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Magazin - Helvetas

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208 /12 Partnerschaft<br />

nachhaLTigKeiT iST mehR aLS<br />

ein SchLagWoRT<br />

«Beton ist nachhaltig», wirbt ein Interessenverband<br />

der Zementindustrie. Ein<br />

Pferdesportzentrum zeigt Kunden, wie<br />

sie «nachhaltig reiten» können. Bei Banken<br />

kann man «nachhaltig investieren»,<br />

und ein Politiker empfi ehlt sich vor den<br />

Wahlen als «engagiert und nachhaltig».<br />

Nachhaltigkeit ist überall, und alles ist<br />

nachhaltig. Der für <strong>Helvetas</strong> zentrale Begriff<br />

, der ursprünglich aus der Waldpfl ege<br />

stammt, hat sich leider abgeschliff en<br />

und tönt vielen hohl in den Ohren.<br />

Es war die Konferenz der Vereinten<br />

Nationen über Umwelt und Ent-<br />

«Dem Bekenntnis zur<br />

Nachhaltigkeit müssen<br />

in Rio Taten folgen.»<br />

wicklung von 1992 in Rio de Janeiro, die<br />

den Begriff der Nachhaltigkeit in die<br />

Entwicklungsdiskussion einbrachte und<br />

so popularisierte. Die drei Ebenen der<br />

Nachhaltigkeit zeigen sich am Beispiel<br />

der <strong>Helvetas</strong>-Brücken in Nepal (vgl. S.<br />

14):<br />

Wirtschaft lich, weil rund um<br />

die Hängebrücken Netze von kleinen<br />

Handwerksbetrieben und Technikern<br />

entstanden sind, die ohne unsere technische<br />

Hilfe funktionieren, beim Unterhalt<br />

ebenso wie beim Bau neuer Brücken.<br />

Sozial, weil <strong>Helvetas</strong> von Anfang<br />

an bemüht war, zivilgesellschaft liche<br />

und staatliche Strukturen für den Unterhalt<br />

und die selbständige Planung<br />

von Brücken zu fördern und den lokalen<br />

Handwerkern beim Brückenbau Arbeit<br />

zu verschaff en.<br />

Ökologisch, weil ein grosser Teil<br />

der Materialien (Steine, Kies und Sand)<br />

von der Bevölkerung vor Ort zusammengetragen<br />

wird und nur in Ausnahmefällen<br />

Maschinen zum Einsatz kommen.<br />

Zurück zur UNO-Konferenz für<br />

Umwelt und Entwicklung. Im Juni 2012<br />

werden Staats- und Regierungschefs in<br />

Rio – 20 Jahre nach der ersten, wegweisenden<br />

Nachhaltigkeitskonferenz – ihr<br />

politisches Engagement für nachhaltige<br />

Entwicklung bekräft igen und vielleicht<br />

erneut Visionen für die Zukunft formulieren.<br />

Die Entwicklung seit 1992<br />

gibt allerdings viel Anlass zu Skepsis,<br />

den früheren Absichtserklärungen sind<br />

kaum Taten gefolgt. Der Verbrauch an<br />

nicht erneuerbaren Energien steigt ungehindert<br />

an. Tropenwälder werden abgeholzt,<br />

Menschen weiterhin gnadenlos<br />

ausgebeutet. Wirtschaft swachstum ist<br />

immer noch eines der wichtigsten Ziele<br />

der Politik, in den alten Industrieländern<br />

ebenso wie in neuen Schwellenländern.<br />

Das Resultat: Der CO 2-Gehalt der Atmosphäre<br />

steigt, die Klimaveränderung<br />

beschleunigt sich dramatisch.<br />

Deshalb wünsche ich mir von der<br />

Schweizer Delegation, dass sie konkete<br />

Vorschläge in die Konferenz in Rio ein-<br />

5 KlARTEXT<br />

bringt, damit neue Wege eingeschlagen<br />

werden. Dass sie sich neben Umweltanliegen<br />

auch verbindliche Sozialstandards<br />

auf ihren Gepäckträger schnallt.<br />

Dass die Schweiz sich mit einem grünen<br />

Steuersystem für den ökologischen Umbau<br />

der Wirtschaft fi t macht. Und dass<br />

sie in ihren eigenen internationalen Abkommen<br />

und Handelsverträgen explizit<br />

Menschenrechte und Umweltstandards<br />

festschreibt. Der Schweiz stünde diese<br />

Haltung gut an. Immerhin hat sie die<br />

«Verantwortung gegenüber künft igen<br />

Generationen» in ihrer Verfassung festgeschrieben<br />

– ein Grundsatzbekenntnis<br />

zur Nachhaltigkeit, dem nun Taten fol-<br />

gen müssen.<br />

Melchior Lengsfeld, Geschäft sleiter von<br />

HELVETAS Swiss Intercooperation<br />

© Maurice K. Grünig

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