Magazin - Helvetas

Magazin - Helvetas Magazin - Helvetas

assets.helvetas.ch
von assets.helvetas.ch Mehr von diesem Publisher
27.12.2012 Aufrufe

208 /12 Partnerschaft hundeLeben Die meisten Hunde in Entwicklungsländern streunen halb wild durch Städte und Dörfer, aber auf dem Land, wie bei Familie Calì in Guatemala, sind sie als Wächter und Begleiter durchaus geschätzt. Selbst in China werden Hunde entgegen dem Klischee auch als Haustiere gehalten, in den Städten sind Schosshündchen gar Statussymbole der wachsenden Mittelschicht. Bereits gibt es dort erste Fachgeschäfte für Haustierbedarf. Von den 668,4 Mio. Franken, die Schweizer 2009 für Haustiere ausgaben, sind andere Weltgegenden aber weit entfernt. Ein Hund wie Asco, der hier ein Bad im Silvaplanersee nimmt, belastet das Budget mit 1’000 bis 2’000 Franken pro Jahr. Nicht so Luki, der Liebling der vierjährigen Elida: Er lebt von Knochen und alten Tortillas, die ihm die Frauen der Familie zustecken. 4 PERSPEKTIVEN © Arno Balzarini © Flurina Rothenberger

208 /12 Partnerschaft nachhaLTigKeiT iST mehR aLS ein SchLagWoRT «Beton ist nachhaltig», wirbt ein Interessenverband der Zementindustrie. Ein Pferdesportzentrum zeigt Kunden, wie sie «nachhaltig reiten» können. Bei Banken kann man «nachhaltig investieren», und ein Politiker empfi ehlt sich vor den Wahlen als «engagiert und nachhaltig». Nachhaltigkeit ist überall, und alles ist nachhaltig. Der für Helvetas zentrale Begriff , der ursprünglich aus der Waldpfl ege stammt, hat sich leider abgeschliff en und tönt vielen hohl in den Ohren. Es war die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Ent- «Dem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit müssen in Rio Taten folgen.» wicklung von 1992 in Rio de Janeiro, die den Begriff der Nachhaltigkeit in die Entwicklungsdiskussion einbrachte und so popularisierte. Die drei Ebenen der Nachhaltigkeit zeigen sich am Beispiel der Helvetas-Brücken in Nepal (vgl. S. 14): Wirtschaft lich, weil rund um die Hängebrücken Netze von kleinen Handwerksbetrieben und Technikern entstanden sind, die ohne unsere technische Hilfe funktionieren, beim Unterhalt ebenso wie beim Bau neuer Brücken. Sozial, weil Helvetas von Anfang an bemüht war, zivilgesellschaft liche und staatliche Strukturen für den Unterhalt und die selbständige Planung von Brücken zu fördern und den lokalen Handwerkern beim Brückenbau Arbeit zu verschaff en. Ökologisch, weil ein grosser Teil der Materialien (Steine, Kies und Sand) von der Bevölkerung vor Ort zusammengetragen wird und nur in Ausnahmefällen Maschinen zum Einsatz kommen. Zurück zur UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung. Im Juni 2012 werden Staats- und Regierungschefs in Rio – 20 Jahre nach der ersten, wegweisenden Nachhaltigkeitskonferenz – ihr politisches Engagement für nachhaltige Entwicklung bekräft igen und vielleicht erneut Visionen für die Zukunft formulieren. Die Entwicklung seit 1992 gibt allerdings viel Anlass zu Skepsis, den früheren Absichtserklärungen sind kaum Taten gefolgt. Der Verbrauch an nicht erneuerbaren Energien steigt ungehindert an. Tropenwälder werden abgeholzt, Menschen weiterhin gnadenlos ausgebeutet. Wirtschaft swachstum ist immer noch eines der wichtigsten Ziele der Politik, in den alten Industrieländern ebenso wie in neuen Schwellenländern. Das Resultat: Der CO 2-Gehalt der Atmosphäre steigt, die Klimaveränderung beschleunigt sich dramatisch. Deshalb wünsche ich mir von der Schweizer Delegation, dass sie konkete Vorschläge in die Konferenz in Rio ein- 5 KlARTEXT bringt, damit neue Wege eingeschlagen werden. Dass sie sich neben Umweltanliegen auch verbindliche Sozialstandards auf ihren Gepäckträger schnallt. Dass die Schweiz sich mit einem grünen Steuersystem für den ökologischen Umbau der Wirtschaft fi t macht. Und dass sie in ihren eigenen internationalen Abkommen und Handelsverträgen explizit Menschenrechte und Umweltstandards festschreibt. Der Schweiz stünde diese Haltung gut an. Immerhin hat sie die «Verantwortung gegenüber künft igen Generationen» in ihrer Verfassung festgeschrieben – ein Grundsatzbekenntnis zur Nachhaltigkeit, dem nun Taten fol- gen müssen. Melchior Lengsfeld, Geschäft sleiter von HELVETAS Swiss Intercooperation © Maurice K. Grünig

208 /12 Partnerschaft<br />

hundeLeben<br />

Die meisten Hunde in Entwicklungsländern streunen halb wild durch Städte und Dörfer, aber auf<br />

dem Land, wie bei Familie Calì in Guatemala, sind sie als Wächter und Begleiter durchaus geschätzt.<br />

Selbst in China werden Hunde entgegen dem Klischee auch als Haustiere gehalten, in den<br />

Städten sind Schosshündchen gar Statussymbole der wachsenden Mittelschicht. Bereits gibt es<br />

dort erste Fachgeschäfte für Haustierbedarf. Von den 668,4 Mio. Franken, die Schweizer 2009 für<br />

Haustiere ausgaben, sind andere Weltgegenden aber weit entfernt. Ein Hund wie Asco, der hier ein<br />

Bad im Silvaplanersee nimmt, belastet das Budget mit 1’000 bis 2’000 Franken pro Jahr. Nicht so<br />

Luki, der Liebling der vierjährigen Elida: Er lebt von Knochen und alten Tortillas, die ihm die Frauen<br />

der Familie zustecken.<br />

4<br />

PERSPEKTIVEN<br />

© Arno Balzarini © Flurina Rothenberger

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!