20.04.2023 Aufrufe

Ulmer Herbst 2023

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Acker unkräuter im Porträt<br />

Acker- k r Atzdistel<br />

www.dennenlohe.de<br />

Verleihung durch Schloss Dennenlohe – präsentiert von STIHL<br />

50 Natur 51<br />

DER UMFASSENDE<br />

WISSENSSCHATZ<br />

• Das erste Wildkräuterbuch mit Schwerpunkt auf den<br />

Nachbarn der Kulturpflanzen<br />

• Heil- und Wildpflanzen-Experte Rudi Beiser porträtiert<br />

auch wenig bekannte Unkräuter<br />

• Von Smoothie bis Tinktur: Tipps zur Nutzung der<br />

Pflanzen in Küche und Heilkunde<br />

42 Die Ackerunkräuter im Porträt Acker- HellerkrA ut 43<br />

HELLERKRAUT-TINKTUR<br />

• 15 g frisches blühendes Hellerkraut<br />

• 5 g frische Ingwerwurzel<br />

• 50 ml Ethanol 70 % vol.<br />

Pflanzen zusammen mit dem Alkohol im Mixer<br />

zu einem dickflüssigen Brei verarbeiten. Dann<br />

in ein Schraubglas geben und 2 Wochen an<br />

44 45<br />

einen lichtgeschützten, warmen Ort stellen. Ab<br />

und zu umrühren. Den Auszug durch ein feines<br />

Sieb abpressen. Anschließend klären Sie die<br />

Tinktur mithilfe eines Tee- oder Kaffeefilters.<br />

Füllen Sie die Tinktur in ein Tropffläschchen<br />

Problematische Wurzeln<br />

Blättern anzutreffen. Der kantige hohle Stängel ist<br />

aus Braunglas. So hält sie 2–3 Jahre lang. Die<br />

teilweise ebenfalls stachelig, kein Wunder, dass sie<br />

Tinktur ist hilfreich bei beginnenden Erkältungskrankheiten.<br />

Nehmen Sie 3-mal täglich<br />

Die mehrjährige Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) Kratzdistel heißt. Ab Juli beginnt die 80–120 cm<br />

wird in Europa zu den häufigsten und schädlichsten<br />

Ackerunkräutern gerechnet, denn sie gilt als schuppigen Körbchen sitzenden rosa- bis violett-<br />

hohe Distel zu blühen. Die in halbkugelförmigen,<br />

25 Tropfen.<br />

großer Wasser- und Nährstoffräuber. Die Kratzdistel<br />

zählt zu den klassischen Wurzelunkräutern, mit ihrem Pollen und Nektar viele Insekten an,<br />

farbenen Blüten riechen honigartig. Sie locken<br />

denn die teilweise 2–3 m tief reichenden Wurzeln vor allem Tagfalter. Einige nachtaktive Schmetterlingsarten<br />

nutzen die Blätter als Raupenfutter. Der ist jeden Heller (Pfennig) wert<br />

Das Kraut<br />

verbreiten sich durch zahlreiche waagrecht verlaufende<br />

Ausläufer. Dadurch kann eine einzige reife Samen der Distel wird bei Wind von fedrigen<br />

Pflanze bis zu sechs Quadratmeter Boden besiedeln.<br />

Die Wurzeln sind sehr regenerationsfähig:<br />

als Bereicherung des Speiseplans angesehen und<br />

Pappusschirmchen davongetragen.<br />

Das Heller- oder Pfennigkraut wurde schon früher<br />

Kleinste beim Pflügen oder Fräsen abgetrennte Verfluchtes Unkraut<br />

das zu Recht: Die jungen Blätter und Triebspitzen<br />

Stücke können wieder neu austreiben. Neben der<br />

nutzt man von März bis April feingehackt als Beigabe<br />

für Salat, Smoothies, Suppen, Eierspeisen<br />

unterirdischen Vermehrung durch Wurzelausläufer<br />

verbreitet sich die Distel auch durch den Problem im Ackerbau. Die Autoren des 1. Bu-<br />

und Kräuterquark. Sie schmecken senfartig mit<br />

Die Distel war wohl schon vor 3500 Jahren ein<br />

flugfähigen Samen, der vom Wind über weite ches Mose erklären, warum sich Landwirte und milder Schärfe, ältere Blätter werden bitter. Sehr<br />

