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Industrieanzeiger 07.2023

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09.05.2023 Ausgabe 07 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Wie künstliche Intelligenz zum<br />

Unternehmenserfolg beiträgt<br />

» Seite 18<br />

Industrie 4.0<br />

Status quo der digitalen<br />

Transformation<br />

» Seite 38<br />

Drahtwälzlager<br />

Im Interview: Sascha Eberhard,<br />

Geschäftsführer von Franke<br />

» Seite 62<br />

Ludwig von Reiche,<br />

Geschäftsführer<br />

Nvidia über industrielle<br />

Metaversen<br />

» Seite 16<br />

TOPSTORY<br />

IIoT-Consulting<br />

Neue Beratungsansätze, um die<br />

digitale Transformation der<br />

Fertigung weiter voranzutreiben<br />

» Seite 30<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion


Ausfallzeiten vermeiden!<br />

Mit Advanced Analytics identifizieren<br />

wir frühzeitig Schwachstellen in<br />

der Lieferkette und sorgen für eine<br />

stabile Versorgung mit C-Teilen -<br />

intelligent und dynamisch.<br />

2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


» MEINUNG<br />

Das bringt’s jetzt<br />

Smart-Factory-Grundsätze bestimmen maßgeblich, wie effizient und<br />

wettbewerbsfähig die Fertigung ist. Digitalisierung in diese Richtung ist<br />

aber längst kein Selbstzweck mehr. Haben Unternehmen vor Jahren noch<br />

häufiger investiert, um etwas mit Digitalisierung oder vielmehr IIoT<br />

(Industrial Internet of Things) „zu machen“ oder vielleicht einfach bei<br />

diesen Hype-Themen dabei zu sein, muss heute deutlich klarer sein,<br />

was das Ganze bitteschön bringt. Der Mehrwert ist in den Vordergrund<br />

gerückt. Entsprechend sichtbarer und sicherlich verständlicher müssen<br />

die Benefits digitaler Technologien derweil sein.<br />

Eine wichtige und zentrale Kennzahl ist dabei die Gesamtanlageneffektivität<br />

beziehungsweise -effizienz (Overall Equipment Effectiveness,<br />

OEE), die es weiter zu optimieren gilt. Um die Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit<br />

und Prozessstabilität – künftig noch flexiblerer und effizienterer –<br />

Produktionslayouts sicherzustellen und weiter zu heben, ist bereichsübergreifende<br />

Transparenz erfolgsentscheidend geworden. Denn ohne einen<br />

Echtzeit-Einblick in den Zustand von Maschinen und der Prozessleistung<br />

kann sich die Produktion verzögern, die Qualität kann leiden und letztlich<br />

kann es zu ungeplanten Ausfallzeiten kommen.<br />

Allzu oft scheint dennoch unklar zu sein, ob sich Investitionen in an sich<br />

vielversprechende IIoT-Technologien lohnen, um die Fertigung in Richtung<br />

Smart Factory voranzutreiben. Insofern sind mehr und mehr verfügbare<br />

Consultingangebote nützlich (Details in der Topstory ab S. 30), die einen<br />

konkreten Mehrwert von IIoT in der Produktion vermitteln. Die neuen<br />

Beratungsservices richten sich im ersten Schritt ans C-Level-Management<br />

der Fertigungsunternehmen. Idealerweise setzen sie also dort an, wo<br />

digitale Transformationsprojekte budgetiert und sinnvolle Laufzeiten sowie<br />

Erfolgszielmarken vereinbart werden. Zudem bringen IIoT-Consultants<br />

häufig selbst Erfahrungen aus Projekten der Fertigung sowie Branchen -<br />

wissen mit. Das macht die angebotene Beratung besonders erfolgversprechend<br />

und auch einfacher annehmbar, weil sich die Beteiligten<br />

durchaus auf Augenhöhe begegnen können während sie Industrie-<br />

4.0-Technologien planen, implementieren und profitabel nutzen.<br />

So beschriften<br />

echte Profis.<br />

Mit P-touch und den Pro Tapes<br />

sieht die Beschriftung nicht nur<br />

professioneller aus, sondern erhöht<br />

die Sicherheit und spart bei späterer<br />

Wartung kostbare Arbeitszeit.<br />

www.brother.de/elektro<br />

Nico Schröder<br />

Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 3


» INHALT 07 | 2023 145. JAHRGANG<br />

TOPSTORY<br />

IIoT-Consulting<br />

Beratung und Services, um die<br />

digitale Transformation der<br />

Fertigung weiter<br />

voranzutreiben<br />

» Seite 30<br />

Bild: Schneider Electric<br />

In aktuellen Consulting-Angeboten liegt die Chance, Industrieunternehmen<br />

bei Bedarf fürs IIoT-Zeitalter „fit zu machen“.<br />

» Seite 30<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Industrienews<br />

Verbände geben Empfehlungen zu Interoperabilität 08<br />

Siemens wird Partner von AWS 09<br />

Projekt zur Entwicklung von effizienteren Batterien 10<br />

Raumwicklungsverfahren sorgt für mehr Nachhaltigkeit 11<br />

Ziehl-Abegg verbucht Rekordumsatz 12<br />

IGUS macht Ernst in Sachen Digitalisierung 14<br />

Kursangebote zu IT-Security und Forschungsprojekten 15<br />

» Interview<br />

Ludwig von Reiche, Geschäftsführer, Nvidia GmbH, im<br />

Gespräch über industrielle Metaversen 16<br />

Digitale Transformation<br />

Ein Überblick über künstliche Intelligenz in Zusammenspiel<br />

mit Industrie 4.0 18<br />

Changeprozess Digitalisierung<br />

Digitalisierung stellt Unternehmen vor Herausforderungen 20<br />

Serie Recht<br />

Ein genauer Blick auf die EU-Verordnung künstliche<br />

Intelligenz 22<br />

bvik-Serie<br />

Experten informieren über Arbeitgebermarken-Strategie 24<br />

WBA-Serie<br />

Datengetriebe Geschäftsmodelle Modelle<br />

im Werkzeugbau 26<br />

TECHNIK<br />

Special » Smart Factory<br />

Blicke in die Fabrik der Zukunft 29<br />

» IIoT-Consulting<br />

Neue Beratungsansätze und Services für die Fertigung 30<br />

Interview<br />

Marco Thull von Igus über das „Iguverse“ 36<br />

» Industrie 4.0<br />

Über den Status Quo der industriellen Digitalisierung 38<br />

Fertigung<br />

Technologien für mehr Effizienz in der Produktion 40<br />

Digitalisierung<br />

Verein unterstützt KMU beim Digitalisieren 42<br />

Toolmanagement<br />

Digitale Werkzeugverwaltung mit integrierter Vermessung 44<br />

Cybersecurity<br />

Ganzheitliches IT-Sicherheitskonzept für die<br />

Smart Factory 46<br />

TITEL » Digitalisierung<br />

IT-Infrastruktur mit Fokus auf das MES 48<br />

Qualitätssicherung<br />

Fortschritte in der KI-basierten Bildanalyse<br />

demokratisieren die industrielle Bildverarbeitung 50<br />

Robotik<br />

Bei den Mitarbeitern muss ankommen, dass der Cobot<br />

für sie arbeitet und nicht gegen sie 52<br />

Informationstechnologie<br />

Projektmanagement-ERP-System sorgt für Daten–<br />

durchgängigkeit bei Werkzeugmaschinenbauer 56<br />

Predictive Maintenance<br />

Mit der Software-Lösung „Sensaia“ lassen sich<br />

Photovoltaik- und Windenergieanlagen überwachen 58<br />

Ressourcengewinnung<br />

Nachhaltiges Ausschöpfen des<br />

Energiewendemetalls Nickel 60<br />

Drahtwälzlager<br />

Im Interview spricht Franke-CEO Sascha Eberhard über<br />

Kunden- und Marktanforderungen bei Drahtwälzlagern 62<br />

Zeit und Zutritt<br />

Bei der biometrischen Zeiterfassung braucht man weder<br />

Karte noch Schlüssel, sondern nur einen Finger 68<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Bild: Item<br />

Für eine erfolgreiche Implementierung von Cobots müssen die Mitarbeiter<br />

von Anfang an mit ins Boot genommen werden. » Seite 52<br />

Leistung übersetzt in Effizienz<br />

Industrie-<br />

Schraubenkompressoren<br />

mit SIGMA PROFIL<br />

Serien CSD und CSDX<br />

Bild: Konradin Mediengruppe/Andreas Wegelin<br />

Interview mit Sascha<br />

Eberhard, Geschäftsführer<br />

von Franke,<br />

über die kundenspezifische<br />

Fertigung von<br />

Drahtwälzlagern<br />

» Seite 62<br />

NEU<br />

PRODUKTE & SERVICE<br />

Meinung 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Produkte 70<br />

Impressum 72<br />

Vorschau 73<br />

Zuletzt 74<br />

» Zum Titelbild<br />

MES-Lösungen sind Produktionsleitsysteme, die zwischen ERP-<br />

Systemen und der Produktionsebene angesiedelt und unmittelbar<br />

mit den Betriebsprozessen vernetzt sind. Mehr dazu ab<br />

Seite 48. Bild: ipopba/iStock/Gfos<br />

• Sechs Druckvarianten für eine<br />

optimale Anpassung an<br />

individuelle Anforderungen<br />

• Neue Verdichterblöcke mit<br />

optimiertem SIGMA PROFIL<br />

• Höchste Effizienzklasse<br />

für das Antriebssystem<br />

(Festdrehzahl: IE4, SFC: IE5)<br />

• Drehzahlgeregelter Lüfter<br />

spart Energie<br />

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www.kaeser.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 5


» Augenblicke<br />

der Technik<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Die industrielle Bildverarbeitung ist eine vergleichsweise junge<br />

Technologie. Die ersten Lösungen kamen Mitte der neunziger<br />

Jahre auf den Markt. Die Anwender hielten sich eher zurück, weil<br />

die Systeme nicht einfach zu installieren und zu bedienen waren.<br />

Trotzdem wuchs der Markt in den Anfängen zweistellig. Die Spezialmesse<br />

„Ident/Vision“ wurde etabliert, die heute als Fachmesse<br />

„Vision“ alle zwei Jahre in Stuttgart stattfindet. In der Zeit danach<br />

wuchs die Leistungsfähigkeit der Kameras, die von einer zugeschnittenen<br />

Beleuchtungstechnik unterstützt wurden. In den<br />

letzten Jahren rückten die einfache Implementierung und leichte<br />

Bedienbarkeit der Systeme in den Vordergrund. Im Bild zu sehen ist<br />

ein modernes Bildverarbeitungssystem, das eine Oberflächenprüfung<br />

an Bauteilen durchführt. Speziell bei reflektierenden<br />

Werkstücken, wie in diesem Fall, spielt die Beleuchtung eine<br />

Schlüsselrolle und sorgt dafür, dass die Kamera nur das sieht, was<br />

sie sehen soll. Störende Faktoren werden ausgeblendet. Die aufgenommenen<br />

Prüfdaten werden gespeichert, ausgewertet und für<br />

die Datenanalyse übersichtlich aufbereitet. Bild: Vitronic<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 7


» NACHRICHTEN<br />

Verbände veröffentlichen Diskussionspapier mit Handlungsempfehlungen<br />

Big Picture Interoperabilität<br />

Offene Standards haben sich bereits mehrfach als Selbstläufer erwiesen und werden<br />

daher früher oder später auf allen Gebieten etabliert sein. Die Verbände Automa tion<br />

ML, IDTA, OPC Foundation und VDMA haben jetzt ein gemeinsames Zielbild und<br />

Handlungsempfehlungen für industrielle Interoperabilität veröffentlicht.<br />

Interoperabilität ist die<br />

Fähigkeit von Geräten<br />

oder Diensten, eigenständig<br />

miteinander kommunizieren<br />

zu können.<br />

Bild: profit_image/stock.adobe.com<br />

Die Verbände Automation ML, Industrial<br />

Digital Twin Association (IDTA), OPC<br />

Foundation und VDMA haben ein gemeinsam<br />

erstelltes Diskussionspapier zum<br />

Thema „Interoperabilität mit AutomationML,<br />

der Verwaltungsschale, OPC UA inklusive<br />

Companion Specifications“ veröffentlicht.<br />

Das Papier ist bei den jeweiligen<br />

Organisationen als Download verfügbar.<br />

Unternehmen sind auf der Suche nach<br />

Lösungen für die Umsetzung von Industrie<br />

4.0. Aus Sicht der Verbände sind hierbei<br />

proprietäre und geschlossene Interoperabilitätslösungen<br />

langfristig kaum<br />

zukunftsfähig. Insbesondere Automation<br />

ML, die Verwaltungsschale (Asset Administration<br />

Shell – AAS), sowie OPC UA mit<br />

ihren zugehörigen Informationsmodellen<br />

(OPC UA Companion Specifications) gelten<br />

als Industrie-4.0-Schlüsseltechnologien,<br />

werden von der Plattform Industrie<br />

4.0 empfohlen und bieten umfassende<br />

Konzepte für eine vereinheitlichte digitale<br />

Interoperabilität zwischen Industrie<br />

4.0-fähigen Maschinen und Systemen<br />

während ihres gesamten Lebenszyklus.<br />

Das Diskussionspapier wurde gemeinsam<br />

mit Experten von Industrieunternehmen<br />

Microsoft, Kuka und Siemens entwickelt,<br />

um Orientierung und Handlungsempfehlungen<br />

zu geben. Es richtet sich an Entscheider,<br />

Strategen und Experten in Unternehmen,<br />

die das Ziel verfolgen, die eigenen<br />

Wertschöpfungssysteme im Sinne<br />

von Industrie 4.0 zukunftsfähig zu gestalten.<br />

Es beschreibt ein Zielbild bzw. ein<br />

„Big Picture Interoperabilität“, das zeigt,<br />

wie die genannten Technologien zusammenpassen,<br />

sich komplementär gegenseitig<br />

ergänzen und wie Interoperabilität<br />

über Domänen hinweg durch kombinierte<br />

Anwendung in der Industrieautomation<br />

erreicht wird. Weiter richtet das Diskussionspapier<br />

konkrete Handlungsempfehlungen<br />

an Entwickler und Anwender von<br />

interoperablen Systemlösungen und gibt<br />

Orientierung zur Nutzung der genannten<br />

Technologien.<br />

Die Verbände und Organisationen in diesem<br />

Diskussionspapiers bekunden ihren<br />

Willen zur Kooperation, um im Sinne ihrer<br />

Mitglieder und der gesamten Industrie<br />

Doppelstandardisierung zu vermeiden.<br />

Die Verbände, Forschung und Industrie<br />

sind eingeladen, das vorgestellte Big<br />

Picture Interoperabilität weiter zu verfeinern<br />

und zu verbessern. (ag)<br />

Was ist Interoperabilität?<br />

Interoperabilität ist die Fähigkeit von Geräten oder Diensten, eigenständig<br />

miteinander kommunizieren zu können ohne von einem anderen Akteur abhängig<br />

zu sein. Dies ist im IoT von zentraler Bedeutung, da erst hierdurch das<br />

Potenzial eines derart großen Netzes mit unzähligen eingebetteten Systemen<br />

voll ausgeschöpft werden kann. Interoperable Systeme sollen jeder beteiligten<br />

Partei Vorteile bringen und die Qualität von Produkten verbessern.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


AWS Partnerprogramm<br />

Siemens wird Kompetenzpartner<br />

Siemens Digital Industries Software erlangt<br />

bei Amazon Web Services (AWS)<br />

den Partnerstatus Manufacturing and Industrial<br />

Competency. Um diesen Status zu<br />

erhalten, müssen Partner eine strenge<br />

technische Validierung durchlaufen und<br />

geprüfte Kundenreferenzen vorlegen. Mit<br />

Hilfe des Partnerprogramms von AWS finden<br />

Kunden aus der Fertigungsindustrie<br />

leichter Dienstleister für ihre digitale<br />

Transformation.<br />

AWS Manufacturing and Industrial Competency<br />

Partners bieten Kunden Lösungen<br />

für ihre digitale Transformation an und<br />

geben ihnen die Sicherheit, dass sie von<br />

einem validierten AWS-Partner unterstützt<br />

werden, der ihre Anforderungen erfüllt.<br />

Diese Lösungen folgen den Best<br />

Practices von AWS, die es den Kunden ermöglichen,<br />

eine sichere, leistungsstarke,<br />

Unlimited Tomorrow stellt mit<br />

Hilfe von Siemens-Applikationen<br />

auf Basis von Amazon<br />

Web Services hochfunktionale,<br />

personalisierte Prothesen her.<br />

Bild: Unlimited Tomorrow<br />

widerstandsfähige und effiziente Cloud-<br />

Infrastruktur für Industrieanwendungen<br />

aufzubauen.<br />

AWS ermöglicht skalierbare, flexible und<br />

kosteneffiziente Lösungen von Startups<br />

bis hin zu globalen Unternehmen. Um die<br />

nahtlose Integration und Bereitstellung<br />

dieser Lösungen zu unterstützen, hat das<br />

Unternehmen das AWS Competency Program<br />

ins Leben gerufen, das Kunden dabei<br />

hilft, Partner mit umfassender Branchenerfahrung<br />

und -kompetenz zu finden.<br />

Ein Beispiel ist Unlimited Tomorrow,<br />

ein Hersteller hochfunktionaler, personalisierter<br />

Prothesen. Das Unternehmen ar-<br />

beitet mit Software, die 3D-Scans in Designs<br />

für die additive Fertigung umwandelt,<br />

und zwar mit Hilfe von Siemens-Anwendungen,<br />

die auf AWS betrieben werden.<br />

Unlimited Tomorrow nutzt Lösungen<br />

aus dem Xcelerator-Portfolio von Siemens,<br />

darunter NX-Software für die Produktentwicklung<br />

und Teamcenter X-Software<br />

für das Product Lifecycle Management,<br />

die beide die Leistung von AWS<br />

nutzen. Easton LaChappelle, CEO und<br />

Mitbegründer von Unlimited Tomorrow,<br />

ist der Ansicht, dass AWS und Siemens<br />

das gesamte Vorhaben ermöglichen und<br />

unterstützen.<br />

salvagnini.de<br />

Produktionsmanagementsoftware von Salvagnini<br />

VERWALTEN SIE IHRE PRODUKTION<br />

IN ECHTZEIT.<br />

INDUSTRIE 4.0-LÖSUNG<br />

PLANT DIE PRODUKTION DURCH<br />

DEFINIEREN VON PRIORITÄTEN<br />

ERZEUGT AUTOMATISCH<br />

MASCHINENPROGRAMME<br />

GIBT FEEDBACK AN DAS ERP<br />

OPS ist die modulare Software zur Produktionsverwaltung von Salvagnini. OPS agiert<br />

als Produktionskoordinator, verwaltet Informationen und leitet sie weiter, eliminiert<br />

Kritizitäten und verbessert die Prozesseffizienz erheblich.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 9


» NACHRICHTEN<br />

Projekt „Revolect“<br />

Lithium-Ionen-Batterien mit höherer Energiedichte<br />

Der Lehrstuhl „Production Engineering of<br />

E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH<br />

Aachen ist mit sieben Partnern aus Wissenschaft<br />

und Industrie in das Projekt<br />

„Revolect“ gestartet. Bis Ende August<br />

2025 sollen die Akteure in dem vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

geförderten Vorhaben neue Technologien<br />

und Komponenten entwickeln,<br />

mit deren Hilfe sich Lithium-Ionen-Batterien<br />

effizienter und ressourcenschonender<br />

produzieren lassen. Das Projekt verfolgt<br />

dafür zwei wesentliche Innovationen.<br />

Erstens den Ersatz der üblichen Metallfolien<br />

durch eine metallisierte Gewebestruktur<br />

und zweitens die Verwendung<br />

von Silizium als Anodenmaterial.<br />

„Lithium-Ionen-Batterien sind noch auf<br />

längere Sicht eine unverzichtbare Schlüsselkomponente<br />

für die Elektromobilität<br />

und das Gelingen der Energiewende“, sagt<br />

PEM-Leitungsmitglied Professor Heiner<br />

Heimes: „Ihre hohe Energiedichte und<br />

Zyklenfestigkeit ermöglicht Elektrofahrzeugen<br />

eine hohe Reichweite zu marktfähigen<br />

Kosten.“ Nun gelte es, das Potenzial<br />

der Akkus durch die Weiterentwicklung<br />

aller ihrer Komponenten und deren Produktionstechnologien<br />

auszuschöpfen.<br />

Dazu wollen die Projektpartner ihre Kompetenzen<br />

entlang der gesamten Prozesskette<br />

der Batterieproduktion bündeln und<br />

neuartige Elektroden mit leichtgewichtigen<br />

Stromsammlern auf Gewebebasis für<br />

Lithium-Ionen-Batterien mit einer ressourcenschonenden<br />

Technologie entwi-<br />

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PEM-Leiter Prof. Achim Kampker und sein Team<br />

widmen sich der ressourcenschonenden Produk -<br />

tion von Batteriezellen.<br />

ckeln. Das Verfahren erfordere im Vergleich<br />

mit bisherigen Lithium-Ionen-<br />

Batterien einen geringeren Einsatz von<br />

Primärrohstoffen wie etwa Kupfer und<br />

Aluminium. Gleichzeitig ermögliche die<br />

Technik durch eine höhere Energiedichte<br />

weitere Materialeinsparungen von der<br />

Zell- bis zur Systemebene.<br />

Bild: PEM RWTH Aachen/Patrizia Cacciotti<br />

Batterierecycling<br />

Bosch liefert die Technik für die erste vollautomatische Lösung in Europa<br />

Bild: Bosch<br />

Vollautomatisches Recycling von Batterien.<br />

Immer mehr Elektroautos kommen auf die<br />

Straßen. Nach Schätzungen von Bosch<br />

sollen sie bis 2030 rund 70 % aller neu<br />

zugelassenen Pkw in Europa ausmachen.<br />

Damit einher geht ein steigender Bedarf<br />

an Batterien und Recycling der darin enthaltenen<br />

Rohstoffe wie Lithium, Kobalt<br />

oder Nickel. Das Unternehmen hat dafür<br />

spezielle Maschinen, Anlagen und Software<br />

entwickelt.<br />

Das Tochterunternehmen Bosch Rexroth<br />

liefert jetzt der Battery Lifecycle Company<br />

die erste vollautomatische Anlage zur<br />

Entladung und Demontage von Batteriemodulen<br />

in Europa. „Elektromobilität<br />

kann sich nur dauerhaft etablieren, wenn<br />

ausreichend Rohstoffe für die Herstellung<br />

der Batterien zur Verfügung stehen“, versichert<br />

Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender<br />

der Bosch-Geschäftsführung. „Recycling<br />

kommt dabei eine tragende Rolle zu.“ Experten<br />

gehen davon aus, dass in Europa<br />

bis 2030 Recycling-Kapazitäten für maximal<br />

420.000 t Batteriematerial pro Jahr<br />

notwendig sein werden. „Wollen wir eine<br />

europäische Kreislaufwirtschaft aufbauen,<br />

müssen wir Recycling fest in den Lebenszyklus<br />

von Produkten integrieren und<br />

die notwendige Infrastruktur dafür schaffen“,<br />

sagt Hartung.<br />

Immer mehr Elektroautos bei gleichzeitig<br />

begrenzten Ressourcen und steigenden<br />

gesetzlichen Vorgaben für das Recycling –<br />

die Herausforderungen nehmen zu. Die<br />

aktuell in Fahrzeugen eingebauten Batte-<br />

rien haben in zehn bis 15 Jahren ihr Lebensende<br />

erreicht. Dieses Zeitfenster gilt<br />

es zu nutzen, um die entsprechenden Recyclingkapazitäten<br />

zu errichten. In Magdeburg<br />

am Standort der Battery Lifecycle<br />

Company entsteht derzeit die erste vollautomatisierte<br />

Anlage Europas. Bosch<br />

Rexroth liefert hierfür die Technik. Vor Ort<br />

sollen gebrauchte Batterien unterschiedlicher<br />

Hersteller geprüft, tiefentladen und<br />

für das anschließende Schreddern vorbereitet<br />

werden. Dabei transportiert die<br />

neue Anlage Batteriematerial maximal<br />

150 kg je Werkstückträger mit einer Geschwindigkeit<br />

von 18 m/s. Innerhalb von<br />

weniger als 15 min lassen sich auf diese<br />

Weise acht Lithium-Ionen-Akkus von<br />

Elektroautos automatisiert entladen. Mit<br />

seiner automatisierten Lösung erhöht<br />

Bosch das Recyclingtempo signifikant.<br />

Beim derzeit üblichen manuellen Verfahren<br />

dauert es bis zu 24 h, ehe die Akkus<br />

tiefentladen sind.<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Sustainability Summit<br />

Das Raumwickeln geht in Serie<br />

sehen die Akteure nachhaltige technische<br />

Lösungen als als wesentliche Aufgaben,<br />

um das Überleben auf der Erde zu sichern.<br />

Dazu werden schnell CO 2<br />

-neutrale und<br />

ressourcenschonende Materialien und<br />

Prozesstechnologien benötigt. Deshalb<br />

veranstaltet die AMC noch vor dem offiziellen<br />

Fertigungsstart von „xFK in 3D“ ih-<br />

Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit<br />

geht das Raumwickelverfahren „xFK in<br />

3D“ für ultraleichte Bauweisen an den<br />

Produktionsstart beim luxemburgischen<br />

Raumfahrt-Unternehmen Gradel. Technologie-Partner<br />

und -Initiator AMC (Automotive<br />

Management Consulting) lädt zu<br />

diesem Anlass zum Sustainability Summit<br />

ein: Im Dominikaner Weingut<br />

bei Trier und in Hautcharage/Luxemburg<br />

trifft<br />

sich am 4. Mai 2023 das<br />

„Who is who“ des Leichtbaus,<br />

um die Industrialisierung<br />

des vollautomatisierten<br />

Raumwickelverfahrens<br />

zu begleiten und die Fertigung<br />

zu eröffnen. Mit dem<br />

Produktionsstart erweitern<br />

AMC und Gradel ihre Zusammenarbeit.<br />

Die neuartige,<br />

serienfähige Fertigung<br />

sehen sie als disruptive<br />

Nachhaltigkeitstechnik: ultraleicht,<br />

abfallfrei, additiv.<br />

Die Technologie-Partner<br />

entwickelten sie in nur sieben<br />

Jahren vom Fahrrad-<br />

Flaschenhalter über Le-<br />

Mans-Bauteile bis hinein in<br />

den Weltraum. Das Foto<br />

des Exponats vermittelt einen<br />

plastischen Eindruck<br />

der Material-optimierten<br />

Leichtbauweise, die auf<br />

FEM-Berechnungen basiert.<br />

Zum industriellen Fertigungsstart<br />

im luxemburgischen<br />

Hautcharage veröffentlichen<br />

AMC und Gradel<br />

ein rund 300-seitiges Kompendium,<br />

das den ambitionierten<br />

Innovations- und<br />

Nachhaltigkeitsweg der<br />

beiden Unternehmen und<br />

weiterer Partner von 2015<br />

bis heute nachzeichnet.<br />

Angesichts einer fragiler<br />

werdenden Energieversorgung<br />

und beschleunigten<br />

Klimaschutzanforderungen<br />

Heidelberg Industry.<br />

Ihr Partner für die<br />

industrielle Produktion.<br />

So, wie es zu Ihnen passt. Ihre Produkte im Fokus.<br />

Mit unserem umfassenden Portfolio können wir Ihnen<br />

ein perfektes Paket zusammenstellen, unabhängig von<br />

der Größe oder den Zielen Ihres Unternehmens. Alle<br />

Leistungen der Heidelberg Gruppe sind für Sie verfügbar:<br />

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Sie haben Interesse? Sprechen Sie uns an!<br />

heidelberg.com/Industry<br />

Das Raumwickelverfahren steht für Ultra-Leichtbau.<br />

Die Veranstalter des Sustainability Summit<br />

wollen Lösungen präsentieren, um der Erderwärmung<br />

etwas entgegenzusetzen.<br />

ren jährlichen Sustainability Summit, bei<br />

dem viele weitere Lösungen erörtert und<br />

präsentiert werden.<br />

Bild: AMC<br />

Apr. 2023<br />

Heidelberger Druckmaschinen AG<br />

Gutenbergring, 69168 Wiesloch, Deutschland<br />

Telefon 06222 8267456, heidelberg.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 11


» NACHRICHTEN<br />

E-Motoren und Ventilatoren<br />

Ziehl-Abegg verbucht Rekordumsatz<br />

Mit einem Umsatz von 873 Mio. Euro<br />

konnte Ziehl-Abegg 2022 im Vergleich<br />

zum Vorjahr (716 Mio. Euro) um rund<br />

22 % zulegen. Die Mitarbeiterzahl stieg<br />

global auf 5.100 (Vorjahr 4.700), in<br />

Deutschland auf 2.800 (Vorjahr 2.600).<br />

Trotz der Schließung des Standorts in<br />

Russland und einer insgesamt instabilen<br />

Lieferkette, welche die Produktionsplanung<br />

erschwerte, konnte der Elektromotoren-<br />

und Ventilatorenhersteller seinen<br />

Erfolg fortsetzen und plant weitere Investitionen<br />

in neue Werke.<br />

„Wir sind gut auf Spur“, sagt Vorstandsvorsitzender<br />

Dr. Marc Wucherer. Das Umsatzwachstum<br />

ist einerseits auf die nicht<br />

vermeidbare notwendige Erhöhung der<br />

Verkaufspreise infolge stark gestiegener<br />

Einkaufspreise zurückzuführen; andererseits<br />

hat die zunehmende Nachfrage nach<br />

effizienten und langlebigen Elektromotoren<br />

und Ventilatoren den Umsatz getrieben.<br />

Investitionen in neue Produktionsstandorte<br />

machen das Unternehmen fit<br />

für die Zukunft: im Herbst 2022 startete<br />

der Neubau eines 50-Mio.-Euro-Werks in<br />

Lodz (Polen); zum Jahresstart 2023 wurde<br />

in den USA der Grundstein für ein neues<br />

Werk gelegt, in das rund 100 Mio. Euro<br />

investiert werden. „Wenn wir näher am<br />

Bild: Ziehl-Abegg<br />

Idrizaj Granit nimmt in der Kunststofffertigung<br />

bei Ziehl-Abegg einen bionisch optimierten<br />

Radialventilator vom Band<br />

Kunden produzieren, können wir schneller<br />

liefern und es entfällt ein langer Transport“,<br />

erklärt Firmenchef Wucherer den<br />

positiven Effekt eines globalen Produk -<br />

tionsnetzwerks auf den geringeren CO 2 -<br />

Fußabdruck der Produkte.<br />

Trends wie Digitalisierung, Ausbau der<br />

Windkraft, Lebensmittelproduktion sowie<br />

Gebäudebelüftung, Heizung und Klimatechnik<br />

werden die Nachfrage nach Ziehl-<br />

Abegg-Produkten in den kommenden<br />

Jahren weiter steigern. Dazu wird das<br />

wachsende Interesse an Wärmepumpen,<br />

den Bedarf an leisen und effizienten Ventilatoren<br />

weiter anheizen. Infolgedessen<br />

prognostizieren Experten zweistellige<br />

Wachstumsraten für die Branche weltweit.<br />

Um das Wachstumspotenzial trotz<br />

des schwierigen Arbeitsmarkts in<br />

Deutschland auszuschöpfen, setzt Ziehl-<br />

Abegg auf Automatisierung in allen bestehenden<br />

Werken und einen Ausbau der<br />

internationalen Produktionskapazitäten.<br />

Marc Wucherer: „Mit unseren innovativen<br />

Lösungen und der kontinuierlichen<br />

Erweiterung unseres Produktportfolios<br />

sind wir bestens gerüstet, um den steigenden<br />

Anforderungen gerecht zu werden<br />

und unsere Wettbewerbsposition<br />

weiter zu stärken.“<br />

Ziehl-Abegg ist sich der demografischen<br />

Herausforderung und des Fachkräftemangels<br />

bewusst und investiert gezielt in den<br />

Nachwuchs, um auch langfristig erfolgreich<br />

am Markt bestehen zu können. „Die<br />

Möglichkeiten für jungen Menschen, mit<br />

einer dualen Ausbildung oder einem dualen<br />

Studium ins Berufsleben zu starten,<br />

werden im Jahr 2023 qualitativ und<br />

quantitativ weiter ausgebaut“, unterstreicht<br />

Wucherer.<br />

Anzeige<br />

Mit MES-Software in die Zukunft<br />

Industrie 4.0 mit GFOS<br />

09.05.2023 Ausgabe 07 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

GFOS, Gesellschaft für Organisationsberatung<br />

und Softwareentwicklung mbH, ist<br />

führender Anbieter für Softwarelösungen<br />

und Cloud Services in den Bereichen<br />

Workforce Management, Manufacturing<br />

Execution Systems, Security sowie Cloud<br />

& Infrastructure – modular aufgebaut<br />

und branchenunabhängig einsetzbar sowohl<br />

in Großkonzernen als auch in kleinen<br />

und mittelständischen Betrieben.<br />

GFOS unterstützt mehr als 4500 Kunden<br />

und Kundinnen in 30 Ländern mit umfas-<br />

senden Systemen und smarten Tools auf<br />

dem Weg zur Industrie 4.0. Dafür liefert<br />

das Unternehmen Module von der Zeiterfassung<br />

über Betriebs- und Maschinendatenerfassung<br />

bis zur Zutrittskontrolle<br />

mit Besuchermanagement. Auch im Bereich<br />

SAP-Anbindung profitieren Kunden<br />

und Kundinnen von Know-how und<br />

Beratung. Als ISO 27001-zertifiziertes<br />

Unternehmen steht GFOS zudem für<br />

höchste Standards rund um IT- und<br />

Cyber-Security.<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Wie künstliche Intelligenz zum<br />

