sie ihm, dass Sie es gut<br />
führen und lenken können“, so der Experte.<br />
Wegreiten<br />
vom Hof ist<br />
oft mit Stress<br />
verbunden<br />
Viele Pferde<br />
versuchen<br />
beim Ausritt<br />
immer wieder,<br />
an Grasbüschel<br />
heranzukommen<br />
MEIN PFERD SCHNAPPT<br />
Kein Grasbüschel ist vor Ihrem Pferd<br />
sicher? „Das ist doch kein Problem. Lassen<br />
Sie es fressen. Machen Sie das Gegenteil<br />
von dem, was Reiter machen würden, die<br />
sich Strategien wie ein Raubtier überlegen.<br />
Denn wenn fressorientierte Pferde<br />
wissen, dass sie nur eine Lektion machen<br />
müssen und dann wieder fressen<br />
dürfen, machen sie nach einer<br />
kurzen Zeit sehr gut mit“, berichtet<br />
Heil aus seiner Erfahrung.<br />
WUNSCH ERFÜLLEN<br />
Er rät zu folgender Übung, bei der Sie<br />
dem Verlangen Ihres Pferdes zuerst<br />
In dem Buch<br />
„Entspannt ausreiten“<br />
von Sandra Gockenbach<br />
und Ralf Heil erfährt der Leser,<br />
wie er die richtige Basis für<br />
einen entspannten Ausritt legt. Die<br />
Übungen sind reitweisenunabhängig<br />
und orientieren sich am Ausbildungsprogramm<br />
„Parelli Natural<br />
Horsemanship“. Die 176 Seiten gibt<br />
es zum Preis von 24,90 Euro<br />
www.paul-pietsch-verlage.de<br />
64 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
atat iniamcore<br />
commolo boreet<br />
velit in enis et,<br />
con ullaor augiat,<br />
conum<br />
STÄNDIG NACH GRAS.<br />
nachkommen, dieses aber verändern. „Wenn<br />
Ihr Pferd im Gelände immer fressen will, reiten<br />
Sie fünf Meter vom Hof weg und lassen Sie<br />
es etwa zwei bis drei Minuten lang fressen.<br />
Dann fordern Sie es auf, im Schritt anzutreten,<br />
reiten Sie zwei Meter weiter und lassen Sie<br />
es wieder fressen. Wenn Sie diese Übung eine<br />
halbe bis Dreiviertelstunde machen, werden<br />
die Fresspausen immer kürzer, und das Pferd<br />
will plötzlich selber vorwärtslaufen“, so der Experte.<br />
Der Grund? Als Fluchttier muss das Pferd<br />
athletisch und fit sein, um möglichen Feinden<br />
zu entkommen. Deswegen ist das Grundbedürfnis,<br />
sich zu bewegen und zu spielen, von Natur<br />
aus eigentlich stärker als das Fressbedürfnis.<br />
MEIN PFERD<br />
IST ZU EILIG.<br />
Gas, Gas und noch mal Gas: Ist Ihr Pferd<br />
im Gelände zu flott unterwegs, kann das<br />
verschiedene Gründe haben. „Das extrovertierte<br />
Pferd baut, wenn es sich unwohl<br />
fühlt, über schnellere Bewegungen Stress<br />
ab. Das selbstbewusste Pferd drückt hingegen<br />
seine Spielfreude über einen hohen<br />
Bewegungsdrang aus, wenn es z. B. den<br />
ganzen Tag in der Box stand und im Gelände<br />
Bock hat, Gas zu geben“, erläutert<br />
der Parelli-Instruktor. Anderen wiederum<br />
fehlt es an Balance im Gelände. Sie laufen<br />
ihrem Gleichgewicht quasi hinterher. „Oft<br />
sind eilige Pferde auch mental, emotional<br />
und physisch unter- oder überfordert“,<br />
sagt Heil.<br />
TEMPO HALTEN<br />
Im Akutfall rät er dazu, sich eine bestimmte<br />
Geschwindigkeit vorzunehmen.<br />
„Stellen Sie sich vor, der schnellste Trab<br />
sei eine Zehn und der langsamste eine<br />
Eins. Dann wählen Sie eine Fünf, also einen<br />
entspannten Arbeitstrab. Wenn das Pferd<br />
eine Sechs, Sieben oder mehr trabt, wenden<br />
Sie auf eine Volte ab. Diese verlassen Sie<br />
erst, wenn Ihr Pferd eine Vier oder Fünf<br />
trabt“, sagt der Ausbilder. Dabei wird das<br />
Pferd nicht mit den Zügeln zurückgehalten,<br />
sondern es wird abgewartet, bis es von<br />
sich aus das Tempo verlangsamt. Einige<br />
tun das bereits nach wenigen Minuten,<br />
andere benötigen länger. Irgendwann aber<br />
wird jedes Pferd merken, dass es nur im<br />
Kreis läuft und anfangen, sich zu entspannen,<br />
weil ein Weglaufen keinen Sinn mehr<br />
ergibt. „Das unsichere Pferd wird sicherer.<br />
Das extrovertierte Pferd hat irgendwann<br />
keine Lust mehr, im Kreis zu gehen“, erläutert<br />
Heil. Ist Ihr Wunschtempo erreicht, lassen<br />
Sie das Pferd wieder geradeaus gehen.<br />
Überschreitet es dann wieder die von<br />
Ihnen gewünschte Geschwindigkeit,<br />
wenden Sie erneut ab.<br />
RICHTIG GAS GEBEN<br />
Ihr Pferd wird nur auf dem Heimweg<br />
schneller? „Das ist wunderbar“, sagt der<br />
Experte. „Dann hindern Sie es nicht an<br />
seinem Bewegungsdrang, sondern lassen<br />
Sie es laufen. Schicken Sie es in den Galopp<br />
und machen Sie dann, wenn Sie am<br />
Stall angekommen sind, auf dem Reitplatz<br />
richtig schön Galopparbeit“, lautet sein<br />
Tipp. Alternativ können Sie auch den<br />
Hof queren und wieder raus ins Gelände<br />
reiten. Irgendwann denkt das Pferd: „Verdammt,<br />
ich muss ja mehr arbeiten, wenn<br />
ich auf dem Nachhauseweg schneller<br />
werde.“ Bei diesen zwei banalen Übungen<br />
ist der Lerneffekt für das Pferd groß.<br />
Eilige Pferde, die<br />
pullen, können mit<br />
einer Voltenübung<br />
ruhiger werden<br />
MEIN PFERD<br />
HÄLT OFT AN.<br />
Bleibt Ihr Pferd im Gelände regelmäßig<br />
stehen und will nicht mehr vorwärts?<br />
„Dann kann es sein, dass draußen eine<br />
Stelle ist, wo die Bindung zum Pferd nicht<br />
ausreicht, um ihm genügend Sicherheit<br />
zu geben. Das Pferd will nicht, sondern es<br />
kann nicht weitergehen. „Jeder Vierbeiner<br />
hat eine emotionale Grenze. Dieser persönliche<br />
Bereich, wo das Pferd 100 Prozent<br />
Sicherheit verspürt, liegt bei dem einen<br />
vielleicht bei 30 Meter um den Stall herum,<br />
bei einem anderen bei 200 Meter. Wenn ich<br />
diese Distanz überschreite, bleibt das Pferd<br />
stehen und bekommt Ängste, weil es sich<br />
nicht mehr wohlfühlt“, erklärt Heil. Oder:<br />
Im Gelände taucht eine Stelle auf, die dem<br />
Pferd unheimlich ist. Dann sind auf einmal<br />
von den 100 Prozent Sicherheit nur noch 60<br />
oder 70 Prozent übrig, und es stoppt.<br />
KONTROLLIERT BEWEGEN<br />
Er empfiehlt im Akutfall die gleichen<br />
Übungen wie beim Kleben. „Wenn Ihr Pferd<br />
extrovertiert ist und seine Beine bewegen<br />
will, versuchen Sie nicht, es zu beruhigen.<br />
Es muss sich kontrolliert bewegen dürfen<br />
(vorwärts, rückwärts, seitwärts), damit es<br />
sein Adrenalin schnell abbauen kann. Das<br />
Gleiche gilt für das selbstbewusste Pferd,<br />
das plötzlich sagt: Nee, um 17 Uhr gibt es<br />
Abendessen, ich gehe jetzt nicht mehr weiter.<br />
Hier müssen Sie es schaffen, das Gelände<br />
spannend zu machen“, sagt der Experte.<br />
UNSER EXPERTE<br />
RALF HEIL ist 3-Sterne-<br />
Parelli-Instruktor und<br />
Inhaber des Birkenhofs<br />
in Stephanshausen bei<br />
Wiesbaden. Das Seminarzentrum<br />
bietet auf Basis<br />
der Natural Horsemanship<br />
unterschiedliche Angebote<br />
für Reiter und Pferd – vom<br />
Kids Club über Beritt bis hin zu<br />
Coachings und Workshops.<br />
www.birkenhof-heil.de<br />
Stoppt ein Pferd<br />
häufig, kann das<br />
verschiedene<br />
Ursachen haben<br />
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65
THEMA DES MONATS | SICHER AUSREITEN<br />
GEMEINSAM UNTERWEGS<br />
in der Gruppe<br />
Ein Gruppenausritt ist für<br />
viele Reiter mit Sorgen und<br />
Ängsten verbunden. Das muss<br />
nicht sein, wenn Ihr Pferd<br />
Ihnen vertraut, Sie in der Gruppe<br />
die Kontrolle behalten<br />
und jedes Reiter-Pferd-Paar als<br />
Zweierherde unterwegs ist<br />
Text: Inga Dora Meyer<br />
Pferde sind Herdentiere. Die<br />
Herde bietet ihnen Schutz und<br />
Sicherheit. So erfolgt z.B. ein<br />
Ortswechsel in freier Wildbahn<br />
nur im engen Verband. Auch<br />
vor Fressfeinden wird immer<br />
gemeinsam geflüchtet. Diese Verhaltensweisen<br />
sind lebenserhaltend und trotz aller<br />
Domestizierung bis heute nicht verlorengegangen.<br />
Deshalb wollen Pferde natürlicherweise<br />
nicht gern allein sein. Orientiert sich<br />
der Vierbeiner beim Gruppenausritt aber<br />
ausschließlich an den Artgenossen, stellt<br />
dies den Reiter vor Herausforderungen.<br />
Wird eines der Pferde immer schneller oder<br />
überholt es die anderen von hinten, will sein<br />
Vierbeiner hinterher. Soll es hinten gehen,<br />
pullt es und ist ständig auf der Hut, denn das<br />
letzte Tier wird bekanntlich von den Fressfeinden<br />
erbeutet. Möchte der Reiter den<br />
Verband frühzeitig verlassen, weigert sich<br />
sein Pferd, auch nur einen Schritt in eine<br />
andere Richtung zu machen.<br />
Sicherheit und Vertrauen<br />
Sie haben ihren Pferden zunächst beigebracht,<br />
sie als Leittier zu akzeptieren und<br />
sich bei ihnen wohl- und sicher zu fühlen.<br />
Dann sind ihre Pferde es gewöhnt, in der<br />
Gruppe unterwegs zu sein. Mehr noch: Sie<br />
werden an zig verschiedenen Positionen<br />
geritten. Manchmal gehen sie vorne, in<br />
der Mitte, ganz hinten oder nebeneinander<br />
her. Oft trennen sich ihre Wege. Ein Reiter-<br />
Pferd-Paar oder mehrere Paare halten an,<br />
drehen um, entfernen sich, bleiben ganz weg<br />
oder kommen wieder. Einige gehen Schritt,<br />
wieder andere traben oder galoppieren.<br />
Und wie sieht es in der Regel bei uns aus?<br />
Viele Pferde laufen an ein- und derselben<br />
Position. Wer kennt nicht einen Mitreiter,<br />
der von seinem Pferd sagt: „Meiner kann<br />
nur vorne gehen.“ Oder: „Als Letzter der<br />
Gruppe? Nee, das geht nicht.“ „Gruppengalopp?<br />
Ach, du meine Güte!“ Vom Verlassen<br />
der Gruppe ist gar nicht die Rede. All das<br />
lässt sich aber trainieren. Trommeln Sie Ihre<br />
Mitreiter zusammen und gehen Sie auf einen<br />
großen Reit- bzw. Wiesenplatz oder direkt<br />
ins Gelände, und üben Sie beim Gruppenausritt,<br />
als Zweierherde zu fungieren.<br />
Die folgenden Übungen helfen Ihnen dabei.<br />
Übungen zum Nachreiten<br />
Übung 1: Reiten Sie hintereinander her.<br />
Der sicherste Reiter reitet erst einmal vorn.<br />
Warum? Weil nach und nach alle anderen<br />
