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Soziales Engagement muss Kreise ziehen

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<strong>Soziales</strong> <strong>Engagement</strong> <strong>muss</strong> <strong>Kreise</strong> <strong>ziehen</strong><br />

Als bei den Schülern des Emmy-Noether-Gymnasiums in Berlin Köpenick die Idee<br />

aufkam, ein Expertengespräch über Ursachen und Folgen der aktuellen Finanzkrise zu<br />

organisieren, war sofort klar, wer den Fachvortrag zu diesem Thema halten sollte. Elke<br />

Schwedmann, Risikokreditmanagerin der Deutschen<br />

Bank ist für die Schülerschaft, die Eltern und das<br />

Kollegium keine Unbekannte. Neben ihrer<br />

beruflichen Tätigkeit kommt sie regelmäßig an ‚ihre’<br />

Schule im äußersten Südosten der Stadt, um als<br />

Ansprechpartnerin, Ratgeberin und Ideengeberin für<br />

Schüler, Lehrer und Eltern zur Verfügung zu stehen.<br />

„Ich bin da. Nutzt das aus“. Mit diesen Worten<br />

stellte sie sich bei den verschiedenen Gremien und<br />

Statusgruppen vor.<br />

Ein offenes Ohr und ein ehrliches Wort<br />

Als Elke Schwedmann sich für die Teilnahme an dem<br />

Programm Partners in Leadership entschied, war sie<br />

gerade vom Ruhrgebiet nach Berlin gezogen. Ihr soziales<br />

<strong>Engagement</strong> war für sie die beste Möglichkeit, die Stadt<br />

und ihre Menschen kennen zu lernen. Im Austausch mit<br />

dem Schulleiter Jürgen Vinzelberg wurde schnell klar, dass<br />

der Kern der Zusammenarbeit nicht darin bestehen<br />

konnte, Managementinstrumente an der Schule zu<br />

verankern. „Mein Schulleiter konnte das schon“, sagt Frau<br />

Schwedmann zum Thema Führungsverhalten und<br />

Personalführung. Nicht Wissenstransfer war gefragt,<br />

sondern ein offenes Ohr und ein ehrliches Wort der<br />

neutralen Beobachterin.<br />

An anstehenden Aufgaben im Bereich Führungshandeln mangelte es nicht. Die<br />

Schule, die zunächst den provisorischen Namen ‚11. Oberschule’ erhielt, war aus dem<br />

Zusammenschluss zweier Gymnasien mit unterschiedlicher Ausrichtung entstanden. 1085<br />

Schülerinnen Schüler sowie 82 Lehrkräfte durften und <strong>muss</strong>ten sich daran gewöhnen,<br />

miteinander zu lernen und zu arbeiten. Ein neues Schulprofil <strong>muss</strong>te entwickelt werden.<br />

Es galt, eine Oberstufe mit einer Vielfalt von Schwerpunkten und individualisierten<br />

Bildungsgängen zu organisieren. Der Informationsfluss an der Schule <strong>muss</strong>te auf eine<br />

neue Grundlage gestellt werden. Zudem suchte die Schulleitung nach Wegen, um Eltern<br />

und Schülerschaft stärker am Schulleben und an der Schulentwicklung zu beteiligen.<br />

Elke Schwedmann unterstützte Herrn Vinzelberg dabei, grundlegende<br />

Entscheidungen vorzubereiten und über eine Priorisierung von Themen Wichtiges von<br />

Zweitrangigem zu unterscheiden. Jürgen Vinzelberg<br />

schätzte in dieser Phase der Zusammenarbeit vor allem<br />

das direkte Feedback der Bankerin, die auch<br />

unangenehme Wahrheiten unumwunden aussprach: „Mit<br />

schlechten Ergebnissen kann man weder in einer Schule<br />

noch in einer Bank dauerhaft arbeiten.“ Die Möglichkeiten<br />

zur Inanspruchnahme externer Unterstützung sind aber<br />

für Schulen nur in eingeschränktem Maße vorhanden. „Bei<br />

der Bank können wir einen externen Trainer engagieren,<br />

wenn wir vor ungewohnten Herausforderungen stehen.<br />

Diese Möglichkeit hat ein Schulleiter nicht.“<br />

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Andere Organisationen unvoreingenommen betrachten<br />

