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Rebe&Wein - Sonderheft Kellereitechnologie (12/2022)

In unserem Extra erhalten Sie diesmal viele hilfreiche Tipps und Tricks zur Arbeitssicherheit im Keller, zum Neu- und Gebrauchtkauf von Pressen, wie sich Gärstockungen verhindern und bei der Beleuchtung in Keller und Lager Stromsparen lassen. Denn über allem schweben aktuell die immer weiter steigenden Energiepreisewie ein Damoklesschwert. Daher gilt es genau hinzusehen, wo noch Einsparungen möglich sind. Das gilt zum Beispiel auch bei hängen gebliebenen Gärungen. Nicht immer lohnt es sich, diese mit einem neuen Hefeansatz und allen damit verbundenen Kosten wieder in Gang zubringen.

In unserem Extra erhalten Sie diesmal viele hilfreiche Tipps und Tricks zur Arbeitssicherheit im Keller, zum Neu- und Gebrauchtkauf von Pressen, wie sich Gärstockungen verhindern und bei der Beleuchtung in Keller und Lager Stromsparen lassen. Denn über allem schweben aktuell die immer weiter steigenden Energiepreisewie ein Damoklesschwert. Daher gilt es genau hinzusehen, wo noch Einsparungen möglich sind. Das gilt zum Beispiel auch bei hängen gebliebenen Gärungen. Nicht immer lohnt es sich, diese mit einem neuen Hefeansatz und allen damit verbundenen Kosten wieder in Gang zubringen.

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Dezember <strong>2022</strong><br />

www.rebeundwein.de<br />

EXTRA<br />

KELLEREI<br />

TECHNOLOGIE<br />

<strong>2022</strong><br />

BLICK IN DEN KELLER | Arbeitssicherheit: Umgang mit<br />

Leitern und Gefahrstoffen | Gärung: Gärstockungen<br />

vermeiden | Beleuchtung: Umrüsten auf LED-Technik |<br />

Pressen: Praktische Tipps für die Anschaffung


EXTRA<br />

INHALT<br />

Regina Klein<br />

rklein@ulmer.de<br />

Tolle Tipps<br />

und Tricks<br />

Die Ernte ist gut in die<br />

Keller gekommen und<br />

langsam kehrt wieder<br />

etwas Ruhe in die<br />

Betriebe ein. Zeit also, sich mit<br />

grundsätzlichen Dingen zu<br />

beschäftigen. In unserem Extra<br />

erhalten Sie diesmal viele hilfreiche<br />

Tipps und Tricks zur<br />

Arbeitssicherheit im Keller, zum<br />

Neu- und Gebrauchtkauf von<br />

Pressen, wie sich Gärstockungen<br />

verhindern und bei der Beleuchtung<br />

in Keller und Lager Strom<br />

sparen lassen. Denn über allem<br />

schweben aktuell die immer<br />

weiter steigenden Energiepreise<br />

wie ein Damoklesschwert.<br />

Daher gilt es genau hinzusehen,<br />

wo noch Einsparungen möglich<br />

sind. Das gilt zum Beispiel auch<br />

bei hängen gebliebenen Gärungen.<br />

Nicht immer lohnt es sich,<br />

diese mit einem neuen Hefeansatz<br />

und allen damit verbundenen<br />

Kosten wieder in Gang zu<br />

bringen. Aber lesen Sie selbst …<br />

TITELBILD | Ordnung und rutschhemmende<br />

Böden sorgen für Arbeitssicherheit im Keller.<br />

<br />

Bild: Florian Fenzl<br />

Sicherheit<br />

3 Arbeitsschutz im <strong>Wein</strong>keller<br />

Tipps zur Vorbeugung von<br />

Unfallgefahren im Keller<br />

Gärung<br />

6 Gärstockungen<br />

Den Gärprozess (wieder) in<br />

Gang bekommen<br />

Extra <strong>Kellereitechnologie</strong> <strong>2022</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Beleuchtung<br />

10 Leuchtstofflampen<br />

Der leichte Umstieg auf<br />

LED-Technik<br />

Pressen<br />

<strong>12</strong> Neuanschaffung<br />

Pressentechnik und<br />

praktische Kauftipps<br />

REDAKTION | Regina Klein (verantwortliche Redakteurin), Bopserstr. 17, 70180 Stuttgart,<br />

Tel . ( 0711 ) 98 29 40-22, Fax: ( 0711 ) 98 29 40- 30, E-Mail: rklein@ulmer.de.<br />

VERLAG | Eugen Ulmer KG, Postfach 700561, 70574 Stuttgart, www.ulmer.de. UST-ID: DE147639185.<br />

ANZEIGEN | Petra Rahn, Tel: (0711) 45 07-145, prahn@ulmer.de.<br />

LAYOUT | Julia Karl, JuKa Satzschmiede<br />

DRUCK | Ungeheuer + Ulmer KG GmbH + Co., Körnerstr. 14-18, 71634 Ludwigsburg.<br />

VERLAGSRECHTE | Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Fotokopien für den persönlichen Gebrauch dürfen nur von den einzelnen Beiträgen oder Teilen daraus<br />

als einzelne Kopien erstellt werden.<br />

EINZELPREIS | 4,50 Euro zuzüglich Versandkosten<br />

<strong>12</strong> | <strong>2022</strong>


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

ARBEITSSCHUTZ UND UNFALLVERHÜTUNG<br />

Sicher arbeiten<br />

im <strong>Wein</strong>keller<br />

Die größte Unfallgefahr im <strong>Wein</strong>keller geht von Absturzstellen an erhöht<br />

liegenden Arbeitsplätzen aus. Gesundheitliche Risiken birgt zudem<br />

der Umgang mit Gefahrstoffen. Dazu zählen Säuren, Laugen oder das bei<br />

der Gärung entstehende Kohlendioxyd.<br />

KOMPAKT<br />

Die Sozialversicherung für<br />

Landwirtschaft, Forsten und<br />

Gartenbau (SVLFG) gibt Tipps<br />

für sicheres und gesundes<br />

Arbeiten. Besonders wichtig:<br />

Eine gute Planung und Organisation<br />

macht jede Arbeit<br />

sicherer und vermeidet Stress.<br />

Aufgrund der komplexen<br />

Arbeiten in der Kellerwirtschaft<br />

empfiehlt es sich, nur<br />

dafür qualifizierte Beschäftigte<br />

einzusetzen und diese<br />

unbedingt mit den geeigneten<br />

Arbeitsmitteln sowie der jeweils<br />

an den Arbeitsauftrag<br />

angepassten persönlichen<br />

Schutz aus rüstung auszustatten.<br />

Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer sind für<br />

die Arbeitssicherheit<br />

im <strong>Wein</strong>keller verantwortlich.<br />

Um das Leben der Beschäftigten<br />

zu schützen und um deren<br />

Arbeitsbedingungen gesund zu<br />

gestalten, müssen sie die Gefährdungen<br />

ihres Unternehmens<br />

kennen und notwendige Schutzmaßnahmen<br />

ergreifen.<br />

Eine auf den Betrieb abgestimmte,<br />

regelmäßig aktualisierte<br />

Gefährdungsbeurteilung (GBU)<br />

schafft Klarheit. Mit ihrer Hilfe<br />

werden Arbeitsplätze und Betriebsabläufe<br />

durchleuchtet und<br />

Betriebsanweisungen erstellt. Bei<br />

einem Arbeitsunfall schafft die<br />

Dokumentation der GBU und<br />

der regelmäßig durchgeführten<br />

Mitarbeiterunterweisungen<br />

Rechtssicherheit.<br />

Stürze – Ein Unfallschwerpunkt<br />

im Keller<br />

Die häufigsten und schwersten<br />

Unfälle in der Innenwirtschaft<br />

sind Stürze. Immer wieder enden<br />

solche Unfälle tödlich oder<br />

die Betroffenen leiden zeitlebens<br />

unter den Folgen. Etwa die Hälfte<br />

der schweren Sturzunfälle im<br />

<strong>Wein</strong>keller ereignet sich, weil<br />

Menschen von Leitern fallen.<br />

Die Ursachen liegen in der<br />

Regel im unsachgemäßen Gebrauch<br />

oder in der Verwendung<br />

ungeeigneter Leitern. Entweder<br />

rutschen die Leitern weg, weil sie<br />

nicht ausreichend befestigt sind,<br />

oder die Personen rutschen von<br />

den Sprossen ab beziehungsweise<br />

verlieren das Gleichgewicht. Um<br />

das zu vermeiden gilt auf Leitern<br />

die Drei-Punkte-Regel. Das<br />

Podestleitern, Treppen und Laufstege<br />

reduzieren das Unfallrisiko<br />

beim Arbeiten im <strong>Wein</strong>keller erheblich.<br />

Bei hohen Lagertanks<br />

bieten Laufstege mit Geländer<br />

zusätzlich Sicherheit und erleichtern<br />

die Arbeiten.<br />

heißt, mindestens drei Gliedmaßen<br />

– Füße oder Hände – müssen<br />

immer festen Kontakt zur Leiter<br />

haben.<br />

Die Tätigkeit<br />

bestimmt die Leiter<br />

Fast immer gibt es sichere Alternativen<br />

zum Leitereinsatz. Denkbar<br />

sind zum Beispiel Treppen<br />

oder Podeste. Sofern dies nicht<br />

möglich oder unverhältnismäßig<br />

ist, darf nur ein Leitermodell eingesetzt<br />

werden, das sich für die<br />

beabsichtigte Tätigkeit eignet<br />

und das für den beruflichen Ge-<br />

Klasse Böden – weltweit im Einsatz!<br />

Silikal – für Industrie, Handel,<br />

Handwerk und Gewerbe!<br />

Hochstrapazierfähig, in Rekordzeit fugenlos<br />

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<strong>12</strong> | <strong>2022</strong><br />