Pferde an ihm vorbeiziehen sollen und er<br />
sein Pferd sicher an den Hilfen haben muss.<br />
Die eher unsicheren Reiter reihen sich in<br />
Fotos: Daniel Elke<br />
Solche Probleme in der Gruppe entstehen<br />
immer dann, wenn der Reiter das Bedürfnis<br />
nach Sicherheit und Vertrauen aus Sicht des<br />
Pferds nicht erfüllen kann. Hier lässt sich mit<br />
der Arbeit am Boden viel erreichen. Hilfreich<br />
ist es zudem, wenn sich jedes Reiter-Pferd-<br />
Paar als einzelne Zweierherde betrachtet und<br />
nicht den Verband als gemeinsame Herde.<br />
Stellen Sie sich dafür eine Gruppe Cowboys<br />
vor. Sie treiben Rinder, fangen ausgebrochene<br />
Tiere wieder ein – und das unabhängig<br />
von ihren Mitreitern. Was machen sie also<br />
anders als andere Reiter?<br />
66 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
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Pferde sollten an<br />
jeder Position im<br />
Gelände gehen<br />
können<br />
der Mitte ein. Los geht es im gemächlichen<br />
Schritt. Jetzt trabt der letzte Reiter sein<br />
Pferd an und reitet links oder rechts an der<br />
Gruppe vorbei. Hat er die Gruppe, die weiterhin<br />
im Schritt unterwegs ist, passiert,<br />
reiht er sich vor dem ersten Reiter ein und<br />
pariert durch. Dann startet der vorletzte<br />
Reiter im Trab, überholt die anderen und<br />
reiht sich vor dem ehemals letzten Reiter<br />
ein. So geht es weiter, bis jeder Reiter die<br />
Übung absolviert hat. Fortgeschrittene<br />
können die Übung sowohl im Trab als<br />
auch im Galopp absolvieren.<br />
Gegenseitiges Vertrauen:<br />
So ist auch<br />
ein Gruppenausritt<br />
ohne Sattel möglich<br />
Übung 2: Bilden Sie eine Reihe und reiten<br />
Sie im Schritt hintereinander her. Vergrößern<br />
Sie den Abstand zu dem Reiter vor Ihnen.<br />
Nun trabt der letzte Reiter an und reitet<br />
in Schlangenlinien um die Reiter vor ihm,<br />
bis er das erste Paar überholt hat. Dann folgt<br />
ein Übergang zum Schritt, und er reiht sich<br />
vorne ein. Die Reiter-Pferd-Paare werden<br />
quasi zu Pylonen, die umrundet werden.<br />
Das Pferd lernt bei diesen beiden<br />
Übungen, sich mehr auf den Reiter zu konzentrieren.<br />
Auch der Reiter profitiert davon,<br />
denn er lernt, sein Pferd besser einzuschätzen.<br />
Wie verhält es sich, wenn andere vorbeitraben<br />
oder galoppieren? Wie durchlässig<br />
ist es? Hört es mir wirklich jederzeit zu?<br />
Von der Gruppe entfernen<br />
Übung 3: Die Gruppe bleibt entweder auf<br />
einem großen Zirkel oder aufgereiht hintereinander<br />
im Schritt zusammen. Ein Reiter<br />
entfernt sich zehn bis 50 Meter oder, wenn<br />
es möglich ist, noch weiter von der Gruppe<br />
im Trab. Danach wird durchpariert, eine<br />
Kehrtvolte oder Wendung um die Vorhand<br />
absolviert und in entgegengesetzter Richtung<br />
an der Gruppe vorbeigeritten. Dann<br />
reiht sich der Reiter hinten ein. Das ist eine<br />
gute Übung für Pferde, die immer nur an<br />
der Spitze gehen wollen. Bis diese Vierbeiner<br />
anfangen, sich zu entspannen, müssen<br />
Reiter aber meist mehrfach die Strecke hin<br />
und her reiten.<br />
Fortgeschrittene können auch die Zügel<br />
aus der Hand kauen lassen, bevor sie die<br />
Gruppe wieder erreichen. Hält das Pferd<br />
Takt und Tempo und bleibt es auch in Dehnungshaltung<br />
an den Hilfen? Oder drängelt<br />
es am längeren Zügel und nimmt Fahrt auf?<br />
Solche Übungen im Gelände lassen sich<br />
beliebig erweitern. So kann sich eine Gruppe<br />
im Gelände in zwei Hälften teilen, sich<br />
trennen und später wieder zusammenfinden,<br />
zwei Reiter-Pferd-Paare halten an, drehen<br />
um oder biegen ab und kehren heim,<br />
usw. Je öfter Ihr Pferd solche Situationen erlebt,<br />
desto gelassener wird es in der Gruppe<br />
sein. Denken Sie an die Cowboys!<br />
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Am endlosen Sandstrand entlang galoppieren, den<br />
Wind und die Wärme der Sonne im Gesicht spüren.<br />
Anschließend ein erfrischender Ritt hinein ins Meer.<br />
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die Schönheit der Natur erkunden, Hänge hoch- und runterklettern und dabei das tiefe Vertrauen zwischen sich und dem vierbeinigen<br />
Partner spüren. Oder soll es etwas exotischer sein? Wie wäre es mit einem Ritt auf PRE‘s in Spanien? Die edlen Pferde begeistern mit ihrem<br />
Temperament und ihrer Vielfalt Jung und Alt. Wer es noch etwas wilder und uriger mag, könnte seinen Urlaub auch auf einer urtypischen<br />
amerikanischen Pferderanch verbringen. Rinder auf die riesigen Weiden treiben, ein echtes Rodeo besuchen und abends nach getaner Arbeit<br />
mit den Cowboys am Lagerfeuer sitzen. Neue Reitweisen, großartige Länder und dazu noch eine fremde Sprache kennenlernen – viele tolle<br />
Eindrücke lassen den Urlaub zu etwas ganz Besonderem werden. Also schnell Kataloge durchblättern, das Internet durchstöbern und die<br />
nächste Reise planen. Ob Anfänger oder fortgeschrittener Reiter spielt dabei meist keine Rolle. Die meisten Anbieter haben für jeden Ausbildungsstand<br />
Angebote im Programm, damit dem Traumurlaub nichts im Weg steht. Außer vielleicht der wie immer viel zu kleine Koffer.<br />
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<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de 69
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Unser Reiterhof liegt<br />
direkt an der Nordsee.<br />
Mit unseren 60 Pferden und Ponys<br />
bieten wir Kinderreitferien und<br />
Reitlehrgänge für Erwachsene an.<br />
Unser Reitunterricht wird von ausgebildeten<br />
Trainern C und B mit<br />
langjähriger Erfahrung im Breitensport<br />
gegeben. Unterrichtet wird in<br />
der Reithalle, auf dem Reitplatz<br />
und im eigenen Reitgelände.<br />
Zusätzlich zum Reitunterricht<br />
bieten wir ebenfalls Bodenarbeit,<br />
Sitzschulung, Quadrille reiten<br />
und vieles mehr an.<br />
Nähere Informationen zu unserem<br />
Reiterhof finden Sie unter:<br />
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Reiterhof Hennings<br />
Stinteck 57 · 25761 Westerdeichstrich<br />
Tel.: (0 48 34) 9 31 25 · www.reiterhof-hennings.de<br />
Reiten auf Fehmarn e. V.<br />
Für Pferdefreunde ist die Insel Fehmarn ein<br />
Paradies voller Möglichkeiten.<br />
Auf Fehmarn sind sie in fast jedem Dorf zuhause: Zottelige und liebenswerte<br />
Ponys oder gut ausgebildete Holsteiner für den Turniersport. Der<br />
Verein „Reiten auf Fehmarn“ hat sich dem Sport mit dem Partner Pferd<br />
in allen Facetten auf der Insel Fehmarn verschrieben. Pferd und Reiter<br />
sollen sich wohlfühlen. Bei den Mitgliedern des aktiven Vereins finden Sie<br />
schnuckelige Ferienunterkünfte, qualitativen Reitunterricht, tolle Einkaufsmöglichkeiten<br />
oder Tipps für<br />
urige Restaurants. Die Angebote<br />
der einzelnen Reitbetriebe sind<br />
vielfältig. Vom Ponyführerschein<br />
für die Kleinsten gibt es ebenso<br />
Ausritte in den Sonnenuntergang<br />
oder Springstunden zu finden.<br />
Einige Reiterhöfe bieten auch Gastboxen an, so dass ein eigenes Pferd<br />
mitgebracht werden kann. Auch Haustiere sind willkommen. “Fehmarn<br />
ist für Pferdefans ideal”, so die Vereins-Vorsitzende Nadine Witt, “die<br />
Landschaft ist sehr vielfältig. Es gibt Strände, Steilküsten und je nach<br />
Jahreszeit blühende Raps- oder Stoppelfelder. Und während man bei guter<br />
Sicht im Inselosten einen freien Blick übers Meer bis nach Dänemark<br />
haben kann, können Sie im Inselwesten die schönsten Sonnenuntergänge<br />
beobachten.” Entdecken Sie Fehmarn neu – vielleicht bei einer<br />
geführten Tour auf dem Pferderücken?<br />
Reiterspiele Einen Nachmittag lang dreht<br />
sich alles rund ums Pferd. Dabei haben Kinder<br />
jeden Alters die Möglichkeit, mit einer Stempelkarte<br />
verschiedene Stationen wie Pferdepflege,<br />
erste Reiterfahrungen, Kutsche fahren oder<br />
Hufeisen selber schmieden zu durchlaufen. Bei<br />
den Mitmach-Aktionen und in der Hüpfburg sind<br />
Spaß und Freude garantiert. Am Ende gibt es<br />
sogar eine Urkunde. Für das leibliche Wohl ist<br />
gesorgt. Die Reiterspiele finden am<br />
Montag, den 8. Juli <strong>2019</strong>,<br />
von 14 bis 17 Uhr auf dem Turnierplatz<br />
neben der Volksbank-Reithalle statt.<br />
Alle Höfe, Termine und weitere Infos:<br />
urlaub.reiten-auf-fehmarn.de<br />
70 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Reitsport-Zentrum in Oberbayern<br />
Unsere SHERWOODRANCH<br />
liegt ca. 75 km östlich von<br />
München. Wir sind ein<br />
bekanntes Reitsport-Zentrum<br />
für Freizeit-, Western- und<br />
Turnier-Reiter. Über 65 Pferde<br />
sind hier Zuhause.<br />
Ausritte & Reiturlaub<br />
Genießt die von erfahrenen Reitern<br />
geführten Ausritte mit unseren<br />
Ranchpferden oder mit eurem eigenen<br />
Pferd. Die Ritte führen durch die<br />
abwechslungsreiche Landschaft des<br />
hügeligen Oberbayerns. Mal gemütlich<br />
oder flott – wir orientieren uns ganz<br />
SHERWOODRANCH Sepp Fuchs<br />
Hinteralbing 1 · 84494 Niedertaufkirchen<br />
Nähe Mühldorf am Inn / Oberbayern<br />
Telefon 0172 / 8 13 97 39 · info@sherwoodranch.de<br />
www.sherwoodranch.de<br />
nach eurem individuellen Können.<br />
Unsere Ranch-Holzhäuser<br />
Sie bieten Platz für jeweils 2–6 Pers.<br />
Im Westernstil eingerichtet, mit<br />
großem Wohn- und Schlafbereich,<br />
separatem Schlafzimmer, Bad und<br />
Holzveranda. Frühstück, Mittag und<br />
Abendessen servieren wir euch im<br />
Reiter-Saloon. Bei schönem Wetter<br />
grillen wir am Lagerfeuer!<br />
Unsere Ranchpferde<br />
Sie sind alle gut ausgebildet und<br />
zuverlässig. Mit ihnen macht das<br />
Reiten wirklich Spaß! Wir haben<br />
die passenden Pferde für Einsteiger<br />
und geübte Reiter.<br />
Wochenende und Urlaubswoche<br />
z. B. 2 Reittage mit ca. 8 Stunden<br />
Ausritt bzw. Reitanfängertraining.<br />