Die Rolle des unvoreingenommenen Beobachters, der mit seinen<br />

gewohnten Kriterien eine fachfremde Organisation betrachtet und<br />

bewertet, hat Jürgen Vinzelberg bei seinem Besuch in der Deutschen Bank<br />

eingenommen. Hier nahm er an einer Dienstberatung mit den Mitarbeitern<br />

seiner Austauschpartnerin teil, um anschließend mitzuteilen, was ihm aus<br />

Sicht der pädagogischen Führungskraft aufgefallen ist. Im Bereich<br />

Personalführung konnte er Einblick in ein Konzept nehmen, das nicht nur<br />

verbindliche, regelmäßige Mitarbeitergespräche beinhaltet, sondern auch<br />

Beurteilungen der Vorgesetzten durch ihre Mitarbeiter.<br />

Gleich zu Beginn ihrer Zusammenarbeit haben die beiden Partners<br />

in Leadership das Gespräch mit der Lehrerkonferenz und den Elternvertretern gesucht,<br />

um darzulegen, worin der beiderseitige Nutzen in der<br />

Zusammenarbeit zwischen dem Schulleiter einer öffentlichen<br />

Schule und einer Führungskraft aus einem börsennotierten<br />

Unternehmen aus der Finanzbranche besteht. Nachdem<br />

vereinzelte Bedenken aus dem Weg geräumt waren, wurde<br />

Elke Schwedmann als externes Mitglied in die Schulkonferenz<br />

gewählt. Bei der Auszeichnung als „Schule ohne Rassismus –<br />

Schule mit Courage“ wurde sie von den Schülervertretern für<br />

die Patenschaft vorgeschlagen.<br />

Zuhören, Feedback geben, Kontakte vermitteln<br />

Immer wenn es darum geht zuzuhören, Feedback zu geben<br />

und Kontakte zu außerschulischen Partnern zu vermitteln,<br />

setzt sie ihre Erfahrungen aus der Berufswelt für die Schule<br />

ein. Berufsorientierende Gespräche im Rahmen der Langen<br />

Nacht der Schule, ein Bewerbungstraining für<br />

Oberstufenschüler, die Präsentation von<br />

Schülerkunstwerken in einer Filiale der Deutschen Bank, all<br />

dies sind Projekte, bei denen die Bankerin Türen öffnen<br />

konnte. Ein Tanzprojekt unter Beteiligung ehemaliger<br />

Schüler des Emmy-Noether Gymnasiums unterstützte sie<br />

bei der Suche nach Sponsoren und der Erstellung eines Businessplans.<br />

„Ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> <strong>muss</strong> <strong>Kreise</strong> <strong>ziehen</strong>.“ Davon ist Elke Schwedmann<br />

überzeugt. Ihre Aufgabe sieht sie nicht darin, der Schule zu helfen, wie ein<br />

Wirtschaftsunternehmen zu funktionieren. Alle Projekte und Initiativen, denen sie<br />

beratend zur Seite steht, sind aus der Schule heraus geboren worden. Wenn ihre Präsenz<br />

an der Schule dazu führt, dass die Schüler sich stärker für die Welt der Wirtschaft<br />

interessieren, ist sie gerne bereit, das vielfältige Unterrichtsangebot der Schule durch<br />

einen praxisnahen Fachvortrag zu ergänzen.<br />

Steckbrief:<br />

Schule: Emmy-Noether-Schule<br />

Themen: Schulfusion<br />

Weiterentwicklung des Schulprofils<br />

Mitarbeitergespräche<br />

Berufsorientierung, Bewerbungstraining<br />

Businessplan für Schulprojekte<br />

Schulleiter: Jürgen Vinzelberg<br />

Partnerin: Elke Schwedmann (Leitung Risikokreditmanagement,<br />

Deutsche Bank)<br />

Projektzeitraum: Januar 2007 – November 2009<br />

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