Strecken transportiert wird. Eine einzige Pflanze Gärtner mit der Distel herumschlagen müssen. lecker sind die noch knospigen Blütenstände,<br />

kann bis zu 5 000 Samen ausbilden, die im Boden Der Grund liegt im Sündenfall, wo Gott zu Adam bevor die ersten Blüten aufgehen. Sie werden in<br />

bis zu 30 Jahre lebensfähig bleiben. Die Acker- sprach: „So sei der Acker verflucht um deinetwillen! Butter oder Öl gedämpft und erinnern geschmacklich<br />

an Brokkoli und Kresse. Auch die kleinen<br />

Kratzdistel besiedelt vor allem die vom Menschen Mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben<br />

regelmäßig bearbeiteten und gut gedüngten Flächen,<br />

also Äcker, Gärten, Weiden einschließlich du sollst das Gewächs des Feldes essen.“ Auch der Das leckere Wildkraut enthält in den Blättern und<br />

lang; Dornen und Disteln soll er dir tragen, und Blüten eignen sich als essbare würzige Dekoration.<br />

der angrenzenden Wegränder. Der lateinische Prophet Hiob klagte im Alten Testament über das Blüten sehr viel Vitamin C und Protein.<br />

Artname arvense gibt ebenfalls einen Hinweis auf schwer ausrottbare Unkraut: „So mögen mir Disteln<br />

wachsen für Weizen und Dornen für Gerste.“ nutzbar, später wird sie faserig. Solange sie<br />

Die recht lange Wurzel ist nur vor der Blüte<br />

den bevorzugten Lebensraum, denn er bedeutet<br />

„auf dem Acker wachsend“.<br />

Seither stehen Disteln als Synonym für Mühsal, noch zart ist, besitzt sie eine meerrettichartige<br />

Das Ursprungszentrum der Acker-Kratzdistel Plagerei und Schmerzen – teilweise zu Unrecht, Schärfe. Man gibt sie kleingeschnitten in Salate<br />

liegt vermutlich im Mittelmeerraum, von wo sie sich wie wir noch sehen werden.<br />