2 Übernachtungen im Ranch-Holzhaus<br />
inkl. Vollpension. Reiter 240 Euro,<br />
Nichtreiter 100 Euro.<br />
Entschleunigung<br />
Hideaway<br />
Slow Food<br />
Reiten im Korkeichenwald<br />
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Ob Reiten lernen, Kinderreitferien,<br />
Wanderritte oder den Reitstil verbessern –<br />
unsere familiär geführten Reiterhöfe<br />
freuen sich auf Sie.<br />
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M-V“ unter Tel. 0381/4030500.<br />
© TMV/Hafemann<br />
auf-nach-mv.de/reiten<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de 71
Heidehotel Gut Landliebe<br />
„Gut Landliebe“ liegt inmitten der Lüneburger Heide. Eingebettet in die wild romantische Natur dieser einzigartigen Kulturlandschaft<br />
zwischen Hannover, Bremen und Hamburg verbringen Reiter und Naturliebhaber hier wunderbar erlebnisreiche<br />
und entspannende Urlaubstage. Dafür sorgt ein ausnehmend attraktives Angebot – für alle zwei- wie vierbeinigen Gäste.<br />
Stilvoll wohnen<br />
Tradition und Moderne ergänzen sich auf „Gut Landliebe“<br />
zu einem harmonischen Ganzen. Zwischen Pferdeweiden,<br />
einem malerischen Ententeich und wunderschönen Außenanlagen<br />
wohnen die Gäste in traditionellen im Fachwerkstil<br />
erbauten Gästehäusern. 14 mit Liebe zum Detail<br />
eingerichtete Zimmer, 3 Appartements und 2 Suiten, eine<br />
Ferienwohnung und ein Ferienhaus strahlen stilvolle norddeutsche<br />
Gemütlichkeit aus und überzeugen mit Qualität<br />
und Komfort. Dasselbe gilt auch für unseren kleinen aber<br />
feinen Wellnessbereich: das Sauna-Wohlfühlhaus oder<br />
eine Massage bieten Entspannung nach dem Ausritt und<br />
sind ideal für Paare und Reitergruppen.<br />
Essen und Genießen<br />
Die Gastronomie des Hauses verwöhnt mit Ideen- und<br />
Abwechslungsreichtum. Ganz nach Geschmack, Lust<br />
und Laune, Jahres- und Tageszeit nehmen sie Platz im<br />
Restaurant mit Blick in die Reithalle, im Frühstücksraum<br />
oder auf den lauschigen Gartenterrassen rundum.<br />
Genießen sie hier den Blick auf ihre Pferde, die sich<br />
nach einem erlebnisreichen Ausritt auf der Weide ausruhen,<br />
während sie sich von unserem Team mit einem<br />
kühlen Getränk verwöhnen lassen. Unser Restaurant<br />
bietet eine frische, abwechslungsreiche mediterrane<br />
Küche an, wobei aber auch Spezialitäten der Region auf<br />
der Speisekarte stehen.<br />
Alles für Ross und Reiter<br />
„Gut Landliebe“ ist der ideale Aufenthaltsort und Ausgangspunkt<br />
für Reiter und Gespannfahrer: die Reitwege<br />
beginnen ab Hof! Wir bieten 33 Gastpferdeboxen,<br />
Weidegang, eine Reithalle (15x36m) und einen großen<br />
Allwetterreitplatz. Pferde haben auf „Gut Landliebe“<br />
eine große Bedeutung und unser Personal kümmert<br />
sich mit Herz und Verstand um dieselbigen. Reitkarten<br />
sind vorhanden und wir geben ihnen gerne Tourentipps<br />
für ihren Ritt in die abwechslungsreiche und weitläufige<br />
Heide. Leihpferde und Unterricht bitte auf Anfrage.<br />
Individuelle Angebote<br />
Neben unseren Übernachtungsangeboten inklusive<br />
Frühstücksbuffet bieten wir ihnen auf „Gut Landliebe“<br />
ebenfalls Pauschalen an wie unseren „Picknicker zu<br />
Ross“: 2 Übernachtungen im Doppelzimmer inkl.<br />
Frühstücksbuffet, Gastpferdebox, Obstteller und eine<br />
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Rasse: Trakehner<br />
Alter: 7 Jahre<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Farbe: schwarzbraun<br />
Vater: Ali Baba<br />
Mutter: v. Etuidas Eskado<br />
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2<br />
Annika Schrage und ihr Shetty Blizzard genießen<br />
einen traumhaften Sonnenuntergang<br />
3<br />
Das Pferd von Hannah Vitt hat<br />
sehr viel Spaß im Schnee<br />
76 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
4<br />
Esprit und Carla Sprenger<br />
begrüßen sich an einem<br />
lauen Sommerabend<br />
5<br />
Die beiden<br />
Schwestern<br />
Tanja und<br />
Jessica Hauke<br />
genießen eine<br />
Schlittenfahrt<br />
mit dem 22-jährigen<br />
Shetland-<br />
Pony Sam<br />
6<br />
„Winterzeit ist<br />
Kuschelzeit“<br />
von Katharina<br />
Schmidt<br />
Johanna Schwarz<br />
hat ihrem Pferd<br />
Amadeus im hohen<br />
Alter noch beigebracht,<br />
den Reitplatz<br />
zu eggen<br />
8<br />
9<br />
Das Fjordpferd<br />
Alice von Carmen<br />
Werner-Rumbo<br />
freut sich über<br />
die Karottennase<br />
des<br />
Schneemanns<br />
7<br />
10<br />
Ein wenig Regen<br />
kann Minishetty<br />
Aron von Enya<br />
Jolli nicht die<br />
Laune bei einem<br />
Spaziergang<br />
ruinieren<br />
Johanna Stenzel ist<br />
großer Soulhorse-<br />
Fan – auf dem Bild<br />
sieht man ihr Minishetty<br />
Mina im neuen<br />
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77
FRAGE DES MONATS<br />
Beim Barrel Racing müssen<br />
drei Tonnen in einer bestimmten<br />
Reihenfolge umritten werden.<br />
Diese dürfen dabei zwar berührt,<br />
aber nicht umgestoßen werden<br />
Start/Ziel<br />
78 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
FRAGE DES MONATS<br />
06/18<br />
Working Equitation<br />
BARREL RACING<br />
Beim Barrel Racing umreiten Pferd und Reiter in rasantem Tempo drei Tonnen in vorgeschriebener<br />
Reihenfolge – nämlich in Form eines Kleeblattes. Die Disziplin aus dem Bereich des Westernreitens stammt<br />
aus Amerika, aber auch in Deutschland findet sie immer größeren Anklang. Werner Maximilian Lieb,<br />
Präsident der „National Barrel Horse Association“ in Deutschland, erklärt, worauf es beim<br />
Barrel Racing ankommt (www.nbha-of-germany.de)<br />
Interview: Anna Kaufmann/Nicole Audrit<br />
07/18<br />
Flehmen<br />
08/18<br />
Griffelbein<br />
09/18<br />
Intimpflege<br />
Foto: Gaby Geibel<br />
WAS VERSTEHT MAN UNTER BARREL RACING, UND WIE<br />
ENTSTAND DIESE DISZIPLIN?<br />
Barrel Racing ist ein Wettbewerb, bei dem auf Zeit drei Tonnen in<br />
einer bestimmten Reihenfolge (siehe Illustration) umritten werden<br />
müssen. Zuerst werden dabei die beiden vorderen Tonnen, von innen<br />
nach außen, in Form einer Acht umritten. Dabei ist es dem Reiter<br />
selbst überlassen, ob er mit der rechten oder der linken Tonne<br />
beginnt. Nach der zweiten Tonne führt der Weg zur Speed-Tonne:<br />
Diese erhielt ihren Namen, da auf dem Weg zu ihr noch mal richtig<br />
Tempo aufgenommen werden kann. Nach dem Umrunden der<br />
Speed-Tonne sollte möglichst schnell zwischen den beiden ersten<br />
Tonnen hindurch über die Ziellinie geritten werden. Generell dürfen<br />
die Fässer berührt, aber nicht umgestoßen werden. Letzteres führt zu<br />
fünf Strafsekunden oder zur Disqualifikation, je nach Turniermodus.<br />
Wenn die Tonnen nicht richtig herum oder nicht in der richtigen Reihenfolge<br />
angeritten werden, führt dies immer zur Disqualifikation, da<br />
der Parcours in diesem Fall nicht richtig absolviert wurde. Die Disziplin<br />
Barrel Racing stammt ursprünglich aus den USA und entstand,<br />
da Frauen nicht an den klassischen Rodeo-Prüfungen mit Rinderarbeit<br />
und Wildpferd- oder Bullenreiten teilnehmen durften. Aus diesem<br />
Grund haben die Frauen eine eigene Organisation gegründet<br />
und eigene Veranstaltungen durchgeführt – daraus entstand auch die<br />
Disziplin Barrel Racing. In frühen Barrel-Racing-Prüfungen wechselte<br />
zunächst das Muster um die Tonnen zwischen einer Acht und<br />
einem Kleeblatt. Letztlich wurde jedoch die Acht nicht mehr verwendet<br />
und der Fokus auf das anspruchsvollere Kleeblatt-Muster gelegt.<br />
SEIT WANN GIBT ES BARREL RACING – SOWOHL IN IHREM<br />
HERKUNFTSLAND ALS AUCH IN DEUTSCHLAND?<br />
Es wird angenommen, dass das Barrel Race zum ersten Mal in Texas<br />
stattgefunden hat. Die Women’s Professional Rodeo Association<br />
(WPRA) wurde 1948 von einer Gruppe Frauen aus Texas, die sich<br />
und den Frauen im Allgemeinen im Rodeo-Sport ein Zuhause schaffen<br />
wollten, gegründet. Zu Beginn wurde die Organisation WPRA<br />
als Girls Rodeo Association (GRA) bezeichnet und bestand aus nur<br />
74 Mitgliedern. Im Jahr 1981 wurde der Name geändert, und GRA<br />
wurde offiziell zu WPRA. Durch diese Organisation wurde es Frauen<br />
ermöglicht, an verschiedenen Rodeo-Events teilzunehmen – Barrel<br />
Racing bleibt allerdings der beliebteste Wettkampf. Im Jahr 1992<br />
revolutionierte die National Barrel Horse Association of America<br />
das Barrel Race, indem der Verein das Divisionssystem einführte.<br />
Der Verein hat in Amerika über 23.000 Mitglieder und ist damit der<br />
führende Verein in diesem Sport. In Deutschland wurde die National<br />
Barrel Horse Association of Germany (NBHA) am 20. Januar 2007<br />
von mir, dem Präsidenten Werner Maximilian Lieb, gegründet, um<br />
den Sport auch in Deutschland bekannter zu machen.<br />
WO LIEGEN DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR PFERD UND<br />
REITER? WELCHE VORAUSSETZUNGEN MÜSSEN BEIDE<br />
MITBRINGEN?<br />
Die Kunst beim Barrel Racing besteht darin, die Geschwindigkeit mit<br />
der punktgenauen Linienführung in Einklang zu bringen, um dadurch<br />
den Parcours in der schnellstmöglichen Zeit zu absolvieren. Es<br />
nützt nichts, wenn man auf der Geraden sehr schnell ist, in den Wendungen<br />
um die Tonnen jedoch Zeit verliert. Aus diesem Grund müssen<br />
die Pferde fein an den Hilfen stehen, wendig und ausbalanciert<br />
sein. Außerdem kommt es auf eine gute Verständigung zwischen Reiter<br />
und Pferd an – diese müssen als Team agieren. In Deutschland ist<br />
das Barrel Racing ein Breitensport, der mit jedem Pferdetyp ausgeübt<br />
werden kann – vom Pony, Tinker, Warmblut und Vollblut bis zu den<br />
amerikanischen Rassen wie Quarter Horse sind alle Rassen vertreten.<br />
WIE LÄUFT EINE BARREL-RACING-PRÜFUNG AB?<br />
Nachdem der Reiter aufgerufen worden ist, begibt er sich im Schritt in<br />
