Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB
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aktionen zu erfassen. Durch eine nicht-teilnehmende Beobachtung 44 beispielsweise eines<br />
externen und ausgebildeten Sachverständigen bzw. Sozialforschers kann das Verhalten von<br />
Mitarbeitern und <strong>Kunden</strong> in der Kontaktsituation analysiert werden (Stauss 1995: 388 zit.<br />
nach Meffert/Bruhn 1997: 208). Allerdings kann eine solche fachkundige und verdeckte<br />
Beobachtung von den Mitarbeitern wahrgenommen werden, so dass es zu Beobachtungseffekten<br />
kommt, die zu Verhaltensveränderungen bei den zu Beobachtenden führen können.<br />
Wie auch bei einer Beobachtung durch Silent Shopper („Checker“ wie „Experten“) wird von<br />
der sachkundigen Beobachtung auf die Wahrnehmung vom <strong>Kunden</strong> geschlossen (vgl. Meffert/Bruhn<br />
1997: 209; Pfeiffer 2001: 83, Stauss 1995).<br />
Beschwerdemanagement<br />
Beschwerden sind Artikulationen unzufriedener <strong>Kunden</strong>, die gegenüber dem Unternehmen<br />
oder aber auch Dritten geäußert werden, wenn der Kunde diese für subjektiv bedeutsam<br />
erachtet (vgl. Stauss/Seidel 1996: 27 zit. nach Schnippe 2000: 175). Das Ziel einer<br />
Beschwerdeanalyse sollte sein, die einlaufenden Beschwerden systematisch auszuwerten,<br />
adäquate Lösungen zu finden und die Zufriedenheit der <strong>Kunden</strong> wiederherzustellen. Diesem<br />
Anspruch nach lassen sich die häufig anzutreffende reaktive von der aktiven Beschwerdeanalyse<br />
unterscheiden. Die Beschwerdeanalyse ist ins Beschwerdemanagement eingebettet.<br />
Ein reaktives Beschwerdemanagement äußert sich laut der Untersuchung von Rust et al.<br />
(1996: 128) beispielsweise in beschwichtigendem und „weiterreichendem“ Verhalten, der die<br />
Beschwerde entgegennehmenden Mitarbeiter. Infolgedessen wird der Erfolg einer<br />
Beschwerde auf <strong>Kunden</strong>seite als sehr gering eingeschätzt und unterbleibt möglicherweise<br />
ein nächstes Mal.<br />
Dagegen zeichnet sich ein aktives und systematisches Beschwerdemanagement durch<br />
„prophylaktische“ Maßnahmen, wie unverzerrtem Informations- und Kommunikationsfluss<br />
der eingegangenen Beschwerden und Anregungen, regelmäßige Zufriedenheitsanalysen,<br />
Überprüfungen durch Mitarbeiter und sog. Empowerment-Aktivitäten aus (vgl. Günter 2001).<br />
Mit dem aktiven Beschwerdemanagement werden vorwiegend zwei Ziele verfolgt. Zum Ersten<br />
soll die Beschwerdeursache behoben und damit die <strong>Kunden</strong>zufriedenheit wiederhergestellt<br />
werden, damit der Kunde letztlich nicht abwandert. Zum Zweiten lassen sich durch ein<br />
aktiv ergriffenes Beschwerdemanagement auf Unternehmensseite Leistungsdefizite analysieren<br />
und darüber hinaus Anregungen für Verbesserung sowie für Innovationen der angebotenen<br />
Leistungen gewinnen.<br />
Dem erst genannten Ziel, den <strong>Kunden</strong> zufrieden zu stellen und ihn an das Unternehmen zu<br />
binden, liegt die Annahme zu Grunde, dass aus einer Beschwerdezufriedenheit eine <strong>Kunden</strong>bindung<br />
entstehen kann. Dabei geht Stauss (2000), aufbauend auf dem C/D-Paradigma<br />
der <strong>Kunden</strong>zufriedenheitsforschung (vgl. Kap. 5.3.2) davon aus, dass die geäußerte<br />
Leistungsunzufriedenheit des <strong>Kunden</strong> durch ein Beschwerdemanagement vergrößert, verringert<br />
oder sogar in <strong>Kunden</strong>zufriedenheit korrigiert werden kann. Stauss zur Folge sei es<br />
„insofern (...) plausibel, dass Beschwerdezufriedenheit auch erheblich Einfluss auf die<br />
Bereitschaft des <strong>Kunden</strong> hat, an einer Geschäftsbeziehung festzuhalten“ (ebd.: 278).<br />
44 Die Erhebungsmethode der „teilnehmenden Beobachtung“ läßt sich ausführlicher nachlesen in:<br />
Lamneck (1993: 239-318), Friedrichs (1981: 288-309). Teilnehmende Beobachtung unterscheidet<br />
sich von nicht-teilnehmender darin, dass der Experte als Beobachter in das Geschehen als Handelnder<br />
involviert ist. Be<strong>im</strong> Silent Shopper wird der Experte als Testkäufer zum teilnehmenden<br />
Beobachter.