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Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB

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können. Zentrales Ziel ist es, marktfähige Angebote zu finden, für die eine Nachfrage und<br />

eine Zahlungsbereitschaft besteht.<br />

Der heutige Beförderungsfall könnte – zumindest in der marktwirtschaftlichen Logik – in eine<br />

<strong>Kunden</strong>rolle kommen, wenn die Verkehrsunternehmen dabei Gewinne machen könnten. Der<br />

Kunde, der letztlich über den Erfolg eines neuen Produkts entscheidet, erhält damit eine<br />

zentrale Rolle, die er in dieser Branche bisher nicht hatte.<br />

Wie die Rahmenbedingungen für kundenorientierte Angebote des öffentlichen Verkehrs<br />

künftig gestaltet sein müssten, ist bisher weder in der politischen Arena noch bei den Branchenvertretern<br />

ein Thema. Konzeptionelle Stärke und Fähigkeit zur Umsetzung sind in der<br />

deutschen Verkehrspolitik wie in der ÖPNV-Branche Mangelware. Ob es an den Haltestellen<br />

des öffentlichen Verkehrs künftig <strong>Kunden</strong> geben wird, ist somit noch lange nicht absehbar.<br />

3 Wie entsteht das ÖPNV-Angebot heute?<br />

3.1 Das Diktat der Verkehrsmodellierer<br />

Das verkehrliche Angebot der meisten Verkehrsunternehmen basiert auf in Jahrzehnten<br />

gewachsenen Liniennetzen, Bedienzeiten und Verkehrsfrequenzen. Be<strong>im</strong> schienengebundenen<br />

Verkehr mit S-, Straßen- und U-Bahnen sind Variationen systembedingt nur in den<br />

Bedienzeiten und der Taktdichte möglich. Aber auch be<strong>im</strong> Busverkehr kommen Erweiterungen<br />

oder Veränderungen von Teilnetzen sehr selten vor. Ausnahmen hiervon gab es in den<br />

Großstädten und Ballungsräumen sowie in den neuen Bundesländern. Hier waren Neugestaltung<br />

von Teilnetzen und auch Infrastrukturerweiterungen noch in den 90er Jahren keine<br />

Ausnahmen. Infrastrukturinvestitionen werden auf Grund der leeren Haushaltskassen künftig<br />

jedoch weitgehend ausbleiben.<br />

Den Angebotsentwicklungen und -planungen der öffentlichen Verkehrsunternehmen liegen<br />

die Methoden der „modernen“ Verkehrsplanung zu Grunde. Diese entstand in den 60er Jahren<br />

des letzten Jahrhunderts <strong>im</strong> Zusammenhang mit der steigenden Motorisierung und dem<br />

Entstehen hochgradig verkehrserzeugender Siedlungsstrukturen. Mobilitätswachstum, Zeiteinsparung<br />

und Freiheit bei der Verkehrmittelwahl waren – und sind noch <strong>im</strong>mer – ihre<br />

Dogmen. Die täglich zurückgelegten Wege und deren Veränderung hinsichtlich Anzahl,<br />

Länge, Zweck und genutztem Verkehrsmittel stehen dabei <strong>im</strong> Mittelpunkt. Wegezahlen und<br />

die diesbezüglich erwarteten Veränderungen stellen die Grundlagen der Planung dar.<br />

Räumliche Strukturen, insbesondere Einw<strong>ohne</strong>r- und Arbeitsplatzdichte der „Verkehrszellen“<br />

sowie die Infrastrukturnetze werden als wesentliche erklärende Größen für das Verkehrsgeschehen<br />

gesehen. Den Modellvorstellungen liegen meist schematische Quelle-Ziel-Beziehungen<br />

zu Grunde und nicht, was zutreffender wäre, Wegeketten (vgl. Trostorff 2002: 26).<br />

Subjektbezogene Einflüsse spielen in diesem Ansatz keine Rolle. Das Verkehrsverhalten der<br />

Einw<strong>ohne</strong>r einer „Verkehrszelle“ wird vielmehr auf der Grundlage ihrer soziodemografischen<br />

und sozioökonomischen Merkmale variiert. Hierzu wird auf ein Set altersgruppen- und einkommensspezifischer,<br />

durchschnittlicher Mobilitätsmuster so genannter verhaltenshomogener<br />

Gruppen zurückgegriffen, die aus schriftlichen – in jüngster Zeit auch telefonischen –<br />

Befragungen statistisch abgeleitet wurden.<br />

Die auf diesen Methoden basierenden Planungsverfahren bestehen aus zwei Schritten:

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