Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB
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cher Augenhöhe“, der Kunde bleibt Objekt von Datenerhebungs- und Kommunikationsmaßnahmen.<br />
Diese Einschätzung trifft weitgehend auch auf die zahlreichen Verfahren zu, die von Verkehrsunternehmen<br />
mit dem Begriff der <strong>Kunden</strong>beteiligung versehen durchgeführt werden.<br />
Diese Aktivitäten wurden in den 90er Jahren beginnend von etlichen Verkehrsunternehmen<br />
mit dem Ziele kommuniziert, ihr Angebot und die <strong>Kunden</strong>orientierung zu verbessern.<br />
Verkehrsunternehmen sehen diese <strong>Kunden</strong>beteiligung durch unterschiedlichste Aktivitäten<br />
erfüllt. Diese können grob unterteilt werden in Gremien einerseits und Aktivitäten andererseits,<br />
die ihrem Charakter nach der Qualitätsmessung zugeordnet werden können.<br />
Zu den Gremien-Aktivitäten zählen <strong>Kunden</strong>foren und andere Beiräte unterschiedlichster<br />
Zusammensetzung und Aufgabenstellung (z.B. <strong>Kunden</strong>forum, Nahverkehrsbeirat, Behindertenbeirat,<br />
Fahrrad-Beirat). Die gängigen Nahverkehrsbeiräte, meist ein Treffen der lokalen<br />
professionellen oder semiprofessionellen verkehrspolitischen Akteure und Interessenvertreter,<br />
können dem Unternehmen jedoch keine Rückmeldungen über die Bewertung der<br />
Dienstleistung aus <strong>Kunden</strong>sicht geben. Ihnen fehlt die <strong>Kunden</strong>perspektive meist weitgehend,<br />
ihre pr<strong>im</strong>äre Aufgabe ist die verbandspolitische Profilierung.<br />
Wie diese Beteiligung in der Praxis aussieht, zeigt beispielhaft die Erarbeitung des Nahverkehrsplans<br />
in Berlin. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin hat nach eigenen<br />
Aussagen „unter breiter Teilnahme von Interessensverbänden, Verkehrsunternehmen und<br />
Verwaltungen die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für das Land Berlin bis einschließlich<br />
2004 erarbeitet.“ (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2000). 26 Die Teilnahme der<br />
Interessenvertretungen erfolgte in einer Reihe zeit- und kostenaufwendiger Podiumsveranstaltungen.<br />
Diese fanden an werktäglichen Nachmittagen statt und damit in einem Zeitraum,<br />
an dem die meist ehrenamtlichen Vertreter von Fahrgastverbänden – zumindest wenn sie als<br />
Arbeitnehmer hierfür Urlaub nehmen müssen – nicht teilnehmen können. Zu einzelnen<br />
Themenschwerpunkten wurden teilweise Experten aus dem Ausland (Schweiz, Schweden)<br />
eingeladen, um ihre Konzepte, Strategien und Erfahrungen zu berichteten. Dabei standen<br />
auch Themen auf der Agenda, die über Inhalt und Aufgabe des Nahverkehrsplans weit<br />
hinausgehen, z.B. die Liberalisierung des ÖPNV-Marktes und neue Organisationsstrukturen<br />
in Schweden.<br />
Einblick in die Arbeit des Vorbereitungsgremiums für den Nahverkehrsplan, dem Mitarbeiter<br />
der in Berlin aktiven Verkehrsunternehmen BVG A.ö.R., S-Bahn Berlin GmbH und DB AG<br />
angehörten, und in die Zwischenergebnisse der beiden mit der Erstellung des Nahverkehrsplans<br />
beauftragen Ingenieurbüros wurden jedoch vermieden. Kosten und Finanzierung des<br />
Nahverkehrsangebots sowie Opt<strong>im</strong>ierungsmöglichkeiten wurden ebenso wenig thematisiert<br />
– obwohl die krisenhafte Haushaltssituation des Landes bereits seit Jahren bekannt war –<br />
wie die erheblichen Umweltprobleme des ÖPNV (Dieselrußemissionen der Busse und die<br />
Lärmbelastungen durch den Schienenverkehr) und der umweltseitige Handlungsbedarf der<br />
Stadt.<br />
Berlin ist zwar seit über einem Jahrzehnt die Hauptstadt des deutschen Carsharing, dieser<br />
und andere <strong>Mobilitätsdienstleister</strong> wie das Taxigewerbe oder Fahrradvermieter wurde jedoch<br />
gar nicht erst einbezogen. Positive Erfahrungen der Zusammenarbeit zwischen dem lokalen<br />
Verkehrs- und den Carsharing-Unternehmen aus dem benachbarten Ausland waren nicht<br />
gefragt.<br />
26 http://www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/nahverkehrsplan/