und Suppen. Allerdings ist die Ausbeute nicht<br />

schon vor Tausenden von Jahren in ganz Europa<br />

besonders groß. Solange die runden Schötchen<br />

und Westasien ausgebreitet hat. Im 17. Jahrhundert<br />

noch jung und grün sind, eignen sie sich vorzüglich<br />

als würziger Belag auf Butterbrote oder über<br />

kam sie dann mithilfe von verunreinigtem Saatgut<br />

als invasiver Einwanderer in Amerika an. Heute ist<br />

Salat gestreut. Aus den schwarzen Samen presste<br />

die Distel auch in den gemäßigten Zonen Australiens,<br />

Neuseelands und Afrikas verbreitet.<br />

Die mehrjährige Acker-Kratzdistel gehört zur<br />

großen Familie der Korbblütengewächse und zwar<br />

zur Gattung der Kratzdisteln (Cirsium). Weltweit<br />

gibt es über 200 Cirsium-Arten, in Deutschland ist<br />

neben der Acker-Kratzdistel noch die Gewöhnliche<br />

Kratzdistel (Cirsium vulgare) recht häufig anzutreffen.<br />

Sie hat im Gegensatz zur Acker-Kratzdistel<br />

einen dornig geflügelten Stängel und größere<br />

Blütenköpfchen. Typisch für die Acker-Kratzdistel<br />

sind die lanzettlichen Blätter, denn sie sind buchtig<br />

gezähnt und am Rand kräftig bedornt. Die<br />

spitzen Dornen sind vor allem bei den unteren<br />

ACKER­<br />

KRATZDISTEL<br />

man früher ein Speiseöl und nutzte sie auch zur<br />

Senfherstellung. Die Ölherstellung ist aufgrund<br />

des hohen Anteils von Erucasäure im Samenöl aus<br />

heutiger Sicht nicht sinnvoll. Erucasäure steht im<br />

Verdacht, bei regelmäßiger Aufnahme herzschädigend<br />

zu wirken.<br />

Wirkt antibiotisch<br />

Das Acker-Hellerkraut steht etwas im Schatten des<br />

bekannten Hirtentäschels. Vermutlich wurden die<br />

beiden früher auch häufig verwechselt. Schon der<br />

römische Arzt Dioskurides, der im 1. Jahrhundert<br />

lebte, beschreibt eine Pflanze namens Thlaspi,<br />

die kresseähnliche scheibenförmige, zusammengedrückte<br />

Samen besitze. Spätere Autoren haben<br />

diese Pflanze als Hirtentäschel identifiziert, aber<br />

Die jungen Blütenstände können<br />

als Gemüse gedünstet werden.<br />

TOP-THEMA<br />

„UNKRÄUTER“<br />

über 45.000 verkaufte<br />

Exemplare<br />

ACKER-HELLERKRAUT-<br />

SMOOTHIE vegan<br />

• 2 Handvoll Blätter und Blüten vom Hellerkraut<br />

• ½ Schlangengurke<br />

• ½ Avocado<br />

• 1 kleiner Apfel<br />

• 1 Prise Salz<br />

• 1 kleines Stück frischer Ingwer<br />

• Saft von ½ Zitrone<br />

• 100 ml Wasser oder Haferdrink<br />

Alle Zutaten in einem starken Mixer zu einem<br />

Power-Drink verarbeiten, der vor allem in Erkältungszeiten<br />

stärken kann. Die Flüssigkeitsmenge<br />

können Sie nach Vorliebe variieren.<br />

Aufgrund des Senfölglykoside sollten Sie den<br />

Smoothie allerdings nicht in Übermengen konsumieren,<br />

da dies bei empfindlichen Menschen<br />

den Magen reizen kann.<br />

es könnte genauso gut das Hellerkraut gemeint<br />

gewesen sein. Der Saft dieser Pflanze wurde mit<br />

einem Klistier in den After eingeführt und sollte<br />

gegen Ischias helfen. Thlaspi bedeutet Flügel und<br />

bezieht sich auf die Früchte.<br />

In der aktuellen Phytotherapie spielt die<br />

Pflanze keine Rolle. Aber in der Volksheilkunde<br />

nutzte man sie äußerlich bei Wunden, Hautentzündungen,<br />

Insektenstichen und Geschwüren,<br />

aber auch als Tee bei Harnwegsinfekten und Husten<br />

sowie als Sitzbad bei Scheidenentzündungen.<br />

Für Tee nahm man das blühende Kraut, aber sehr<br />

häufig auch eine Abkochung aus dem Samen. Der<br />

Samen galt zudem als hilfreich bei rheumatischen<br />

Erkrankungen und wurde bei Entzündungen in<br />

Mund und Rachen gekaut.<br />

