25.04.2023 Aufrufe

RhPfalz_Mai_2023

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 13<br />

LANDESVERBAND<br />

Gender-Medizin<br />

Arzneimittel für Frauen<br />

und Männer Seite 14<br />

Sozialrechtstipp<br />

Kostenübernahme von<br />

Hausnotruf Seite 14<br />

Ehrenamt vor Ort<br />

Aktionen der Orts- und<br />

Kreisverbände Seite 15<br />

Häusliche Pflege... was nun?<br />

Gelungener Abschluss der VdK-Kampagne: Pflege-Tag im VdK-Kreisverband Bernkastel-Zell<br />

Nächstenpflege braucht Kraft und<br />

Unterstützung – um dieses Motto<br />

der VdK-Kampagne in die Fläche<br />

zu tragen, hat der Kreisverband<br />

Bernkastel-Zell gemeinsam mit<br />

dem Ortsverband Gonzerath-Hundheim<br />

einen Info-Pflegetag<br />

organisiert. Unter der Überschrift<br />

„Häusliche Pflege... was<br />

nun?“ sprachen Angehörige und<br />

Interessierte mit Fachleuten über<br />

ambulante Pflegedienstleistungen.<br />

Höhepunkt der Veranstaltung<br />

war die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion.<br />

GESUCHT!<br />

Beratende für<br />

Barrierefreiheit<br />

Praxisbespiel: Ortsbegehung in<br />

der Gemeinde.<br />

Foto: Ehl<br />

Der Sozialverband VdK fordert<br />

und fördert Barrierefreiheit. Dafür<br />

suchen wir ehrenamtliche<br />

VdK-Beraterinnen und Berater<br />

für barrierefreies Bauen und<br />

Wohnen, die<br />

• Privatleute beraten, zum<br />

Beispiel wenn ein Bad barrierefrei<br />

umgebaut oder eine<br />

Wohnung rollstuhlgerecht gestaltet<br />

werden soll.<br />

• Stellungnahmen verfassen<br />

für Bauträger und Gemeinden,<br />

zum Beispiel wenn eine Stadthalle<br />

oder ein Busbahnhof<br />

barrierefrei werden soll.<br />

• sich in ihrer Region für Barrierefreiheit<br />

einsetzen.<br />

Der Aufwand beträgt einige<br />

Stunden im Monat, je nach Anzahl<br />

der Anfragen. Zudem gibt<br />

es ein erstes Grundlagenseminar,<br />

um alle Beratende auf denselben<br />

Wissensstand zu bringen,<br />

sowie zweimal im Jahr Auffrischungsschulungen<br />

und Austauschtreffen.<br />

Falls also Ihr Herz für Barrierefreiheit<br />

brennt und Sie bauliche<br />

Vorkenntnisse haben – zum<br />

Beispiel als Handwerker, Architektin<br />

oder Ingenieur – freuen wir<br />

uns über Ihre Rückmeldung!<br />

Machen Sie unser Land barrierefrei<br />

– mit Ihrer Fachkompetenz,<br />

Hilfsbereitschaft und ehrenamtlicher<br />

Begeisterung.<br />

Jetzt melden!<br />

Sie sind interessiert oder haben<br />

eine Nachfrage? Schreiben Sie<br />

einfach eine E-<strong>Mai</strong>l an Moritz<br />

Ehl, Leiter der Abteilung Sozialpolitik<br />

und Sozialrecht.<br />

barrierefrei@rlp.vdk.de<br />

Über 150 Besucherinnen und<br />

Besucher, elf Info-Stände und viele<br />

prominente Gäste – die VdK-Veranstaltung<br />

in der Baldenauhalle<br />

Morbach zeigte beeindruckend,<br />

welche Strahlkraft der Sozialverband<br />

VdK landesweit hat.<br />

„Wir wollten eine Mischung machen<br />

aus Messe und politischer<br />

Debatte“, erklärte Rebecca Scherer,<br />

Ortsverbandsvorsitzende von<br />

Gonzerath-Hundheim und Mitorganisatorin.<br />

„Daher freue ich mich,<br />

dass so viele Pflegedienste aus der<br />

Region gekommen sind, und dass<br />

die Podiumsdiskussion beim Publikum<br />

so gut ankommt.“<br />

Gleich zu Beginn forderte die<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele,<br />