Unternehmenserfolg beiträgt<br />

» Seite 18<br />

TOPSTORY<br />

IIoT-Consulting<br />

Neue Beratungsansätze, um die<br />

digitale Transformation der<br />

Fertigung weiter voranzutreiben<br />

» Seite 30<br />

Industrie 4.0<br />

Status quo der digitalen<br />

Transformation<br />

» Seite 38<br />

Drahtwälzlager<br />

Im Interview: Sascha Eberhard,<br />

Geschäftsführer von Franke<br />

» Seite 62<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Interview<br />

Ludwig von Reiche,<br />

Geschäftsführer<br />

Nvidia über industrielle<br />

Metaversen<br />

» Seite 16<br />

Bild: ipopba/iStock/Gfos<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Anzeige<br />

Volle Kontrolle über Ihre Daten in der AWS Cloud<br />

Mit Data Protection as a Managed Service erfüllen Sie Compliance-Vorgaben wie die EU-DSGVO<br />

Mit der Cloud setzen Unternehmen auf Zukunftssicherheit. Doch viele Services verarbeiten sensible Daten, beispielsweise Kundennamen in<br />

Verbindung mit Adressen oder Bankverbindungen. Und das wirft Fragen auf wie:<br />

• „Dürfen wir diese Daten in der AWS Cloud verarbeiten?“<br />

• „Verletzen wir rechtliche Vorgaben wie die EU-DSGVO?“<br />

So setzen Sie AWS auch für personenbezogene Daten ein<br />

Unternehmen wollen auf der sicheren Seite sein. Sie wollen die Vorteile<br />

der AWS Cloud nutzen, aber sie wollen auch die Sicherheit haben, dass sie<br />

im Einklang mit den geltenden rechtlichen Vorgaben handeln. Und diese<br />

gehen weit über Datensicherheit hinaus. So dürfen personenbezogene<br />

Daten beispielsweise den EU-Raum nicht verlassen – weder physisch noch<br />

virtuell. Dasselbe gilt für einen Zugriff von Personal außerhalb des EU-Raums<br />

auf die Daten.<br />

In der Vergangenheit erforderte dies die Implementierung spezifischer<br />

Datenschutz-Maßnahmen, sowohl in technischer, als auch organisatorischer<br />

und vertraglicher Hinsicht. Und das wiederum verlangsamte Cloud-Projekte<br />

und erzeugte zusätzliche Kosten sowie Aufwände. Die Leichtigkeit der Cloud<br />

musste hinter der Erfüllung von Compliance-Anforderungen zurücktreten.<br />

Mit Data Protection as a Managed Service (DPaaS) hat T-Systems ein<br />

Paket geschnürt, das alle notwendigen technischen und organisatorischen<br />

Maßnahmen für einen datenschutzkonformen Cloud-Einsatz umfasst.<br />

Data Protection as a Managed Services meistert<br />

Privacy-Herausforderungen<br />

Auf der Cloud-Plattform von AWS sind auf technischer Seite alle notwendigen<br />

Dienste verfügbar, damit der AWS-Einsatz europäischen Regularien<br />

genügt. Doch zwei Aspekte bleiben offen: Zum einen braucht es zusätzlich<br />

auch einen organisatorischen Rahmen jenseits der Technik – und die<br />

technischen Komponenten müssen passend zu den Anforderungen und<br />

dem Umfeld des Unternehmens kombiniert werden. In DPaaS fließen<br />

alle drei Aspekte unter der Regie von T-Systems zusammen.<br />

DPaaS ist ein modular aufgebautes Offering, das die drei von Aufsichtsbehörden<br />

geforderten Facetten des Datenschutzes abbildet und Vertraulichkeit<br />

von Daten erzeugt: Verschlüsselung, die Einführung von<br />

Datenresidenzkontrollen und ausschließlicher Einsatz von EU-Personal.<br />

Die entsprechenden Maßnahmen werden gebündelt mit dem Aufbau<br />

und dem Betrieb einer „Trusted Cloud Landing Zone“, die das Privacy<br />

and Security Assessment der Telekom durchläuft. Mit diesen vier Pfeilern<br />

können auch Datenschutz-konforme Lösungen realisiert werden.<br />

Die vier Pfeiler von Data Protection as a Managed Service<br />

§ §<br />

Cloud compliant eingesetzt<br />

Erfüllung gesetzlicher<br />

Ansprüche, z. B. für Datenschutz<br />

0100010101<br />

00111010110<br />

11010001<br />

0100010101<br />

00111010110<br />

11010001<br />

0100010101<br />

00111010110<br />

11010001 0100<br />

01010100111010110<br />

11010001<br />

0100010101<br />

00111010110<br />

11010001<br />

Europäischer Support<br />

Ausschließlich europäisches<br />

Personal (von T-Systems)<br />

Cloud-Vorteile ausnutzen<br />

Gestärkte Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Innovation für agiles Business<br />

1 2 3 4<br />

AWS Cloud für sensible Workloads<br />

Zukunftssichere und topsicheres<br />

Setup für agiles Business<br />

1<br />

Vertrauenswürdige<br />

Cloud Landing Zones<br />

2<br />

Nachweise der<br />

Datenresidenz<br />

3<br />

Vertraulichkeit<br />

der Daten<br />

4<br />

Europäischer<br />

Kunden-Support<br />

Wir konfigurieren und betreiben Ihre Trusted<br />

Cloud Landing Zone auf Basis des Well<br />

Architected Framework, integriert mit dem<br />

Data Privacy und Data Residency Framework.<br />

Mit einem Datenresidenz-Bericht bieten wir<br />

Ihnen Echtzeit-Überwachung für Zugriffe und<br />

Flag-Warnungen. Lokalisierung und Anonymisierung<br />

über externe Identitätsanbieter ist möglich.<br />

Wir helfen ihnen, die Verschlüsselungstools<br />

zu finden, die zu den jeweiligen Daten passen.<br />

Unser Support-Team aus zertifizierten AWS-<br />

Spezialisten bietet 24/7 Service Desk in Ihrer<br />

Landessprache.<br />

Sie planen die Nutzung von AWS zur Verarbeitung personenbezogener<br />

Daten? Mit DPaaS sind Sie auf der sicheren Seite.<br />

Sprechen Sie uns an.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 13<br />

Ihr Ansprechpartner: Siegfried Höck | T-Systems | Cloud Solution Expert | Mail: AWS-Info@t-systems.com


» NACHRICHTEN<br />

Igus-Enjoyneering<br />

Spielerisch zu Ingenieurs-Höchstleistungen<br />

Bild: Igus<br />

Ein Low-Cost-Roboter, den Mitarbeiter<br />

mit einer Virtual-Reality-Brille bedienen.<br />

Eine künstliche Intelligenz, die über das<br />

Smartphone Ersatzteile in Sekundenschnelle<br />

identifiziert und bestellt. Eine<br />

App, die sofort zeigt, wo und wie man am<br />

Bagger zur Schmiermittelfreiheit kommt:<br />

Igus macht bei der Digitalisierung 2023<br />

Tempo und entwickelt Produkte und Services,<br />

die nicht nur Kosten senken, sondern<br />

auch kinderleicht zu bedienen sind.<br />

Das Ziel: Anwender einfach und spielerisch<br />

den Zugang zum richtigen Motion-<br />

Plastics-Produkt ermöglichen und damit<br />

dem Unternehmensziel „the easiest company<br />

to deal with“ noch näherkommen –<br />

Igus-Geschäftsführer<br />

Frank Blase als Avatar<br />

im Iguversum. Unter<br />

dem Motto ‚enjoyneering<br />

– spielerisch zu<br />

Ingenieurs-Höchstleistungen’<br />

präsentierte<br />

Igus auf der Hannover<br />

Messe neue digitale<br />

Angebote, die die<br />

Entwicklung von<br />

Maschinen revolutionieren<br />

sollen.<br />

und das CO 2 -neutral und ohne Kunststoffabfälle.<br />

Im digitalen Raum treffen sich Ingenieure,<br />

Materialexperten und Planer und bauen<br />

gemeinsam 3D-Modelle von neuen<br />

Maschinen, Anlagen und Fahrzeugen im<br />

1:1-Maßstab. Ohne unproduktive Meetings<br />

und ohne teure Anreisen, die<br />

CO 2 -Emissionen verursachen.<br />

Produkte lassen sich dadurch nicht nur<br />

schneller, nachhaltiger, zuverlässiger und<br />

kostengünstiger entwickeln, sondern in<br />

dieser virtuellen Realität auch leichter in<br />

Betrieb nehmen. Schulungen wie auch<br />

Serviceeinsätze profitieren ebenso von<br />

den digitalen Zwillingen.<br />

„Die Möglichkeiten der Virtuellen Realität<br />

für den Maschinenbau sind absolut<br />

faszinierend. Wir möchten diese Technologie<br />

von Anfang an aktiv mitgestalten“,<br />

betont Igus-Geschäftsführer Frank<br />

Blase. „Wir wollen neuartige Lösungen<br />

entwickeln, die auch kleine und mittelständische<br />

Unternehmen mit begrenztem<br />

Budget und Know-how ganz einfach<br />

nutzen können.“<br />

So plant Igus, das Iguversum mittelfristig<br />

als digitalen Service zu öffnen. Betriebe<br />

können dann von dieser Zukunftstechnologie<br />

profitieren, die vollständig<br />

von Igus gemanagt wird – ohne<br />

eigene Entwicklungskosten.<br />

Und bis es so weit ist, gibt es noch<br />

reichlich andere Erfindungen zu entdecken<br />

– wie IgusGO, eine cloudbasierte<br />

App. Schießt der Anwender von seinem<br />

Produkt, etwa einem Bagger, ein Foto,<br />

analysiert eine künstliche Intelligenz,<br />

wo schmierfreie Bauteile von Igus in<br />

diesem Produkt für mehr Wirtschaftlichkeit<br />

sorgen könnten.<br />

Nicht zuletzt wächst auch das Igus-<br />

Portfolio an Low-Cost-Robotik, die die<br />

Automatisierung im Mittelstand vorantreiben<br />

soll.<br />

Zukunft mit System<br />

Maximale Effi zienz und Flexibilität im Schaltschrankbau<br />

Die AX Kompakt-Schaltschränke lassen sich im 25 mm-Systemraster ausbauen und sind auf alle Ausbauund<br />

Nachrüstfälle vorbereitet. Systemkomponenten und -zubehöre lassen sich auf die patentierten Innenausbauschienen<br />

ohne Bohren einbauen und nachrüsten. So wird zeitaufwendige Nacharbeit vermieden<br />

und der UL-Erhalt gesichert.<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


IT-Security<br />

Wibu Academy will Thema in Forschung und Praxis vorantreiben<br />

Die neu gegründete Wibu Academy bietet<br />

Kurse zu Security und öffentlich finanzierten<br />

Forschungsprojekten an. Die<br />

Akademie startete am 12. April mit zwei<br />

Kursen. Ziel ist es, das Thema IT-Security<br />

in Forschung und Praxis voranzutreiben,<br />

was sich in den beiden Themenblöcken<br />

widerspiegelt.<br />

Die Titel der beiden Eröffnungskurse<br />

lauten „Identifizierung von Sicherheitslücken<br />

in der Implementierung“ und „Do’s<br />

and Don’ts der Antragstellung“. Im ersten<br />

Kurs geht es um Sicherheitslücken und<br />

die verschiedenen Werkzeuge, die automatisiert<br />

nach Fehlverhalten von Programmen<br />

suchen, und wie diese Werkzeuge<br />

in eigenen Entwicklungs- und<br />

Build-Umgebungen integriert werden<br />

können. Im zweiten Kurs werden Stolperfallen<br />

bei der Antragsstellung von Forschungsprojekten<br />

identifiziert und Tipps<br />

und Tricks gezeigt, um die Chancen auf<br />

die Förderung eines F&E-Projekts zu<br />

maximieren.<br />

Die Kurse richten sich an Software -<br />

entwickler und an Manager, die sich mit<br />

Kooperationsprojekten befassen, aber<br />

auch an Studierende, die die Themen<br />

kennenlernen wollen. Weitere Kurse mit<br />

Wibu-Systems bietet über die Wibu Academy verschiedene Kurse zu IT-Security und öffentlich finanzierten<br />

Forschungsprojekten an.<br />

ganz unterschiedlichen Themen, die von<br />

entsprechenden Experten durchgeführt<br />

werden, können vom April bis Juli gebucht<br />

werden. Die Kurse werden in deutscher<br />

Sprache gehalten. Der Veranstaltungsort<br />

ist in Karlsruhe in den Räumlichkeiten<br />

des IT Security Clubs in der Zimmerstraße<br />

3. Die Anmeldung ist ab sofort<br />

über die Anmeldeseite möglich, die auch<br />

die unterschiedlichen Konditionen listet.<br />

Diese sind so aufgesplittet, dass es<br />

neben der Standardgebühr auch Rabatt -<br />

möglichkeiten gibt: Die Kursgebühr ist<br />

sowohl für Frühbucher als auch für<br />

Unternehmen, die mehrere Plätze in<br />

einem Kurs buchen, etwas niedriger. Um<br />

Studierende für das Thema IT-Security zu<br />

begeistern, können sie sich mit der Vor -<br />

lage ihres Studentenausweises von den<br />

Gebühren befreien.<br />

Das Kursangebot für das zweite Halbjahr<br />

wird noch veröffentlicht.<br />

Bild: Wibu-Systems<br />

Erfahren Sie mehr:<br />

www.rittal.com/AX<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 15


MANAGEMENT » Interview<br />

Mit der Plattform Omniverse will Nvidia industrielle Metaversen ermöglichen<br />

„KI in virtuellen Welten trainieren und<br />

industrielle Prozesse optimieren“<br />

IM INTERVIEW<br />

Ludwig von Reiche,<br />

Geschäftsführer,<br />

Nvidia GmbH,<br />

Berlin<br />

Kollaboration im Engineering war bereits mit Einführung des Product Lifecycle<br />

Managements zu Beginn der 2000er Jahre ein wichtiges Thema, parallel entstand die<br />

Idee des Second Life. Mit den technischen Möglichkeiten der 2020er Jahre bringen<br />

Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) das Thema zurück – jetzt als Metaverse.<br />

Eine Voraussetzung ist weiter entscheidend: der Einsatz offener Standards.<br />

Michael Corban, Chefredakteur KEM Konstruktion und<br />

Alexander Gölz, Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Mit der Plattform Omniverse lassen<br />

sich Metaverse-Anwendungen erstellen<br />

und betreiben – wollen<br />

Sie uns kurz erläutern, wo Sie<br />

Einsatzmöglichkeiten im industriellen<br />

Bereich sehen und<br />

welche Vorteile sich ergeben?<br />

Anwendungsmöglicheiten für<br />

ein industrielles Metaverse finden<br />

sich überall. Gerade im<br />

technischen Bereich sehen wir eine<br />

Perspektive für Fertigungsunternehmen,<br />

ihre Produktivität auf diese<br />

Weise nachhaltig zu steigern. Entwicklungszyklen<br />

können deutlich verkürzt<br />

werden. Im Vordergrund steht dabei immer,<br />

kollaborativ an Objekten zu arbeiten<br />

– so intuitiv und produktiv wie möglich<br />

Über unsere Plattform Omniverse lassen<br />

sich Medien aller Art auf beliebigen Endgeräten<br />

nutzen und bearbeiten – und so<br />

3D-Design und Zusammenarbeit beschleunigen.<br />

Die Anwendung setzt also<br />

nicht zwingend ein Head-mounted Display,<br />

sprich eine VR-Brille voraus – auch<br />

wenn das in manchen Anwendungen sicherlich<br />

sehr zweckmäßig ist. Gerade im<br />

industriellen Bereich ist es zudem wichtig,<br />

den Zugang zum Metaversum kontrollieren<br />

zu können. Es gibt also nicht<br />

nur ein allumfassendes Metaversum, sondern<br />

viele spezifische nebeneinander. Das<br />

ermöglicht es, je nach Aufgabenstellung<br />

nur Mitarbeitenden des Unternehmens<br />

selbst oder eben auch Geschäftspartnern<br />

und Zulieferern den Zugriff zu erlauben.<br />

Bild: Nvidia<br />

All diese verschiedenen Metaverse-Anwendungen<br />

lassen sich mit Omniverse<br />

leicht umzusetzen. Damit das gelingt,<br />

setzen wir wo immer möglich auf Standardtechnologien<br />

– nur so kann der Einsatz<br />

von Metaverse-Anwendungen einfach,<br />

schnell und breit erfolgen. Ein Beispiel<br />

für solch einen offenen Standard ist<br />

die Beschreibung der Umgebung mittels<br />

Universal Scene Description (USD).<br />

Wollen Sie das etwas näher ausführen?<br />

USD ermöglicht es, eine dreidimensionale<br />

Szene mit allen Komponenten darin darzustellen.<br />

Der aus dem Filmbereich kommende<br />

Standard wurde von Pixar entwickelt<br />

und findet heute bereits Einsatz<br />

auch bei CAD-Anwendungen und in der<br />

Robotik. In ähnlicher Weise erlaubt die<br />

Material Definition Language (MDL) die<br />

Beschreibung von Materialien – ein<br />

»Unsere Plattform Omniverse<br />

bietet die Möglichkeit, verschiedene<br />

Metaverse-Anwendungen<br />

leicht umzusetzen.<br />

Damit das gelingt, setzen wir<br />

wo möglich auf Standard -<br />

technologien wie USD.«<br />

Ludwig von Reiche, Geschäftsführer, Nvidia GmbH, Berlin<br />

einheit licher Standard, der aber alle Facetten<br />

verschiedener Werkstoffe umfasst.<br />

Neben Farben lassen sich so Strukturen<br />

einer Oberfläche erfassen – oder auch die<br />

Interaktion mit der Beleuchtung. In diesem<br />

Sinne kann über unsere Plattform Omniverse<br />

unterschiedlichste Software und<br />

zum Teil auch Hardware verwendet werden,<br />

um ein industrielles Metaversum aufzubauen.<br />

Vergleichen lässt sich das mit<br />

dem CAD-Bereich, in dem beispielsweise<br />

Motor-Komponenten aus CAD-System A in<br />

einer Karosserie in System B eingesetzt<br />

werden können. Das zeigt, wie wichtig das<br />

Thema Offenheit an dieser Stelle ist – nur<br />

so lassen sich Datensätze zusammenführen,<br />

die mit unterschiedlichen Software-<br />

Werkzeugen erzeugt wurden. Nicht zuletzt<br />

einer der Gründe dafür, warum Siemens<br />

unsere Plattform einsetzt.<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Sie meinen die Verknüpfung der Engineering-Plattform<br />

Xcelerator von Siemens<br />

mit Omniverse?<br />

Genau – Ziel ist hier, ein industrielles Metaversum<br />

zu schaffen, in dem physikalisch<br />

gestützte, digitale Zwillinge von Siemens<br />

mit den Möglichkeiten der Echtzeit-KI<br />

von Nvidia kombiniert werden können.<br />

Unternehmen soll dies ermöglichen, bessere<br />

und schnellere Entscheidungen zu<br />

treffen, so Roland Busch, Vorstandsvorsitzender<br />

der Siemens AG und Jensen Huang,<br />

Gründer und CEO von Nvidia, bei der<br />

Bekanntgabe der Partnerschaft Mitte<br />

2022.<br />

Und die Künstliche Intellienz (KI) profitiert<br />

dabei von den ‚Grafikkarten‘, für<br />

die man Nividia ja ursprünglich kennt?<br />

Das, was man früher Grafikkarten nannte,<br />

sind heute sehr komplexe, hochintegrierte<br />

Prozessoren. Unsere OVX-Systeme etwa<br />

ermöglichen den Betrieb KI-fähiger Metaversum-Welten<br />

in Echtzeit. Den grundlegenden<br />

Baustein dieser Systeme bildet<br />

die Kombination aus acht L40-GPUs und<br />

drei ConnectX-7-Netzwerkadaptern mit<br />

erstklassigen CPUs und superschnellem<br />

NVMe-Speicher auf dem OVX-Server. Zusammen<br />

mit Omniverse Enter prise bietet<br />

OVX damit eine skalierbare End-to-End-<br />

Plattform zum Verbinden, Erstellen und<br />

Simulieren von 3D-Anwendungen und<br />

virtuellen Welten. Diese Rechenleistung<br />

kommt letztlich allen Anwendungen zugute.<br />

Von der Plattform Omniverse profitieren<br />

sowohl Designer, die digitalen Content<br />

mit verschiedenen 3D-Tools erstellen,<br />

als auch Entwickler, die KI in virtuellen<br />

Welten trainieren oder über Simulationen<br />

mit digitalen Zwillingen<br />

industrielle Prozesse optimieren.<br />

Können Sie ein Beispiel nennen?<br />

Nehmen wir die Entwicklung des autonomen<br />

Fahrens. Ohne Zweifel spielen dabei<br />

echte Szenarien auf der Straße eine wichtige<br />

Rolle. Doch das Training der Systeme<br />

kann und muss digital unterstützt werden.<br />

Über animierte Szenen, basierend<br />

auf real gefilmten, lassen sich die Systeme,<br />

die im Fahrzeug implementiert werden,<br />

mit Lernmaterial versorgen und trainieren.<br />

Das lässt sich auf viele KI-gestützte<br />

Vorgänge übertragen. Ein anderes Beispiel<br />

ergibt sich aus der Nutzung der Daten,<br />

die heute bereits in einer Fertigungsanlage<br />

anfallen. Gerade solche Echtzeitdaten<br />

bieten in der Kombina tion mit digitalen<br />

Modellen – eben den digitalen Zwillingen<br />

– die Chance, die Fertigung zu optimieren.<br />

Solche Feedback-Schleifen sind<br />

bislang noch nicht sehr verbreitet, auch<br />

wenn hier das Potential der Digitalisierung<br />

liegt. Auch bei der Datenaufnahme – sprich<br />

der Sensorik – macht sich übrigens die Miniaturisierung<br />

auf Prozessorebene bemerkbar,<br />

die wir insbesondere in den letzten 20<br />

Jahren vorangetrieben haben.<br />

Mehr als HR, Security und MES!<br />

Zeit für die<br />

wichtigen Sachen!<br />

Mit der tisoware.MES-Lösung optimieren Sie Ihre<br />

Fertigungsprozesse. Das entlastet Ihre Mitarbeiter<br />

und gibt Ihnen mehr Zeit für die wesentlichen<br />

Aufgaben in der Fertigung. So steigern Sie Ihren<br />

Unternehmenserfolg mit tisoware.<br />

Weitere Informationen<br />

und Kontakt unter:<br />

www.tisoware.com<br />

oder den QR-Code scannen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 17


» MANAGEMENT<br />

Ein Überblick über künstliche Intelligenz in Zusammenspiel mit Industrie 4.0<br />

KI und Industrie 4.0 –<br />

die Transformation läuft<br />

Sackgassen vermeiden und schneller als der Wettbewerb mit KI zum Erfolg kommen: dazu<br />

muss man Klarheit über die eigenen Geschäftsziele haben und ihnen die jeweils am besten<br />

geeignete KI-Methode zuordnen. Denn letztere unterscheiden sich je nach Einsatzgebiet,<br />

Datenlage und Zielstellung. Der Artikel zeigt, wie das geht.<br />

» Prof. Dr. Dirk Schmalzried, Professor für Wirtschaftsinformatik und Leiter des Zentrums für angewandte KI, Jena<br />

Künstliche Intelligenz<br />

kann Unternehmen<br />

helfen, sich gegen<br />

Wettbewerber durchzusetzen.<br />

Der Fortschritt in der Künstlichen Intelligenz ist<br />

beeindruckend. Systeme wie ChatGPT 4 wirken<br />

disruptiv auf viele Geschäftsfelder: Produktbeschreibungen<br />

können in Sekundenschnelle passend zum<br />

Zielpublikum erstellt und langwierige Recherchen<br />

vermieden werden. Mit dem Prinzip von Dall-E lassen<br />

sich nicht nur Bilder erstellen, sondern bald auch<br />

Grundrisse von Gebäuden anhand von konkreten Anforderungen,<br />

wie Fluchtwegen oder der gesetzlich<br />

geforderten Anzahl von Toiletten.<br />

KI wird alle betreffen. Doch wie ist darauf zu reagieren?<br />

Ignorieren kann existenzbedrohend werden.<br />

KI ist ein Werkzeug<br />

Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />

Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug. So, wie ein<br />

Taschenrechner dem Rechenschieber überlegen war<br />

und diesen komplett abgelöst hat, so werden KI-Methoden<br />

schon bald disruptiv viele klassische Algorithmen<br />

ablösen. Gerade die Fähigkeit, aus Daten Wissen<br />

zu extrahieren, ohne explizite Regeln formulieren zu<br />

müssen, und die Fähigkeit, aus neuen Daten weiter<br />

zu lernen und sich anzupassen, ermöglichen bessere,<br />

schnellere und verallgemeinernde Lösungen für viele<br />

Probleme. KI ist überlegen, als Tools verfügbar und<br />

setzt sich in kurzer Zeit durch. Um KI einzuführen,<br />

sollte man dennoch nicht vom Werkzeug her denken,<br />

sondern vom Geschäftsmodell und den konkreten<br />

Anforderungen. Wenn klar ist, welche Unternehmensziele<br />

man erreichen möchte, oder welche Geschäftsmodelle<br />

durch den Einsatz von KI bei Wettbewerbern<br />

bedroht werden, dann kann man anschließend<br />

das geeignete Tool auswählen. KI-Anwendungen<br />

sind bereits heute im Industrie-4.0-Kontext sehr<br />

erfolgreich und tragen zu den in Abb. 1 genannten<br />

Zielen bei.<br />

In Abb. 2 sind 13 Domänen dargestellt, die insgesamt<br />

ca. 50 konkrete KI-Anwendungsbereiche zusammenfassen<br />

und in der (erweiterten) ISA95-Pyramide<br />

verorten. Dazu gehören Wissensmanagement<br />

und Dokumentation, Modellbildung, optimiertes Ressourcenmanagement,<br />

Prognosen, Planung, Robotik,<br />

Fertigungsprozesse, Assistenzsysteme und Mensch-<br />

Maschine-Interaktion, Analysen und Überwachung,<br />

autonomes Fahren, Intelligente Fertigungsautomation,<br />

Intelligente Sensorik und die Verbesserung von<br />

Produkten.<br />

KI ist nicht gleich KI. Heute werden über 70 verschiedene<br />

Verfahren der KI im Industrie-4.0-Kontext<br />

eingesetzt. Man unterscheidet einerseits mathematische<br />

Verfahren und symbolische KI als Vertreter eines<br />

regelbasierten und nicht lernfähigen Ansatzes von<br />

andererseits lernenden Verfahren, die vor allem auf<br />

Wissen aus Daten basieren.<br />

Der Vorteil der zweiten Klasse von Verfahren ist,<br />

dass kein explizites Regelwissen benötigt wird, sondern<br />

die Zusammenhänge von den Machine Learning<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


www.tbwom.de<br />

Methoden erkannt werden. Ihr Nachteil ist, dass es<br />

zu Fehlinterpretationen bei mangelnder Datenqualität<br />

oder mangels Ausgewogenheit bei der Auswahl<br />

der Trainingsdaten kommen kann. Dem wirkt man<br />

mit Methoden der Erklärbaren KI (XAI) entgegen, um<br />

ein besseres Verständnis der erkannten Zusammenhänge<br />

zu bekommen.<br />

Aus dem Wissen um die Stärken der jeweiligen<br />

Methoden kann man Empfehlungen generieren, welches<br />

KI-Verfahren für welches Einsatzgebiet bei Industrie<br />

4.0 passend zum strategischen Geschäftsziel<br />

die besten Ergebnisse generiert. Diese präzise Zuordnung<br />

der Methode unter Berücksichtigung möglicher<br />

„Fallen“ in der Datengewinnung und -aufbereitung<br />

ist der Schlüssel für den zügigen und erfolgreichen<br />

Einsatz von KI.<br />

12 – 16 June<br />

Düsseldorf<br />

Germany<br />

2023<br />

The Bright<br />

World<br />

of Metals<br />

Technologies Processes<br />

Applications Products<br />

Ausblick<br />

Wissenssysteme analog zu ChatGPT von OpenAI oder<br />

zu Bard von Google sowie Ableger von dall-E werden<br />

vermutlich sehr schnell starke Assistenten bei der Erfindung<br />

neuer Produkte und Verfahren werden. D.h.<br />

neben operativen Aufgaben in Prozessautomation<br />

und -planung wird KI zusätzlich auch auf der strategischen<br />

Ebene sehr viel relevanter werden und zum<br />

Beispiel Investitionsentscheidungen unterstützen.<br />

Damit wird die vertikale Integration verstärkt und Industrie-4.0-spezifische<br />

Aufgabenbereiche mit den<br />

darüberliegenden Ebenen in Echtzeit verwoben.<br />

Verbesserung von Produkten<br />

Erfindung neuer Produkte<br />

Generative KI im Bereich<br />

Dokumentation<br />

Bild: Autor<br />

Optimiertes<br />

Ressourcenmanagement<br />

SCM<br />

MES<br />

SCADA<br />

Autonomes Fahren<br />

und Fliegen<br />

Intelligente<br />

Fertigungsautomation<br />

Analysen und<br />

Überwachung<br />

SPS<br />

Feldebene<br />

Modellbildung<br />

Wissensmanagement<br />

ERP<br />

Dokumentenmanagement<br />

Prognosen<br />

Planung (Personal,<br />

Produktion, Logistik)<br />

Assistenzsysteme<br />

Robotik<br />

physisches<br />

Handeln<br />

Intelligente Sensorik<br />

Mensch-Maschine-<br />

Interaktion<br />

13 Domänen, die insgesamt rund 50 konkrete KI-Anwendungsbereiche<br />

zusammenfassen.<br />

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» MANAGEMENT<br />

Digitalisierung stellt Unternehmen vor Herausforderungen<br />

Die digitale Transformation im<br />

Unternehmen richtig angehen<br />

Die digitale Transformation stellt Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Sie bringt nicht<br />

nur neue Technologien und Prozesse mit sich – der tiefgreifende Wandel, der damit einhergeht,<br />

stellt auch immense Anforderungen an das Management.<br />

» Ulrike Dautzenberg, freie Journalistin<br />

Die digitale Transformation<br />

treibt viele<br />

Unternehmen um.<br />

Gerade kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

sehen in ihr nach wie<br />

vor große Hürden.<br />

Bild: Xtravagant/stock.adobe.com<br />

Der Erfolg der digitalen Transformation, insbesondere<br />

wenn sie unternehmensweit oder global<br />

erfolgen soll, setzt voraus, dass das Thema auf<br />

höchster Ebene in der Unternehmensorganisation<br />

verankert ist und durch die konsequente Unterstützung<br />

des Top-Managements die notwendige Relevanz<br />

erhält“, erklärt Milad Safar, Managing Partner<br />

der Weissenberg Group. „Darüber hinaus muss sie<br />

durch ein unternehmensweites Change Management<br />

begleitet werden, um eine erfolgreiche organisationsübergreifende<br />

Skalierung zu gewährleisten.“<br />

Da die so genannte Gerüchteküche oder der vielerorts<br />

bekannte Flurfunk viel Schaden anrichten könne,<br />

sei jedes Unternehmen gut beraten, mit der kommunikativen<br />

Begleitung im Rahmen des Change Managements<br />

so früh wie möglich zu beginnen, so Safar.<br />

Andernfalls reichten die Folgen von bloßer Verunsicherung<br />

der Mitarbeiter, die doch noch irgendwie<br />

mitspielen wollen, über starkes Misstrauen gegenüber<br />

den vermeintlichen Veränderungen und<br />

Motiven des Managements bis hin zu echtem Blockadeverhalten.<br />

„Transparenz ist das Zauberwort. Die<br />

Idee hinter Change Management ist es, eine Kultur<br />

zu entwickeln, die Veränderungen mit Agilität und<br />

Zuversicht annimmt.“<br />

Das A und O eines erfolgreichen Change Managements<br />

liegt in der frühzeitigen Einbindung aller Mitarbeiter.<br />

„Unsere Erfahrung zeigt, dass ein etabliertes<br />

Change Management auf einer Unternehmenskultur<br />

aufbaut, in der Veränderung als etwas Natürliches –<br />

als eine natürliche Entwicklung – verstanden und<br />

angegangen wird“, sagt Carolin Enke, Projektmitarbeiterin<br />

im Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur<br />

der Initiative Mittelstand-Digital des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

