Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB
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Die Instrumente der <strong>Kunden</strong>orientierung werden – in einem wettbewerblichen Umfeld, das <strong>im</strong><br />
ÖPNV bisher nicht gegeben ist – eingesetzt, um einen Wettbewerbsvorteil und somit<br />
ökonomischen Nutzen zu erlangen und nicht als Selbstzweck. <strong>Kunden</strong>orientierung dient in<br />
strategischer Hinsicht den Unternehmen dazu, die aus einer komplexen Umwelt der Unternehmen<br />
48 hervorgerufenen Unsicherheiten auszugleichen oder zumindest zu reduzieren.<br />
Dies bedeutet, dass vom <strong>Kunden</strong> wesentliche Informationen über erwünschte, erwartete<br />
sowie erbrachte Leistungen zu erhalten sind und folglich als Korrektiv vom Unternehmen<br />
genutzt werden können.<br />
Zweifellos erstreckt sich die Ungewissheit keinesfalls nur auf <strong>Kunden</strong>wünsche und Marktanteile,<br />
sondern wie <strong>im</strong> ÖPNV auf die veränderten Rahmenbedingungen wie bspw. wettbewerbliche<br />
Ausschreibung und erfolgsabhängige Finanzierung. Inwieweit die Verkehrsunternehmen<br />
zukünftig derartigen wettbewerblichen Rahmenbedingungen unterstehen, ist noch<br />
offen. Aber selbst unter der unwahrscheinlichen Voraussetzung, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
unverändert weiter bestehen, verändern sich die gesellschaftlichen Strukturen<br />
und mit ihnen die Nachfrage rasant. So bedingt der Wandel von Beschäftigungsformen<br />
zwangsläufig veränderte Mobilitätserfordernisse. Infolge von abgebauten Vollzeitstellen,<br />
Kurzarbeit, flexiblen Arbeitszeiten und steigender Anzahl von Selbständigen entstehen<br />
andere, neue Erwartungen und Bedürfnisse an mobile Fortbewegung. Mit welcher konkreten<br />
Absicht bedienen sich Unternehmen einzelner Instrumentarien der <strong>Kunden</strong>orientierung?<br />
Sollen über eine Beteiligung des <strong>Kunden</strong> bestehende Produkte verbessert, Produktideen<br />
gesucht oder (weiter)entwickelt werden?<br />
Zunächst werden die vorgestellten Instrumente grob danach klassifiziert, ob bestehende<br />
Produkte verbessert, die Marktposition mittels neuartiger Produkte ausgebaut oder unternehmensinterne<br />
Prozesse umorganisiert werden sollen. Eine zu verbessernde Qualität der<br />
Dienstleistungsprodukte wird damit gleichgesetzt, dass die Produkte <strong>im</strong> Wesentlichen die<br />
Gleichen bleiben, aber den unternehmensweiten und vorgeschriebenen Qualitätskategorien<br />
weit mehr als zuvor entsprechen (Rubrik Produkt). Dagegen erfordert eine auszubauende<br />
Marktstellung, dass neue Produkte dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen<br />
(Rubrik Markt). Hierzu muss der Anbieter Anstrengungen unternehmen, um Ideen zu generieren<br />
und neue Bedürfnisse der <strong>Kunden</strong> rechtzeitig zu erfassen. Der Wettbewerbsvorteil<br />
resultiert aus neuen Produkten, mit denen das Unternehmen seinen Konkurrenten zuvorkommt.<br />
Ein neu gestaltetes Dienstleistungsangebot <strong>im</strong>pliziert die Möglichkeit einer veränderten<br />
Ausrichtung des Produktes. Bei einer dritten Variante werden innerbetriebliche Prozesse<br />
fokussiert, welche qualitätsrelevant opt<strong>im</strong>iert werden sollen (Rubrik Unternehmen).<br />
Nachfolgend werden die einzelnen Instrumente der <strong>Kunden</strong>orientierung – angelehnt an das<br />
Sortierungsprinzip (Tab 2, Kapitel 6.1) – auf ihre Zielrichtung hin interpretiert. Dadurch soll<br />
deutlich werden, auf welche Phase <strong>im</strong> Produktprozess sich das einzelne Instrument bezieht.<br />
Wie bereits durch das Sortierungsprinzip der Instrumente der <strong>Kunden</strong>orientierung deutlich<br />
wurde, unterscheidet sich der Grad an direkter Kommunikation mit dem <strong>Kunden</strong> erheblich.<br />
Folglich ist bei einer Betrachtung der Anwendungsfelder offen, inwieweit der Kunde unter<br />
Zuhilfenahme der Instrumente direkt eingebunden oder nur indirekt beteiligt ist (vgl. Abb. 8);<br />
drei Anwendungsfelder können hierbei unterschieden werden:<br />
•<br />
Produkt: Der Kunde wird vom Unternehmen in die Produktion integriert, damit dieser das<br />
Produkt verbessert.<br />
48 Unter Umwelt wird nicht nur die ökologische Umwelt – das Ökosystem – verstanden, sondern wie<br />
in den Sozialwissenschaften die Außenwelt des Unternehmens.