3


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

brauch zugelassen ist. Folgende<br />

Punkte machen das Arbeiten auf<br />

Leitern sicherer:<br />

→ Sichere Alternativen zur Leiter<br />

prüfen. Die Arbeiten müssen<br />

sicher durchgeführt werden<br />

können.<br />

→ Auswahl und Anschaffung<br />

der richtigen Leiter je nach<br />

Einsatzzweck. Sicherheit und<br />

Arbeitskomfort bieten zum Beispiel<br />

Podestleitern oder Leitertritte.<br />

→ Leiter vor der Benutzung auf<br />

Beschädigungen prüfen.<br />

→ Sicheres Stehen und Festhalten<br />

bei der Arbeit muss jederzeit<br />

gewährleistet sein (Regel: Drei-<br />

Punkt-Kontakt).<br />

→ Leiter durch Einhängevorrichtung<br />

am Tank sichern.<br />

→ Beschäftigte unterweisen<br />

und Leiter bestimmungsgemäß<br />

verwenden.<br />

→ Betriebsanweisung erstellen.<br />

→ Geeignetes Sicherheitsschuhwerk<br />

(S3 bei Schuhen und S5 bei<br />

Stiefeln) tragen.<br />

→ Jährlich wiederkehrende Prüfung<br />

durch Befähigte Person<br />

nicht vergessen.<br />

Saubere Böden für<br />

sicheres Arbeiten<br />

Ordnung, Sauberkeit und rutschhemmende<br />

Bodenbeläge helfen<br />

dabei, sich unfallfrei zu bewegen.<br />

Typische Unfallursachen<br />

aufgrund derer Menschen ausrutschen,<br />

stolpern oder umknicken<br />

sind nasse, verschmutzte<br />

Bodenbeläge, herumliegende<br />

Checkliste<br />

Vorsicht Gärgase!<br />

Gegenstände und ungünstig verlegte<br />

Schläuche oder Kabel.<br />

Die SVLFG rät dazu, auf<br />

rutschhemmende Bodenbeläge<br />

im <strong>Wein</strong>keller Wert zu legen.<br />

Ob die Rutschhemmung des gewählten<br />

Bodenbelags ausreicht,<br />

hängt ab von dessen Material<br />

und Oberflächenstruktur, von<br />

der Nutzung, von den zu erwartenden<br />

gleitfördernden Stoffen<br />

auf dem Boden wie zum Beispiel<br />

Wasser, Fett, Öl, Staub sowie<br />

vom Verschmutzungsgrad.<br />

Empfehlenswert ist ein Bodenbelag<br />

der Bewertungsgruppe<br />

DIE HÄUFIGSTEN<br />

UND<br />

SCHWERSTEN<br />

UNFÄLLE IN DER<br />

INNENWIRT-<br />

SCHAFT SIND<br />

STÜRZE<br />

SVLFG<br />

→ Betriebsanweisung für den Umgang mit Gärgasen erstellen.<br />

→ Mitarbeiter gemäß Betriebsanweisung unterweisen;<br />

Unterweisung dokumentieren.<br />

→ Gefahrenbereich durch Warnschild kennzeichnen.<br />

→ Belüftung der Räume sicherstellen.<br />

→ Vor dem Einstieg in Gärbehälter diese reinigen, CO 2<br />

mit feinem Wasserstrahl im Behälter niederschlagen,<br />

Behälter belüften und freimessen.<br />

Die Zugabe der SO 2 sollte über das Anstechrohr mittels SO 2 -Injektor<br />

vom Boden aus erfolgen.<br />

R11 oder höher. Je rauer der<br />

Boden, desto mehr Zeit muss<br />

für die Reinigung eingeplant<br />

werden.<br />

Unabhängig vom Bodenbelag<br />

hilft Sicherheitsschuhwerk, Unfälle<br />

durch Ausrutschen zu vermeiden.<br />

Die SVLFG empfiehlt<br />

in der Innenwirtschaft Sicherheitsschuhe<br />

der Klasse S3 oder<br />

-stiefel der Klasse S5. Gerade bei<br />

rutschigem Untergrund ist es zudem<br />

notwendig, umsichtig und<br />

bewusst zu gehen.<br />

Die Arbeitsstättenregel ASR<br />

A1.5/1,2 konkretisiert die Anforderungen<br />

an Fußböden. Sie<br />

hilft bei der Auswahl geeigneter<br />

Beläge, bei der Planung neuer<br />

Arbeitsräume sowie beim<br />

Umbau oder der Sanierung. In<br />

einer Tabelle sind die Bewertungsgruppen<br />

der Rutschgefahr<br />

(R-Gruppe) und die Verdrängungsräume<br />

(V) den jeweiligen<br />

Arbeitsbereichen und Verkehrswegen<br />

zugeordnet.<br />

Kohlendioxyd (CO 2 ) –<br />

die unsichtbare Gefahr<br />

Kohlendioxyd (CO 2 ) entsteht als<br />

Nebenprodukt bei der alkoholischen<br />

Gärung. Je nach Zuckergehalt<br />

liegt das Verhältnis bei etwa<br />

1:50. Das bedeutet, aus 1000 Liter<br />

Most (80 °Oe) entstehen etwa<br />

50 m 3 CO 2 .<br />

Das farb- und geruchlose Gas<br />

ist schwerer als Luft und sammelt<br />

sich in Bodennähe oder im Innern<br />

von Behältern. In höherer<br />

Konzentration wirkt es giftig.<br />

Zum Vergleich: Im Freien liegt<br />

der CO 2 -Anteil bei 0,03 % der<br />

Atemluft. Ab 3 % erhöht sich<br />

die Atemfrequenz, es kommt<br />

zu Herzklopfen und Benommenheit.<br />

Wer beim Arbeiten im<br />

<strong>Wein</strong>keller solche Symptome an<br />

sich bemerkt, benötigt schnellstens<br />

Frischluft. Noch höhere<br />

Konzentrationen führen zu Bewusstlosigkeit<br />

und Tod binnen<br />

Sekunden.<br />

Die früher übliche Kerzenprobe<br />

ist für die Ermittlung der<br />

CO 2 -Konzentration in Kellerräumen<br />

ungeeignet. Kerzen brennen<br />

selbst dann noch, wenn bereits<br />

Lebensgefahr besteht.<br />

Frische Luft im Keller –<br />

Die Raumlüftung<br />

Wenn mit einer gesundheitsschädlichen<br />

CO 2 -Konzentration<br />

in einem Arbeitsraum zu rechnen<br />

ist, kann nur eine natürliche<br />

oder technische Lüftung Abhilfe<br />

schaffen. Liegen Arbeitsräume<br />

unter Erdgleiche, benötigen sie<br />

immer eine ausreichend dimensionierte<br />

Lüftungsanlage, die das<br />

Gas in Bodennähe absaugt. So<br />

wird auch das Abströmen in benachbarte<br />

tiefer gelegene Räume<br />

vermieden.<br />

Das Einschalten der lüftungstechnischen<br />

Anlagen muss von<br />

außen möglich sein. Die Steuerung<br />

von Lüftungsanlagen kann<br />

auch über CO 2 -Messsonden oder<br />

Zeitschaltuhren erfolgen. Wichtig:<br />

Eine Störung oder ein Ausfall<br />

der Lüftung muss durch ein<br />

optisches oder akustisches Signal<br />

erkennbar sein.<br />

4 <strong>12</strong> | <strong>2022</strong>


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

Einsatz von<br />

Schwefeldioxid (SO 2 )<br />

Der Umgang mit Schwefeldioxid<br />

(SO 2 ) führt mitunter zu schwersten<br />

Verletzungen. Arbeiten mit<br />

Schwefeldosiergeräten auf Anlegeleitern<br />