An Wirkstoffen enthält das Hellerkraut vor<br />

allem Senfölglykoside, unter anderem den Wirkstoff<br />

Sinigrin, der sich in Allylisothiocyanat aufspaltet.<br />

Bekannt ist dieser Wirkstoff von Senf und<br />

Meerrettich. Senföle wirken äußerlich durchblutungsfördernd<br />

und hautreizend. Innerlich eingenommen<br />

gelten sie als pflanzliches Antibiotikum,<br />

das gleichzeitig das Immunsystem stimuliert.<br />

Dementsprechend kann das Hellerkraut sehr gut<br />

bei Erkältungskrankheiten und Harnwegsinfekten<br />

eingesetzt werden. Auch wenn kaum Studien<br />

vorliegen, muss man anhand der Inhaltsstoffe von<br />

einer antibakteriellen, harntreibenden, schleimlösenden<br />

und entzündungshemmenden Wirkung<br />

der Heilpflanze ausgehen. Eine in Indien getätigte<br />

Studie sollte noch erwähnt werden. Dort fand man<br />

in dem Pflanzenextrakt außer Senfölglykosiden<br />

auch Triterpene, Diterpene, Steroide, Anthrachinone<br />

und Phytosterole. Es wurde eine außergewöhnlich<br />

starke Antimalaria-Aktivität festgestellt.<br />

Das deckt sich mit der traditionellen Verwendung<br />

in Indien als fiebersenkendes Mittel.<br />

WILDKRAUT-BROKKOLI<br />

vegetarisch<br />

Sammeln Sie im April die noch knospigen<br />

Blütenstände von Acker-Hellerkraut, Wiesen-<br />

Schaumkraut und Hirtentäschel, und zwar<br />

bevor die ersten Blüten aufgehen. Sie werden<br />

dann als zartes Gemüse gedämpft.<br />

• 700 g Triebspitzen von Hellerkraut, Hirtentäschel<br />

und/oder Wiesenschaumkraut<br />

• 1 Zwiebel<br />

• 2 EL Olivenöl oder Butter<br />

• gekörnte Brühe/Gemüsebrühe<br />

• Pfeffer<br />

• ½ Knoblauchzehe (zerdrückt)<br />

• 1 Prise Muskat<br />

• 1 EL Sojasoße<br />

• Schale von ½ Zitrone (fein gerieben)<br />

• 150 g Crème fraîche oder vegane Alternative<br />

Kleingehackte Zwiebel in Öl anbraten. Die<br />

5–10 cm langen Triebspitzen dazugeben und<br />

5 Minuten dämpfen. Mit den Gewürzen abschmecken.<br />

Zum Schluss Crème fraîche hinzufügen,<br />

aber nicht mehr kochen lassen. Das passt<br />

wunderbar zu Kartoffelgerichten oder zu Reis.<br />

• Neues entdecken für alle, die Wildkräuter lieben: Umfangreiche<br />

Infos zu 30 populären, aber auch vielen weniger bekannten<br />

Arten aus Acker und Garten<br />

• Bestens erklärt: Unkräuter als Nahrung und Medizin, ihre ökologische<br />

Bedeutung und ihre intelligenten Verbreitungsstrategien<br />

• Rudi Beiser teilt seinen großen Wissensschatz zu Pflanzenmythen<br />

und Volksheilkunde<br />

Rudi Beiser<br />

Geheimnisse der Unkräuter<br />

Heilkraft, Mythen und Ökologie.<br />

Wildkräuter aus Feld und Garten<br />

ca. 192 Seiten | 110 Farbfotos<br />

30 farbige Zeichnungen | Hardcover<br />

ca. € 32,00 | € [A] 32,90 | CHF 41,50<br />

WG 1422 Naturführer<br />

ISBN 978-3-8186-2040-0<br />

Auslieferung September <strong>2023</strong><br />

Rudi Beiser beschäftigt sich seit über 40 Jahren<br />

mit Heilkräutern und essbaren Wildpflanzen.<br />

Sein Interesse gilt vor allem der Volksmedizin und<br />

dem Kräuterbrauchtum vergangener Zeiten.<br />

Sein reichhaltiges Wissen über Pflanzen und<br />

seine langjährigen Erfahrungen gibt er heute als<br />

Dozent an verschiedenen Instituten und als<br />

erfolgreicher Buchautor weiter.<br />

Deutscher Gartenbuchpreis<br />

2021<br />

Bestes Garten-<br />

Kochbuch<br />

3.Preis<br />

€ 16,95 | € [A] 17,50 | CHF 21,90<br />

ISBN 978-3-8186-0647-3<br />

€ 14,95 | € [A] 15,40 | CHF 19,90<br />

ISBN 978-3-8186-1273-3<br />

€ 10,00 | € [A] 10,00 | CHF 13,50<br />

ISBN 978-3-8186-1762-2<br />

€ 29,95 | € [A] 30,80 | CHF 37,50<br />

ISBN 978-3-8186-0726-5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!