(BMWK). „Im Mittelpunkt steht dabei die aktive Einbindung<br />

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in<br />

den Veränderungsprozess.“<br />

Für Unternehmen, die den Digitalisierungsprozess<br />

nicht durch ein aktives Change Management begleiten,<br />

können die Folgen durchaus gravierend sein.<br />

„Der Verzicht auf Change Management-Methoden<br />

kann die erfolgreiche Transformation von Unternehmen<br />

negativ beeinflussen“, so Enke. „Ohne eine sorgfältige<br />

Vorbereitung kommt es zu Verzögerungen,<br />

Fehlern und Störungen im Geschäftsbetrieb. Dies<br />

kann zu Produktivitätsverlusten und unzufriedenen<br />

Kunden führen. Auch die Kosten für die Durchführung<br />

von Veränderungen können ohne eine effektive<br />

Planung höher sein als erwartet und damit zu finanziellen<br />

Belastungen führen. Zudem entsteht ohne<br />

eine transparente und motivierende Kommunikation<br />

Unsicherheit und damit Widerstand bei den Mitarbeitern<br />

gegen die Veränderung.“<br />

Laut Milad Safar ist die erfolgreiche Umsetzung<br />

von Veränderungen eine der größten Herausforderungen<br />

für Führungskräfte. „Wenn Führungskräfte<br />

über eine organisatorische Transformation nachden-<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


ken, konzentrieren sie sich oft darauf, was verändert<br />

werden soll und warum dies notwendig ist. Wird jedoch<br />

der Art und Weise, wie die Änderung erfolgen<br />

soll, nicht die gleiche Priorität eingeräumt, kann dies<br />

alle Transformationsbemühungen untergraben.“<br />

Führungskräfte verbrächten oft viel Zeit damit, die<br />

geplante Veränderung zu kommunizieren, um Unterstützung<br />

zu erhalten, bevor sie mit der Veränderungsinitiative<br />

beginnen, so Safar. Change-Management-Strategien<br />

scheiterten jedoch häufig oder verpufften,<br />

wenn die Führungskräfte nach der Ankündigung<br />

der Initiative nicht mehr ausreichend kommunizierten.<br />

„Jede Veränderungsinitiative stößt automatisch<br />

auf Widerstand. Vielen Führungskräften ist<br />

nicht bewusst, dass es beim Change Management<br />

darum geht, Menschen nur so weit zu verärgern, wie<br />

sie es ertragen können. Menschen wehren sich aus<br />

vielen Gründen gegen Veränderungen. Das unbekannte<br />

oder wahrgenommene Risiko kann sie beunruhigen.<br />

Wenn ihre spezifischen Bedenken nicht berücksichtigt<br />

werden, kann Widerstand die Veränderungsinitiative<br />

verdeckt oder offen zum Scheitern<br />

bringen oder untergraben.“<br />

Bei der Beulco GmbH & Co. KG, einem mittelständischen<br />

Familienunternehmen mit Sitz in Attendorn,<br />

ist man sich der Risiken, die der digitale Wandel mit<br />

sich bringen kann, sehr bewusst. „Bei der Entwicklung<br />

unserer Strategie für 2025 war die Digitalisierung<br />

eines der Top-Themen“, erklärt Matthias Parlings,<br />

Head of Transformation & Business Development.<br />

„Und natürlich haben wir uns in dem Zusammenhang<br />

die Frage gestellt, wie es einem traditionellen<br />

Familienunternehmen wie dem unseren gelingen<br />

kann, alle Unternehmensbereiche mit einzubeziehen<br />

und möglichst viele Mitarbeiter mitzunehmen. Wir<br />

haben uns für eine agile Organisation entschieden,<br />

deren integraler Bestandteil ein Open Space-Format<br />

ist. Zu Beginn alle sechs, inzwischen alle 12 Monate<br />

kommen alle Mitarbeiter für einen Tag in einer Betriebsversammlung<br />

zusammen. Hier werden Ergebnisse<br />

vorgestellt und Ideen für neue Digitalisierungsprojekte<br />

entwickelt. Gemanagt werden diese Projekte<br />

von agilen und speziell geschulten Projektleiterinnen<br />

und Projektleitern in der so genannten Community of<br />

Practice.“ In dieser agilen Organisation können bei<br />

Beulco Mitarbeiter aller Bereiche dabei sein. Sind die<br />

Projekte definiert, gibt es eine Info-Veranstaltung,<br />

bei der die Initiatoren Mitglieder für ihre jeweiligen<br />

Arbeitsgruppen anwerben. Einmal pro Halbjahr werden<br />

die Projekte in einem Pitch vor einer Jury präsentiert.<br />

So seien die Mitarbeitenden der einzelnen Projekte<br />

in die Umsetzung involviert und deshalb motiviert,<br />

später auch die daraus resultierenden Prozesse<br />

entsprechend zu leben.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 21


Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />

Europa soll das globale Zentrum für vertrauenswürdige künstliche Intelligenz werden. Doch es sollen auch rechtliche Rahmenbedingungen gelten. So muss<br />

beispielsweise gewährleistet sein, dass die in der EU verwendeten KI-Systeme sicher sind und die bestehenden Grundrechte der EU gewahrt sind.<br />

Serie Recht: EU-Verordnung künstliche Intelligenz<br />

Chance und Risiko vor allem für<br />

kleine und mittlere Unternehmen<br />

Künstliche Intelligenz (KI) wird zu einer der wesentlichen digitalen Schlüsseltechnologien,<br />

die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bestimmen wird. Das Beispiel ChatGPT zeigt<br />

eindrucksvoll die Möglichkeiten auf, die diese Technologie mit sich bringt. Während viele<br />

fast unbegrenzte Möglichkeiten für Einsatzfelder wie das autonome Fahren, das effektive<br />

Ordnen riesiger Informationsmengen oder die Optimierung von Produktionsprozessen sehen,<br />

fürchten andere Risiken, die niemand mehr kontrollieren kann.<br />

» Dr. Jörg Kahler, Dr. Jonathan Jung, Kanzlei GSK Stockmann<br />

Zwischen diesen beiden Polen bewegen<br />

sich auch die Reaktionen auf den<br />

Entwurf der KI-Verordnung der EU, den<br />

die Kommission im Jahr 2021 vorgelegt<br />

hat. Ziel der KI-Verordnung und ihres risikobasierten<br />

Ansatzes ist es vor allem, Regelungen<br />

für Systeme zu schaffen, die<br />

hohe Risiken mit sich bringen und gleichzeitig<br />

risikofreie Systeme nicht zu regulieren.<br />

KI-Lösungen mit „unannehmbaren“<br />

Risiken werden komplett verboten.<br />

Das betrifft unter anderem solche Systeme,<br />

die zur biometrischen Echtzeitidentifikation<br />

von Menschen gedacht sind.<br />

„Hochrisiko“-Systeme, also vor allem<br />

für die Verwaltung kritischer Infrastruktur,<br />

werden umfassender Regulierung unterworfen,<br />

was erhebliche Sicherheitsund<br />

Dokumentationspflichten nach sich<br />

zieht. Das ist verständlich, bedrohen Fehlfunktionen<br />

in diesem Bereich regelmäßig<br />

Gesundheit oder Sicherheit von Menschen.<br />

Zwar umfasst der Bereich kritischer<br />

Infrastruktur im Kommissionsentwurf<br />

neben dem Straßenverkehr bisher<br />

„nur“ die Wasser-, Gas-, Wärme- und<br />

Stromversorgung, allerdings kann die EU-<br />

Kommission nach dem Entwurf weitere<br />

Hochrisiko-Anwendungen definieren. Insbesondere<br />

Unternehmen, die nach allgemeinem<br />

Verständnis zur kritischen Infrastruktur<br />

gehören oder solche, die Unternehmen<br />

der kritischen Infrastruktur „zuarbeiten“,<br />

kann eine nachträgliche Regulierung<br />

auch bereits bestehender Systeme<br />

drohen.<br />

Sonstige KI-Systeme werden entweder<br />

kaum reguliert, wie solche, die nur im<br />

Kundenservice eingesetzt werden, oder<br />

gar nicht, wenn Systeme beispielsweise<br />

Produktionsprozesse optimieren oder<br />

Spam erkennen.<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


MANAGEMENT «<br />

Hinsichtlich des Regulierungsziels –<br />

Schaffung vertrauenswürdiger und vor allem<br />

auch europäischer künstlicher Intelligenz<br />

– besteht Einigkeit. Kritisiert werden<br />

zum Teil die konkreten Anforderungen,<br />

die an Hochrisiko-KI gestellt werden. Diese<br />

sind mit Blick auf die Einsatzfelder –<br />

kritische Infrastruktur oder Rechtspflege<br />

– nachvollziehbar, können sich aber als<br />

innovationshemmend erweisen. Insbesondere<br />

die Anforderungen an das Risikomanagementsystem<br />

oder die Sicherstellung<br />

der Qualität der Trainingsdaten kann<br />

gerade kleine und mittlere Unternehmen<br />

vor erhebliche Herausforderungen stellen.<br />

Auch die Regulierung von Allzweck-KI<br />

ist ein Streitpunkt. Solche Systeme können<br />

gleich einem „dual-use“-Produkt je<br />

nach Trainingsdaten beliebig eingesetzt<br />

werden, und so beispielsweise Hausaufgaben<br />

schreiben, aber auch die Energieversorgung<br />

eines Krankenhauses steuern.<br />

Wahrscheinlich unter dem Eindruck<br />

neuerer Diskussionen hat der Rat in seinem<br />

Vorschlag Allzweck-KI in weiten Teilen<br />

den Pflichten, die für Hochrisiko-Systeme<br />

gelten, unterworfen. Diese Entwicklung<br />

ist aus Sicht europäischer Unternehmen<br />

grundsätzlich zu begrüßen. Allzweck-KIs<br />

sind zumeist frei verfügbar und<br />

damit für Unternehmen interessant, die<br />

sich die Entwicklung eines eigenen KI-<br />

Systems nicht leisten wollen oder können.<br />

Setzt sich der Vorschlag des Rates durch,<br />

können Unternehmen, die bestehende<br />

Allzweck-KI für Hochrisiko-Anwendungen<br />

nutzen, (u.a.) auf Vorarbeit der KI-Ersteller<br />

für die Erfüllung der regulatorischen<br />

Anforderungen zurückgreifen.<br />

Als Ausgleich für kleine und mittlere<br />

Unternehmen (KMU) hat der Rat vorgeschlagen,<br />

dass diese bei der Schaffung<br />

von Allzweck-KI nicht den obigen Anforderungen<br />

unterliegen, sodass diese nicht<br />

in ihrer Entwicklung gebremst werden.<br />

Auch wurden Pflichten im Zusammenhang<br />

mit dem Einsatz von Hochrisiko-KI-<br />

Systemen präzisiert und speziell für KMU<br />

die Anforderungen an die Dokumentation<br />

verringert.<br />

Nachdem sich das EU-Parlament am<br />

28. April auf seine Position verständigt<br />

hat, wird im Trilogverfahren zwischen<br />

diesem, der Europäischen Kommission<br />

und dem Rat der Europäischen Union verhandelt.<br />

Es ist davon auszugehen, dass<br />

die Verordnung voraussichtlich 2024 in<br />

Kraft treten wird.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass mit der KI-Verordnung<br />

bald technische Standards in der<br />

EU etabliert werden, die Rechtssicherheit<br />

schaffen und gleichzeitig notwendige Innovationen<br />

und die Anwendung von KI<br />

nicht hemmen. Wünschenswert wäre,<br />

dass sich die Befürworter einer eher zurückhaltenden<br />

Regulierung im Gesetzgebungsverfahren<br />

durchsetzen und gerade<br />

KMUs von dieser Schlüsseltechnologie der<br />

Zukunft nicht abgehängt werden.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 23


» MANAGEMENT<br />

B2B-Experten informieren über Arbeitgebermarken-Strategie<br />

Sichtbar werden als starke<br />

Employer Brand<br />

Mittlerweile gehen drei Viertel aller deutschen Unternehmen davon aus, dass sie<br />

künftig Schwierigkeiten haben werden, passendes Personal zu finden. Doch was<br />

tun, wenn Stellenanzeigen und Jobportale nicht mehr zum Recruiting-Erfolg<br />

führen? Immer mehr Unternehmen im B2B-Bereich sehen in dieser Situation<br />

eine starke Arbeitgebermarke als den entscheidenden Hebel.<br />

» Tanja Auernhamer, Leitung Verbandskommunikation & Pressesprecherin des bvik<br />

Budget, wie die Studie „B2B-Marketing-Budgets<br />

2022“ des bvik belegt.<br />

HR, Marketing und<br />

Unternehmenskommunikation<br />

müssen beim<br />

Thema Arbeitgebermarke<br />

eng zusammen<br />

arbeiten.<br />

Das Baugewerbe und die Industrie sind laut Fachkräftereport<br />

2022 der Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammer von Personalengpässen besonders<br />

stark betroffen. Unternehmen müssen daher aktiv<br />

daran arbeiten, sich als attraktiver Arbeitgeber zu<br />

positionieren, um neue Talente zu gewinnen und diese<br />

langfristig zu binden. Diese 5 Faktoren gilt es dabei<br />

zu beachten:<br />

1. Zusammenarbeit von HR & Marketing<br />

Voraussetzung für erfolgreiches Employer Branding<br />

ist die enge Zusammenarbeit der relevanten Abteilungen.<br />

Denn es braucht ein Verständnis für die Markenarchitektur<br />

des Unternehmens sowie Erfahrung<br />

mit Kampagnen, Kanälen und den entsprechenden<br />

Tools – alles Domänen des Marketings. Anderseits<br />

sind aber Zielgruppen, Botschaften und Kommunikationsanlässe<br />

andere als im Marketing. Hier ist das<br />

Wissen der Personalabteilung gefragt. Leider fehlen<br />

häufig die Strukturen für abteilungsübergreifendes<br />

Handeln oder ein gebündeltes Employer-Branding-<br />

Bild: Coloures-Pic/stock.adobe.com<br />

2. Strukturiertes Vorgehen<br />

Employer Branding ist ein strategischer Ansatz, der<br />

seine Zeit braucht, um Wirkung zu entfalten. Er fußt<br />

dabei auf einem methodisch sauberen Prozess, der<br />

sich in fünf Phasen unterteilt: 1. Analyse (intern und<br />

extern), 2. Positionierung (mit Ausarbeitung der Employer<br />

Value Proposition), 3. Strategie (Leitfaden zu<br />

Marke, Zielen, Zielgruppen, Haltung, Auftreten, Maßnahmen<br />

und Fahrplan), 4. Umsetzung (alle Maßnahmen<br />

zu internem und externem Employer Branding)<br />

und 5. Evaluierung (nach festgelegten Zielen und Recruiting-KPIs).<br />

3. Intern vor extern<br />

Es braucht Mitarbeitende, die sich mit ihrem Arbeitgeber<br />

identifizieren und dessen Werte leben, um die<br />

Marke glaubwürdig nach außen zu tragen. Zufriedene<br />

Mitarbeitende übernehmen damit für das Recruiting<br />

eine ähnliche Funktion wie zufriedene Kunden<br />

für den Vertrieb: Sie fungieren als Botschafter, die<br />

das Unternehmen weiterempfehlen und so zur Gewinnung<br />

neuer Talente beitragen.<br />

4. Attraktive Unternehmenskultur<br />

Stimmen Markenversprechen und Kultur überein?<br />

Zur positiven Unternehmenskultur gehören Diversity<br />

Management ebenso wie Angebote zur Weiterbildung,<br />

Gesundheitsförderung oder Vernetzung mit<br />

Kollegen, flexible Arbeitszeitmodelle und gezielte<br />

Nachwuchsförderung. Eine professionelle und ehrliche<br />

interne Kommunikation als Spiegel der Unternehmenskultur<br />

ist dabei ein zentraler Wettbewerbsfaktor,<br />

wie das Trendbarometer Industriekommunikation<br />

2023 des bvik belegt.<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


5. Als Employer Brand sichtbar werden<br />

Die Marke muss nach außen sichtbar werden – und<br />

zwar möglichst an jedem Punkt der so genannten<br />

„Candidate Journey“. Potenzielle Bewerber kommen<br />

an verschiedenen Touchpoints mit dem Unternehmen<br />

in Kontakt: über Stellenanzeigen, Social Media Posts,<br />

Messeauftritte, die Karriereseite oder Bewerbungsgespräche.<br />

Die Aufgabe des Employer-Branding-<br />

Teams ist es, diese Reise so zu gestalten, dass die<br />

Kandidaten nicht abspringen, sondern die Marke erleben<br />

und sich für sie und ihre Werte begeistern.<br />

Diese Fehler sollte man vermeiden<br />

Wer sich als attraktiver Arbeitgeber am Markt positionieren<br />

möchte, sollte Folgendes unterlassen:<br />

• Mehr versprechen, als man halten kann – das wird<br />

immer abgestraft.<br />

• Die Zielgruppe nicht kennen – nur auf Basis detaillierter<br />

Analysen schärfen Unternehmen ihre<br />

Arbeitgebermarke nach dem tatsächlichen Bedarf.<br />

• Alle Kanäle gleichzeitig bespielen – viel hilft nicht<br />

viel, sondern verschwendet wertvolle Ressourcen.<br />

• Employer Branding nur einer Abteilung zuordnen<br />

– erst entsprechende Strukturen und ein eigenes,<br />

gebündeltes Budget sorgen für ausreichend<br />

Schlagkraft.<br />

• Employer Branding als kurzfristige Kampagne<br />

verstehen – es ist ein langfristiger strategischer<br />

Ansatz mit fortdauernder Evaluierung.<br />

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» MANAGEMENT<br />

Datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

Wie datengetriebe Geschäftsmodelle<br />

Modelle im Werkzeugbau gelingen<br />

Datengetriebene Geschäftsmodelle beruhen auf Gewinn abzielenden Interaktionen zwischen<br />

Unternehmen, welche monetäre Mehrwerte durch die Verarbeitung und den Handel von Daten<br />

sowie datenbasierten Informationen schaffen. Derartige Geschäftsmodelle zeigen sich in<br />

zahlreichen Branchen traditionellen Geschäftsmodellen überlegen.<br />

» Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos, MBA; Gerret Lukas, M.Sc.; Julian Schweins, M.Sc.; Julian Trisjono M.Sc., M.Sc.<br />

Die Überlegenheit datengetriebener Geschäftsmodelle lässt sich anhand eines grundlegenden Gesetzes der Produktionstheorie erklären –<br />

dem sogenannten Gesetz sinkender Grenzerträge.<br />

Grafik: Fotomek/stock.adobe.com<br />

nelle Modelle treffen und sich gegen diese<br />

durchsetzen. Die Überlegenheit datengetriebener<br />

Geschäftsmodelle lässt sich<br />

anhand eines grundlegenden Gesetzes der<br />

Produktionstheorie erklären – dem sogenannten<br />

Gesetz sinkender Grenzerträge.<br />

Grenzerträge führen dazu, dass Geschäftsmodelle<br />

bei steigender Skalierung<br />

ab einem gewissen Punkt nur eine degres-<br />

Während um die Jahrtausendwende<br />

Unternehmen mit traditionellen<br />

Geschäftsmodellen die Liste der wertvollsten<br />

Unternehmen dominierten, agieren<br />

die aktuell wertvollsten Unternehmen<br />

im Rahmen datengetriebener Geschäftsmodelle.<br />

Es wird daher auch von einer<br />

„Kollision“ gesprochen, bei der datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle auf traditiosive<br />

oder sogar sinkende Wertschaffung<br />

aufweisen (vgl. Abbildung 1). Dies gilt für<br />

alle Geschäftsmodelle, die nicht der eingangs<br />

dargelegten Definition entsprechen.<br />

Demnach tritt das Gesetz der sinkenden<br />

Grenzerträge selbst bei Unternehmen mit<br />

interner datenbasierter Optimierung auf,<br />

mit derer beispielsweise die Entscheidungslatenz<br />

reduzieren werden kann. In-<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


terne datenbasierte Optimierungen ergeben<br />

sich zum Beispiel über die Visualisierung<br />

von Auslastungsverläufen. Dennoch<br />

unterliegen lediglich datengetriebene Geschäftsmodelle<br />

dem Gesetz sinkender<br />

Grenzerträge nicht und können grenzkostenfreie<br />

Skaleneffekte erzielen. Einmal erfasste<br />

Daten sowie resultierende datengetriebene<br />

Leistungen lassen sich in wenigen<br />

Sekunden zu geringen Kosten, näherungsweise<br />

grenzkostenfrei, replizieren.<br />

Die mittelständisch geprägte<br />

Branche Werkzeugbau<br />

ist aufgrund des Unikatcharakters<br />

der Leistungen<br />

und somit der relativ<br />

geringen Skaleneffekte traditionell<br />

sinkenden Grenzerträgen<br />

ausgesetzt. Um<br />

sinkenden Grenzerträgen<br />

entgegen zu wirken, müssen<br />

Werkzeugbaubetriebe<br />

entsprechend datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle<br />

oder Geschäftsfelder aufweisen.<br />

Bisher konnten datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle<br />

im Werkzeugbau<br />

jedoch kaum umgesetzt<br />

werden. Wenige Ausnahmen<br />

lassen sich vor allem<br />

im Kunststoffbereich beobachten.<br />

Ein zentrales Hindernis<br />

der Einführung datengetriebener<br />

Geschäftsmodelle<br />

und entsprechender<br />

Leistungen stellt der<br />

mangelnde Zugriff auf Serienproduktionsdaten<br />

dar.<br />

Abbildung 2 gliedert Leistungen<br />

datengetriebener<br />

Geschäftsmodelle in drei<br />

Gruppen. Zur Gliederung<br />

dient einerseits der Grad<br />

der Kundenoffenheit zur Integration<br />

in seine Wertschöpfungsprozesse.<br />

Je höher<br />

dieser Grad ist, desto<br />

eher wird der Zugriff zu Daten<br />

aus dem Serienproduktionsprozess<br />

möglich. Beispielsweise<br />

ist dieser Grad<br />

in der Verpackungsindustrie<br />

oftmals höher als im Auto-<br />

mobilsektor. Andererseits wird die Bedeutung<br />

des Werkzeugs zur Herstellung des<br />

Endprodukts betrachtet. Diese Bedeutung<br />

ist beispielsweise für ein Kunststoffwerkzeug<br />

zur Herstellung eines Trinkbechers<br />

größer als bei einem Strukturteilwerkzeug,<br />

mit dem lediglich eine Komponente<br />

eines Fahrzeugs hergestellt wird.<br />

Die Gliederung der drei Gruppen in dem<br />

Schalenmodell verdeutlicht zudem, dass<br />

die Einführung nicht zwangsläufig von<br />

Serienproduktionsdaten abhängig ist.<br />

Werkzeugorientierte, datengetriebene<br />

Leistungen basieren auf der Analyse von<br />

Daten, die direkt am Werkzeug anfallen.<br />

Zu derartigen Leistungen zählen beispielsweise<br />

die Werkzeugortung oder die<br />

Werkzeugzustandsüberwachung. Ein weiteres<br />

Beispiel stellt die digitale Werkzeugakte<br />

dar, in der Daten über die Historie<br />

des Werkzeugs entlang des kompletten<br />

Lebenszyklus anwendergerecht zur Verfü-<br />

DAUERHAFTE<br />

LEICHTBAUHALLEN<br />

Breite<br />

flexible<br />

10m<br />

Größe<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 27<br />

Wandhöhe


» MANAGEMENT<br />

Generierter Mehrwert<br />

Effizienzsteigerung über datenbasierte<br />

interne Optimierung<br />

Skalierung<br />

Datengetriebene<br />

Geschäftsmodelle<br />

Die Überlegenheit datengetriebener Geschäftsmodelle.<br />

Grenzkostenfreie, nichtlineare<br />

Skaleneffekte<br />

Datenbasierte<br />

Optimierung interner<br />

Strukturen bei tradierten<br />

Geschäftsmodellen<br />

Gesetzt sinkender<br />

Grenzerträge<br />

Grafik: WBA<br />

Tradierte<br />

Geschäftsmodelle<br />

gung gestellt werden können. Derartige<br />

Leistungen können bereits vielfältige<br />

Mehrwerte bieten, ohne das Daten vom<br />

Kunden benötigt werden. Aufgrund dieser<br />

Mehrwerte werden bereits durch diese<br />

Leistungen neue Differenzierungsmerkmale<br />

geschaffen, welche die Verteidigung<br />

von Wettbewerbspositionen stärken.<br />

Über den werkzeugorientierten Leistungen<br />

hinaus existieren die prozessorientierten<br />

und artikelbasierten Leistungen.<br />

Prozessorientierte Leistungen basieren<br />

sowohl auf Werkzeugerstellungs- und<br />

-nutzungsdaten als auch auf Maschinenund<br />

Maschinenperipheriedaten. Weit verbreitet<br />

sind beispielsweise Leistungen zur<br />

vorausschauenden Wartungen. Der optimale<br />

Zeitpunkt für eine Wartung wird auf<br />

Basis des Werkzeugzustands sowie des<br />

Auftragsstatus und -fortschritts der Serienproduktion<br />

ermittelt. Die Messung der<br />

Werkzeugparallelität laufendem Serienproduktionsprozess<br />

bildet ein weiteres<br />

Beispiel für eine prozessorientierte Leistung.<br />

Darüber hinaus benötigen artikelbasierte<br />

Leistungen auch Informationen<br />

hinsichtlich des Artikelzustands. Dies ermöglicht,<br />

dass die Werkzeugnutzung auf<br />

Basis der Erkenntnisse der Artikelnutzung<br />

optimiert wird. Obwohl derartige Leistungen<br />

im Rahmen von Industrie 4.0 proklamiert<br />

wurden, lassen sie sich in der Praxis<br />

jedoch nicht finden.<br />

Die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie<br />

(WBA) analysiert seit längerer Zeit<br />

datengetriebene Geschäftsmodelle im<br />

Werkzeugbau. Anhand des dargestellten<br />

Schalenmodells werden beispielsweise<br />

passende Leistungen datengetriebener<br />

Geschäftsmodelle für verschiedene Typen<br />

von Werkzeugbaubetrieben identifiziert.<br />

Wenn Sie sich grundsätzlich zu dem Thema<br />

austauschen wollen, steht Ihnen die<br />

WBA jederzeit zur Verfügung. Nehmen Sie<br />

gerne Kontakt auf: www.werkzeugbauakademie.de<br />

Exemplarische datengetriebene<br />

Leistungen:<br />

1. Werkzeugortung<br />

Offenheit zur Integration in<br />

die Kundenwertschöpfung<br />

Bedeutung des Werkzeugs zur<br />

Herstellung des Endprodukts<br />

Grafik: WBA<br />

2. Werkzeugzustandsüberwachung<br />

3. Digitale Werkzeugakte<br />

4. Remote Service<br />

5. Parallelitätsmessung<br />

6. Vorausschauende Wartung<br />

7. Zykluszeitreduktion<br />

8. Vorbereitung<br />

Feinrüstvorgänge<br />

Werkzeugorientierte<br />

Leistung<br />

Prozessorientierte<br />

Leistung<br />

Artikelorientierte<br />

Leistung<br />

Schalenmodell zur Einordnung datengetriebener Leistungen im Werkzeugbau.<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


SPECIAL<br />

» Smart Factory<br />

Maschinen und Produktion sind hochgradig vernetzt und können im<br />

Idealfall autonom betrieben werden – diese Technologie-Trends<br />

bestimmen die Smart Factory: IIoT, samt KI & Big Data, oder Robotik.<br />

Wie das aussehen kann, zeigen unter anderem folgende Themen...<br />

IIoT-Consulting gegen<br />

lahmende Digitalisierung<br />

» Seite 30<br />

Marco Thull über Igus’<br />

Vision vom Metaverse<br />

» Seite 36<br />

Stand der Digitalisierung<br />

in der deutschen Industrie<br />

» Seite 38<br />

Forscher arbeiten an<br />

klimaneutraler Produktion<br />

» Seite 40<br />

Eine Fabrik in der Produkt und Anlage miteinander kommunizieren: Die Vernetzung in<br />

der Smart Factory macht Produktionsprozesse effizienter und sicherer.<br />

Bild: ZinetroN/stock.adobe.com<br />

IT-Sicherheitskonzepte<br />

für die Smart Factory<br />

» Seite 46<br />

Aufbau einer konsistenten<br />

IT-Infrastruktur<br />

» Seite 48<br />

Deep Learning ermöglicht<br />

komplexe Anwendungen<br />

» Seite 50<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 29


TOPSTORY » Smart Factory<br />

Digitale Transformation: In aktuellen Consulting-<br />

Angeboten liegt die Chance, Industrieunternehmen<br />

schneller fürs IIoT-Zeitalter „fit zu machen“.<br />

Bild: Schneider Electric<br />

Consultingangebote zum Industrial Internet of Things (IIoT)<br />

IIoT-Wissen als<br />

Businesskompetenz<br />

Um die digitale Transformation der Fertigung voranzutreiben, sind mehr und<br />

mehr IIoT-Consulting-Angebote nutzbar, die aus der Industrie heraus angeboten<br />

werden. Vielfältiges Digitalisierungs-Know-how und gleichsam ihre eigenen Fertigungserfahrungen<br />

stellen unter anderem das Porsche-Tochterunternehmen MHP,<br />

Emerson Discrete Automation oder auch Schneider Electric zur Verfügung.<br />

» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Den Grad der Automatisierung und Digitalisierung<br />

in der Produktion voranzutreiben, damit<br />

setzen sich die Industrieunternehmen auseinander.<br />

Nur sehen sie auch unterschiedliche Gründe für Hindernisse<br />

ihrer digitalen Transformation. Verschiedene<br />

IIoT-Consulting-Angebote – idealer Weise aus der<br />

Industrie mit Fertigungserfahrung für die Fertigung –<br />

sollen hier Abhilfe schaffen und unterstützen Fertigungsunternehmen<br />

bereits dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu sichern und auch auszubauen.<br />

Die Studie der Management- und IT-Beratung<br />

MHP „Industrie 4.0 Barometer 2023“ mit 899 befragten<br />

Industrieunternehmen aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz sowie China, UK und den USA<br />

dokumentiert: Lediglich 50 % der Produktionsprozesse<br />

sind automatisiert. Mehr als die Hälfte der<br />

Unternehmen setzt sich nicht mit den Potenzialen<br />

und Möglichkeiten der Industrie 4.0 auseinander<br />

oder sieht sie als „nicht zielführend“ an.<br />

Gründe für lahmende Digitalisierung<br />

Der Industrie 4.0 Barometer 2023, der von der MHP<br />

und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)<br />

München veröffentlichen worden ist, kommt zu dem<br />

Schluss, dass für zwei Drittel der befragten Unternehmen<br />

die Unsicherheit beim Return on Investment<br />

(ROI) das ausschlaggebende Argument für ein mangelndes<br />

Engagement bei der Digitalisierung und<br />

Automatisierung darstellt. Durch den extremen<br />

Fokus auf Wirtschaftlichkeit in allen Belangen würden<br />

die Unternehmen gelähmt. Nur die wenigsten<br />

von ihnen seien bereit, die notwendigen Ressourcen<br />

aufzubringen, um langfristig und zukunftsorientiert<br />

zu investieren, urteilt die Studie.<br />

Dr. Walter Heibey, Partner bei MHP, sagt: „Unternehmen<br />

haben zwar aus den vergangenen Krisen<br />

gelernt – insbesondere in Bezug auf Lieferengpässe –<br />

und können mittlerweile durch erfolgreiche Implementierung<br />

von Industrie 4.0-Technologien ihre Produkte<br />

über die gesamte Supply Chain deutlich besser<br />

orten. Es fehlen jedoch nach wie vor ganzheitliche<br />

Vernetzungen des Shopfloors. Ein Grund dafür ist,<br />

dass durch den Fokus auf Wirtschaftlichkeit Investitionen<br />

in ganzheitliche Automatisierungslösungen<br />

vernachlässigt und mehrheitlich nur Insellösungen<br />

umgesetzt werden.“<br />

Das gelte laut MHP insbesondere bei der Digitalisierung<br />

des Shopfloors. Eine der größten Hürden bei<br />

der Realisierung einer ganzheitlichen Vernetzung des<br />

Shopfloors sei die unklare Rentabilität der in Frage<br />

kommenden Industrie-4.0-Technologien. Die größte<br />

Wirkungsfähigkeit werde hier vor allem zwei Technologien<br />

zugesprochen: dem autonomen Transport<br />

(43 %) und der künstlichen Intelligenz (KI) (39 %).<br />

IIoT-Consulting verdeutlicht Mehrwerte<br />

Wie Optimierungsmöglichkeiten bei künftig noch<br />

flexibleren Fertigungsmöglichkeiten und effizienten<br />

Produktionslayouts begreifbar werden, erläutert<br />

Dr. Michael Britzger, Direktor für IIoT-Engineering bei<br />

Emerson: „Wenn wir über die Losgröße 1 und die<br />

Anforderungen der zukünftigen Produktion sprechen,<br />

müssen wir bei Emerson mit unseren Teams und<br />

unserer Sales-Force eine ganz andere Prozessnähe<br />

herstellen. Mit unseren Workflows müssen wir viel<br />

näher an den Kunden herankommen, dessen einzelne<br />

Prozesse und die einzelnen Maschinen noch besser<br />

verstehen, um eine konkrete Lösung anzubieten. Wir<br />

sind eben nicht im B2C-Markt (business-to-consumer,<br />

Anm. d. Red.), wo angebotene Lösungen global<br />

gleich skalieren, sondern jedes Produktionsunterneh-<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Fit fürs IIoT-Zeitalter<br />

Die große Chance besteht im sichtbaren Mehrwert von IIoT.<br />

In Hinblick auf die Smart Factory sind geeignete Services<br />

gefragt, um die digitale Transformation voranzutreiben.<br />

Das „Industrie-4.0-Barometer“ macht deutlich sichtbar,<br />

welch enormer Bedarf hier aktuell besteht. Umso vielversprechender<br />

sind Consulting -<br />

ansätze, die von Unternehmen<br />

kommen, die selbst über breites<br />

Fertigungs-Know-how verfügen<br />

und gleichzeitig ihre Expertise zur<br />

digitalen Transformation anbieten.<br />

Nico Schröder,<br />

Korrespondent<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Beispiel eines digitalen<br />