sind aufgrund des<br />

besonders hohen Unfallrisikos<br />

nicht erlaubt. Die Zugabe von<br />

SO 2 sollte über ein Anstechrohr<br />

mittels SO 2 -Injektor vom Boden<br />

aus erfolgen.<br />

Das Dosiergerät sollte vor jedem<br />

Einsatz auf Dichtigkeit und<br />

Beschädigungen geprüft werden.<br />

Dichtungen müssen je nach<br />

Verschleiß in regelmäßigen Abständen<br />

erneuert werden. Beim<br />

Umgang mit SO 2 unbedingt die<br />

vollständige für diese Tätigkeit<br />

vorgeschriebene persönliche<br />

Schutzausrüstung gemäß des<br />

Produktsicherheitsdatenblatts<br />

tragen, weil austretendes SO 2<br />

schwerste Augen- und Atemwegsverätzungen<br />

verursacht.<br />

Die Persönliche Schutzausrüstung<br />

(PSA) wird vom Unternehmen<br />

kostenfrei zur Verfügung gestellt.<br />

Für den Notfall muss jeder<br />

Beschäftigte wissen, wo sich gut<br />

erreichbare Augenwaschstationen<br />

und eine Dusche befinden.<br />

Wer mit SO 2 arbeitet, benötigt<br />

dafür eine Vollmaske (EN 136),<br />

Filter Typ E (EN 14387), Schutzhandschuhe<br />

(EN 374) sowie Sicherheitsschuhwerk<br />

(Schuhe der<br />

Klasse S3 oder Stiefel der Klasse<br />

S5) und Arbeitsschutzkleidung<br />

(DIN EN 13034).<br />

Sicherer arbeiten<br />

ohne SO 2<br />

Sicherer und angenehmer in der<br />

Handhabung sind die SO 2 -Alternativen<br />

Ammoniumbisulfit oder<br />

Kaliumhydrogensulfit. Sie bergen<br />

ein geringeres Gefahrenpotenzial<br />

und bringen eine weitaus geringere<br />

Geruchsbelastung mit sich.<br />

SO 2 als Flüssigprodukt erhöht<br />

ebenfalls die Arbeitssicherheit<br />

und erleichtert die Dosierung<br />

besonders bei Kleinmengen erheblich.<br />

Checkliste zum Umgang<br />

mit Schwefeldioxid:<br />

→ Betriebsanweisung erstellen<br />

und Mitarbeiter unterweisen.<br />

→ Alternativprodukte einsetzen.<br />

→ Die im Sicherheitsdatenblatt<br />

geforderte PSA verwenden.<br />

→ Dosiereinrichtung regelmäßig<br />

warten und überprüfen.<br />

→ SO 2 mithilfe eines Anstechrohrs<br />

zugeben.<br />

→ SO 2 -Flasche gegen Umfallen<br />

sichern.<br />

→ SO 2 gemäß der Gefahrstoffverordnung<br />

sicher und unzugänglich<br />

für Dritte lagern.<br />

Gefahren bei der<br />

Kieselgurfiltration<br />

Der Umgang mit dem Filtrierhilfsmittel<br />

Kieselgur kann durch<br />

Einatmen zu ernsthaften und<br />

irreversiblen Schädigungen der<br />

Atemwege führen. Auch hier<br />

bietet sich als vorrangige Maßnahme<br />

ein alternatives Arbeitsverfahren<br />

oder der Einsatz von<br />

Ersatzstoffen mit geringerem<br />

Gesundheitsrisiko, wie zum Beispiel<br />

Filterhilfsmittel-Mischprodukte,<br />

an.<br />

Wird nicht auf Kieselgur verzichtet,<br />

muss auf eine möglichst<br />

staubarme Arbeitsweise mit dem<br />

feinen Pulver geachtet werden.<br />

Säcke dürfen nicht ausgeschüttelt,<br />

die Kieselgur sollte nur aus<br />

einer geringen Fallhöhe eingefüllt<br />

werden.<br />

Die Benutzung einer Sackschaufel<br />

bei der Entnahme<br />

reduziert ebenfalls die Staubentwicklung.<br />

Darüber hinaus<br />

ist die Verwendung der im Sicherheitsdatenblatt<br />

geforderten<br />

persönlichen Schutzausrüstung,<br />

insbesondere einer FFP2-Atemschutzmaske,<br />

unerlässlich.<br />

In der Praxis ist die Restfiltration<br />

mit Druckgas verbreitet.<br />

Dies birgt ein hohes Unfallpotenzial,<br />

wenn der Filter hierzu nicht<br />

geeignet ist. Die Verwendung<br />

von Druckgasen ist nur zulässig,<br />

wenn eine entsprechende Ausbeziehungsweise<br />

Nachrüstung<br />

des Kieselgurfilters vorgenommen<br />

wurde und eine erfolgreiche<br />

Druckprüfung durch eine<br />

zugelassene Überwachungsstelle<br />

erfolgt ist. Die sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen an Kieselgurfilter<br />

für den <strong>Wein</strong>bau sind<br />

in der Technische Informationsschrift<br />

TI 2 beschrieben. Auch<br />

bei der Kieselgurfiltration gilt:<br />

→ Betriebsanweisung erstellen<br />

und Mitarbeiter unterweisen.<br />

→ Alternativprodukte zu Kieselgur<br />

prüfen.<br />

→ Die im Sicherheitsdatenblatt<br />

geforderte persönliche Schutzausrüstung<br />

verwenden.<br />

→ Staubentwicklung gering<br />

halten.<br />

→ Bedienungsanleitung des<br />

Kie selgurfilters und Sicherheitsdatenblatt<br />

der Kieselgur beachten.<br />

→ Technische Informationsschrift<br />

TI 2 beachten.<br />

Text: Stefan Arenz und Frank<br />

Lorenz, SVLFG<br />

Bilder: SVLFG<br />

INTERNET<br />

Tipps zum sicheren Arbeiten<br />

auf Leitern gibt es unter<br />

www.svlfg.de/leiter und in der<br />

SVLFG-Broschüre B19 Leitern.<br />

Diese steht zum kostenlosen<br />

Download unter www.svlfg.de/<br />

b19 zur Verfügung. Darüber<br />

hinaus bietet die SVLFG versicherten<br />

Unternehmen mit Beschäftigten<br />

die Teilnahme am<br />

kostenlosen Seminar Befähigte<br />

Person Leitern an. Informationen<br />

dazu gibt es unter www.<br />

svlfg.de/seminar-befaehigteperson-leitern<br />

Weitere Tipps für mehr Arbeitssicherheit<br />

im <strong>Wein</strong>bau und in<br />

der Kellerwirtschaft gibt es in<br />

der SVLFG-Broschüre „B16<br />

<strong>Wein</strong>bau“. Sie steht zum kostenlosen<br />

Download unter www.<br />

svlfg.de/b16 und kann bestellt<br />

werden unter: www.svlfg.de/<br />

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<strong>12</strong> | <strong>2022</strong><br />

5


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

GÄRSTOCKUNGEN<br />

Schnee von gestern<br />

Gärstockungen gibt es jährlich in fast jedem Keller. Aber warum bekommt der Winzer und Önologe dieses<br />

Problem nicht in den Griff? Die Kellerprofis der Bayerischen Landesanstalt für <strong>Wein</strong>bau und Gartenbau<br />

geben praktische Tipps, wie Gärstockungen künftig der Vergangenheit angehören.<br />

