23.04.2023 Aufrufe

Zwischen den Welten

Ethnotourismus in Westneuguinea

Ethnotourismus in Westneuguinea

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Raffineriezucker und Medikamente.

Solesalz und Zuckerrohr hatten sie

schon selbst, und für Krankheiten

wurden seit jeher die Heilkräfte der

einheimischen Pflanzen genutzt.

Lediglich zur Behandlung der, durch die

Fremden neu eingeschleppten Krankheiten

erweisen sich die Medikamente

als hilfreich.

Eigentlich ist alles, was in ihren

Lebensraum eindringt bei den Papua

unbeliebt. Die Indonesier, die Missionare,

die Touristen. Und dennoch arrangiert

man sich und versucht Nutzen aus

der Situation zu ziehen. Vielleicht ist das

Anhängen am Christentum auch eine Art

des stillen Aufbegehrens gegen die

islamische Kolonialmacht. Jedenfalls

stellen für die Papua die Kirchen ein

wichtiges Bindeglied zum Ausland dar

(12).

Mit den Missionaren ist auch das Ende

der Nacktheit gekommen. Grasröcke

und Penisköcher sind moderner

Kleidung gewichen. Kleidung, die mit

Geld aus untypischer Erwerbstätigkeit

bezahlt werden muss. Reicht der

Verdienst nicht aus, verstärken die

Lumpen am Körper die Stigmatisierung

der Ureinwohner als Bürger zweiter

Klasse (vgl 33).

In dieser globalisierten Welt gehört

Westneuguinea nicht mehr länger nur

den Papua. Die Menschen aus der

Steinzeit müssen sich nun fragen, wie sie

sich der Welt öffnen und gleichzeitig die

naturverbundene Schönheit ihrer Kultur

beibehalten können. Und als Freizeitreisender

zwischen den Welten müssen

wir unser Handeln anpassen, um sie

dabei zu unterstützen.

DER BEGINN AM ENDE

Eigentlich sollte man beim Lesen meines

Buches am Ende anfangen, um gleich

am Beginn zu verstehen, was mich zur

Realisierung dieses Projekts bewegt hat.

Ursprünglich war eine Geschichte über

Häuptling Melius geplant, die dessen

Orientierungssuche in den unterschiedlichen

Lebenswelten der Ureinwohner

Westneuguineas zeigt.

Im Zuge der theoretischen Aufarbeitung

des Themas habe ich erkannt, dass ich

als ethnotouristisch Reisender selbst

einen großen Beitrag zur Verwirrung der

indogenen Bevölkerung leiste. Das

Erkennen meines Fehlverhaltens machte

mich betroffen und nachdenklich, ja

sogar ein wenig traurig. Um dieser

Bedrücktheit Raum zu geben, habe ich

dem Buch jede Farbigkeit genommen.

Saftiges Buschlandgrün, tiefblauer

Himmel und schokobraune Menschen

lassen das Herz jedes Fotografen und

jedes Bildbetrachters höher schlagen. Da

erwartet man sich ein Fotobuch über

Papua jedenfalls in Farbe. Aber genau

darum geht es in meinem Buch, dass

Erwartungen nicht erfüllt werden.

Zudem würde Farbe das Steckenbleiben

in Oberflächlichkeiten begünstigen und

den Blick hinter das Offensichtliche

erschweren.

Mit den Bildern in schwarz/weiß muss

man sich ‚der Bürde des Themas

angemessen’ (vgl 13) beschäftigen.

Einzelheiten sind schwerer zu erkennen

und Bedeutungen erschließen sich

farbinformationsfrei vielfach erst bei

genauerem Hinsehen.

Mein autobiografisches Buch ist für all

jene gedacht, die sich selbst auf ethnotouristischen

Reisepfaden bewegen. Es

soll ein Anstoß sein, das eigene Handeln

kritisch zu hinterfragen ...

51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!