RhPfalz_Mai_2023
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So hilft der VdK<br />
Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
5<br />
Unfallversicherung muss 150 000 Euro nachzahlen<br />
Ehrenamtlicher Mitarbeiter eines Sportvereins bekommt dank des Sozialverbands VdK eine lebenslange Rente<br />
Bei der Renovierung eines Vereinsheims<br />
hat sich ein VdK-Mitglied so<br />
schwer verletzt, dass er seitdem<br />
starke körperliche Einschränkungen<br />
hat. Die gesetzliche Unfallversicherung<br />
wollte dafür nicht aufkommen.<br />
Dank der Unterstützung<br />
des VdK bekommt der Betroffene<br />
eine lebenslange Rente.<br />
Matthias Müller* wollte seinem<br />
Sportverein in einer oberpfälzischen<br />
Gemeinde etwas Gutes tun.<br />
Er meldete sich freiwillig, um bei<br />
der Beseitigung eines Schimmelschadens<br />
im Vereinsheim mitzuhelfen.<br />
Damit ersparte er seiner<br />
Gemeinde, der das Clubhaus gehört,<br />
entsprechende Handwerkskosten.<br />
Matthias Müller war auch<br />
bereit, den Transport der notwendigen<br />
Materialien zu übernehmen.<br />
Schwerer Verkehrsunfall<br />
Wer sich ehrenamtlich für Städte und Gemeinden engagiert, ist gesetzlich<br />
unfallversichert. <br />
Foto: DGUV<br />
der Gemeinde. Nur dann wäre<br />
dieser gesetzlich unfallversichert.<br />
Der VdK hielt dagegen und wies<br />
auf eine Änderung im Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) hin, die im Januar<br />
2005 in Kraft trat. Danach sind<br />
nicht nur Personen gesetzlich unfallversichert,<br />
die für Körperschaften,<br />
Anstalten oder Stiftungen des<br />
öffentlichen Rechts oder deren<br />
Verbände oder Arbeitsgemeinschaften<br />
direkt freiwillig tätig sind,<br />
sondern auch Personen, die für<br />
privatrechtliche Organisationen,<br />
in dem Fall ein Sportverein, im<br />
Auftrag oder mit ausdrücklicher<br />
Einwilligung von Gebietskörperschaften,<br />
die Gemeinde, tätig sind.<br />
Das Sozialgericht in Regensburg<br />
folgte dieser Argumentation und<br />
verurteilte die gesetzliche Unfallversicherung,<br />
die Unfallkosten<br />
und die damit verbundene Rente<br />
zu übernehmen. Die KUVB ging<br />
daraufhin in Berufung. Doch das<br />
bayerische Landessozialgericht in<br />
München folgte ebenfalls den Ausführungen<br />
des VdK und bestätigte<br />
das Urteil des Sozialgerichts.<br />
So bekam Matthias Müller sieben<br />
Jahre nach dem Unfall unbefristet<br />
eine monatliche Rente von<br />
3500 Euro zugesprochen. Rückwirkend<br />
musste ihm die gesetzliche<br />
Unfallversicherung entsprechend<br />
mehr als 150 000 Euro auszahlen.<br />
Das Mitglied ist dem<br />
Sozialverband VdK für seine Hilfe<br />
sehr dankbar. Denn auf diese Weise<br />
sind zumindest seine finanziellen<br />
Sorgen gelöst. Sebastian Heise<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Als er mit einem Kastenwagen<br />
die Holzpaneele vom Baumarkt<br />
zum Vereinsheim fuhr, geriet Müller<br />
in einen schweren Verkehrsunfall.<br />
Der damals 35-Jährige zog<br />
sich massive Verletzungen zu. Bis<br />
heute hat er bleibende Schäden,<br />
die einen Beruf unmöglich machen,<br />
unter anderem eine inkomplette<br />
Querschnittslähmung und<br />
eine Spastik. Seitdem sitzt er im<br />
Rollstuhl.<br />
In der Folge wandte er sich an<br />
den Sozialverband VdK Bayern. In<br />
der Rechtsberatung wurde den<br />
VdK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern<br />
klar, dass die Kommunale<br />
Unfallversicherung Bayern<br />
(KUVB) den Schaden und alle aus<br />
dem Unfall enstanden Folgekosten<br />
übernehmen müsste. Denn Müller<br />
hat die Fahrt mit dem Transporter<br />
ja aufgrund der Renovierungsarbeiten<br />
für das Sportheim gemacht,<br />
und diese waren zugunsten der<br />
Gemeinde.<br />
So stellte Müller über den VdK<br />
auch Antrag auf eine volle Unfallrente.<br />
Diesen lehnte die KUVB ab,<br />
und auch den Widerspruch wies sie<br />
zurück. Mit Hilfe des VdK-Bezirks<br />
Oberpfalz verklagte Müller daraufhin<br />
die gesetzliche Unfallversicherung.<br />
Der VdK-Sozialrechtsvertreter<br />
wies in der Klage daraufhin, dass<br />
das Mitglied eindeutig im Auftrag<br />
der Gemeinde das Vereinsheim<br />
renoviert hat. So habe der Bürgermeister<br />
dem Verein mündlich den<br />
Auftrag gegeben, die Arbeiten in<br />
