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Zwischen den Welten

Ethnotourismus in Westneuguinea

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an anderen Kulturen zu mögen. Wenn

unentwegt versucht wird, den Schein von

Harmonie zu wahren, findet keine echte

Begegnung statt. Als Tourist ist es

notwendig, kulturelle Differenzen nicht

nur hinzunehmen, sondern sich auch mit

ihnen auseinanderzusetzen (vgl 24).

Für diese Auseinandersetzung ist eine

‚der Bürde des Gegenstandes‘ angemessene

Vorbereitung erforderlich.

Genauso wie ein sich Zeit nehmen und

Zeit geben, ein Beschäftigen mit dem

kulturellen Ensemble und ein Verstehen

der Bedeutungsstruktur. Dabei darf das

Ausmaß der zumutbaren Belastung bei

den Bereisten nicht überschritten

werden. Die Grenzen der Gastfreundschaft

müssen beachtet und es

darf nicht über Gebühr in die

Privatsphäre eingedrungen werden (vgl

13).

DAS ALLTAGSLEBEN DER DANI

All jenen Reisenden, die es zu keiner

interkulturellen Begegnung schaffen,

bleibt die Hoffnung, dass das Land von

ihrer Freizeitinvestition profitiert (8).

Der Tourismus ist unbestritten eine

wichtige Quelle für Deviseneinkünfte,

Motor für Unternehmensgründungen

und die Schaffung von Arbeitsplätzen

(21). Aber wieviel von diesem

ökonomischen Potential kommt

tatsächlich bei der einheimischen

Bevölkerung des Baliem Valley an?

Auf Tripadvisor findet man in Wamena

drei Hotels und zwei handvoll

Gästehäuser. Allesamt gehören

indonesischen Besitzern. Einheimischen

also, könnte man meinen. Doch die

Indonesier gelten bei den Dani nicht als

Einheimische sondern als Eindringlinge.

Westneuguinea ist seit 1962 unter

Indonesischer Herrschaft. Der

staatlichen Migrationspolitik folgend

sind seither hunderttausende ins Land

geströmt und bilden die Oberschicht in

Verwaltung, Handel und Industrie (32).

Die Ureinwohner findet man als Händler

am Markt und bei einfachen

Dienstleistungen für billigen Lohn. Es ist

für sie nicht üblich Läden und

Restaurants zu besitzen. In unserer

Unterkunft kommen mehr als neunzig

Prozent der Mitarbeiter aus den

Nachbardörfern. Die qualifizierten

Positionen des Resort-Managers,

Reiseleiters, Fahrers und Kochs sind

jedoch von Mitarbeitern aus anderen

Gegenden des islamischen Inselstaates

besetzt. Weibliche Arbeitskräfte sucht

man vergebens. Auch wenn die

Ureinwohner nur Anstellungen im

niederqualifizierten Bereich finden, kann

etwas Geld zur Förderung lokaler

Ökonomien im Land bleiben. Im

Gegensatz zur Ausbeutung von

Bodenschätzen, die in ausländischen

Händen ist (vgl 21).

In das Baliem Valley führt keine Straße.

Es kann nur mit dem Flugzeug erreicht

werden. Alle Güter, die nicht im

Hochland selbst erzeugt werden, müssen

eingeflogen werden. Das verteuert die

Waren beträchtlich. Da dies auch für

landwirtschaftliche Maschinen gilt, sind

kaum welche im Einsatz. Die Felder

werden kleinstrukturiert von den

Familien bewirtschaftet. Es herrscht eine

strikte Arbeitsteilung. Die Männer legen

die Felder an, schlichten Steinmauern

und errichten Holzzäune. Die Frauen

bauen an, jäten das Unkraut und

kümmern sich um die Ernte. Aufgrund

der fruchtbaren Böden und der

wachstumsbegünstigten Witterung kann

ganzjährig mit gutem Ertrag gerechnet

werden. Gemüse und Obst sind von

bester Bio-Qualität, da der Kunstdünger

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