KOMPAKT<br />

Gärstockungen sind trotz<br />

aller Bemühungen nie ganz<br />

auszuschließen. Sollte es dazu<br />

kommen, muss als erstes<br />

geprüft werden, ob der <strong>Wein</strong><br />

nicht auch mit dem noch<br />

vorhandenen Restzuckergehalt<br />

zu vermarkten ist oder<br />

verschnitten werden kann.<br />

Eventuell bietet sich die<br />

Möglichkeit, anderen, durchgegorenen<br />

<strong>Wein</strong>en durch<br />

einen Verschnitt eine natürliche<br />

Süße zu verleihen, die<br />

sensorisch meist besser ist<br />

als eine Süßreserve-Dosage.<br />

Unter Umständen kann der<br />

<strong>Wein</strong> (bei kleinen Partien)<br />

auch auf andere, noch gut<br />

gärende, Gebinde aufgeteilt<br />

werden und somit zu Ende<br />

vergären. Erst wenn diese<br />

Optionen ausgeschlossen<br />

sind, ist es sinnvoll, sich mit<br />

Reparaturmaßnahmen zu<br />

beschäftigen. Denn der Aufwand<br />

und die Kosten für<br />

einen Gärneustart mit hoher<br />

Hefeeinsaat, Einsatz von<br />

inaktiven Hefen oder Hefeautolysaten,<br />

das wochenlange<br />

Wärmen des gärenden<br />

Gebindes und das Risiko für<br />

mikrobiologisch negative<br />

Fehlentwicklungen sind nicht<br />

unerheblich. Daher sollten<br />

gärende Gebinde täglich<br />

sensorisch und analytisch<br />

überwacht werden, sodass<br />

kleine Probleme sofort<br />

erkannt werden und richtige<br />

Gärstockungen erst gar nicht<br />

entstehen!<br />

Ein sachgemäßer Hefeansatz ist Voraussetzung für den erfolgreichen<br />

Neustart einer Gärung.<br />

In Jahrgängen wie dem Vergangenen<br />

kommt es natürlich<br />

seltener zu Gärproblemen, da<br />

ein entscheidender Faktor das<br />

Mostgewicht des Ausgangsprodukts<br />

und damit die Menge des<br />

entstehenden Alkohols ist, der im<br />

Endeffekt häufig eine der Hauptursachen<br />

ist, warum es zu Problemen<br />

in der Endgärung kommt.<br />

Wo liegen die<br />

Ursachen?<br />

Ursachen für Gärprobleme gibt es<br />

viele und häufig ist nicht auf den<br />

ersten Blick zu erkennen, woran es<br />

liegt. Ein Grund für Gärstockungen<br />

kann die Temperaturführung<br />

während der gesamten Gärung<br />

sein. Hefen sind sensibel in Bezug<br />

auf niedrige Temperaturen<br />

und Temperaturschwankungen.<br />

Bereits die richtige Temperatur<br />

im Hefeansatz ist entscheidend.<br />

Ist diese zu niedrig, können sich<br />

die Hefen nicht optimal vermehren<br />

und die Zellzahl zum Gärstart<br />

ist von Haus aus zu niedrig.<br />

Der Hefeansatz muss dann<br />

langsam an die Temperatur des<br />

Mostes angepasst werden. Hierfür<br />

muss der Most zum Hochvermehren<br />

vorgewärmt werden,<br />

da sonst die Temperatursprünge<br />

bei der Mostzugabe zu hoch<br />

sind. Dies lässt sich relativ einfach<br />

umsetzen, indem ein Messbecher/eine<br />

Stütze voll Most<br />

in ein Warmwasserbad gestellt<br />

wird. Die Hefe verträgt maximal<br />

8 °C Temperaturunterschied<br />

pro Stunde. Das bedeutet, dass<br />

der hochvermehrte Hefeansatz<br />

eine Stunde nach Rehydratation<br />

immer noch mindestens 32 °C<br />

haben muss. Bei kleinen Hefeansätzen<br />

ergibt es daher Sinn,<br />

auch diese in ein Wasserbad oder<br />

einen warmen Raum zu stellen.<br />

Zudem spielt die Temperatur<br />

des gesamten Gärgebindes<br />

zu Gärstart eine entscheidende<br />

HEFEN SIND<br />

SENSIBEL IN<br />

BEZUG AUF<br />

NIEDRIGE<br />

TEMPERATUREN<br />

Johannes Burkert<br />

Rolle. Zu Beginn des Herbstes<br />

müssen die Moste in der Regel<br />

gekühlt werden, damit sie nicht<br />

während der Vorklärung bereits<br />

angären. Zu einem späteren Zeitpunkt<br />

der Lese kommen Moste<br />

häufig mit deutlich weniger als<br />

10 °C in den Keller. Diese müssen<br />

unbedingt angewärmt werden,<br />

bevor die Reinzuchthefe<br />

zugesetzt wird. Andernfalls kann<br />

sich die Hefe nur sehr schwer<br />

vermehren und erreicht somit<br />

keine ausreichende Zellzahl für<br />

eine sichere Endgärung.<br />

Zu Beginn der Gärung toleriert<br />

Saccharomyces cerevisiae<br />

Temperaturschwankungen relativ<br />

gut. Immer wieder kommt<br />

es zu starken Abkühlungen<br />

durch defekte Gärsteuerungen,<br />

Magnetventile oder ähnlichem.<br />

Dennoch gären manche Moste<br />

6 <strong>12</strong> | <strong>2022</strong>


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

trotzdem gut weiter, wenn sie<br />

wieder angewärmt werden. Aber<br />

je höher der Alkoholgehalt, desto<br />

sensibler reagiert die Hefe auf<br />

Temperaturabsenkungen.<br />

So kann bei Alkoholgehalten<br />

über 10 % vol. bereits die Abkühlung<br />

von 1 °C zu einer Gärstockung<br />

führen. Dies ist besonders<br />

bei kalten Kellern im Spätherbst<br />

häufig ein Problem. Daher ist es<br />

ratsam, darauf zu achten, dass bei<br />

kalten Nächten die Kellertüren<br />

und -fenster nicht zu lange offenstehen.<br />

Der Luftaustausch muss<br />

aufgrund der Gärgase natürlich<br />

sichergestellt sein und hat eine höhere<br />

Priorität als die Temperatur!<br />

Da in der Endgärung nicht<br />

mehr so viel Gärwärme entsteht<br />

und somit die Gefahr der Temperaturabsenkung<br />

stärker gegeben<br />

ist, ist es sinnvoll, im letzten<br />

Gärdrittel die Kühlung auszuschalten<br />

und die Temperatur<br />

leicht ansteigen zu lassen.<br />

MOSTGEWICHTSABNAHME TRÜBUNGSVERSUCH W2-0320<br />

Mostgewicht [°Oe]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

5 10 15 20 25 30 35<br />

Gärtage<br />

NTU50 – Reinzuchthefe<br />

NTU300 – Reinzuchthefe<br />

NTU700 – Reinzuchthefe<br />

NTU50 - Sponti<br />

NTU300 - Sponti<br />

NTU700 - Sponti<br />

40<br />

Eine weitere Ursache für Gärstörungen<br />

kann eine mangelnde<br />

Nährstoffversorgung der Hefe<br />

sein. Ein wichtiger Faktor hierbei<br />

ist die Stickstoffversorgung.<br />

Eine Reduzierung von Stickstoffdüngungen<br />

im <strong>Wein</strong>berg, sowie<br />

heiße und trockene Vegetationsperioden<br />

führten in den vergangenen<br />

Jahren immer häufiger zu<br />

sehr schlecht versorgten Mosten.<br />

Ohne Niederschläge kann<br />

kaum Stickstoff mineralisiert<br />

und von der Pflanze aufgenommen<br />

werden. Gleichzeitig wird<br />

in heißen Jahren mehr hefeverwertbarer<br />

Stickstoff zu Proteinen<br />

synthetisiert. Das erste Anzeichen<br />

von einer Unterversorgung<br />

der Hefe ist meist die Bildung<br />

von Schwefelwasserstoff (H 2 S),<br />

was sich sensorisch bei der täglichen<br />

Gärkontrolle als Böckser<br />

sehr leicht feststellen lässt.<br />

EDELSTAHLTANKS<br />

C L E M E N S G e t r ä n k e t e c h n i k G m b H & C o . K G | J u s t u s - v o n - L i e b i g - S t r a ß e 1 a | 5 4 5 1 6 W i t t l i c h<br />

