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Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB

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23<br />

• Auf der Grundlage von Einw<strong>ohne</strong>r- und Arbeitsplatzdichte, Motorisierung sowie der<br />

soziodemografischen und sozioökonomischen Merkmale der Einw<strong>ohne</strong>r und ihren gruppenspezifischen<br />

Mobilitätsmustern wird für jede Verkehrszelle des untersuchten Gebiets<br />

(Berlin wird beispielsweise in rund 1.000 Verkehrszellen mit einer Fläche von jeweils<br />

rund 1 Quadratkilometer untergliedert) die Verkehrsnachfrage ermittelt, <strong>im</strong> Planerjargon<br />

die „Verkehrserzeugung“ durchgeführt.<br />

• Diese Nachfrage wird <strong>im</strong> zweiten Schritt auf dem bestehenden und um Planungsvarianten<br />

ergänzten Infrastrukturnetz, das den individuellen und den öffentlich-kollektiven Verkehr<br />

einschließt, rechnerisch abgewickelt (planerisch: „umgelegt“). Das Infrastrukturnetz<br />

und seine Kapazitäten sind dabei einem Schaltplan elektrischer Geräte vergleichbar.<br />

Dort, wo geringe Widerstände bestehen, fließt viel Strom, Nadelöhre mit hohem Widerstand<br />

versucht der Verkehrsstrom – so weit es geht – zu umgehen, bis sich wieder ein<br />

Gleichgewicht einstellt. Entscheidendes Kriterium ist der Faktor „Reisezeit“ des Verkehrsteilnehmers<br />

zwischen der „Quelle“ und dem „Ziel“. Nach dieser Logik wählen Fahrgäste<br />

mehrfaches anstrengendes Umsteigen, beispielsweise zwischen U-Bahn und Bus<br />

an Stelle einer durchgehenden Straßenbahnfahrt, um geringfügige Zeitvorteile zu nutzen.<br />

Sog. „weiche“ Qualitätskriterien werden dagegen nicht berücksichtigt (Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung 2003, Anhang 3: 2). Die langweilige Fahrt in der U-Bahn wird einer<br />

gleich schnellen oberirdischen S-Bahn-Fahrt bei Tageslicht und Aussicht auf städtisches<br />

Leben gleichgesetzt.<br />

Strukturdaten <br />

Verkehrserzeugung <br />

Verkehrsumlegung <br />

Betriebskonzept<br />

Fahr- und<br />

Dienstplan<br />

Betrieb<br />

Abb.2: Prozesskette (Workflow) der Angebotsentwicklung <strong>im</strong> ÖPNV: funktionale Sichtweise<br />

Auf der Grundlage dieser Verkehrsmodellierungen werden von den Verkehrsunternehmen<br />

ein Betriebskonzept, d.h. Wagenumlaufpläne, für die einzelnen ÖPNV-Linien erstellt, die<br />

Fahr- und Dienstpläne detailliert und schließlich der Betrieb durchgeführt (s. Abb. 2).<br />

3.2 Prognosemodelle: wenn Planer in die Kristallkugel blicken<br />

Die Nutzung dieser rechentechnisch sehr aufwendigen Verfahren wurde erst durch die<br />

rasante Entwicklung der Datenverarbeitung möglich – und umgekehrt angereizt. Inzwischen<br />

ist es möglich, den Weg jedes einzelnen Fahrzeugs <strong>im</strong> Straßenverkehr ganzer Stadtgebiete<br />

zu s<strong>im</strong>ulieren und dabei z.B. den Effekt von variierten Ampelschaltungen oder variierter<br />

Fahrspurzuordnung (wie z.B. Abbiegespuren) am Bildschirm zu beobachten. Voraussetzungen<br />

hierfür sind jedoch hoch aufgelöste digitale Stadt- und Infrastrukturpläne sowie umfangreiche<br />

und detaillierte statistische Erhebungen, von den soziodemografischen Merkmalen<br />

der Einw<strong>ohne</strong>r jeder Verkehrszelle bis zur Verkehrsstärke und -zusammensetzung auf einzelnen<br />

Straßen- und Schienenabschnitten.<br />

Sehr ähnliche Verfahren werden in Verkehrsmanagementzentralen genutzt. Japanische<br />

Städte sind längst das Mekka der Verkehrsleittechniker. Allein in Tokio erfassen 17.000<br />

Sensoren die tägliche Blechlawine. Die Computer steuern mit diesen Informationen Ampel-

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