dass pflegende Angehörige stärker<br />

unterstützt werden müssten – zum<br />

Beispiel durch zusätzliche Rentenpunkte<br />

und einen Pflegelohn sowie<br />

durch deutlich mehr Hilfsangebote:<br />

„85 Prozent der Haushalte,<br />

in denen gepflegt wird, haben noch<br />

nie Kurzzeitpflege in Anspruch<br />

genommen. Es fehlt das Angebot,<br />

und zwar in allen Bereichen.“<br />

Diese Erfahrung bestätigt auch<br />

Dr. Carola Weber vom <strong>Mai</strong>nzer<br />

Zentrum für ambulante Hospizund<br />

Palliativversorgung: „Wir betreuen<br />

viele pflegebedürftige Kinder,<br />

deren Familien häufig erschöpft<br />

sind und dringend<br />

Unterstützung durch einen ambulanten<br />

Kinderkrankenpflegedienst<br />

benötigen würden.“<br />

Für Dr. Markus <strong>Mai</strong>, Präsident<br />

der Landespflegekammer, liegen<br />

viele Probleme an den schlechten<br />

Arbeitsbedingungen: „In der Branche<br />

ist die Belastung hoch und der<br />

Lohn niedrig. Wir müssen den<br />

Pflegeberuf attraktiver machen,<br />

sonst steht bald auch die häusliche<br />

Pflege vor dem Kollaps.“<br />

Ein Grund für die raren Hilfsangebote<br />

liege in der Bürokratie,<br />

kritisierte eine Zuhörerin: „Mit<br />

dem Entlastungsbeitrag von 125<br />

Euro monatlich soll man zum Beispiel<br />

eine Nachbarin bezahlen,<br />

wenn sie im Haushalt hilft. Dafür<br />

muss diese ein polizeiliches Führungszeugnis<br />

vorlegen, einen Erste-Hilfe-Kurs<br />

machen und alles bei<br />

der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />

in Trier anmelden.<br />

Da würde ich sagen: Nein danke!“<br />

Daran anschließend forderte<br />

CDU-Landtagsabgeordneter Michael<br />

Wäschenbach: „Die Landesregierung<br />

muss diese Verfahren<br />

dringend vereinfachen. In anderen<br />

Bundesländern sind die Hürden<br />

nicht so hoch. In Rheinland-Pfalz<br />

können nicht einmal die Hälfte der<br />

bezugsberechtigten Menschen diese<br />

125 Euro in Anspruch nehmen.<br />

Das ist eine große Ungerechtigkeit,<br />

die wir seit Jahren kritisieren.“<br />

SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin<br />

Anklam-Trapp verteidigte<br />

Hochkarätige Podiumsdiskussion, von links: Irene Baranowsky, Pflegedirektorin des Verbundkrankenhauses<br />

Bernkastel/Wittlich, CDU-Landtagsabgeordneter Michael Wäschenbach, SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin<br />

Anklam-Trapp, Moderator Marcus Heintel, VdK-Präsidentin Verena Bentele, Landespflegekammerpräsident<br />

Dr. Markus <strong>Mai</strong> und Dr. Carola Weber vom Zentrum für ambulante Hospiz- und Palliativversorgung <strong>Mai</strong>nz.<br />

die Regelung; man müsse gewisse<br />

Qualitätsstandards einhalten, um<br />

die Pflegebedürftigen zu schützen.<br />

Außerdem nehme Rheinland-Pfalz<br />

eine Vorbildfunktion ein: „Bei uns<br />

gibt es 135 Pflegestützpunkte, so<br />

viel wie in kaum einem anderen<br />

Bundesland. Und mit der GemeindeschwesterPlus<br />

haben wir ein<br />

funktionierendes Frühwarnsystem,<br />

um die Haushalte rechtzeitig<br />

auf die kommende Pflegebedürftigkeit<br />

vorzubereiten.“<br />

Die fehlenden Unterstützungsangebote<br />

fielen auch ins Gewicht,<br />

wenn Menschen aus dem Krankenhaus<br />

kommen und weiter gepflegt<br />

werden müssten, erläuterte<br />

Irene Baranowsky, Pflegedirektorin<br />

des Verbundkrankenhauses<br />

Bernkastel/Wittlich: „Es ist fast<br />

unmöglich, häusliche Pflege spontan<br />

organisiert zu bekommen.“<br />

Und so zeigte die Diskussion,<br />

was VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger bereits in seiner<br />

Begrüßung betont hatte: „Die Situation<br />

der häuslichen Pflege verschärft<br />

sich. Zurzeit gibt es in<br />

Rheinland-Pfalz rund 250 000<br />

Pflegebedürftige. Das ist ein Anstieg<br />

von 50 Prozent in fünf Jahren<br />

– und die Babyboomergeneration<br />

kommt erst noch. Die Politik muss<br />

jetzt handeln, sonst werden die<br />

Probleme wachsen – wie ein<br />

Schneeball, der ins Tal schießt und<br />

zur Lawine wird.“<br />

fin<br />

SWR-Interview mit VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele.<br />

Pflege mit Übungsdummy.<br />

VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger hielt ein Grußwort.<br />

Großer Andrang an den Ständen.<br />

VdK-Kreisverbandsvorsitzender Albert Görgen (6. von links) gratulierte allen ehren- und hauptamtlichen Helferinnen<br />

und Helfer zur gelungenen Veranstaltung. Mit dabei auch das Orga-Team, bestehend aus Rebecca<br />

Scherer (3. von links), Doris Wilbert (5. von links) und Christa Göhlen (rechts).<br />

Foto: Dölen<br />

Foto: Finkenzeller<br />

Fotos: Finkenzeller<br />

Fotos: Dölen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!