Software-as-a-Service-Produkts:<br />

die KIgestützte<br />

Akustik -<br />

prüfungs-Software<br />

namens „Sounce“ zur<br />

Qualitätssicherung im<br />

Karosseriebau.<br />

Bild: Porsche AG<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 31


TOPSTORY » Smart Factory<br />

men ist etwas unterschiedlich.“ Hierfür eine standardisierte,<br />

aber trotzdem flexible Architektur bereitzustellen,<br />

die kundenspezifisch konfiguriert werden<br />

kann, darauf komme es Emerson an – gerade auch<br />

unterstützt durch IIoT-Consultants, die diese neue<br />

Expertise bis zum Kunden und bis ins erste Kundengespräch<br />

detailliert hereintragen, um mit den Kunden<br />

die möglichen Mehrwerte und mögliche Synergien<br />

zu diskutieren.<br />

In der diskreten Fertigung bestimmen heute ein<br />

hoher Automatisierungsgrad, zunehmende Robotisierung,<br />

Industrie-4.0- und Smart-Factory-Grundsätze<br />

über die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Zentrale Kennzahl ist dabei die Gesamtanlageneffektivität<br />

beziehungsweise -effizienz (Overall Equipment<br />

Effectiveness, OEE). Um die Zuverlässigkeit,<br />

Verfügbarkeit und Prozessstabilität der Anlagen und<br />

technischen Infrastruktur sicherzustellen, ist<br />

bereichsübergreifende Transparenz erfolgsentscheidend.<br />

Ohne einen Echtzeit-Einblick in den Zustand<br />

von Maschinen und die Prozessleistung verzögert<br />

sich die Produktion, die Qualität leidet und es kann<br />

zu ungeplanten Ausfallzeiten kommen.<br />

In der Fertigungsindustrie findet insofern ein großer<br />

Wandel von einzelnen smarten Komponenten hin<br />

zu digitalen Ökosystemen statt. Das bedeutet, dass<br />

»Es fehlen nach wie vor<br />

ganzheitliche Vernetzungen<br />

des Shopfloors.«<br />

Dr. Walter Heibey, MHP<br />

die horizontalen Komponenten und die vertikalen<br />

unterschiedlichen Layer einer Produktion innerhalb<br />

eines digitalen Ökosystems verknüpft werden. Denn<br />

smarte Komponenten bringen erst dann einen Mehrwert,<br />

wenn diese Smartness mit den anderen Komponenten<br />

interagieren kann. Und auch Software<br />

Bild: MHP<br />

Aussagen zur technologischen<br />

Ausstattung<br />

von Industrieunternehmen<br />

entlang der Wertschöpfungskette<br />

laut<br />

Industrie 4.0 Barometer<br />

2023.<br />

Abbildung: MHP<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Bild: Emerson<br />

Emerson nutzt die eigene<br />

Dashboard-Software<br />

namens „PACEdge“<br />

zur Überwachung<br />

des Energieverbrauchs<br />

seiner Fertigungslinien.<br />

allein hilft nicht viel, wenn man nicht weiß, wie man<br />

sie anwenden muss. Erst mit der Verknüpfung von<br />

Hard- und Software zu einem digitalen Ökosystem<br />

können Mehrwerte erzielt werden.<br />

Unter dem Schlagwort „Floor-to-Cloud“ fasst<br />

Emerson Discrete Automation Lösungen für die<br />

Smart Factory zusammen, die dazu beitragen, durch<br />

Sensorik und Vernetzung kontinuierlich Real-Time-<br />

Daten zu gewinnen und damit die Zuverlässigkeit,<br />

Verfügbarkeit und Prozessstabilität der Anlagen<br />

sicherzustellen. Emerson-Experten unterstützen<br />

Kunden aus der diskreten Fertigung mit ihrem Branchen-Wissen<br />

bei der Implementierung diskreter<br />

Automatisierungslösungen, um Optimierungschancen<br />

zu identifizieren und Betriebsabläufe kontinuierlich<br />

zu verbessern. Floor-to-Cloud meint dabei den<br />

Zugriff und die Analyse von Maschinendaten, um<br />

durch Real-Time-Diagnosen eine Verbesserung der<br />

OEE zu erzielen, aber auch die Nachhaltigkeit und<br />

Sicherheit der Produktion zu steigern. Von intelligenten<br />

Geräten und Sensoren bis hin zu robuster Hardware<br />

und Analysesoftware sind die Lösungen darauf<br />

ausgelegt, die vorhandenen Maschinen, Prozesse und<br />

Arbeitskräfte zu optimieren und so ambitionierte<br />

Produktivitäts-, Sicherheits- und Nachhaltigkeits -<br />

ziele zu erreichen.<br />

Trend: industrielle Cloudanwendungen<br />

Kunden aus der Fertigungsindustrie suchen für den<br />

Wechsel in die Cloud nach Cloud-Experten mit<br />

Erfahrung in der Fertigung, die sie bei der Transformation<br />

und Nutzung von Daten auf neue Weise<br />

unterstützen. Für die digitale Transformation bietet<br />

MHP – gemeinsam mit Amazon Web Services (AWS)<br />

als Technologiepartner sowie mit Volkswagen als<br />

Partner aus der Industrie – cloudbasierte Softwareas-a-Service-Lösungen<br />

(SaaS-Lösungen) an. Sie sollen<br />

die industriellen Produktionsprozesse effizienter,<br />

datengetriebener, resilienter und nachhaltiger<br />

machen. Digitale SaaS-Produkte sollen das Leistungsportfolio<br />

ergänzen, denn, so fasst es MHP zusammen:<br />

Die Produktion der Zukunft arbeitet datengetrieben<br />

und agiert weitestgehend autonom. Produktionsnetzwerke<br />

sind über Cloud-Architekturen<br />

hochgradig vernetzt und ermöglichen einen schnellen<br />

Datenaustausch.<br />

Ein weiteres Beispiel zum Trend industrieller<br />

Cloudanwendungen: Siemens Digital Industries Software<br />

hat bei AWS den Partnerstatus Manufacturing<br />

and Industrial Competency erlangt. AWS Manufacturing<br />

and Industrial Competency Partners bieten<br />

Kunden Lösungen für ihre digitale Transformation an<br />

»Wenn wir über die Losgröße 1<br />

und die Anforderungen der<br />

zukünftigen Produktion sprechen,<br />

müssen wir eine ganz andere<br />

Prozessnähe herstellen.«<br />

Dr. Michael Britzger, Emerson<br />

Bild: Emerson<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 33


TOPSTORY » Smart Factory<br />

»Für eine erfolgreiche digitale<br />

Transformation kommt es<br />

darauf an, sämtliche Abteilungen<br />

und Berufsgruppen mit ins<br />

Boot zu holen.«<br />

Marc Fromager, Schneider Electric<br />

und wollen ihnen die Sicherheit geben, von einem<br />

validierten AWS-Partner unterstützt zu werden, der<br />

ihre Anforderungen erfüllt. Diese Lösungen folgen<br />

dabei Best Practices, die es den Kunden ermöglichen,<br />

eine sichere, leistungsstarke, widerstandsfähige und<br />

effiziente Cloud-Infrastruktur für Industrieanwendungen<br />

aufzubauen. AWS will skalierbare, flexible<br />

und kosteneffiziente Lösungen von Startups bis hin<br />

zu globalen Unternehmen ermöglichen.<br />

IIoT-Wissen fürs Industriegeschäft<br />

Auf IIoT-Consulting und entsprechende Beratungsservices<br />

setzt auch Schneider Electric. Für große<br />

Industrieunternehmen und den Mittelstand bietet<br />

der Tech-Konzern seit neuestem seine Industrial Digital<br />

Transformation Services an. Die Consulting-<br />

Abteilung ist weltweit verfügbar, dennoch mit regionalen<br />

Fachleuten besetzt und unterstützt Produktionsunternehmen<br />

sowie Maschinen- und Anlagenbauer<br />

bei der Planung, Implementierung und Nutzung<br />

von Industrie-4.0-Technologien. Anspruch der<br />

neuen Services sei es, den unternehmerischen Mehrwert<br />

von IIoT-Lösungen verstehbar und zu jeder Zeit<br />

quantifizierbar zu machen. Dabei stünden zunächst<br />

keine bestimmten Technologien oder Produkte im<br />

Vordergrund, sondern die individuellen Anforderungen<br />

und Marktbedingungen der Kunden. Statt eines<br />

auf Einzelprojekte fokussierten Ansatzes verfolge<br />

man in puncto digitaler Transformation einen skalierbaren,<br />

programmatischen Ansatz, der sämtliche<br />

Bild: Schneider Electric<br />

Abteilungen und Standorte eines Unternehmens miteinbezieht,<br />

beschreibt Schneider Electric das Vorgehen.<br />

Gehe es um die Implementierung von Industrie-<br />

4.0-Technologien, werde die hohe Komplexität des<br />

Themas in zahlreichen einschlägigen Studien als<br />

wichtiger Hinderungsgrund genannt, betont Schneider<br />

Electric. Und damit sei nicht nur die technische<br />

Umsetzung gemeint. Mit den neuen Industrial Digital<br />

Transformation Services ziele man daher bewusst<br />

auf die Findungsphase ab. Zunächst gehe es darum,<br />

auf Basis des konkreten Kunden-Business sowie der<br />

jeweiligen Marktsituation ein klareres Verständnis<br />

für den individuellen Bedarf und Nutzen von Industrie-4.0-Technologien<br />

zu entwickeln. Auf diese Weise<br />

sollen die unternehmerische Kompetenz in puncto<br />

Digitalisierung geschärft sowie das entsprechende<br />

Mindset für eine digitale Transformation im gesamten<br />

Unternehmen etabliert werden.<br />

„Für eine erfolgreiche digitale Transformation<br />

kommt es darauf an, sämtliche Abteilungen und<br />

Berufsgruppen mit ins Boot zu holen,“ betont Marc<br />

Fromager, der als Senior Vice President für den<br />

Bereich Industrial Automation Services bei Schneider<br />

Electric tätig ist. „Alle Mitarbeitenden müssen die<br />

gebotenen Mehrwerte kennen und spürbar davon<br />

profitieren. Aus diesem Grund entwickeln wir<br />

gemeinsam mit unseren Kunden langfristige Programme,<br />

die nicht nur allgemein mehr Effizienz,<br />

Nachhaltigkeit und Cybersicherheit zum Ziel haben,<br />

sondern insbesondere darauf ausgelegt sind, die tägliche<br />

Arbeit der Mitarbeitenden effektiver zu gestalten.<br />

Dazu werfen wir unsere Expertise in den Bereichen<br />

Energiemanagement, Automatisierung und<br />

Software in die Waagschale und kombinieren lokales<br />

und globales Know-how“, erklärt Fromager.<br />

Industrie 4.0 Barometer<br />

Das Industrie 4.0 Barometer 2021 liefert<br />

wichtige Erkenntnisse zum Stand der Digitalisierung<br />

von Industrieunternehmen in<br />

der DACH-Region sowie erstmals für die<br />

Länder China, UK und USA. Im besonderen<br />

Fokus standen aktuell die Themengebiete<br />

Digital Leadership und Supply-Chain-Resilienz.<br />

hier.pro/ZOcKC<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


ANZEIGE<br />

Foto: Conrad Electronic<br />

Rund 50.000 Pakete verlassen im Schnitt pro Tag das Conrad Logistikzentrum.<br />

Foto: NDABCREATIVITY –– stock.adobe.com<br />

Welche Vorteile E-Procurement bringt und welche<br />

Lösung für Unternehmen die richtige ist, steht in<br />

dem neuen Whitepaper von Conrad.<br />

E-Procurement bei Conrad<br />

Die Auswirkungen von Krisen wie dem Ukraine-Krieg und die damit verbundenen<br />

Lieferengpässe beschäftigen den Einkauf. Es gilt, den Balanceakt zwischen<br />

Qualitätssicherung, Versorgungssicherheit und Kosteneinsparung zu meistern.<br />

Professionalisiertes Einkaufen über eine Beschaffungsplattform kann helfen.<br />

Im Bereich des technischen Bedarfs bietet die Conrad<br />

Sourcing Platform mit neun Millionen Produktangeboten<br />

Unternehmen aller Größen verlässliche<br />

Beschaffung aus einer Hand. Durch die Einführung einer<br />

elektronischen Beschaffungslösung können Einkaufsprozesse<br />

beschleunigt werden, insbesondere<br />

bei der Bestellung von C-Teilen. Unternehmen mit eigenem<br />

ERP-System können sich per OCI anbinden.<br />

Per EDI, also elektronischem Datenaustausch, können<br />

zudem auch nach dem Bestellvorgang Nachrichten<br />

automatisiert ausgetauscht werden. Für Unternehmen<br />

ohne eigenes ERP-System gibt es Conrad<br />

Smart Procure, ein browserbasiertes und kostenfreies<br />

Einkaufstool.<br />

Egal, für welche Lösung sich Unternehmen entscheiden:<br />

Durch E-Procurement-Tools können Einkaufsprozesse<br />

an die Unternehmensstruktur angepasst<br />

und Maverick Buying am Einkauf vorbei verhindert<br />

werden. Durch digitale Freigabeworkflows mit<br />

dediziertem Rollenmanagement werden Daten in<br />

Echtzeit übermittelt, eine schnelle Abwicklung der<br />

Bestellung ermöglicht und Fehler minimiert. So kann<br />

durchschnittlich mit bis zu 30% Einsparung bei<br />

den Prozesskosten gerechnet werden. Das Team im<br />

Einkauf gewinnt Zeit für wichtigere Themen, um den<br />

aktuellen Herausforderungen in der Beschaffung zu<br />

begegnen. Weitere Infos: conrad.de/eproc<br />

KONTAKT<br />

Conrad Electronic<br />

Klaus-Conrad-Str. 1<br />

92240 Hirschau<br />

Tel.: 09604/408787<br />

Fax: 09604/408936<br />

E-Mail: businessbetreuung@conrad.de<br />

www.conrad.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 35


TECHNIK » Interview<br />

Marco Thull, Senior Marketing Activist bei Igus über das Metaverse<br />

Vertrieb und Engineering im<br />

digitalen Paralleluniversum<br />

Um das kollaborative Arbeiten an Maschinen und Anlagen in virtuellen Welten zu ermöglichen<br />

und dabei zu helfen Konstruktionen nachhaltiger, kostensparender und zeiteffizienter zu<br />

machen, hat Igus das „Iguverse“ geschaffen. Wie die neue digitale Welt das Engineering<br />

optimieren soll, erklärt Marco Thull, Senior Marketing Activist bei Igus, im Interview.<br />

» Hagen Wagner, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Es wird viel darüber geredet, aber was es<br />

ist und wofür es gut sein soll, scheint<br />

noch irgendwie unklar zu sein. Herr<br />

Thull, was ist das Metaverse?<br />

Für mich ist es eine virtuelle, miteinander<br />

verbundene Welt, die sowohl von Menschen<br />

als auch von künstlicher Intelligenz<br />

bevölkert werden kann. Es ermöglicht<br />

Benutzern, in digitalen Umgebungen<br />

zu interagieren, zu kommunizieren<br />

und Geschäfte abzuwickeln.<br />

Das Metaverse kann als eine<br />

Fusion aus sozialen Medien, Online-Spielen<br />

und erweiterter Realität<br />

betrachtet werden, die ein immersives,<br />

umfassendes digitales<br />

Erlebnis bietet. Es ist der Beginn der dritten<br />

Welle des Internets, das Internet of<br />

Everything oder wie AOL-Gründer Steve<br />

Case sinngemäß sagte: „Die dritte Welle<br />

des Internet Booms sind echte Lösungen.“<br />

Igus gehört hierzulande zu den „Early<br />

Adoptern“ unter den Industrieunternehmen,<br />

die erste Schritte ins Metaverse<br />

wagen. Was verspricht sich Igus vom<br />

„Industrial Metaverse“?<br />

Wir sind stets auf der Suche nach innovativen<br />

Ideen, um Kunden dabei zu unterstützen,<br />

ihre Technik zu verbessern und<br />

Kosten zu senken. Vor allem mit dem<br />

Start unseres virtuell-realen Messestandes,<br />

während der Corona-Pandemie haben<br />

wir festgestellt, dass der digitale<br />

Raum als Medium enormes Potenzial bietet.<br />

Dazu kommt die technische Neugierde.<br />

Für viele ist das Metaverse noch Neuland.<br />

Auch wir wollen dazu lernen und<br />

diesen Weg gemeinsam mit unseren Kunden<br />

gehen. Ein digitales Paralleluniversum<br />

bietet ganz neue Möglichkeiten für<br />

den Vertrieb und das Engineering der Zukunft.<br />

Zukünftig sollen ganze Engineering-Projekte<br />

im Iguverse durchgeführt<br />

werden. Schneller und reibungsloser, als<br />

» Wir wollen das kollaborative<br />

Arbeiten in virtuellen<br />

Welten ermöglichen. «<br />

Marco Thull<br />

es in der physischen Welt allein möglich<br />

ist. Projekte werden so vom ersten Tag an<br />

anschaulicher und greifbarer. Gleichzeitig<br />

spielt die Distanz keine Rolle mehr.<br />

Welchen Nutzen wird es Kunden bieten?<br />

Ein wesentlicher Vorteil liegt in der ortsunabhängigen<br />

kollaborativen Zusammenarbeit.<br />

Gerade in der Prototypenentwicklung<br />

spielt das Iguversum seine Stärken<br />

aus. Zum Beispiel bei der Entwicklung von<br />

Sonderbauteilen steht oft Kommunikations-Ping-Pong<br />

auf dem Programm. Es<br />

werden Konstruktionszeichnungen per<br />

E-Mail ausgetauscht und zahlreiche Telefante<br />

geführt. Mit dem Iguversum geht<br />

das künftig deutlich schneller. Vertriebsmitarbeiter<br />

und Kunden treffen sich als<br />

Avatare im digitalen Raum, um gemeinsam<br />

ein 3D-Modell des Bauteils zu entwickeln.<br />

Dabei sind Indikatoren wie Werkzeugkosten<br />

und Lieferzeit immer in Echtzeit<br />

sichtbar. Am Ende ist die Entwicklung<br />

nicht nur schneller, sondern auch kostengünstiger.<br />

Denn die „Hardware“ wird erst<br />

einmal nicht benötigt und kann im Iguversum<br />

optimiert werden. Da für die Zusammenarbeit<br />

keine physische Präsenz<br />

erforderlich ist, spart man zudem Reisezeit<br />

und -kosten. Auch in puncto<br />

Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor,<br />

da so CO 2 -Emissionen vermieden<br />

werden. Das Iguverse ist eine<br />

Kollaborationswelt und digitales<br />

Werkzeug zugleich. So können<br />

zum Beispiel Mitarbeiter aus der<br />

Ferne ohne Verletzungsgefahr Maschinen<br />

bedienen oder Servicetechnikern<br />

in der virtuellen Realität bei<br />

einer Reparatur über die Schulter schauen.<br />

Unternehmen bietet sich so die Möglichkeit,<br />

ihre Arbeitsumgebung sicherer<br />

und attraktiver zu gestalten. Das führt zu<br />

einer höheren Zufriedenheit und Motivation<br />

der Mitarbeiter und ist auch ein Pluspunkt<br />

bei der Gewinnung von neuen<br />

Fachkräften. In einer weiteren Stufe<br />

möchten wir das Iguversum um eine<br />

B2B-Plattform für andere Hersteller erweitern.<br />

Sie können dann ebenfalls Maschinen<br />

und Anlagen im virtuellen Raum<br />

präsentieren, sofern sie Bauteile von igus<br />

verwenden.<br />

Auf der Messe „IAA Mobility 2022“ in<br />

Hannover konnten die Besucher am<br />

Igus-Stand Virtual-Reality-Brillen testen<br />

und schon einen kleinen Vorgeschmack<br />

erhaschen. Wie hat sich das<br />

„Iguverse“ seitdem weiterentwickelt?<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Bild: Igus<br />

Mit der Virtual-Reality-Brille in andere Welten eintauchen: Marco Thull mit VR-Brille.<br />

Im Iguversum entstehen Branchen- und<br />

Maschinenwelten, wo Kunden alleine<br />

oder zusammen mit Igus-Mitarbeitern<br />

Maschinen und Anlagen besichtigen können<br />

und wo unsere Motion Plastics an<br />

virtuellen Maschinen entdeckt, angefasst<br />

und erklärt werden können. Hier entstehen<br />

auch sogenannte Labs, wo wir Kunden<br />

ermöglichen, ihre Maschine in der<br />

virtuellen Welt auszustellen und gemeinsam<br />

mit uns oder ihren Dienstleistern<br />

weiterzuentwickeln. Wichtig bei all diesen<br />

Entwicklungen ist, dass wir uns in einem<br />

kollaborativen Raum bewegen, um<br />

eben gemeinsam das virtuelle Engineering<br />

zu erleben. Wir integrieren auch einen<br />

virtuellen Zwilling der Igus-Fabrik,<br />

wo man etwas Markenluft schnuppern<br />

kann. Im Fokus steht für uns aber der direkte<br />

Kundennutzen und dies sind Maschinen,<br />

Anwendungen und Produkte.<br />

Deshalb werden wir zum Beispiel auch<br />

das Thema VR und unsere Low Cost Robotik<br />

kombinieren, da es wunderbar zusammenpasst.<br />

Erste Ideen haben wir auf der<br />

Hannover Messe 2023 vorgestellt, etwa<br />

wie eine Steuerung unseres Rebel Cobots<br />

mit herkömmlichen Meta Quest Brillen<br />

funktionieren kann.<br />

Welche Auswirkungen wird es nach erfolgreicher<br />

Implementierung am Markt<br />

auf Vertrieb, Engineering und Service<br />

haben?<br />

Im Vertrieb ermöglicht es digitale Marktplätze<br />

und Showrooms für Produkte sowie<br />

personalisierte Kundenerlebnisse. Im Engineering<br />

fördert es Zusammenarbeit und<br />

Effizienz bei der Produktentwicklung<br />

durch virtuelle Umgebungen. Gleichzeitig<br />

verbessert es den Kundenservice mit virtuellen<br />

Assistenten und ermöglicht effektive<br />

Schulungen in virtuellen Umgebungen.<br />

Wegen der Entwicklung des Metaverse<br />

verzeichnete der Facebook-Mutterkonzern<br />

Meta allein im Jahr 2022 Verluste<br />

in Höhe von 13,7 Mrd. Euro, die Meta-<br />

Aktie hat über 70 % verloren und knapp<br />

13 % aller Mitarbeiter mussten entlassen<br />

werden. Wieso hat Igus so viel Vertrauen<br />

in das Metaverse?<br />

Wir sind davon überzeugt, dass das Metaverse<br />

das Potenzial hat, die Zusammenarbeit<br />

zwischen Unternehmen und Kunden<br />

zu revolutionieren. Die ersten Erfahrungen<br />

und Feedbacks waren sehr positiv.<br />

Das hat uns gezeigt, wir sind hier auf dem<br />

richtigen Weg. Das Iguversum kann Unternehmen<br />

bei allen technischen Entwicklungen<br />

unterstützen. Das Zusammenspiel<br />

aus günstiger Hardware, Software<br />

und Extended Reality in Verbindung<br />

mit künstlicher Intelligenz wird es Kunden<br />

ermöglichen, ihre Maschinen und Anlagen<br />

permanent zu verbessern und<br />

schnell an die Bedürfnisse ihrer Kunden<br />

anzupassen – ein enormer Wettbewerbsvorteil.<br />

Wir sind zuversichtlich, dass wir<br />

angesichts der Industrie 4.0 mit dem Iguverse<br />

einen echten Mehrwert für unsere<br />

Kunden schaffen können und die virtuelle<br />

Welt das Zeug dazu hat, weitere Bereiche<br />

wie den digitalen Verkauf als moderner<br />

und kundennaher Kanal zu erobern.<br />

Ein Blick in die Zukunft: Was kommt bei<br />

Igus nach dem „Iguverse“? Gibt es spezielle<br />

Strategien für den digitalen<br />

Raum?<br />

Es passiert gerade so viel. Auch wir setzen<br />

jetzt schon auf die aktuellen Technologien<br />

wie ChatGPT und integrieren diese<br />

Technologien in neue Werkzeuge, wie etwa<br />

unsere revolutionäre KI-Produktsuche<br />

igusGo. Sie ermöglicht das Optimierungspotential<br />

von tausenden Maschinen in<br />

wenigen Sekunden aufzudecken.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 37


» TECHNIK<br />

Digitaler Status quo<br />

Industrie 4.0 am Scheideweg<br />

Mit dem von vor zehn Jahren vorgestellten Konzept der Industrie 4.0 wurde nichts anderes<br />

als die vierte industrielle Industrie eingeläutet. Heute stellt sich die Frage, wie weit wir mit<br />

der digitalen Transformation in der Industrie wirklich gekommen sind?<br />

» Michael Finkler, Geschäftsführer Proalpha Gruppe<br />

Bild: besjunior / stock.adobe.com<br />

Alarmierend: Die meisten<br />

Industrieunternehmen<br />

sind bei der Digitalisierung<br />

kaum vorangekommen.<br />

Sogar<br />

negative Produktionseffekte<br />

sind sichtbar.<br />

Das Resümee fällt leider ernüchternd aus. Das<br />

heutige Produktionsniveau ist auf dem Stand<br />

des Jahres 2011. Die Produktivität im Maschinenbau<br />

ist trotz hoher Auslastung sogar gesunken. Das sind<br />

zehn verlorene Jahre, in denen die breite Masse der<br />

Industrieunternehmen in ihrer digitalen Transformation<br />

kaum vorangekommen ist und weitgehend kein<br />

Umsatz- und Gewinnwachstum durch Investitionen<br />

in die Digitalisierung erreicht hat. Studien stellen sogar<br />

einen negativen Produktionseffekt fest, obwohl<br />

vielfältig in Software und Co. investiert wurde.<br />

Diese Bilanz ist deswegen auch alarmierend, weil<br />

Unternehmen aus der Industrie längst weiter sein<br />

sollten, um sich für die neuen Herausforderungen der<br />

Zukunft zu wappnen. Während es in der Vergangenheit<br />

darum ging, die industrielle Produktion mit Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien zu<br />

verzahnen, müssten sich insbesondere Unternehmen<br />

aus der Produktion für die auch im B2B-Bereich anbahnende<br />

Plattformökonomie aufstellen. Unternehmensentscheider<br />

sollten heutzutage digitale Plattformen,<br />

Mehrwertdienste und Geschäftsmodelle in<br />

ihre strategischen Überlegungen mit einbeziehen –<br />

sowie die höchste Kundenzentrierung und Teilhabe<br />

an für sie passenden Ökosystemen anstreben.<br />

Heute gilt es mehr denn je, nicht den Anschluss an<br />

die heranrauschende industrielle Plattformökonomie<br />

zu verschlafen; insbesondere wenn man bedenkt,<br />

dass die Hyperscaler wie Amazon Web Services, Microsoft<br />

und Google den Aufbau von Industrie-Plattformen<br />

forcieren.<br />

Eine Studie von McKinsey, die sich explizit auf den<br />

Maschinen- und Anlagenbau bezieht, zeigt, dass erst<br />

rund die Hälfte der analysierten Unternehmen Erfahrungen<br />

mit der Entwicklung von Mehrwertdiensten<br />

gesammelt hat – und noch weniger mit Entwicklun-<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


gen rund um digitale Plattformen. Die strategische<br />

Relevanz digitaler Plattformen und Mehrwertdienste<br />

wird von vielen Maschinen- und Anlagenbauern bisher<br />

als gering angesehen. Ein Großteil der Unternehmen<br />

nutzt zwar digitale Angebote, um sich die Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu sichern, allerdings ohne Monetarisierung.<br />

Nur knapp die Hälfte bietet laut der Studie<br />

digitale Lösungen an, die eng mit dem Produktportfolio<br />

zusammenhängen und auch verkauft werden.<br />

Produktunabhängige digitale Lösungen und Betreibermodelle<br />

wie „Pay per Use“ nehmen hingegen<br />

jetzt als auch zukünftig einen nachrangigen Platz ein.<br />

Lösungen und Handlungsempfehlungen<br />

Um den Rückstand in der Digitalisierung aufzuholen<br />

und den Bedürfnissen der Endkunden gerecht werden<br />

zu können, stehen Unternehmen also vor der großen<br />

Aufgabe, sich nicht nur mit Digitalisierungsinitiativen<br />

in der Fabrikhalle oder im Büronetzwerk auseinandersetzen,<br />

sondern intensiv mit digitalen Geschäftsoptionen<br />

und werttreibenden Services zu beschäftigen.<br />

Hierzu gehört die Identifizierung von neuen digitalen<br />

Mehrwertdiensten, die das Unternehmen anbieten<br />

beziehungsweise monetarisieren kann, sowie die<br />

Entwicklung von Lösungen, die das eigene Produktund<br />

Serviceportfolio plattformkompatibel machen. Es<br />

müssen außerdem Konzepte und Pläne zur Optimierung<br />

und Digitalisierung der Wertschöpfungsketten<br />

in der Smart Factory auf den Tisch – mit einem Fokus<br />

darauf, welche Produkte und Services das Unternehmen<br />

digitalisieren und zur Marktreife bringen kann.<br />

Ein Beispiel: Ein Maschinenanlagenbauer kann<br />

über digitale Mehrwertdienste einerseits den Ressourceneinsatz<br />

beim Kunden optimieren sowie auch<br />

weiteren gewinnbringenden Output generieren –<br />

beispielsweise indem er eine Vergütung nach Gut -<br />

stückfertigung (ein klassisches Product-as-a-Service-Modell)<br />

oder nach Kubikmeter Druckluft einführt.<br />

Neben einem flexiblen und kundennahen Verkaufs-<br />

und Nutzungsmodell für den Endkunden profitiert<br />

der Maschinenanlagenbauer außerdem von einem<br />

besseren, weil zielgerichteteren After-Sales.<br />

Bei Mehrwertdiensten ist die Auseinandersetzung<br />

mit Kundenbedürfnissen, aber auch mit der eigenen<br />

Herangehensweise zwingend. Netflix und Amazon<br />

haben es im Consumer-Bereich vorgemacht, jetzt ist<br />

die B2B-Industrie am Zug.<br />

Für Unternehmensentscheider empfiehlt sich hierfür<br />

ein dreistufiger Ansatz:<br />

• Definition des Marktsegments: Es gilt, den Markt<br />

nach anwendungsspezifischen Charakteristika wie<br />

der Unternehmensgröße der Kunden, IT-Affinität,<br />

digitalem Reifegrad der Kunden sowie deren Prozess-Know-how<br />

zu segmentieren.<br />

• Aufzeigen des Mehrwerts für den Kunden: Der<br />

Segmentierung folgt eine ausführliche Betrachtung<br />

und Definition des Mehrwerts aus Kundensicht.<br />

• Festlegen des eigenen Geschäftsmodells: Zuletzt<br />

muss das bestmögliche Geschäftsmodell zielgruppenspezifisch<br />

festgelegt werden, dessen Alleinstellungsmerkmal<br />

gegenüber Wettbewerbern klar<br />

definiert und der technologische Vorsprung sowie<br />

die Risiken des neuen Geschäftsmodells umfassend<br />

bewertet werden.<br />

Entscheidend bei der Entwicklung einer übergreifenden<br />

Digitalstrategie sind allerdings auch die Basics,<br />

also, dass das IT- und organisationsspezifische Fundament<br />

auf einem soliden Stand ist. Egal ob IT-,<br />

ERP-, MES-, Finanzbuchhaltungs- oder Planungs-<br />

Systeme – sie alle müssen in einen ordentlichen Zustand<br />

gebracht werden, also möglichst aktualisiert<br />

sein. Hierzu bieten sich breit aufgestellte ERP+ Lösungen,<br />

wie die von Proalpha, an. Nur dann können<br />

Unternehmen die Prozesse in der eigenen Organisation<br />

optimieren und auch (so banal das klingt) entsprechend<br />

an den Daten arbeiten – diese also für die<br />

eigenen Geschäfte verwertbar machen.<br />

Die Digitalisierung der Industrie hat also ohne<br />

überzeugende Geschäftsmodelle einen schwierigen<br />

Weg vor sich. Entscheidend ist nicht mehr nur, wer<br />

Maschinen und Anlagen mit der größtmöglichen<br />

technischen Finesse bauen und seine Automatisierungsprozesse<br />

in der Fabrikhalle optimieren kann,<br />

sondern wie Unternehmen sich so positionieren, dass<br />

sie einen größtmöglichen Mehrwert für Kunden generieren<br />

und monetarisieren. Es muss hier zwingend<br />

ein „Umdenken“ – das von der Unternehmensspitze<br />

getrieben wird – stattfinden.<br />

Um den Rückstand<br />

in der Digitalisierung<br />

aufzuholen stehen<br />

Unternehmen vor einer<br />

großen Aufgabe.<br />

Bild: Patrik/stock.adobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 39


» TECHNIK<br />

Technologien für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit in der Produktion<br />

Forscher zeigen große<br />

Bandbreite an Lösungsansätzen<br />

Eine klimaneutrale und vernetzte Zukunft gehört zu den Hypethemen der fertigenden<br />

Industrie. Weil die Digitalisierung der Produktion in vielen Fällen die Effizienz steigert<br />

und damit ein Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit ist, zeigte das Fraunhofer-Institut für<br />

Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) auf der Hannover Messe eine große<br />

Bandbreite an Technologien, die helfen, Energie und Ressourcen zu sparen.<br />

Mit FabOS entsteht ein offenes, verteiltes, echtzeitfähiges und sicheres Betriebssystem für die ganze Fabrik.<br />