den Startbereich. Von dort erfolgt ein fliegender Start im Galopp durch<br />
die Zeitmessung. Die Zeit wird genommen, wenn die Lichtschranke auf<br />
dem Rückweg durchquert wird. Nach dem letzten Ritt in der Disziplin<br />
werden die Divisionen ausgehend vom schnellsten Ritt errechnet.<br />
Dies funktioniert folgendermaßen: Wenn der schnellste Reiter<br />
beispielsweise eine Zeit von 21 Sekunden hatte, führt er zum einen<br />
die Division 1 an, gibt damit aber auch vor, ab welcher Zeit die weiteren<br />
Divisionen beginnen. Laut unserem Regelwerk bedeutet das<br />
eine Sekunde Unterschied: Daher wird in diesem Beispiel in der<br />
Division 2 ab 22 Sekunden, in der Division 3 ab 23 Sekunden, in der<br />
Division 4 ab 24 Sekunden und in der Division 5 ab 25 Sekunden<br />
platziert. Insgesamt gibt es also in fünf Divisionen Platzierungen.<br />
Durch dieses spezielle Wertungssystem haben auch langsamere<br />
Pferd-Reiter-Kombinationen eine gute Chance.<br />
Haben auch Sie eine Frage, die Ihnen unter den Nägeln brennt?<br />
Dann schicken Sie uns einen Brief oder eine E-Mail mit Ihrer Frage an:<br />
Redaktion Mein Pferd, Schanzenstraße 36, Gebäude 31a, 51063 Köln<br />
E-Mail: redaktion@mein-pferd.de. Mehr Infos: www.mein-pferd.de<br />
Alle bisherigen und künftigen Fragen finden Sie in der Leiste auf der rechten Seite.<br />
Außerdem können Sie die bisherigen Artikel auf unserer Homepage (www.mein-pferd.de) nachlesen.<br />
10/18<br />
Kissing Spines<br />
11/18<br />
Hufrolle<br />
12/18<br />
Bascule<br />
01/19<br />
Shivering-Syndrom<br />
02/19<br />
Kennzeichnung<br />
03/19<br />
Narkolepsie<br />
<strong>04</strong>/19<br />
Barrel Racing<br />
05/19<br />
Ganaschen
GESUNDHEIT<br />
Lipizzaner sind momentan<br />
nicht „im Trend“, weshalb<br />
sie häufig günstig zu<br />
bekommen sind<br />
TIERARZT-TAGEBUCH<br />
Dichtung und Wahrheit<br />
Bei mancher Ankaufsuntersuchung fällt Tierärztin Dr. Kerstin Oberbeck<br />
nur noch Goethe ein, wobei sie allerdings nicht an eines seiner berühmten<br />
Gedichte oder Dramen denkt, sondern an seine Autobiografie „Dichtung und<br />
Wahrheit“. Dabei ist es ihre Aufgabe, die Wahrheit zu finden.<br />
MONTAG<br />
Ich bin beim Spanier, doch leider nicht für ein leckeres<br />
Knoblauch-Huhn, sondern wegen Zanko. Der 15-jährige PRE-<br />
Schimmelhengst ist Frau K. ins Auge gestochen, und sie hat<br />
mich um die Ankaufsuntersuchung gebeten. Und da es hier<br />
keineswegs um ein Geschenk, sondern um vom Verkäufer<br />
verlangte 75.000 Euro geht, gucke ich dem Schimmel nicht nur<br />
ins Maul, sondern auch unter den Schweif. Tja – der Junge hat<br />
Melanome. Der spanische Verkäufer ist gelassen: Das habe<br />
doch jeder Schimmel, und das sei nicht schlimm. Nur die Deutschen<br />
würden da immer ein Bohei machen. Er jedenfalls sieht<br />
nicht ein, dass er deswegen den Preis senken sollte. Unter<br />
diesen Umständen kann ich nur „deutsch“ reagieren und Frau<br />
K. vom Kauf abraten. Melanome sind tickende Zeitbomben.<br />
Dabei gibt’s durchaus welche, bei denen die Uhr sehr langsam<br />
läuft und die lang mit Melanomen leben. Aber die bei Zanko<br />
Dr. Kerstin Oberbeck von<br />
der Tierärztlichen Klinik<br />
für Pferde in Bilsen: Für<br />
sind zu nahe am After, dazu in einer Mein Pferd schreibt sie<br />
Ausprägung, die fürchten lässt, dass ein Tagebuch<br />
sie aufgehen. Und mit dem Gesundheitsrisiko<br />
sind 75.000 eindeutig zu viel.<br />
DIENSTAG<br />
Gestüt Eichenhof hat heute Nacht ein Fohlen bekommen, und<br />
jetzt ist man in Sorge: Der kleine Hengst hängt durch. Er läuft im<br />
Kreis und wirkt abwesend und schlapp. „Ich glaube, das ist ein<br />
Dummy Foal. Da liest man doch in den letzten Monaten immer<br />
wieder drüber“, sagt der Eichenhof-Chef. Ich habe natürlich<br />
auch darüber gelesen. Dummy Foals sind Fohlen, die sehr<br />
schnell geboren wurden und die dadurch den Geburtsvorgang<br />
praktisch „verschlafen“ haben. Infolgedessen ist ihnen wohl<br />
80 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Fotos: slawik.com (1), IMAGO/ blickwinkel (1), AdobeStock/ pfluegler photo (1), Peter Prohn (1)<br />
nicht „bewusst“, dass sie auf der Welt sind. Der Saugreflex<br />
fehlt ihnen, sie laufen im Kreis, lassen den Kopf<br />
hängen und kauen in der Luft. Und wenn man sie nicht<br />
behandelt, sterben sie meist innerhalb einer Woche.<br />
Die Behandlung erfolgt durch das sogenannte Foal<br />
Squeezing – man simuliert den Geburtsvorgang, indem<br />
man das Fohlen fesselt und presst (to squeeze =<br />
quetschen, pressen). Der Effekt soll erstaunlich sein:<br />
Nach dem Entfesseln stehen die Fohlen auf, schütteln<br />
sich und gehen auf die Suche nach dem Euter – sie<br />
sind „angekommen“. Puuh. Ich stehe vor dem kleinen<br />
Hengst – und der trinkt, wenn auch sehr wenig und<br />
irgendwie etwas steif. Aber ein Dummy Foal trinkt<br />
nicht, und mir fällt ein Stein vom Herzen. Über Dummy<br />
Foals weiß ich nämlich nur theoretisch Bescheid – mir<br />
ist noch keines begegnet. So häufig, wie es manchmal<br />
in der Presse klingt, ist das Symptom bei uns<br />
nämlich nicht. Aber was ist nun mit dem Kleinen? Ich<br />
nehme Blut, schicke es ins Labor und bekomme am Abend das<br />
Ergebnis: Dem Kleinen fehlt Selen. Seine Mutter hat wohl auch<br />
nicht genug, dadurch hat er einen Mangel. Das ist – vor allem<br />
im Hinblick darauf, dass sein Züchter sofort reagiert hat – gut zu<br />
behandeln, und er wird wohl keine Schäden davontragen.<br />
MITTWOCH<br />
Ankaufsuntersuchung, die zweite – dieses Mal mit<br />
einem sehr „handlichen“ Kandidaten: Hengstjährling, zwölf<br />
Monate alt – und vom Verkäufer als künftiger Superkracher<br />
und sicherer Körkandidat angeboten. Ich finde schon wieder<br />
was unter dem Schweif – beziehungsweise ich finde da zu<br />
wenig: Bei dem Jungen ist nur ein Hoden abgestiegen. Der<br />
andere steckt in der Bauchhöhle. Damit ist er ein sogenannter<br />
„Klopphengst“, der vermutlich nicht nur im Verhalten Störungen<br />
zeigen wird, sondern außerdem Gefahr läuft, dass der hängen<br />
gebliebene Hoden verkrebst. Man muss also operieren und<br />
den Hoden holen. Und damit fällt der Knabe als Zuchthengst<br />
auf jeden Fall aus, und der Preis muss sich mindern, weil ja die<br />
Operation einiges kosten wird.<br />
DONNERSTAG<br />
Aller guten Dinge sind zwei: Eine Freundin hat vor Kurzem<br />
eine Lipizzaner-Stute gekauft. Die hat mit ihrem österreichischen<br />
Charme eine Bekannte der ehemaligen Besitzerin so bezirzt,<br />
dass die nun auch einen Besuch in Piber gemacht hat. Sie ist<br />
Melanome können<br />
tickende Zeitbomben<br />
sein<br />
„Sind die Melanome zu nah am After,<br />
so ist zu befürchten, dass diese mit der<br />
Zeit aufgehen.“<br />
Sogenannte Dummy<br />
Foals sind zu schnell auf<br />
die Welt gekommen<br />
„Wenn Dummy Foals nicht behandelt<br />
werden, dann sterben sie normalerweise<br />
innerhalb von einer Woche.“<br />
mit einem sechsjährigen Hengst heimgekommen – und die<br />
Ankaufsuntersuchung wurde in Österreich gemacht. Ich muss<br />
nun impfen und schlackere dabei mit den Ohren: Der kerngesunde<br />
Sechsjährige, ein ausgesprochen hübscher Junge,<br />
solide geritten, hat gerade mal 10.000 gekostet – und ich<br />
vergleiche mit dem PRE für 75.000 und denke: Wenn mir je<br />
nach Iberer wäre, würde ich wohl auch nach einem Lipizzaner<br />
schauen. Die sind aus irgendwelchen Gründen nicht „in Mode“<br />
und darum erstaunlich preiswert. Und die zwei Lipizzaner-Fans<br />
in diesem Stall sagen: „Es hat auch was, zum Erhalt einer so<br />
alten, wertvollen Kulturrasse beizutragen.“<br />
FREITAG<br />
Satira hat Rehe – das vierte- oder fünfte Mal. Sie ist da sehr<br />
anfällig, und darum ist ihre Besitzerin auch gut informiert. Heute<br />
erzählt sie mir, sie habe von einem neuen Rehe-Medikament<br />
gelesen, das Hufrehe verhindern solle. „Veladingens oder so<br />
heißt das …“ „Velagliflozin“, ergänze ich – Besserwisserin, die<br />
ich in solchen Fällen ja sein sollte. Ich habe davon gelesen: Das<br />
Medikament ist mit einem verwandt, das in der Humanmedizin<br />
zur Behandlung des metabolischen Syndroms eingesetzt wird.<br />
Tatsächlich hat Velagliflozin bei ersten Anwendungsversuchen<br />
mit Ponys gute Ergebnisse gebracht. Aber im Moment ist es<br />
noch im Versuch und in Deutschland nicht zugelassen. Es<br />
kann noch einige Zeit dauern, bis es vollends ausgetestet ist<br />
und bei uns eingesetzt werden darf. Bis dahin kann ich nur die<br />
alte Empfehlung abgeben: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd<br />
nicht zu dick wird. Besonders Rassen, die ursprünglich auf<br />
kargen Böden gezüchtet wurden – Haflinger, Schwarzwälder<br />
Füchse, aber auch Araber – neigen auf unseren fetten Wiesen<br />
zum Dickwerden. Damit steigt aber die Rehegefahr. Konkret<br />
bedeutet das: Wenn Ihr Pferd zum Übergewicht neigt, setzen<br />
Sie es auf Diät und sorgen Sie für viel Bewegung! Dabei zählt<br />
die Koppel übrigens nicht – da frisst es ja nur. Genau das soll<br />
es aber nicht, darum sind solche Kandidaten gut auf einem<br />
Kiespaddock untergebracht – wenigstens halbtags.<br />
Ihre Kerstin Oberbeck<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de 81
GESUNDHEIT<br />
NEWS<br />
Nasenausfluss kann<br />
ein Symptom für eine<br />
Influenza-Infektion sein<br />
Impfungen notwendig<br />
In verschiedenen europäischen Ländern,<br />
unter anderem in Deutschland, kam es in der<br />
Vergangenheit zu Ausbrüchen von Influenza.<br />
Aus diesem Grund appelliert der Weltreiterverband<br />
FEI noch mal ausdrücklich an alle<br />
Pferdehalter, ihre Pferde impfen zu lassen.<br />
Nur durch eine flächendeckende Impfung<br />
kann die Ausbreitung des Virus bekämpft<br />
werden. Die Viruserkrankung ist hochansteckend<br />
