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Reportage<br />
mieren, dirigierte in der Radio City Music Hall sowie<br />
im Lincoln Center in New York und übertrug die Filmmusik<br />
von Hans Zimmer in eine Partitur für das 21 st<br />
Century Orchestra, rein nach Gehör notabene. «Ich<br />
lebe im Hier und Jetzt», so seine Antwort auf die Frage,<br />
wie er mit all dem umgehe. Er, der ein Tagespensum<br />
bestreitet, bei dem andere nach wenigen Wochen in die<br />
Reha müssten, mit zum Teil kaum nachvollziehbaren<br />
Wechseln. Kaum zurück von einer Aufführung in London,<br />
dirigiert er einen Chor in der Hofkirche mit gregorianischen<br />
Gesängen oder einem Laienchor. Da liegen<br />
Welten dazwischen, für Wicki offenbar kein Problem.<br />
<strong>Das</strong> ist in der Tat nur zu schaffen, wenn man im Hier<br />
und Jetzt verankert ist, quasi ZEN in Perfektion. Dennoch:<br />
Woher dieser Tatendrang mit diesem immensen<br />
Pensum, mit Reisen zu den grossen Namen des Filmgeschäfts?<br />
«Ich bin wohl ständig auf der Flucht vor meinem<br />
eigenen Leben», so seine ehrliche und auch äusserst<br />
verblüffende Antwort. Ein Schicksalsschlag habe<br />
ihm aber nun aufgezeigt, dass er mehr Zeit brauche,<br />
auch um Musik zu schreiben, idealerweise für einen<br />
Film. «<strong>Das</strong> ist noch mein Traum.»<br />
DEN TRAUM LEBEN<br />
Nach eineinhalb Stunden Gespräch mit diesem Vollblutdirigenten<br />
ist man vollkommen erschlagen von der<br />
Fülle, von den grossen Namen, von diesem unglaublichen<br />
Lebenslauf, den viele in seiner Nähe wohl nicht<br />
ganz begreifen, einfach weil er nicht so wirkt wie ein<br />
Mensch, der all dies erlebt und geleistet hat. Mit dem<br />
21 st Century Orchestra gingen die Türen auf für die<br />
internationale Welt des Filmgeschäfts. Plötzlich riefen<br />
die grossen Studios und Orchester an, wollten ihn,<br />
den einfachen Mann aus Luzern, für Auftritte, Weltpremieren<br />
und Aufnahmen. Wicki lebt seinen Traum<br />
und hat noch viele Ideen, die in seinem Büro sichtbar<br />
herumliegen. Die nächsten Konzerte mit dem 21 st Century<br />
Orchestra sind geplant, viele Tickets verkauft,<br />
Vorstellungen bereits ausverkauft. Dort kann man live<br />
erleben, wie Wicki Bild und Ton verschmelzen lässt<br />
oder die Werke berühmter Filmmusikkomponisten<br />
konzertant präsentiert. Dann ist er in seiner Welt, im<br />
Hier und Jetzt. Auf ihn warten noch viele Projekte und<br />
hoffentlich viele Jahre und dafür: Möge die Macht mit<br />
ihm sein.<br />
In den Abbey Road Studios hat Ludwig Wicki<br />
die Aufnahmen für mehrere Kinofilme<br />
dirigiert. In seinem Büro stapeln sich derweil<br />
Partituren und Material für neue Projekte.<br />
FOTO LINKS: ZVG/FOTO OBEN: CLAUDIO BRENTINI<br />
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SEESICHT 2/23<br />
www.seesichtmagazin.ch
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