Bild: IFF/Fraunhofer IPA/Bez/Quosdorf<br />

Zu den zentralen Aspekten einer nachhaltigeren<br />

Zukunft gehört, die Nutzenpotenziale<br />

von Energie und Rohstoffen<br />

besser auszuschöpfen und deren<br />

Verbrauch zu minimieren. As-a-Service-<br />

Konzepte sind auf diesem Weg ein<br />

Lösungsansatz. Dabei werden Hersteller<br />

oder Anbieter zu Dienstleistern. Kunden<br />

müssen beispielsweise Maschinen nicht<br />

mehr kaufen oder leasen, um sie nutzen<br />

zu können. Genauso gut könnten sie<br />

Eigentum des Herstellers bleiben und der<br />

Kunde bezahlt entweder monatlich einen<br />

Pauschalbetrag für die Nutzung oder es<br />

wird pro produzierter Stückzahl abgerechnet.<br />

So müssten Unternehmen nicht<br />

mehr Unsummen in Produktionsmittel investieren,<br />

sondern könnten sofort mit der<br />

Fertigung beginnen. Und Maschinenbauer<br />

hätten ein lebhaftes Interesse daran, ihre<br />

Maschinen so lange wie möglich einsatzfähig<br />

zu halten.<br />

Solche neuen Geschäftsmodelle basieren<br />

auf dem kontinuierlichen Austausch<br />

von Daten über Unternehmensgrenzen<br />

hinweg. So werden Hersteller nicht nur zu<br />

Dienstleistern, sondern alle Prozesse in<br />

einer Werkhalle lassen sich als einzelne<br />

Services begreifen: Everything as a Service<br />

(XaaS). Welche Bedingungen erfüllt<br />

sein müssen, damit diese datenbasierten<br />

Geschäftsmodelle wirtschaftlich und<br />

technisch umsetzbar sind, klären Fachleute<br />

vom Fraunhofer IPA gemeinsam mit<br />

der Industrie im Großforschungsprojekt<br />

»X-Forge«.<br />

In einem anderen Forschungsprojekt<br />

namens „Privacy-Aware, intelligent and<br />

Resilient Crisis Management“ (PAIRS)<br />

entwickeln die Wissenschaftler eine<br />

Plattform für das Krisenmanagement, die<br />

Störungen bereits in deren Entstehungsphase<br />

identifiziert und datengestützte<br />

Handlungsempfehlungen bereitstellt. So<br />

soll vermieden werden, dass Unternehmen<br />

erst auf eine Krise reagieren, wenn<br />

deren Auswirkungen bereits spürbar sind<br />

und es eigentlich schon zu spät ist.<br />

Um rechtzeitig Alternativen zu erkennen,<br />

wertet eine künstliche Intelligenz<br />

(KI) einerseits öffentlich zugängliche Daten<br />

aus: Auf welchen Straßen stockt gerade<br />

der Verkehr? Welche Häfen sind blockiert?<br />

Wo drohen Unwetter? Wo haben<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Bild: Fraunhofer IPA<br />

sich Erdbeben, Vulkanausbrüche oder andere<br />

Naturkatastrophen ereignet? Wie<br />

entwickeln sich die Preise bestimmter<br />

Rohstoffe? Andererseits greift die KI auf<br />

Unternehmenskenn zahlen zurück, etwa<br />

die Liefertermintreue eines bestimmten<br />

Zulieferers. Sobald die KI zum Schluss<br />

kommt, dass Störungen in der Lieferkette<br />

zu erwarten sind, können die Algorithmen<br />

geeignete Gegenmaßnahmen vorschlagen,<br />

etwa den Lieferanten zu wechseln<br />

oder einen anderen, vergleichbaren Rohstoff<br />

zu bestellen. Das erhöht die Resilienz<br />

eines Unternehmens.<br />

Anhand einzelner bereits fertiggestellter<br />

Module der PAIRS-Plattform gab das<br />

Forschungsteam in Hannover einen Einblick<br />

in seine bisherige Arbeit.<br />

Automatisiert abwickeln<br />

Eine weitere Herausforderungen für produzierende<br />

Unternehmen besteht darin,<br />

in immer kürzerer Zeit personalisierte<br />

Produkte kostengünstig herzustellen. Um<br />

dabei im weltweiten Wettbewerb bestehen<br />

zu können, empfiehlt sich die sogenannte<br />

„DesignChain“, also die durchgehende<br />

Digitalisierung und Automatisierung<br />

der technischen Auftragsabwicklung<br />

– von der Bestellung bis zum fertigen<br />

Produkt. Wie genau das funktioniert,<br />

zeigte ein Forscherteam der Abteilung<br />

Fabrikplanung und Produktionsmanagement.<br />

Messebesucher konnten auf dem<br />

Stand ein individuelles Produkt konfigurieren,<br />

das in der Folge als CAD-Modell<br />

erzeugt, fertigungsgerecht simuliert und<br />

auf einem 3D-Drucker hergestellt wurde.<br />

Zu den Folgen personalisierter Produkte<br />

gehören sinkende Losgrößen, steigende<br />

Variantenvielfalt und schnell benötigte<br />

Produktionsumgebungen, die oft sauberkeits-<br />

und feuchtigkeitskontrollierte Bedingungen<br />

erfüllen müssen. Stationäre<br />

Reinräume sind oft nicht die effizienteste<br />

Lösung in Bezug auf Investitions- und Betriebskosten<br />

sowie die Bereitstellungszeit.<br />

Ein Forscherteam des IPA hat deshalb mit<br />

dem „Clean and Protective Environment“<br />

(CAPE) ein mobiles Reinraumsystem entwickelt,<br />

das eine Luftreinheit der ISO-<br />

Klassen 1 bis 9 realisiert. Wie ein Zelt auf<br />

dem Campingplatz lässt es sich in etwa<br />

einer halben Stunde aufbauen und in Betrieb<br />

nehmen. Das neuste Mitglied der<br />

Produktfamilie heißt DryClean-CAPE und<br />

erzeugt nicht nur eine reine Produktions-<br />

Das Trockenreinraumzelt DryClean-Cape schafft nicht nur eine reine Produktionsumgebung, sondern<br />

auch eine mit geringer Luftfeuchtigkeit.<br />

Bild: Fraunhofer IPA/Rainer Bez<br />

„DesignChain“ ist die<br />

durchgehende Digita -<br />

lisierung und Auto -<br />

matisierung der<br />

technischen Auftragsabwicklung<br />

– von der<br />

Bestellung bis zum<br />

fertigen Produkt.<br />

umgebung, sondern zugleich eine mit geringer<br />

Luftfeuchtigkeit – beispielsweise<br />

mit einem Taupunkt von –50 °C. Vor allem<br />

in der Batteriezellen- und Automobilproduktion,<br />

aber auch in der Luft- und<br />

Raumfahrt spielt das eine entscheidende<br />

Rolle für die Produktqualität.<br />

Betriebssystem für die Fabrik<br />

Zu den Schwierigkeiten für viele Betriebe<br />

gehört, dass sich die IT-Landschaft in der<br />

Produktion aus Systemen verschiedener<br />

Anbieter zusammensetzt und entsprechend<br />

schwierig zu verwalten ist. Abhilfe<br />

soll ein Betriebssystem für die Produktion<br />

schaffen, das Wissenschaftler des IPA<br />

derzeit mit Partnern aus 23 weiteren Forschungseinrichtungen,<br />

Hochschulen und<br />

Unternehmen entwickeln. FabOS heißt es<br />

und wird ähnlich wie Betriebssysteme für<br />

Computer eine Plattform für Maschinen,<br />

Infrastruktur und KI-Dienste sein.<br />

In Hannover präsentierten die Projektpartner<br />

elf Exponate, die unterschiedliche<br />

Teilaspekte des offenen, verteilten, echtzeitfähigen<br />

und sicheren Betriebssystems<br />

FabOS. Darunter war zum Beispiel ein Roboter,<br />

der selbstständig Blechteile erkennt<br />

und aus einer Kiste greift. Die dafür verwendeten<br />

KI-Verfahren werden anhand<br />

einer Simulation trainiert und benötigen<br />

keine manuelle Exper tenkonfiguration.<br />

Zudem enthält das Exponat eine Technologie<br />

des Projektpartners Compaile, die<br />

die unsortiert gelagerten Bauteile beim<br />

Zuführen einer neuen Kiste mit hinterlegten<br />

Bauplänen abgleicht. Das System<br />

muss also nicht für jedes neue Bauteil<br />

eigens trainiert werden. (mw)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 41


Bild: Perzeptron<br />

Die Software-Lösung „MiG – Materialwirtschaft im Gleichgewicht“ unterstützt<br />

produzierende Unternehmen dabei, Fehlplanung zu erkennen und zu beheben.<br />

Verein will KMU für mehr Nachhaltigkeit durch Digitalisierung sensibilisieren<br />

Durchblick bei internen Abläufen<br />

Als Industrie 4.0-Initiative möchte der Smart Electronic Factory e.V. insbesondere kleine und<br />

mittlere Unternehmen unterstützen, aktuelle und künftige Herausforderungen in der Produktion<br />

zu meistern. Ein wichtiges Ziel ist dabei, auch die digitale Nachhaltigkeit zu gewährleisten.<br />

Die zunehmende Digitalisierung in vielen Bereichen<br />

der Industrie habe zwei Seiten, sagt Christina<br />

Hild. Ohne einen nachhaltigen Ansatz könne sie<br />

sogar zu einer Erhöhung der CO 2<br />

-Emissionen führen,<br />

ergänzt die Geschäftsführerin des SEF Smart Electronic<br />

Factory e.V. Deshalb setze digitale Nachhaltigkeit<br />

auf Technologien, die sowohl die Umweltbelastung<br />

als auch die Energieverbräuche verringern. So können<br />

beispielsweise maßgeschneiderte Systeme und<br />

optimierte Wartungszyklen helfen, schlanker, transparenter<br />

und ressourcenschonender zu produzieren.<br />

„Genau dafür möchten wir in den kommenden Monaten<br />

verstärkt Lösungen entwickeln und testen“, erklärt<br />

Hild. Sie will die Industrie 4.0-Initiative noch<br />

stärker auf Zukunftsthemen wie die digitale Nachhaltigkeit<br />

ausrichten und gemeinsam mit den Mitgliedern<br />

besonders KMU dabei unterstützen, die Herausforderungen<br />

von heute und morgen durch eine<br />

passende Digitalisierungsstrategie zu bewältigen.<br />

Der SEF unterstützt seit 2015 kleine und mittlere<br />

Unternehmen beim digitalen Wandel. Durch gemeinschaftliche<br />

technologische Entwicklungen im Industrie<br />

4.0-Umfeld, Beteiligungen an Forschungsprojekten<br />

sowie den regen Austausch der Mitglieder untereinander<br />

und mit der Öffentlichkeit. Im Verein fließen<br />

Kompetenzen von Unternehmen unterschied -<br />

licher Spezialisierung zusammen, wobei ganzheit -<br />

liche Digitalisierungslösungen entstehen.<br />

Hild betont: „Auch für kleine Unternehmen ist die<br />

Digitalisierung unerlässlich, denn sie führt unter anderem<br />

zu neuer Innovationskraft, Kosteneinsparungen<br />

und Effizienzgewinnen.“ Öfter als vermutet gäbe<br />

es in der Praxis jedoch noch Hemmungen, traditionelle<br />

Strukturen zu verlassen. „Wir möchten Mut<br />

machen, die Digitalisierung anzugehen und vom<br />

Wissen unserer Mitglieder zu profitieren. Wenn alle<br />

die Chancen der digitalen Transformation erkennen<br />

und ihr Domänenwissen einbringen, lassen sich Innovationen<br />

schneller und effizienter umsetzen.“<br />

Effiziente Prozesse rund um die interne Supply-<br />

Chain sind eine Voraussetzung für eine flexible und<br />

wirtschaftliche Produktion – das zeigt sich in Zeiten<br />

von Materialengpässen und Lieferkettenproblemen<br />

besonders. Fertigungsbetriebe brauchen Auftrags-<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


„Auch für kleine Unternehmen<br />

ist die Digitalisierung<br />

unerlässlich.<br />

Sie führt zu neuer Innovationskraft,<br />

Kosteneinsparungen<br />

und<br />

Effizienzgewinnen“,<br />

sagt Christina Hild,<br />

Geschäftsführerin des<br />

SEF Smart Electronic<br />

Factory e.V.<br />

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klarheit und Transparenz über alle Abteilungen und<br />

Produktionsschritte hinweg. Eines der jüngsten Mitglieder<br />

im SEF, die Perzeptron GmbH, entwickelt<br />

Software-Werkzeuge für ein effizientes und transparentes<br />

Management produktionsrelevanter Daten bei<br />

der Elektronikproduktion. Das Unternehmen in Eschborn<br />

hat sich auf das Management der kompletten<br />

internen Supply-Chain spezialisiert und möchte in<br />

interdisziplinärer Zusammenarbeit Fertigungsunternehmen<br />

dabei unterstützen, die Herausforderungen<br />

in Materialwirtschaft und Produktionsprozessen<br />

durch Digitalisierung besser zu lösen.<br />

„Auftragsdurchlaufzeiten optimieren, Termintreue<br />

erhöhen, Kosten und Kapitalbindung bei der Bevorratung<br />

von Bauteilen und Produktion reduzieren – die<br />

Liste der Anforderungen, die gleichzeitig an die Elektronikfertigung<br />

gestellt werden, ist lang und wirkt in<br />

Teilen auch unvereinbar“, sagt Perzeptron-Geschäftsführer<br />

Markus Renner. Die aktuellen Krisen<br />

potenzierten die schon hohen Anforderungen. Dabei<br />

erfolgreich zu handeln, erfordere Auftragsklarheit<br />

und optimierte Prozesse. Mithilfe von Software-Lösungen,<br />

die Aufgaben sowie Terminketten rund um<br />

die interne Supply-Chain organisieren und visualisieren,<br />

erkennen Verantwortliche in produzierenden<br />

Unternehmen auf einen Blick, welche Aufträge geliefert<br />

oder produziert werden können, welche Engpässe<br />

die termingerechte Produktion anstehender Aufträge<br />

gefährden und mit welcher Priorisierung sie<br />

bearbeitet werden müssen. Damit entstehen standardisierte<br />

Prozesse und einheitliche Prioritäten.<br />

Aus der Praxiserfahrung von Perzeptron ist die<br />

Software-Lösung „MiG – Materialwirtschaft im<br />

Gleichgewicht“ entstanden. Das Tool verschafft Planungssicherheit<br />

und unterstützt produzierende Unternehmen,<br />

Fehlplanung zu erkennen und zu beheben.<br />

Fertigungsbetriebe erreichen somit eine höhere<br />

Produktivität und Liefertreue, senken ihre Fehlteilquote<br />

und reduzieren die Kapitalbindung. (mw)<br />

Bild: SEF<br />

Spirolox® Sicherungsringe<br />

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2020/1<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 43


» TECHNIK<br />

Digitale Werkzeugverwaltung mit integrierter Werkzeugvermessung<br />

Alle relevanten Informationen sind<br />

an der Maschine verfügbar<br />

Eine erfolgreiche Smart Factory definiert sich auch über effizienten Ressourceneinsatz. Der abgestimmte<br />

Einsatz der Werkzeugverwaltungs-Software MyXPert ToolManager von MySolutions<br />

mit den Werkzeugeinstellgeräten von Kelch lässt sich für eine nachhaltig optimierte Produktion<br />

nutzen, ohne dass bestehende Prozesse neu konzipiert werden müssen.<br />

Wie alle Voreinstellgeräte<br />

der Industrial und<br />

der Premium Line von<br />

Kelch sind auch das<br />

Kenova set line V3 und<br />

das Kenova set line<br />

V9-S in punkto Hardware<br />

und Software in<br />

Automatisierungsprozesse<br />

integrierbar.<br />

Bild: Kelch<br />

Mit der Software MyXPert ToolManager von<br />

MySolutions lassen sich alle benötigten Betriebsmittel<br />

und Einsatzwerkzeuge prozesssicher<br />

digital verwalten. Die Software bietet auch in einer<br />

Lean Production eine zuverlässige Grundlage für die<br />

Einsatzplanung. Werden gleichzeitig Kelch-Werkzeugeinstellgeräte<br />

und Präzisionswerkzeuge mit der<br />

Betriebsmittelverwaltungs-Software verwendet, sind<br />

die Kernkompetenzen der beiden Kooperationspartner<br />

geregelt. Die Voreinstellgeräte Kenova set line V3<br />

und das Kenova set line V9-S von Kelch sind in punkto<br />

Hardware und Software vollständig in Automatisierungsprozesse<br />

integrierbar.<br />

Die Datenbank-Module der Software sind durch<br />

den Einsatz des MyXPert-Frameworks je nach Einsatzart<br />

ausbau- und integrierbar. In Kombination mit<br />

dem passenden MyXPert-Terminal als flexibles und<br />

modulares Shopfloor-Managementsystem können<br />

die Produktionsmitarbeiter direkt an der Maschine<br />

alle fertigungsrelevanten Informationen zu Betriebsmitteln<br />

– zum Beispiel Artikel, Werkzeuge, Vorrichtungen<br />

oder Mess- und Prüfmittel – auf einer zentralen<br />

Benutzeroberfläche abrufen. Dabei ist es möglich,<br />

Daten und Informationen zu visualisieren und<br />

bei Bedarf direkt zurück an Drittsysteme zu senden.<br />

Das Framework ermöglicht die nahtlose Integration<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Bild: Kelch<br />

We<br />

make<br />

it work.<br />

Mit der Software von MySolutions lassen sich alle benötigten<br />

Betriebsmittel und Einsatzwerkzeuge digital verwalten, auch für<br />

die Lean Production.<br />

von Fremdsystemen wie CNC-Maschinen oder manuellen<br />

und automatisierten Lagersystemen. Damit gelingt<br />

es, den Ressourceneinsatz im Produktionsprozess<br />

zu optimieren, einschließlich der Werkzeugrüstung<br />

und Werkzeugvorbereitung.<br />

Eine innovative Ergänzung bietet das modulare<br />

Konzept The Box von MySolutions für eine automatische<br />

Lagerverwaltung. Das vertikale Lagersystem ist<br />

fürs gewichtsunabhängige Lagern von kleinen und<br />

mittelgroßen Artikeln konzipiert und optimiert die<br />

Flächennutzung im Lagerbereich.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit der Kooperationspartner<br />

ist eine tiefe Integration der Werkzeug -<br />

datenbank und der Software der Werkzeugeinstellgeräte<br />

gegeben. Damit profitieren Betriebe von der<br />

direkten Integration der benötigten Module und<br />

somit von einer einheitlichen Datenstruktur und<br />

Bedienoberfläche. Weitere Entwicklungen sind in<br />

Vorbereitung. (mw)<br />

Es gibt nur eine<br />

Werkzeugmaschine, die<br />

dreht, fräst, bohrt und in<br />

höchster Präzision performt.<br />

Eine MILLTURN<br />

www.wfl.at von WFL.<br />

Bild: Kelch<br />

WFL Millturn Technologies GmbH&Co.KG | www.wfl.at<br />

Das Einstellgeräte Kenova set line V3 CNC.<br />

EINMAL SPANNEN –<br />

KOMPLETT <strong>Industrieanzeiger</strong> BEARBEITEN » 07 | 2023 45


» TECHNIK<br />

Ganzheitliches IT-Sicherheitskonzept für die Smart Factory<br />

Ein paar wichtige Schutzmaßnahmen<br />

Die Gefährdungslage im Cyberraum ist so hoch wie nie zuvor – das bestätigt das BSI in seinem<br />

aktuellen Lagebericht. Mittlerweile richten sich die meisten Angriffe gegen die Fertigungsindustrie.<br />

Wollen Unternehmen von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren, ohne ihre vernetzten<br />

Systeme zu gefährden, brauchen sie ein ganzheitliches Sicherheitskonzept.<br />

» Axel Noack, Pagecouture PR, Markt Indersdorf<br />

Bild: Endian SRL<br />

So könnte der Aufbau<br />

einer sicheren digitalen<br />

Plattform aussehen.<br />

Die Lücken sind groß: „Viele OT-Systeme<br />

wurden über Jahre ohne Sicherheits-Updates<br />

betrieben. Das war unproblematisch,<br />

solange keine Verbindung<br />

zum Internet bestand“, so Endian CEO Raphael<br />

Vallazza. „Mit der Einführung der<br />

Smart Factory werden diese OT-Systeme<br />

mit der IT vernetzt und bieten damit<br />

schlagartig eine breite Angriffsfläche<br />

über Sicherheitslücken, die eigentlich<br />

längst gepatcht sein müssten.“<br />

Ein weiteres Risiko ist die exponentiell<br />

wachsende Zahl der vernetzten Geräte<br />

und die damit verbundene Komplexität<br />

der Netzwerke, besonders vor dem Hintergrund<br />

des anhaltenden IT-Fachkräfte-<br />

mangels. Außerdem verschwimmen die<br />

Unternehmensgrenzen immer mehr, bedingt<br />

durch das Konzept der Fernwartung<br />

sowie dem anhaltenden Home-Office-<br />

Trend. „Jedes internetfähige Gerät, das<br />

beispielsweise von Besuchern oder Mitarbeitern<br />

ins Unternehmen gebracht wird,<br />

kann sich verbinden und ein potentielles<br />

Risiko darstellen“, so Vallazza. “Die Smart<br />

Factory braucht ein ganzheitliches Sicherheitskonzept,<br />

das alle Risiken berücksichtigt“.<br />

Geräte sicher vernetzen<br />

Die Digitalisierung einer Fabrik startet<br />

nicht bei „Null“. Meistens müssen auch<br />

Maschinen vernetzt werden, die noch auf<br />

veralteten Betriebssystemen basieren. In<br />

diesem Fall ist es empfehlenswert, die<br />

Verbindung zum Internet über ein IoT-Security-Gateway<br />

herzustellen, wie beispielsweise<br />

das Endian 4i Edge X. Es verfügt<br />

nicht nur über die erforderlichen<br />

Konnektivitätsoptionen sondern ist<br />

gleichzeitig mit zahlreichen IT-Sicherheitsfunktionen<br />

ausgestattet, wie Firewall,<br />

Deep Packet Inspection (DPI), Intrusion<br />

Detection System (IDS) und Intrusion<br />

Prevention System (IPS) sowie VPN. Indem<br />

es vor die Maschine geschaltet wird<br />

und die eingehenden Datenströme analysiert<br />

und filtert, sorgt es auch bei älteren<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Anlagen für ein aktuelles Sicherheitsniveau.<br />

Visualisieren und segmentieren<br />

Voraussetzung für ein ganzheitliches Sicherheitskonzept<br />

ist es, den Überblick zu<br />

behalten und zwar über alle im Netzwerk<br />

verbundenen Geräte, ihre Verknüpfungen<br />

miteinander und die regulären Datenströme.<br />

Netzwerkvisualisierung ist hier das<br />

Stichwort und mittlerweile gibt es für<br />

diesen Zweck Software, die alle Geräte<br />

automatisiert erkennt und die Verbindungen<br />

grafisch darstellt. Ist der Normalzustand<br />

bekannt, lassen sich Angriffe mittels<br />

einer automatisierten Anomalieerkennung<br />

frühzeitig identifizieren.<br />

Auf Basis der Netzwerkvisualisierung<br />

sollte im nächsten Schritt die Netzwerksegmentierung<br />

erfolgen. Dafür werden Bereiche<br />

mit einem vergleichbaren Sicherheitslevel<br />

bestimmt und über IoT-Gateways<br />

voneinander abgetrennt. Sollte ein<br />

Angreifer die Firewall überwinden, beispielsweise<br />

über gestohlene Zugangsdaten,<br />

so kann das IDS/IPS die Unregelmäßigkeiten<br />

im Datenverkehr erkennen und<br />

den Angriff stoppen.<br />

Nicht zuletzt müssen beim Aufbau der<br />

Sicherheitsarchitektur die rechtlichen<br />

Standards Berücksichtigung finden. Der<br />

Branchenstandard IEC 62443 beschreibt<br />

Anforderungen im Hinblick auf Technik<br />

und Prozesse für die Sicherheit bei industriellen<br />

Kommunikationsnetzen. Er fordert<br />

eine klare Segmentierung der einzelnen<br />

Produktionsbereiche. Nach Möglichkeit<br />

stellt jede einzelne Produktionslinie oder<br />

-zelle ein eigenes Segment dar. Darüber<br />

hinaus müssen Unternehmen eine Multi-<br />

Faktor-Authentifizierung etablieren, Daten<br />

verschlüsseln und die Zugriffsberechtigungen<br />

von Benutzern oder Benutzergruppen<br />

verwalten. Auch die Vorgaben<br />

der Datenschutzgrundverordnung müssen<br />

berücksichtigt werden und, je nach Branche,<br />

die der NIS2-Regelung und der KRI-<br />

TIS-Vorschriften.<br />

Zentrales Management<br />

der Anlagen<br />

Mit der sicheren Vernetzung der Anlagen<br />

ist die Basis für ein ganzheitliches Sicherheitskonzept<br />

gelegt. Mindestens genauso<br />

Raphael Vallazza, CEO Endian.<br />

wichtig ist im Anschluss die zentrale Verwaltung<br />

aller Anlagen über eine einzige<br />

IoT-Plattform. Auf diesem Weg lassen<br />

sich die angebundenen IoT-Gateways jederzeit<br />

mit den notwendigen Sicherheitsupdates<br />

versorgen, um die verbundenen<br />

Anlagen zu schützen.<br />

Über diese zentrale IoT-Plattform lassen<br />

sich idealerweise auch granulare Rollen<br />

und Berechtigungen einrichten und in<br />

Echtzeit verwalten. Damit können Unternehmen<br />

festlegen, wer welche Aktionen<br />

auf einer Maschine durchführen darf oder<br />

Einblick in bestimmte Daten erhält. Die<br />

Nutzungsrechte sollten nach dem „Least-<br />

Privilege-Prinzip“ vergeben werden, was<br />

bedeutet, dass jeder Nutzer nur so wenig<br />

Rechte wie nötig erhält.<br />

Durch ein Zero-Trust-Konzept wird das<br />

Sicherheitsniveau beim Zugriff auf die<br />

Systeme nochmals verbessert. Jeder einzelne<br />

Zugriff, ganz gleich, ob er innerhalb<br />

oder außerhalb des Unternehmens erfolgt,<br />

braucht eine eigene Berechtigung.<br />

Edge Computing<br />

Edge Computing steht für eine Datenverarbeitung<br />

möglichst nahe an dem Ort, wo<br />

sie entstehen. Je weniger Daten über das<br />

Internet versendet werden, desto geringer<br />

ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie abgefangen<br />

oder manipuliert werden. Leistungsstarke<br />

industrielle IoT-Gateways<br />

bieten dafür ausreichend Rechenkapazität<br />

und eine Möglichkeit, Daten zwischenzuspeichern,<br />

falls die Verbindung<br />

unterbrochen wird.<br />

Sofern die IoT-Gateways auch für den<br />

Einsatz von Docker Containern vorgesehen<br />

sind, können Unternehmen ihre individuellen<br />

Anwendungen auf den IoT-<br />

Gateways ausführen. Hat eine Niederlassung<br />

beispielsweise eine Software zur<br />

Datenverarbeitung entwickelt, lässt sie<br />

sich einfach und schnell per Docker-Container<br />

und über die zentrale IoT-Plattform<br />

an alle anderen Standorte verteilen.<br />

Mitarbeiter einbinden<br />

Am häufigsten kommt Schadsoftware<br />

nach wie vor per E-Mail ins Unternehmen.<br />

Angreifer setzten darauf, dass im<br />

hektischen Arbeitsalltag auf einen infizierten<br />

Anhang oder Link geklickt wird<br />

und sind damit viel zu oft erfolgreich.<br />

Künstliche Intelligenz in Sprachanwendungen<br />

wird zukünftig dafür sorgen, dass<br />

Phishing-Mails immer schwerer zu erkennen<br />

sind. Unternehmen sind deshalb trotz<br />

aller technischen Vorsichtsmaßnahmen<br />

gefordert, ihre Mitarbeiter permanent zu<br />

schulen und in Sachen IT-Sicherheit weiterzubilden.<br />

Auch ein vertrauensvolles Arbeitsklima<br />

und eine offene Fehlerkultur<br />

leisten einen wichtigen Beitrag zu einem<br />

höheren Sicherheitsniveau.<br />

Bild: Endian SRL<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 47


Bild: ARI-Armaturen Albert Richter GmbH & Co. KG<br />

ARI-Armaturen produziert Schwerarmaturen in seinen drei Werken in Deutschland und vertreibt sie weltweit.<br />

Mit MES & Co auf dem Weg zu Industrie 4.0<br />

Aufbau einer konsistenten<br />

IT-Infrasturktur<br />

ARI-Armaturen produziert Schwerarmaturen und vertreibt sie weltweit. Bereits im Jahr<br />

2007 hat das Unternehmen beschlossen, seine heterogene IT-Infrastruktur durch ein<br />

Komplettsystem der GFOS mbH zu ersetzen. Dadurch konnten Ziele wie Transparenz,<br />

höhere Liefertreue und Automatisierungsanbindung erreicht werden. Im Zeitalter von<br />

Industrie 4.0 gibt es immer noch Optimierungspotenzial für das MES.<br />

» Katharina Van Meenen-Röhrig, CEO GFOS mbH<br />

2007 stand das Unternehmen vor der Situation,<br />

dass unterschiedliche Systeme für Personalzeiterfassung,<br />

Betriebsdatenerfassung, Maschinendatenerfassung<br />

und Leitstand im Einsatz waren und<br />

Systemupdates anstanden. Zudem waren erste Ideen<br />

entstanden, ein Manufacturing Execution System<br />

(MES) einzuführen. In diesem Kontext entstand die<br />

Idee, einen Softwareanbieter zu finden, der eine<br />

Komplettlösung anbietet, wobei das Thema MES im<br />

Mittelpunkt stand.<br />

Zur Auswahl des Partners wurde ein umfangreicher<br />

Kriterienkatalog erstellt, der auch weiche Kriterien<br />

enthielt. Matthias Kornfeld (CIO) erklärt: „Uns war es<br />

wichtig, qualitativ hochwertige Software aus einer<br />

Hand zu bekommen. Aber wir wollten auch einen<br />

Partner finden, mit dem wir gut und langfristig für<br />

eine stabile Zukunft zusammenarbeiten können.“<br />

Nach einer längeren Auswahlphase überzeugte<br />

schließlich das Gesamtpaket der Essener GFOS mbH.<br />

Das Projektteam von ARI-Armaturen war sich sicher,<br />

dass GFOS die Unternehmenskultur und die gestellten<br />

Anforderungen am besten verstanden hatte. Ziel<br />

von MES-Lösungen ist es, die Produktion zu straffen<br />

sowie Abläufe und die Organisation zu optimieren.<br />

Diese Erwartungshaltung hatte auch ARI-Armaturen.<br />

Zudem sollte die neue IT-Lösung maßgeblich zur<br />

rückstandsfreien Planung beitragen. Denn mithilfe<br />

des MES ist es möglich, die Produktion sehr genau<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


TECHNIK «<br />

und vor allem zeitnah – quasi online in Echtzeit – zu<br />

planen. Dafür muss der aktuelle Ist-Zustand immer<br />

verfügbar und auch die Zukunft muss verlässlich<br />

planbar sein. Nur durch diese Transparenz der aktuellen<br />

Zustände der Produktionsmittel, der Lagerbestände<br />

und der Aufträge ist es möglich, verlässlich zu<br />

planen, Liefertermine zu halten und damit wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben. So wurden alle Arbeitsplätze<br />

mit Terminals ausgestattet, sämtliche Daten werden<br />

mit einer Betriebs- und Maschinendatenerfassung<br />

(BDE und MDE) ermittelt.<br />

Die BDE hilft dabei, Transparenz in die Fertigungsprozesse<br />

und Abläufe zu bringen. Dazu sammelt das<br />

Modul Informationen zu den Mengen, Laufzeiten,<br />

Stillständen, Störgründen, Chargen- und Qualitätsdaten<br />

in der Produktion. Zudem müssen Liefertermine<br />

eingehalten, Weiterverarbeitungen zeitnah in die<br />

Wege geleitet, Maschinen effizient ausgelastet und<br />

Lagerkosten im Blick gehalten werden. Die MDE<br />

sammelt und wertet Stückzahlen, Maschinenzustände<br />

und Prozesswerte aus – eben alle Daten, die während<br />

der Herstellung eines Produktes entstehen und<br />

erforderlich sind. Dem Leitstand kommt eine besonders<br />

wichtige Bedeutung zu: Seine Kernaufgabe ist,<br />

die Dynamik im Planungshorizont zu steuern. Es werden<br />

kürzlich aufgetretene Ereignisse wie Störungen<br />

oder Anlagenausfälle unmittelbar berücksichtigt, um<br />

so stets in der Lage zu sein, präzise Endtermine festzulegen.<br />

Außerdem lässt sich so auf einen möglichen<br />

Konflikt reagieren, bevor ein Problem eskaliert. „Das<br />

MES ist in allen produzierenden Bereichen im Einsatz.<br />

Ohne MES wären wir gar nicht mehr arbeitsfähig.<br />

Die MES-Meldung gehört zu jedem Werkstück<br />

dazu“, fasst Matthias Kornfeld zusammen.<br />

Zeitwirtschaft und<br />

Personaleinsatzplanung<br />

ARI-Armaturen setzt auch auf die Zeitwirtschaft und<br />

Personaleinsatzplanung von GFOS. „Wir bieten unseren<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die unterschiedlichsten<br />

