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Magazin - Helvetas

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© Flurina Rothenberger<br />

208 /12 Partnerschaft<br />

RichTig VeRbunden<br />

Die Ranighat-Brücke ist eine von über 4’000 Hängebrücken, die in Nepal mit Unterstützung<br />

von <strong>Helvetas</strong> gebaut wurden. Wer den Brückengeschichten der Menschen zuhört, staunt, wie<br />

tiefgreifend die neue Verbindung das Leben des Dorfes verwandelt hat.<br />

Von Liliane Eggli und Karolina Merai<br />

Am Fusse der Ranighat-Hängebrücke<br />

in den Hügeln von Westnepal begegnen<br />

wir der 17-jährigen Menuka auf den<br />

Weg zur Schule. Sie ist warm eingepackt<br />

und hat einen schwarzen Schal um den<br />

Kopf geschlungen. Es ist kalt um acht<br />

Uhr morgens und ein frischer Wind<br />

geht. Der Himmel verspricht auch nichts<br />

Gutes. Dunkle Wolken ziehen auf, in der<br />

Ferne hört man die ersten Donner.<br />

Seit vier Jahren geht Menuka jeden<br />

Morgen über die Hängebrücke, die<br />

die beiden Dorfteile von Hariharpur<br />

verbindet. Denn die Schule liegt auf der<br />

anderen Seite des Flusses Bheri. Früher<br />

mussten die Dorfbewohner den 120 Meter<br />

breiten Fluss mit dem Boot überqueren<br />

und jedes Mal dafür bezahlen. Dank<br />

der Hängebrücke hat Menuka nun einen<br />

sicheren, kurzen und vor allem kostenlosen<br />

Schulweg. Ihre Schulbücher unter<br />

den Arm geklemmt, erzählt sie, wie sie<br />

vor vier Jahren während sechs Monaten<br />

jeden Tag herkam, um den Bau der Brü-<br />

Die Händlerinnen wissen, wo sie ihre Waren<br />

zum besten Preis verkaufen können.<br />

cke zu beobachten. «Alle aus dem Dorf<br />

haben mitgeholfen und jetzt sind wir<br />

richtig glücklich», sagt sie strahlend und<br />

läuft über die schwankende Brücke der<br />

Schule entgegen.<br />

Neue Verbindung – neues Leben<br />

Früher lebten am rechten Ufer nur wenige<br />

Familien, die Getreide und Mais anbauten<br />

und einige Ziegen oder Büffel hielten.<br />

Wer nicht genügend Geld hatte, um die<br />

«Jetzt kann ich meine<br />

Kinder beruhigt zur<br />

Schule schicken.»<br />

Amritha Bhandari<br />

Fähre zu bezahlen, musste zu Fuss eineinhalb<br />

Stunden flussaufwärts zur nächsten<br />

Brücke gehen, um auf die andere Seite zu<br />

gelangen, wo nicht nur die Schule ist, son-<br />

Ladenbesitzerin Amritha (l. mit Tochter<br />

Leela) bietet Passanten auch Snacks an.<br />

14 FoKUS<br />

dern auch das Gesundheitszentrum und<br />

der Polizeiposten liegen.<br />

Seitdem die Brücke steht, hat sich<br />

das Dorf auf der rechten Flussseite massiv<br />

verändert. Einer der massgeblich an<br />

der Veränderung beteiligt war, ist der<br />

45-jährige Familienvater Sankar Bhandari.<br />

Während der Regen auf das Dach<br />

trommelt, sitzen wir im Gemischtwarenladen,<br />

den er nach dem Brückenbau<br />

mit seiner Frau eröffnet hat. Er trinkt<br />

Tee mit viel Milch, Gewürzen und Zucker<br />

und wartet, bis der Wolkenbruch<br />

vorüberzieht, damit er an seinem Haus<br />

weiterbauen kann. Das neue Haus soll<br />

auch einen soliden Anbau für den Laden<br />

bekommen, der sich im Moment in einer<br />

kleinen, dunklen Scheune versteckt.<br />

«Dank der Brücke kommen viele Leute<br />

vorbei. So haben wir genügend Kundschaft»,<br />

erzählt Sankars Frau Amritha<br />

und schält weiter Knoblauch für das Mittagessen,<br />

das sie an Passanten verkauft.<br />

«Am wichtigsten ist mir aber, dass ich<br />

meine Kinder jetzt beruhigt zur Schule<br />

schicken kann.» Im Hintergrund verste-<br />

Holz, Getreide, Möbel: Kaum etwas, das<br />

nicht über die Brücke balanciert würde.

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