I N F O @ C L E M E N S - G T . C O M<br />

W W W . C L E M E N S - G T . C O M<br />

<strong>12</strong> | <strong>2022</strong><br />

7


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

Die tägliche Gärkontrolle (hier mit dem Biegeschwinger) ist Voraussetzung<br />

für das rechtzeitige Erkennen von Gärproblemen.<br />

Eine kleine Gabe von Diammoniumphosphat<br />

(DAP) hilft<br />

in der Regel, dieses Problem zu<br />

beheben. Können sich die Hefen<br />

aufgrund von Nährstoffmangel<br />

nicht ausreichend vermehren,<br />

sind am Ende der Gärung<br />

häufig nicht mehr ausreichend<br />

lebende Hefezellen vorhanden,<br />

um die Gärung sicher zu Ende<br />

zu führen.<br />

Dass am Ende der Gärung<br />

zu wenig lebende Hefezellen<br />

vorhanden sind, um den Zucker<br />

vollständig in Alkohol<br />

umzuwandeln, kann auch andere<br />

Ursachen haben. So kann<br />

beispielsweise eine zu geringe<br />

Dosage an Reinzuchthefe dafür<br />

verantwortlich sein. Aber auch<br />

bei Spontangärungen ist die<br />

Ausgangspopulation an Saccharomyces<br />

cerevisiae so gering,<br />

dass bei hochgradigen Mosten<br />

am Ende der Gärung nicht ausreichend<br />

Hefezellen aktiv sind.<br />

Eine der wohl entscheidensten<br />

Ursachen ist die Ausgangstrübung<br />

des Mostes. Seit vielen Jahren<br />

werden Moste mithilfe von<br />

Pektinasen und Flotationsanlagen<br />

sehr stark vorgeklärt. Dadurch<br />

fehlen den Hefezellen die<br />

Trubpartikel, die sie als Vehikel<br />

benutzen, um sich gleichmäßig<br />

im Most zu verteilen und durch<br />

die entstehende Kohlensäure im<br />

Most zu bewegen. Versuche haben<br />

gezeigt, dass der Endvergärungsgrad<br />

signifikant mit dem<br />

Ausgangstrübungsgehalt zusammenhängt<br />

(Grafik 1).<br />

Gärstockungen<br />

beheben<br />

Um Gärstockungen zu beheben,<br />

ist es als erstes wichtig, die Ursache<br />

zu erkennen. Mit einem Blick<br />

ins Mikroskop ist leicht festzustellen,<br />

ob noch ausreichend aktive<br />

Hefezellen vorhanden sind.<br />

Ist dies der Fall, ist es häufig<br />

ausreichend, die Temperatur des<br />

Gärgebindes leicht anzuheben.<br />

Hierbei ist allerdings immer<br />

die Gefahr gegeben, dass sich<br />

Bakterien vermehren und der<br />

gärende Most in den biologischen<br />

Säureabbau rutscht. Maßnahmen<br />

wie eine pH-Wert-Absenkung<br />

durch den Zusatz von<br />

<strong>Wein</strong>säure oder der Einsatz von<br />

bakterienhemmenden Chitinpräparaten<br />

können das Risiko<br />

eines ungewollten Säureabbaus<br />

deutlich reduzieren. Im Falle<br />

eines bereits gestarteten biologischen<br />

Säureabbaus kann dieser<br />

nur noch durch den Zusatz von<br />

Lysozym gestoppt werden (deklarationspflichtig!).<br />

Inwieweit das Glukose-Fruktose-Verhältnis<br />

für Gärstockungen<br />

und einen Gär-Neustart von<br />

Bedeutung ist, ist in der Literatur<br />

umstritten. Eigene Erfahrungen<br />

haben aber gezeigt, dass ein<br />

Glukose-Fruktose-Verhältnis<br />

von kleiner 1:10 häufig bei Gärstockungen<br />

in der Endgärphase<br />

vorzufinden ist und eine Anhebung<br />

durch den Zusatz von Saccharose<br />

zur Erleichterung eines<br />

Neustarts führten. Der <strong>Wein</strong> verliert<br />

dadurch sein Prädikat und<br />

kann nur noch als Qualitätswein<br />

vermarktet werden, aber die<br />

wahre Qualität wird durch einen<br />

erfolgreichen Neustart gesichert.<br />

Sind nicht mehr ausreichend<br />

lebende Hefezellen im Most vorhanden<br />

(< 50 Mio. lebende Zellen/ml),<br />

hilft nur noch ein neuer<br />

Hefeansatz, um die Gärung wieder<br />

in Schwung zu bekommen.<br />

In der Literatur gibt es sehr viele<br />

verschiedene Rezepte, wie ein<br />

erfolgreicher Neustart einer stockenden<br />

Gärung ablaufen muss.<br />

Einig sind sich aber alle darüber,<br />

dass der nicht mehr gärende Most<br />

in jedem Fall vom Hefedepot abgezogen<br />

werden muss, bevor<br />

neue Hefe zugesetzt wird. Gleichzeitig<br />

muss die Temperatur auf<br />

18 bis 20 °C angehoben und auch<br />

gehalten werden. Teilweise wird<br />

der Zusatz von Hefezellwänden<br />

empfohlen, die gärhemmende<br />

Stoffe adsorbieren sollen.<br />

Wie bereits erwähnt, gibt es<br />

viele verschiedene Empfehlungen,<br />

entscheidend ist aber, dass<br />

die neue Hefe langsam an das<br />

Milieu des Problemweins angepasst<br />

wird. So muss eine gärstarke<br />

Saccharomyces bayanus-<br />

Hefe ausgewählt und mit mindestens<br />

50 g/hl angesetzt werden.<br />

Diese wird in der Regel in 38 bis<br />

40 °C warmem Wasser rehydriert<br />

und dann mit vorgewärmtem<br />

Traubenmost langsam angefüttert.<br />

Der Zusatz von inaktiven<br />

Hefen oder Hefeautolysaten zum<br />

Hefeansatz stärkt die Zellwände<br />

und macht die Hefen robuster<br />

gegenüber dem hohen Alkohol,<br />

der unter Umständen bereits im<br />

Problemwein vorhanden ist.<br />

Die sachgemäße Anzucht der<br />

Hefe ist viel entscheidender als<br />

die Wahl eines bestimmten Produkts,<br />

solange es sich um eine<br />

stark gärende Saccharomyces<br />

bayanus-Hefe handelt. Bei einem<br />

Versuch an der LWG wurden bei<br />

DIE RICHTIGE<br />

TEMPERATUR<br />

WÄHREND DER<br />

GESAMTEN<br />

VERGÄRUNG IST<br />

EIN WICHTIGER<br />

PUNKT<br />

Johannes Burkert<br />

einem 2018er Riesling, dessen<br />

Gärung ins Stocken geriet, acht<br />

verschiedene Hefen getestet, die<br />

von den jeweiligen Herstellern<br />

für diesen Zweck empfohlen<br />

wurden. Jede Hefe wurde genau<br />

nach den Vorgaben des jeweiligen<br />

Herstellers vorbereitet und<br />

hoch vermehrt. Wie in Grafik 2<br />

zu sehen ist, konnten alle Hefen<br />

die Gärung wieder in Schwung<br />

bringen und in den trockenen<br />

Bereich vergären, während die<br />

Kontrollvariante ohne neuen<br />

Hefeansatz bei 16 g/l Restzucker<br />

stecken geblieben ist.<br />

Bei einer anderen Versuchsreihe<br />

wurde ein in der Gärung<br />

stecken gebliebener Müller-<br />

Thurgau­ Most wiederbeimpft.<br />

Dabei konnten alle sieben Hefen<br />

den <strong>Wein</strong> bis auf unter 3 g/l<br />

Restzucker vergären, während<br />

die Kontrollvarianten mit durchschnittlich<br />

<strong>12</strong> g/l im halbtrockenen<br />

Bereich stehen geblieben ist.<br />

Gärstockungen<br />

vorbeugen<br />

Anhand der bereits aufgezählten<br />

Ursachen für Gärstockungen<br />

8 <strong>12</strong> | <strong>2022</strong>


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

GRAFIK 2: WIEDERBEIMPFUNG MIT STARKGÄRHEFEN NACH EINER GÄRSTOCKUNG<br />

Mostgewicht [g/L]<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

–3<br />

–4<br />

–5<br />

–6<br />

0 1 3 4 5 6 7 8 11 <strong>12</strong> 13 14 15 18 19 20<br />

Gärtage nach Wiederbeimpfung<br />

Vitiferm Bio Esprit<br />

Preziso Universal<br />

Anaferm 5<br />

Fermol Complet Killer<br />

SIHA 4<br />

Oenoferm Xtreme<br />

Lalvin EC1118<br />

Preziso Sekt<br />

Kontrolle<br />

lässt sich einfach ableiten, wie<br />

Gärprobleme verhindert oder<br />

zumindest minimiert werden<br />

können.<br />

Die richtige Temperatur während<br />

der gesamten Vergärung<br />

ist ein sehr wichtiger Punkt.<br />

Dies beginnt mit der exakten<br />

Einstellung der Temperatur bei<br />

der Rehydrierung der Hefe, der<br />

schrittweisen Anpassung der<br />

Temperatur des Hefeansatzes an<br />

die des gesamten Mostes, sowie<br />

die Starttemperatur des Gebindes.<br />

Zu Beginn des Herbstes kommen<br />

Moste häufig mit mehr als<br />

20 °C in den Keller und müssen<br />

vor dem Gärstart gekühlt<br />

werden, um eine zu stürmische<br />

Gärung zu unterbinden. Je kälter<br />

die Tage und Nächte im Laufe<br />

der <strong>Wein</strong>lese werden, desto kälter<br />

kommen die Moste in den<br />

Keller. Deshalb müssen die Moste<br />

am Ende der Lese häufig angewärmt<br />

werden, bevor die Hefe<br />

zugesetzt wird. Nur so können<br />

sich die Hefen gut vermehren<br />

und die Gärung problemlos verlaufen.<br />

Spätestens im letzten Gärdrittel<br />

muss die Temperatur leicht<br />

angehoben oder die Gärkühlung<br />

ausgeschaltet werden, um eine<br />

sichere Endgärung zu gewährleisten.<br />

Dies ist besonders wichtig,<br />

wenn die Kellertemperatur<br />

langsam absinkt. Denn je höher<br />

der Alkoholgehalt steigt, desto<br />

sensibler reagieren die Hefen auf<br />

eine Temperaturabsenkung.<br />

Die Einstellung der richtigen<br />

Trübung ist ein weiterer wichtiger<br />

Punkt. Je schwieriger die Bedingungen<br />

für die Hefen sind,<br />

desto trüber sollte der Most<br />

zu Gärbeginn sein. „Normale“<br />

Mostgewichte bis 90 °Oe, ausreichende<br />

Hefeeinsaat einer gut<br />

gärenden Hefe, sowie Gärtemperaturen<br />

> 17 °C können in der<br />

Regel auch mit sehr scharf vorgeklärten<br />

Mosten sicher vergoren<br />

werden. Sehr hohe Mostgewichte,<br />

schwach gärende Hefen oder<br />

Spontangärungen verlangen<br />

dagegen eine Mosttrübung von<br />

mindestens 300 NTU, wenn der<br />

<strong>Wein</strong> in den trockenen Bereich<br />

vergären soll (siehe Grafik 1).<br />

Die gute Nährstoffversorgung<br />

der Hefen ist Grundvoraussetzung<br />

für eine saubere Gärung,<br />

sowohl in sensorischer Hinsicht<br />

als auch in Bezug auf den<br />

Endvergärungsgrad. Schlecht<br />

versorgte Moste aus gestressten<br />

Rebanlagen oder hohen Erträgen<br />

müssen daher zusätzlich<br />

ausreichend mit Nährstoffen<br />

versorgt werden, um eine gute<br />

Gärung zu gewährleisten.<br />

Text: Johannes Burkert,<br />

Felix Baumann, Martin Justus<br />

Müller<br />

Bilder: LWG<br />

Johannes<br />

Burkert<br />

Felix Baumann und Martin Justus<br />

Müller arbeiten an der Bayerischen<br />

Landesanstalt für <strong>Wein</strong>bau<br />

und Gartenbau in Veitshöchheim.<br />

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<strong>12</strong> | <strong>2022</strong><br />

9


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

LED-BELEUCHTUNGSTECHNIK<br />

Röhren in Rente<br />

Über Nachhaltigkeit kann man reden oder etwas tun. Vor jeder Unternehmung<br />

steht jedoch die Frage, ob diese auch nachhaltig ist, also in wirtschaftlicher,<br />

ökologischer und/oder sozialer Hinsicht zu einer Verbesserung führt. Winzer<br />

Richard Grünewald aus Worms ist aktiv geworden und hat seine alten Leuchstoffröhren<br />