Eigenregie zu machen. Dieser hat<br />
seine damalige Aussage auch als<br />
Zeuge vor Gericht bestätigt.<br />
Die KUVB argumentierte, dass<br />
Müller die Renovierung als ehrenamtlich<br />
engagiertes Mitglied übernommen<br />
hat und nicht im Auftrag<br />
Schneller Erfolg im Streit um EM-Rente<br />
Nach Blitz-Ablehnung der DRV legte der VdK Saarland Widerspruch ein<br />
Kurz nach ihrem Antrag auf Erwerbsminderung<br />
hatte Ilona C.<br />
schon die Ablehnung der Deutschen<br />
Rentenversicherung (DRV) in<br />
ihrem Briefkasten. Sozialrechtsberaterin<br />
Heike Weyand vom VdK<br />
Saarland widersprach und erreichte<br />
eine satte Nachzahlung für<br />
das VdK-Mitglied. Die DRV hatte<br />
bei ihrer Antragsprüfung offenbar<br />
schlampig gearbeitet.<br />
Ilona C. kann es noch gar nicht<br />
richtig glauben, dass ihre Erwerbsminderungsrente<br />
dann doch so<br />
schnell bewilligt wurde. Nachdem<br />
die DRV ihren Antrag aus dem <strong>Mai</strong><br />
vergangenen Jahres schon nach<br />
zehn Tagen abgelehnt hatte, hatte<br />
sie sich bereits auf einen längeren<br />
Streit mit der Behörde eingestellt.<br />
Doch mit Unterstützung von<br />
Sozialrechtsberaterin Heike<br />
Per Rentenbescheid wurde das<br />
VdK-Mitglied über die Bewilligung<br />
der EM-Rente informiert.<br />
Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Joko<br />
Weyand vom VdK Saarland, die<br />
gegen die Ablehnung Widerspruch<br />
einlegte, ging es schneller als erwartet<br />
voran, und die Zahnarzthelferin<br />
erhält seit 1. April <strong>2023</strong><br />
eine volle Erwerbsminderungsrente<br />
von monatlich rund 1385 Euro<br />
bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze<br />
sowie eine Nachzahlung in<br />
Höhe von rund 14 600 Euro.<br />
Verkrümmte Wirbelsäule<br />
Die 61-jährige Mutter von zwei<br />
erwachsenen Kindern leidet unter<br />
einer ausgeprägten Verkrümmung<br />
der Wirbelsäule und einem Lendenwirbelsäulensyndrom,<br />
die ihr<br />
starke Rückenschmerzen bereiten.<br />
Sie kann keine längeren Gehstrecken<br />
zu Fuß zurücklegen oder<br />
Treppen steigen, ohne dass sie<br />
Schmerzen hat. Sie muss ständig<br />
ein Reizstromgerät bei sich führen,<br />
das per Knopfdruck über Elektroden<br />
am Rücken schmerzlindernde<br />
Stromimpulse aussendet, und starke<br />
Schmerzmittel nehmen.<br />
Als die DRV den Antrag ablehnte,<br />
hatte sie lediglich diese Rückenerkrankungen<br />
berücksichtigt. Dabei<br />
ging bereits aus der Selbstauskunft<br />
im Antrag hervor, dass Ilona<br />
C. infolge einer Covid-Erkrankung<br />
unter ständiger Erschöpfung und<br />
an Luftnot, Nervosität, Herzrasen<br />
und einer allgemeinen Unruhe<br />
leidet. Seit Anfang März 2022 war<br />
sie deshalb krankgeschrieben und<br />
in ärztlicher Behandlung. Hinzu<br />
kamen schweres Asthma sowie<br />
Allergien gegen Latex und verschiedene<br />
Lebensmittel.<br />
VdK-Juristin Heike Weyand monierte<br />
deshalb in ihrem Widerspruch,<br />
dass diese Erkrankungen<br />
hinsichtlich der beruflichen Leistungsfähigkeit<br />
nicht ausreichend<br />
berücksichtigt worden sind. Außerdem<br />
habe die DRV es versäumt,<br />
ein fachärztliches Gutachten einzuholen.<br />
„In der Angelegenheit ist<br />
wenig bis nichts ermittelt worden“,<br />
so Weyand. Insbesondere die<br />
Langzeitfolgen der Corona-Infektion<br />
und das schwere Asthma seien<br />
wichtige Faktoren für die eingeschränkte<br />
Erwerbsfähigkeit. Sie<br />
beeinträchtigen Ilona C. auch in<br />
ihrem alltäglichen Leben. „Bevor<br />
ich einkaufen gehe, muss ich beispielsweise<br />
mein Asthmaspray mit<br />
Cortison verwenden, sonst schaffe<br />
ich das nicht ohne Hustenanfall.<br />
Aufräumarbeiten oder Staubsagen<br />
muss mein Partner übernehmen.“<br />
Erst nachdem auf Veranlassung<br />
des VdK ein medizinisches Gutachten<br />
vorgelegt wurde, das unter<br />
anderem die Schwere der Asthmaerkrankung<br />
deutlich machte, lenkte<br />
die DRV ein und bewilligte im<br />
Februar dieses Jahres die volle<br />
Erwerbsminderungsrente.<br />
Heike Weyand gibt die Vorgehensweise<br />
der Rentenversicherung<br />
zu denken: „Ich möchte nicht wissen,<br />
in wie vielen Fällen die Betroffenen<br />
eine negative Entscheidung,<br />
die dann auch noch so schnell erfolgt,<br />
einfach hinnehmen.“<br />
Jörg Ciszewski