INDUSTRIELLE AUTOMATION 3/2023
INDUSTRIELLE AUTOMATION 3/2023
INDUSTRIELLE AUTOMATION 3/2023
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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
ÖL IST NICHT GLEICH ÖL<br />
Für industrielle Anwendungen gibt es hunderte Öle mit<br />
unterschiedlichen Mixturen. Sie enthalten Additive, die ein<br />
Schäumen verhindern, Emulgatoren für eine innige<br />
Verbindung mit Wasser, Demulgatoren, die genau das<br />
verhindern, Additive gegen Korrosion, Oxidationsinhibitoren<br />
und vieles mehr. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />
sich Öle gleicher Bezeichnung, etwa ein Hydrauliköl HLP46,<br />
je nach Hersteller deutlich unterscheiden können. Wer<br />
sicher gehen möchte, kann Proben seiner Kabel im Labor<br />
von Lapp gegen die eingesetzten Medien testen lassen.<br />
häufig mit aggressiven Medien, wobei diese Firmen<br />
nicht angeben, welche Chemikalien diese Medien<br />
enthalten. Sogar ein Wechsel der Reinigungsfirma<br />
wird dann zu einem unkalkulier baren Risiko.<br />
Schon eine<br />
kleine Änderung in<br />
der Zusammensetzung<br />
einer Chemikalie kann zu<br />
einem völlig anderen<br />
Alterungsverhalten<br />
des Kabels führen<br />
FALLBEISPIEL: KABELZERFALL<br />
IN EINER CHEMIEFABRIK<br />
Ein spektakulärer Fall ereignete sich kürzlich in einem Chemieunternehmen<br />
in Thailand. Dort ist der Außenmantel von einigen<br />
Leitungen förmlich geschmolzen, schon nach ein bis zwei Wochen<br />
war davon nur noch eine klebrige Masse übrig. Die Experten<br />
von Lapp fanden die Ursache schnell: Caprolactam, ein Grundstoff<br />
zur Polyamid-Herstellung, der den Polyurethan-Mantel im<br />
Zeitraffer auflöste. In dem Fall kamen die Leitungen mit Staub<br />
beziehungsweise festen Flocken von Caprolactam in Kontakt.<br />
Durch die hohe Luftfeuchtigkeit sogen die Flocken Wasser auf<br />
und reagierten mit dem Mantelmaterial. Mit einer Beständigkeitsprüfung<br />
fanden die Laborexperten von Lapp Leitungen, die gegen<br />
Caprolactam resistent und bis heute ohne Ausfälle im Einsatz<br />
sind. Dabei handelt es sich um Leitungen aus dem Robust-<br />
Sortiment, die auch für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie<br />
geeignet sind und zudem energiereiche UV-C-Strahlung aushalten,<br />
etwa in Geräten zur Luftdesinfektion.<br />
Lapp betreibt nicht nur am Stammsitz in Stuttgart ein Labor,<br />
unter anderem gibt es Labore auch in Italien, Frankreich, USA,<br />
Südkorea, Singapur und Indien. So kann das Unternehmen solche<br />
Anfragen schnell beantworten. Üblicherweise laufe die Prüfung<br />
wie folgt ab: Mehrere Stücke des Mantelmaterials kommen<br />
in einen Glaskolben und werden mit der Flüssigkeit bedeckt,<br />
die als Übeltäter im Verdacht steht. Dann wird die Temperatur<br />
erhöht, um den Alterungsprozess zu beschleunigen. Dieser<br />
dauert einige Tage bis Wochen. Danach folgt eine mechanische<br />
Prüfung, wo in einer Vorrichtung die Zugfestigkeit und Dehnung<br />
bestimmt und mit dem fabrikneuen Material verglichen<br />
wird. Zudem beurteilen die Laborexperten, ob das Material geschrumpft<br />
oder gequollen ist. Wenn erforderlich, wiegen sie die<br />
Probe, um zu erkennen, ob sich Teile des Materials aufgelöst<br />
haben oder ob Flüssigkeit aufgesaugt wurde.<br />
LEBENSMITTELINDUSTRIE BESONDERS<br />
KRITISCH<br />
Ecolab, ein US-Unternehmen, das Produkte und Dienstleistungen<br />
für die industrielle Reinigung und Hygiene etwa in der Lebensmittelindustrie,<br />
in Wäschereien oder Krankenhäusern anbietet,<br />
hat weitergehende Anforderungen definiert. Dort ist auch eine<br />
optische Begutachtung der Kunststoffproben notwendig, etwa ob<br />
es eine Verfärbung gibt oder ob sich die Oberfläche verändert hat.<br />
Ebenfalls von Ecolab gefordert ist eine Funktionsprüfung, wo zum<br />
Beispiel gemessen wird, ob die Spannungsfestigkeit einer Leitung<br />
gelitten hat.<br />
Ebenfalls zu einem überraschenden Ausfall kam es bei einem<br />
Produzenten von Nudeln in Italien. Dort hatten die Leitungen<br />
Kontakt mit synthetischem Getriebe- und Mehrzwecköl. Auch hier<br />
wurde der Kunststoff an manchen Stellen brüchig. Der Anwender<br />
hatte das nicht erwartet, weil er nicht einkalkuliert hatte, dass Öl<br />
und Kabel dort großer Hitze ausgesetzt sind. Bei der Prüfung im<br />
Ölbad bei 110 °C zeigten sich schon nach zwei Tagen deutliche<br />
Auflösungserscheinungen des Kunststoffs. Auch hier konnte das<br />
Lapp-Labor einen besser geeigneten Leitungstyp empfehlen.<br />
Fazit: Wer böse Überraschungen vermeiden möchte, kann sich<br />
bei der Auswahl von Kabeln vorher an die Experten von Lapp<br />
wenden. Diese finden für jede noch so widrige Umgebung das<br />
passende Produkt.<br />
Bilder: Lapp<br />
www.lappkabel.de<br />
UNTERNEHMEN<br />
U. I. Lapp GmbH<br />
Schulze-Delitzsch-Straße 25<br />
70565 Stuttgart<br />
Tel.: 0711/78 38 - 01<br />
E-Mail: info.de.uil@lapp.com<br />
AUTOREN<br />
Tanja Wieland, Manager Kabel & Analytik<br />
und Jens Kärcher, Global Coordination<br />
Manager Laboratories bei Lapp<br />
www.industrielle-automation.net <strong>INDUSTRIELLE</strong> <strong>AUTOMATION</strong> <strong>2023</strong>/03 33