und äußert sich unter anderem durch<br />
Husten, hohes Fieber, Nasenausfluss und<br />
HEILPFLANZEN A BIS Z<br />
Melisse<br />
Zerreibt man ein Melissenblatt zwischen<br />
den Fingern, verströmt dieses<br />
einen angenehmen Zitrusduft. Die Melisse<br />
eignet sich aufgrund ihrer krampflösenden<br />
und entblähenden Wirkung<br />
insbesondere als Unterstützung bei<br />
Koliken – oder auch zur<br />
Kolikprophylaxe –<br />
sowie bei Blähungen<br />
und Gasansammlungen<br />
im Darm. Da sie<br />
auch eine beruhigende<br />
Wirkung hat, kann<br />
sie auch bei Unruhe<br />
Linderung bringen.<br />
geschwollene Lymphknoten. Insbesondere<br />
nicht oder nicht korrekt geimpfte Pferde sind<br />
gefährdet. Eine regelmäßige Impfung kann<br />
einem Ausbruch der Erkrankung vorbeugen<br />
oder den Verlauf abschwächen. Für Pferde,<br />
die am Turniersport teilnehmen, ist die halbjährliche<br />
Influenza-Impfung verpflichtend.<br />
Die FN stellt auf ihrer Homepage umfangreiche<br />
Informationen zum Thema Impfen<br />
zur Verfügung.<br />
◾ www.pferd-aktuell.de<br />
TIERSCHUTZ<br />
Auszeichnung<br />
Bereits zum siebten Mal zeichnet<br />
Heel Veterinär Tierschutzprojekte<br />
aus. Tierschutzorganisationen mit<br />
meist ehrenamtlichen Helfern setzen<br />
sich mit großem Engagement,<br />
viel Zeit, Liebe und Geld für vernachlässigte<br />
Tiere ein. Dies soll mit der Auszeichnung<br />
„Helping Vets <strong>2019</strong>“ honoriert<br />
werden. Bis zum 24. Mai <strong>2019</strong> können Sie<br />
sich bewerben, wenn Sie in einem gemeinnützigen<br />
Tierschutzprojekt in Deutschland<br />
tätig sind. Drei Tierschutzorganisationen<br />
werden jedes Jahr von Heel Veterinär mit<br />
je 2.000 Euro für ihren gemeinnützigen<br />
Einsatz ausgezeichnet.<br />
◾ www.vetepedia.de<br />
Fotos: slawik.com (2), IMAGO/ blickwinkel (1)/ Manfred Ruckszio (1)<br />
TELEGRAMM<br />
Das Land Baden-Württemberg<br />
schreibt erneut einen mit 7.500<br />
Euro dotierten Tierschutzpreis<br />
aus – die Bewerbung ist<br />
bis zum 17. Mai <strong>2019</strong> möglich.<br />
Der Preis soll sowohl herausragende<br />
und nachhaltige Leistungen<br />
im Tierschutz honorieren<br />
als auch weitere Mitbürger zu<br />
mehr Engagement in diesem<br />
Bereich motivieren.<br />
◼ https://mlr.badenwuerttemberg.de<br />
Um bedrohte Tierarten zu erhalten,<br />
werden häufig gezüchtete<br />
Tiere zurück in ihre ursprüngliche<br />
Heimat gebracht und dort<br />
ausgewildert. Seit 1970 galten<br />
Przewalskis in freier Wildbahn als<br />
ausgestorben und konnten nur<br />
durch Artenschutzbemühungen<br />
wieder angesiedelt werden,<br />
sodass es weltweit mittlerweile<br />
2.000 Tiere gibt. Auch die beiden<br />
dreijährigen Przewalski-Stuten<br />
Pepper und Priska aus Hanau<br />
(Hessen) sollen zum Arterhalt<br />
in der Mongolei beitragen:<br />
Sie werden nach einer Übergangszeit<br />
in einem Prager Zoo<br />
in das Takhin-Tal, einen Teil des<br />
geschützten Nationalparks Great<br />
Gobi, gebracht, wo<br />
sie sich in einem<br />
weitläufigen Gehege<br />
mit anderen Artgenossen<br />
an das Klima<br />
und das Futterangebot<br />
gewöhnen sollen.<br />
Nach einem Jahr<br />
werden sie endgültig<br />
ausgewildert und in<br />
die frei lebende<br />
Herde im Nationalpark mit<br />
240 Przewalski-Pferden<br />
integriert.<br />
Die zwei Tiertrainerinnen Virginia<br />
Fox und Inga Klaer haben Kekse<br />
mit Cannabidiol (CBD)<br />
aus medizinischem Cannabis<br />
entwickelt. CBD hat laut verschiedenen<br />
wissenschaftlichen<br />
Studien entzündungshemmende,<br />
schmerzlindernde und krampflösende<br />
Eigenschaften und wird<br />
bereits länger von Menschen<br />
genutzt. „Von diesen Vorteilen<br />
sollten auch die Vierbeiner<br />
profitieren. Dank des niedrigen<br />
THC-Gehaltes von weniger als<br />
0,2 Prozent ist das problemlos<br />
möglich. Das CBD hat keine<br />
berauschende Wirkung und ist<br />
legal“, so die Entwicklerinnen.<br />
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Versand) zzgl. des jeweiligen Zuzahlungsbetrags. Dieses Angebot gilt nur<br />
solange der Vorrat reicht. Ersatzlieferung vorbehalten. Der Prämienversand<br />
erfolgt nach Zahlungseingang.<br />
Vorname, Name<br />
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Als Prämie wähle ich: (1 Prämie ankreuzen)<br />
MAGIC BRUSH, 3-tlg.<br />
Putztasche<br />
BIC<br />
(Zuzahlung 1,- Euro)<br />
(Zuzahlung 1,- Euro)<br />
(nur innerhalb Deutschlands)<br />
Mein Pferd Kundenservice<br />
20080 Hamburg<br />
<strong>04</strong>0-38 906 880<br />
abo@mein-pferd.de<br />
www.mein-pferd.de<br />
Anbieter des Abonnements ist JAHR TOP SPECIAL VERLAG GmbH<br />
& Co. KG. Belieferung, Betreuung und Abrechnung erfolgen durch<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH als leistenden Unternehmer.<br />
Straße, Nr.<br />
PLZ, Ort<br />
Telefon / E-Mail (für evtl. Rückfragen)<br />
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Entscheide ich mich nach der 3. Ausgabe zum Weiterlesen, zahle ich für<br />
12 Ausgaben Mein Pferd 54,– Euro (DE) / 60, – (AT) / 84,– CHF (CH)<br />
inkl. Zustellgebühr. Andernfalls schicke ich innerhalb von 10 Tagen nach<br />
Erhalt des 3. Heftes eine kurze Absage, und alles ist erledigt. Ich kann ein<br />
Abonnement aber auch später jederzeit fristlos beenden und erhalte den<br />
Abobetrag anteilig zurück.<br />
Aktions-Code<br />
1811809<br />
Geldinstitut<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige den DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am<br />
Sandtorkai 74, 2<strong>04</strong>57 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer DE77ZZZ000000<strong>04</strong>985, wiederkehrende<br />
Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise<br />
ich mein Kreditinstitut an, die vom DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto<br />
gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt.<br />
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem<br />
Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten<br />
dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
WIDERRUFSRECHT: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos<br />
widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht<br />
jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr.<br />
1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten<br />
Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage<br />
2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: Mein Pferd Kundenservice, 20080<br />
Hamburg, Telefon: <strong>04</strong>0-38 906 880, Telefax: <strong>04</strong>0-38 906 885, E-Mail: abo@mein-pferd.de.<br />
Datum Unterschrift (bei Minderjährigen die eines Erziehungsberechtigten)
EQUIPMENT<br />
84 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Klassisch, geschnürt oder mit außergewöhnlichem<br />
Reißverschluss ausgestattet? Lieber blau, grau<br />
oder braun? Die Möglichkeiten bei Reitstiefeln sind<br />
mittlerweile riesig und verführen dazu, dass man<br />
nicht nur ein Paar Stiefel sein Eigen nennt.<br />
Wir zeigen Ihnen die schönsten Modelle<br />
Fotos: Holger Schupp<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
85
EQUIPMENT<br />
KÖNIGS REITSTIEFEL<br />
YOUNGSTER<br />
NEW STYLE DRESSAGE<br />
Stiefel aus Boxcalf mit taillierter Passform, Reißverschluss<br />
hinten, langem Gummizug, einem<br />
schmalen Lackrand, Königs-Krone, Reißverschluss-Schoner<br />
und einer durchgenähten Sohle.<br />
Fazit: Ein preisgünstiger Stiefel, der jedoch durch<br />
seine Königs-Qualität überzeugt. Besonders angenehm<br />
wurde die Außenversteifung empfunden,<br />
durch die das Bein eine ruhige Lage hat. Besonders<br />
ist auch der Elastikeinsatz, den man sonst<br />
nur bei Springstiefeln findet. Toller Stiefel!<br />
Preis: 499,00 Euro<br />
www.koenigs-reitstiefel.de<br />
TIPP DER<br />
REDAKTION<br />
KAVALKADE<br />
REITSTIEFEL<br />
MAXIMUS<br />
Sportlich eleganter Stiefel mit extremem Tragekomfort.<br />
Aus besonders weichem, natürlich gegerbtem<br />
Rindsleder, dadurch sehr bequem. Der speziell<br />
entwickelte Leisten bringt höchsten Tragekomfort.<br />
Elastischer Schnürbereich vorne, Reißverschluss<br />
seitlich geschwungen bis nach oben. Mit Elasteinsatz<br />
für einen besonders guten und angenehmen<br />
Sitz. Die hochwertige Einlegesohle sorgt für eine optimale<br />
Druckverteilung im Fußbett und ist gleichzeitig<br />
atmungsaktiv für ein angenehmes Tragegefühl.<br />
Die robuste Anti-Rutsch-Gummisohle des Stiefels ist<br />
sehr flexibel, ermöglicht ein anatomisches Abrollen<br />
und ist so schonend für die Gelenke.<br />
Fazit: Sehr bequemer Springstiefel, der extrem weich<br />
und anschmiegsam ist. Der Einstieg fällt durch den<br />
seitlichen Reißverschluss besonders leicht. Toller<br />
Freizeitstiefel für kleines Geld.<br />
Preis: 219,95 Euro<br />
www.kavalkade.de<br />
86 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
PFIFF CABRIOLA<br />
Der elegante Lederstiefel „Cabriola“ aus<br />
Rindsleder im Springstiefel-Design von Pfiff<br />
ist ein echter Hingucker! Sein angenehm<br />
weiches und farblich abgesetztes Innenfutter<br />
sowie dezente Ziernähte am Fuß<br />
geben diesem Reitstiefel eine zeitlose und<br />
mehr als elegante Optik. Zum optimalen<br />
Springstiefel wird er nicht nur durch sein<br />
weiches, aber robustes Material, sondern<br />
vor allem durch die elastische Schnürung<br />
am Spann.<br />
Fazit: Der Stiefel verfügt über einen<br />
langen Reißverschluss hinten, wodurch er<br />
leicht anzuziehen ist. Er eignet sich gut für<br />
kräftigere Waden, da er in diesem Bereich<br />
sehr grob ausgeschnitten ist und somit<br />
Platz bietet. Leider gibt es nur eine geringe<br />
Größenauswahl.<br />
Preis: 179,95 Euro<br />
www.pfiff.com<br />
BUSSE LAVAL<br />
Der Stiefel besteht aus brasilianischem<br />
