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Zwischen den Welten

Ethnotourismus in Westneuguinea

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Intensität (5). Diese beschränkt sich

jedoch auf einige Minuten, manchmal

Stunden und maximal auf wenige Tage.

Ein vollständiges Kennenlernen der

fremden Kultur ist nicht möglich. Da

wird die Qualität interkultureller

Kommunikation im Tourismus oft

überschätzt (vgl 20). Vielmehr geht es

den Veranstaltern um die Vermittlung

gewisser Einblicke in den Alltag der

fremden ethnischen Gruppe und um den

Konsum von attraktiven und exotisch

anmutenden Subjekten, Objekten und

Darbietungen (vgl 15).

Im Umgekehrten wird den Bereisten die

Einsicht in das Alltagsleben und die

Kultur der Besucher in der Regel nicht

ermöglicht, obwohl dies eine

Grundbedingung interkulturellen

Austausches wäre (vgl 15). Hier zeigt

sich die Machtungleichheit zwischen

indigenen Völkern, den mittelnden

Reiseagenturen und den Touristen (2).

Für uns als Gäste wäre es relativ einfach,

mit Hilfe eines Fotobüchleins Eindrücke

aus der eigenen Lebenswelt den Gastgebern

zu vermitteln. Nach eigener

Erfahrung sind willkommene Anknüpfungspunkte

Kinder, Familie, Beruf und

Wohnsituation. Fotos vom Schifahren

auf weißem Schnee sind in Tropenregionen

immer Ausgangspunkt für

heitere wie erkenntnisreiche Gespräche.

WIE AUTHENTISCH IST DAS

ECHTE?

Was die verschiedenen Akteure im

Ethnotourismus unter ‚authentisch‘

verstehen ist eine Frage der Macht (15).

Authentizität meint die Echtheit von

touristischen Orten, Gegenständen,

Szenerien und folkloristische Darbietungen

sowie Interaktionen zwischen

Touristen und der am Urlaubsort

ansässigen Bevölkerung (25). Authentizität

kann für jeden etwas anderes

bedeuten, muss sozial konstruiert und

verhandelt werden. Sie ist abhängig von

den jeweiligen Handlungskontexten,

Interessen, Motiven, Vorprägungen und

persönlichen Einstellungen der Beteiligten

(vgl 15).

Wir meinen, wir wollen etwas erleben, suchen in

Wahrheit vor allem aber Bestätigung. (4)

In fremden ethnischen Gruppen und

Kulturen glauben wir jene Echtheit

wiederzufinden, die in unserer eigenen

Gesellschaft abhandengekommen ist.

Die Suche nach Authentizität ist ein

wichtiges Reisemotiv und im Ethnotourismus

ein Konzept auf Grundlage

von westlichen Werten und Normen. Es

konstruiert eine Polarität von modern

und primitiv sowie von entwickelt und

unterentwickelt (vgl 15). Indem die

anderen als rückständig eingeordnet

werden, macht man sie rückständiger als

sie sind. Gleichzeitig wächst das

Bewusstsein der eigenen Fortschrittlichkeit

(vgl 26). Das Verlangen nach

unberührten und fernab der Zivilisation

liegenden Kulturen hat jedoch paradoxe

Konsequenzen: Sobald mehr Touristen

‚off the beaten track‘ reisen, führt dies

unausweichlich dazu, dass genau diese

Gebiete abseits von touristischen

Trampelpfaden mehr und mehr

erschlossen werden. Da aber die

Nachfrage nach Ursprünglichkeit und

Echtheit größer ist als das Angebot,

muss Authentizität inszeniert werden

(15).

WIE ECHT IST DAS

URSPRÜNGLICHE?

Inszenierung gilt als eine marktgerechte

Umsetzung eines tourismusrelevanten

Themas mit einer Handlungsanweisung

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