Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB
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5.1.2 <strong>Kunden</strong>orientierung – Begriffspluralität<br />
Wenngleich relative Einigkeit besteht, wer als Kunde zu betrachten ist, so ist doch die<br />
Begriffsvielfalt vom Terminus <strong>Kunden</strong>orientierung groß und das Begriffsverständnis uneinheitlich.<br />
Lütje (2000: 5) verweist darauf, dass in etlichen Arbeiten und Auseinandersetzungen<br />
zum Thema <strong>Kunden</strong>orientierung der Begriff nicht näher definiert wird. Für <strong>Kunden</strong>orientierung<br />
wird synonym auch der Begriff <strong>Kunden</strong>nähe gebraucht (vgl. Albers 1989, Gemünden<br />
1989).<br />
Einigkeit besteht in der Fachdiskussion darüber, dass unter <strong>Kunden</strong>orientierung bzw. <strong>Kunden</strong>nähe<br />
die Berücksichtigung von <strong>Kunden</strong>wünschen zu verstehen ist. Inwieweit aber <strong>Kunden</strong>wünsche<br />
in das Unternehmenshandeln Eingang finden sollten, ist umstritten. Zudem<br />
nehmen die verschiedenen Autoren unterschiedliche Ausgangspunkte ein. So reicht das<br />
Spektrum an Definitionen von unternehmensbezogenen bis von <strong>Kunden</strong>wünschen geleiteten<br />
Sichtweisen. Als unternehmensbezogen können diejenigen Auffassungen von <strong>Kunden</strong>orientierung<br />
gelten, die darin einen Maßnahmenkatalog zu verbessertem Service und Qualität der<br />
Produkte bzw. Dienstleistungen sehen.<br />
Peters und Watermann vertreten in ihrem viel zitierten Buch „In Search of Excellence“ (1982)<br />
die Auffassung, dass sich <strong>Kunden</strong>nähe 34 aus vier Komponenten zusammensetzt, die sie<br />
anhand von Unternehmensbeispielen schildern, aber dazu keine systematische Untersuchung<br />
vorlegen (vgl. Albers 1989; Gemünden 1989). Diese vier Komponenten sind:<br />
• Besessenheit von Service,<br />
• Besessenheit von Qualität und Zuverlässigkeit,<br />
• Ausnutzen von Marktnischen und<br />
• Eingehen auf <strong>Kunden</strong>wünsche.<br />
Der Integration von <strong>Kunden</strong>wünschen wird hierbei eine zweitrangige Bedeutung beigemessen.<br />
Vielmehr wird davon ausgegangen, dass Qualitätssicherung der Produkte und Serviceleistungen<br />
die vorrangigen <strong>Kunden</strong>wünsche darstellen und deshalb die Unternehmen<br />
hierin ihre Bemühungen verstärken sollten. Gegen diese Auffassung lässt sich einwenden,<br />
dass nicht unbedingt ein erweiteter Service, sondern durchaus der Preisvorteil das pr<strong>im</strong>äre<br />
Kriterium seitens des <strong>Kunden</strong> sein kann. Hierzu erinnert Albers an den Erfolg des Unternehmens<br />
ALDI (vgl. Albers 1989: 107).<br />
Eine ähnliche Auffassung vom kundenorientierten Unternehmenshandeln spiegeln die<br />
Ergebnisse der von Albers et al. durchgeführten empirischen Untersuchungen (1988) wider.<br />
Den von Albers et al. befragten mittelständischen Unternehmen zufolge wird <strong>Kunden</strong>nähe in<br />
folgenden Maßnahmen deutlich: „Schneller und guter technischer <strong>Kunden</strong>dienst, zuverlässige<br />
Produkte, flexibler Service, individuelle Problemlösungen, zufriedenstellende Beschwerdebearbeitung,<br />
auf dem neusten Stand befindliche Produkte hoher Qualität“ (ebd.: 103). Das<br />
<strong>Kunden</strong>verständnis ist somit allein auf das Ergebnis der <strong>Kunden</strong>orientierung konzentriert und<br />
blendet prozessuale Aspekte aus.<br />
Diese Vorstellungen von <strong>Kunden</strong>orientierung gehen mehr oder minder von verallgemeinerbaren<br />
<strong>Kunden</strong>prämissen aus. Keineswegs bedeutet eine kundenbezogene Sichtweise von<br />
<strong>Kunden</strong>orientierung, dass individuelle <strong>Kunden</strong>bedürfnisse explizit als Maßstab gewählt werden.<br />
Wenngleich angemahnt wird „in den Kategorien der <strong>Kunden</strong> (zu) denken, sich für<br />
Lösungen der <strong>Kunden</strong>probleme ein(zu)setzen und damit zur Herbeiführung von <strong>Kunden</strong>zu-<br />
34 Der Begriff „<strong>Kunden</strong>nähe“ geht zurück auf den viel zitierten Bestseller „In Search of Excellence“ von<br />
Peters und Watermann (1982) (vgl. Albers 1989: 103).