Arbeitszeitmodelle an: halbtags, 38<br />

Stunden-Woche, 40 Stunden-Woche und weitere<br />

Sondermodelle. Schließlich wollen wir für unsere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein attraktiver Arbeitgeber<br />

sein. Zudem wird in Früh-, Mittag- und<br />

Nachtschicht gearbeitet. Um die Kapazitäten der<br />

Maschinen abzudecken, gibt es aber auch besondere<br />

Kombinationen. Dies ist ohne ein gutes Zeitwirtschaftssystem<br />

nicht zu handhaben“, so Kornfeld.<br />

Darüber hinaus kommt in der Fertigung und in der<br />

Organisation/Verwaltung die Personaleinsatzplanung<br />

zum Einsatz. Dabei war es dem Unternehmen wichtig,<br />

dass GFOS eine umfassende Personaleinsatzplanung<br />

anbietet und kein vereinfachtes Programm zur<br />

Urlaubsplanung. Denn nur so kann bereichsübergreifend<br />

gerecht und identisch geplant werden. Besonders<br />

die Verknüpfung von Leitstand und Personaleinsatzplanung<br />

bietet eine Menge Vorteile. Durch die<br />

stets aktuelle Datengrundlage aus der Fertigung<br />

kann ein optimaler Personaleinsatzplan erstellt werden<br />

– ohne dass der Meister viel manuellen Aufwand<br />

damit hat. Der fertige Personaleinsatzplan wird den<br />

Mitarbeitern als Aushang zur Verfügung gestellt.<br />

Das Projekt war sehr umfangreich und erforderte<br />

Ausdauer. Zunächst wurde die Zeitwirtschaft innerhalb<br />

von zwei Monaten eingeführt. Danach folgte<br />

das MES sukzessive. Für die Einführung des Leitstands<br />

nahmen sich die Projektbeteiligten viel Zeit,<br />

da dieses Element sehr komplex war und später besonders<br />

wichtig sein würde. Zudem erfolgten einige<br />

individuelle Anpassungen auf die Bedürfnisse von<br />

ARI-Armaturen. Im Anschluss an das MES wurde<br />

dann die Personaleinsatzplanung eingeführt.<br />

Und auch heute ist die Arbeit am MES nicht abgeschlossen,<br />

da ARI-Armaturen gerade vor dem Hintergrund<br />

von Industrie 4.0 nicht stehen bleiben will,<br />

sondern stetig um weitere Optimierung bemüht ist.<br />

Dies geschieht in enger Absprache mit dem MES-Berater<br />

der GFOS.<br />

Matthias Kornfeld zum Thema Industrie 4.0: „Natürlich<br />

ist Industrie 4.0 ein Thema für uns. Schließlich<br />

findet die Digitalisierung überall statt – privat<br />

und beruflich. Unternehmen müssen hier Schritt halten,<br />

sonst sind sie morgen nicht mehr da. MES-Systeme<br />

stellen aus meiner Sicht die Grundlage für Industrie<br />

4.0 dar. Denn ohne MES ist eine vernünftige<br />

Automatisierung nicht möglich. Aber natürlich müssen<br />

sämtliche Prozesse im Unternehmen IT-gestützt<br />

und miteinander verwoben sein – also ERP, MES,<br />

CRM, PLM usw. Wir bei ARI-Armaturen haben damit<br />

bereits vor einigen Jahren begonnen und wir werden<br />

nicht stehen bleiben.“<br />

Bild: ARI-Armaturen Albert Richter GmbH & Co. KG<br />

ARI-Armaturen baut vielseitig<br />

einsetzbare Prozessarmaturen für<br />

flüssige und gasförmige Medien.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 49


» TECHNIK<br />

Künstliche Intelligenz demokratisiert die industrielle Bildverarbeitung<br />

Deep Learning ermöglicht<br />

komplexe Anwendungen<br />

Fortschritte in der KI-basierten Bildanalyse machen die industrielle Bildverarbeitung<br />

für Unternehmen jeder Größe zugänglich, auch ohne Spezialwissen. Dadurch lässt sich<br />

der Zeitaufwand für die Einrichtung von Prüfanwendungen reduzieren und die Effizienz<br />

der Produktionslinien steigern. Nicht zuletzt wird der Material- und Energieverbrauch<br />

optimiert und die Rückverfolgbarkeit verbessert.<br />

Bildverarbeitungssysteme können unter anderem die Vollständigkeit<br />

von Waren überprüfen wie zum Beispiel in der Pharmaindustrie.<br />

Bild: Cognex<br />

Ein Bildverarbeitungs-System, kurz BV-System,<br />

kann viele Anwendungen bewältigen. Es erkennt<br />

Fehler an Produkten, überprüft die Endmontage,<br />

zählt Teile und erfasst Maße. Im Gegensatz zur manuellen<br />

Prüfung arbeitet die BV rund um die Uhr mit<br />

konstanter Leistung und bietet eine höhere Präzision<br />

und Geschwindigkeit.<br />

Auf der Grundlage neuronaler Netze bringt Deep<br />

Learning den Robotern und Maschinen bei, was für<br />

Menschen selbstverständlich ist, nämlich aus Beispielen<br />

zu lernen. In Fertigungsprozessen ist diese<br />

Technik auch relevant für Qualitätsprüfungen und<br />

andere urteilsbasierte Aufgaben. Deep Learning eignet<br />

sich besonders für komplexe An-wendungen wie<br />

das Erkennen von unvorhersehbaren, kosmetischen<br />

Abweichungen. Das können zum Beispiel Kratzer und<br />

Dellen auf Teilen sein, die gedreht, gebürstet oder<br />

glänzend sind. Mit Deep Learning kann das BV-Sys-<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Kamerabasierte Scanner kombinieren Visualisierungs- und Bildanalysefunktionen.<br />

Mit dieser Technik lassen sich Codes zuverlässig erkennen.<br />

tem Anomalien erkennen und gleichzeitig natürliche<br />

Abweichungen tolerieren. Lösungen, die diese Technik<br />

nutzen, verbessern ihre Leistung kontinuierlich,<br />

denn sie lernen dazu mit Hilfe neuer Texte und Bilder.<br />

In manchen Fällen, etwa bei der qualitativen Interpretation<br />

einer komplexen Szene, ist die menschliche<br />

Sicht immer noch die beste Wahl, aber Deep Learning<br />

kann die Herausforderungen einer urteilsbasierten Inspektion<br />

effektiver bewältigen als ein menschlicher<br />

Prüfer oder die traditionelle industrielle BV. Für das<br />

Unternehmen Schneider Electric beispielsweise hat<br />

sich die Investition in diese Technik gelohnt. Durch die<br />

Einführung eines BV-Systems, mit dem die komplexe<br />

Prüfung von Lötpunkten automatisiert werden konnte,<br />

spart das Werk in Plovdiv, Bulgarien, jedes Jahr<br />

40.000 Euro. Gleichzeitig wird der Ausschuss reduziert<br />

und die Produktivität der Fertigungslinie verbessert.<br />

Während die Umsetzung von Deep-Learning-basierten<br />

BV-Projekten viel Planung, Wissen und spezielle<br />

Ressourcen erfordert, ist die KI-basierte Bildanalyse<br />

durch eine neue Technik namens Edge Learning<br />

nun auch kleineren Unternehmen zugänglich.<br />

Edge Learning ist ein Unterbereich von Deep Learning.<br />

Mit der Technik lassen sich Daten direkt auf<br />

dem Gerät verarbeiten. Diese Vorgehensweise hat<br />

viele Vorteile. Zunächst ist sie einfach in der Anwendung.<br />

Für die Einrichtung und Nutzung einer auf Edge<br />

Learning basierenden BV-Lösung sind keine speziellen<br />

Kenntnisse erforderlich. Da die Algorithmen<br />

vortrainiert sind, braucht Edge Learning weniger Zeit<br />

und nur fünf bis zehn Bilder, um zu lernen, wie man<br />

gute von schlechten Teilen unterscheidet. Das macht<br />

die Technik zu einer geeigneten Lösung für Experten<br />

und Anfänger gleichermaßen, um eine breite Palette<br />

von Anwendungen in Produktionsstätten über viele<br />

Branchen hinweg zu relativ geringen Kosten zu automatisieren.<br />

Das Unternehmen Federal Package, das Kosmetika<br />

und pharmazeutische Produkte verpackt, hat in seinem<br />

Werk BV-Systeme mit Edge-Learning eingeführt.<br />

Tropfen, die nach dem Abfüllen aus den Flaschen<br />

kommen, wurden zuvor manuell erkannt. Die<br />

Qualitätskontrolle konnte mit Edge-Learning-Unterstützung<br />

auf eine Genauigkeit von 99 % verbessert<br />

werden. Federal Package ist mit der Leistung der KIgestützten<br />

BV zufrieden und plant derzeit, auch die<br />

auf den Etiketten aufgedruckten Chargencodes mit<br />

dieser Technik zu überprüfen. So soll die Bestandsverwaltung<br />

und Chargenkontrolle in der kompletten<br />

Lieferkette erleichtert werden. Das von der visuellen<br />

Kontrolle befreite Prüfpersonal kann dafür höherwertige<br />

Aufgaben übernehmen.<br />

Die Rückverfolgbarkeit, die vor allem in der Lebensmittel-<br />

und Pharmaindustrie gefordert wird, gewinnt<br />

auch in anderen Sektoren an Bedeutung. Mit<br />

ihr kann ein Teil, ein Produkt oder eine Verpackung<br />

während des gesamten Lebenszyklus verfolgt werden<br />

und ist somit eines der wichtigsten Themen in der<br />

gesamten Lieferkette. Um die in einem Barcode enthaltenen<br />

Informationen zu erfassen, stehen laserund<br />

kamerabasierte Barcode-Scanner zur Verfügung.<br />

Im Gegensatz zu laserbasierten Modellen kombinieren<br />

kamerabasierte Scanner Visualisierungs- und<br />

Bildanalysefunktionen in Echtzeit für jeden Barcode.<br />

Sie arbeiten mit modernen Dekodier-Algorithmen<br />

und Beleuchtungsoptionen und können deshalb auch<br />

problematische Codes auf glänzenden oder reflektierenden<br />

Oberflächen lesen.<br />

Durch die Kombination dieser Techniken mit Edge-<br />

Computing-Plattformen können Unternehmen ihre<br />

Rückverfolgbarkeitsprozesse auf die nächste Stufe heben,<br />

indem sie zentralisierte, Cloud-basierte Analysen<br />

direkt neben den Produktionslinien und Logistikprozessen<br />

nutzen. Die von den Barcode-Scannern gesammelten<br />

Daten helfen dabei, mögliche Probleme wie<br />

zum Beispiel fehlgelesene Barcodes zu erkennen. So<br />

lassen sich Lösungsmaßnahmen schneller einleiten.<br />

Um auch unter schwierigen Marktbedingungen<br />

mit Wettbewerbsdruck und Personalmangel bestehen<br />

zu können, ist die automatische Inspektionen<br />

und Rückverfolgbarkeit ein entscheidender Faktor.<br />

Eine Schlüsseltechnologie für Unternehmen jeder Art<br />

und Größe ist dabei die industrielle BV, deren Anwendungsgebiete<br />

sich mit KI-basierten Tools deutlich<br />

erweitert haben. Damit lassen sich Fertigungsund<br />

Logistikprozesse effizienter gestalten und die<br />

Qualität verbessern. Zudem können Fehler in der Produktion<br />

früh erkannt und so die Verschwendung von<br />

Ressourcen und Energie reduziert werden. (us)<br />

Bild: Cognex<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 51


» TECHNIK<br />

Erfolgreiche Implementierung von kollaborierenden Robotern<br />

So wird der Cobot<br />

ein Teil der Belegschaft<br />

Kollaborative Roboter, kurz Cobots, arbeiten eng mit dem Menschen zusammen und lassen sich<br />

in unterschiedlichen Anwendungen einsetzen. Dabei sollen sie den Werker bei der Arbeit unterstützen<br />

und entlasten. Wie das gelingt, zeigt das Unternehmen Item am Einsatz eines Modells<br />

von Universal Robots im eigenen Lager- und Produktionszentrum Piepersberg in Solingen.<br />

Cobots brauchen wenig Platz, lassen<br />

sich flexibel einsetzen und schnell an<br />

unterschiedliche Arbeitsanforderungen<br />

anpassen. Sie teilen sich einen gemeinsamen<br />

Arbeitsraum mit den Mitarbeitern<br />

und brauchen keinen Schutzzaun wie die<br />

klassischen Industrieroboter. Ausgestaltet<br />

wie ein Arm übernehmen die Cobots<br />

meist monotone, anstrengende Arbeiten<br />

und entlasten so den Werker. Doch wie<br />

integriert man einen Cobot in die bestehenden<br />

Prozesse und überzeugt zugleich<br />

die Kollegen von dem sinnvollen Einsatz,<br />

ohne Ängste um den eigenen Arbeitsplatz<br />

zu schüren? Anhand der Einführung eines<br />

Cobots im eigenen Montagebereich und<br />

Kleinteilelager zeigt das Unternehmen<br />

Item die richtige Vorgehensweise bei der<br />

Projektrealisierung.<br />

„Der Lean-Gedanke ist in unserem Unternehmen<br />

fest verankert“, sagt Przemyslaw<br />

Krzysztyniak, Projektleiter und Innovationsmanager<br />

bei Item. „Das bezieht<br />

sich nicht nur auf unsere Produkte, sondern<br />

auch auf Arbeits- und Produktionsprozesse<br />

im Unternehmens.“ Im Sinne des<br />

kontinuierlichen Verbesserungsprozesses<br />

entschieden sich die Solinger, ihre Montageprozesse<br />

schlanker zu gestalten und<br />

mit geringem Aufwand teilweise zu automatisieren.<br />

Der Schwerpunkt lag auf der<br />

Kleinteilemontage, bei der manuelle Tätigkeiten<br />

überwiegen.<br />

Bild: Item<br />

Um Mitarbeiter in der Kleinteilemontage<br />

zu entlasten,<br />

entschied sich die Geschäftsführung<br />

für den Einsatz eines<br />

Cobots von Universal Robots.<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Im ersten Schritt wurden Abläufe in den<br />

Bereichen Bearbeitung, Montage und Konfektionierung<br />

geprüft und analysiert. Dazu<br />

betrachtete ein eigens gebildetes Team die<br />

komplette Prozesskette, die einzelnen Produkte<br />

und die genutzten Systeme und<br />

stellte sich dann die Frage, wie die ausgewählten<br />

Prozesse sich am besten optimieren<br />

lassen. Man entschied sich schließlich<br />

für den Einsatz eines Leichtbauroboters<br />

des Herstellers Universal Robots.<br />

Der Fokus der neuen Lösung lag auf der<br />

Fertigung kleiner Losgrößen. So wählte<br />

das Team die manuelle Montage einer<br />

Laufrolle, die aus mehreren Komponenten<br />

besteht. Diese müssen nacheinander zusammengefügt<br />

werden, was eine anstrengende<br />

und monotone Arbeit ist. Dieser<br />

Vorgang sollte optimiert und die Mitarbeiter<br />

durch den Cobot entlastet werden.<br />

Bei der Realisierung des Projekts konnte<br />

Item auf die eigenen Produkte zurückgreifen.<br />

Der Leichtbauroboter wurde in<br />

die vorhandene Arbeitsumgebung<br />

integriert,<br />

die aus ergonomischen<br />

Arbeitsplätzen<br />

und Bereitstellungs-Wagen<br />

besteht. In<br />

einem späteren Schritt wurde<br />

zudem ein Werkstück-Trägersystem in<br />

einer separaten Funktionsinsel angebaut.<br />

Während früher die einzelnen Komponenten<br />

der Laufrolle ausgepackt und in<br />

mehrere Schalen gelegt wurden, um sie<br />

anschließend in einer pneumatischen Fügevorrichtung<br />

zur Laufrolle zusammenzufügen,<br />

übernimmt nun der Cobot einen<br />

Großteil dieser Arbeiten. Die Mitarbeiter<br />

füllen dazu mehrere Magazine mit den<br />

Einzelteilen auf. Der Cobot entnimmt die<br />

Komponenten und legt sie in die Fügevorrichtung.<br />

Der Fügevorgang läuft automatisch<br />

ab. Anschließend sortiert der Roboter<br />

das fertige Produkt einen Werkstückträger<br />

ein.<br />

COBOTS...<br />

...sind die neuen Kollegen in<br />

der Montage. Die kollaborierenden<br />

Roboter übernehmen<br />

monotone Arbeiten, die<br />

keiner gern macht und<br />

das ist gut so.<br />

Auf diese Weise<br />

können drei unterschiedliche<br />

Rollen gefertigt<br />

werden. Dabei<br />

übernimmt der Roboter<br />

rund 90 % der Arbeit und<br />

der Mitarbeiter die verbleibenden<br />

10 %. Während der Cobot seine Arbeit<br />

macht, kann sich der Werker mit anderen<br />

Aufgaben beschäftigen. Da sich in<br />

den Magazinen vor Beginn der Montage<br />

die gleiche Zahl an Rollen befindet wie<br />

später im Werkstückträger, ist durch eine<br />

einfache optische Kontrolle sofort ersichtlich,<br />

ob der gesamte Vorgang fehlerfrei<br />

durchgeführt worden ist.<br />

Durch den Einsatz des Cobot konnte die<br />

Belastung der Mitarbeiter um 90 % reduziert<br />

werden, da sie sich nur noch um den<br />

Nachschub und das Auffüllen der Magazine<br />

kümmern müssen. Die gewonnene<br />

Zeit kann in andere, wertschöpfende Tätigkeiten<br />

investiert werden. „Vor dem Ein-<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 53


» TECHNIK<br />

Bild: Item<br />

Für die Fertigung<br />

einer Laufrolle entnimmt<br />

der Cobot die<br />

notwendigen Komponenten<br />

und legt sie in<br />

die Fügevorrichtung.<br />

satz des Cobots musste ein Mitarbeiter<br />

täglich bis zu 700 mal manuell die Presse<br />

betätigen, was nach einer gewissen Zeit<br />

unweigerlich zu körperlichen Beschwerden<br />

führte“, sagt Nasim Mahek, Leitstandmitarbeiter<br />

der Kleinteilemontage.<br />

„Nun ist die Arbeit erheblich ergonomischer<br />

und gesundheitsschonender.“<br />

Darüber hinaus sparen die Solinger Verpackungsmaterial,<br />

denn die<br />

fertigen Laufrollen werden gesammelt<br />

auf dem Werkstückträger<br />

eingelagert. Vor Einsatz<br />

des Cobots wurde eine definierte<br />

Anzahl von Rollen in<br />

Kartons verpackt. Der Roboter<br />

übernimmt also auch Zählaufgaben.<br />

Ist eine vorgegebene Stückzahl<br />

gefertigt und der Werkstückträger voll,<br />

signalisiert der Cobot dies durch eine optische<br />

Hilfseinrichtung. In einer Kiste<br />

werden die vollen Werkstückträger gestapelt,<br />

abgedeckt und in einem automatischen<br />

Kleinteilelager eingelagert. Unterm<br />

Strich werden mehrere Arbeitsschritte<br />

eingespart und die Produkte zudem nachhaltiger<br />

gefertigt.<br />

» Bei den Mitarbeitern muss<br />

ankommen, dass der Cobot für sie<br />

arbeitet und nicht gegen sie. «<br />

Przemyslaw Krzysztyniak, Projektleiter bei Item<br />

Wichtig für eine erfolgreiche Implementierung<br />

von Cobots ist die frühe, abteilungsübergreifende<br />

Einbindung der Mitarbeiter.<br />

Deren Wünsche und Ideen müssen<br />

aufgenommen werden. Außerdem sind sie<br />

über jeden Schritt in der Entwicklung zu<br />

informieren. „Eine umfassende Transparenz<br />

gleich zu Beginn und während der<br />

Realisierung ist das A und O, wenn Akzeptanz<br />

statt Ablehnung erreicht werden<br />

soll“, betont Krzysztyniak. „Bei den Mitarbeitern<br />

muss ankommen, dass die Applikation<br />

für sie arbeitet und nicht gegen sie.“<br />

Den Monteuren kommt dabei nach wie<br />

vor eine wichtige Aufgabe zu. Ohne sie<br />

kann der gesamte, teilautomatisierte Ablauf<br />

nicht funktionieren. Die Mitarbeiter<br />

nutzen den Cobot wie ein ganz reguläres<br />

Werkzeug oder Betriebsmittel und legen<br />

ihre Arbeitsgeschwindigkeit individuell<br />

fest. Viele Werker sollten dabei den Cobot<br />

eigenständig bedienen können. Daher<br />

legte man bei Item großen Wert auf eine<br />

einfache und intuitive Bedienung. „Die<br />

Einführung der neuen Technik hat alle<br />

restlos begeistert“, freut sich Mahek. „Wir<br />

haben eine bessere Arbeitsatmosphäre<br />

geschaffen und der Cobot ist ein Teil der<br />

Mannschaft geworden.“ Es<br />

gab keine Berührungsängste.<br />

Die Belegschaft schätzt den<br />

maschinellen Dauergast und<br />

gab ihm sogar einen Namen.<br />

Dabei waren seine schlangengleichen<br />

Bewegungen und das<br />

Jahr der Implementierung<br />

ausschlaggebend. Der neue Kollege heißt<br />

„Cobra20“.<br />

„Der Cobot ist ein Teil des Ganzen“, so<br />

Krzysztyniak. „Großen Einfluss auf eine<br />

erfolgreiche Integration haben dabei die<br />

Mitarbeiter, die eingesetzten Betriebsmittel<br />

und natürlich wirtschaftliche Aspekte“.<br />

Daher ist es unumgänglich, dass Cobra20<br />

nicht nur in einem Prozess eingesetzt<br />

wird, sondern mehrere Arbeiten überneh-<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


men kann. Nach kurzer Rüstzeit soll der<br />

Roboter Schraubapplikationen umsetzen<br />

und Komponenten aus drei verschiedenen<br />

Produktgruppen fertigen.<br />

Natürlich spielen auch sicherheitstechnische<br />

Aspekte eine große Rolle bei der<br />

Einführung. Die Maschinenrichtlinie<br />

2006/42/EG sowie diverse Normen und<br />

technische Spezifikationen wie die ISO/TS<br />

15066 sind dabei zu berücksichtigen. Außerdem<br />

sollten nur zertifizierte Komponenten<br />

zum Einsatz kommen. Um die<br />

Mitarbeiter bestmöglich zu schützen,<br />

wurde der Cobot so in die Arbeitsumgebung<br />

integriert, dass ein zufälliger Kontakt<br />

mit dem Menschen nahezu ausgeschlossen<br />

ist. Virtuelle Zäune sorgen für<br />

zusätzliche Sicherheit. Verlässt der Roboterarm<br />

den festgelegten Arbeitsraum,<br />

wird die Bewegung automatisch abgebremst.<br />

Eine weitere Einflussgröße auf den Erfolg<br />

des Projekts ist die Zusammenarbeit<br />

mit verlässlichen Partnern, welche die benötigten<br />

Komponenten liefern. Hierzu gehört<br />

zum Beispiel ein Greifer, der sich flexibel<br />

für mehrere Tätigkeiten programmieren<br />

lässt. „Der Cobot soll an verschiedenen<br />

Arbeitsplätzen für unterschiedliche<br />

Fertigungen mit wechselndem Personal<br />

zum Einsatz kommen“, fasst Krzysztyniak<br />

zusammen. „Das System ist also nicht fest<br />

installiert, sondern als flexible Lösung<br />

konzipiert, die sich an die verschiedenen<br />

Stationen andocken lässt.“ (us)<br />

Der Roboter sortiert das fertige Produkt nach der Montage in den Werkstückträger ein.<br />

Bild: Item<br />

Pionier für Systembaukästen<br />

Die Item Industrietechnik ist ein Pionier für Systembaukästen,<br />

die in industriellen Anwendungen genutzt werden,<br />

und ein Partner der Fertigungsindustrie in der ganzen Welt.<br />

Das Produktportfolio umfasst mehr als 4.000 hochwertige<br />

Komponenten zur Konstruktion von Maschinengestellen,<br />

Arbeitsplätzen, Automationslösungen und Lean Production.<br />

Der Spezialist aus dem Ruhrgebiet ist vielfach ausgezeichnet<br />

für Produkte mit richtungsweisendem Industriedesign<br />

und einer durchgängigen Ergonomie.<br />

Als Vorreiter im Digital Engineering treibt das Unternehmen<br />

die Digitalisierung von Konstruktionsprozessen voran.<br />

Grundlage dafür sind Softwaretools, die selbst entwickelt<br />

wurden. Die Item Academy bietet Aus- und Weiterbildung<br />

durch mehrsprachige Online-Kurse und Training-on-demand.<br />

Neben ihrem Hauptsitz in Solingen ist Item mit<br />

Tochterfirmen international vertreten. Mit Know-how und<br />

Leidenschaft entwickeln rund 900 Mitarbeiter weltweit innovative<br />

Lösungen und Dienstleistungen. Die Kundennähe<br />

in Deutschland wird durch zwölf Standorte gewährleistet.<br />

Eine globale Logistikkette stellt die kurzfristige Lieferung<br />

aller Komponenten sicher.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 55


» TECHNIK<br />

Bedarfsplanung ab Losgröße 1+<br />

Exakt geschliffene Prozesse<br />

Bei einem Werkzeugmaschinenbauer setzten die Verantwortlichen bereits seit Jahren auf eine<br />

übergreifende Geschäftssoftware, stießen bei der angestrebten Komplettintegration dieser<br />

Software letztlich jedoch an Grenzen. Ein explizit auf die Losgröße 1+ zugeschnittenes Projektmanagement-ERP-System<br />

sorgt seit 2020 für die angestrebte Durchgängigkeit der Daten.<br />

» Guido Piech, PR-Redakteur, AMS Solution<br />

Das Unternehmen baut<br />

seit 2013 eigene Maschinen,<br />

rüstet aber<br />

auch Maschinen im<br />

Retrofit mit moderner<br />

CNC-Technik aus.<br />

Bild: SMS Maschinenbau<br />

Bereits 1995 erkannten die Gründer des Albstädter<br />

Maschinenbauers SMS den wachsenden Bedarf<br />

an elektronischer Steuerungstechnik für Werkzeugmaschinen.<br />

So startete das junge Unternehmen<br />

zunächst als Nachrüster älterer mechanischer Gewindeschleifmaschinen<br />

mit moderner CNC-Technik.<br />

Ab 2013 kam dann als zweites Standbein die Entwicklung<br />

und Herstellung eigener Gewindeschleifmaschinen<br />

hinzu.<br />

Die Kernforderung an die neue Business-Software<br />

bestand darin, sämtliche Geschäftsprozesse rund um<br />

Termin- und Kapazitätsplanung, Arbeitszeiterfassung<br />

und Materialwirtschaft zentral abzubilden. Neben<br />

der Durchgängigkeit der Software lag der Fokus des<br />

ERP-Projektleiters Andreas Stolzenburg zudem auf<br />

der Erfüllung der Anforderungen der „Losgröße 1+“.<br />

Denn während einige Produktlinien auf einem jeweils<br />

identischen Aufbau basieren, handelt es sich bei vielen<br />

anderen Maschinentypen um Unikate. ERP-seitig<br />

anspruchsvoll ist dabei, dass es wegen der sehr individuellen<br />

Bedürfnisse der Maschinenabnehmer immer<br />

wieder erforderlich ist, Teile oder Baugruppen<br />

auch in späten Stadien der laufenden Fertigung noch<br />

austauschen zu können.<br />

Hier spielt im Wesentlichen die Funktion „wachsende<br />

Stückliste“ hinein, die im Rahmen der fertigungsbegleitenden<br />

Konstruktion unabdingbar ist.<br />

Wie in der Einzel-, Auftrags- und Variantenfertigung<br />

üblich, ist auch bei SMS die letztliche Ausprägung<br />

des zu fertigenden Produkts bei der Auftragserteilung<br />

meist nicht vollständig bekannt. Dadurch müssen<br />

wichtige Wertschöpfungsprozesse wie Konstruktion,<br />

Beschaffung und Produktion parallel zueinander<br />

stattfinden, um die Finanzierung der Aufträge zu<br />

sichern und marktfähige Lieferzeiten zu ermöglichen.<br />

Dies war ein wichtiger Grund für die Wahl des<br />

EPR-Systems des Anbieters AMS Solution. Versionssicher<br />

bildet die Software alle Änderungen ab, die<br />

sich aus der fortlaufenden Konstruktion ergeben. Da<br />

sie auftragsbezogene ERP-Buchungen direkt mit der<br />

Auftragsstückliste verknüpft, erfahren die Projektbeteiligten<br />

in Fertigung, Beschaffung und Montage in<br />

Echtzeit, welche Arbeiten bereits ausgeführt wurden<br />

und welche weiterführenden Arbeitsschritte wann<br />

anstehen. Ein weiterer Vorteil des Zuschnitts der<br />

Software auf die Losgröße 1+ ergibt sich daraus,<br />

dass Sonderteile auch ohne Artikelnummern als sogenannte<br />

O-Teile durch den gesamten Auftrag geführt<br />

werden können, wodurch sich die Pflege des<br />

Artikelstamms auf die tatsächlich wiederkehrenden<br />

Teile beschränkt.<br />

Mitlaufende Kalkulation,<br />

mehr Transparenz<br />

Mit Blick auf das gesamte Unternehmen sorgt<br />

AMS.ERP für höhere Prozesseffizienz und mehr Kostentransparenz.<br />

Die Funktionalität der mitlaufenden<br />

Kalkulation liefert in Echtzeit präzise Informationen<br />

darüber, in welche Richtung sich die Projektkosten<br />

entwickeln – unter Berücksichtigung aller Budgetund<br />

Solldaten. Andreas Stolzenburg führt weitere<br />

konkrete Bereiche an, in denen das Unternehmen<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


profitiert: „Wir können präzise ermitteln, wie viele<br />

Maschinen sich im Auftragseingang befinden und<br />

wie viele Serviceeinsätze wir im In- und Ausland mit<br />

welchem Kosten- und Personalaufwand gefahren haben.<br />

Und wir kennen den exakten Lagerbestand und<br />

können berechnen, in welchen Fällen sich die Eigenfertigung<br />

rentiert.“<br />

Der letzte Punkt gewinnt bei dem Werkzeugmaschinenhersteller<br />

zunehmend an Bedeutung: 2019<br />

fiel die Grundsatzentscheidung, Frästeile wenn möglich<br />

selbst zu produzieren. 2021 waren es bereits<br />

1.000 intern abgewickelte Aufträge, was 10 % des<br />

Gesamtvolumens entspricht – Tendenz steigend.<br />

„Aufgrund der vom ERP-System gelieferten Zahlen<br />

können wir die Rentabilität der Eigenfertigung sehr<br />

genau bewerten und gesichert entscheiden, ob wir<br />

eine weitere CNC-Fräsmaschine hinzukaufen sollten“,<br />

ergänzt Stolzenburg.<br />

Auch bei der Kapazitäts- und Terminplanung<br />

kommt die Geschäftssoftware zum Einsatz. Über die<br />

Grobplanung des Systems wird pro Maschinentyp<br />

das grobe Gerüst in einem Terminplan erstellt, der<br />

dann über die Stücklisten pro Baugruppe gefüllt und<br />

verknüpft wird. Im Rahmen der Betriebsauftragsbesprechung<br />

werden die vorhandenen Kapazitäten bewertet<br />

und die Beteiligten eruieren, in welchem Zeitkorridor<br />

ein konkreter Auftrag platziert werden kann.<br />

Passt der Termin, wird der Auftrag verbindlich eingeplant.<br />

Etwaige Terminverschiebungen, etwa aufgrund<br />

fehlender Teile, werden direkt über die Grafik des Kapazitäten-Pools<br />

eingespielt.<br />

Damit ist unmittelbar ersichtlich, welche Auswirkungen<br />

es hat, wenn sich die Fertigung einer bestimmten<br />

Baugruppe verzögert. „Verschieben wir eine<br />

Baugruppe, ergeben sich daraus natürlich terminrelevante<br />

Folgeabhängigkeiten für andere Baugruppen.<br />

Im System werden diese dann jedoch automatisch<br />

verlegt“, sagt Stolzenburg, der sich davon langfristig<br />

eine deutliche Reduzierung der Fehleranfälligkeit<br />

und eine höhere Genauigkeit gegenüber dem<br />

vorherigen Einsatz von Excel verspricht.<br />

Um die Angebotserstellung speziell der hochindividuellen<br />

Maschinen zu beschleunigen und zu vereinheitlichen,<br />

kommt bald der integrierte Produktkonfigurator<br />

des ERP-Systems verbindlich zum Einsatz.<br />

Das Ziel ist, dass der Vertrieb die Maschinen auch<br />

ohne unmittelbare Unterstützung der Konstruktion<br />

verkaufen kann, die bislang fast immer erforderlich<br />

war. Die künftige Formel lautet: Kann eine Maschine<br />

nicht über den Produktkonfigurator zusammengestellt<br />

werden, sollte zuerst die Machbarkeit mit der<br />

Konstruktion abgeklärt werden.<br />

Damit fungiert der Produktkonfigurator als ein<br />

Kontrollorgan zur Plausibilitätsprüfung. Umgekehrt<br />

gilt: Lässt sich eine Maschine über den Produktkonfigurator<br />

verkaufen, können schnell relativ fixe Liefertermine<br />

genannt werden. „Über den Konfigurator“, so<br />

Stolzenburg, „sollen die Vertriebler die Maschinen<br />

auf Knopfdruck verkaufen können. Weil auch die<br />

Stückliste dann bereits dahintersteht, können wir in<br />

allen Abteilungen früher loslegen.“<br />

Pro Jahr liefert das<br />

Unternehmen circa 30<br />

neue Maschinen aus,<br />

die zu 60 % ins weltweite<br />

Ausland gehen.<br />

Der Umsatz liegt bei<br />

rund 19 Mio. Euro.<br />

Bild: SMS Maschinenbau<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 57


Mit der Software-Lösung „Sensaia“ lassen sich Photovoltaik- und Windenergieanlagen<br />

umfassend überwachen.<br />

VORAUSSICHT<br />

Wer den Schaden hat, spottet<br />

jeder Beschreibung. An dieser<br />

Redewendung ist was dran.<br />

Zum Glück gibt es Techniken,<br />

die Schäden erkennen,<br />

bevor sie entstehen.<br />

Bild: pixardi/stock.adobe.com<br />

Intelligente Software für Predictive Maintenance<br />

Windkraftanlagen unter Kontrolle<br />

Die Iqony Solar Energy Solutions GmbH (Sens) hat die Testphase der Software-Pakets<br />

„Sensaia“ abgeschlossen. Mit der Plattform lässt sich ein umfangreiches Betriebsmonitoring<br />

von Photovoltaik- und Windenergieanlagen durchführen. Das Programm erkennt dabei in<br />