Rindsleder. Er besitzt eine ansprechende<br />
durch gehende Polo-Schnürung zum Einstellen<br />
der gewünschten Wadenpassform,<br />
unterlegt mit zu fixierender Lederzunge,<br />
um ein Lösen der Schnürung bei Nicht-<br />
Tragen zu verhindern. Der Elastikeinsatz<br />
entlang des Reißverschlusses sorgt für eine<br />
optimale Wadenpassform mit einer Varianz<br />
von bis zu einem Zentimeter. An der Wade<br />
befindet sich ein spezielles Haftleder.<br />
Fazit: Der Stiefel schmiegt sich sehr gut ans<br />
Bein an und ist von Anfang an sehr bequem.<br />
Das haftende Leder an der Waden innenseite<br />
bietet besonders guten Grip am Pferd.<br />
Preis: 249,00 Euro<br />
www.busse-reitsport.de<br />
KRÄMER<br />
REITSTIEFEL MILANO COGNAC<br />
Eleganter Schnürstiefel aus italienischem vollnarbigem Rindsleder. Das<br />
hochwertige Leder ist angenehm weich und zugleich sehr strapazierfähig.<br />
Das Innenfutter ist aus weichem Schweinsleder gefertigt. Der Opti-<br />
Reißverschluss an der Rückseite mit einseitig angebrachtem Elastikeinsatz<br />
sorgt für eine perfekte Passform. Im Bereich der Schnürung ist ein<br />
weiches genarbtes Leder eingesetzt, das den tiefen Absatz im Steigbügel<br />
unterstützt. Der Fußbereich ist in schlanker Karréeform gefertigt. Weitere<br />
Details sind das stoßabsorbierende Fußbett mit herausnehmbarer Innensohle,<br />
die abriebfeste Gummisohle sowie der Sporenschutz.<br />
Fazit: Der Stiefel überzeugt durch seine hochwertige Verarbeitung und ein<br />
außergewöhnlich bequemes Tragegefühl von der ersten Minute an. Optisch<br />
ist er ein absoluter Hingucker und sorgt für ein sehr schlankes Bein.<br />
Preis: 269,00 Euro<br />
www.kraemer.de<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
87
EQUIPMENT<br />
IMPERIAL RIDING<br />
STIEFEL SPECIAL<br />
Ein Reitstiefel aus Leder mit Haken und<br />
Schnürung an der Vorderseite<br />
und einem langen Reißverschluss<br />
an der Rückseite. Der Elastikeinsatz<br />
entlang des Reißverschlusses an der<br />
Innenseite der Wade sorgt für den<br />
hohen Tragekomfort.<br />
Fazit: Dieser Stiefel erhält sicherlich<br />
in jedem Stall Aufmerksamkeit. Die<br />
Schnürsenkel lassen sich variieren,<br />
sodass für jeden Geschmack etwas<br />
dabei ist. Verschiedene Einsätze inmitten<br />
der Schnürung sorgen dafür, dass sich diese<br />
auch bei Nichtgebrauch nicht löst.<br />
Die Schnürsenkel bestehen aus einem<br />
nach giebigen Gummi-Material, deshalb<br />
sollte der Stiefel optimal passen, da die<br />
Schnürung ansonsten unschön auseinandergezogen<br />
wird.<br />
Preis: 199,95 Euro<br />
www.imperialriding.com<br />
CAVALLO INSIGNIS SLIM<br />
Ein sehr edler, passgenauer Reitstiefel aus<br />
formstabilem, strapazierfähigem Rindbox-Leder<br />
mit hochwertiger Lederfütterung und Komfort-<br />
Innensohle. Der sehr hohe Dressurbogen macht<br />
den wasser- und schmutzabweisenden Stiefel<br />
besonders schick. Für leichtes An- und Ausziehen<br />
ist der Stiefel mit einem Reißverschluss<br />
vorne innen bis in den Vorderschuh ausgestattet.<br />
Außerdem ist er im Knöchel bereich besonders<br />
schmal geschnitten.<br />
Fazit: Endlich ein Stiefel, der im Knöchelbereich<br />
sitzt und sich nicht unangenehm setzt! Darauf<br />
haben alle gewartet, die hier Probleme mit<br />
zu lockeren Stiefeln haben. Auch das beliebte<br />
Modell „Primus“, welches komplett geschnürt<br />
ist, gibt es ab Frühjahr/Sommer in der Slim-<br />
Variante. Super!<br />
Preis: ab 529,00 Euro<br />
www.cavallo.info<br />
TIPP DER<br />
REDAKTION<br />
EURORIDING REITSTIEFEL<br />
PAMPLONA<br />
Euroriding Reitstiefel „Pamplona“ mit Polo-<br />
Schnürung. Er ist aus bestem europäischem Leder<br />
und verfügt über eine durchgehende Schnürung<br />
vorne und einen langen Opti-Reißverschluss hinten.<br />
Außerdem hat er ein Komfort Fußbett, einen<br />
Impact-System-Absatz und auch eine solche Sohle,<br />
die zu höchstem Tragekomfort führen. Abgerundet<br />
wird das Ganze durch einen Lackleder-Dressurbogen.<br />
Erhältlich in Braun und Schwarz.<br />
Fazit: Ein sehr schöner Stiefel im niedrigen Preissegment.<br />
Er hat eine gute Härte, wodurch er sich<br />
gut für die Dressur eignet, jedoch auch nicht zu hart<br />
fürs Springen ist. Leider gibt es ihn nicht in allzu<br />
vielen Größen – ist Ihre Größe allerdings dabei,<br />
dann sollten Sie zuschlagen!<br />
Preis: 279,00 Euro<br />
www.euroriding.de<br />
LOESDAU REIT STIEFEL<br />
PORTO POLI<br />
Der modische Polo-Reitstiefel besteht aus<br />
weichem Leder mit durchgehendem Leder-<br />
Innenfutter. Die funktionale, ansprechende<br />
Derby-Schnürung mit fixierter Lederzunge an<br />
der Vorderseite eignet sich zum Einstellen der<br />
Passform. Der lange Reißverschluss hinten mit<br />
Druckknopf erleichtert den Ein- und Ausstieg.<br />
Mit stabiler Gummi-Sohle, rutschfestem Riffel-<br />
Profil und reitgerechtem Absatz.<br />
Fazit: Ein Stiefel, der durch eine hochwertige<br />
Optik und Verarbeitung überzeugt und dabei im<br />
unteren Preissegment liegt. Eine absolute Kaufempfehlung.<br />
Preis: 279,95 Euro<br />
www.loesdau.de<br />
88 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
KERBL<br />
STIEFEL<br />
NEOLITE<br />
HALB-<br />
HOCH<br />
Ideal für die Arbeit im<br />
Stall und auf der Weide.<br />
100 % wasserdicht,<br />
Sohle mit selbstreinigendem<br />
Profil für<br />
hohe Rutschsicherheit.<br />
Durch<br />
die wärmeisolierende<br />
Eigenschaft<br />
des Synthesekautschuks<br />
hält der Stiefel die Füße auch<br />
im Winter angenehm warm.<br />
Fazit: Ein sehr bequemer, günstiger<br />
Stallschuh, der bei ungemütlichem Wetter<br />
schnell übergezogen werden kann.<br />
Preis: 35,99 Euro<br />
www.kerbl.de<br />
HKM REITSTIEFEL<br />
COUNTRY ARCTIC<br />
Winterstiefel mit hoher Wärmehaltung.<br />
Die Stiefel bestehen außen aus echtem<br />
Qualitätsleder und sind innen mit Teddy-<br />
Innenfutter gefüttert. Der Reißverschluss<br />
an der Rückseite erleichtert den Ein- und<br />
Ausstieg. Die wasserdichte Anti-Rutsch-<br />
Gummisohle mit Absatz bietet sowohl im<br />
Steigbügel als auch in anderen Situationen<br />
festen Halt.<br />
Fazit: Mit diesem Stiefel haben Sie auch<br />
an eiskalten Wintertagen angenehm<br />
warme Füße – so lässt es sich bei einem<br />
schönen Ausritt oder auch bei der Stallarbeit<br />
leben!<br />
Preis: 129,95 Euro<br />
www.hkmsport.de<br />
USG<br />
STIEFEL<br />
RANGER<br />
Winterstiefel aus Leder in sportlich-rustikalem<br />
Design mit Kontrastnähten. Warm<br />
gefüttert mit weichem Fellimitat. Auffällige<br />
Schnürung vorne, die eine enge Passform<br />
ermöglicht. Komfortables An- und Ausziehen<br />
durch Reißverschluss hinten.<br />
Fazit: Der Schuh sieht angezogen sehr<br />
hübsch aus und eignet sich auch für gemütliche<br />
Ausritte sowie Spaziergänge. Er fällt<br />
groß aus und kann eine Nummer kleiner<br />
bestellt werden. Und er hält die Füße zuverlässig<br />
warm und trocken.<br />
Preis: 199,90 Euro<br />
www.usg-reitsport.de<br />
ARIAT CONISTON<br />
WATERPROOF<br />
INSULATED BOOT<br />
Dieser Stiefel besticht durch erstklassiges,<br />
wasserfestes Vollnarben- und Wildleder,<br />
eine Waterproof-Pro-Membrankonstruktion,<br />
das elegante Karo-Innenfutter, 200-g-<br />
Thinsulate-Isolierung, durchgehenden<br />
YKK-Reißverschluss an der Rückseite,<br />
steigbügelfreundliche Außensohle,<br />
ATS-Technologie für Stabilität und Halt.<br />
Farben: Navy und Chocolate.<br />
Fazit: Dieser Stiefel wurde für<br />
Outdoor-Liebhaber konzipiert<br />
und bietet herausragenden<br />
Style und Halt. Er eignet sich<br />
perfekt zum Spazierengehen,<br />
zum Reiten oder einfach zum<br />
Tragen in der Stadt. Er hält<br />
unglaublich warm und trocken<br />
und ist der perfekte Stiefel für<br />
jeden kalten Tag am Stall!<br />
Preis: 334,90 Euro<br />
www.ariat.com<br />
TIPP DER<br />
REDAKTION<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
89
MEIN PFERD erscheint monatlich in der<br />
JAHR TOP SPECIAL VERLAG GMBH & CO. KG<br />
Troplowitzstraße 5, 22529 Hamburg<br />
IMPRESSUM<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Alexandra Jahr, Lars-Henning Patzke<br />
REDAKTION<br />
LEITENDE REDAKTEURIN:<br />
Lara Wassermann<br />
REDAKTION: Nicole Audrit (Volontärin),<br />
Julia Schay-Beneke<br />
CHEF VOM DIENST: Tobias Deppner<br />
FOTO: Horst Fadel (verantw.)<br />
SCHLUSSREDAKTION: Walter Mertgens<br />
(verantw.), Andreas Sombroek<br />
AUTOREN UND MITARBEITER dieser<br />
Ausgabe: Sibylle Luise Binder, Aline Müller,<br />
Inga Dora Meyer, Anna van de Kasteele,<br />
Ilja van de Kasteele<br />
GESTALTUNG<br />
Redaktionsbüro Wipperfürth GmbH,<br />
Nina Sievert (verantw.)<br />
INTERNET<br />
www.mein-pferd.de<br />
MARKETING/KOOPERATION<br />
Natalie Habeth, Tel: <strong>04</strong>0 38906-152<br />
E-Mail: natalie.habeth@jahr-tsv.de<br />
PRODUKTION<br />
PRODUKTIONSMANAGEMENT:<br />
Hauke Rieffel (Ltg.), Ilja Badekow,<br />
Sybille Hagen, Andreas Meyer<br />
LITHOGRAPHIE: Gass Medienservice,<br />
Hamburg<br />
DRUCK: Walstead Central Europe,<br />
ul. Obr. Modlina 11, 30-733 Kraków<br />
VERTRIEB<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH,<br />
Am Sandtorkai 74, 2<strong>04</strong>57 Hamburg,<br />
www.dpv.de<br />
VERKAUFSPREIS EINZELHEFT: 4,50 €<br />
RECHTE<br />
© Mein Pferd, soweit nicht anders<br />
angegeben. Keine Haftung für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte, Bilder, Dateien<br />
und Datenträger. Kürzung und Bearbeitung<br />
von Beiträgen und Leserbriefen<br />
bleiben vorbehalten. Zuschriften<br />
und Bilder können ohne ausdrücklichen<br />
Vorbehalt veröffentlicht werden.<br />
ISSN 1861-4205<br />
Freizeit<br />
im Sattel<br />
ANZEIGENLEITUNG MEIN PFERD:<br />
Janina Jacobsen, Tel: <strong>04</strong>0 38906-260<br />
E-Mail: janina.jacobsen@mein-pferd.de<br />
ANZEIGENBERATUNG:<br />