in Rente geschickt. Ein Praxisbericht.<br />

Farbwiedergabe wird als angenehm<br />

empfunden.<br />

Mit der Röhre wird der Starter<br />

gegen einen mitgelieferten Blindstarter<br />

gewechselt, der einfach<br />

die Starterkontakte überbrückt.<br />

Da das Vorschaltgerät verbleibt,<br />

verbraucht es weiterhin Strom,<br />

allerdings mit circa drei Watt erheblich<br />

weniger. Fachleute dürfen<br />

auch das Vorschaltgerät überbrücken<br />

und somit eine Wärmeund<br />

Fehlerquelle ausschalten.<br />

Wer mehr Licht will, kann in<br />

beiden Fällen LED-Röhren mit<br />

KOMPAKT<br />

Die Umrüstung von Leuchtstofflampen<br />

auf LED-Röhren<br />

lohnt sich bereits ab einer<br />

wöchentlichen Brenndauer<br />

von drei Stunden. Beginnen<br />

sollte man dort, wo die Lampen<br />

am häufigsten brennen.<br />

Mit Bewegungsmeldern<br />

lassen sich Betriebsstunden<br />

reduzieren. Stromsparendes<br />

LED-Licht ist wirtschaftlicher<br />

und ökologischer, die sofortige<br />

Helligkeit komfortabler<br />

und die natürlichere Farbwiedergabe<br />

erleichtert die<br />

Arbeit und ermüdet weniger.<br />

Leuchtstofflampen, umgangssprachlich<br />

auch<br />

Neonröhren genannt,<br />

waren lange die Standardbeleuchtung<br />

in vielen Hallen, Kellern<br />

und Betriebsräumen. Während<br />

stromfressende Halogen-<br />

Scheinwerfer schon häufig durch<br />

sparsame LED-Fluter ersetzt<br />

wurden, sind die als sparsam geltenden<br />

Leuchtstoffröhren nach<br />

wie vor verbreitet. Doch auch sie<br />

sind längst reif für die Rente.<br />

Verborgene<br />

Stromfresser<br />

Gängige T8-Leuchtstofflampen<br />

verbrauchen mehr Strom als die<br />

bekannten 58 W bei 1,50 m Länge,<br />

da ältere Konventionelle Vorschaltgeräte<br />

(KVG) in den Fassungen<br />

nochmals 13 W schlucken,<br />

wodurch sich der Verbrauch<br />

auf 71 W pro Röhre summiert.<br />

Hat die Fassung einen<br />

Starter, so ist in der Regel ein<br />

KVG als Drossel verbaut, seltener<br />

findet sich ein Verlustarmes Vorschaltgerät<br />

(VVG mit 7 W Verlustleistung).<br />

In beiden Fällen ist eine Umrüstung<br />

auf LED-Röhren mit derzeit<br />

24 W schnell und einfach<br />

möglich. Modernere Fassungen<br />

ohne Starter enthalten Elektronische<br />

Vorschaltgeräte (EVG) und<br />

müssen ausgetauscht oder vom<br />

Fachmann umgerüstet werden.<br />

Alte Leuchtstoffröhren können getrost in Rente<br />

geschickt werden.<br />

Ein Austausch der kompletten<br />

Leuchte ist immer möglich. Fassung<br />

samt Röhre verursachen<br />

Materialkosten von rund 35 Euro<br />

pro Stück (25 Euro für die Leuchte<br />

1,5 m plus rund zehn Euro<br />

LED-Röhre 24 W, 2450 Lumen,<br />

4000 Kelvin). Ein Tausch bietet<br />

sich an bei EVGs, wenn die<br />

Leuchten in die Jahre gekommen<br />

sind oder zum Beispiel noch keine<br />

Abdeckung haben.<br />

Röhren umrüsten darf der Laie<br />

bei KVGs und VVGs (kenntlich<br />

an den Startern in der Fassung).<br />

LED-Röhren mit 24 W kosten im<br />

Fachhandel rund zehn Euro brutto.<br />

Sie sind mit 2450 Lumen so<br />

hell wie Leuchtstofflampen, starten<br />

aber sofort und ihre bessere<br />

WIE IMMER GILT<br />

ES, SICH VON<br />

ALTEN NUTZUGS-<br />

GEWOHNHEITEN<br />

ZU LÖSEN<br />

Richard Grünewald<br />

28 W und 4200 Lumen verwenden.<br />

Sie kosten im Fachhandel<br />

etwa 20 Euro, haben aber auch<br />

die doppelte Lebenserwartung.<br />

Amortisation nach zwei<br />

bis drei Jahren<br />

Ob sich Leuchtentausch oder<br />

Röhren-Umrüstung rechnen,<br />

hängt vor allem von ihrer jähr-<br />

Praxisbeispiel<br />

LED-Leuchten im Flaschenlager<br />

Das Flaschenlager unseres Autors wurde wöchentlich an<br />

drei Verkaufstagen jeweils ein- bis zehnmal für einige Minuten<br />

betreten, um dort für Kunden <strong>Wein</strong>kisten zu holen.<br />

Um nicht jedes Mal zu warten, bis die Leuchtstofflampen<br />

gezündet hatten, wurde diese morgens ein- und abends<br />

ausgeschaltet (tägliche Brenndauer vier bis acht Stunden).<br />

Mit dem Austausch der Leuchtstoffleuchten gegen LED<br />

vor fünf Jahren wurde ein höherwertiger Bewegungsmelder<br />

für 80 Euro verbaut. Im Ergebnis wird die LED-Beleuchtung<br />

nun jeweils für fünf bis 15 Minuten eingeschaltet,<br />

was die tägliche Brenndauer im Schnitt von sechs<br />

Stunden auf 50 Minuten reduzierte. Die zusätzliche Investition<br />

des Bewegungsmelders verkürzte die Amortisationszeit<br />

der Umrüstung nochmals. Den Komfort, sich mit<br />

Flaschenwagen oder vollen Händen nicht mehr nach dem<br />

Lichtschalter strecken zu müssen, möchte man schnell<br />

nicht mehr missen<br />

10 <strong>12</strong> | <strong>2022</strong>


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

lichen Brenndauer ab. Hierzu ein<br />

Rechenbeispiel für den Austausch<br />

der kompletten Leuchten:<br />

→ In einem Flaschenlager<br />

brennen sechs Röhren à 71 W<br />

täglich drei Stunden an fünf Tagen<br />

die Woche. Jährlich verbrauchen<br />

sie 320 kWh, was (bei 32<br />

Cent/kWh) 102,24 Euro kostet.<br />

→ Sechs LED-Röhren mit 24 W<br />

verbrauchen jährlich 108 kWh,<br />

was 34,56 Euro kostet.<br />

→ Die jährliche Einsparung<br />

liegt in diesem Lager bei 67,68<br />

Euro.<br />

→ Die Materialkosten für einen<br />

Austausch der kompletten<br />

Leuchten liegen bei 210 Euro<br />

(6 x 35 Euro) und haben sich<br />

nach 3,1 Jahren amortisiert.<br />

→ Danach werden jährlich<br />

rund 68 Euro gespart.<br />

→ Liegt die tägliche Brenndauer<br />

nicht bei drei sondern bei fünf<br />

Stunden, so verkürzt sich der<br />

Amortisationszeitraum auf 1,55<br />

Jahre.<br />

Wenn sich schon der Tausch<br />

der kompletten Leuchten in allen<br />

Fällen rechnet, in denen das Licht<br />

wöchentlich mehr als zehn Stunden<br />

brennt, so sieht die Kalkulation<br />

beim Umrüsten der Röhren<br />

noch günstiger aus. Da mit zehn<br />

Euro statt 35 Euro weniger als ein<br />

Drittel Materialkosten pro Lampe<br />

anfallen, ist der Röhrentausch<br />

überall dort sinnvoll, wo das<br />

Licht wöchentlich mindestens<br />

drei Stunden brennt – und das ist<br />

oft der Fall.<br />

Die investierte Arbeitszeit wird<br />

durch die eingesparten Stromkosten<br />

(siehe oben 68 Euro im<br />

Jahr) gut bezahlt. Und mit steigenden<br />

Strompreisen wird diese<br />

Dividende Jahr für Jahr etwas<br />

größer werden.<br />

Sparsamen Menschen widerstrebt<br />

es womöglich, eine Leuchte<br />

wegzuwerfen, die einmal Geld<br />

gekostet hat und noch funktioniert.<br />

Dabei wird übersehen, dass<br />

eigentlich nur noch ein kleiner<br />

Rest entsorgt wird. Nimmt man<br />

an, dass eine Leuchte 25 Jahre<br />

funktioniert, aber schon 20 Jahre<br />

im Einsatz ist, so wirft man nur<br />

noch fünf Jahre Restlaufzeit, also<br />

20 % weg.<br />

Bewegungsmelder<br />

als Spar-Booster<br />

Da LED-Röhren schaltfest sind<br />

und sofort in voller Helligkeit<br />

leuchten, erlauben sie auch den<br />

Einsatz von Bewegungs- oder<br />

Präsenzmeldern. Dadurch lassen<br />

sich die jährliche Brenndauer<br />

und somit Verbrauch und Kosten<br />

nochmals erheblich senken – oft<br />

bei einem Gewinn an Komfort.<br />

Das Einsparpotenzial, das die<br />

Kombination von LED-Beleuchtung<br />

mit Bewegungsmeldern<br />

darstellt, lässt sich auch in großen<br />

oder verzweigten Räumen nutzen,<br />

wenn die Beleuchtung in<br />

mehrere Bereiche aufgeteilt wird<br />

und nur dort brennt, wo auch gearbeitet<br />

wird.<br />

Text: Richard Grünewald<br />

Bild: Richard Grünewald<br />

Richard<br />

Grünewald<br />

ist Inhaber des <strong>Wein</strong>guts Grünewald<br />

& Schnell in Worms-Horchheim<br />

und immer auf der Suche<br />

nach Verbesserungsmöglichkeiten<br />

in <strong>Wein</strong>berg und Keller.


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

TRAUBENPRESSEN<br />

Tipps für die Anschaffung<br />

Der Pressenkauf will gut überlegt sein, denn die Investitionskosten sind nicht unerheblich. Bernhard<br />

Schandelmaier gibt daher Tipps zur Auswahl einer geeigneten Presse.<br />

KOMPAKT<br />

Membranpressen sind seit<br />

vielen Jahren auf dem Markt<br />

etabliert, wurden ständig<br />

weiterentwickelt und verbessert.<br />

Beim Pressenkauf gilt<br />

es sorgsam abzuwägen.<br />

Neben dem Preis sind weitere<br />

wichtige Faktoren wie<br />

Service, schonende Befüllund<br />

Entleerungseinrichtungen<br />

und Sonderausstattungen zu<br />

berücksichtigen. Die Hardware<br />

der Pressen ist ausgereift.<br />

Die neueste Entwicklung<br />

ist die winzerfreundliche<br />

Bedienung durch eine menügeführte<br />

Steuerung. Zwischen<br />

leichterer Bedienung, Rei nigung<br />

und kürzeren Tagen<br />

durch größere Presskapazität<br />

kann bei einer Neuanschaffung<br />

die Freude an der<br />

Arbeit im Herbst deutlich<br />

ansteigen.<br />

Die Pressengrößen sind sehr variabel, auch kleine Pressen leisten ihren Dienst.<br />

Hohe Investitionskosten<br />

bei langer Nutzungsdauer<br />

machen<br />

den Pressenkauf zu einer gewichtigen<br />

Entscheidung. Eine Presse<br />

hält gut und gerne ein halbes<br />

Arbeitsleben oder länger. Weltweit<br />

besitzen nahezu alle Winzer<br />

pneumatische Membranpressen.<br />

Das Funktionsprinzip der Membranpressen<br />

hat sich in den vergangenen<br />

35 Jahren bewährt.<br />

Eine Neuanschaffung ist deshalb<br />

meist weniger dem technischen<br />

Fortschritt geschuldet, sondern<br />

ergibt sich aus dem Flächenwachstum<br />

eines Betriebs.<br />

Auf die Größe<br />

kommts an<br />

Läuft die Presse im Herbst fünf<br />

Mal pro Tag ist es an der Zeit,<br />

über eine Neuanschaffung nachzudenken.<br />

Dabei gilt folgende<br />

Faustformel: Die Pressenkapazität<br />

sollte groß genug sein, in 20<br />

Lesetagen mit nur zwei Pressvorgängen<br />

pro Tag die Ernte bergen<br />

zu können. So gelten inzwischen<br />

EINE PRESSE<br />

HÄLT GUT UND<br />

GERNE EIN<br />

HALBES<br />

ARBEITSLEBEN<br />

Bernhard Schandelmaier<br />

für Betriebe ab 20 ha Pressenvolumina<br />

von 5000 Litern und<br />

mehr als durchaus sinnvoll.<br />

Durch eine große Presse steigen<br />

die önologischen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für Maischestandzeiten<br />

