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Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB

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Diese Foren dienten somit weitgehend dem „Peace-Making“: aktive Fahrgast-, Interessen-<br />

und Behindertenverbände (letztere eine in Berlin unvergleichlich durchsetzungsfähige Interessengruppe)<br />

wurden damit formal eingebunden und „ruhig gestellt“. Die Planung und das<br />

Angebot konnten bleiben, wie von den Experten vorgeschlagen, „Meckern“ war nach derart<br />

intensiver „Beteiligung“ kaum noch möglich.<br />

Einige Unternehmen versuchen – meist ergänzend zu den obligatorischen Beiräten – einen<br />

verwandten, jedoch <strong>im</strong> Wesentlichen vergleichbaren Weg. Beispielsweise laden die Dortmunder<br />

Stadtwerke (DSW) seit 1999 insbesondere ausgewählte Abonnenten zu <strong>Kunden</strong>foren<br />

ein (Dortmunder Stadtwerke 2002a). Die Themen dieser dre<strong>im</strong>al jährlich von 17:00 –<br />

20:00h stattfindenden Veranstaltungen sind festgelegt („Tarife und Kommunikation“, „Service,<br />

Sicherheit, Technik“ und „Anschlüsse und Fahrplan“). Die Gruppe der <strong>Kunden</strong> umfasst<br />

60 Personen. Nicht-<strong>Kunden</strong> und Gelegenheitskunden sind nicht vertreten. Einzelne <strong>Kunden</strong>gruppen<br />

mit besonderen Mobilitätswünschen (Schüler, Frauen, Selbstständige etc. pp.) werden<br />

nicht gezielt angesprochen. Vorstandsmitglieder des Unternehmens nehmen <strong>im</strong>mer teil.<br />

Die Veranstaltung wird von Externen moderiert.<br />

Nach Ansicht der DSW ist „die hohe Zufriedenheit und ein Gefühl der persönlichen Wertschätzung<br />

bei den TeilnehmerInnen besonders hervorzuheben“. Darüber hinaus gäbe es<br />

„eine positive Resonanz auch in der kritischen Presse und damit in der Öffentlichkeitsarbeit“<br />

(Dortmunder Stadtwerke 2002b: 29).<br />

Auch dieses Forum kann kaum als gezielte Erfassung der <strong>Kunden</strong>sicht und deren Nutzung<br />

zur Angebotsverbesserung bezeichnet werden. Hier werden allenfalls punktuelle Defizite<br />

benannt. Vielmehr steht die politische „Landschaftspflege“ mit dem Adressat Kommunalpolitik<br />

und Lokalpresse entsprechend den Awareness-Strategien der Branche <strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Die DSW benennt die „proaktive Presseberichterstattung“ auch als Vorteil (Dortmunder<br />

Stadtwerke 2002b: 31). Die geringe Bedeutung der Rückmeldung aus <strong>Kunden</strong>sicht und die<br />

geringe Dienstleistungsorientierung dieser Aktivitäten unterstreicht die bei einer Fachveranstaltung<br />

der DSW getroffene Feststellung: „Erbringen mehrere Verkehrsunternehmen die<br />

ÖPNV-Leistung, könnten deren Profilierungsinteressen einem (gemeinsamen) <strong>Kunden</strong>dialog<br />

entgegen stehen“ (Dortmunder Stadtwerke 2002b: 34).<br />

„Qualitäts-Scouts“ oder „Qualitäts-Tester“ sind ein zweiter in der Branche verbreiteter<br />

Ansatz, mit <strong>Kunden</strong> in Kontakt zu kommen und ihre Bewertung der Dienstleistung zu ermitteln.<br />

Dieses Verfahren wird von Verkehrsunternehmen, wie der Berliner BVG (Buschmann<br />

2001: 69), von Verkehrsverbünden, wie dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR (Dortmunder<br />

Stadtwerke 2002: 14) und von Verbraucherorganisationen wie dem VCD (VCD 2002: 14)<br />

genutzt. Die Tester sind entweder Profis (VCD), semi-professionelle <strong>Kunden</strong>, die zu 40% den<br />

ÖPNV als ihr Hobby bezeichnen (BVG), oder repräsentativ ausgewählte Stammkunden, die<br />

sich auf einen öffentlichen Aufruf bewerben (VRR).<br />

Die Tester erhalten hierzu standardisierte Fragebögen und erläuternde Hinweise, teilweise<br />

mit Fotos. Die professionellen Tester werden darüber hinaus intensiv geschult. Die Fragebögen<br />

werden von Experten, meist Mitarbeiter des Verkehrsunternehmens, auf Grund ihrer<br />

Sichtweise und Einschätzung der Qualitätsmerkmale erstellt. Eine Überprüfung der getesteten<br />

Kriterien und des jeweiligen Bewertungsmaßstabs durch <strong>Kunden</strong> findet nicht statt. Die<br />

BVG hat zumindest untersucht, wie weit die Bewertung der semi-professionellen Hobby-<br />

Tester von der eines repräsentativen <strong>Kunden</strong>querschnitts abweicht. Dabei wurden nur bei<br />

drei von 17 untersuchten Kriterien befriedigende Übereinst<strong>im</strong>mungen ermittelt (Buschmann<br />

2001: 74). Während die Semi-Profis nahezu alle Kriterien als besonders wichtig einstuften,<br />

differenzieren Durchschnittsnutzer weitaus stärker.

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