Echtzeit drohende Fehlfunktionen, bevor sie Schaden anrichten können.<br />

Das Software-System Sensaia ist eine Weiterentwicklung<br />

von Lösungen, die bei Iqony und Steag<br />

schon seit Jahren im Einsatz sind. Der Sensaia-Prototyp,<br />

speziell ausgerichtet auf die Überwachung von<br />

Photovoltaik- und Windenergieanlagen, wurde von<br />

Sens zum ersten Mal im Oktober 2021 auf einer Messe<br />

vorgestellt. Inzwischen hat das Projektteam die<br />

Plattform finalisiert und zur Marktreife gebracht.<br />

Dabei haben auch die Ergebnisse aus dem Einsatz bei<br />

Pilotkunden geholfen. Insgesamt 178 Megawatt<br />

(MW) in rund 80 Solarparks werden derzeit von Sensaia<br />

überwacht: „Dank der Rückmeldungen von unseren<br />

internen Teams und den Kunden konnte die<br />

Plattform ihre aktuelle Qualität erreichen“, erklärt<br />

Florian Dauber, Projektleiter von Sensaia. „Das bietet<br />

uns eine gute Ausgangsbasis, um die Lösung nun<br />

kundenorientiert weiterzuentwickeln.“<br />

Die intelligente Software ist für Anwender konzipiert,<br />

die Solar- und Windkraft-Anlagen besitzen,<br />

betreiben oder verwalten und deren Rentabilität<br />

steigern möchten. Dazu laufen alle Betriebsdaten eines<br />

Solarparks oder einer Windenergieanlage auf der<br />

Plattform zusammen, werden dort gespeichert und<br />

zugleich analysiert. Durch den Einsatz von künstli-<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


TECHNIK «<br />

cher Intelligenz (KI) lassen sich dann exakte Vorhersagen<br />

über mögliche Fehlerquellen treffen, also eine<br />

vorausschauende Wartung oder Predictive Maintenance<br />

betreiben. Eine valide und frühzeitige Fehlererkennung<br />

spart dem Nutzer Geld und Zeit, denn es<br />

werden Stillstände und größere Schäden mit aufwendigen<br />

Instandsetzungen vermieden.<br />

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die KI, welche die<br />

Daten analysiert und bei absehbaren Problemen einen<br />

Alarm auslöst. In der Software, die dahintersteht,<br />

stecken bereits mehr als zehn Jahre Erfahrung<br />

aus verschiedenen Anwendungen. Weltweit werden<br />

inzwischen Anlagen mit einer Gesamtkapazität von<br />

über 45 Gigawatt (GW) mit dem Programm überwacht.<br />

Mit den gewonnen Daten wird die Plattform<br />

fortlaufend optimiert.<br />

Die Software-Lösung nutzt die Möglichkeiten der<br />

KI und ermöglicht so eine umfassende Anwendung<br />

bei Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie.<br />

So kann die Plattform zum Beispiel Verschmutzungsprognosen<br />

für Solarparks erstellen oder perfekte<br />

Wartungszeiträume von Windkraftanlagen in windschwachen<br />

Perioden ermitteln. „Damit sind erhebliche<br />

Optimierungspotenziale im Bereich der Wirtschaftlichkeit<br />

der Anlage verbunden“, versichert<br />

Christian Groß, der das Projekt Sensaia verantwortet.<br />

Die bisherigen Pilotkunden sind nach eigenen Angaben<br />

zufrieden. Arthur Leutgeb von Green Source,<br />

einer der ersten Testkunden, kann das bestätigen.<br />

„Als langjähriger Kunde und Partner erwarten wir,<br />

dass die Software die gleiche Qualität bietet, wie die<br />

analogen Dienstleistungen von Sens und wir wurden<br />

nicht enttäuscht“, beschreibt Leutgeb die ersten Erfahrungen<br />

mit dem Produkt. „Das Programm ist ein<br />

individueller und innovativer Ansatz, der die Performance<br />

unserer Solaranlagen in Zukunft sichern<br />

kann.“<br />

Derzeit wird ein Solarpark von Green Source mit<br />

50 MW überwacht. Dabei wurden die verschiedenen<br />

Leistungsbestandteile getestet und weiter optimiert.<br />

Hierzu gehören Alarme, Maßnahmenplanung und individuell<br />

angepasste Nutzeroberflächen, die so genannten<br />

Dashboards. „Ähnlich gut ist die Testphase<br />

bei anderen Pilotkunden verlaufen“, berichtet Christian<br />

Groß.<br />

Und so soll es auch nach dem Marktstart der Software<br />

weitergehen. Jetzt geht es darum, weitere Erfahrungen<br />

mit neuen Kunden zu sammeln und die<br />

Features stetig weiterzuentwickeln. Die Rückmeldungen<br />

der Anwender werden laufend evaluiert und<br />

umgesetzt. „Mit dem starken Team, das uns zur Seite<br />

steht, habe ich keine Bedenken, dass wir das schaffen“,<br />

freut sich Christian Groß auf die Herausforderungen<br />

der kommenden Monate.<br />

Auch Florian Dauber ist zufrieden: „Es macht mich<br />

stolz, an der Entwicklung der Software mitzuarbeiten<br />

und zu erleben, wie die Plattform in der Anwendung<br />

durchstartet“, erzählt er. Es mache Spaß, gemeinsam<br />

mit dem Team an einem Produkt und einem gemeinsamen<br />

Ziel zu arbeiten. Neben der technischen Herausforderung<br />

sei es natürlich auch entscheidend,<br />

dass die Software einen wichtigen Beitrag für die<br />

Energiewelt von morgen leisten kann. „Sensaia treibt<br />

die Energiewende voran und das treibt auch mich<br />

und das ganze Team an“, bringt Florian Dauber seine<br />

Motivation auf den Punkt.<br />

Auch für Dr. Ralf Schiele, COO der Iqony GmbH, hat<br />

das Projekt eine große Bedeutung für das Unternehmen:<br />

„Mit dem erfolgreichen Abschluss löst Iqony<br />

das zu Beginn des Jahres gegebene Versprechen ein,<br />

die Energiewende zu voranzutreiben. Wir sorgen für<br />

einen Mehrwert bei unseren Kunden, vermeiden<br />

Stillstände und steigern so den Ertrag der Photovoltaik-<br />

und Windenergieanlagen. Das schafft einen<br />

wirtschaftlichen Mehrwert und hilft dem Klima.“ (us)<br />

Das Programm erstellt unter anderem Verschmutzungsprognosen für Solarparks und<br />

ermittelt Wartungszeiträume von Windkraftanlagen in windschwachen Perioden.<br />

Verschiedene Komponenten der Software werden ständig getestet und weiter optimiert.<br />

Dazu gehören auch die individuell angepassten Nutzeroberflächen, die so genannten<br />

Dashboards.<br />

Bild: Iqony<br />

Bild: Iqony<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 59


» TECHNIK<br />

Verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung<br />

Nickelvorkommen nachhaltiger<br />

und wirtschaftlicher ausschöpfen<br />

Für Energiewendemetalle wie Kupfer, Nickel, Lithium, Kobalt und Seltene Erden gibt es –<br />

Stand heute – keine Ressourcen-Knappheit, heißt es in einem VDMA-Papier von 2022 über<br />

kritische Mineralien für die Energiewende. Sehr wohl – davon gehen die Autoren heute aus –<br />

wird aber mit einem durch die Energiewende stark steigenden Bedarf gerechnet.<br />

» Tino Böhler, freier Redakteur<br />

Das Beispiel Nickel<br />

verdeutlicht, dass es<br />

nicht nur eine Frage<br />

der Menge ist, sondern<br />

auch der Qualität.<br />

Nickel kommt welt weit<br />

in unterschiedlichen<br />

Qualitäten vor.<br />

Insbesondere in den Jahren bis 2030 ist zu erwarten,<br />

dass der rapide steigende Bedarf entlang des<br />

globalen klimazielkonformen Erneuerbare Energien-<br />

Ausbaus durch die aktuelle globale Bergbauprojektpipeline<br />

nicht ausreichend gedeckt werden kann. Das<br />

Beispiel Nickel verdeutlicht, dass es nicht nur eine<br />

Frage der Menge ist, sondern auch der Qualität. Nickel<br />

kommt weltweit in unterschiedlichen Qualitäten<br />

vor. In einem VDMA-Beitrag mit dem Titel „Rohstoffe:<br />

Schlüssel zur Technologischen Souveränität“<br />

heißt es: „In der allgemeinen Betrachtung steht das<br />

fertige Produkt, beispielsweise eine Windkraft-Anlage<br />

oder das E-Auto. Dass diese Produkte die Summe<br />

von vielen Einzelteilen und Zulieferungen sind, wird<br />

hingegen häufig ausgeblendet. Dabei spielen insbesondere<br />

Rohstoffe eine zentrale Rolle. Mineralische<br />

Rohstoffe gehören dazu.“ Die Autoren einer Studie<br />

des ‚Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,<br />

Bild: Pure Battery Technologies<br />

Bau und Reaktorsicherheit’ konstatieren bereits<br />

2016: „Die Analyse der Werkstoffkomponenten eines<br />

E-Autos zeigt, dass zahlreiche für den Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland als ‚kritisch’ bis ‚bedingt kritisch’<br />

eingestufte Materialien verwendet werden.<br />

‚Kritische’ Materialien in Elektrofahrzeugen, die nicht<br />

in konventionellen Fahrzeugen eingesetzt werden,<br />

sind dabei vor allem Kobalt und Seltene Erden. Als<br />

‚bedingt kritisch‘ werden heute auch die Kathodenmaterialien<br />

Nickel und Lithium eingestuft. Hier<br />

könnte zukünftig ein relevanter Anteil an der globalen<br />

Förderung durch die Elektromobilität beansprucht<br />

werden, so dass dann auch diese Materialien<br />

als kritisch eingestuft werden könnten.“ Bei dem<br />

Thema ‚Rohstoffversorgung’ kommt es aber vor allem<br />

darauf an, nicht nur auf die Vorkommen in politisch<br />

unsicheren Ländern zu setzen, sondern auf Herkunftsländer,<br />

die politisch stabil sind, wie etwa Australien,<br />

das bei den weltweiten Nickelvorkommen auf<br />

Position vier rangiert.<br />

pCAM-Hub steigert Wert der Ressourcen<br />

in der Region<br />

In Australien ist das Unternehmen Pure Battery Technologies<br />

(PBT) mit Hauptsitz im Brisbane beheimatet.<br />

In Hagen (Westfalen) hat das Unternehmen seinen<br />

ersten Produktionsstandort in der EU etabliert. Dort<br />

wurde 2020 die Nickel-Raffinerie Königswarter &<br />

Ebell Chemische Fabrik (K+E) übernommen und die<br />

PBT-Verfahren ‚Selective Acid Leaching’ (SAL) und<br />

‚Combined Leaching’ (CL) erfolgreich in Großserie<br />

und Produktkonformität getestet. Das 2017 gegründete<br />

Unternehmen produziert das Vorprodukt pCAM<br />

für nickelbasiertes aktives Kathodenmaterial CAM,<br />

das in Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt wird, die<br />

für die Elektromobilität zwingend benötigt werden.<br />

„Wir können alle Nickel-Cobalt-Mangan-Produkte<br />

annehmen, solange sie in einer Hydroxidform (Ni-<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


ckelhydroxid, gemischtes Hydroxidpräzipitat) vorliegen<br />

oder wir einfache Konzentrate in eine solche<br />

umwandeln können. Wir würden also zum Beispiel<br />

kein Ferronickel nehmen, wie es zum Großteil in Indonesien<br />

produziert wird, es muss in Hydroxidform<br />

vorliegen“, sagt Björn Zikarsky, CEO PBT. Die PBT-<br />

Raffinerie in Kalgoorlie, das Western Australia pCAM<br />

Hub (WA-pCAM Hub), unterscheidet sich von der bestehenden<br />

Nickelverarbeitung in Westaustralien, da<br />

sie eine größere Vielfalt an Rohstoffen und Quellen<br />

annehmen kann. Dies bedeutet, dass Projekte, die<br />

sich in der Entwicklung befinden, eine Weiterverarbeitungsoption<br />

haben, die geografisch näher liegt als<br />

die üblichen Anlaufpunkte in Asien und flexiblere<br />

Spezifikationen für das Material hat, das in der Anlage<br />

verwendet werden kann.<br />

Bei so vielen potenziellen Materialquellen für den<br />

pCAM-Hub handelt es sich wirklich um ein katalytisches<br />

Projekt, das nicht nur einen Mehrwert schafft,<br />

sondern den Wert der Ressourcen in der Region erheblich<br />

steigert, bevor sie exportiert werden. Da das<br />

PBT-Verfahren weniger Strom und andere Betriebsmittel<br />

wie Säure benötigt, sinken die Kosten für die<br />

Lieferkette um 250 US-Dollar pro Auto und die<br />

CO 2 -Emissionen werden um etwa 0,5 t pro Auto reduziert.<br />

Lieferkette widerstandsfähiger machen<br />

Die jüngsten weltweiten Krisen und Kriege haben<br />

sehr deutlich gemacht, dass die Lieferkette in Australien<br />

widerstandsfähiger werden muss. Pure Battery<br />

Technologies trägt dazu bei, diesen Bedarf zu decken,<br />

indem es das West Australien-pCAM Hub (WA-pCAM<br />

Hub) entwickelt, das die starke australische Bergbauindustrie<br />

nutzt, um wertschöpfende Herstellungsprozesse<br />

für Batteriematerialien an Land zu bringen.<br />

PBTs WA pCAM Hub wird PBTs patentierte und proprietäre<br />

Technologien nutzen, um nickel- und kobalthaltige<br />

Zwischenprodukte zu Lithium-Ionen-Batterievorläufermaterialien<br />

(pCAM) aufzuwerten. Dieser<br />

Ansatz ist eine Kombination von Verfahren, zu<br />

denen auch die von PBT patentierten Methoden SAL<br />

und CL gehören.<br />

Dieser Ansatz bietet einen neuen Verarbeitungsweg<br />

für die Veredelung von Nickel, Kobalt und Mangan<br />

zu Batteriemetallprodukten, indem die Unterschiede<br />

in den Löslichkeiten und Oxidationszuständen<br />

ausgenutzt werden. Die übliche Trennung der<br />

Metalle wir vermieden und durch hydrometallurgische<br />

Prozesse mit geringem Energieverbrauch ersetzt.<br />

Es entfallen kostspielige und energieintensive<br />

Produktionsschritte, wodurch die CO 2 -Äquivalent-<br />

Emissionen aus der Veredelung von Zwischenprodukten<br />

zu pCAM im Vergleich zu den derzeitigen Industriestandard-Prozessrouten<br />

um bis zu 85 % gesenkt<br />

werden kann. Das WA pCAM Hub wird auch aufstrebenden<br />

und bestehenden australischen Minen einen<br />

alternativen nachgelagerten Partner für die Veredelung<br />

von Erzen und Konzentraten bieten. Die PBT-<br />

Verfahren sind weniger kohlenstoffintensiv, haben<br />

eine bessere Metallrückgewinnung und sind weniger<br />

empfindlich gegenüber Verunreinigungen im Einsatzmaterial.<br />

Der PBT Ansatz gibt Nickelproduzenten<br />

die Möglichkeit, Erzarten zu verarbeiten, die für herkömmliche<br />

Verarbeitungsprozesse ungeeignet sind,<br />

und die Herstellung des höherwertigen pCAM-Produkts<br />

ermöglicht es, bisher unwirtschaftliche Lagerstätten<br />

als kohlenstoffreduzierende Mineralien für<br />

die Zukunft zu nutzen. Dazu Björn Zikarsky: „Die Fähigkeit,<br />

Off-Spec-Einsatzmaterial wirtschaftlich zu<br />

behandeln und gleichzeitig hohe Rückgewinnungsraten<br />

zu erzielen, ist unserer Ansicht nach ein Wettbewerbsvorteil.<br />

Wir können Nickel aus Erzen gewinnen,<br />

die zuvor unwirtschaftlich waren. Darüber hinaus<br />

kann sie bei der Verarbeitung von marginalem Material<br />

aus den Minen der Partner einen Mehrwert<br />

schaffen, was zu einer Verlängerung der Lebensdauer<br />

der Minen und einer Steigerung der Produktion führt.<br />

Dies ist mit herkömmlichen Technologien nicht möglich.<br />

Das Projekt WA pCAM Hub von PBT in Westaustralien<br />

wird ein Katalysator für die Diversifizierung<br />

des Mineralienangebots von Westaustralien für<br />

die Welt sein und gleichzeitig die bestehenden Stärken<br />

der Bergbauindustrie von Westaustralien nutzen<br />

und einen Mehrwert schaffen.“<br />

Bei Nickel existieren Unsicherheiten<br />

Dieses Projekt wird also die erste pCAM-Produktionsanlage<br />

in Australien sein, die Engpässe in der<br />

Batterie-Wertschöpfungskette in Australien beseitigen<br />

und der ganzen Welt grüne Mineralien liefern<br />

kann. Das wäre nicht nur wünschenswert, sondern<br />

auch dringend notwendig, wie es ein Papier des<br />

Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung<br />

(ISI) mit dem Titel ‚Batterien für Elektroautos:<br />

Faktencheck und Handlungsbedarf’ von 2020<br />

nahelegt: „Benötigte Batterierohstoffe wie Lithium,<br />

Kobalt, Nickel, Mangan und Graphit sind global gesehen<br />

ausreichend vorhanden. Durch die Entwicklung<br />

hin zu Kobalt-reduzierten und Nickel-reichen Hochenergie-Batterien<br />

wird sich die Rohstoffsituation für<br />

Kobalt weiter entschärfen. Bei Lithium dürfte sie unkritisch<br />

bleiben, bei Nickel existieren Unsicherheiten.<br />

[…] Gemäß eigener Berechnungen des Fraunhofer ISI<br />

dürfte jedoch die Primärmaterial-Nachfrage um<br />

2030 für Lithium etwas höher als in bisherigen Studien,<br />

für Kobalt vergleichbar und für Nickel deutlich<br />

höher ausfallen.“<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 61


TECHNIK » Interview<br />

Interview mit Sascha Eberhard, Geschäftsführer der Franke GmbH in Aalen<br />

„Unser Fokus liegt auf kundenspezifischen<br />

Spezialwälzlagern“<br />

Zu kundenspezifischen Drahtwälzlagern und deren qualitativ hohen Fertigung hat Franke seit Jahrzehnten<br />

besondere Expertise aufgebaut. Sascha Eberhard, Geschäftsführer der Franke GmbH, erläutert Details zu<br />

aktuellen Kunden- und Branchenanforderungen sowie zur Unternehmensausrichtung.<br />

» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />

Sascha Eberhard, Geschäftsführer<br />

von Franke, am Stammsitz in<br />

Aalen im Gespräch mit der<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong>-Redaktion.<br />

Bild: Konradin Mediengruppe/Andreas WegelinFließtext std<br />

Herr Eberhard, was macht die Drahtwälzlager-Expertise<br />

von Franke aus?<br />

Franke ist Erfinder des Drahtwälzlagers.<br />

Unsere Expertise ist die Bearbeitung von<br />

Draht als Abrollmedium für Wälzkörper,<br />

insbesondere das Rollen des Drahtes, das<br />

Einbringen einer hochpräzisen Laufbahn<br />

und das Richten des fertigen Laufrings für<br />

besten Rund- und Planlauf.<br />

Was sind die wichtigsten Qualitätsmerkmale<br />

dieses Know-hows?<br />

Der erste Schritt – und Voraussetzung für<br />

die weitere Qualität – ist es, dass wir das<br />

für die Kundenanwendung richtige Drahtwälzlager<br />

zusammen mit unseren Kunden<br />

konzipieren. Früher haben wir eher<br />

gesagt, unsere Kernkompetenz ist die<br />

Bearbeitung des Drahtes. Mittlerweile<br />

sage ich, unsere Kernkompetenz zu<br />

Drahtwälzlagern geht bei der Beratung,<br />

sprich dem gemeinsamen und spezifischen<br />

Engineering mit Kunden los, um<br />

das ideale Drahtwälzlager zu entwickeln.<br />

Eine weitere Ausbaustufe bei uns bedeutet,<br />

dass wir das Ganze inklusive<br />

Antriebssystem für unsere Kunden bauen,<br />

also mit integriertem Direktantrieb und<br />

integrierten Messsystemen.<br />

Wie grenzen Sie sich vom Wettbewerb<br />

ab?<br />

Unser Standardprogramm – bei Wälzlagern<br />

vielleicht fünf bis zehn Prozent<br />

unseres Geschäftes – soll lediglich eine<br />

Richtschnur sein, um dem Kunden zu zeigen,<br />

was möglich ist. Hier bieten wir ausgewählte<br />

Baureihen an Drahtwälzlagern<br />

und Drehverbindungen zum günstigen<br />

Preis und teilweise sogar ab Lager,<br />

wodurch wir uns vom Wettbewerb teilweise<br />

abgrenzen können. Unser Fokus<br />

liegt allerdings auf kundenspezifischen<br />

Spezial-Wälzlagern. Hier können wir das<br />

Potenzial des Drahtwälzlagerprinzips am<br />

weitesten ausnutzen und hier entsteht<br />

auch der größte Kundennutzen. Hier<br />

haben wir keine Konkurrenz. (lacht)<br />

Welche Produktneuheiten planen Sie?<br />

Wir sind gerade dabei, Drehverbindungen<br />

aus Kunststoff zur Serienreife zu bringen.<br />

Zwar gibt es bereits Wälzlager aus Kunststoff<br />

von anderen Anbietern. Durch die<br />

Integration eines Drahtwälzlagers in die<br />

Gehäuseringe spielen wir aber in einer<br />

ganz anderen Liga bezüglich Präzision<br />

und Belastbarkeit. Gegenwärtig sind wir<br />

dabei, Lieferanten für die Kunststoffteile<br />

zu qualifizieren, die unseren Ansprüchen<br />

an die Kunststoffverarbeitung genügen.<br />

Welche Voraussetzungen haben Sie in<br />

Ihrer Fertigung gerade in Hinblick auf<br />

additive Verfahren geschaffen?<br />

Bislang haben wir uns darauf konzentriert,<br />

unser Produkt – das Drahtwälzlager<br />

– als Herzstück additiv gefertigter Dreh-<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


verbindungen anzupreisen. Sie können<br />

sich das so vorstellen, dass Sie mit einem<br />

Drahtwälzlager quasi die reine Funktion<br />

eines Lagers erwerben und diese einfach<br />

in Ihre frei gestaltete Umgebung integrieren.<br />

Wer das einmal erkannt hat, kann<br />

nicht anders, als davon begeistert zu sein.<br />

Gegenwärtig arbeiten wir mit externen<br />

Spezialisten zusammen, um metallgedruckte<br />

Komponenten zu erstellen. Intern<br />

experimentieren wir mit Kunststoffdruck.<br />

Mit starkem Interesse beobachten wir<br />

den Markt an Bearbeitungsmaschinen,<br />

bei denen additive Funktionen integriert<br />

sind. Wenn Sie aus dem Fenster<br />

sehen, erkennen Sie drüben die<br />

große Baustelle des neuen Werks 6.<br />

Gut möglich, dass wir dort die ersten<br />

Maschinen dieser Art aufstellen.<br />

Weitergedacht, denn wir mögen keine<br />

Tellerränder: Vielleicht schicken wir in<br />

zehn Jahren keine kompletten Drehverbindungen<br />

mehr in schweren Kisten über<br />

große Distanzen, sondern nur noch das<br />

Drahtwälzlager und eine Druckdatei. Der<br />

Ansatz ist wieder der, dass der Kunde entscheidet,<br />

was er möchte. Wenn der Kunde<br />

möchte, dass wir unser Engineering beim<br />

3D-Druck-Gehäuse einbringen, tun wir<br />

das sehr gerne, wenn das Lagerelement<br />

von uns stammt. Wo und wie er die<br />

Gehäuseteile druckt, also über unsere<br />

Partnerschaft oder selbstorganisiert,<br />

überlassen wir dem Kunden.<br />

aktuellen Entwicklungsstand und können<br />

darauf aufbauen beziehungsweise Pro -<br />

jekte zeitnahe und agil umsetzten.<br />

Wie geht Franke Fragen zur Digitalisierung<br />

zu Nachhaltigkeitsaspekten an?<br />

Wir haben eine dedizierte Roadmap zur<br />

Digitalisierung, sowohl für unsere internen<br />

Prozesse als auch für die Kommunikation<br />

mit unseren Kunden und Partnern.<br />

Gerade arbeiten wir beispielsweise an<br />

einem Kundenportal für unsere Website,<br />

um Kunden und Interessenten mehr<br />

»Wir sind gerade dabei,<br />

Drehverbindungen aus Kunststoff<br />

zur Serienreife zu bringen.«<br />

Informationen und Services rund um<br />

unsere Produkte und Dienstleistungen<br />

bieten zu können. Konkret: Den CAD-<br />

Download werden wir weiterhin über<br />

gängige Portale bieten, definitiv aber<br />

auch ins Kundenportal „MeinFranke“ auf<br />

unsere Website holen, um die Kundenbindung<br />

optimal aufzubauen. Mittelfristig<br />

möchten wir es unseren Kunden ermöglichen,<br />

die Fertigungsfortschritte ihrer Produkte<br />

in unserem Portal mitzuverfolgen –<br />

vom Angebot und der Bestellung über die<br />

Produktionsphase bis hin zur Auslieferung<br />

sowie zu After-Sales-Services. Zur Nachhaltigkeit:<br />

Sie ist heute in aller Munde<br />

und jeder versteht darunter etwas anderes.<br />

Für uns bedeutet Nachhaltigkeit<br />

einerseits, den eigenen Fußabdruck zu<br />

reduzieren. Wir möchten bis 2025 klimaneutral<br />

sein – und auch die Supply Chain<br />

diesbezüglich verbessern. Andererseits<br />

möchten wir potenzielle Kunden davon<br />

überzeugen, durch den Einsatz von Drahtwälzlagern<br />

an ihrer eigenen CO 2 -Bilanz<br />

zu arbeiten – zum Beispiel durch einen<br />

reduzierten Materialeinsatz und<br />

durch ein Refurbishing von Wälzlagern.<br />

Neben der ökologischen Nachhaltigkeit<br />

sind uns aber auch die<br />

sozialen und natürlich auch die ökonomischen<br />

Aspekte ein Anliegen.<br />

Welche Nachfrage-Erwartungen haben<br />

Sie für das Geschäftsjahr 2023?<br />

Wir sind vorsichtig optimistisch – Stand<br />

heute sogar optimistischer als noch Ende<br />

vergangenen Jahres. Dennoch bleibt eine<br />

gewisse Unsicherheit. Die weltpolitische<br />

Lage verbunden mit ihren Konsequenzen<br />

im ökonomischen Sektor betrifft uns als<br />

Mittelständler heutzutage weitaus stärker<br />

als in früheren Zeiten. Unser Fokus<br />

2023 liegt auf der Weiterentwicklung der<br />

Märkte.<br />

Franke ist langjähriger Entwicklungspartner<br />

für Lager in Computertomographen<br />

(CTs). Was macht erfolgreiche und<br />

langfristige Partnerschaften aus?<br />

Die Erwartungshaltung der Kunden ist,<br />

dass man sein Wissen von Beginn an in<br />

eine Entwicklungspartnerschaft einbringt,<br />

was bei neuen Branchen natürlich<br />

schwieriger ist. Bei CT-Lagern ist Franke<br />

beispielsweise seit „Stunde Null“ dabei.<br />

Wir sind einer der ersten und wenigen<br />

Hersteller, die eine entsprechende Rotationseinheit<br />

mit den großen Medizintechnikherstellern<br />

der Welt entwickelt haben.<br />

Und über die Jahrzehnte haben wir natürlich<br />

weiteres Know-how aufgebaut. Das<br />

ist die Basis für Weiterentwicklungen von<br />

CTs, an denen wir beteiligt sind. Wir sind<br />

mit den Herstellern vernetzt, kennen den<br />

Franke-Geschäftsführer Sascha Eberhard und Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, beim<br />

Blick in die Drahtwälzlager-Fertigung bei Franke.<br />

Bild: Konradin Mediengruppe/Andreas Wegelin<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 63


Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Bremsen und Kupplungen von Mayr liefern Daten und ermöglichen intelligente Sicherheit für die smarte Produktion und vorausschauende Maschinenwartung.<br />

Kosten senken mit „sprechenden“ Bremsen<br />

Der intelligente Antriebsstrang<br />

Smarte Bremsen, die Auskunft über ihren Zustand geben, helfen nicht nur, Fehler und Ausfallzeiten<br />

zu reduzieren oder gar ganz zu vermeiden. Sie ermöglichen daneben auch eine bedarfsbezogene<br />

Wartung, passend zur Auslastung sowie eine automatisierte Fernwartung. Und auch beim Aufbau<br />

und der Validierung eines digitalen Zwillings sorgen sprechende Bremsen für Durchblick.<br />

Der digitale Zwilling bleibt auch aktuell einer der<br />

wichtigsten Trends in der Automatisierung und<br />

Antriebstechnik. Denn mit digitalen Zwillingen lassen<br />

sich Prozesse simulieren, verschiedene Szenarien<br />

analysieren und auch das Arbeiten und die Wartung<br />

aus der Ferne werden leichter. Doch für den Aufbau<br />

und die Validierung eines solchen Modells ist eine<br />

Vielzahl an erweiterten Prozessdaten der verschiedenen<br />

Bauteile nötig. Im Normalfall werden diese Daten<br />

über Sensoren erfasst und dann damit das Modell<br />

gefüttert. „Unsere Bremsen sind aber auch ohne<br />

zusätzliche Sensoren kommunikationsfähig und liefern<br />

Informationen direkt aus dem Bauteil“, erläutert<br />

Andreas Merz, Produktmanager bei Mayr Antriebstechnik<br />

in Mauerstetten.<br />

Kosten und Zeit sparen<br />

Das Monitoring der Sicherheitsbremsen erfolgt mit<br />

dem nachrüstbaren Modul Roba-brake-checker, das<br />

in die Spannungsversorgung der Bremse geklemmt<br />

wird. Das Modul erkennt durch eine erweiterte Analyse<br />

von Strom und Spannung die Bewegung der Ankerscheibe<br />

und weiß, in welchem Zustand sich die<br />

Bremse befindet. Es leistet neben der Überwachung<br />

von Schaltzustand und kritischer Spulentemperatur<br />

auch eine präventive Funktionsüberwachung auf<br />

Verschleiß, Funktionsreserve und Fehler. In einer erweiterten<br />

Ausführung ist das Modul mit einer zusätzlichen<br />

Platine mit kundenspezifischer Schnittstelle<br />

(z. B. Ethernet basiert) ausgestattet. Über diese<br />

Schnittstelle kann es Daten zu Schaltzeit, Strom,<br />

Spannung, Widerstand, Leistung und relativem Anzugsstrom<br />

liefern. Damit sind auch Verläufe auswertbar,<br />

Auffälligkeiten im Prozess lassen sich schnell erkennen<br />

und somit Schlüsse aus komplexen Zusammenhängen<br />

ziehen und auch die Integration in Fernwartungssysteme<br />

ist möglich. Alles in allem Vorteile<br />

– nicht nur für die vorausschauende Wartung, son-<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


TECHNIK «<br />

dern in der Konsequenz auch, um Instandhaltungskosten<br />

zu senken und technische Defekte und Stillstandszeiten<br />

zu reduzieren oder aber einen digitalen<br />

Zwilling aufzubauen und zu validieren.<br />

Intelligente Sicherheit für den Antrieb<br />

„Maschinen profitieren von der permanenten Inspektion<br />

der Sicherheitsbremsen, gerade auch, wenn Informationen<br />

aus verschiedenen Achsen zusammenfließen,“<br />

betont Andreas Merz. „Wird zum Beispiel<br />

die Grenztemperatur erreicht, ist dies ein Hinweis auf<br />

eine Schädigung der Bremse, auf Bremsenausfall<br />

oder gar eine falsche Auslegung. Der Roba-brakechecker<br />

zeigt zudem, wenn kritische Verschleißwerte<br />

erreicht werden. Dadurch ist eine vorbeugende Wartung<br />

möglich. Dies sorgt wiederum für eine höhere<br />

Anlagenverfügbarkeit.“ Sichtbar sind zudem Temperaturverlauf<br />

und Veränderungen der Parameter über<br />

die Lebensdauer. Mit bisherigen Lösungen wie beispielsweise<br />

der berührungslosen Lüftüberwachung<br />

sehen Anwender nur den Ausfall bzw. das Zerstörungsbild,<br />

wissen aber nicht, wie der Fehler zustande<br />

gekommen ist. Mit dem Mayr-Modul dagegen, werden<br />

Verläufe sichtbar und Fehleranalysen sind nutzbar<br />

bzw. auch übertragbar auf andere Anlagen eines<br />

Anwenders. All diese Daten aus Störung und Normalbetrieb<br />

liefern damit wertvollen Input für zukünftige<br />

Verbesserungen und Optimierungen, zum Beispiel für<br />

mehr Anlagensicherheit oder eine erweiterte Leistungsgrenze.<br />

„Wir bieten mit dem Roba-brake-checker im Standard<br />

eine intelligente Lösung für die sensorlose<br />

Überwachung elektromagnetischer Bremsen an“, ergänzt<br />

Andreas Merz. „Anwender können das Modul<br />

einfach und schnell in Maschinen und Anlagen integrieren,<br />

ohne dabei in die Komponenten ‚Umrichter‘<br />

oder ‚Steuerung‘ eingreifen zu müssen. Auch in bestehenden<br />

Anlagen lassen sich unsere Bremsen problemlos<br />

nachrüsten, es ist lediglich eine geringe Änderung<br />

an der Verkabelung erforderlich.“ Anwender<br />

gehen damit kein Risiko ein, weil sie Grenzwerte und<br />

Daten nicht selbst validieren müssen. Mayr Antriebstechnik<br />

liefert den Roba-brake-checker einbaufertig<br />

und testet alle Werte vorher ab. Für den Anwender<br />

bedeutet das sozusagen eine „Plug-and-play-Lösung“.<br />

(hw)<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Basierend auf permanenter<br />

