«Traumreisen» bei den «Resonanzen» 2013 - Wiener Konzerthaus
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<strong>«Traumreisen»</strong> <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>«Resonanzen»</strong> <strong>2013</strong><br />
Aus empirischer Sicht stellt jeder Traum eine «Reise» in die Vergangenheit dar: Längst und<br />
unlängst erst empfangene Eindrücke wirbeln durcheinander und gehen neue, so flüchtige wie<br />
unberechenbare Verbindungen ein. Dass darum nicht umgekehrt auch alle tatsächlichen<br />
Reiseerlebnisseals traumhaft in Erinnerung bleiben, weiß man ebenfalls aus der Erfahrung. Wo<br />
dies allerdings geschieht, hat sich der Idealfall einer Reise ereignet.<br />
Seit nunmehr bereits zwei Jahrzehnten zählt das <strong>Wiener</strong> <strong>Konzerthaus</strong> mit seinem <strong>«Resonanzen»</strong>-<br />
Festival der Alten Musik zu <strong>den</strong> international erfolgreichsten Veranstaltern musikalischer<br />
Fernreisen und lässt immer wieder Idealfälle historischer Aufführungspraxis Ereignis wer<strong>den</strong>.<br />
Obwohl das Festival also schon immer von frem<strong>den</strong> Ländern und Menschen erzählt, setzen sich<br />
diese Erzählungen im Jänner <strong>2013</strong> noch auf einer zweiten, vorsätzlichen Ebene, nämlich der Werk-<br />
Ebene selber, fort.<br />
Auf ganzer Linie reif für die Insel, eignet unserer heutigen Gesellschaft ein ausgeprägter Hang zur<br />
Retrospektive und eine starke Sehnsucht nach Schönheit und Harmonie in <strong>den</strong> künstlerischen<br />
Ausdrucksformen der Vergangenheit; eine Art «transzen<strong>den</strong>tales Fernweh», das die 21. Ausgabe<br />
der <strong>«Resonanzen»</strong> auch in heute gern als «paradiesisch» angepriesenen Destinationen spiegelt.<br />
Internationale Spitzenensembles der Alten Musik aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien und<br />
Lateinamerika richten <strong>den</strong> Blick u. a. nach China, Indien, Persien, Peru und Mexiko und lassen der<br />
Phantasie freien Lauf. Denn utopische Projektionen auf die Bewohner entlegener Erdteile bzw. (ins<br />
Heute gewendet) die völlige Ausblendung der realen Welt außerhalb geschützter Urlaubsreservate<br />
spielen da<strong>bei</strong> eine ebenso wichtige Rolle wie die tatsächlich exotische Erfahrung fremder<br />
Klangwelten. Zusammen mit dem einen oder anderen Trip in die Sphäre spirituell erweiterten<br />
Bewusstseins schließt sich das Programm der <strong>«Resonanzen»</strong> <strong>2013</strong> zu einem<br />
Hochglanzreiseprospekt durch ein halbes Jahrtausend Musikgeschichte.<br />
Peter Reichelt, Dramaturgie<br />
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