und der Spielraum<br />

für längere Presszeiten ohne<br />

dabei bei der <strong>Wein</strong>lese zu stark<br />

unter Zeitdruck zu geraten. Eine<br />

Neuanschaffung einer Presse<br />

bietet Gelegenheit, bei der Traubenverarbeitung<br />

ganzheitlich<br />

wichtige Bausteine für Qualität<br />

umzusetzen.<br />

Gute Verarbeitung, einfache<br />

Reinigung, leichte Befüllung und<br />

Entleerung, Komfort bei der Bedienung<br />

und Programmierung<br />

der Pressprogramme, besonders<br />

aber schneller und zuverlässiger<br />

Service während der Ernte sind<br />

wichtig und gegen den Kaufpreis<br />

abzuwägen. Dieser richtet sich<br />

auch nach den Extras, die mit<br />

der Presse bestellt werden.<br />

Grundsätzlich haben kompakte<br />

Bauweisen mit großen<br />

Trommeldurchmessern lange<br />

Saftablaufkanäle und damit geringere<br />

Trubgehalte im Most.<br />

Der schnellste Mostablauf aus<br />

Traubenmaische ergibt sich,<br />

<strong>12</strong> <strong>12</strong> | <strong>2022</strong>


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

wenn möglichst wenig Druck<br />

ausgeübt wird. Wird zu Beginn<br />

der Pressung ein überhöhter<br />

Druck auf die Maische ausgeübt,<br />

kommt es zum Verstopfen der<br />

Ablaufwege und zur Zerstörung<br />

der Drainagekanäle im Innern<br />

der Maische.<br />

Andererseits führt zu geringe<br />

Vorentsaftung bei einem hohen<br />

Grad an Mazeration, besonders<br />

bei maischevergorenem Dornfelder<br />

oder erhitzten Rot-Mosten,<br />

zu extremen Pressproblemen, oft<br />

mit vollständiger Blockung der<br />

Presse. Nur viel Geduld und möglichst<br />

geringer Pressdruck helfen,<br />

dieses Problem zu umschiffen.<br />

Neu oder doch<br />

lieber gebraucht?<br />

TAB. 1: FAKTOREN FÜR DEN ERFOLG BEIM PRESSEN<br />

Die Entscheidung, ob Neu- oder<br />

Gebrauchtmaschine, ist individuell<br />

abzuwägen. Eine kostengünstigste<br />

Lösung ist für Betriebe<br />

mit geringer Liquidität zu<br />

empfehlen, insbesondere wenn<br />

bereits ein mit hohen Zinsen<br />

verbundener Dispositionskredit<br />

in Anspruch genommen wird. Ist<br />

dagegen die Liquidität hoch und<br />

wird bereits ein Spitzensteuersatz<br />

von 42 Prozent plus Solidaritätszuschlag<br />

und Kirchensteuer abgeführt,<br />

halbieren sich die Fixkosten<br />

durch die Gewinnminderung.<br />

Die geringen Mehrkosten<br />

relativieren sich. Je nach Alter,<br />

Größe und Zustand der Maschine<br />

schwanken die Preise für eine<br />

gebrauchte Presse zwischen 6000<br />

und 30.000 Euro. Bis 3000 Liter<br />

Volumen ist die Auswahl in den<br />

einschlägigen Internetportalen<br />

groß, größere Pressen sind weniger<br />

häufig zu finden.<br />

Gebrauchte Maschinen werden<br />

häufig im Werk überholt und<br />

dann wieder zum Kauf angeboten.<br />

Bei älteren Maschinen sind<br />

die Elektronik und die Membran<br />

die größten Schwachstellen. Sind<br />

diese neu, laufen die Maschinen<br />

meist ohne Komplikationen weiter.<br />

Nach längeren Laufzeiten<br />

können auch Antriebskette, Motorbremse<br />

und Kompressor oder<br />

Absauggebläse einer Erneuerung<br />

bedürfen. Auch die Ersatzteilversorgung<br />

sollte vorab geprüft<br />

werden.<br />

Ausstattung<br />

der Presse<br />

Pektinabbau Vorentsaftung Dicke des Maischekuchens Druck<br />

• Ideale Struktur der<br />

Maische ähnelt einem<br />

Schwamm<br />

• Beerenzellen müssen<br />

geöffnet sein<br />

• Botrytis bringt<br />

Schwierigkeiten<br />

• Vorentsaftung erleichtert<br />

die Pressung<br />

• Trockenere Maische<br />

hat mehr Saftkanäle<br />

• Kämme erleichtern<br />

den Saftfluss<br />

Je länger der Weg durch die<br />

Maische,<br />

• desto länger braucht der<br />

Saft um abzufließen,<br />

• desto besser die Siebwirkung<br />

der Maische und<br />

Klärung des Saftes<br />

Sinnvolle Extras und Ausstattungsmerkmale<br />

sind: Tresteraustragelemente<br />

unter der<br />

Membrane zur schnellen Ent-<br />

• beschleunigt die Geschwindigkeit<br />

des Saftablaufs<br />

• max. Druck begrenzt Drainagewege<br />

innerhalb der<br />

Maische<br />

• Saftablaufflächen müssen<br />

frei bleiben<br />

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<strong>12</strong> | <strong>2022</strong><br />

