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SMZ Liebenau Info Nov_2011

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schwerpunkt „ZU VIEL"<br />

Höchst brisant sind auch die Daten zum<br />

Fernsehkonsum: Während in der vierten<br />

Statusklasse (also niedrigstes Einkommen,<br />

niedrigster Bildungsstatus der Eltern, kleinste<br />

Wohnfläche) 61,5% der Kinder täglich<br />

mehr als eine Stunde fernsehen, sind dies<br />

in der ersten Statusklass nur halb so viele,<br />

nämlich 30,3%.<br />

Hinsichtlich des Bewegungsverhaltens im<br />

Freien gilt Ähnliches: Auf die Frage, ob das<br />

Kind im Grünen spielen kann, antwortete<br />

niemand aus der VS-Mariagrün mit „nein“.<br />

An der VS-Berlinerring war das Ergebnis<br />

ähnlich, nur 1,3% der Kinder meinten, sie<br />

könnten nicht im Grünen spielen. An der<br />

VS-Schönau verneinten aber immerhin<br />

12,7% der Kinder die Frage.<br />

Auch das Lesen, eine Schlüsselfähigkeit,<br />

um später im Bildungswesen voranzukommen<br />

und gesellschaftlich anerkannte und<br />

besser bezahlte Positionen zu erlangen,<br />

ist stark abhängig vom sozioökonomischen<br />

Status: In den ersten beiden, höheren Statusklassen<br />

gaben 68,1% der Kinder an, in<br />

ihrer Freizeit gerne zu lesen. In den beiden<br />

niedrigeren Statusklassen waren dies nur<br />

halb so viele, nämlich 31,9% der Kinder.<br />

Was tun?<br />

Lösungsansätze müssten in erster Linie<br />

darauf abzielen, eine Ghettoisierung in<br />

Stadtgebieten zu vermeiden und bereits<br />

bei der Stadtplanung darauf zu achten,<br />

dass Gemeindewohnungen und leistbare<br />

Wohnungen für größere Familien nicht nur<br />

in bestimmten Stadtteilen konzentriert sind.<br />

Dies würde allerdings langfristige Planung<br />

und politischen Weitblick erfordern.<br />

Zwei eher kurz- bis mittelfristige Maßnahmen<br />

haben wir im Anschluss an unsere Studie<br />

gefordert:<br />

Die eine ist in der Gesundheitsförderungslandschaft<br />

allgemein anerkannt, nämlich<br />

Geld ganz gezielt dort zu investieren,<br />

wo es gebraucht wird: in benachteiligten<br />

Stadtteilen und in Schulen, die besonders<br />

belastet sind. Hier braucht man mehr LehrerInnen,<br />

SchulpsychologInnen, Schulsozialarbeit,<br />

eine/n fixe AnsprechpartnerIn für<br />

Gesundheit etc.<br />

Die zweite Maßnahme ist weit weniger akzeptiert<br />

und stößt sowohl bei ExpertInnen<br />

als auch Eltern auf großen Widerstand,<br />

nämlich eine andere Verteilung von SchülerInnen<br />

im Stadtgebiet. Dies würde bedeuten,<br />

dass man Quoten setzen muss und<br />

z.B. pro Klasse nicht mehr als fünf Kinder<br />

mit nicht-deutscher Muttersprache zulässt<br />

und dass man auch sozial durchmischt. In<br />

einer (relativ kleinen) Stadt wie Graz wäre<br />

das durchaus möglich.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO november <strong>2011</strong><br />

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