Inspektion bietet Mayr<br />

Konzepte für die vorausschauende<br />

Wartung elektromagnetischer<br />

Sicherheitsbremsen.<br />

Wenn Komponenten sprechen lernen<br />

Der Roba-brake-checker ermöglicht<br />

durch sensorloses, vernetztes Bremsenmonitoring<br />

eine effiziente und vorausschauende<br />

Wartung.<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Eine intelligente Maschine beginnt mit intelligenten Komponenten.<br />

Nur wenn Komponenten sprechen und ihre Daten im richtigen<br />

Format bereitstellen, kann die Steuerung die Daten auch abgleichen,<br />

auswerten und weiterverarbeiten. Zum Vergleich: Ein 60 Jahre<br />

altes Auto lernt nicht allein durch eine neue Steuerung das autonome<br />

Fahren. Dafür benötigt es Komponenten, die die grundlegenden<br />

Voraussetzungen liefern. Sicherheitsbremsen sind mechanische<br />

Bauteile und zunächst einmal stumm. Daher hat Mayr mit<br />

dem Modul Roba-brake-checker ein smartes elektrisches Bauteil<br />

entwickelt, das die Bremsen ohne zusätzliche Sensoren kommunikationsfähig<br />

macht. Generell sind Bremsen prädestinierte Komponenten,<br />

um Daten zu sammeln. Denn Notabschaltungen oder unerwartet<br />

hohe Lastmomente beeinflussen direkt die geforderte Reibleistung<br />

der Bremsen und die Bremszeiten. Die Verläufe von<br />

Schaltzeit und Temperatur können folglich hilfreich sein für eine<br />

Analyse. Gleiches gilt für Stromverläufe.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 65


Bild: HeidelbergCement AG<br />

Im Zementwerk Lengfurt wurde der Greifer-Portalkran mit den neuen Hubwerksgetrieben ausgestattet.<br />

Antriebs-Retrofit eines Portalkrans in der Zementindustrie<br />

Fit für die Zukunft<br />

Portalkrane werden in nahezu allen Industriezweigen eingesetzt – auch in der Zementindustrie.<br />

Für einen zuverlässigen Betrieb spielt die Antriebstechnik eine Schlüsselrolle. In einer Zementfabrik<br />

wurden zwei Hubwerksgetriebe nach Erreichen der theoretischen Nutzungsdauer ausgetauscht.<br />

Dien neuen Antrieben stellen den Betrieb der Krananlage für weitere Jahre sicher.<br />

» Christian Rüttling, Marktmanager Industriegetriebe, SEW-Eurodrive<br />

Im laufenden Betrieb unterliegen Kranhubwerke<br />

fortwährendem Verschleiß sowie voranschreitender<br />

Materialermüdung. Die Restnutzungsdauer der<br />

Hubwerke nimmt hierdurch kontinuierlich ab. Ein<br />

über die projektierte Nutzungsdauer hinausgehender<br />

Betrieb birgt nicht vertretbare Sicherheitsrisiken. Der<br />

Gesetzgeber sieht daher vor, dass Hubwerke nach<br />

Ablauf der theoretischen Nutzungsdauer stillgelegt<br />

oder generalüberholt werden müssen. Die Ermittlung<br />

der Restnutzungsdauer oder SWP (Safe Work Period)<br />

ist daher integraler Bestandteil, um den sicheren Betrieb<br />

der Krananlage zu gewährleisten. Sie wird im<br />

Rahmen der jährlich stattfindenden Sachverständigenprüfung<br />

durchgeführt. Grundlage hierfür ist die<br />

Unfallverhütungsvorschrift 54 der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung.<br />

Mit einer zu Ende gehenden Restnutzungsdauer<br />

des Kranhubwerks sah sich HeidelbergCement am<br />

Standort Lengfurt konfrontiert. Der betroffene 8,5 t<br />

Greifer-Portalkran sorgt hier für eine Entladung der<br />

anlandenden Schiffe, die das Werk mit Zuschlagstoffen<br />

wie Sand oder Kies versorgen. Die Schiffsanbindung<br />

erfolgt über den Main, der im unterfränkischen<br />

Lengfurt am Standort von HeidelbergCement vorbei-<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


TECHNIK «<br />

führt. Eine geplante Revision an einer Schifffahrtsschleuse,<br />

während der der Schiffsverkehr ausgesetzt<br />

werden musste, sollte genutzt werden, um die notwendigen<br />

Modernisierungsarbeiten am Greifer-Kran<br />

durchzuführen.<br />

In Rekordzeit geplant und umgesetzt<br />

Bild: SEW<br />

Um die zeitliche Herausforderung zu meistern, die<br />

sich aus dem engen Zeitfenster der Schleusen-Revision<br />

ergab, musste HeidelbergCement den Austausch<br />

des Hubwerks unter Hochdruck vorantreiben. SEW-<br />

Eurodrive konnte flexibel auf die Anfrage reagieren.<br />

So vergingen zwischen Angebotslegung mit Maßaufnahme<br />

und Zeichnungserstellung, sowie der Auslieferung<br />

der Getriebe nur rund zehn Wochen.<br />

Die beiden neuen Hubwerksgetriebe vom Typ<br />

X4FCC140/HC haben jeweils ein dauerfestes Nenndrehmoment<br />

von 22.000 Nm. Sie sind damit ausreichend<br />

groß bemessen, um den sicheren Betrieb des<br />

Krans zu gewährleisten. Für die Adaption an die bestehenden<br />

Anschlussmaße im Maschinenhaus wurde<br />

unter jedem der beiden Getriebe eine Stahlplatte angebracht.<br />

Eine aufwändige Anpassung der bestehenden<br />

Konstruktion entfiel damit. Neben den Adapterplatten<br />

waren auch die an- und abtriebsseitigen<br />

Kupplungen Bestandteil des Lieferumfangs. Die Verbindung<br />

zwischen Hubwerksmotor und Getriebe<br />

wurde mit drehelastischen Bolzenkupplungen realisiert,<br />

während für die Anbindung an die beiden Seiltrommeln<br />

Tonnenkupplungen zum Einsatz kamen.<br />

Alle für das Retrofit erforderlichen Antriebskomponenten<br />

wurden somit von SEW-Eurodrive zentral<br />

projektiert und bereitgestellt. Auf diese Weise entfiel<br />

der für den Betreiber sonst übliche Abstimmungsaufwand<br />

zwischen verschiedenen Lieferanten und die<br />

hierdurch bedingten Schnittstellenprobleme. Neben<br />

Die beiden neuen Hubwerksgetriebe haben jeweils ein<br />

dauerfestes Nenndrehmoment von 22.000 Nm.<br />

Bild: SEW<br />

Auslegung und Lieferung der neuen Antriebskomponenten<br />

hat SEW zudem beim Ausbau der alten Antriebe<br />

sowie beim Einbau und der Inbetriebnahme<br />

unterstützt.<br />

Getriebe mit vergrößertem Achsabstand<br />

Die beiden neuen Getriebe des Krans basieren auf einer<br />

speziell für Hubwerke entwickelten Applikationsbaureihe.<br />

Typisch für Hubwerksanordnungen ist der<br />

Einsatz von Parallelwellen-Getrieben, bei der Seiltrommel<br />

und Motor auf der gleichen Getriebeseite<br />

angeordnet sind. Da der Achsabstand zwischen Anund<br />

Abtriebswelle bei kompakten Universalgetrieben<br />

hierfür häufig nicht ausreicht, müssen diese, in Bezug<br />

auf das Drehmoment, überdimensioniert werden.<br />

Die eingesetzte Applikationsbaureihe setzt hier an<br />

und ermöglicht durch den vergrößerten Achsabstand<br />

eine zum Drehmomentbedarf passende Getriebeauswahl:<br />

Überdimensionierung aus Platzgründen gehört<br />

damit der Vergangenheit an. Die optimierte Gehäusegestaltung<br />

spart zudem Gewicht. Mit einem Nenndrehmomentbereich<br />

von 12,8 bis 175 kNm ist die<br />

Baureihe X..e/HC in 15 Baugrößen verfügbar.<br />

Der Kran ist mit den neuen Hubwerksgetrieben<br />

nun wieder in der Lage die Materialversorgung des<br />

Werks sicherzustellen. Die zügige Umsetzung des Retrofits<br />

wurde durch eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

HeidelbergCement und SEW-Eurodrive sichergestellt.<br />

Bereits in der Planungsphase wurden hierfür<br />

die Weichen gestellt: Die kurzfristige Vor-Ort-Maßaufnahme<br />

durch SEW sowie die Projektierung inklusive<br />

Zeichnungserstellung waren entscheidend dafür,<br />

frühzeitig die passende Antriebslösung zu finden.<br />

Weiterhin haben die kurze Lieferzeit sowie die Montageunterstützung<br />

mit zu einer pünktlichen Modernisierung<br />

der Antriebe beigetragen.<br />

Die alten Hub werks -<br />

getriebe vor dem<br />

Retrofit.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 67


» TECHNIK<br />

Biometrie erleichtert Zeit und Zutritt bei Max Schlatterer<br />

„Den Finger hat man immer dabei“<br />

Bei der Zeiterfassung und Zutrittskontrolle setzt die Geschäftsleitung bei der<br />

Max Schlatterer GmbH & Co. KG schon seit Jahren auf biometrische Lösungen.<br />

Die Technik arbeitet auch in Stoßzeiten bei Schichtende schnell und zuverlässig.<br />

Und man braucht kein weiteres Medium wie Schlüssel oder Karte.<br />

» Petra Eisenbeis-Trinkle, Dormakaba Deutschland GmbH<br />

Bild: bonnontawat/stock.adobe.com<br />

Vor drei Jahren hat das Unternehmen Max<br />

Schlatterer kräftig in den Standort Herbrechtingen<br />

in Baden-Württemberg investiert. Dort wurde<br />

angrenzend an das bestehende Gebäude ein von weitem<br />

sichtbarer Neubau errichtet. Über den Produktionsbereich<br />

ragt jetzt ein in der Firmenfarbe Rot abgesetzter,<br />

zweigeschossiger Bürokomplex hinaus.<br />

Durch den Neubau wurde das Werk um eine Nutzfläche<br />

von knapp 8.000 m² erweitert und die komplette<br />

Verwaltung sowie der größte Teil der Produktionsbereiche<br />

im Gewerbegebiet Vohenstein konzentriert.<br />

Damit wurden kurze Wege für effizientere Arbeitsabläufe<br />

geschaffen.<br />

Die endlosen Antriebs-, Transport- und Prozessbänder,<br />

die das Unternehmen herstellt, werden von<br />

Herbrechtingen aus weltweit an Kunden in über 100<br />

Ländern geliefert und daran soll sich auch nichts ändern.<br />

Als gebürtiger Herbrechtinger bekennt sich der<br />

geschäftsführende Gesellschafter Thomas Beckh, der<br />

das Familienunternehmen in dritter Generation<br />

führt, klar zum Standort.<br />

Bei der biometrischen<br />

Zeiterfassung braucht<br />

man kein zusätzliches<br />

Medium wie Schlüssel<br />

oder Karte, sondern nur<br />

den Daumen oder einen<br />

Finger. Und beides kann<br />

man schlecht zuhause<br />

vergessen.<br />

Bänder vom Feinsten<br />

Bei der Max Schlatterer GmbH & Co. KG dreht sich<br />

alles um Endlosbänder. Unter der Marke „Esband“<br />

produziert und vertreibt das Familienunternehmen<br />

aus Herbrechtingen Antriebsriemen, Transportbänder,<br />

Spezialbänder und Bänder für die Zigarettenindustrie.<br />

Mit ihrer einmaligen Fertigungsmethode stellen die<br />

Schwaben Produkte in absolut homogener Materialbeschaffenheit<br />

her. Das mittelständische Unternehmen<br />

agiert weltweit und definiert als Marktführer<br />

die Qualitätsstandards bei Hochleistungsriemen und<br />

-bänder. Der Erfolg basiert auf das handwerkliche<br />

Geschick der rund 700 Mitarbeiter.<br />

Hochleistungsriemen und -bänder werden in<br />

Herbrechtingen mit einer einmaligen Fertigungsmethode<br />

hergestellt.<br />

Bild: Max Schlatterer<br />

68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Spezialist für Zeit und Zutritt<br />

Die Dormakaba Deutschland GmbH bietet ein umfassendes Portfolio an Produkten,<br />

Lösungen und Services rund um die Tür sowie den sicheren Zutritt zu Gebäuden<br />

und Räumen aus einer Hand. Zum Portfolio gehören Schließsysteme, voll vernetzte<br />

elektronische Zutrittslösungen, physische Zugangs- und automatische Türsysteme,<br />

Türbänder, Beschläge sowie Türschließer und -stopper. Hinzu kommen<br />

Zeiterfassung, Betriebsdatenerfassung, Hotelschließsysteme und Hochsicherheitsschlösser.<br />

Mit mehr als 15.000 Mitarbeitern und zahlreichen Kooperationspartnern<br />

ist das Unternehmen in über 130 Ländern präsent. So kann der Anwender<br />

jederzeit und weltweit von den Produkten, Lösungen und Services profitieren.<br />

Das Unternehmen ist aus dem Zusammenschluss von Dorma und Kaba entstanden.<br />

Die Historie der beiden Firmen zeigt parallele Entwicklungen, die sich<br />

nahtlos zusammenfügen und ergänzen. Innovationskraft war sowohl für Dorma<br />

als auch für Kaba stets ein zentraler Bestandteil des unternehmerischen Handelns.<br />

Dormkaba bündelt nun die Ressourcen, strebt die Innovationsführerschaft<br />

in der Branche an und investiert auch künftig in Innovation. Das Ziel<br />

dabei ist, dem Anwender mit smarten Zutritts- und Sicherheitslösungen einen<br />

Mehrwert zu geben.<br />

Niederlassung von Dormakaba in Ennepetal.<br />

Bild: Dormakaba<br />

Der Neubau war auch Anlass, das bewährte System<br />

der Zeiterfassung und Zutrittskontrolle zu erweitern<br />

und zu aktualisieren. Die Arbeitszeiten der Mitarbeiter,<br />

die in verschiedenen Zeitmodellen unterwegs<br />

sind, werden an biometrischen Terminals von Dormakaba<br />

erfasst. Die Entscheidung für die Biometrie<br />

wurde bereits vor einigen Jahren gefällt. „Zum Buchen<br />

brauchen wir kein zusätzliches Medium wie<br />

Schlüssel oder Karte“, betont Sascha Einloft, Leiter<br />

Informationstechnik bei Max Schlatterer. „Die Biometrie<br />

funktioniert bei uns sehr gut, denn den Finger<br />

hat jeder immer dabei im Gegensatz zum Ausweis.“<br />

Nur sehr wenige Mitarbeiter nutzen stattdessen die<br />

alternativ mögliche PIN-Eingabe.<br />

Auch im Neubau sollten deshalb biometrische<br />

Zeiterfassungs-Terminals installiert werden. „Vor allem<br />

bei der Performance mussten die neuen Geräte<br />

überzeugen“, beschreibt Sascha Einloft die Anforderungen.<br />

„Gerade in den Stoßzeiten bei Schichtende<br />

müssen die Buchungen schnell gehen und die Verarbeitung<br />

zeitnah erfolgen.“ Unterstützt wurden die<br />

Schwaben vom langjährigen Partner Soft-Consult<br />

Häge GmbH. Das Beratungshaus bietet dem Mittelstand<br />

Lösungen mit Schwerpunkt Personalwesen und<br />

betreut im deutschsprachigen Raum rund 300 Unternehmen<br />

aus unterschiedlichen Branchen mit 20 bis<br />

5.000 Mitarbeitern. Bei Schlatterer verwalten die IT-<br />

Spezialisten die Zeiterfassungs-Software von Atoss<br />

und die Personalmanagement-Lösung Loga von P&I.<br />

Auf der Hardware-Seite entschied sich der Anwender<br />

für die Zeiterfassungs-Terminals 9720 von Dormakaba<br />

mit Fingerprint-Leser, die durch ihre Leistungsfähigkeit<br />

überzeugten. Installiert wurden die neuen<br />

Modelle an den Mitarbeitereingängen und an zentralen<br />

Punkten in der Fertigung.<br />

Die Sicherheit im Neubau gewährleistet ein Online-Zutrittssystem.<br />

Es erweitert das bestehende biometrische<br />

System, das bisher schon wichtige Unternehmensbereiche<br />

geschützt hat. Hinzu kamen rund<br />

25 Zutrittsmanager 9230 und knapp 40 Biometrieleser<br />

9150 zur Absicherung der Außeneingänge zum<br />

Gebäude und der sensiblen Zonen im Innenbereich.<br />

Außerdem wurden Bereiche definiert, welche die<br />

Produktion, die Verwaltung und das Lager voneinander<br />

trennen. Die Zutrittsleser befinden sich direkt vor<br />

den jeweiligen Abteilungen wie zum Beispiel der ITund<br />

Personalabteilung oder der Finanzbuchhaltung.<br />

Die Türen sind mit Türöffner ausgerüstet. Die Mitarbeiter<br />

legen lediglich ihren Finger auf den Sensor<br />

am Terminal und die Türen öffnen sich automatisch.<br />

Für den vorbeugenden Brandschutz sind einige Doppelflügeltüren<br />

mit Türschließern ausgerüstet. Zum<br />

Einbruchschutz wurde die Einbruchmeldeanlage mit<br />

der Zutrittskontrolle gekoppelt. So lässt sich die<br />

Alarmanlage an bestimmten Zutrittskontroll-Lesern<br />

scharf oder unscharf schalten.<br />

Max Schlatterer hat jetzt ein einheitliches System<br />

für Zeit und Zutritt in allen Bereichen und an allen<br />

Standorten. Die Performance des Systems garantiert,<br />

dass die Mitarbeiter zügig buchen können.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 69


» PRODUKTE<br />

Für den Einsatz in Reinräumen<br />

Scara-Roboter mit ESD-Schutz<br />

Omron hat neue Scara-Robotermodelle<br />

der Reihe i4H, die Schutz gegen elektrostatische<br />

Entladung (ESD) bieten und sich<br />

somit für den Einsatz in Reinräumen, etwa<br />

in Digital- und Automobilbranche sowie<br />

in der Halbleiterfertigung eignen. Die<br />

neuen ESD-Modelle – ESD steht für Electrostatic<br />

Discharge – wurden entwickelt,<br />

um den Aufbau statischer Elektrizität zu<br />

verhindern, die empfindliche elektronische<br />

Komponenten beschädigen kann. Die<br />

Reinraummodelle erfüllen die strengen<br />

Anforderungen von Umgebungen, die<br />

sehr geringe Partikelemissionen<br />

fordern.<br />

Beispiele finden<br />

sich in der<br />

Pharma-, Medizinoder<br />

Halbleiterindustrie.<br />

Die wichtigsten Merkmale und Vorteile<br />

der i4H-Modelle auf einen Blick:<br />

• 15 kg Nutzlast.<br />

• 650 mm, 750 mm und 850 mm Reichweite<br />

mit Tisch- und Wandmontageotionen.<br />

• Integrierte Robotersteuerung NJ-R für<br />

Multi-Roboter-Anwendungen mit<br />

EtherCAT-Modellen.<br />

• Eigenständige Ethernet-Modelle.<br />

• Lebensmitteltaugliche, ESD- und Reinraum-Modelle.<br />

• Schnelle Zykluszeit mit beispiellosem<br />

Bewegungsumfang und Wiederholgenauigkeit.<br />

Bild: Omron<br />

Hitzestabilisator für aliphatische Polyamide<br />

Längere Lebensdauer bei hohen Temperaturen<br />

Bild: Brüggemann<br />

Brüggolen TP-H1804 heißt der neue Hitzestabilisator von Brüggemann<br />

für den Einsatz aliphatischer Polyamide bei Dauergebrauchstemperaturen<br />

zwischen 160 °C und 190 °C. Das in Granulatform gelieferte<br />

Masterbatch lässt sich präzise und damit zielgerichtet dosieren.<br />

Das neue Modell übertrifft die bisher verfügbaren kupfersalzbasierten<br />

Stabilisatoren hinsichtlich des Erhalts der mechanischen Eigenschaften<br />

signifikant, sagt der Anbieter. So liegt beispielsweise die Zugfestigkeit<br />

eines glasfaserverstärkten PA6.6 bei Zugabe von 5 % nach<br />

5.000 h Wärmealterung bei 190 °C noch immer bei über 50 % des<br />

Ausgangswertes, während das nicht stabilisierte Material diese Grenze<br />

bereits nach etwas über 1.000 h. Die gute Dosierbarkeit des Masterbatches<br />

ermöglicht eine bedarfsgerechte Anpassung der angestrebten<br />

Bauteil-Lebensdauer an die zu erwartende thermische Belastung.<br />

Energiekette<br />

Große Schläuche sicher führen<br />

Um große Schläuche sicher führen zu<br />

können, hat Igus jetzt ein neues Bügeldesign<br />

für seine modulare Energiekettenserie<br />

E4Q entwickelt. Der Bügel lässt sich<br />

dabei mithilfe eines Adaptersystems auf<br />

die Energiekette montieren Zum Einlegen<br />

der Schläuche setzt der Anbieter auf die<br />

E4Q Öffnungsstege. Diese lassen sich<br />

komplett ohne Werkzeug öffnen und<br />

schließen und sind in 15 verschiedenen<br />

Breiten verfügbar.<br />

Durch den Einsatz der Bügel vergrößert<br />

sich der Innenraum der Energiekette<br />

enorm. So können neben den Schläuchen<br />

auch weitere Leitungen untergebracht<br />

und geführt werden. Vor allem bei hohen<br />

freitragenden Längen und langen Verfahrwegen<br />

kann die E4Q punkten, so der<br />

Anbieter. Der Anwender kann zudem<br />

40 % Montagezeit und 10 % Gewicht gegenüber<br />

der Standardserie E4.1 einsparen.<br />

Mit dem Programm an kabelschonenden<br />

Innenaufteilungselementen lässt sich die<br />

Energiekette unterteilen. Auch Kosten<br />

lassen sich laut Anbieter mit der neuen<br />

Bügelkette einsparen, denn statt einer<br />

großen Energiekette kann der Anwender<br />

eine kleinere Kette mit Bügeln für einen<br />

höheren Innenraum einsetzen.<br />

Bild: Igus<br />

70 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Maschinensicherheit<br />

Konformität auf einen Blick<br />

Die neue Dienstleistung „Machinery<br />

Safety Evaluation“ (MSE) des Automatisierungsexperten<br />

Pilz umfasst die Bewertung<br />

von Maschinen einer Produktionsanlage<br />

vor Ort hinsichtlich der geltenden<br />

Sicherheits- und Konformitätsanforderungen.<br />

Dabei berücksichtigt das Unternehmen<br />

die gültigen Normen und Richtlinien<br />

am Einsatz- oder Bestimmungsort<br />

der Maschinen und auf Wunsch auch individuelle,<br />

unternehmensinterne Vorgaben<br />

der Kunden. Als Ergebnis erhalten Betreiber<br />

auf einen Blick den aktuellen Kon-<br />

firmitätsstatus pro Maschine<br />

oder Anlage auf einem<br />

übersichtlichen und umfangreichen<br />

softwaregestützten<br />

Dashboard. Eine<br />

Maßnahmenliste mit den<br />

entsprechenden Handlungsempfehlungen<br />

– sortiert nach Priorität<br />

– weist einen effizienten Weg zum<br />

sicheren Maschinenpark. Auf Wunsch unterstützt<br />

Pilz bei der Umsetzung dieser<br />

Maßnahmen. Die MSE richtet sich an Betreiber,<br />

die die Sicherheit und Konformität<br />

ihrer Bestandsmaschinen effizient für<br />

einen vollen Mitarbeiter- und Haftungsschutz<br />

bewerten lassen möchten.<br />

Bild: wera Rodsawang/Moment/Getty Images, Pilz GmbH & Co. KG<br />

Aluminium-Filterregler komplettieren Angebot<br />

Ventilregeltechnik aus einer Hand<br />

Mit den von Emerson neu auf den Markt<br />

gebrachten Asco Aluminium-Filterreglern<br />

der Baureihe 641, 642 und 643 können in<br />

vielen Prozessanwendungen die Prozesseffizienz<br />

maximiert und ungeplante<br />

Stillstandszeit reduziert werden. Als Alternative<br />

zu den Edelstahl-Filterreglern<br />

vervollständigen die neuen Filterregler<br />

Emersons Angebot an Ventilregeltechnik.<br />

Prozesshersteller können so ihre gesamte<br />

Ventilregeltechnik von einem Lieferanten<br />

beziehen und ihre Lieferketten vereinfachen.<br />

Mit den laut Anbieter höchsten<br />

Bild: Emerson<br />

Durchflussraten auf dem Markt von bis zu<br />

10.500 l/min verbessern die Aluminium-<br />

Filterregler die Prozesseffizienz und stellen<br />

sicher, dass strenge Anforderungen an<br />

das Öffnen/Schließen von Prozessventilen<br />

erfüllt werden. Höhere Durchflussraten<br />

versorgen den Ventilantrieb mit mehr<br />

Luft, wobei die Öffnungs- und Schließgeschwindigkeit<br />

der Prozessventile erhöht<br />

wird. Je nach Anwendung kann langsames<br />

Ventilschließen zu höheren Sicherheitsrisiken<br />

führen. Eine spezielle Pulverbeschichtung<br />

gewährleistet den zuverlässigen<br />

Betrieb in rauen, korrosiven Prozessumgebungen.<br />

Effektiver Feuchtigkeitsentzug<br />

hält die Medien trocken und<br />

schützt so die nachgeschalteten Geräte.<br />

Steuerungstechnik – Plattform auf Basis von Siineos<br />

Condition Monitoring ohne Programmierkenntnisse<br />

Mit dem IM18-CCM60 hat Turck seine Condition-Monitoring-Plattform zur Zustandsüberwachung<br />

von Schaltschränken um ein weiteres Modell ergänzt. Während die Modelle<br />

IM18-CCM40 und -CCM50 mit dem Debian-Linux-System vor allem für OEMs<br />

maximale Freiheitsgrade bieten, um sie in vorhandene Unternehmensstrukturen einzubinden,<br />

kommt das neue Modell mit dem IIoT-Betriebssystem Siineos, das die Digitalisierungsspezialisten<br />

von In.Hub eigens für die CCM-Plattform entwickelt haben.<br />

Das in Siineos integrierte Incore-Framework bietet eine große Auswahl an fertigen<br />

Komponenten, über die sich die integrierten Schnittstellen und Sensoren sowie alle<br />

gängigen Netzwerk- und Industrieprotokolle einfach bedienen lassen. Neben vorhandenen<br />

Apps können auch eigene Programme und Apps erstellt oder wie beim<br />

Smartphone geladen werden. Der webbasierte Assistent begleitet die Einrichtung, sodass<br />

auch Nutzer ohne Vorkenntnisse mit dem IM18-CCM60 problemlos umgehen<br />

können.<br />

Bild: Turck<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 71


IMPRESSUM<br />

Kupplungen und Bremsen<br />

Smarte Vernetzung ermöglicht intelligente Sicherheit<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug -<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />

WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />

Karin Faulstroh (kf), Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk),<br />

Markus Strehlitz (ms), Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />

Ana Turina<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Kupplungen und Bremsen von Mayr Antriebstechnik<br />

werden smart und vernetzt.<br />

Bauteile wie das Modul Roba-brake-checker<br />

oder die drehmomentmessende Wellenkupplung<br />

Roba-drive-checker liefern<br />

Daten und ermöglichen damit intelligente<br />

Sicherheit: Für die smarte Produktion und<br />

vorausschauende Maschinenwartung.<br />

Der digitale Zwilling bleibt auch 2023 einer<br />

der wichtigsten Trends in der Automatisierung<br />

und Antriebstechnik. Denn<br />

mit digitalen Zwillingen lassen sich Prozesse<br />

simulieren, verschiedene Szenarien<br />

analysieren und auch das Arbeiten und<br />

die Wartung aus der Ferne werden leichter.<br />

Doch für den Aufbau und die Validierung<br />

eines solchen Modells ist eine Vielzahl<br />

an erweiterten Prozessdaten der verschiedenen<br />

Bauteile nötig. Im Normalfall<br />

Automatisierungstool für Maschinenbauer<br />

Apps schneller installieren<br />

Seit dem 1. März 2023 kooperiert Schubert<br />

System Elektronik mit dem Start-up-<br />

Unternehmen Flecs, das ein Automatisierungstool<br />

zur einfachen Installation von<br />

Applikationen auf Maschinensteuerungen<br />

anbietet. Zunächst werden zwei Prime<br />

Cube Produkte im Shop erhältlich sein:<br />

Die Prime Box Pico, eine der kleinsten<br />

BoxPC im industriellen Umfeld, sowie das<br />

Prime Panel Pico Einbau 15,6“.<br />

Hintergrund: Die Installation oder Aktualisierung<br />

von Applikationen auf der Steue-<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

werden diese Daten über Sensoren erfasst<br />

und dann damit das Modell gefüttert.<br />

„Unsere Bremsen sind aber auch ohne zusätzliche<br />

Sensoren kommunikationsfähig<br />

und liefern Informationen direkt aus dem<br />

Bauteil“, erläutert Andreas Merz, Produktmanager<br />

bei Mayr Antriebstechnik.<br />

Bild: Schubert System Elektronik<br />

rung (SPS) kosten den Maschinenhersteller<br />

viel Zeit und Geld. Flecs automatisiert<br />

diesen Prozess und bietet dem Maschinenbauer<br />

die Möglichkeit, hardwareunabhängig<br />

Softwareprogramme (Apps)<br />

schnell und einfach für jede Automatisierungsaufgabe<br />

zu verwenden. Über den<br />

Application Layer werden Apps installiert,<br />

überwacht und auf einem aktuellen Stand<br />

gehalten. Das Service Mesh liefert zudem<br />

eine Kommunikationsschicht, die alle<br />

Apps miteinander sprechen lässt.<br />

72 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


VORSCHAU «<br />

WERKZEUG- UND FORMENBAU<br />

Über wichtige Trends und Neuheiten können<br />

sich die Besucher der Stuttgarter Fachmesse<br />

Moulding Expo informieren. Wir zeigen, was<br />

rund um die Branchenschau wichtig ist.<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

Ein schwäbisches Unternehmen für Präzisionsmechanik<br />

hat die Qualitätskontrolle an eine<br />

künstliche Intelligenz „ausgelagert“. Nach anfänglichen<br />

Bedenken der Mitarbeiter hat sich die<br />

Umstellung jedoch schnell in Sachen Wirtschaftlichkeit<br />

und Qualität bewährt.<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Bild: Landesmesse Stuttgart GmbH<br />

Hochwertigkeit, Performance, hohe Verdrehsteifigkeit<br />

und Dynamik sind entscheidende Vorgaben<br />

an die Getriebe und Linearsysteme in Rohrbiegemaschinen.<br />

Der Rohrbiegemaschinen-<br />

Hersteller AMOB setzt auf eine leistungsfähige<br />

Systemlösung, die mit diesen Merkmalen eine<br />

maximale Systemsteifigkeit in den Biegeprozessen<br />

gewährleistet.<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 08/2023 erscheint am 30.05.2023<br />

Markt « INDUSTRIEANZEIGER<br />

Verkäufe und Handel von gebrauchten Maschinen/Anlagen/Geräten<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023 73


» ZULETZT<br />

Liebesschwüre<br />

aus ...<br />

Ich möchte dir heute sagen, wie unendlich<br />

dankbar ich bin, dass ich dich an meiner<br />

Seite habe. Du bist mein Fels in der Brandung,<br />

mein Licht in dunklen Tagen und mein Grund zu<br />

glauben, dass alles möglich ist. Wir haben schon<br />

Bild:Panda/stock.adobe.com<br />

viele Herausforderungen gemeistert, aber jede davon hat uns nur noch enger<br />

zusammengeschweißt. Unsere Liebe ist wie ein Baum, der … immer stärker<br />

wird, egal wie viele Stürme vorbeiziehen. … Ich verspreche dir, dich immer zu<br />

unterstützen … und werde dich immer lieben.<br />

Ja, was ist denn das, lieber Leser? Ja ja, eine Liebeserklärung an Dich – noch nie so<br />

etwas gelesen in der Fachzeitschrift, gell? Da sieht man doch, wie fit wir sind beim<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong>, denn die Liebesschwüre stammen vom Bot, dem ChatGPT. Nur etwas<br />

zweckentfremdet und nicht von uns. Denn rühren sollen sie eigentlich jeglichen<br />

angeheirateten Menschen. Und beauftragt hat sie Sprachexperte Héctor Hernandéz<br />

von Babbel schon im Januar, zu Testzwecken. Beleidigt, lieber Leser, weils nicht<br />

echt und ehrlich war? Au sorry, das versteh ich. Dann probier ich‘s jetzt mal wirklich<br />

selbst, direkt aus dem schlagenden Redakteurs-Herzen heraus, ohne die KI.<br />

Du Leser, bist doch der Mittelpunkt meines Tuns, mein Herzblut, auch wenn ich<br />

dafür bezahlt werd‘, die Mitte meiner besten Stunden und der verzweifelten, wenn mir<br />

nix einfällt. Dir widme ich mein (Berufs-)Leben. Und liebe es, wie Du jede Seite achtungsvoll<br />

anfasst und einfühlsam umblätterst. Wie Du über meinen Vorspännen klebst,<br />

auch wenn sie nicht verständlich sind und Du den Kopf schüttelst und trotzdem<br />

weiterliest. Ach, und ich verzeihe Dir jedes einzelne Mal, als Du das Heft ungelesen in<br />

die Tonne gekickt hast. Vergessen und vergeben. Lass uns zusammen -<br />

bleiben. Und wir wollen Dir weiter alle Technik-Trends ungeschminkt zur Kenntnis<br />

bringen, zu Papier und zu Display. Bis der letzte Arbeitstag uns dann trennt,<br />

schluchz. Und der Chatbot übernimmt. (os)<br />

74 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023


Industrie<br />

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76 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 07 | 2023

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