13


...KELLEREITECHNOLOGIE...<br />

TAB. 2: EXEMPLARISCHE KOSTEN EINER WEINPRESSE (OHNE STROM, DA NAHEZU IDENTISCH),<br />

GEPRESSTE WEINMENGE: 150.000 LITER<br />

Neue Presse<br />

ohne Förderung<br />

Neue Presse<br />

mit Förderung 20%<br />

Neue Presse<br />

mit Förderung 30%<br />

Gebrauchte Presse<br />

Presse 5000 l 5000 l 5000 l 5000 l 3000 l<br />

Anschaffungswert Brutto 75.000 € 75.000 € 75.000 € 25.000 € 15.000 €<br />

Anschaffungswert<br />

Netto<br />

Anschaffungswert<br />

Netto nach Förderung<br />

Anschaffungswert Brutto<br />

nach Förderung<br />

63.025 € 63.025 €<br />

50.420 € 44.118 €<br />

60.000 € 52.500 €<br />

Zinssatz 3 % 3 % 3 % 3 % 3 %<br />

Nutzungsdauer 20 Jahre 20 Jahre 20 Jahre 10 Jahre 10 Jahre<br />

Fixkosten<br />

AfA 3750 € 3000 € 2625 € 2500 € 1500 €<br />

Zins 1<strong>12</strong>5 € 900 € 788 € 375 € 225 €<br />

Reparaturkosten 500 € 500 € 500 € 700 € 700 €<br />

Summe 5375 € 4400 € 3913 € 3575 € 2425 €<br />

Summe 0,036 €/l 0,029 €/l 0,026 €/l 0,024 €/l 0,016 €/l<br />

Gebrauchte Presse<br />

Ein wichtiger Punkt bleibt nach<br />

wie vor die leichte Reinigung<br />

einer Presse<br />

leerung, Antriebsmotor mit<br />

variabler Drehgeschwindigkeit,<br />

Reinigungssysteme, Trichter,<br />

Gestellerhöhungen, pneumatisch<br />

betätigte Einfüllöffnung, Fernbedienungen,<br />

sowie Tresterwanne<br />

oder Trestertransportsysteme.<br />

Ein seitlicher Laufsteg als<br />

Arbeitsplattform erleichtert bei<br />

größeren Pressen die Befüllung<br />

und Reinigung. Größere oder<br />

angepasste Saftwannen mit<br />

Überlaufschutz verhindern in<br />

der Hektik der Lese ein Überlaufen.<br />

Gleiches gilt auch für eine<br />

Druckwarneinrichtung für die<br />

Zentralbefüllung. Mit einer motorisierten<br />

Presse, entweder in<br />

Form elektrischen Fahrantriebs<br />

oder mittels motorisierter Fahrrollen,<br />

lassen sich im Kelterhaus<br />

flexible Verarbeitungsstränge<br />

verwirklichen.<br />

Geschlossene Pressen haben<br />

an Stelle von Schlitzen im Presszylinder<br />

innenliegende Saftablaufkanäle,<br />

die auf einer Seite<br />

des Presszylinders in eine Wanne<br />

führen. Als Vorteil ergibt sich,<br />

dass die Tresterabführung fest<br />

unter der Presse installiert werden<br />

kann. Die Reinigung dieser Pressen<br />

ist leichter als meist gedacht<br />

(geringe Menge Lauge in der geschlossenen<br />

Presse 15 Minuten<br />

rotieren lassen – dann neutralisieren).<br />

Hinsichtlich der Abdichtung<br />

muss unterschieden werden<br />

zwischen Tankpressen, die eine<br />

hermetisch schließende Tür haben,<br />

und solchen die zwar eine<br />

geschlossene Trommel haben,<br />

aber keine dicht schließende Tür.<br />

Wichtigstes Argument für die<br />

Anschaffung einer geschlossenen<br />

Presse ist, dass auch bei vollständiger<br />

Befüllung eine schonende<br />

Maischestandzeit in der Presse<br />

möglich ist. Eine Alternative dazu<br />

wäre bei Vollernterlesegut die<br />

Maischestandzeit im Maischewagen.<br />

Qualitätsorientierte Betriebe<br />

kaufen eher geschlossene Pressensysteme,<br />

während kostenorientierte<br />

Betriebe geschlitzte<br />

Pressen vorziehen. Die offene<br />

Presse presst schnell und ohne<br />

größere Eingriffsmöglichkeiten<br />

und ist so ideal für eine einfache<br />

Vorgehensweise. Manche Hersteller<br />

bieten inzwischen offene<br />

Pressen an, die auch als Tankpresse<br />

genutzt werden können.<br />

Deren Schlitze werden mit abnehmbaren<br />

Blechen verschlossen<br />

und mit wenigen Handgriffen<br />

sind die außen am Presskorb angebrachten<br />

Saftkanäle montiert.<br />

So wird aus einer halboffenen<br />

Presse, eine Presse mit innenliegenden<br />

Saftkanälen. Je nach<br />

Bedarf ist also ein Pressen mit<br />

offenem oder geschlossenem<br />

System möglich.<br />

Reinigung und<br />

Tresterförderung<br />

Pressen sind – insbesondere<br />

bei hohen Temperaturen – eine<br />

große Kontaminationsquelle für<br />

Moste. Tresterrückstände haften<br />

an der Verbindung von Presstuch<br />

zu Trommel oder an den Saftkanälen<br />

und bieten Hefen und<br />

Bakterien Lebensraum. Eine reinigungsgerechte<br />

Gestaltung von<br />

Bauteilen, das sogenannte „Hygienische<br />

Design“, wird heute angestrebt<br />

und macht eine wichtige<br />

Verbesserung neuer Pressen aus.<br />

Bei Edelstahl garantieren besonders<br />

glatte Oberflächen die<br />

beste Reinigung und Korrosionsbeständigkeit.<br />

Fachgerecht<br />

geschliffene, gebeizte oder elektropolierte<br />

Edelstahloberflächen<br />

sind gestrahlten Oberfläche überlegen.<br />

Viele Presstrommeln werden<br />

außen geschliffen, innen 3Dpoliert,<br />

die innenliegenden Saftkanäle<br />

oft sogar elektropoliert.<br />

Am einfachsten ist die Reinigung<br />

offener Pressen. Bei<br />

geschlossenen Pressen ist die<br />

Demontage innenliegender<br />

Saftkanäle bei neuen Modellen<br />

rascher und einfacher zu bewerkstelligen,<br />

oft ist ein Aufklappen<br />

der innenliegende Saftkanäle<br />

mit Schnellverschlüssen zur<br />

Reinigung möglich. Bei manchen<br />

Pressen können die Siebe in beliebiger<br />

Kombination eingebaut<br />

werden, somit entfällt die lästige<br />

Suche nach dem richtigen Ort<br />

beim Einbau der Kanäle.<br />

Fernsteuerung der Presse,<br />

klappbare Seitenteile und eine<br />

große Tür beschleunigen die Reinigung.<br />

Bei den meisten Pressen<br />

ist eine Zwischenreinigung ohne<br />

Demontage der Kanäle möglich.<br />

Auf das Ende der Saftablaufkanä-<br />

14 <strong>12</strong> | <strong>2022</strong>


GEBRAUCHTE<br />

MASCHINEN<br />

WERDEN HÄUFIG<br />

IM WERK<br />

ÜBERHOLT UND<br />

DANN WIEDER<br />

ZUM KAUF<br />

ANGEBOTEN<br />

Bernhard Schandelmaier<br />

le wird der Schlauch eines in die<br />

Presse integrierten Hochdruckreinigers<br />

mit einer 360 °-Düse in<br />

den Saftkanal eingeschoben und<br />

damit die meisten Tresterreste<br />

ausgetragen.<br />

Das Schaufeln der Trester<br />

sollte der Vergangenheit angehören.<br />

Am schnellsten läuft die<br />

Direktbeschickung des Trestertransporters<br />

ab, wenn die Presse<br />

etwas erhöht auf einem Podest<br />

steht. Dies scheitert allerdings<br />

oft an mangelnder Raumhöhe<br />

und dem Wunsch nach Maischegärbehältern,<br />

die über der Presse<br />

positioniert sein sollen.<br />

Der Trestertransport mit Förderschnecke<br />

oder Tresterband ist<br />

mit einem höheren Reinigungsaufwand<br />

und Kosten verbunden,<br />

garantiert andererseits aber einen<br />

zügigen Abtransport bei geringem<br />

Raumhöhenbedarf. Für viele<br />

stellt der Trestertransport mit<br />

Stapler und Tresterwanne einen<br />

guten Kompromiss dar. Eine<br />

mechanische, hydraulische oder<br />

elektromechanische Tresterkippwanne<br />

in Edelstahlausführung<br />

für Stapler kann mit einem Einfülltrichter<br />

auch zur Entleerung<br />

von vergorener Maische aus Rotweinmaischegärtanks<br />

genutzt<br />

werden.<br />

Kühlung<br />

und Inertgas<br />

Hintergrundinfos<br />

Fördermöglichkeiten<br />

Nahezu alle Hersteller können<br />

die Pressen heute individuell je<br />

nach Kundenwunsch mit Kühlplatten<br />

und Inertgasüberlagerung<br />

ausstatten. Zur Kühlung<br />

werden auf dem Behältermantel<br />

der Presse lasergeschweißte Pillow-Plates<br />

angebracht (auch in<br />

nach außen gedämmter und gekapselter<br />

Form erhältlich). Auch<br />

Kühlung entlang innenliegender<br />

Saftkanäle ist möglich. Der Kühlmantel<br />

wird mit kaltem Wasser<br />

oder Kühlmittel beschickt.<br />

Der Wärmeübergang in einem<br />

Feststoff-Flüssigkeits-Gemisch<br />

ist schlechter als in Flüssigkeit<br />

und so ist die Kühlung von Maische<br />

langsamer als die von Most.<br />

Pro Stunde kann der Presseninhalt<br />

um ungefähr 1 °C gekühlt<br />

werden. Dies ist, besonders bei<br />

wärmerem Lesegut, langen Maischestandzeiten<br />

oder Pressdauer,<br />

ein entscheidender Vorteil.<br />

Die Europäische Union unterstützt über die einheitliche<br />

gemeinsame Marktorganisation (GMO) VO (EG) Nr.<br />

1308/2013 die Anpassungen des <strong>Wein</strong>sektors an die geänderten<br />

Rahmenbedingungen und Marktverhältnisse. Gefördert<br />

werden der Kauf neuer Maschinen (zum Beispiel<br />

<strong>Wein</strong>pressen) und Anlagen. Die Einzelheiten zum Förderverfahren<br />

(wie Antragsformulare, Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

etc.) sind in Rheinland-Pfalz auf der Internetseite<br />

der Bewilligungsbehörde erhältlich: www.dlr-mosel.rlp.<br />

de. In Baden-Württemberg und Hessen werden die Förderverfahren<br />

von den zuständigen Regierungspräsidien<br />

betreut. Vergleichbare Angebote gibt es auch in den anderen<br />

Bundesländern.<br />

Ziel des Pressens unter Inertgas ist der Schutz oxidationsempfindlicher<br />

Aromen im Most.<br />

Das Ziel des Pressens unter Inertgas<br />

ist der Schutz oxidationsempfindlicher<br />

Aromen im Most.<br />

Auch der abfließende Most kann<br />

automatisch konstant mit Stickstoff<br />

überlagert werden. Die<br />

technischen Lösungen zur Inertgasüberlagerung<br />

sind vielfältig,<br />

anwendbar ist dieses System<br />

nur bei geschlossenen Presssystemen.<br />

Die Sauerstoffkonzentrationen<br />

im Most sind bei einer<br />

Inertgaspresse deutlich geringer<br />

als bei einer Standardpresse.<br />

Die Inertgaspresse kann die<br />

Basis sein für einen konsequent<br />

reduktiven <strong>Wein</strong>ausbau, der zu<br />

Sauvignon blanc-<strong>Wein</strong>en mit<br />

bestechender grüner und tropischer<br />

Aromatik führt. Da ein<br />

konsequent reduktives Arbeiten<br />

für die meisten Rebsorten allerdings<br />

umstritten ist und nicht in<br />

allen Fällen nur Vorteile aufweist,<br />

besteht in Deutschland eher ein<br />

geringes Interesse an der Inertgas-Technik.<br />

Steuerung der<br />

Traubenpresse<br />

Günstige Einstiegsmodelle besitzen<br />

zur Vereinfachung der Bedienung<br />

und Kostenreduzierung<br />

eine Steuerung mit nur wenigen<br />

voreingestellten Pressprogrammen.<br />

Sonst gilt: Moderne Digitaltechnik<br />

hat die Pressensteuerung<br />

benutzerfreundlich gemacht.<br />

Nur für den Fall der Fälle, wenn<br />

die Software streikt und in der<br />

Presse die Maische steht, sollte<br />

ein Notsteuerungsmenü den<br />

Pressenbetrieb aufrechterhalten<br />

können.<br />

Moderne Digitaltechnik erlaubt<br />

das Aufspielen neuer Programme<br />

oder eine Vorab-Diagnose<br />

via Fernwartung über den<br />

PC. Heutige Pressen sind mit<br />

Touch-Displays durch die Visualisierung<br />

winzerfreundlich<br />

geworden. Die Menüführungen<br />

sind intuitiv. Dies macht es leicht,<br />

die Vielfalt an voreingestellten<br />

oder auch selbst entworfenen<br />

Programmen auch in der Praxis<br />

zu nutzen.<br />

Selbstoptimierende<br />

Programme<br />

Bei selbstoptimierenden Programmen<br />

wählt der Winzer den<br />

gewünschten Auspressgrad, danach<br />

wird der Pressvorgang je<br />

nach Lesegut vollautomatisch<br />

dem Saftfluss angepasst. Diese<br />

Steuerungsprogramme, die den<br />

Presszyklus automatisch auf<br />

geringe Presszeit bei optimaler<br />

Ausbeute gestalten, interessieren<br />

bislang vor allem technikbegeisterte<br />

Winzer.<br />

Text: Bernhard Schandelmaier<br />

Bilder: Bernhard Schandelmaier<br />

Bernhard<br />

Schandelmaier<br />

arbeitet am Dienstleistungszentrum<br />

Ländlicher Raum (DLR)<br />

Rheinpfalz in Neustadt an der<br />

<strong>Wein</strong>straße.<br />

<strong>12</strong> | <strong>2022</strong><br />

15


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