Agnes Dethloff, Tel: <strong>04</strong>0 38906-283<br />
E-Mail: agnes.dethloff@mein-pferd.de<br />
Claudia Hilgenstock, Tel: <strong>04</strong>0 38906-472<br />
E-Mail: claudia.hilgenstock@mein-pferd.de<br />
ANZEIGENPREISLISTE:<br />
Nr. 14 vom 1. Januar <strong>2019</strong><br />
ANZEIGENVERTRETUNGEN<br />
NIELSEN II, IIIa: Ralf Vogel<br />
Tel: <strong>04</strong>0 38906-151,<br />
E-Mail: ralf.vogel@jahr-tsv.de<br />
NIELSEN IV: MAV Media Anzeigen-Verkaufs<br />
GmbH, Tel: 089 7450830,<br />
E-Mail: info@mav-muenchen.com<br />
FRAGEN ZUR DIGITAL-AUSGABE<br />
www.mein-pferd.de/digital<br />
E-Mail: info@united-kiosk.de<br />
Tel: 0721 9638-880<br />
PREISE<br />
ABONNENTENPREIS: 12 Hefte,<br />
Inland: 54,00 € inkl. Versandgebühr,<br />
Österreich: 60,00 €, Schweiz: 84,00 sFr,<br />
übriges europäisches Ausland: 73,20 €,<br />
außereuropäisches Ausland: 115,20 €.<br />
Für persönliche Mitglieder der Deutschen<br />
Reiterlichen Vereinigung (FN) gilt der<br />
ermäßigte Bezugspreis von 40,50 €.<br />
Bestellung von Einzelheften:<br />
Nur gegen Bank- oder Kreditkarten-Abbuchung<br />
(Gesamtpreis: Anzahl der Hefte<br />
mal Heftpreis<br />
von 4,50 € zuzüglich Versandkosten)<br />
beim Mein Pferd-Aboservice<br />
oder E-Mail: abo@mein-pferd.de,<br />
Internet: www.mein-pferd.de<br />
BANKVERBINDUNGEN<br />
Hamburger Sparkasse BIC HASPDEHHXXX<br />
Konto für Vertrieb:<br />
IBAN DE24 2005 0550 1002 1279 40<br />
Konto für Anzeigen:<br />
IBAN DE50 2005 0550 1002 1279 57<br />
LESERSERVICE: <strong>04</strong>0 - 389 06-880<br />
DIE<br />
SCHÖNSTEN<br />
SEITEN<br />
DES LEBENS.<br />
aktuell<br />
ARIAT HERITAGE<br />
WESTERN R TOE<br />
Klassische Cowgirl Boots mit einem achtreihigen<br />
Stichmuster. Ausgestattet sind<br />
die Boots mit der bewährten ATS-<br />
Technologie, vollnarbigem Leder und<br />
einer Duratread-Außensohle. Die<br />
Boots sind zeitlos und können somit<br />
viele Jahre getragen.<br />
Fazit: Sehr wertige, bequeme Stiefel,<br />
die durch ihre schmale Form sehr<br />
feminin wirken. Sie fallen sehr breit<br />
aus und eignen sich daher für eher<br />
kräftige Waden.<br />
Preis: 219,90 Euro<br />
www.ariat.com<br />
V 02<br />
Abo/Heftbestellung<br />
Abo-Service, 20080 Hamburg,<br />
GERMANY, Tel: <strong>04</strong>0 38906-880<br />
E-Mail: abo@mein-pferd.de<br />
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www.mein-pferd.de/digital<br />
E-Mail: info@united-kiosk.de<br />
Tel: 0721 9638-880<br />
Fragen an die Redaktion<br />
Redaktion MEIN PFERD,<br />
Schanzenstraße 36, Gebäude 31a,<br />
51063 Köln,<br />
Tel: 0221 9608-400<br />
E-Mail:<br />
redaktion@mein-pferd.de<br />
www.jahr-tsv.de
Produktfotos: Hersteller (17)<br />
Vielen Dank an den Reitbetrieb Gut Kartenberg, der seine Örtlichkeiten für Fotoshootings zur Verfügung stellt<br />
KÖNIGS REITSTIEFEL SALAMANCA<br />
Die Reitstiefel sind aus vollnarbigem Rindbox. Neu ist die fein<br />
glänzende Optik. Sie sind komplett mit Rindsleder gefüttert, mit<br />
McKay-gezwickter Sohle (wahlweise mit brauner oder schwarzer<br />
Sohle) und inklusive Reißverschluss.<br />
Fazit: Ein wirklich wunderbarer Stiefel, mit optimaler Passform,<br />
der sich hervorragend für Springen sowie für Dressur eignet. Er ist<br />
ziemlich weich, wodurch ein guter Kontakt zum Pferd gegeben ist.<br />
Das Leder ist sehr robust und auch nach langer Tragedauer in sehr<br />
gutem Zustand. Der Fuß ist eher schmal geschnitten.<br />
Preis: 559,00 Euro<br />
www.euroriding.de<br />
KRÄMER DRESSUR-<br />
STIEFEL CENTURIA<br />
Professioneller Dressurstiefel aus bestem Boxcalf-<br />
Leder aus Deutschland. Mit Außenversteifung<br />
und Dressurbogen für eine perfekte Optik. Langer<br />
Opti-Reißverschluss an der vorderen Innenseite.<br />
Leder-Außensohle. Der Vorderfuß und der Fersenbereich<br />
sind durch eine Gummierung geschützt.<br />
Die Handnaht im Fersenbereich rundet die elegante<br />
Optik dieses Dressurstiefels ab.<br />
Fazit: Klassischer, sehr hübscher Dressurstiefel, der<br />
trotz Versteifung von Beginn an tragbar ist, ohne<br />
dass man sich die Kniekehlen wundscheuert. Er fällt<br />
größengerecht aus.<br />
Preis: 329,00 Euro<br />
www.kraemer.de<br />
TIPP DER<br />
REDAKTION<br />
SERGIO<br />
GRASSO<br />
EVOLUTION<br />
Anzeige<br />
MONTY<br />
ROBERTS<br />
14.MÄRZ <strong>2019</strong><br />
MESSEGELÄNDE ESSEN<br />
presented by HÖVELER<br />
© Katrin Junker<br />
Vorschuh und Innenfutter<br />
sind aus Nappa-Kalbsleder.<br />
Die Ultratech-Innenseite des<br />
Stiefels gewährleistet eine perfekte<br />
Haftung am Sattel. Außerdem<br />
verfügt er über ein verstärktes Elastikband hinten, eine<br />
Schnürung vorn mit elastischen Schnürsenkeln, einen<br />
Reißverschluss hinten, einen Reißverschluss-Schutz mit<br />
Sporenhalter und einen hohen Bogen. Die Sohle besticht<br />
durch die ProComf Technology.<br />
Fazit: Hervorragender Stiefel, der wie eine zweite Haut<br />
sitzt und sich perfekt dem Bein anpasst. Die spezielle<br />
Innenseite gibt sehr guten Halt am Sattel! Das Leder ist<br />
sehr widerstandsfähig und leicht zu reinigen. Die Schuhgröße<br />
kann gut eine Nummer größer gewählt werden,<br />
da er relativ klein ausfällt. Ein sehr guter Stiefel, der zu<br />
einem wirklich günstigen Preis zu haben ist. Perfekt!<br />
Halle 4, Beginn 20:00 Uhr<br />
Jetzt Tickets online buchen!<br />
Preis: 359,00 Euro<br />
www.sergiograsso.it<br />
WWW.EQUITANA.COM<br />
Organised by
ABENTEUER & REPORTAGE<br />
WECHSELPRINZIP<br />
Was verrät die<br />
Hufstellung?<br />
Die Hufe des Pferdes werden<br />
oft stiefmütterlich behandelt,<br />
dabei lohnt es sich hier einmal<br />
genauer hinzuschauen. Denn<br />
zwischen Hufstellung und<br />
Bewegungsablauf besteht<br />
eine Wechselwirkung, die<br />
zu verkürzten Tritten, Stolpern,<br />
Balance- und Rückenproblemen<br />
führen kann<br />
Text: Inga Dora Meyer<br />
Ohne Huf kein Pferd. Wer<br />
kennt diesen Spruch nicht?<br />
Und doch wird den Hufen<br />
nicht so viel Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, wie sie es verdient<br />
hätten. Dabei tragen sie das<br />
gesamte Gewicht des Pferdekörpers und stellen<br />
die Basis für alle Bewegungsabläufe dar. „Die<br />
Vorderhufe sind dabei von Natur aus rund, weil<br />
sie eine vermehrte Stützfunktion haben. Auf<br />
den Vordergliedmaßen lasten etwa 65 Prozent<br />
des Pferdes, weil – salopp gesagt – der Kopf mit<br />
dranhängt. Die Hinterhufe sind oval, weil sie<br />
für die Geschwindigkeit, also zum Gasgeben,<br />
da sind. Sie tragen die restlichen 45 Prozent“,<br />
erklärt Jochen Lill, Hufschmied, Physiotherapeut<br />
und Osteopath aus Antdorf (Bayern).<br />
Vorsicht, Fehlbelastungen!<br />
Liegt eine mangelhafte Stellung vor (z.B. zu<br />
lange Trachten, flacher oder steiler Huf), ist<br />
das Gewicht nicht mehr optimal auf die vier<br />
Hufe verteilt, die Balance wird beeinträchtigt,<br />
und es kommt zu Fehlbelastungen.<br />
Diese bringen wiederum eine Vielzahl<br />
an Störungen im Bewegungsapparat mit<br />
sich. Dazu zählen u.a. stolpern, verkürzte<br />
Tritte, nicht unter den Schwerpunkt treten,<br />
Schwierigkeiten in Wendungen und Gangartenprobleme.<br />
Insbesondere zwischen<br />
Hufformen und<br />
Bewegungsabläufe<br />
des Pferdes<br />
bedingen sich<br />
gegenseitig<br />
92 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
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ABENTEUER & REPORTAGE<br />
Hu form und Rücken besteht ein enger Zusammenhang.<br />
„Wenn die Hufstellung ungünstig ist,<br />
wird der Muskeltonus mit der Zeit immer fester.<br />
Rückenprobleme treten auf. Dann stimmt im<br />
System Pferd etwas nicht, und der Reiter sollte<br />
hellhörig werden“, warnt Lill. Welche Probleme<br />
das Pferd beim Reiten hat, erkennt Lill bereits,<br />
bevor er den Vierbeiner in der Bewegung sieht.<br />
„Fehlstellungen geben immer eine bestimmte<br />
Bio mechanik vor. Das ist kein Voodoo-Zauber.<br />
Man muss nur genau hinschauen“, so der Hufschmied<br />
(siehe Kästen rechts).<br />
Sehr häufig stehen Pferde zu flach oder setzen<br />
nicht plan auf, sondern kommen zuerst mit<br />
der Außenkante des Hufes auf, so dass sie anfangen,<br />
in den Gelenken zu rotieren. Das Problem?<br />
Die Kraft sollte immer senkrecht durch<br />
die Gelenke durchgehen. Genau dafür sind sie<br />
gebaut. Denn eine senkrecht stehende Stütze<br />
kann mehr Last aufnehmen als eine schräg stehende.<br />
„Kommt es aber durch eine ungünstige<br />
Hufstellung zu einer Diskrepanz, bedeutet dies,<br />
dass die Gelenke falsch belastetet werden“, erläutert<br />
der Osteopath. Gelenkentzündungen und<br />
-abnutzungen sind die Folge. Das ist in etwa<br />
vergleichbar mit einem Auto, bei dem die Spur<br />
verzogen ist. „Da macht man erst einmal neue<br />
Reifen drauf, aber irgendwann sind Spur- und<br />
Lenkgestänge kaputt, weil alles ausgeschlagen<br />
ist. Beim Auto kann ich mir neue Teile einbauen<br />
lassen. Wenn die Pferdegelenke durch eine fehlerhafte<br />
Hufstellung im Eimer sind, gibt es keine<br />
Behandlungsmöglichkeiten mehr“, warnt Lill.<br />
Auswirkung in zwei Richtungen<br />
Zwischen Huform und Bewegungsablauf besteht<br />
also eine Wechselwirkung. Diese funktioniert<br />
übrigens auch in die andere Richtung.<br />
Bewegungsstörungen können die Huform<br />
ebenso beeinflussen, denn Pferde neigen<br />
schnell zu einer fehlerhaften und einseitigen<br />
Belastung. „Ein Pferd, das z.B. seine rechte<br />
Hintergliedmaße entlastet, belastet automatisch<br />
seinen vorderen linken Huf mehr. Dadurch<br />
wird der Huf immer flacher“, erklärt<br />
Lill. Ferner erzeugt jede Art von Rückenproblem<br />
ein abweichendes Bewegungsmuster,<br />
welches das Aufußen verändert.<br />
Verformungen geschehen leider relativ<br />
schnell. Der Hufschmied spricht von einem<br />
Viertel- bis halben Jahr. Um die Hufstellung<br />
