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Mobilitätsdienstleister ohne Kunden. Kundenorientierung im ... - WZB

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Nun gibt es keine für alle Marktteilnehmer einheitlichen Kriterien für Erfolg oder Misserfolg<br />

des ÖPNV. Die unternehmerischen Interessen der möglichst nachhaltigen Gewinnmax<strong>im</strong>ierung<br />

und das öffentliche Interesse an den Leistungen des ÖPNV zu möglichst geringen<br />

Kosten für die Allgemeinheit unterscheiden sich erheblich.<br />

Das erstgenannte unternehmerische Interesse lässt sich in zwei zentrale Einzelziele aufgliedern:<br />

• Pr<strong>im</strong>är ist die Ertragssituation des Unternehmens zu verbessern. Das bedeutet, die Relation<br />

zwischen Kosten und Erlösen zu opt<strong>im</strong>ieren. Dazu sind alle diejenigen Schritte zu<br />

gehen, die einen positiven Saldo aus Einnahmezuwächsen und Mehrkosten erwarten<br />

lassen. Umgekehrt sind alle Kosten senkenden Aktivitäten richtig, die höhere Kostensenkungen<br />

bewirken, als Ertragsrückgänge von ihnen ausgehen könnten.<br />

• Das derzeitige Bediengebiet – der heutige Markt eines Verkehrsunternehmens – ist<br />

abzusichern und neue Märkte sind zu erschließen. Das Unternehmen muss dazu die<br />

Hürden für einen Zugang in „seinen“ Markt für die Konkurrenz möglichst hoch legen und<br />

zugleich Konzepte, Strategien sowie Initiativen entwickeln, um andere Märkte übernehmen<br />

zu können.<br />

Die Aufgabenträger als Vertreter der öffentlichen Hand haben dagegen ein komplexes Set<br />

an verschiedenen, zum Teil sich ergänzenden, zum Teil miteinander konfligierenden Zielen<br />

zu verfolgen:<br />

• Gleiche Mobilitätschancen sollen für <strong>Kunden</strong> aller sozialen Schichten, Altergruppen,<br />

Ethnien, auch für Mobilitätsbeeinträchtigte usw., alle Verkehrszwecke vom Berufs- bis<br />

zum Ausflugsverkehr und für das gesamte Bediengebiet möglichst Rund um die Uhr<br />

gewährleistet werden.<br />

• Der Gesamtverkehrsmarkt soll, insbesondere <strong>im</strong> Hinblick auf die Infrastrukturnutzung,<br />

opt<strong>im</strong>al gesteuert werden (volkswirtschaftliche Effizienz).<br />

• Die Effizienz und Effektivität der zur Förderung eingesetzten Finanzmittel soll hoch und<br />

gesichert sein.<br />

• Umwelt-, Kl<strong>im</strong>a- und Ressourcenschonung, die sog. externen Effekte, sollen – auch <strong>im</strong><br />

Blick auf das Gesamtverkehrssystem – erreicht werden.<br />

• Zahlreiche lokale und regionale politische Ziele und planerische Festlegungen sollen<br />

berücksichtigt werden. Diese umfassen u.a. die Wirtschaftsentwicklung, die Standortpolitik,<br />

die Flächennutzungs- und Stadtentwicklungsplanung.<br />

Die Herausforderung für die Aufgabenträger besteht darin, die Interessen der Besteller und<br />

Ersteller mit dem Instrument der Ausschreibung, Bewertung und vertraglichen Bestellung<br />

von ÖPNV-Verkehren soweit als möglich miteinander in Einklang zu bringen. Zur Umsetzung<br />

sollten die unter Berücksichtigung der divergierenden Interessen vermittelten Anreize und<br />

Ziele daher gleichlautend sein. Auf diese Weise könnte es gelingen, das an langfristiger<br />

Gewinnmax<strong>im</strong>ierung und Marktexpansion orientierte Verkehrsunternehmen mit den aus<br />

öffentlichem Interesse zu verfolgenden Zielen in Übereinst<strong>im</strong>mung zu bringen. Im günstigsten<br />

Fall würden die Unternehmen mit der Verwirklichung ihrer eigenen Ziele zugleich die<br />

Ziele der Aufgabenträger erfüllen.<br />

Allein diese kurze Analyse lässt die Schwierigkeiten ahnen, mit denen ein Aufgabenträger<br />

konfrontiert ist. Eine ausgeprägte <strong>Kunden</strong>orientierung des Aufgabenträgers und eine entsprechende<br />

Ausgestaltung des Leistungsprofils der ausgeschriebenen Verkehre sind nicht<br />

zu erwarten.

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