Zwischen den Welten
Ethnotourismus in Westneuguinea
Ethnotourismus in Westneuguinea
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zu kostspielig wäre und tierischer
Dünger aufgrund fehlender Viehzucht
kaum vorhanden ist. Lediglich die
althergebrachten Steinwerkzeuge wurden
durch Metallgeräte abgelöst. Die
Bodenbearbeitung erfolgt traditionell mit
Handhacken und Spaten. Ochsen- oder
pferdgezogene Pflüge sind unbekannt.
Omnipräsent sind die Netztaschen aus
Palmfasern, genannt Bilum. Sie werden
meist von den Frauen mit dem Gurt
über der Stirn am Rücken getragen.
Große Mengen an Feldfrüchten,
Brennholz, lebende Ferkel und sogar
Babys gebettet auf Taro-Blättern finden
Platz. Das Bilum ist nicht nur
Gebrauchsobjekt sondern gehört als
Wertgegenstand auch zu den
Brautgeschenken, verbunden mit dem
Wunsch „möge es nie leer sein“.
Rauchen ist die Lieblingsbeschäftigung
fast aller Papua, ob Männer, Frauen und
sogar halbwüchsiger Kinder. Früher
wurde Tabak selbst angebaut, heute
kauft man eingeflogene Zigaretten. Wer
sich Luxuriöses leisten kann, gönnt sich
welche mit Filter, obwohl sie mehr als
vier Mal so viel kosten. Aus Prestigegründen,
nicht aus gesundheitlichen.
Eine größere Gefahr für die Gesundheit
stellen die offenen Feuerstellen in den
Grashütten dar. Sie haben nämlich
keinen Rauchabzug. Die Schwaden
suchen sich ihren Weg durch die Hütte,
vorbei an der grasbedeckten Holzdecke
zum obergeschossigen Schlafraum. Die
Bretter sind zentimeterdick mit Ruß
bedeckt. Die Schwelgase vertreiben
Ungeziefer und imprägnieren das Dach
innen mit einer Teerschicht, die vor
Nässe schützt. Mittendrinnen wird
gewohnt.
Neben dem Tabakgenuss kauen viele
Einheimische auch Betelnüsse. Sie
glauben, es ist gut für ihre Zähne. Das
Gegenteil ist der Fall, sie greifen das
Zahnfleisch an, was man unschwer an
der mangelhaften Zahngesundheit
erkennen kann. Vermengt mit gelöschtem
Kalkpulver entsteht im Mund
Methanol, was einen berauschten und
entspannten Zustand hervorruft. Es
stellt sich ein Gefühl der Leichtigkeit ein,
soll stimulierend, körperlich wie geistig
anregend und stimmungsaufhellend
wirken. Betelnusskauen stellt im Baliem
Valley eine legale Kompensation zum
verbotenen Alkoholkonsum dar und
macht süchtig. Was man vom Internetgebrauch
nicht behaupten kann.
Während unseres Aufenthaltes im April
2018 gab es im Wamena Hochland
bereits seit mehreren Wochen keine
Verbindung zum World Wide Web. Die
Kommunikation beschränkt sich auf
Telefonie und Short Message Service.
Einerseits erspart es den Papua
unnötigen Informationsmüll, andererseits
schneidet es auch von Nachrichten,
Bildung und Kommunikation mit der
Außenwelt ab. Die Vermutung liegt nahe,
dass es sich bei diesem Versorgungsengpass
um kein technisches Gebrechen
gehandelt hat, sondern um Willkür der
Behörden.
Infrastruktur ist nur rudimentär
vorhanden. Straßen verbinden lediglich
größere Orte und touristische
Sehenswürdigkeiten. Sie sind nur bei
Schönwetter nutzbar, bei Regen sind
selbst die befestigten Wege unpassierbar.
Vor kurzem ist auch zum Baliem Valley
Resort eine Straße von der rund zwanzig
Kilometer entfernten Distrikthauptstadt
gebaut worden. Nutznießer sind nicht
nur die Touristen und das Resort-
Management, sondern auch die Dörfer
entlang der Straße. Seitdem ein
öffentlicher Kleinbus fährt, ist der Weg
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