wieder zu korrigieren, braucht man hingegen<br />
etwa ein Jahr. Zusätzlich muss physiotherapeutisch<br />
und/oder osteopathisch eingegrifen werden,<br />
um die Schäden in der Muskulatur zu beheben.<br />
„Besser ist es also zu reagieren, bevor es<br />
zu einer inkorrekten Stellung oder Störungen<br />
im Bewegungsablauf kommt“, meint Lill.<br />
Sein Rat: Unterschätzen Sie nicht die Wichtigkeit<br />
der Huform. „Wenn Ihr Hufschmied es<br />
schafft, Ihr Pferd zu 80 bis 90 Prozent richtig<br />
hinzustellen, haben Sie schon sehr viel für die<br />
Gesundheit Ihres Vierbeiners getan. Das ist<br />
qualitativ hohe Handwerkskunst, die man nicht<br />
für unter 100 Euro bekommt. Wer da knausert,<br />
spart am falschen Eck‘“, so Lill.<br />
94 www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong><br />
Eine Fehlstellung<br />
der Hufe wirkt sich<br />
auf die gesamte<br />
Biomechanik aus<br />
PROBLEM 1: UNGLEICHMÄSSIGE HUFE<br />
Wenn bei den Vorderhufen ein Huf flacher<br />
und breiter ist, der andere aber steiler<br />
und enger, belastet das Pferd vermehrt<br />
den flachen Huf. „Stellen Sie sich vor, Sie<br />
tragen an dem einen Fuß einen Schuh, an<br />
dem anderen nicht. Da fällt das Gewicht<br />
immer automatisch auf den Fuß ohne<br />
Schuh“, erklärt Lill. Das hat Folgen für<br />
die Bewegungsabläufe. „Das Pferd rollt<br />
mit den Vordergliedmaßen ungleichmäßig<br />
ab, was zu Lasten des ganzen Körpers<br />
geht. Besonders die Schulter ist betroffen,<br />
weil die Vorderbeine unterschiedlich<br />
angehoben werden.<br />
„Ein solches Pferd steht selten parallel,<br />
sondern schiebt den flacheren Huf immer<br />
wenige Zentimeter weiter nach vorne.<br />
Falsches Auffußen<br />
lässt sich am besten<br />
auf weichem Boden<br />
erkennen<br />
PROBLEM 2: FALSCHES AUFFUSSEN<br />
Viele Pferde fußen nicht plan auf. Sie<br />
kommen zuerst mit der Außenseite auf<br />
und kippen dann mit dem Huf nach<br />
innen. „Diese Pferde haben Probleme<br />
in den Wendungen, weil die Belastung<br />
an den äußeren Sehnen, Bändern und<br />
Gelenken extrem ist. Auf Dauer führt das<br />
zu Überreizungen bis hin zu Totalausfällen“,<br />
warnt Lill. Wenn Ihr Pferd Eisen<br />
trägt, können Sie das Problem selbst<br />
erkennen. „Nehmen Sie den Huf hoch,<br />
und Sie sehen sofort, wo das Eisen mehr<br />
abgeschliffen ist. An der Außenkante<br />
sind die Nägel oft kaum noch sichtbar,<br />
Daraus resultieren Probleme für das<br />
Hufbein und die oberen Gelenke, weil sie<br />
überlastet werden“, so der Huf-Experte.<br />
Doch das ist noch nicht alles. „Wenn das<br />
Pferd z.B. vorne links den flachen Huf<br />
hat, besteht automatisch eine Entlastung<br />
hinten rechts. Das Pferd wird z.B.<br />
Schwierigkeiten im Rechtsgalopp haben<br />
(vor allem in der Einbeinstütze), weil die<br />
Entlastung zu einer Verkürzung der Bänder<br />
und Sehnen führt“, sagt Lill. Ohne<br />
Korrektur verbiegt diese Fehlstellung der<br />
Hufe den ganzen Körper. „Die rechten<br />
Muskelgruppen verkürzen sich, das Pferd<br />
wird immer mehr nach rechts hohl und<br />
lässt sich links herum schwerer reiten“,<br />
sagt der Osteopath.<br />
während sie innen fast wie neu sind.<br />
Wenn das Pferd plan aufsetzen würde,<br />
müssten die Abriebspuren überall gleich<br />
sein“, so der Experte.<br />
Trägt Ihr Pferd keine Eisen, können Sie<br />
das Kanten auf weichem Boden in der<br />
Bewegung beobachten, wenn das Pferd<br />
auf Sie zu und von Ihnen weg geführt<br />
wird. „Auf dem Reitplatz oder in der<br />
Reithalle werden die Rotationskräfte im<br />
Gelenk deutlich. Auf hartem Boden, der<br />
nicht nachgibt, bleibt das aus. Deswegen<br />
macht es keinen Sinn, ein Pferd auf Asphalt<br />
vorzuführen“, sagt der Hufschmied.<br />
Fotos: slawik.com (2), Stefan Finkensieper (1), AdobeStock/ fotoyou (1)/ Sven Cramer (1)/ Mark J. Barrett.co (1)/ Katrina Leigh (1)
Ein steiler Huf kann<br />
durch eine unsachgemäße<br />
Bearbeitung<br />
entstehen<br />
Ein flacher Hufwinkel<br />
führt zu<br />
einer ungünstigen<br />
Kraftverteilung<br />
PROBLEM 3:<br />
FLACHER HUF<br />
Ein Flachhuf kann entstehen, wenn ein<br />
Huf falsch bearbeitet oder nicht korrigiert<br />
wird. Es kann aber auch sein, dass das<br />
Pferd einen Hinterhuf mehr entlastet und<br />
diagonal vorne mehr belastet, so dass<br />
sich ein flacher Hufwinkel entwickelt.<br />
Das Problem? Der Zug auf die Sehnen,<br />
Bänder und Muskeln steigt, weil der<br />
hintere Bereich des Hufes zu viel Gewicht<br />
erhält. „Irgendwann ist die Überreizung<br />
da, weil die Kraftverteilung durch die<br />
Gelenke nicht mehr so ist wie von der<br />
Natur vorgegeben. Schäden im Fesselgelenk<br />
sind vorprogrammiert. Ein Flachhuf<br />
ist daher immer ein kompletter Eingriff in<br />
die Biomechanik“, so der Experte.<br />
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JOCHEN LILL bietet seine<br />
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Osteopath und<br />
ausgebildeter Hufschmied<br />
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und -akupunktur gehören<br />
zu seinen Untersuchungsmöglichkeiten,<br />
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PROBLEM 4: STEILER HUF<br />
Wenn Fohlen zu früh ausgeschnitten<br />
werden, kommt es manchmal zu<br />
einem steilen Huf. „Ebenso kann bei<br />
unsachgemäßer Bearbeitung aus einem<br />
normalen Huf ein Bockhuf entstehen.<br />
Das schafft man in einem Jahr“, sagt<br />
Lill. Solche Pferde laufen mit den<br />
Vordergliedmaßen immer ein bisschen<br />
staksig, machen kurze Schritte und<br />
haben im Trab oft nicht viel Raumgriff.<br />
Der Grund? „Ein steiler Huf kann nicht<br />
Pferde, die sich im<br />
Trab selbst treten,<br />
haben oft vorne zu<br />
lange Trachten<br />
PROBLEM 5: LANGE TRACHTEN<br />
Hat ein Pferd vorne zu lange Trachten,<br />
bleibt es mit den Vordergliedmaßen<br />
einen Wimpernschlag länger auf dem<br />
Boden als ein Pferd mit korrekter Hufstellung.<br />
„Gerade im Mitteltrab oder<br />
starken Trab hört man das Geklackere,<br />
wenn sich die Pferde mit den Hinterhufen<br />
in die Vorderhufe oder Eisen treten.<br />
Da sagen dann viele: Mein Gott, der<br />
tritt aber enorm von hinten, toll! Dabei<br />
kommt das Pferd nur mit seinen Vordermehr<br />
korrekt abrollen. Das ist wie bei<br />
Fallschirmspringern. Diese rollen sich<br />
beim Aufkommen auf dem Boden ab,<br />
um das Gewicht besser zu verteilen.<br />
Würden sie das nicht tun, würden sie<br />
sich alle Gräten brechen. Beim Pferd<br />
ist es anfangs nicht ganz so schlimm.<br />
Dennoch kommt es zu einer vermehrten<br />
Belastung im Hufbein, die bis zu einem<br />
Hufbeinbruch führen kann“, weiß der<br />
erfahrene Hufschmied.<br />
gliedmaßen nicht vom Boden weg, weil<br />
es zu frontlastig ist“, so der Experte.<br />
Die Pferde reagieren dann geschickt:<br />
Um sich nicht selbst zu verletzen, machen<br />
sie Ausgleichsbewegungen und<br />
versuchen, mit den Hinterhufen an den<br />
Vorderhufen vorbeizufußen. „Daraus<br />
entstehen aber Probleme im Becken<br />
oder Sprunggelenk, die wiederum<br />
weitreichende Folgen haben können“,<br />
warnt der Physiotherapeut.<br />
<strong>04</strong>/<strong>2019</strong> www.mein-pferd.de<br />
95
VorschauMAI <strong>2019</strong><br />
TITELSTORY<br />
DIE PSYCHE<br />
DES PFERDES<br />
Pferde sind nicht immer leicht zu durchschauen, wodurch<br />
sie oft falsch behandelt werden. Wie fühlen Pferde wirklich,<br />
und was hat es mit Calming-Signals auf sich? Mehr<br />
über die Psyche und die Beschwichtigungssignale von<br />
Pferden lesen Sie in unserer neuen Titelstory<br />
Fotos: slawik.com (3), Daniel Elke (1)<br />
96<br />
www.mein-pferd.de <strong>04</strong>/<strong>2019</strong>
Thema des Monats<br />
RAUS AUS DER<br />
GEWOHNHEIT<br />
Gewohnte Verhaltensmuster<br />
bringen auch<br />
Nachteile mit sich, die<br />
es zu durchbrechen<br />
gilt. Wir zeigen Ihnen,<br />
wie Sie Trainingseinheiten<br />
richtig strukturieren,<br />
wie sinnvoll<br />
Wochenpläne sind, wie<br />
man den Alltagsstress<br />
nicht mit in den Sattel<br />
nimmt und wie wichtig<br />
es ist, dass man wertfrei<br />
und mit Zeit für das<br />
jeweilige, individuelle<br />
Pferd reitet. Das alles<br />
erfah ren Sie in unserem<br />
Thema des Monats<br />
BESSER REITEN<br />
Balance<br />
Wie man Gleichgewichtsprobleme<br />
bei Pferd und Reiter behebt und<br />
wie sich diese äußern<br />
HALTUNG & GESUNDHEIT<br />
Irrtum Vorwärts-Abwärts?<br />
Ist die These, dass<br />
Vorwärts-Abwärts<br />
gut für das Pferd sei,<br />
falsch? Dr. med. vet.<br />
Birgit Schock stellt<br />
dies in Frage. Wie sie<br />
zu ihrer These kommt<br />
und ob daran etwas<br />
Wahres ist, lesen Sie<br />
in der Ausgabe 5/19<br />
der Mein Pferd<br />
Aus aktuellem Anlass können angekündigte Themen verschoben werden.<br />
AUSSERDEM …<br />
◼ SICHERHEITS-SPECIAL<br />
Die neuesten Westen, Helme<br />
und Co. im Test<br />
◼ PHYTOTHERAPIE<br />
Gesundes Pferd durch Heilpflanzen?<br />
Wir gehen dem<br />
auf den Grund<br />
◼ TRANSPORTIEREN<br />
Neue Studien zum Transport<br />
von Pferden und worauf unbedingt<br />
geachtet werden muss<br />
Die nächste<br />
Ausgabe erscheint am<br />
16.<strong>04</strong>.<strong>2019</strong><br />
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Identifikationsnummer DE77ZZZ000000<strong>04</strong>985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein<br />
Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird<br />
mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von 8 Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages<br />
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />
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Dein Pferd ist ein Spiegel<br />
deiner Seele. Manchmal wird dir<br />
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